Aulus Vitellius (* 7. oder 24. September 12 oder 15 n. Chr.; † 20. Dezember 69 in Rom) war im Jahr 69 römischer Kaiser. Er war einer der vier Kaiser des Vierkaiserjahres in den Wirren des Bürgerkrieges nach Neros erzwungenem Selbstmord am 9. Juni 68. Der Kaiserbiograf Sueton beschreibt ihn als einen herrschsüchtigen Trunkenbold, der aufgrund seiner robusten Sprache großes Ansehen bei seiner Truppe besaß.
Denar des Vitellius
Leben
Familie und Aufstieg
Aulus Vitellius war Sohn des Lucius Vitellius (Konsul 34, 43 und 47), der an den Höfen der Kaiser Tiberius, Caligula und Claudius einflussreiche Positionen bekleidete, und der Sextilia. Aulus gehörte damit zu einer der führenden Familien der Senatsaristokratie und wurde bereits 48 Konsul.
In erster Ehe war Vitellius mit Petronia verheiratet (wohl einer Tochter des Publius Petronius, der seinem Vater Lucius Vitellius in der Leitung Syriens folgte). Aus dieser Ehe stammte ein Sohn Petronianus Vitellius, der auf einem Auge blind war. Die nicht unvermögende Petronia setzte ihn unter der Bedingung zum Erben ein, dass er aus der väterlichen Gewalt entlassen würde. Daher erklärte Vitellius ihn für mündig, „ließ ihn aber, wie man glaubt, bald darauf umbringen, indem er ihn noch dazu beschuldigte, daß er ihm selbst nach dem Leben getrachtet und dann das zu seinem verbrecherischen Vorhaben vorbereitete Gift aus Gewissensbissen selbst getrunken hätte.“[1]
Vitellius, Peter Paul Rubens
Dass sich Petronia bereits nach kurzer Zeit von dem Alkoholiker mit dem auffällig roten Gesicht getrennt hatte, konnte Vitellius nie verwinden. Noch Ende April 69 liess Vitellius ihren zweiten Gatten Gnaeus Cornelius Dolabella heimlich ermorden.[2] Vitellius selbst heiratete in zweiter Ehe Galeria Fundana, von der er einen Sohn und eine Tochter hatte, die beide im Jahr 69 ermordet wurden.
Unter Nero war er 60/61 Prokonsul der Provinz Africa, anschließend dort Legat unter seinem Bruder Lucius, der ihm als Statthalter nachgefolgt war. Anfang 62 nahm er am Prozess gegen Antistius teil. Ende 68 machte ihn Neros Nachfolger Galba zum Befehlshaber des Heeres in Untergermanien.
Vitellius, Museo nazionale della Civiltà Romana: Quelle und ©: www.livius.org
Kaisererhebung
Nach dem Aufstand des Julius Vindex herrschte große Unzufriedenheit in der römischen Rheinarmee, da diese nach der Niederschlagung des Aufstands von Kaiser Galba nicht ausreichend bedacht worden war.
Vitellius nutzte die Gunst der Stunde und ließ sich am 2. Januar 69 von den germanischen Legionen in Köln zum Kaiser ausrufen, wobei ihm das Schwert des Julius Caesar, das im Kölner Marstempel aufbewahrt wurde, als Symbol für seinen Machtanspruch überreicht wurde.
Kurze Zeit später marschierte er mit seinen Legionen nach Rom, wo er für kurze Zeit die Macht übernahm.
The Emperor Aulus Vitellius, Paolo Farinati
Niederlage und Tod
Allerdings regte sich auch heftiger Widerstand gegen die Machtübernahme. So wurde Mitte des Jahres 69 Titus Flavius Vespasianus, der sich mit seinen Legionen in Judäa befand, durch seine Truppen zum Kaiser ausgerufen. Vespasian erfreute sich einiger Sympathien im Senat und im Heer, so dass sich schnell eine Streitmacht von fünf Legionen gegen Vitellius aufstellen ließ.
Vitellius wurde schließlich am 20. Dezember 69 unter der Führung des Antonius Primus aus dem Kaiseramt gejagt. Er wurde öffentlich vorgeführt, am Haken durch Rom geschleift und tot in den Tiber geworfen.
Schlacht von Bedriacum am 14. April 69
Schlacht von Bedriacum am 24. Oktober 69
Weblinks
Literatur von und über Vitellius im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
John F. Donahue: Fachwissenschaftliche Kurzbiografie (englisch) aus De Imperatoribus Romanis (inkl. Literaturangaben).
Artikel zum Thema Vitellius bei Livius.org (englisch)
Biografie Suetons (lateinisch und englische Übersetzung)
Anmerkungen
↑ Sueton, Vitellius 6.
↑ Tacitus, Historien 2,64.
Vorgänger Otho
Römischer Kaiser
Nachfolger Vespasian
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