Timon von Phleius (altgriech. Τίμων; * um 320 v. Chr. in Phleius, † um 230 v. Chr. in Athen) war ein antiker griechischer Philosoph, satirischer Dichter und Wanderredner.
Timon studierte Philosophie bei Stilpon von Megara und Pyrrhon von Elis, dem Begründer der Pyrrhonischen Skepsis, von dem er stark geprägt wurde. Nachdem Timon durch Lehr- und Vortragstätigkeit in Chalkedon bekannt und einigermaßen wohlhabend geworden war, verbrachte er den Rest seines Lebens v. a. in Athen, wo er auch starb. Er verfasste zahlreiche poetische und prosaische Werke, darunter Epen, Tragödien, Komödien und Satyrspiele (so berichtet Diogenes Laertios, IX Kap. 12). Von diesen Werken sind nur wenige Fragmente erhalten.
Am bekanntesten waren und sind allerdings seine Silloi, ein großes satirisches hexametrisches Gedicht in drei Büchern, das tlw. als Parodie auf Homers Epen angelegt war. Darin verspottet Timon sämtliche Philosophen vor Pyrrhon als von „Vielwisserei aufgeblähte Schläuche“, die in Wirklichkeit gar nichts Gewisses, schon gar keine Weisheit erkannt hätten, sondern dies nur vorgäben. Vom ärgsten Spott verschon wird nur Xenophanes, den Timon als Erkenntniskritiker versteht, der sich unter allen Denkern noch am ehrlichsten gezeigt habe und der in den Silloi als eine Art Führer durch die Wahnideen der anderen Denker fungiert. Wirklich weise aber sei nur Pyrrhon, den Timon geradezu als „Sonne“ anspricht und verherrlicht.
Timon von Phleius, ,Thomas Stanley, (1655), The history of philosophy: containing the lives, opinions, actions and Discourses of the Philosophers of every Sect, illustrated with effigies of divers of them.
Auch von den Silloi sind nur einige Fragmente erhalten. Dem Lob Pyrrhons dienten auch ein erhaltener Dialog, der unter dem Titel Python eine Unterhaltung zwischen Timon und seinem Lehre widergibt, die sie auf dem Weg zum Orakel von Delphi führen, sowie durch einige Fragmente bezeugte Gedichte in elegischen Distichen. Da Pyrrhon selbst keinerlei schriftliche Aufzeichnungen hinterließ, wurde Timon durch seine Werke zum Vermittler der Gedanken Pyrrhons und prägte damit das bleibende Bild der Pyrrhonischen Skepsis.
Nicht zu verwechseln ist Timon von Phleius mit dem Misanthropen Timon von Athen. Beide wurden aber später in der anekdotischen Überlieferung gleichgesetzt. Der solchermaßen verschmolzene Timon bildete eine Inspiration für Shakespeares unvollendetes Drama Timon von Athen (Shakespeare), das allerdings mit dem historischen Timon von Phleius nicht viel gemein hat.
Literatur
Frido Ricken: Antike Skeptiker, C. H. Beck, München 1996. – Überblick über den antiken Skeptizismus
Fragmente und Zeugnisse
- H. Lloyd-Jones, P. Parson: Supplementum Hellenisticum. Berlin 1981.
- Bietet auf S. 368-395 die beste Sammlung der Fragmente Timons im griechischen Original.
- Anthony A. Long, David N. Sedley: The Hellenistic Philosophers. 2 Bände. Cambridge University Press, Cambridge u.a. 1987.
- Bd. 1 bietet auf S. 13-24 die wichtigsten Zeugnisse über Pyrrhon und Timon in englischer Übersetzung, Bd. 2 auf S. 1-17 die griechischen Originaltexte.
Literatur über Timon
- Woldemar Görler: Älterer Pyrrhonismus, jüngere Akademie, Antiochos aus Askalon. In: Hellmut Flashar (Hrsg.), Grundriss der Geschichte der Philosophie, begründet von Friedrich Ueberweg. Die Philosophie der Antike Bd. 4: Die hellenistische Philosophie, Basel 1994, S. 760-767.
- Anthony A. Long: Timon of Phleius. Pyrrhonist and satirist. In: Proceedings of the Cambridge Philological Society, neue Folge Nr. 24 (1978), S. 69-91.
- Friedo Ricken: Antike Skeptiker. C. H. Beck, München 1994. S. 18-28.
Weblinks
Eintrag (englisch) in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (inkl. Literaturangaben)
Antikes Griechenland
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