Lucius Cornelius Sulla Felix (* um 138/134 v. Chr.; † 78 v. Chr.; manchmal auch Sylla geschrieben) war ein römischer Politiker und Feldherr, der als Diktator die Republik nach seinen Vorstellungen wiederherstellen wollte, durch seine Handlungen aber noch zum Zerfall des Staates beitrug.
Herkunft und Karriere
Sulla stammte aus der einflussreichen patrizischen Familie der Cornelier, innerhalb dieser jedoch aus einem Zweig der recht verarmt war und kaum bedeutende Persönlichkeiten hervorbrachte. Er soll in sehr einfachen Verhältnissen aufgewachsen sein und wurde bekannt, als er während des Krieges gegen Jugurtha durch geschickte Verhandlungen die Auslieferung des numidischen Königs erreichte. Auch im Krieg gegen die Kimbern und Teutonen diente er unter Gaius Marius, mit dem er aber zeitlebens rivalisierte. Zu Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. war Sulla Statthalter im Osten und führte als erster Römer Verhandlungen mit den Parthern. Im Bundesgenossenkrieg zeichnete er sich aus und wurde für 88 v. Chr. zum Consul gewählt.
Marsch auf Rom
Noch bevor er den ihm vom Senat übertragenen Krieg gegen den König Mithridates von Pontus beginnen konnte, setzte der Volkstribun Publius Sulpicius Rufus in der Volksversammlung durch, dass das Oberkommando an Sullas Feind, den greisen Marius, übertragen wurde. Daraufhin zog Sulla mit seinem Heer in die Stadt Rom ein: Seine Soldaten hatte er zu diesem bis dahin unerhörten Schritt mit dem Hinweis bewegen können, Marius würde sich andere Soldaten suchen, denen dann Ruhm, Beute und die anschließende Versorgung mit Land zufallen würde. Die Legionäre sahen sich daher in einem Klientelverhältnis zu Sulla und folgten ihm bedingunsglos, während die Offiziere die Teilnahme verweigerten.
Sulla verjagte seine politischen Gegner und machte den Beschluss der Volksversammlung rückgängig, konnte aber nicht verhindern, dass sie nach seinem Abmarsch wieder die Macht in Rom übernahmen. Mit seinem Heer eroberte er zunächst Griechenland zurück (Erstürmung von Athen 86 v. Chr.), schloss mit Mithridates dann aber schon 85 v. Chr den Frieden von Dardanos, um nach Rom zurückkehren zu können.
Sulla
Bürgerkrieg
Nach seiner Landung in Italien 83 v. Chr. setzte sich Sulla in erbitterten Kämpfen gegen seine Gegner durch, zu denen auch die letzten aufständischen Italiker gehörten. Nach dem Sieg im Bürgerkrieg erklärte Sulla tausende Römer für vogelfrei (Proskriptionen); viele seiner Anhänger (z.B. Crassus oder Chrysogonus) bereicherten sich schamlos.
Diktatur und Ende
Sulla ließ sich 82 v. Chr. zum Diktator ernennen; im Gegensatz zu früheren Diktatoren übte er dieses Notstandsamt ohne zeitliche Befristung aus. Er reformierte die Verfassung grundlegend, um die Rolle des auf 600 Mitglieder erweiterten Senats zu stärken, während die Bedeutung des Volkstribunats stark eingeschränkt wurde. Auch die Besetzung von Gerichtshöfen und die Provinzverwaltung regelte Sulla im konservativen Sinne (siehe Leges Corneliae).
79 v. Chr. legte Sulla schließlich die Diktatur nieder und starb im Jahr darauf, von einer quälenden Krankheit befallen. Sein Ziel, den Staat zu stabilisieren, insbesondere die führende Rolle des Senats wiederherzustellen, hatte er nicht erreicht und den Ausbruch neuer Unruhen und Bürgerkriege nicht verhindert, da er mit der (teils politischen, teils physischen) Ausschaltung der Popularen die eine Ursache der Krise der Republik beseitigt hatte, die andere aber beibehielt: Die Heeresclientel, mit der er selbst zweimal zur Macht gelangt war. Sullas Maßnahmen wurden daher bereits im Jahre 70 später unter dem Konsulat von Pompeius wieder aufgehoben, der sich in den Kriegen gegen Sertorius und Spartacus eine große Heeresclientel geschaffen hatte.
Wertung
Das historische Urteil über Sulla ist erwartungsgemäß sehr geteilt. Oft wurde er, nicht nur wegen der Proskriptionen, sondern auch wegen des letztendlichen Scheiterns seiner Reformversuche, sehr negativ beurteilt. Positiver dagegen etwa Theodor Mommsen in seiner Römischen Geschichte Mitte des 19. Jahrhunderts:
Die Nachwelt hat weder Sulla selbst noch sein Reorganisationswerk richtig zu würdigen verstanden, wie sie denn unbillig zu sein pflegt gegen die Persönlichkeiten, die dem Strom der Zeiten sich entgegenstemmen. In der Tat ist Sulla eine von den wunderbarsten, man darf vielleicht sagen eine einzige Erscheinung in der Geschichte.
Plutarch's Parallele Lebensbeschreibungen Alkibiades und Coriolanus - Alexander der Große und Julius Caesar - Aratos & Artaxerxes und Galba & Otho - Aristides und Cato der Ältere Crassus und Nikias - Demetrios und Antonius - Demosthenes und Cicero - Dion und Brutus - Fabius und Perikles - Lucullus und Kimon Lysander und Sulla - Numa und Lykurgos - Pelopidas und Marcellus - Philopoemen und Flamininus - Phokion und Cato der Jüngere - Pompeius und Agesilaos Poplicola und Solon - Pyrrhos und Gaius Marius - Romulus und Theseus - Sertorius und Eumenes |
Literatur
Karl Christ: Sulla. Eine roemische Karriere. Beck, München 2002, ISBN 3-406-49285-1. (BMCR Review)
Theodora Hantos: Res publica constituta. Die Verfassung des Dictators Sulla. Steiner, Stuttgart 1988 (Hermes Einzelschriften, 50), ISBN 3-515-04617-8.
Arthur Keaveney: Sulla. The Last Republican. Croom Helm, London 1982, ISBN 0-7099-1507-1.
Wolfram Letzner: Lucius Cornelius Sulla. Versuch einer Biographie. Lit, Münster [u.a.] 2000, ISBN 3-8258-5041-2.
Belletristische Darstellungen
Hans Heyck: Der Glückliche. Roman einer Diktatur, Leipzig 1944.
Peter Green: Der Purpur der Macht, Stuttgart 1960.
Jutta Deegener: Sulla. Roman über die Spätzeit der Römischen Republik, München 1998.
Colleen McCullough: Die Macht und die Liebe, München 1996.
Colleen McCullough: Eine Krone aus Gras, München 1998.
Weblinks
Literatur von und über Sulla im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Antikes Griechenland
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