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Forum Romanum, links Tempel des Antoninus Pius und der Faustina
In nahezu jeder römischen Stadt gab es ein Forum als Zentrum des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Lebens. Der älteste derartige Platz war das Forum Romanum, also das Forum in Rom, das ein Spiegel der gesamten römischen Geschichte ist und als Zentrum der politischen Macht in der Stadt Rom und dem römischen Reich gelten muss.
Geschichte
Ursprünglich war das Forum Romanum ein sumpfiges Tal neben dem Palatin, in dem die latinischen Siedler ihre Toten bestatteten. Erst ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. wurde das Gebiet wirklich bewohnbar, nachdem der Sumpf über die Cloaca Maxima ausgetrocknet worden war.
Hier, wo die Märkte jetzt sind, lagen früher morastige Sümpfe, Löcher, mit Wasser gefüllt, stieg im Tiber die Flut. Das ist der Lacus Curtius, wo im Trockenen ein Altar jetzt steht: Festes Land heute, war es doch früher ein See. Wo das Velabrum jetzt den Festzug zum Circus geleitet, war einst nur Weidengestrüpp, wankendes Schilfrohr zu sehn.
(Ovid, Fasten, VI, 401-406)
Um 490 v. Chr. wurden zwei Tempel im Tal erbaut, die den Göttern Saturn und Castor gewidmet waren. Dadurch entwickelte sich der Forumsplatz schnell zum Zentrum der jungen Stadt.
Nördlich von diesem Platz wurde bald ein zweiter Platz angelegt, das Comitium. Hier wurde der größte Teil der römischen Politik gemacht, da der Senatssitz, die Curia, und die Rostra, die öffentliche Rednertribüne, direkt daneben lagen.
145 v. Chr. wurde das politische Geschehen vom Comitium wieder auf das Forum zurückverlagert. Nach dem Tode Gaius Iulius Caesars wurde das Comitium dann endgültig aufgelöst und das Forum stark erweitert: Das sogenannte Forum Iulium war geschaffen.
Unter Augustus wurde das Forum stark umgestaltet; durch die umfangreiche Verwendung von Marmor entstand so ein äußerst prunkvoller Platz, vergleichbar vielleicht mit der Akropolis in Athen. Durch geschickte Assoziationen verband Augustus die unter seiner Herrschaft neu errichteten Bauwerke mit der Familie der Iulier, um seinen Machtanspruch direkt von den Göttern abzuleiten. Besonders deutlich wurde dies bei der bewussten Parallelisierung von Pollux und Castor, den Dioskuren, mit den Söhnen des Augustus.
Unter den folgenden Kaisern verlagert sich der Schwerpunkt des Forums auf prächtige religiöse Zeremonien. Da das Forum Romanum ab der späten Republik zu klein geworden war, errichteten ab Caesar einige Herrscher die sogenannten Kaiserforen (Caesarforum, Augustusforum, Friedensforum der Flavier, Nervaforum, Trajanforum), die zwar einige Aufgaben des Forum Romanum übernahmen, es aber nie vollständig ersetzen konnten.
Das letzte antike Bauwerk, das auf dem Forum Romanum errichtet wurde, war die im Jahr 608 zur Zeit von Papst Bonifatius IV. errichtete Phokas-Säule zu Ehren des oströmischen Kaisers Phokas, dem damaligen Oberherrn der Stadt.
Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reichs geriet das Forum Romanum in Vergessenheit und wurde mehr Legende als Erinnerung. Es trug zeitweilig den Namen Campo Vaccino („Kuhweide“). Erst in der Renaissance gingen die meisten Bauwerke durch Plünderung als Steinbruch unter anderem auch für den Petersdom verloren.
Mit dem wieder erwachenden Interesse an der Antike während der Renaissance kehrt das Forum wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen zurück; ab dem Ende des 18. Jahrhunderts werden erste Ausgrabungen unternommen.
Triumphbogen des Septimius Severus
Die Monumente des Forum Romanum
Die Monumente des Forums lassen sich grob in drei Gebäudetypen, die unterschiedlichen Zwecken dienten, einteilen: Tempel und andere religiöse Bauten, politisch genutzte Bauten und wirtschaftlich bedeutsame Gebäude. Eine klare Trennung der Nutzung war allerdings durchaus nicht immer gegeben – so wurde der Saturn-Tempel auch zur Verwahrung des römischen Staatsschatzes und ganz profan auch für öffentliche Bekanntmachungen genutzt.
Religiöse Bauten
Einige der ältesten und wichtigsten Heiligtümer vor allem aus republikanischer Zeit finden sich auf dem Forum Romanum. Der Tempel des Saturn hat eine lange Vorgeschichte. Zuerst gab es wohl einen Altar, bereits dem Saturn (Gott des Ackerbaus) geweiht. 498 v. Chr. wurde dann der Tempel eingeweiht. Nach einem Brand wurde er 42 v. Chr. wieder aufgebaut, die heute sichtbaren Reste entsprechen der Renovierung von 283. Die öffentlichen Bekanntmachungen (Acta diurna) wurden am Tempel angeschlagen. Das Aerarium, der römische Staatsschatz, wurde hier aufbewahrt. Das Heiligtum der Venus Cloacina diente staatlichen Reinigungszeremonien, so nach Beendigung des Streits um den Raub der Sabinerinnen. Nach einem erhaltenen Münzbild zu schließen war das Heiligtum nicht überdacht und bestand nur aus der Umfassungsmauer und zwei Kultbildern. Nur das Fundament ist erhalten. Der Janustempel war dem zweigesichtigen Gott Ianus gewidmet. Eigentlich war es ein Doppelbogen über dem Argiletum, der Straße zwischen Basilica Aemilia und Curia. Die Türen des Janustempels wurden geöffnet, wenn sich Rom im Krieg befand und geschlossen, wenn in keinem Teil des Reiches ein Krieg stattfand. Heute ist nichts mehr erhalten. Lapis Niger (lat. Schwarzer Stein) bezeichnet eine quadratische Fläche aus schwarzem Marmor, an der nach der Überlieferung Romulus wegen Machtmissbrauch von den Senatoren ermordet wurde. Ausgrabungen erbrachten ein frührömisches Heiligtum des Vulcanus. Der Volcanal, der Altar des Vulcanus, dem Gott des Feuers ist eines der ältesten Heiligtümer des Forums, das der Sabinerkönig Titus Tatius gegründet haben soll. Der Umbilicus urbis galt als Nabel des Imperium Romanum und somit der Welt. Weiter galt er als Stelle, an der sich Ober- und Unterwelt berührten, so dass hier Opfer dargebracht wurden. Hier findet man also auch die durchaus gewollte Doppelnutzung als Heiligtum und deren politische Bedeutung. Der Porticus der Dei Consentes, oberhalb des Saturn-Tempels gelegen und wahrscheinlich 367 wiederaufgebaut ist ein Gebäude mit sechs Räumen, darin waren anscheinend die zwölf vergoldeten Statuen der Dei Consentes (je sechs Götter und sechs Göttinnen) nach griechischem Vorbild aufgestellt.
Der Concordia-Tempel liegt am nördlichen Rand des Forums und war der römischen Göttin der Eintracht, Concordia, gewidmet. Gegründet worden sein soll er bereits zum Ende der Standeskämpfe 367 v. Chr., was aber stark umstritten ist. Umgestaltet wurde der Concordia-Tempel um die Zeitenwende durch Tiberius. Heute sieht man nur noch das Podium, unter der Treppe zum Kapitol gelegen. Zeitweise wurde der Tempel für Senatssitzungen genutzt. Die Aedes Castoris, auch Dioskurentempel oder Tempel des Castor und Pollux (den Söhnen des Zeus) genannt, war einer der ältesten Tempel des Forum Romanum. Heute sieht man die neu errichtete und umgestaltete Form aus der Zeit des Augustus. Die Juturna-Quelle entsprang am Fuße des Palatin. Wie alle Quellen wurde auch diese als Gottheit verehrt (in diesem Falle als Nymphe Iuturna), ihr Wasser wurde als heilbringend angesehen. Die Regia war in ihrer Geschichte Sitz des Rex Sacrorum und des Pontifex Maximus. Hier fanden die Versammlungen der Pontifices statt und hier wurden auch die Annalen der Stadt verwahrt. Der Tempel der Vesta war das zentrale Heiligtum des Forum Romanum. Hier wurde Vesta, die keusche Hüterin des Feuers verehrt. Der heilige Raum des Tempels, geschmückt mit einer Statue der Pallas Athene durfte nur von den Vestalinnen und dem Pontifex Maximus betreten werden. Männer durften den Tempel nachts gar nicht betreten. Die hoch geehrten und jungfräulichen Vestalinnen wohnten im direkt daneben liegenden Haus der Vestalinnen (Atrium Vestae), einer prunkvoll ausgestatteten, zweigeschossigen Villa.
Der Tempel des Antoninus Pius und der Faustina ist der besterhaltene Tempel des antiken Rom. Erbaut von Kaiser Antoninus Pius zu Ehren seiner Frau und nach seinem Tod auch ihm gewidmet verdankt er seine Erhaltung der Umwidmung in eine Kirche im 11. Jahrhundert. Der archaische Friedhof zeigt den später nicht überbauten Rest der ehemals über das ganze Forumsgebiet verteilten Gräber. Etwa 40 bis ins 9. Jahrhundert v. Chr. zurückgehende Gräber sind erhalten. Der sogenannte Tempel des Romulus (angeblich zu Ehren des Sohns des Maxentius errichtet) befindet sich zwischen dem Tempel des Antoninus Pius und der Faustina und der Maxentiusbasilika. Auch er verdankt seine gute Erhaltung der Umwidmung - bereits in der ausgehenden Spätantike (im 6. Jahrhundert) - in eine Kirche. Wahrscheinlich war der Tempel Iupiter Stator gewidmet, daneben wurden auch die Penaten hier verehrt. Der Doppel-Tempel der Venus und der Roma liegt auf dem Abhang zum Kolosseum hin. Die dem Forum zugewandte Cella war der Roma, der Stadtgöttin, geweiht, die zum Kolosseum hin ausgerichtete Cella beherbergte den Kult der Venus. Heute ist in der westlichen Cella das Antiquarium am Forum Romanum eingerichtet.
Rekonstruktion des Atrium Vestae von Christian Hülsen (1905)
Säkulare Bauten
Das Comitium war der Ort der römischen gesetzgebenden Volksversammlung (Comitia). Ursprünglich war es wohl nur ein offener Platz und erhielt später seine runde Form. Nach vielfältigen Umbauten und der Verlagerung der Versammlungen auf das Forum deutet heute nichts mehr auf die frühere Wichtigkeit hin. Die Rostra waren das Rednerpult am Comitium. Die im Kampf gegen die Volsker erbeuteten Schiffsschnäbel wurden hier am Forum aufgebaut. Der Goldene Meilenstein neben den Rostra, das Miliarium Aureum war eine Bronze-Säule mit den Namen und Entfernungen aller Provinzhauptstädte. Errichtet von Augustus entstand so das Sprichwort: Alle Wege führen nach Rom. Die Curia Iulia war, als Nachfolgebau der Curia Hostilia, der Versammlungsort des Senats. Die Curia Hostilia bildete zusammen mit dem Comitium und den Rostra den politischen Schwerpunkt des Forums. Umgestaltet wurde das Gebiet vor allem durch Gaius Iulius Caesar und Augustus, die die neue Curia erbauten. Der Ziegelbau mit Zugang zum ebenfalls neu erbauten Forum Iulium verdankt sein heutiges Aussehen Diokletian, der ihn nach einem Brand neu errichtete. Die Nutzung als Kirche ab dem Frühmittelalter (7. Jahrhundert) erklärt den hervorragenden heutigen Erhaltungszustand. Die bronzenen Eisentüren sind Nachbildungen, die Originale findet man im Hauptportal der Lateranbasilika. Der Carcer Tullianus war das Staatsgefängnis Roms, berühmte Gefangene waren unter anderem: Jugurtha, Vercingetorix und Gaius Sempronius Gracchus. Die christliche Legende nennt ihn auch als Ort, wo die Apostel Petrus und Paulus gefangen gehalten wurden.
Besonders prachtvoll gestaltet wurden „Propagandabauten“, die – auch hier wieder die gewollte Doppelfunktion – oft auch als Tempel errichtet wurden. Der Septimius-Severus-Bogen wurde 203 n. Chr. zur Erinnerung an die Erfolge von Septimius Severus, Caracalla und Geta gegen die Parther im Osten errichtet. Der mehr als 20 Meter hohe und mit pentelischem Marmor verkleidete Bogen weist eine Inschrift auf, aus der Geta nach seiner Ermordung nachträglich getilgt und überschrieben wurde. Der Tempel des Vespasian und des Titus war den Flaviern Vespasian und Titus nach ihrer Apotheose gewidmet und wurde unter Domitian fertiggestellt. Drei korinthische Säulen sind erhalten. Der Domitianische Gebäudekomplex war das Verbindungsglied zwischen dem Forum und dem Palatin, wohl ein großartiger Eingangstrakt zu den Kaiserpalästen. Die Prätorianerwache muss wohl ebenfalls hier untergebracht worden sein.
Der Tempel des Divus Iulius oder Caesar-Tempel wurde von Augustus zu Ehren seines unter die Götter erhobenen Adoptivvaters Gaius Iulius Caesar im Jahre 29 v. Chr. an der Stelle errichtet, an der der Leichnam Caesars verbrannt wurde. Erwähnenswert ist auch der Bogen des Augustus.
Der Titusbogen wurde aus Marmor Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu Ehren des vergöttlichten Kaisers Titus für dessen Sieg über die Aufständischen in Judäa und die Eroberung Jerusalems errichtet. Der Bogen steht am höchsten Punkt der Straße von Forum zum Kolosseum. Im Mittelalter wurde er als Eingang zur Festung der Familie Frangipani genutzt. Der Titusbogen diente als Vorbild für den Arc de Triomphe in Paris. Die Phokas-Säule gilt als das letzte antike auf dem Forum errichtete öffentliche Bauwerk. Die Säule wurde 608 zu Ehren des oströmischen Kaisers Phokas durch dessen Exarchen Smaragdus erbaut und trug wohl seinerzeit eine vergoldete Statue des Kaisers.
Wirtschaftsgebäude
Die Basilica Aemilia ist die einzige noch heute sichtbare der ursprünglich 4 Basiliken aus der römischen Republik. Sie trug nach ihren beiden Erbauern erst den Namen Basilica Aemilia et Fulvia, da sich aber nur die Aemilier bei Restaurierungen in den folgenden Jahrhunderten weiter darum kümmerten wurde sie zur Basilica Aemilia. Nach mehreren Restaurierungen wurde sie nach der Zerstörung 410 durch Alarich ein letztes mal neu aufgebaut.
Benannt ist die Basilica Iulia nach der Gens ihres Erbauers, Gaius Iulius Caesar. Sie diente als Versammlungsgebäude des Senats und war die bis dahin größte errichtete Basilica. Heute ist leider nur noch sehr wenig erhalten.
Die Maxentius- (oder Konstantins)-Basilika ist die größte und als letzte errichtete römische Basilika. Sie sollte Maxentius als Empfangshalle dienen, wurde aber nach seiner Niederlage an der Milvischen Brücke und seinem Tod von seinem Widersacher Konstantin vollendet. Der architektonische Höhepunkt ist die Kreuzgewölbe-Decke, die bei einem Erdbeben 1349 einstürzte.
Literatur
Coarelli, Filippo: Rom. Ein archäologischer Führer. Freiburg, Herder, 1975. ISBN 3805326858
Grant, Michael: Die Geschichte Roms. Von den Etruskern bis zum Untergang des Römischen Reiches. Bindlach, Gondrom, 1993. ISBN 3404640845
Kissel, Theodor: Das Forum Romanum. Leben im Herzen Roms, Artemis, 2004. ISBN 3760823076
Martinelli, Maurizio (Hg.): Das ganze antike Rom. Gestern und heute. Florenz, Bonechi, 1997.
Matt, Leonard von; Barelli, Franco: Rom. Kunst und Kultur der Ewigen Stadt. Köln, DuMont, 1975. ISBN 3770107071
Romanelli, Pietro: Das Forum Romanum. Rom, Istituto Poligrafico dello Stato, 1972.
Stützer, Herbert Alexander: Kunst und Leben im antiken Rom. Köln, DuMont, 1994. ISBN 3770133692
Vickers, Michael (Hg.): Rom. Kunst und Kultur alter Völker. Erlangen, Müller, 1991. ISBN 3860702203
Antikes Griechenland
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