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Feige, Ficus carica L.
I. Vorbemerkung.
Es werden zwei Stöcke unterschieden, nämlich der wilde Feigenbaum oder Caprificus, welcher in seinen Scheinfrüchten oder Urnen fast nur männliche und kurzgriffelige Blüten mit unvollkommenen Narben, die sog. Gallenblüten, und der zahme Feigenbaum, welcher in jenen fast nur langgriffelige weibliche Blüten trägt (A. Engler bei Engler u. Prantl D. natürl. Pflanzenfamilien III 1. 1889, 90). Genauere Angaben findet man von F. M. in der Naturwissenschaftl. Rundschau XV 1900, 56ff. nach W. T. Swingle Science N. S. X 1899, 507ff. Der Caprificus produziert danach jährlich je drei Generationen von Früchten: 1) eine Wintergeneration, nur mit Gallenblüten, die bei Neapel ungefähr im Oktober ansetzt und gewöhnlich im April reift; 2) eine Frühjahrsgeneration, die sog. profichi, mit Gallenblüten und zahlreichen, erst kurz vor der Fruchtreife den Pollen abgebenden männlichen Blüten, die dort beginnt, wann die erste Generation reift, [2101] und selbst im Juni (oder Juli) zur Reife kommt; 3) eine Sommergeneration mit Gallenblüten und sehr wenigen männlichen Blüten, die dort ansetzt, wann die profichi reifen, und reift, wann die Wintergeneration ansetzt (a. a. O. 57). Auf den griechischen Inseln fallen nach Tournefort (Relation d’un voyage du Levant I, Amsterd. 1718, 130 bei Graf Solms-Laubach in seiner wichtigen Abhandlung über ,Herkunft, Domestication und Verbreitung des gewöhnl. Feigenb.‘ in Abh. d. Gesellsch. d. Wissensch. zu Götting. XXVIII 1881, 6) die für die Frühjahrs- und Sommergeneration angegebenen Zeiten einen Monat später, und die Wintergeneration dauert von September bis Mai. Indessen vertrocknen die meisten Früchte des Caprificus schon frühzeitig und fallen ab. Wenn jedoch die profichi von dem unten zu erwähnenden Insekt angestochen werden, entwickeln sie sich normal (Solms 41), werden aber auch schwerlich genießbar. Von den zahmen F., welche gewöhnlich höchstens zwei Generationen hervorbringen, erscheinen bei Neapel in den untersten Blattachseln Ende Mai die pedagnuoli (ebd. 8) und reifen von Anfang August bis Ende Oktober; im Laufe des Sommers erscheinen in den oberen Blattachseln die cimaruoli, fallen gewöhnlich im Herbst unreif ab, werden jedoch teilweise um Weihnachten oder gar erst im Frühjahr genießbar (ebd.); im Februar erscheinen am vorjährigen Holz beim Wiederbeginn der Vegetation die fiori oder Früh-F. (ebd.) und reifen Ende Juni oder Juli. Die fiori kommen allen bei Neapel kultivierten F.-Varietäten zu, doch in wechselnder Menge und keineswegs regelmäßig alljährlich; auch pflegen sie bei den meisten derselben in frühester Jugend abzufallen (Solms ebd.). Doch werden in Italien auch Varietäten, welche nur fiori bringen, da die Spät-F. nicht mehr zur Reife gelangen, kultiviert, wie besonders der fico gentile oder fico d'oro, welcher jene im Juli oder August reift. Für Griechenland gibt Th. v. Heldreich (La faune de Grèce 1878, 45) als Reifezeit der F. Ende Juli und den August an. Von den attischen F. sagt er (bei A. Mommsen Griech. Jahreszeiten 1875–1877, 583) nur, daß viele Varietäten kultiviert würden, die früher im Juli reiften, die an Zahl und Güte diese übertreffenden Spät-F. aber von August an bis Mitte Oktober. Da nach ihm der Baum in Attika Ende März neues Laub bekommt, müssen auch im März die Früh-F. hier zuerst erscheinen, die Spät-F. aber wohl im Mai. Freilich gibt v. Heldreich (a. a. O. 508) etwas unklar drei Blütezeiten in Attika für Ficus carica L. spont. et cult. an: Februar–März, Juni und September–Oktober. Auf Kephalonia reifen nach ihm die kultivierten F., deren es dort sehr viele Varietäten gibt, im Juni und August (Flore de l'île de Céphalonie 1882, 65), die von Aigina nach Athen kommenden im Juni (D. Nutzpflanzen Griechenlands 1862, 20). In Algier reifen die Früh-F. im Juni, die Spät-F. Ende August bis in den November (J. Lescure L'agriculture algér. 1892, 267). An Smyrna-F., welche nach Kalifornien importiert waren und hier ihre Früchte regelmäßig vor der Reife abgeworfen hatten, hat man seit 1890 die Erfahrung gemacht, daß sie vortreffliche Früchte reifen, wenn die weiblichen Blüten mit dem Profichi-Pollen [2102] durch Vermittlung einer auf dem Caprificus lebenden Wespe, Cynips psenes L. = Blastophaga grossorum Grav. befrachtet werden. Obwohl das Insekt auf allen drei Generationen des Caprificus lebt, ist doch nur das aus der gerade reifenden Gallenblüte der Profichi ausschlüpfende und sofort in die jungen Urnen des zahmen Baumes kriechende Weibchen imstande, männlichen Pollen zu übertragen, da dieser fast ausschließlich nur den Profichi eigen ist (F. M. a. a. O. 58; Näheres über das Insekt bei A. Kerner v. Marilaun Pflanzenleben2 1898 II 144f.). Daher verlangen alle Sorten von dem sog. Smyrnatypus, d. h. alle, welche die in getrocknetem Zustand in den Welthandel kommenden F. produzieren, durchaus diese Bestäubung, während die gewöhnlichen Sorten, deren F. frisch gegessen zu werden pflegen, ihrer nicht bedürfen, dafür aber ihre F., wenn nicht caprifiziert, des eigentümlichen nußartigen Wohlgeschmacks entbehren, welcher jenen durch das Vorhandensein fruchtbarer Samen, der eigentlichen Früchte, mitgeteilt wird (ebd. 57). Diese künstliche Bestäubung, die Caprifikation, wird heute allgemein betrieben in Syrien, Kleinasien, Griechenland und zwar besonders bei Kalamata in Messenien, und Kabylien, häufig auch in Sizilien, Süditalien und Spanien (ebd. 58; vgl. Solms 59ff.). Wenn sie freilich in ganz Griechenland allgemein üblich ist, so hat sie doch dort, die Gegend von Kalamata wohl ausgenommen, nach v. Heldreich (Nutzpfl. 20) keinen Zweck, was vielleicht ebenso für einige andere Gegenden zutreffen kann. Jedenfalls ist auch ein Erfolg nicht anzunehmen, wenn Urnen des Caprificus zu einer andern Zeit als der Reifezeit der profichi (Juni–Juli auch auf den Inseln des Aegaeischen Meeres nach Tournefort bei Niklas zu Geop. III 6, 4 und bei K. Sprengel Erläuterungen zu Theophrast 1822, 81) auf den zahmen Baum gebracht werden, d. h. wann kein Pollen vorhanden ist. So behauptet Reynier (D. Landwirtsch. d. alt. Völker, deutsche Übers. von Damance, 1833, 223), daß die Caprifikation in Italien, wo sie überhaupt weniger als in Griechenland in Gebrauch sei, nur für die frühesten F. angewendet werde (vgl. u. VI 3), während die ogliazione, das Verfahren, zur Beschleunigung der Reife die Mündung der Urne mit einer in Öl getauchten Eisenspitze anzustechen, zum Teil im Neapolitanischen bei der Herbsternte vorkomme. Auch ein arabischer Schriftsteller aus Sevilla (Le livre de l’agriculture d'Ibn-al-Awam, trad. par Clément-Mullet 1864 I 537) spricht von einer Caprifikation zu Anfang April und Anfang Juni. Freilich wird heute die Caprifikation in Süditalien wohl nur bei den Spät-F. angewandt und im übrigen Italien überhaupt nicht. Soviel zur Orientierung über das, was wir von den Alten über die Natur und Kultur der F. erfahren, während wir über manches davon unser Urteil zurückhalten müssen.
Wild findet sich der Baum durch das ganze westliche Asien vom nordöstlichen Indien ab, ferner in den Mittelmeerländern Europas, einschließlich der Krim, vielleicht auch in einigen Departements des westlichen Frankreichs (A. Engler bei V. Hehn Kulturpflanzen6 1894, 98). Kultiviert wird er in China, doch bei Peking mit Strohbedeckung im Winter, in Persien, wo seine Kultur [2103] schon von dem im 10. Jhdt. n. Chr. lebenden Araber Aliazthachri für die nach Südwesten gelegene Abdachung der iranischen Hochebene bezeugt ist, Arabien, Mesopotamien, doch mit Ausschluß des Tieflandes von Mesopotamien, in Syrien, Kleinasien usw.; ferner in allen Mittelmeerländern und ohne Schwierigkeit auch noch an der Westküste Frankreichs bis zur Halbinsel Cotentin (Solms 45ff.), doch bei Paris nur unter besondern Vorkehrungen zum Schutz gegen die Winterkälte. Über den Gang der Kultur im Altertum sagt Engler (bei Hehn 99): ,Die Erfindung der Caprifikation ist sicher von den Semiten Syriens und Arabiens gemacht worden; durch sie wurde jedenfalls die Kultur des im Mittelmeergebiets heimischen F.-Baums in Griechenland, wahrscheinlich auch in Nordafrika, Südportugal, Südspanien, und Sizilien eingeführt, woselbst die Caprifikation noch heute zu Hause ist (vgl. Solms 78–83); in Italien dagegen wird die Caprifikation nicht ausgeführt; dies läßt nach den Ausführungen von Graf Solms (85–95) darauf schließen, daß die F. den Bewohnern Italiens wohl bekannt war, daß sie aber wahrscheinlich im Verkehr mit den östlichen Völkern die von diesen erzogenen besseren Rassen überkamen, deren Vermehrung durch Stecklinge erfolgte und bei welchen die Entwicklung fleischiger zuckerreicher Blütenstände auch ohne die Caprifikation eintritt. Freilich, Graf Solms selbst hatte etwas abweichend angenommen, daß etwa im 8. Jhdt. v. Chr. die Mittelitaliker die Früchte von den Phoinikern erhalten und durch Aussaat der Kerne eine eigene Kultur ohne Caprifikation geschaffen hätten, während die Griechen vielleicht etwas später den Baum vom Mutterlande nach Unteritalien gebracht hätten. Er entscheidet sich dafür, besonders auch aus sprachlichen und historischen Gründen.
II. Hauptbezeichnungen.
Die gewöhnlichen Bezeichnungen für den zahmen Baum waren συκῆ und ficus, für seine (Spät-)Frucht σῦκον und ficus. Mitunter wurde der wilde Baum συκῆ ἀγρία (z. B. Theophr. h. pl. II 2, 4; c. pl. II 9, 13. Diosc. I 184. Poll. I 142. Orib. coll. med. IX 50. Geop. X 49. Hesych. s. ἐρινάσαι und ἐρινεός], selten ficus sterilis (Iuven. 10, 145) genannt, seine Frucht ἐρινεὸν σῦκον (Aristot. hist. an. V 119) oder σῦκον τῶν ἐρινεῶν (Gal. XII 133. Orib. ebd. XV 1, 18, 60). Auch konnte bisweilen σῦκον (Aethlios bei Athen. XIV 653 f. Theophr. c. pl. II 9, 12) und ficus bifera (Col. X 403. Plin. XV 71) sowohl die zahme Früh-, als die Spätfrucht bezeichnen. Bei Homer finden sich, und zwar für den zahmen Baum und seine Frucht, nur in der Odyssee συκέη (VII 116. XI 590. XXIV 246. 341) und σῦκον (VII 120). Von Hesiod sind diese Wörter nicht gebraucht, da Plinius (XXI 108) nur aus Mißverständnis einer Stelle des Theophrast (h. pl. VII 13, 3) ihm ficus, bezw. σῦκα zuschreibt, doch ist es möglich, daß er den zahmen Baum κράδη nennt (s. u. IV). Der wohl in der ersten Hälfte des 7. Jhdts. v. Chr. lebende Dichter Archelaos (bei Athen. III 76 b) spricht von den σῦκα der Insel Paros mit einer gewissen Geringschätzung (Crusius o. Bd. II S. 492, 6ff. und u. V B 4, αἱμώνιον). Er sowohl wie der um 542 v. Chr. blühende Dichter Hipponax gebrauchten auch das Patronymikon Συκοτραγίδης = Feigenesserssohn [2104] (bei Eustath. Od. 1828, 11) wegen der Geringwertigkeit der F.-Nahrung (Eustath. ebd.). In Boiotien sagte man τῦκον statt σῦκον (Strattis bei Athen. XIV 622 a), und ein Stadtteil von Syrakus hieß Συκῆ (Thuc. VI 98, 2. Steph. Byz. s. Συκαί), woraus Spätere (Diod. XI 68. Steph. Byz. s. Τύχη. Cic. Verr. IV 119. Liv. XXIV 21, 7. XXV 25, 5f.) Τύχη gemacht zu haben scheinen, sofern die dorische Form dafür Τυκῆ gewesen sein muß. Aus der nicht eben großen Zahl von Städtenamen im eigentlichen Griechenland, die sich auf συκῆ zurückführen lassen, schließt Jos. Murr (D. geogr. u. mythol. Namen der altgriech. Welt in ihrer Verwertung für ant. Pflanzengeogr. I 1889, 8), daß die Kultur der F. ursprünglich bedeutend hinter der der Olive zurückstand und dies in der späteren Einführung derselben seinen Grund haben könne; ausgedehnter dagegen sei ursprünglich die Kultur in Kleinasien gewesen. Bei den Römern spielt die ficus schon eine Rolle in den auf die älteste Zeit sich beziehenden Sagen (s. u. XVIII). Doch wird dadurch kein fester chronologischer Halt gewonnen, auch können diese ficus vielleicht ursprünglich auch zum teil wilde Bäume gewesen sein. Wenn z. B. nach den Arvalacten des J. 183 n. Chr. (CIL VI 2099,[1] 21ff.) davon die Rede ist, daß auf dem Dache des Tempels der Dea Dia eine ficus gewachsen war und beseitigt werden mußte, so kann diese nur wild gewesen sein (vgl. auch u. XVII). Ferner existierte zur Zeit des Ancus Marcius (Liv. I 33, 2) eine am Wege nach Ostia gelegene Stadt Ficana (Antistius Labeo in Fest. ep. p. 250, 33. Plin. VI 68), zur Zeit des Tarquinius Priscus (Liv. I 38, 4) die angeblich schon von den Aboriginern gegründete (Dionys. I 16) und zwischen Rom und Nomentum gelegene (Liv. III 52, 3), auch bis in die Kaiserzeit existierende (H. Dessau CIL XIV p. 447)[2] Stadt Ficulea oder (Mart. VI 27, 2) Ficeliae. Da schließlich die ficus als zahmer Baum oder dessen Frucht seit Plautus (Merc. 943; Stich. 690; Rud. 764) in der ganzen Literatur erscheint, so muß die Kultur des Baumes in sehr frühe Zeit hinaufreichen. Weil die griechischen Benennungen jedenfalls nichts mit den semitischen zu tun haben, hält O. Schrader (bei Hehn a. a. O. 99f.) den einheimischen Ursprung derselben und des dazu gehörigen Wortes σικύα = Gurke für noch am wahrscheinlichsten. Er setzt mit Rücksicht auf altsl. tyky = Kürbis (Gurke?) ein vorhistorisches *tveqo- und *tugo- voraus, welches eine gurkenartige Frucht bedeutet haben möge; von diesen beiden Grundformen spiegeln sich die erstere in σεκούα (Hesych.) und σικύα, die letztere in τῦκον und mit Anlehnung des Anlauts an die erstere Formation in σῦκον ab. Er vermutet ferner, daß die Griechen diese Benennung, als sie bei ihrer Ankunft in Hellas auf den wilden F.-Baum gestoßen seien, nach einer oberflächlichen Ähnlichkeit zunächst auf dessen Früchte, dann, als man von Asien her die Früchte des zahmen Baumes kennen gelernt, auf diese übertragen hätten. Von lat. ficus nimmt, wie erwähnt, Graf Solms an, daß das Wort ebenso wie die Frucht selbst den Latinern von den Phoinikern überkommen sei, indem er (a. a. O. 81f.) es auf das alttestamentliche paggah (cant. 2, 18) zurückführen will, selbst wenn das letztere, wie Nöldeke ihm entgegenhält, [2105] eigentlich ,halbreife Frucht‘ und speziell auch ,halbreife F.‘ bedeuten sollte. Nach Fr. Buhl (Gesenius-Buhl Handwörterb. über das Alte Test.12 1895) kommt das semitische Wort auch im Syrischen in der Bedeutung ,Feige‘ vor, und davon ist Βηθ-φαγή = Feigenhaus, der Name eines Orts auf dem Ölberg bei Jerusalem (Matth. 21, 1. Marc. 11, 1. Luc. 19, 29), gebildet. Der Solmsschen Ansicht will sich auch Schrader (a. a. O.) anschließen, weil er sie durch die Bezeichnung des Granatapfels als malum punicum gestützt glaubt (ebd. 240). Dagegen führt Bartholomae (Wochenschr. f. klass. Philol. 1895, 596) sowohl σῦκον, τῦκον (altsl. tyky), σικύα und σεκούα als ficus auf eine indogermanische Grundform dhże˘ zurück und nimmt an, daß die genannten Wörter verschiedene indogermanische Früchtenamen voraussetzen, die sich späterhin einander lautlich beeinflußt hätten. Dabei bleibt aber der sachliche Vorgang ganz im dunkeln, und überhaupt dürften die Akten über die Etymologie von σῦκον und ficus wohl noch nicht geschlossen sein und daher auch nicht über die Herkunft oder Entstehung der F.-Kultur in Mittelitalien.
III. Andere Namen für Baum und Frucht.
1. Griechische Namen.
Die gewöhnlichste Bezeichnung für den wilden Baum war ὁ ἐρινεός oder ἐρινός. Das erstere Wort, mit ἔριφος = Bock zusammenhängend, bedeutet eigentlich Bocksbaum (W. Prellwitz Etym. Wörterh. d. gr. Spr. 1892). Es findet sich in dieser Bedeutung schon bei Homer, der einen ἐρινεός in der Nähe Troias (Il. VI 433. XI 167. XXII 145; vgl. Strab. XIII 598. Eustath. Il. 653, 43. 1204, 62; Od. 1698, 33) und auf der Klippe der Charybdis (Od. XII 103 und bei Athen. III 76 e) erwähnt, auch von seinem Holz spricht (Il. XXI 37). Danach benannt war z. B. die jedenfalls sehr alte Stadt Ἐρινεός in Doris am Pindos (Her. VIII 43. Andron bei Strab. X 476; vgl. Tzetzes ad Lycophr. 980). Selten dient das Wort zur Bezeichnung der wilden Frucht (Sophokles bei Athen. III 76 c. Arist. hist. an. V 146?; vgl. Eustath. Il. 653, 54). Dagegen findet sich auch ἐρινάς für den wilden Baum (Nic. ther. 854 u. Schol. Amerias bei Athen. III 76 e; nach Hesych makedonisch). Das Neutrum ἐρινεόν oder ἐρινόν bezeichnet zwar öfters die wilde Frucht (z. B. Theophr. c. pl. II 9, 5. Poll. Ι 142. Athen. III 76 c–e), aber wohl ebenso oft auch die zahme (Arist. hist. an. V 146. Lynkeus bei Athen. III 75 e), und zwar wohl meist die unreife Früh-F. (Theophr. h. pl. III 3, 8. 7, 3; c. pl. II 9, 5ff.), die bei Eintritt kleiner Regenschauer um Mitte Mai abfällt (ebd. h. pl. IV 14, 5; c. pl. V 9, 12), aber doch von den etwas früher erscheinenden πρόδρομοι verschieden ist (ebd. c. pl. V 1, 9). Mehrfache Bedeutung konnte namentlich ὁ ὄλυνθος haben, nämlich zunächst die des wilden Baums (Her. I 193. Amerias bei Athen. III 76 e. Hesych. s. ἐρινάδες und ἐρινάσαι; fast alle Erklärer des unten XIV zu erwähnenden Sprichworts ἀνερίναστος εἶ ὀλύνθη bei Paus. IV 20, 2), dann die seiner Frucht (Hesiodos bei Strab. XIV 642. Pausanias lexicogr. bei Eustath. Il. 653, 55. Basil. M. hom. V in hexaem. § 7 bei Migne P. Gr. XXIX 112 B. Geop. III 6, 4. X 48, 2. XVII 18. Hesych. s. ?ρινάσαι. Schol. Nic. ther. 853; alex. 319. Schol. [2106] Lycophr. 427. 980. Eustath. Il. 1329, 31). Ein zahmer Baum, der sowohl Spät- als Früh-F. trägt und letztere eventuell auch reift, ist der ὄλυνθος des Theophrast (h. pl. I 14, 1). Häufiger aber werden eben diese Früh-F. ὄλυνθοι genannt. Von ihnen sagt Theophrast (c. pl. V 1, 6ff.), daß sie im Unterschied von den noch früher erscheinenden und fast nie recht reifenden, nur bei gewissen Sorten und auch bei diesen nicht immer vorkommenden πρόδρομοι bis zu einem gewissen Grad reiften, da die Jahreszeit schon dabei mithelfe, und immer zu derselben Zeit entständen wie die (erste) Frucht der sog. zweimal tragenden (und auch zweimal reifenden) συκαῖ', die ὄλυνθοι kämen hinter dem Blatt, die σῦκα in der Regel vor demselben, d. h. in der Achsel desselben, hervor (vgl. h. pl. II 3, 3; c. pl. V 1, 8. 2, 2); einige συκαῖ trügen nur ὄλυνθοι, wie die, welche die weißen eßbaren ὄλυνθοι trügen; andere trügen sowohl σῦκα als schwarze, sei es eßbare, sei es nicht eßbare, ὄλυνθοι und zwar hinter dem Blatt; andere endlich trügen keine ὄλυνθοι. Merkwürdig bleibt dabei nur, daß in den schwarzen ὄλυνθοι Gallwespen, ψῆνες (vgl. u. VI 3), entstehen sollen (c. pl. V 1, 8). Dem entsprechend wird an einer angeblich dem zweiten Buche der hist. plant. des Theophrast entnommenen Stelle (Athen. III 77 f, vgl. Plin. XVI 113) gesagt: ,Es gibt auch eine Art συκῆ in Hellas, Kilikien und Kypros, welche den ὄλυνθος trägt, und zwar das σῦκον hinter dem Blatt, den ὄλυνθος vor demselben‘; und wohl zum Teil als eigene Bemerkung hinzugefügt; ,dieser aber kommt aus dem einjährigen Triebe, nicht dem neuen; er ist zeitiger als das σῦκον, wird reif und süß, während der unsrige (italische?) es nicht wird; er wird auch weit größer als die σῦκα und reift nicht lange, nachdem der Baum ausgeschlagen hat‘. Der Baum ὄλυνθος bringt daher Früchte sowohl an den vorjährigen als neuen Trieben, nämlich aus den letzteren nur die σῦκα (Theophr. h. pl. I 14, 1), d. h. Spät-F. Zwar möchte nun Theophrast (ebd. III 7, 3) unter den συκαῖ diejenigen, welche die im voraus abfallenden ἐρινά tragen, und diejenigen, welche ὄλυνθοι hervorbringen, als besondere Sorten ansehen, obwohl nach ihm (h. pl. IV 14, 5; c. pl. V 9, 12) nicht nur die ἐρινά, sondern auch die ὄλυνθοί um Mitte Mai bei Eintritt kleinerer Regenschauer abfallen, doch unterscheidet er (c. pl. V 1, 9) rücksichtlich der Reifezeit und der Entwicklungsstelle nur πρόδρομοι, ἐρινά und σῦκα, so daß seine ὄλυνθοι von den ἐρινά sich höchstens durch ihre eventuelle Genießbarkeit zu unterscheiden scheinen, beide aber sowie die πρόδρομοι im Gegensatz zu den σῦκα zahme Früh-F. sind. Die ὄλυνθοι wurden in Attika von genügsamen Leuten gegessen (Alciphr. III 51, 2; vgl. Hesych. s. φηληκόθριπτον). Plinius (XVII 225) übersetzt ἐρινά und ὄλυνθοι (Theophr. h. pl. IV 14, 5) durch das alleinige Wort grossi. Nach Lynkeus, einem Schüler des Theophrast, findet sich ἐρινεόν wohl nicht mehr in der Bedeutung der zahmen F. So unterscheidet Galenos (XII 133 = Orib. coll. med. XV 1, 18, 60 = eup. II 1, 17, 44) von den F. des wilden Baums nur die ὄλυνθοι des zahmen. Auch die ὄλυνθοι des Dioskurides (I 185) müssen, obwohl sie nach ihm von einigen ἐρινοί genannt worden sein sollen, doch zahme, wenngleich meist nicht [2107] ganz gereifte, Früh-F. gewesen sein, da die von ihm denselben beigelegten medizinischen Eigenschaften zum Teil dieselben wie die der ὄλυνθοι des Galenos (XII 88) sind und sein Vergleich der Sykomore mit dem ὄλυνθος (I 181) sich mit dem des Theophrast (h. pl. IV 2, 1) deckt. Was Dioskurides von den ὄλυνθοι, sagt Plinius zum Teil von den Caprifici (XXIII 128f.), doch hauptsächlich von den unreifen fici (ebd. 118f.). Mitunter waren nämlich die ὄλυνθοι auch wie die hernach zu besprechenden grossi noch rohe, aber später reifende σῦκα (Ps.-Eratosth. catast. 41 = Schol. Arat. 449. Philostr. im. I 30, 1. Geop. X 51, 4. 55. XVIII 2, 6). In später Zeit (Paul. Aeg. IV 33) werden sogar ὄλυνθοι ἄγριοι und ἥμεροι zusammen genannt. Die ἰσχάδες werden zuerst von Hipponax (bei Tzetz. chil. V 748) um die Mitte des 6. Jhdts. v. Chr. erwähnt, dann von Kratinos (bei Poll. VI 81), waren aber namentlich auch bei den alten Festen der Athener im Gebrauch (s. u. XIX). Sie werden auch in einer auf den Einfall des Xerxes bezüglichen Anekdote (s. u. XV) erwähnt, und angeblich nährten sich die Athener davon schon, bevor sie die Fleischnahrung kennen lernten (Etym. M. 479, 14). Sie galten für die größte Süßigkeit (Aristophanes bei Athen. XIV 652f. Lucian. vit. auch 19. Iulian. ep. 23 [24], 2. Schol. Ar. Vesp. 303) und scheinen phrygischen Ursprungs gewesen zu sein (s. u. XVIII über ein Zitat des Alexis bei Athen.). Doch werden außer denen von Rhodos (Hermippos bei Athen. I 27 f) und denen der Kykladeninsel Kimolos (Amphis ebd. 30 b) schon früh besonders die attischen erwähnt (s. u. V B 4), später auch die karischen, welche in einem irdenen Gefäß, also wohl in getrocknetem Zustand, nach Griechenland kamen (Lucian. dial. mer. 14, 2), und die von Damaskos (Iulian. ep. 23 [24], 1ff.). Das Wort wird von ἰσχνός = dürr abgeleitet und als getrocknetes σῦκον erklärt (Prellwitz a. a. O. Schol. Ar. Ach. 802. Geop. X 54 tit. Corp. gloss. lat. III 256, 9. Eustath. Il. 554, 10; Od. 1863, 61, 1963, 53), oder, da die ἰσχάς spätherbstlich sei, sei sie davon benannt, daß sie den Abschluß der Vegetation bilde (ἡ ἴσχειν ποιοῦσα τὴν αὔξησιν, Etym. M. 479, 18ff.). Wenn nun auch die erstere Etymologie offenbar die richtige ist, so wurde ἰσχάς mitunter doch nur von Varietäten gebraucht, die sich besonders zum Trocknen eigneten, ohne daß die Frucht wirklich getrocknet zu sein brauchte. Dies setzen die Worte des Athenaios (XIV 653 a; vgl. auch Schol. Ar. Ach. 802) voraus, welcher sich auf das Zeugnis des Komödiendichters Pherekrates, eines Zeitgenossen des Aristophanes, dafür beruft, daß man zu dessen Zeit auch geröstete ἰσχάδες gegessen habe. Daher konnte auch später von getrockneten ἰσχάδες (Diod. XVII 75. Diog. Laert. VIII 12. Geop. XIV 22, 8, 11. 15) gesprochen und (Poll. I 242) sowohl die frischen als die getrockneten oder konservierten gerühmt werden. Doch mögen die Ärzte darunter wohl immer getrocknete F., aber eben ganz späte (vgl. das hernach über φήληξ Gesagte) im Unterschied von den gewöhnlichen ξηρὰ σῦκα verstanden haben. Denn Galenos sagt sowohl von den letzteren (VI 785) als von den ἰσχάδες (XI 367, während des Winters VI 352 und de victu atten. § 79), daß sie aufbewahrt werden [2108] könnten, und vergleicht auch (XII 132 = Orib. coll. med. XV 1, 18, 59 = Aët. I s. σῦκα) beide bezüglich gewisser medizinischer Eigenschaften. Sicher sind z. B. auch die ἰσχάδες des Aelianus (hist. an. III 10), welche sich der Igel von der Horde holt, getrocknete F. Das seltenere Wort φήληξ wurde zunächst nach dem Zeugnis eines Grammatikers (Gramm. Darmstadiensis, Act. Monac. II 515) von Sophokles gebraucht und bedeutete ein noch nicht reifes, sondern nur den Schein der Reife gewährendes σῦκον (ebd. Phrynichos bei Bekk. Anecd. gr. I 71, 4. Eustath. Od. 1964, 5). Bei Aristophanes (Pax 1161ff.) sieht der Chor, während für die frühen Weintrauben von Lemnos schon die Reifezeit beginnt (wohl spätestens Mitte Juli), den φήληξ schon schwellend und will ihn, wann er reif geworden, mit Dank gegen die Horen essen. Sein Scholiast erklärt ihn zwar auch in der angegebenen Weise, identifiziert ihn aber wohl nicht ganz genau mit ὄλυνθος (ebenso Hesych.). Vielmehr werden als zeitlich aufeinanderfolgende Früchte der συκῆ (wenn auch nicht desselben Individuums) bezeichnet ὄλυνθος, φήληξ, σῦκον, ἰσχάς (Schol. Hom. Il. I 1. Etym. M. 479, 19). Die zu caprifizierende F. wird, ausgenommen von Aristoteles und Theophrast (s. u. VI 3), teils φήληξ (Zenob. II 23. Etym. M. 108, 18. Etym. Gud. 57, 40), teils ὄλυνθος (Suid. s. ἀνερίναστος) genannt. Statt att. φήληξ sagten die Lakonier οἴδαξ (Poll. VI 81), wohl die ,schwellende‘. Prellwitz (a. a. O.) führt φήληξ auf indog. b h a l e {\displaystyle {\sqrt {bhale}}} = ,strotzen‘ zurück und erklärt φίβαλις als reduplizierte Form davon. Von dieser Sorte φίβαλις wird noch unten (V B 4) zu sprechen sein. Da Aristophanes (Ach. 802) φιβάλεως ἰσχάδες sagt, so erklärt der Scholiast die Früchte des Baumes φίβαλις für besonders geeignet zum Trocknen, wobei er freilich mit Unrecht annimmt, daß die φίβαλις nach einem Ort in Megaris oder Attika benannt sei. Den wilden Baum nannten die Messenier τράγος (Paus. IV 20, 1), was sonst den Ziegenbock bezeichnete. Davon ist vielleicht Τράγιον, der Name einer lakonischen Stadt, herzuleiten, welche von Teleklos (Strab. VIII 360), also etwa um 800 v. Chr. (s. o. Niese Bd. II S. 446, 26), gegründet sein sollte. Ein früh tragender Baum konnte πρωτερική heißen (Seleukos gramm. bei Athen. III 77 d. Eustath. Il. 225, 44. Hesych.). Auf Naxos sagte man μείλιχα, d. h. die milden, für σῦκα (Athen. III 78 c; vgl. u. VIII über den Beinamen des Dionysos), in Achaia für die Winter-F. κυδωναῖα (s. u. V B 4). Daß γεργέριμος, wie man annimmt, nicht nur eine wegen Überreife abfallende Olive, sondern auch eine solche F. bedeutet habe (nach Didymos bei Athen. II 56 d; vgl. Eustath. Il. 664, 40; Od. 1726, 7), geht aus den betreffenden Stellen nicht hervor. Daß dagegen die Frucht nicht nur des zahmen, sondern auch bisweilen des wilden Baumes (Theophr. c. pl. II 10, 14. IV 4, 3) mit dem allgemeinen Namen καρπός bezeichnet werden konnte, bedarf kaum einer Erwähnung.
2. Lateinische Namen.
Das den wilden Baum bezeichnende Wort caprificus, eigentlich = Bocksfeigenbaum, ist offenbar dem griechischen ἐρινεός nachgebildet, doch unter Zugrundelegung des einheimischen Wortes ficus. Das spricht für [2109] die Annahme des Grafen Solms (a. a. O. 92), daß in Mittelitalien der wilde Baum später als der zahme Beachtung gefunden habe. Doch ist es möglich, daß, wie schon erwähnt (II), die ficus der ältesten Sagen ursprünglich ein wilder Baum gewesen ist. Bei den wahrscheinlich altrömischen Festen der Iuno Caprotina und der Poplifugia (vgl. u. XIX a. E.) figuriert ein wilder Baum, caprificus (Varro l. l. VI 18. Macrob. I 11, 36; ungenau Plut. Rom. 29; Cam. 33). In der erhaltenen Literatur finden wir das Wort caprificus erst bei Terentius (Ad. 577); doch liegt es in der Natur der Sache, daß der wilde Baum in der Literatur weniger Berücksichtigung als der zahme gefunden hat. Übrigens konnte caprificus auch für die wilde Frucht gebraucht werden (Plin. XV 79. XVI 114. XXIII 129). Jede F.-Frucht, seltener jedoch die wilde (Pall. IV 10, 28. Marc. Emp. 10, 82), konnte pomum, Obstfrucht, genannt werden, wenn auch die ficus eigentlich nicht pomum genannt werden sollte (Afranius und Cicero bei Macrob. III 20, 4. Cels. II 18 p. 65, 8 Dar.; vgl. Cato 40, 1 = Plin. XVIII 243); ebenso die zahme (Plin. XVI 95. Isid. XVII 7, 17) und die wilde (Plin. ebd.) fructus. Die praecoces sollten den athenischen prodromi entsprechen (Plin. XVI 113 nach Theophr. c. pl. V 1, 8), doch trifft dies genau nur auf den Namen, nicht den Gegenstand zu. Denn sowohl die praecoces (Col. V 10, 10 = arb. 21, 1) als die maturae (Pall. IV 10, 31) werden den hibernae (Col. ebd.) oder serotinae (Pall. ebd.) entgegengesetzt und reifen ihre Früchte in kalten Gegenden erst vor Beginn der Regenzeit (Col. a. a. O. Pall. a. a. O. 27). Sie bilden daher ebenso wie die den δίφοροι entsprechenden biferae eigentlich besondere Sorten zahmer F. (Androtion? bei Athen. III 75 d. Col. V 10, 11. Plin. XV 71. Cloatius bei Macrob. III 20, 1. Suet. Aug. 76; vgl. u. V B 4). Nur die biferae (Plin. XVI 114) tragen sowohl praecoces als serotinae, jene zur Zeit der Getreideernte, diese zur Zeit der Weinlese reifend (ebd. XV 71), d. h. jene in den dem Sommersolstitium folgenden 30 Tagen, diese von Mitte August bis Ende Oktober oder noch länger. Oder ihre erste Frucht, die praecox ficus, wird nach dem Frühaufgang des Hundssterns, also etwa in der zweiten Hälfte unseres Juli (Col. X 403), andere Sorten aber zur Zeit des Frühaufgangs des Arcturus (ebd. 413ff.), also 10–15 Tage vor der Herbstgleiche, gepflückt. Die grossi waren nach Macrobius (III 20, 5; vgl. Corp. gloss. lat. II 35, 40. 382, 40. 500, 28) den ὄλυνθοι entsprechend nicht zur Reife gelangende fici. Er beruft sich auf eine Stelle der kurz vor 169 v. Chr. von Postumius Albinus in griechischer Sprache geschriebenen Annalen, wonach L. Iunius Brutus, um blödsinnig zu scheinen, grossuli in Honig gegessen habe, und auf zwei Verse des dem 7. Jhdt. d. St. angehörenden Matius, in denen grossi erwähnt werden. Abgesehen von dem fraglichen Wert und Sinn seiner Zeugnisse findet sich auch eine richtigere Erklärung, als er angibt, bei Charisius (p. 96, 4 K.), welcher sagt, daß die fici vor ihrer Reife grossi genannt würden. Cassiodorius (in cant. 2, 13) übersetzt die im Frühjahr ansetzenden מַּנַּים mit grossi und bemerkt, man nenne grossi die ersten und unreifen F. (vgl. [2110] Col. V 10, 10. Plin. XVII 254. Pall. IV 10, 31), die nicht geeignet zum Essen seien und bei einem Windstoß leicht abfielen. In der Fabel vom Raben des Apollon (s. XVI) sind die adhuc duris ficus densissima pomis (Ovid. fast. II 253) und die arbores ficorum immaturae (Hyg. astr. II 40) = arbores grossos ficos habentes (Schol. Germanic. 426). Daß dabei nicht bloß an Früh-F., d. h. im Frühjahr ansetzende, zu denken ist, lehrt eine Stelle des Plinius (XV 73), welcher sagt, daß es in Moesien eine Art von kleinen Bäumen gebe, die bei Beginn des Winters grossi hervorbrächten und mit Mist bedeckt würden, so daß die grossi im folgenden Jahr als praecoces reiften, wann (in südlicheren Gegenden) die Bäume blühten. Andrerseits konnten auch kurz vor der Reife stehende oder reife Wild-F. so genannt werden (Plin. XVII 255. XXIII 127. 128. Pall. IV 10, 28). Der Schwerpunkt liegt also wie bei den ἐρινά und meist auch den ὄλυνθοι in der Ungenießbarkeit. Unter den caricae sind ursprünglich jedenfalls karische F., die in getrocknetem Zustand (vgl. o. III 1) und zwar aus der Stadt Kaunos (Athen. III 76 a) exportiert wurden, zu verstehen. Wir finden sie zuerst in einem den M. Crassus betreffenden Bericht erwähnt (Cic. div. II 84. Plin. XV 83). Als dieser nämlich im J. 54 v. Chr. nach Brundisium gekommen war, rief ein Verkäufer von Kaunos gekommene caricae aus, sie Cavneas nennend (über die Aussprache des u wie v s. Th. Birt Rh. Mus. LII 1897, 137), was als cav’ (= cave) ne eas verstanden und als ein böses Omen gedeutet wurde. Da Crassus bald nach Beginn des J. 54 dort gewesen sein muß, so müssen die F. getrocknet gewesen sein. Dies gilt auch von den caricae, welche man sich an den Saturnalien zum Geschenk machte (Ovid. fast. I 185, obwohl hier der Zusatz rugosa an sich nicht entscheidend ist, vgl. jedoch met. VIII 674. Stat. silv. IV 9, 26). Für die Identität der kaunischen F. mit den caricae spricht es, daß sonst zuerst auch jene (Cels. V 21, 1. Col. X 414) genannt werden, später aber (abgesehen von Athen. III 76 a) nur und zwar sehr oft die caricae. Wenn letztere freilich auch schon und zwar wohl als bereits einheimisch gewordene Sorte dem Cloatius Verus (bei Macrob. III 20, 1) bekannt waren, so fällt die Zeit desselben vielleicht nach Plinius (s. Goetz o. Bd. IV S. 61, 65). Nach diesem (XV 83) wurde die Kultur der caricae erst gegen Ende der Regierung des Tiberius aus Syrien (vgl. ebd. XIII 51) im Gebiet von Alba eingeführt. Ob dabei die ursprüngliche Varietät erhalten blieb, könnte nach den Worten Varros (r. r. I 41, 6), welcher sagt, daß die Kultur aller überseeischen Sorten durch Kernsaat in Italien eingeführt werde, zweifelhaft erscheinen. Jedenfalls muß es auffallen, daß Plinius (s. u. VII) unter den zum Trocknen geeigneten Sorten die caricae nicht nennt. Ja, er unterscheidet (XV 116) bei den caricae frische und getrocknete fici, bei beiden, besonders den getrockneten, werde die Haut (in Ägypten ?) geschätzt. Dagegen nennen Gargilius Martialis (bei Pall. IV 10, 34) und Palladius (ebd.) die zum Trocknen geeigneten F. schlechthin caricae; letzterer fügt noch (ebd. 27) hinzu, daß sich von den caricae die weißen besser dazu eigneten. Die von diesem zur Mästung der Drosseln [2111] (I 26, 2) und Gänse (ebd. 30, 4) gebrauchten zerstoßenen caricae sind gewiß schon getrocknete F., da sonst bei gleichem Gebrauch arida ficus pinsita (Col. VIII 10, 3) und ἰσχάδες ξηραί (Geop. XIV 22, 8. 11) gesagt ist. Ähnlich sagt Pelagonius bald caricae siccae (111 = Veget. mul. V 68, 1), bald caricae Afrae pinsae (262), am öftesten aber bloß caricae. Die fetten afrikanischen caricae des Marcellus Empiricus (16, 18), welche er gegen Husten gebrauchen wollte, sollten erst über Kohlen geröstet werden und entsprechen den ficus des Celsus (IV 10), können also, wenn nicht aus Afrika gekommen (vgl. u. V B 4), noch ungetrocknet gewesen sein, ebenso auch vielleicht die zum Schwarzfärben der Kopfhaare gebrauchten dunkeln caricae (7, 14). Im Corp. gloss. lat. sind die caricae nur einmal (III 256, 9) ebenso wie die ἰσχάδες als ξηρὰ σῦκα erklärt, öfters als ἰσχάδες, doch zum Teil sogar als ἐρινά (VI p. 182). Die lateinischen Übersetzungen des Oreibasios aus dem 5. oder 6. Jhdt. n. Chr. (Bussemaker et Daremberg Oeuvres d'Oribase, tome VII publié par Molinies) setzen caricae für ἰσχάδες (p. 15f. 25. 26. 30. 167 = syn. IV 14, 9. 23, 9. 24, 2. 28, 15. VII 28, 2), aber fici sicci für σῦκα ξηρά (p. 507 = eup. II 1, 17, 44). Demnach haben die caricae mit der Zeit mehr und mehr die Bedeutung einer gewissen zum Trocknen geeigneten F.-Sorte, gleichgültig, ob die F. noch frisch oder getrocknet waren, angenommen. Im Edikt des Diocletian vom J. 301 (vgl. u. VIII) sind neben den ficus (6, 78. 79) ficus caricae (ebd. 84), d. h. vielleicht ungetrocknete caricae, die übrigens den besten ficus im Preise gleichgestellt sind, ferner caricae pressae (ebd. 85), d. h. vielleicht getrocknete caricae, und ficus duplices (ebd. 88) genannt. Die letzteren waren zwar auch getrocknete, aber in zwei Teile aufgeschnittene und gespreizte F. (Col. XII 15, 5. Pall. IV 10, 35; vgl. auch u. VII) und entsprachen den ἰσχάδες δίχα ἐσχισμέναι (Ps. Aristot. probl. XXII 9). Sie wurden von Landleuten gegessen (Hor. sat. II 2, 122), mit anderen Mitteln gegen Dysenterie gebraucht (Marc. Emp. 27. 54) und den Pferden mit anderen Mitteln im Getränk nach Überanstrengung (Veget. mul. II 10, 6), zur Erhaltung der Gesundheit (ebd. 28, 17) und bei verschiedenen Krankheiten (ebd. VI 8, 2) gegeben, (auch zerrieben mit Natron denselben beigebracht, ebd. V 20). Im Corp. gloss. lat. III 185. 15 heißen sie diploides.
IV. Namen einiger Teile.
Die κράδαι wurden teils als Blätter oder Zweige der συκῆ (Poll. VI 40) teils als συκαῖ selbst (Hesych.) erklärt. In Wahrheit aber sind sie zwar öfters die Zweige oder Zweigspitzen der συκῆ (Theophr. h. pl. II 1, 2. 5, 4. IV 14, 4; c. pl. I 3, 1. 12, 9. III 3, 2. V 1, 3. 12, 6. Diosc. V 85; eup. I 99; wohl auch Hipponax bei Tzetz. chil. V 743. Ar. Av. 40. Nic. alex. 252, vgl. 319 und Schol. Hesych. s. κραδίης νόμος), einmal sogar deren Früchte (Ar. Pax 627), aber auch nicht selten die Zweige des wilden (Euripides bei Athen. III 76 c. Diosc. I 184. Gal. XII 133. Orib. coll. med. XV 1, 80, 62. IV 2, 13) oder die wilden Bäume selbst (Nic. ther. 853 u. Schol; wohl auch Ps.-Hipp. I 478 K. Philostr. im. I 30, 3) oder ihre Früchte (Nic. al. 617). Daß das Wort ausnahmsweise sogar im Attischen (Ar. Av. 40) Zweige irgend welcher [2112] Bäume bezeichnet habe, ist kaum anzunehmen. Ein Schriftsteller wie Josephus (ant. III 245) konnte zwar sagen, daß das Tragen einer κράδη der Dattelpalme zum Zeremoniell beim jüdischen Laubhüttenfeste gehöre, doch wird dafür von Plutarchos (symp. IV 6, 2) κραδηφορία τις gesagt. Wenn besonders Hesiodos (op. 681) lehrt, daß das Meer befahren werden könne, sobald die Blätter an den Enden der κράδη die Größe der Krähenfüße erreicht hätten, so ist zu berücksichtigen, daß die gespaltenen Blätter der συκῆ als krähenfüßig bezeichnet werden (Theophr. h. pl. I 10, 5; vgl. Plut. de defectu orac. 3) und Schwindsüchtigen das Frühjahr zu der Zeit gefährlich ist, wann die Blätter der συκῆ den Füßen der Krähe an Größe gleichkommen (Ps.-Hipp. III 621 K.). Sonach muß die κράδη des Hesiodos einen F.-Baum und vielleicht sogar einen zahmen, bezw. dessen Zweig bedeuten. Nach der κράδη der συκῆ war übrigens auch eine Krankheit, das Schwarzwerden der Zweige des zahmen F.-Baumes, κράδος benannt, die sich beim ἐρινεός nicht fand (Theophr. h. pl. IV 14, 4); auch hieß κράδη eine Maschine, welche die Schauspieler in der Luft schwebend erhielt (s. Lexika). Häufig wurde ferner mit θρῖον das Blatt des zahmen Baumes bezeichnet (Ar. Eccl. 707; Vesp. 436. Theophr. h. pl. II 3, 3; c. pl. V 1, 8. 2, 2. 4, 1 und bei Athen. III 77 f. Plut. Ant. 85f.; symp. V 9; de defectu orac. 3. Schol. Ar. Ach. 1101; Eq. 954; Ran. 131; wohl auch Sotades bei Athen. VII 293 d und Hesych. s. κραδίης νόμος); freilich wurde das Wort auch für das Blatt anderer Pflanzen gebraucht (Nic. al. 55. 497 und Schol.). Der Same des zahmen F.-Baumes wurde von den Griechen gewöhnlich κεγχραμίς genannt (Ps.-Hipp. II 603 K. Arist. hist. an. V 82. Theophr. h. pl. I 11, 6. II 2, 4; c. pl. V 18, 4. Diosc. I 181. Soran. gyn. II 32. Gal. VI 556. Geop. X 45, 11; κεγχραμιδῶδες Theophr. h. pl. I 11, 3). Auch der Same der wilden Frucht konnte so heißen (Theophr. h. pl. II 8, 2; vgl. Plin. XVII 255). Das Wort ist offenbar von κέγχρος = Hirse gebildet und zwar wohl wegen der Kleinheit der Samen, welche nur die Größe der Mohnsamen haben. Selten findet sich dafür σπέρμα (Orib. coll. med. IX 34, 1 = syn. I 26, 3), während von den Römern semen und granum, auch frumentum (Plin. XV 82. XVII 256) und papaver (Tert. de praescr. haeret. 36) gesagt wurde.
V. Botanisches.
A. Der wilde Baum.
Er gehört zu den Berggewächsen, die in der Ebene nicht fortkommen (Theophr. h. pl. III 3, 1). Da er die ficarii culices, d. h. die F.-Gallwespen, erzeugt (Plin. XI 118. XVII 255), mittels deren die zahmen Bäume gleichsam befruchtet werden (vgl. u. VI 3), ist er diesen als den weiblichen gegenüber männlichen Geschlechts (Basil. M. homil. V in hexaem. § 7 in Mignes Patrol. gr. XXIX 112; vgl. Hesych. s. ἐρινάδες und ἐρινός). Er bringt keine Blüten, sondern nur Früchte hervor (Plin. XVI 95) und zwar (angeblich) den Blättern gegenüber (ebd. 114). Er bringt Früchte früher im Jahre als andere Bäume (Nic. ther. 853), dreimal hintereinander während eines Jahres (oder nur einmal? Arist. hist. an. V 119, vgl. Geop. XV 5, 1 und Theophr. c. pl. II 9, 5) oder nach Theophrast (?) gewöhnlich nur zweimal, doch auf [2113] Keos dreimal (Athen. III 77 e; vgl. Plin. XVI 114 und Eustath. Il. 1205, 4), daher auch im Winter (Plin. XXIII 129) und überhaupt zu jeder Jahreszeit (Schol. Nic. ebd.). Da diese wegen ihrer großen Feuchtigkeit nicht reif werden (Theophr. c. pl. I 18, 4. II 9, 13. Plin. XV 79), bleiben sie unvollkommen (Theophr. c. pl. I 18, 4. II 9, 14) und für den Menschen ungenießbar (ebd. IV 4, 3; vgl. Arist. gener. an. III 5, 57 p. 755 b 11. Iuven. X 145). Am meisten geschätzt sind die schwarzen, welche an felsigen Orten vorkommen, da sie viele kleine Kerne haben (Theophr. h. pl. II 8, 2 = Plin. XVII 256). Das Holz zeichnet sich durch Biegsamkeit aus und wird zur Herstellung verschiedenen Zierats gebraucht (Theophr. h. pl. V 6, 2; vgl. Plin. XVI 227); beim Verbrennen entwickelt es starken Rauch infolge seiner großen natürlichen Feuchtigkeit; wird es jedoch geschält, in Flußwasser gelegt und dann getrocknet, gibt es durchaus keinen Rauch, sondern eine sehr milde Flamme; scharf ist die Asche und Lauge davon (Theophr. ebd. 9, 5). Von dem Safte des Baumes wird die Milch zu Käse zusammengezogen (Diosc. I 183. Plin. XXIII 126), doch geschieht dies nur unvollkommen und besser durch den des zahmen Baumes (Theophr. c. pl. I 16, 7; vgl. u. XI). Der Baum leidet nicht an den Krankheiten des zahmen (Theophr. h. pl. IV 14, 4. Plin. XVII 225. Hesych. s. κράδη), auch wegen seines scharfen Saftes weniger als dieser durch Würmer (Theophr. c. pl. V 9, 4). Daher lebt er auch länger (ebd. h. pl. IV 13, 1). Ein Wunder ist es, wenn er auf spontane Weise zahm wird, ein schlimmes Omen, wenn das Umgekehrte eintritt (ebd. II 3, 1. Plin. XVII 242). Durch Kultur kann der wilde nicht zahm gemacht werden (Theophr. h. pl. II 2, 12), doch (angeblich) wenn man die Zweige beschneidet und mit Wein und Öl bestreicht und den Baum sieben Tage lang bewässert (Geop. X 49). Auf ihn kann jedes (?) Edelreis gepfropft werden (ebd. 76, 8; vgl. u. VI 1). Von der cella vinaria ist sowohl der zahme als der wilde Baum (Plin. XIV 134), besonders aber der wilde, damit der Geruch sich nicht dem Weine mitteilt, zu entfernen (Geop. VI 2. 9). Rindfleisch wird weich, wenn es zusammen mit Zweigen des wilden Baumes gekocht wird (Diosc. I 184. Plin. XXIII 127. Gal. XII 133 = Orib. coll. med. XV 1, 18, 62; vgl. Rufus bei Orib. ebd. IV 2. 13 und Michael Psellos de omnif. doctr. 157 in Fabricius Bibl. graec. V 1712 p. 184).
B. Der zahme Baum.
1. Beschreibung. Er hat viele (Theophr. h. pl. I 6, 3. Plin. XVI 127) und lange Wurzeln (Theophr. ebd.), vielleicht die längsten wegen ihres geraden (?) Wachstums und des dem Baum eigentümlichen lockeren Gewebes (ebd. 7, 2). Er wie der Ölbaum mußten nach einem Gesetze Solons (Plut. Sol. 23) wegen ihres ausgebreiteten und andern Bäumen schädlichen Wurzelwerkes bei der Anpflanzung neun Fuß statt wie andere Bäume fünf Fuß vom Nachbargrundstück entfernt bleiben. Trotz der Länge und Dicke der Wurzeln hat der Baum kein langes Leben (ebd. IV 13, 2; c. pl. II 11, 9; vgl. Plin. XVI 130. 241); doch wächst er schnell heran (Plin. XVII 95. 155). Freilich gehen die Wurzeln nicht tief (Theophr. c. pl. III 4, 2). Sie [2114] sind gewunden (ebd. h. pl. I 6, 4). Auch der Baum wächst krumm, hat einen kurzen Stamm mit glatter Rinde (ebd. 5, 1f.) und wenig Knoten wie alle Bäume mit glatter Rinde und von lockerem Körper (ebd. 8, 1). Das Holz ist fleischig (ebd. 5, 3, vgl. 6, 1), d. h. nach allen Richtungen hin teilbar, ohne Fasern (ebd. 5, 3), locker (ebd. V 3, 3), im ganzen unbrauchbar (Hor. sat. I 8, 1 und Schol. Cruq.; vgl. auch u. XIV), doch zu Rührkellen verwendbar, da diese den Brei von Hülsenfrüchten wohlriechend (?) machen (Plat. Hipp. M. 290 e). Es entwickelt wie das des wilden Baumes infolge seiner Saftfülle starken und sehr beißenden Rauch (Theophr. h. pl. V 9, 5; de igne 72. Arist. Vesp. 145. Plut. symp. IV 2, 1. VI 10). Zum Anmachen des Feuers ist es wie das des Ölbaums am geeignetsten (Theophr. h. pl. V 9, 5f.); wohl aus diesem Grunde ließ sich auch Cato (agric. 37, 5) F.-Holz für seinen Kamin zum Winter aufschichten. Die aus der Asche bereitete Lauge ist wegen ihrer Schärfe zum Waschen vorzüglich brauchbar (Plut. ebd.); auch wurde die Asche in der Medizin als Ersatz des Hüttenrauches, des ἀντίσποδον, gebraucht (Diosc. V 86. Plin. XXXIV 133). Außer den Frühjahrstrieben vor der Frühlingsgleiche (Theophr. h. pl. III 4, 2) zeigen sich auch gegen Ende Juli und Mitte September deutlich neue Triebe, letztere besonders in Makedonien und Thessalien (Theophr. ebd. III 5, 4 = Plin. XVI 99). Die Blätter sind krähenfüßig (vgl. o. IV), rauh (Plut. symp. V 9) und sehr groß (Plin. XVI 113), ohne daß jedoch der Baum selbst großen Schatten wirft (ebd. XVII 89). Blüten trägt der Baum nicht (Ps.-Aristot. de plantis II 9 p. 828 b 41. Macrob. III 20, 5), sondern nur Früchte (Plin. XVI 95. Plut. symp. IV 5, 9; vgl. Theophr. h. pl. III 3, 8). Trotzdem spricht Plinius (XV 73) von seiner Blüte und setzt diese (XVI 104) unverständlicherweise nach der der Granatblüte. Die Früchte kommen teils aus dem vorjährigen Holz, teils (als σῦκα oder Spät-F.) aus den jungen Trieben, teils hinter teils vor dem Blatt (s. o. III 1 über ὄλυνθος), die πρόδρομοι (die frühesten F.) nicht nur neben dem Blatt, sondern auch weit tiefer und mitunter aus ganz dicken Teilen (Theophr. c. pl. V 1, 9). Die frühen F., d. h. die πρόδρομοι und ἐρινά oder ὄλυνθοι, fallen leicht unreif ab (vgl. o. III 1, auch Hor. epod. 16, 46 und Plin. XVI 95), teils infolge ihrer schwachen Befestigung, eigenen Schwere und lockeren Struktur (Theophr. c. pl. II 9, 4f.), teils infolge übermäßiger Feuchtigkeit (ebd. 3ff.), teils infolge von Krankheiten (ebd. 11). Spät-F. fallen ab, wenn es an den Volcanalien, 23. Aug. jul., donnert (Plin. XVII 260). Freilich behauptet merkwürdigerweise Theophrast (ebd. 8), daß die spät tragenden Bäume ihre Früchte nicht verlören. Man könnte zwar, obwohl auch in diesem Falle seine Behauptung kaum zutreffend wäre, glauben, daß er dabei nur ganz spät, etwa im Winter oder gar erst im Frühjahr ihre Früchte reifende Bäume im Auge gehabt habe, da er (h. pl. I 9, 7 = Plin. XVI 84) sagt, daß die spät tragenden ihr Laub abwürfen, ehe die Früchte reiften. Aber nach dem, was er über die Caprifikation (s. u. VI 3) sagt, ist dies nicht anzunehmen. Wenn er von früh, spät und inzwischen [2115] tragenden Bäumen spricht (c. pl. II 9, 5), so meint er damit wohl die πρόδρομοι, σῦκα und ἐρινά = ὄλυνθοι tragenden. Von den verschiedenen Reifezeiten ist zum Teil schon oben (III 2) die Rede gewesen. Im Frühjahr waren F. (ungetrocknete) eine große Seltenheit (Philostr. epist. 49) ebenso wie Weintrauben und Oliven (Theopomp. bei Athen. III 77 e. Eustath. Od. 1964, 20). Zu dem Sternbilde des Löwen auf einem Speisebrett konnte passend eine afrikanische Feige gelegt werden (Petron. 35), wohl weil als Zeit der Reife die zwischen 20. Juli und 20. August gedacht war. Nach Platon (leg. VIII 844 d und bei Athen. XIV 653 c) sollten F. nicht vor dem Frühaufgang des Arkturos, ca. 10. September gregor., gepflückt werden. In warmen Gegenden kann dies schon im August geschehen (Geop. III 11, 6). Der Diebstahl an σῦκα in Attika, den Demosthenes (XVIII 262) dem Aischines vorwirft, kann im Oktober stattgefunden haben (A. Mommsen Feste der Stadt Athen 1898, 351, 8). Die σῦκα bilden mit den Trauben die ὀπώρα der Hellenen (Gal. VI 792). Bei Rom gab es die ersten F. anfangs September (Hor. ep. I 7, 5, vgl. Calpurn. ecl. 2, 81). Der Herbst (Frühherbst?) ist die Zeit, in welcher die frischen, ungetrockneten F. gegessen werden (Iulian. epist. 23 [24], 14). Im Winter sollte es zwar keine F. geben (Marc. Aurel. comm. XI 33), doch konnte es nach Theophrast (c. pl. V 1, 2f.; vgl. auch Eustath. Il. 955, 3) ausnahmsweise vorkommen, daß der Baum in milden Wintern beim Herannahen des Frühlings Früchte lieferte. Auch sonst (s. V B 4 hiberna und κυδωναῖον) werden Winter-F. erwähnt; doch identifizierte z. B. Columella, wie o. S. 2110 erwähnt ist, die hibernae ficus mit den serotinae oder Spät-F. überhaupt, während der Arzt Diphilos (bei Athen. III 80 c) die gegen den Winter reifenden gleichsam als verspätete F. ansah. Daher mögen die winterlichen ὄλυνθοι (Ps.-Hipp. II 564. 731. 733. 739 K.) unreife Spät-F. gewesen sein. Der fico vernile Süditaliens reift heute dort an warmen Stellen im November und Dezember. Überhaupt gab es dreimal im Jahre nach Philotimos (bei Athen. III 79 a) frische σῦκα. Diese verschiedenen Reifezeiten sind aber sicher nicht auf einzelne Individuen zu beziehen, so daß manche mehrmals in einem Jahre reife Früchte gezeitigt hätten, sondern es scheint als Regel angenommen zu sein, daß der Baum entweder nur Früh- oder Spät-F. hervorbrachte oder, wenn beide, doch jene nicht reifte. So sagt denn Theophrast, daß von den συκαῖ einige früh, andere spät (c. pl. I 18, 3. IV 11, 2) und einige bei passender Nahrung und günstigem Klima zweimal (ebd. II 10, 13) trügen. Zwar sagt er auch (ebd.), daß einige Bäume infolge reichlicher Nahrung dreimal trügen; denn wenn man die ersten Früchte wegnehme, so brächten sie leicht andere hervor und, wenn man diese wegnehme, wieder andere. Doch scheint damit nur dasselbe Verfahren gemeint zu sein, welches die Römer anwandten, um durch Wegnahme der noch wenig entwickelten Früh-F. Spät-F. zu erhalten (vgl. u. VI 2). Jedenfalls erscheint es bedenklicher, die Worte Theophrasts etwa auf den wilden Baum zu beziehen. Die triferae des Columella (V 10, 11) beruhen ebenso [2116] wie das folgende Wort fiosculi vielleicht auf einer Fehlerhaftigkeit des Textes. Nur von den chalkidischen fici behauptet Plinius (XV 71), daß sie zum Teil dreimal Früchte trügen. Daß in dem Garten des Alkinoos (Hom. Od. VII 121) sich fortwährend die Früchte gefolgt seien (Iulian. ep. 23 [24], 8; vgl. auch Isid. XVII 7, 17), ist eine Anschauung, die auf poetischer Übertreibung beruht. Selbst die zweimal tragende συκῆ ist nicht gerade oft erwähnt (Arist. Eccl. 708 und bei Athen. III 77 d. Antiphanes ebd. Androtion ebd. 75 d. Theophr. c. pl. II 10, 13. V 1, 6; vielleicht auch für Samos Aethlios bei Athen. XIV 653 f; vgl. auch den ὄλυνθος des Theophrast o. III 1); über die biferae der Römer s. o. III 2. Trotz schnellen Wachstums (Theophr. c. pl. I 8, 4. Varr. I 41, 4) bringt der Baum viele Früchte hervor (Theophr. ebd. V 1, 3), weil er nicht in die Höhe wächst, die Zweige weit ausbreitet und daher einen großen Raum einnimmt (ebd. II 10, 3; vgl. I 20, 5); doch leben diejenigen Bäume, welche viele Früchte tragen, nicht so lange wie die, welche wenige bringen (ebd. II 11, 1); er trägt aber, je älter, desto mehr Früchte (Geop. X 45, 9), wenigstens eine gewisse Sorte von Bäumen (Plin. XVI 117). Die Früchte haben sehr verschiedene Farbe (Theophr. h. pl. II 6, 6. Plin. XIII 49; vgl. u. V B 4). Sehr oft ist zugleich von hellen und dunkeln (Theophr. c. pl. V 1, 8. 3, 1. Helladios in Phot. bibl. p. 534 a 5. Plin. XV 71. Pall. IV 10, 36. Geop. X 53, 1. Macrob. III 20, 1f.) oder nur hellen (Ps.-Hipp. III 32 K. Leonidas in Anth. Pal. IX 563) oder dunkeln (Hipponax bei Athen. III 78 c. Pherekrates ebd. XIV 653 a. Ps.-Hipp. I 480. Diosc. I 185: eup. I 99. Phanias in Anth. Pal. VI 299. Plin. XXIII 119. 135. Philostr. im. I 30, 1. Marc. Emp. 7, 14. Theod. Prisc. p. 67, 11 Rose usw.) die Rede. Die helle Farbe konnte sich spontan in eine dunkle und umgekehrt verwandeln (Theophr. c. pl. V 3, 1), was aber bei manchen für ein Mirakel galt (Theophr. h. pl. II 3, 1. Plin. XVII 242), oder auch infolge der Kernsaat beim Umschlagen in die wilde Art (Theophr. ebd. II 2, 4). Von der Farbe, besonders der roten, waren auch manche Sorten benannt (s. u. V B 4). Der Saft der Frucht ist zuerst milchig (Theophr. c. pl. VI 6, 5. Plin. XV 82; vgl. Ovid. fast. II 263), hernach honigartig (Theophr. h. pl. I 12, 1. Plin. ebd.), behält jedoch die milchige Farbe am Scheitel der Frucht (Plin. ebd. 109). Dieser milchige Saft findet sich auch in den übrigen Teilen des Baumes (Theophr. h. pl. I 12, 2. Col. V 11, 8. Plin. XVI 181; vgl. Ennius bei Charis. 128, 32 K. Plut. symp. VI 10. Macrob. III 20, 5) und wird wegen seiner Schärfe besonders zum Gerinnenmachen der Milch (s. u. XI) und in der Medizin angewandt. Die Früchte sind geruchlos (Plin. XV 110; anders Geop. VI 2, 7). Die Samen sind von einer gemeinschaftlichen (Theophr. h. pl. I 11, 4) fleischigen (ebd. 6) Hülle umschlossen, nußartig (ebd. 3) und auffallend klein (Varro r. r. I 41, 4. Cic. de sen. 52). Der Baum verträgt das Spalten des Stammes (Theophr. c. pl. V 16, 3 = Plin. XVII 238). Große Hitze macht seinen Saft schlechter, indem sie einen Teil verbrennt, einen andern roh läßt und einen weiteren in Fäulnis auflöst (Theophr. ebd. VI 17, 5). Kälte im Winter trocknet ihn [2117] mehr oder minder aus (ebd. II 8, 2). Nach starken Regengüssen stellt sich Wurzelfäule, λοπάς, ein (ebd. h. pl. IV 14, 5; c. pl. V 9, 9; vgl. Plin. XVII 225). Besonders leidet der Baum an σφακελισμός und κράδος (Brandkrankheiten), von denen jener die Wurzeln, diese die Zweige schwarz macht (Theophr. h. pl. IV 14, 4). An windstillen Orten wird er leicht dürr und trocken, was einige καυθμός = Brand nennen (ebd. 11f.). Besonders junge Bäume gehen durch Sonnenbrand, ἀστροβολία (ebd. 2) = sideratio beim Frühaufgang des Hundssterns, in der zweiten Hälfte des Juli, zu Grunde (Plin. XVII 222). Die Räude befällt die Bäume infolge zu reichlicher Nahrung (Theophr. c. pl. V 9, 10) oder wenn bei Beginn des Sommers ein wenig Regen fällt, während starker Regen sie abspült (Theophr. h. pl. IV 14, 5; vgl. Plin. ebd. 225); doch an manchen Orten, wie bei Aineia, kommt sie gar nicht vor (Theophr. ebd. 3).
2. Schädliche Tiere. Unter diesen sind es vor allem gewisse Würmer, σκώληκες = culices, welche dem Baume schaden (Theophr. h. pl. IV 14, 2ff. = Plin. XVII 221) und zwar im Sommer (Theophr. c. pl. V 9, 4); sie befallen auch die Früchte (ebd. 10, 1. Plin. ebd. 231). Mit ihnen identisch sind wohl die den jungen Pflanzen schädlichen tineae (Col. V 10, 9 = arb. 20, 3. Plin. XVII 256) und vermes (Pall. IV 10, 29). Gemeint ist die F.-Schildlaus, Lecanium (Chermes) caricae. Davon verschieden ist der κέραστης, welcher sich auch auf dem Ölbaum finden soll (Theophr. c. pl. V 10, 5), in den sich alle andern Würmer verwandeln (!) und der ein zischendes Geräusch hervorbringt (Theophr. ebd. und h. pl. IV 14, 5 = Plin. XVII 221), vielleicht der gemeine Maikäfer, Melolontha vulgaris, oder der Hirschkäfer, Lucanus cervus, und ihre Larven. Aus den an den F.- und andern Bäumen befindlichen Raupen entstehen die κανθαρίδες (Arist. hist. an. V 104 = Plin. XI 118 und bei Aelian. hist. an. IX 39). Dabei ist wohl an die spanische Fliege, Lytta (Cantharis) vesicatoria, oder auch nahestehende Arten zu denken. Die κνῖπες, welche die Bäume anfressen und von Drosseln weggefressen werden (Ar. Av. 590) oder die F.-Gallwespen auffressen (Theophr. h. pl. II 8, 3), sind vielleicht verschiedene Käferlarven oder Holzmaden. Daß die ψῆνες, von denen Aristophanes (ebd.) dasselbe wie von den κνῖπες sagt, wie sonst F.-Gallwespen sein sollen, ist wohl nicht zu bezweifeln, obwohl ihre Schädlichkeit vielleicht nur eine eingebildete ist. Auch Ameisen werden als Schädlinge bezeichnet (Pall. IV 10, 29). Über die Mittel, die Insekten zu vertreiben, s. u. VI 2. Ferner werden genannt die κοχλίαι (Theophr. h. pl. IV 14. 3), wohl Weinbergschnecken (vgl. Aubert und Wimmer Aristoteles Tierkunde, 1868, 177f.), Seepolypen, welche sich an die in der Nähe des Meeres wachsenden Bäume heften und die Früchte fressen (Klearchos Sol. bei Athen. VII 317 c), und Sperlinge (Philostr. im. I 30, 1). Von σῦκον und ficus sind συκαλίς und ficedula gebildet, die Namen für gewisse Grasmückenarten. So sagt Martialis (XIII 49), daß sich die ficedula von F. und Trauben nähre, doch nicht nach den letzteren (sondern den ersteren) benannt sei. Wohl fälschlich wurde συκαλίς für eine Meisen-(Parus-)Art gehalten (Arist. hist. an. VIII 41), [2118] und zwar für identisch mit dem μελαγκόρυφος (Alexandros Mynd. bei Athen. II 65 b), d. h. wahrscheinlich mit der Sumpfmeise, Parus palustris. Der Vogel sollte συκαλίς genannt werden, wann die F. reiften (ebd.), im Herbst, d. h. etwa Ende Juli bis 12. September, von da ab bis etwa 11. November μελαγκόρυφος (Ps.-Arist. hist. an. IX 256f. = Plin. X 86. Geop. XV 1, 23). Nach d’Arcy W. Thompson (A glossary of greek birds 1895, 163) ist die συκαλίς wahrscheinlich die Mönchsgrasmücke, Sylvia atricapilla. Sie stellt sich in Griechenland Ende Juli und im August, wann die F. reif werden, in Menge auf den F.-Bäumen ein; bei Athen sieht man sie noch im Winter zahlreich auf den Pfefferbäumen (Krüper in A. Mommsens Griech. Jahreszeiten 1875, 241f.). Doch auch die Gartengrasmücke, Sylvia hortensis, ist sehr häufig im August auf den F.- und Terpentinbäumen dort zu finden (ebd. 243). Eben diese wird auch, wo sie sich in Mittelitalien als Sommervogel besonders Ende August und im September in Menge zeigt, vorwiegend beccafico = F.-Picker genannt (G. H. Giglioli Avifauna italica 1889, 217ff.), während die Mönchsgrasmücke gewöhnlich capinera heißt und dort vielfach Standvogel ist (ebd. 215ff.). Oft werden die συκαλίδες mit den ficedulae im Corp. gloss. lat. (VI p. 449) identifiziert. Jene wurden zur Zeit der F. gefangen (Athen. II 56 b. Eustath. Od. 1964, 23) und gern gegessen (Epicharmos bei Athen. ebd. und IX 398. Poll. VI 77; vgl. Aelian. hist. an. XIII 25). Noch beliebter waren die ficedulae bei den Römern (vgl. Favorinus bei Gell. XV 8 und H. Blümner Der Maximaltarif des Diocletian 1893, 78). Für zehn Stück dieser Vögel bestimmte Diocletian in seinem Edikt vom J. 301 als Maximalpreis 40 Denare = 73 Pf. (ebd. c. 4, 36. Ἐφημ. ἀρχ. 1899, 153f.), während z. B. zehn Drosseln 60 Denare kosten sollten (ebd. c. 4. 27).
3. Lokales. Die F. können in kalten Gegenden nicht gedeihen (Varro r. r. I 41, 1); in gebirgigen und kalten Gegenden können sie, da sie weniger Saft enthalten, es nicht bis zur Trockenreife, d. h. einem schon etwas welken Zustande, bringen und müssen frühe, d. h. in vollem Saft stehend, gegessen werden; die in Ebenen und heißen Gegenden sind fetter und infolge ihrer Trockenheit haltbar (Pall. IV 10, 26). Nach Herodotos (I 193, auch bei Iulian. ep. 23 [24], 2 und Eustath. Od. 1964, 17) sollte es in Babylonien keine geben. Diese Nachricht wird vielleicht mit Unrecht von Ch. Joret (Les plantes dans l’antiquité et moyen âge I 1897, 374f.) bezweifelt, weil auf einem babylonischen Zylinder außer einem Dattelbaum noch zwei andere Fruchtbäume, von denen der eine einem F.-Baum ähnele, dargestellt seien (vgl. o. I). Freilich ist nach ihm (382) der F.-Baum öfters auf assyrischen Basreliefs zu sehen. Unwahrscheinlich ist es dagegen, daß der Baum den Persern unbekannt gewesen sei (s. u. XV), da seine dortige Kultur für das 10. Jhdt. n. Chr. bezeugt ist und er auch heute dort kultiviert wird (s. o. I). In Hyrkania im Südosten des Kaspischen Meeres tragen einige Bäume 10 Medimnen = 5,89 hl trockener ἰσχάδες (Diod. XVII 75), nach dem für unglaubwürdig bekannten Onesikritos (bei Plin. XV 68) 270 [2119] Modien = 23,58 hl und nach Strabon (XI 508) sogar 60 Medimnen F., während heute in Italien 100 kg als gewöhnliches Maximum gelten, welche 30 kg (oder etwa 35–40 l) getrockneter entsprechen. Freilich soll der Baum im westlichen Asien das üppigste Wachstum erreichen. In Medien bedeckt man die Spitzen der jungen Pflanzen, um sie vor Kälte zu schützen (Theophr. c. pl. V 12, 6). Auch in Armenien gibt es F. (Aelian. hist. an. XVII 31). Andererseits hatte ein nach Rom gekommener Einwohner der im nördlichen Phrygien gelegenen Stadt Dorylaeum bis dahin nie einen F.-Baum gesehen (Cic. p. Flacc. 41), was bei der 900 m betragenden Meereshöhe von Dorylaion begreiflich ist, zumal der Baum auch an der Westhälfte der pontischen Küste heute fehlt. Bei Pantikapaion (auf der Krim) wachsen viele sehr große Bäume, welche im Winter bedeckt werden (Theophr. h. pl. IV 5, 3; vgl. c. pl. V 12, 6) und vortreffliche Früchte tragen (Plin. XVI 137). In manchen Gegenden verliert der Baum nie seine Blätter (Theophr. c. pl. I 11, 6), so auf der Insel Tylos im Arabischen Meerbusen (ebd. h. pl. IV 7, 8) und um Elephantine (ebd. I 3, 5) in Ägypten. Doch sind die ägyptischen F. trotz oder vielmehr wegen der heißen Luft klein und nicht gut (ebd. c. pl. II 3, 8). Bei Takape (an der kleinen Syrte) gedeiht der Baum zusammen mit andern im Ackerfelde (Plin. XVIII 188). Etwas nördlicher davon, bei Agar, fand Caesar einen großen Vorrat von F. (b. Afric. 67). Die F. der dorischen Stadt Ἐρινεόν am Pindos sind schlecht (Tzetz. ad Lycophr. 980). Die Ostküste Spaniens ist reich an F.-Bäumen (Strab. III 163). In Gallia Narbonensis gedeiht der Baum bis an die Sevennen (ebd. IV 178). In Lutetia Parisiorum (Paris) haben einige bei der dortigen milden Witterung F.-Bäume künstlich gezogen, indem sie dieselben mit Stroh und dgl. im Winter bedeckten (Iulian. misop. 341 a). Auch heute werden hier in nach Süden gelegenen Gärten unter dem Schutz einer Mauer oder eines Hügels und unter Beobachtung gewisser Maßregeln Bäume gezogen, welche jedes Jahr Früchte bringen. Auf irgendwelche Gegend Galliens geht die Bemerkung, daß unfruchtbare Bäume dort durch Düngung und den segensreichen Einfluß des heiligen Martinus fruchtbar geworden sein sollen (Venant. Fortun. carm. V 2, 33). Über Moesien s. o. III 2.
4. Sorten. Aufzählungen von Sorten findet man bei Athen. III c. 6–10. XIV c. 67. Pollux VI 81. Cato de agric. 8, 1. Varro r. r. I 41, 6. Colum. V 10. 11. X 403. 413–418. Plin. XV 69ff. und nach Cloatius bei Macrob. Sat. III 20, 1. Überhaupt erwähnt sind folgende: Die afrikanische (Petron. 35. Marc. Emp. 8, 57. 17, 20. 32, 17. 34, 2 usw.) ist von den Römern über See durch Kernsaat eingeführt (Varro I 41, 6; vgl. Herodotos Lyk. bei Athen. III 75 f), erst neuerdings (!) nach Afrika, so daß die Ansichten über ihren Wert noch sehr auseinandergehen (Plin. XV 69); ist zur Anpflanzung zu empfehlen (Cato 8, 1 = Plin. XV 72. Col. V 10, 11); von der libyschen verschieden (Col. ebd.) und kann eine carica sein (Marc. Emp. 16, 18). Genannt werden als Untersorten eine albula (helle), harundinacea (vielleicht dieselbe, welche nach Plin. XV 70 bunt wie das Blatt von Arundo colorata, einer weißgestreiften [2120] Abart von Arundo donax L., ist und sich zum Trocknen eignet), asinastra (grau wie der Esel ?), atra (glanzlos schwarz) und palusca(Sumpf-F. Cloat. a. a. O.); vielleicht aber sollen diese eigene Sorten sein. Vgl. auch die von Ruspina und u. XV. Die ägyptische, eigentlich keine besondere Sorte (vgl. o. V B 3). Zudem verstand man unter der ägyptischen F. auch den Johannisbrotbaum, Ceratonia siliqua L. (Theophr. h. pl. I 11, 2. 14, 2. IV 2, 4 = Plin. XIII 59. Theophr. de odor. 5. Hesych.) und mitunter die Sykomore, Ficus sycomorus L. (Plin. XIII 56. XV 68; vgl. auch die alexandrina). Die αἰγιλίς des attischen Demos Aigilia ist die schönste ἰσχάς (Philemon Athen. bei Athen. XIV 652 e). Die albicerata (Plin. XV 70) von wachsgelber Farbe, welche ca. 8. September reift (Col. X 417). Die alexandrina (Hist. aug. Alex. Sever. 60) gehört zu den dunkeln, hat weiße Streifen und wird von den Römern delicata genannt (Plin. XV 70). Fälschlich identifiziert Plinius (ebd. 68) sie mit der idäischen des Theophrast, jedenfalls durch eine Stelle desselben (h. pl. III 17, 4f.) irregeführt. Die ἀμφαρίστεως ist eine zum Nachtisch gehörende ἰσχάς (Poll. VI 81). Die aratia (Theophrastos? bei Athen. III 77 a) ist hell, sehr breit und hat einen sehr kurzen Stengel (Plin. XV 70). Die des syrischen Askalon (Athen. ebd.). Die attischen σῦκα (Antiphanes bei Athen. III 74 e. Etym. M. 733, 42) und ἰσχάδες (Phoinikides bei Athen. XIV 652 d. Lynkeus ebd.) sind die besten der Welt; letztere bilden das Wahrzeichen Athens (Alexis ebd. c; vgl. Eustath. Il. 955, 8). Den Baum sollte zuerst Attika hervorgebracht haben (Aelian. v. h. ΙΙΙ 38; vgl. u. XVIII). In den ältesten Zeiten nährten sich die Athener von σῦκα (Aelian. ebd. 39) oder ἰσχάδες, bevor sie die Fleischnahrung kennen lernten (Etym. M. 479, 14). Zu den letzteren gehörten auch die αἰγιλίδες, χελιδόνιοι und τιθράσιαι. An die attischen F. knüpften sich Anekdoten, Sagen, religiöse Vorstellungen und Gebräuche (s. u.). Besonders aber spielte im sozialen Leben der Athener das Sykophanten- oder Denunziantenwesen seit Perikles oder dem Rat der Vierhundert des J. 411 eine große Rolle (Ar. Ach. 519. 904ff.; Av. 1410ff.; Vesp. 1096. Xen. mem. II 9, 5; oec. 11, 21. Plat. rep. I 341. Aristot. pol. V 4, 1; sehr oft bei Lysias usw.). Ein berüchtigter Sykophant war noch der Redner Aristogeiton aus der Zeit Philipps von Makedonien (s. Thalheim o. Bd. II S. 931, 53ff.). Der Name sollte nach einigen (Alexis bei Athen. III 74 f. Plut. de curios. 16. Schol. Arist. Plut. 31. 873. Bekk. Anecd. gr. I 304, 30) daher rühren, daß es in Athen in alter Zeit verboten gewesen sei, F. auszuführen, und die, welche die Übertreter des Verbotes anzeigten, συκοφάνται genannt worden seien. Als Grund des Ausfuhrverbots wird angegeben, daß den Einheimischen allein die Möglichkeit, sie zu essen, habe verbleiben sollen (Istros bei Athen. III 74 e) oder die F. zuerst von den Athenern aufgefunden seien (Schol. Plat. rep. I 340 d. Phot. lex. Suid. s. συκοφαντεῖν) oder die attischen die schönsten gewesen seien (Etym. M. 733, 39). Dieses Ausfuhrverbot bezweifelte schon Plutarchos (Sol. 24). Nach Philomnestes (bei Athen. III 74 f) sollten die an den Staat, der seine Ausgaben davon bestritten habe, zu liefernden Abgaben und Strafen [2121] in F., Wein und Öl bestanden haben und συκοφάνται diejenigen genannt worden sein, welche dem Staat Anzeige machten, wenn jemand jener Verpflichtung nicht nachkam. Nach einer dritten Ansicht handelte es sich dabei um von Knaben in fremden Gärten verübte Diebstähle an F. (Fest. ep. p. 302, 30ff.). Daß der Name infolge solchen Diebstahls an heiligen oder andern F. entstanden sei, hält A. Boeckh (Staatshaushaltung d. Athener3 I 54ff.) für das wahrscheinlichste. Bemerkenswert ist, daß die attischen F. mit Ausnahme der chelidoniae in römischer Zeit keine Beachtung mehr fanden. Die Augusta (Cloat a. a. O.). Die βαγινδάριοι (oder βρυγινδάριοι) ἰσχάδες von Rhodos eignen sich für den Nachtisch (Poll. VI 81) und stehen den attischen nicht nach (Lynkeus bei Athen. XIV 652 d). Über diese s. auch Hiller v. Gaertringen o. Bd. III S. 921, 51ff. Die βασίλεως (königlichen) ἰσχάδες gehörten zum Nachtisch (Poll. ebd.) und waren getrocknete F., sonst aber wohl identisch mit den βασίλεια σῦκα (Athen. III 78 a). Vgl. auch ὀπωροβασιλίς und συκοβασίλειόν. Noch heute gibt es in Griechenland eine βασιλικόν genannte Sorte (v. Heldreich Nutzpflanzen 20). Über die biferae s. o. III 2 und V B 1. Es muß dann wiederum mehrere Untersorten gegeben haben, da Columella (V 10, 11) omnes biferae anzupflanzen rät. Die callistruthia ist wegen ihres Namens (καλλιστρούθιον, der aus καλός = schön und στροῦθος = Sperling oder kleiner Vogel, gebildet ist) griechischer Herkunft. Ihr Name erklärt sich vielleicht daraus, daß sie gern von στροῦθοι gegessen wurde (vgl. Philostr. im. I 30, 1). Sie wird zum Anbau empfohlen (Col. V 10, 11), hat ein rosiges Aussehen und reift ca. 8. September (ebd. X 416); sie ist zu den Römern importiert, gehört zum Teil zu den bessern Sorten, ist aber unter allen die kälteste (Plin. XV 69); die in Rom καλλιστρούθια genannten F. übertreffen die der ganzen Welt (Athen. III 75 e). S. auch passeraria. Von der Calpurnia gibt es eine helle und dunkle (Cloat. a. a. O.). Über die carica oder die von Kaunos s. hernach ,Karische F.‘ Die chalcidica ist (von Chalkis auf Euboia) nach Italien gekommen und durch Kernsaat einheimisch gemacht (Varro I 41, 6; vgl. Herodotos Lyk. bei Athen. III 75 f), so daß es hier mehrere Sorten davon gibt (Plin. XV 69), von denen einige dreimal im Jahre tragen (ebd. 71). Sie ist zur Anpflanzung zu empfehlen (Col. V 10, 11). Vielleicht ist sie identisch mit der caldica, von welcher es eine helle und eine dunkle gibt (Cloat. a. a. O.). Die χελιδόνιαι ἰσχάδες (Lynkeus bei Athen. XIV 652 d. Machon ebd. XIII 582 f) können hart sein (Epigenes ebd. III 75 d), sind dunkelrot (Philemon Athen. ebd. XIV 652 f) oder dunkel und werden auch φοινικαί genannt (Diosc. V 41) oder purpurn und reifen ca. 8. September (Col. X 415), doch nach Plinius (XV 71) am spätesten von allen; sie gehören in Attika zum Nachtisch (Poll. VI 81). Der Baum ist nur in der Ebene anzupflanzen (Androtion? bei Athen. III 75 d). Der Name stammt wohl von der Farbe der Schwalbe, χελιδῶν, her, obwohl die Oberseite der Rauch- und Hausschwalbe blauschwarz ist und nur bei jener Stirn und Kehle rostrot. Die chia hat, wie die meisten F., keinen sehr guten Saft (Diphilos Siphn. [2122] bei Athen. III 80 c). Sie ist (von Chios) nach Italien gekommen und durch Kernsaat eingebürgert (Varro I 41, 6; vgl. Herodotos Lyk. bei Athen. III 75 f), so daß es davon mehrere Sorten gibt (Plin. XV 69), eine helle und dunkle (Cloat. a. a. O.). Sie hat eine glänzende Haut und reift im heißen Sommer (Calpurn. ecl. 2, 81), wetteifert mit der von Kaunos und reift ca. 8. Sept. (Col. X 414), hat einen angenehm stechenden Geschmack (Mart. VII 25, 8), da sie Wein und Salz selbst in sich trägt (ebd. XIII 23), und ist besser als die marsica (ebd. XII 96, 9). Das cottanum wird als eine Art kleiner F. (Mart. VII 53, 7. XIII 28. Hesych. s. κόττανα) oder kleiner syrischer caricae (Plin. XIII 51. Corp. gloss. lat. V 654, 4; fälschlich = marisca ebd. II 523, 24) erklärt. Sie kommt über See nach Rom (Iuven. III 83) und ist in der letzten Zeit des Tiberius im Albanischen eingeführt worden (Plin. XV 83). Man beschenkt sich damit an den Saturnalien (Stat. silv. IV 9, 28. Mart. VII 53, 7). Auch in Tyros wurden κόττανα gegessen (Athen. IX 385 a, vgl. III 119 b). Das Wort geht auf קָטֹן = klein zurück; die spätlateinische Form coctanum, welche sich z. B. in den Iuvenalscholien findet (s. Schopen Uned. Scholien zu Iuven. sat. III p. 8, 3), ist unter Anlehnung an coctus gebildet (O. Keller Lat. Volksetymol. 1891, 65). Die cucurbitiva (Cloat. a. a. O.) ist offenbar von cucurbita = Flaschenkürbis vielleicht wegen säuerlichen Geschmacks oder wegen flaschenförmiger Gestalt benannt. Die von Damaskos ist die beste der Welt, hat lange Stengel, wird sehr sorgfältig getrocknet und überallhin exportiert, während der Baum selbst nicht nach andern Orten verpflanzt werden kann (Iulian. ep. 23 [24], 1 und 10ff.). Die delicata ist alexandrina. Das δρακόντιον (Athen. III 78 a) mag vielleicht wegen bunter Färbung seinen Namen haben. Die duricoria (Cloat. a. a. O.) hatte ihren Namen von der harten Haut. Alle(?) Spät-F. aber sollten nach Plinius (XV 71) duricoriae genannt werden. Die der Insel Ebusa, des heutigen Iviza, ist (bis zum Aufkommen der carica?) die beste und größte unter den getrockneten F. (Plin. XV 82) und wird an den Saturnalien zum Geschenk gemacht (Stat. silv. I 6, 15). Über das ἐρινεόν s. o. III 1. Der (zahme?) Baum ἐρινεώς ist nur in der Ebene anzupflanzen (Androtion? bei Athen. III 75 d). Das αἱμώνιον (blutrot) wird so auf Paros wegen seiner roten Farbe genannt, wo es vorzüglich gedeiht, obwohl es mit der lydischen F. identisch ist (Athen. III 76 b; vgl. Eustath. Od. 1964, 6). Es wird schon von Archilochos erwähnt (Athen. ebd.; vgl. o. II in.). Das ἁμάδεσν ist kretisch (Hermonax bei Athen. ebd. e); vgl. νικύλεον. Die herculanea, zur Anpflanzung empfohlen (Cato 8, 1 = Plin. XV 72, vgl. 70) ist dunkel (Cloat. a. a. O.). Die hiberna wird zur Anpflanzung empfohlen (Cato 8, 1 = Plin. XV 72. Col. V 10, 11). Von den Winter-F. ist o. V B 1 gesprochen; vgl. auch κυδωναῖον. Das ὑλάδιον ist an einer unsichern Stelle (Athen. III 78 a) erwähnt. Die συκῆ der troischen Ida (Theophr. h. pl. III 17, 4f. und bei Athen. III 77 b; vgl. Plin. XV 68) ist keine Ficus carica L., sondern vielleicht die Schneebirne, Pirus nivalis Jacqu., eine Varietät [2123] von Pirus communis L. Die indische συκῆ (Onesikritos und Aristobulos, beide Gefährten Alexanders d. Gr., bei Strab. XV 694. Theophr. h. pl. I 7, 3. IV 4, 4; c. pl. II 10, 2 und bei Athen. III 77 f. Plin. VII 21. XII 22) ist der Banyan, Ficus bengalensis L. Die F. von Κάναι in der kleinasiatischen Aiolis lobte Parmenion Byz. (bei Athen. III 75 f). Der Name des καπύριον (λαπύριον?) soll aus καίειν und πυροῦν gebildet sein (Eustath. Il. 437, 1. 1087, 63). Über die F. Kariens und die von Kaunos s. o. III 2; vgl. auch unten über die von Tralles u. Abschn. XX. Die ἰσχάδες κιμώλιαι, d. h. die getrockneten F. der Kykladeninsel Kimolos, werden von Amphis (bei Athen. I 30 b) gelobt. Der Name der κιῤῥοκοιλάδια σῦκα (Athen. III 78 a) bedeutet eigentlich ,gelbbauchig‘. Die κόλουροι συκαῖ sind anzupflanzen, wo Wasser ist (Androtion? bei Athen. III 75 d). Das κοράκεων (rabenschwarz) wird von Hermippos (bei Athen. III 77 a) gelobt. Die κορώνεως (krähenfarbige) eignet sich zum Nachtisch (Poll. VI 81; vgl. Schol. Arist. Ach. 802). Das κρήνειον (Athen. III 78 a) ist von κρήνη = Quelle benannt. Die κυπρία συκῆ Kretas (Theophr. h. pl. IV 2, 3 und bei Plin. XIII 58 und Athen. III 77 b; vgl. Diosc. I 182 und Plin. XV 68) ist wohl nur eine Varietät der Sykomore. Mit κυδωναῖον (einer Quitte ähnlich?) bezeichneten die Achaier die Winter-F. (Aristophanes Byz. und Pamphilos gramm. bei Athen. III 77 a; vgl. Eustath. Od. 1964, 11 und Hesych. s. κοδώνεα, auch oben hiberna). Die lakonische συκῆ bringt sowohl die (sehr frühen und fast immer abfallenden, s. o. III 1) πρόδρομοι (Theophr. c. pl. V 1, 8. Plin. XVI 113) als die nicht abfallenden Spät-F. (Theophr. h. pl. II 8, 1) hervor. Sie liebt die Feuchtigkeit (ebd. II 7, 1; c. pl. III 6, 6. Androtion? bei Athen. III 75 d). Die Früchte gehören zu den besten in Attika gezogenen Sorten (Athen. III 75 e); sie (oder die Bäume?) waren aber klein (Aristophanes bei Athen. ebd. a); s. auch unten über die F. von Rhodos und Abschnitt XIII. Statt λαπύριον (bei Athen. III 78 a) ist wohl καπύριον zu lesen. Der Name der leptoludia (bei Cloat. a. a. O.) ist dunkel (vgl. jedoch lydia). Zu den λευκερινεὼ ἰσχάδες des Hermippos (bei Athen. III 76 c; vgl. Hesych.) wird bemerkt, daß die λευκερινὸς συκῆ vielleicht diejenige sei, welche weiße Früchte trage (Athen. ebd. Eustath. Il. 1205, 4). Der Baum ist in der Ebene anzupflanzen (Androtion? bei Athen. III 75 d). Der Name des λευκόφαιον (Athen. III 78 a) deutet auf eine aschgraue Farbe hin. Die libyca wird zur Anpflanzung empfohlen (Col. V 10, 11), und ihre F. werden an den Saturnalien zum Geschenk gemacht (Mart. VII 53, 8). Die F. wird scissa genannt (Col. X 418), weil sie bei der ca. 8. Sept. eintretenden Reife (ebd.) aufspringt (vgl. Philostr. im. I 30, 1 und Hesych. s. κεχανότα σῦκα). S. auch africana. Die Livia oder Liviana (Herodotos Lyk. bei Athen. III 75 f. Cloat. a. a. O.), zur Anpflanzung empfohlen (Col. V 10, 11) und ca. 8. Sept. reifend (ebd. X 414), ist nach ihrem Züchter benannt (Plin. XV 70). Die lydia (ludia bei Cloat. a. a. O.) ist über See gekommen (Varro I 41, 6; vgl. Plin. XV 69) und durch Kernsaat eingebürgert (Varro ebd.), wird zur Anpflanzung empfohlen [2124] (Col. V 10, 11) und reift ca. 8. Sept. (ebd. X 418); ihre Haut wird teils als purpurn (Plin. ebd.) teils als bunt (Col. ebd.) bezeichnet. S. auch αἱμώνισν. Die mamillana (mit Brüsten versehen oder strotzend) hat Ähnlichkeit mit der lydia (Plin. XV 69). Die marisca ist groß (Sen. suas. II 17), fett (Col. X 415), aber fade (Mart. VII 25, 7) und reift ca. 8. Sept. (Col. ebd.). Der Baum ist anzupflanzen (Cato 8, 1 = Plin. XV 72) und in den unteren Gebirgsgegenden fruchtbarer als in den oberen (Varro I 6, 4, falsch wiedergegeben von Plin. XVI 116). Vielleicht ist die marsica (Cloat. a. a. O.) dieselbe F. Die der Marrucini in Latium ist nächst der von Ebusa die zum Trocknen geeignetste Sorte (Plin. XV 82). Die von Megara ist anzupflanzen, wo Wasser ist (Androtion? bei Athen. III 75 d). Das μελανόφαιον (Athen. III 78 a) ist nach der dunkeln Farbe benannt. Das μυλαικόν (ebd.) ist vielleicht nach dem unteren, kegelförmigen Mühlsteine benannt. Das νικύλεον ist eine Sorte Kretas (Hermonax bei Athen. III 70 e); vgl. ἁμάδεον. Die numidica ist dunkel (Cloat. a. a. O.). Über den Baum ὄλυνθος des Theophrast s. o. III 1. Die ona Tarents ist sehr süß (Plin. ΧV 72). Das ὀξάλειον (Apollodoros Karyst., Herakleon Ephes. und Nikandros Thyater. bei Athen. III 76 a) ist, wie der Name besagt, säuerlich; es gehört getrocknet zum Nachtisch (Poll. VI 81). Der Baum ὀπωροβασιλίς ist in der Ebene anzupflanzen (Androtion? bei Athen. III 75 d); der Name ist zusammengesetzt aus ὀπώρα = Frühherbst und βασιλίς, dem Namen einer vorher erwähnten Sorte. Der Name passerina (Hist. aug. Clod. Albin. 11) ist offenbar nur der lateinische für callistruthia. Die φιβαλίς, über deren Name bereits oben (III 1) gesprochen ist, ist in der Ebene anzupflanzen (Androtion? bei Athen. III 75 d). Ihre σῦκα werden gern (Telekleides ebd. c. Hermippos ebd. 77 a) im Sommer (Pherekrates ebd. 75 b) gegessen. Ihre ἰσχάδες gehören zum Nachtisch (Poll. VI 81; vgl. Hesych. s. φιβάλεος) und werden gelegentlich gern von Schweinen gefressen (Ar. Ach. 802). Die φοινικαὶ ἰσχάδες werden auch χελιδόνιαι genannt (Diosc. V 41). Die φορμύνιος ist anzupflanzen, wo Wasser ist (Androtion? bei Athen. III 75 d). Das πικρίδιον (Athen. III 78 a) hat, nach dem Namen zu schließen, bitteren Geschmack. Die Pompeiana, nach ihrem Züchter benannt, eignet sich gut zum Trocknen (Plin. XV 70) und ist eine Früh-F. (Cloat. a. a. O.). Die popularis, die Volks-F., ist so benannt, weil sie zu den kleinsten und schlechtesten gehört (Plin. ebd. 71). Die porphyritis hat einen sehr langen Stengel und ist die früheste im Jahre (ebd.). Die προκνίς ist eine ἰσχάς (Pamphilos gramm. bei Athen. XIV 653 b), die sich zum Nachtisch eignet (προκρίς bei Poll. VI 81). Die Insel Rhodos liefert ἰσχάδες, welche süßen Schlaf bewirken (Hermippos bei Athen. I 27 f); ihre σῦκα haben guten Saft (Diphilos Siphn. ebd. III 80 c); ihre ἐρινεά (Früh-F. ?) sind den lakonischen der Athener vorzuziehen (Lynkeus ebd. 75 e). Der Baum empfiehlt sich zur Anpflanzung (Col. V 10, 11). Die Frucht ist dunkel (Plin. XV 70). Vgl. βαγινδάριοι und u. XX. In der afrikanischen Stadt Ruspina trocknet man die F. und bewahrt sie in Kränzen auf (Plin. XV 82). Die sabina muß [2125] möglichst bald gegessen werden, da sie leicht schimmelig wird (Varro I 67). Die F. von Saguntum (Plaut. merc. 943) ist anzupflanzen (Cato 8, 1 = Plin. XV 72). Das σαρκελάφειον (Athen. III 78 a) ist wohl davon benannt, daß das Fruchtfleisch dem Hirschfleisch irgendwie ähnelte. Der Name der sulca, deren Anpflanzung zu empfehlen ist (Col. V 10, 11), kann mit sulcus = Furche zusammenhängen. Das συκοβασίλειον (Athen. III 78 a) ist wohl identisch mit dem erwähnten βασίλειον. Die tellana ist glanzlos schwarz, hat einen langen Stengel und ist anzupflanzen (Cat. 8, 1 und bei Plin. XV 72; vgl. Cloat. a. a. 0) . Vielleicht hängt ihr Name mit dem der alten Latinerstadt Tellana zusammen. Die tiburtina ist eine dunkle Früh-F. (Plin. XV 70). Die von Theopompos com. (bei Athen. XIV 652 f) gelobten τιθράσιαι ἰσχάδες hatten ihren Namen jedenfalls von dem attischen Demos Teithrasioi. Die topia ist anzupflanzen (Col. V 10, 11). Die F. von Tralles (in Karien) hat guten Saft (Diphilos Siphn. bei Athen. III 80 c). Die trifera ist nicht genügend bezeugt (vgl. o. V B 1). Die von Tusculum ist die nahrhafteste (Varro bei Macrob. III 16, 12).
Bei dieser Sortierung ist nun zunächst im Auge zu behalten, daß die von auswärts in Italien angesiedelten Sorten, wenn sie wie die von Varro erwähnten durch Kernsaat eingeführt waren, nicht mehr dieselben wie in ihrer Heimat waren. Jedenfalls aber hatte sich die Zahl der Sorten in Italien seit Cato, welcher deren sechs nennt, später bedeutend vermehrt (Plin. XV 72. Pall. IV 10, 27). Plinius (I argum. XV 19) zählte 29 Sorten. Man hat auch versucht, einige Sorten der Alten mit den heutigen zu identifizieren (s. J. G. Schneider in seinem Kommentar zu Col. X 415ff.), doch wendet sich Graf Solms (a. a. O. 15) im allgemeinen wohl mit Recht gegen derartige Versuche. So gibt es z. B. im Neapolitanischen einen fico rondinino, dessen Früchte fichi calastruzzi genannt werden, klein, rund, weiß, sehr süß und frühzeitig sind, weißliches Fruchtfleisch und einen langen Stengel haben, sich sehr gut zum Trocknen eignen und gewöhnlich auf Binsen aufgezogen werden (V. Molinari Trattato completo di agricoltura, Nap. 1880 II 92). Ganz anders aber sind die chelidoniae und callistruthiae beschrieben. Nur der dottato oder attate Italiens scheint mit der hellen carica identisch zu sein.
VI. Kultur.
1. Anpflanzung.
Am geeignetsten zur Bepflanzung soll das ebene Feld sein (Theophr. h. pl. II 5, 7). Der Baum liebt einen trockenen Standort, da nur einige Sorten, wie die lakonische, bewässert werden wollen (Theophr. c. pl. III 6, 6; vgl. Androtion? bei Athen. III 75 d), oder toniges Erdreich, weil er trockener und fester Nahrung bedarf (Theophr. ebd. 8). Er liebt sonnige, steinige, kiesige, bisweilen sogar felsige Stellen (Col. V 10, 9 = arb. 21, 1). Man muß ihm eine warme Lage und fetten Boden geben, ohne ihn zu bewässern (Geop. X 54, 4). Obwohl es auf den Boden wenig ankommt (Pall. IV 10, 26), macht doch ein harter, magerer und trockener die Früchte schmackhaft (ebd. 25), ein feuchter fade (ebd. 28). Die marisca erfordert einen tonigen und freigelegenen, [2126] andere einen fetten oder gedüngten (Cato 8, 1 und bei Plin. XV 72) und feuchten Boden (Cato 40, 1 und bei Plin. XVIII 243). Der Baum darf nicht mit der Rebe zusammen angepflanzt werden (Theophr. c. pl. III 10, 6. Geop. IV 1, 13; anders Cato 50, 2. Plin. XVII 89. 200), weil sie beide feuchter Natur sind und starken Sonnenscheines bedürfen (Theophr. ebd. II 7, 4); dagegen gedeiht die Raute unter ihm gut (Ps.-Arist. probl. XX 18. Plin. XIX 156. Plut. symp. V 9. Pall. IV 9, 14; vgl. Mich. Psell. de omnif. doctr. 152 in Fabricius Bibl. gr. V 181). Da der Same durch Vögel verschleppt wird, kann es vorkommen, daß eine συκῆ auf einem Ölbaum wächst (Theophrast? bei Aelian. hist. an. IX 37; vgl. jedoch Sen. ep. 87, 25). Der Baum schlägt sehr leicht Wurzel und läßt sich auf jede Weise vermehren (Theophr. h. pl. II 5, 6; vgl. Plin. XVII 123), nur nicht durch Teilung des Stammes und Holzes (Theophr. ebd. II 1, 2) oder alte Zweige (ebd. c. pl. I 3, 1) . Die Anpflanzung muß in großen Abständen geschehen (Theophr. h. pl. II 5, 6), in mehr als neun Fuß Entfernung (Plin. XVII 88; vgl. Pall. IV 10. 25). Trotz der großen Zahl der Sorten ist doch die Art der Anpflanzung bei allen dieselbe; doch in kalten Gegenden und solchen mit nassem Herbst wählt man dazu Früh-, in warmen Spätsorten (Col. V 10, 10 = arb. 21, 1. Pall. IV 10, 27). Aus Kernen (Cic. de sen. 52) zieht man den Baum nicht, doch ist dies möglich (Theophr. c. pl. I 1, 2) und zwar mit Erfolg (Geop. X 45, 11). Es empfiehlt sich dabei, die F. in Wasser zu erweichen, sie auf einen Faden zu ziehen, dann in die Erde zu legen, zu begießen und, wenn die Pflänzchen hervorgekommen sind, diese zu versetzen (ebd. 5). Doch (meist) wird der Baum dabei schlechter (Theophr. c. pl. I 9, 1) und artet in den Wildling aus (ebd. h. pl. II 2, 4. Tert. de praescr. haeret. 36), wobei oft die helle Farbe in die dunkle übergeht und umgekehrt (Theophr. ebd.). Da der Erfolg sehr unsicher ist, wendet man die Kernsaat nur bei Einführung überseeischer Sorten an, indem man reife fici auf einen Faden zieht, sie getrocknet verschickt und in die Pflanzschule bringt (Varro I 41, 4f.). Man vermehrt demnach den Baum durch Wurzeln (Theophr. c. pl. I 3, 1), Wurzel- oder Stammausschlag (ebd. Plin. XVII 67. Geop. X 3, 7), junge Zweige (Theophr. h. pl. II 1, 2; c. pl. I 3, 1f. 12, 9. III 3, 2. 5, 3. Cic. de or. II 278. Pall. IV 10. 32. Geop. X 3, 7. 45, 7) und Zweigspitzen (Pall. ebd. 35). Man setzte die Zweige auch umgekehrt ein (Xen. oec. 19, 12), damit der Baum möglichst niedrig blieb (Theophr. h. pl. II 6, 12. Plin. XVII 84. Geop. X 45, 10) und die Früchte nicht verlor (Theophr. Plin. ebd.). Man kann auch einen dicken zugespitzten Zweig mit dem Hammer in die Erde treiben, bis er ein wenig daraus hervorragt, worauf man ihn mit Sand bedeckt (Theophr. h. pl. II 5, 4 = Plin. XVII 123). Oder man nimmt Zweigstücke (Geop. X 3, 7), die Plinius (ebd.) wohl aus Mißverständnis (vgl. Theophr. h. pl. II 1, 2; c. pl. I 3, 1) für unbrauchbar hält. Vielfach erzog man die Pflänzlinge zuerst in der Baumschule (Varro I 41, 5. 47. Pall. IV 10, 25), um hernach die so gewonnenen Würzlinge an den Standort zu versetzen (Geop. X 45, 6), ein Verfahren, welches auch Cato (27 u. 28, vgl. 46. 2) [2127] zum Teil beobachtet zu haben scheint. Die unbewurzelten Setzlinge steckte man vielfach in eine Meerzwiebel (Pall. IV 10, 25) zur Beförderung des Wachstums (Theophr. h. pl. II 5, 5 u. bei Athen. III 77 e = Plin. XVII 87) und zum Schutz gegen Würmer (ebd. Geop. X 46). Bei Anwendung von Würzlingen legte man eine solche in die Grube (Geop. X 45, 6). Um Früchte von doppelter, heller und dunkler, Farbe zu erhalten, vereinigte man Zweige von Bäumen mit Früchten verschiedener Farbe miteinander in der Pflanzgrube (Pall. IV 10, 36. Geop. X 53, 1ff.). Endlich bediente man sich auch der durch Absenkung am Baume (Theophr. h. pl. II 5, 3; vgl. Cato 52, 5. 133, 3) oder in die Erde (Cato 51. 133, 2 und bei Plin. XVII 96) gewonnenen Würzlinge. Die Anpflanzung kann sowohl im Frühling als im Herbst erfolgen (Geop. X 45, 1), doch empfiehlt sich das letztere weniger, da die Pflänzlinge im folgenden Winter leiden können (Theophr. c. pl. III 3, 2. Geop. ebd. 2). Sie ist eher im Juli (Geop. ebd. 3) als im Oktober (ebd. III 13, 4) möglich und bei Kälte zu unterlassen (Col. V 10, 9 = arb. 21, 1). Die beste Zeit dazu ist der Frühling (Cato 40, 1 und bei Plin. XVII 112. XVIII 243. Cato 41, 2), ehe die Bäume ausschlagen (Col. V 10, 9) oder wann sie einige wenige Blätter in Form eines acetabulum treiben (Plin. XVIII 245; vgl. auch Geop. III 5, 6), oder in gemäßigten Gegenden im Februar (Pall. III 25, 53). Im dritten Jahre (Plin. XVII 155) während des Aprils können die dann bewurzelten Pflänzlinge versetzt werden, auch wenn sie schon ausgeschlagen haben (Geop. III 4, 6). An warmen Orten, sagt Palladius (IV 10), setzt man die Würzlinge im November, in gemäßigten im Februar, in kalten besser im März oder April; das Stück oder die Spitze eines Zweiges Ende April, wann frischerer Saft aufsteigt; in kalter Gegend müssen Zweigspitzen vor der Kälte durch einen Halbzylinder von Rohr geschützt werden (§ 23; vgl. Theophr. c. pl. V 12, 6. Col. V 10, 21); wenn man Zweigspitzen setzen will, schneide man von der Südseite des Baumes einen dreifach verzweigten zwei- oder dreijährigen Zweig ab und bringe ihn so unter die Erde, daß die einzelnen Spitzen wie selbständige Stecklinge in einiger Entfernung voneinander zu stehen kommen; ein Zweigstück spaltet man am unteren Ende und steckt einen Stein in den Spalt; ich habe Ende Februar oder im März in Italien große (bewurzelte?) Pflänzlinge in rigolten Boden gebracht und schon in demselben Jahre Früchte erzielt (§ 24); auszuwählen sind Pflänzlinge mit zahlreichen Knoten; für steril werden die gehalten, welche eine glänzende Rinde und lange Internodien haben; die Setzgruben müssen tief sein usw. (§ 25, oder umfangreich nach Col. V 10, 9 und arb. 21, 1); im März, wann sie anschwellen, setzt man passend Zweigspitzen, um Würzlinge zu erhalten, wenn nicht genug davon vorhanden sind (§ 35). Wenn die Pflänzlinge zu weit aus der Erde hervorragen, vertrocknen sie (Theophr. c. pl. III 5, 4). Gepfropft wurde gewöhnlich im Frühjahr (Cato 41, 1. Varro I 18, 8. 41, 1. Plin. XVII 113. Geop. X 52), im April (Pall. IV 10, 31. V 5, 2), später von einigen auch im Juni (Pall. IV 10, 32. VII 5, 2) zur Zeit der Sommerwende (Varro I 39, 2. [2128] 41, 1; vgl. I 18, 8) oder noch später (Geop. III 6, 5), im Oktober (Geop. III 13, 4; vgl. X 52). Es muß bei Neumond nachmittags und nicht bei Südwind geschehen (Cato 40, 1 und bei Plin. XVII 112. XVIII 243). Wie man beim Pfropfen zwischen Bast und Splint zu verfahren habe, gibt Cato (40) genau an (vgl. auch Geop. X 75, 2ff.). Wenn zur Unterlage junge Bäume genommen werden, wird in den Spalt gepfropft, wobei es gut ist, jene dicht an der Erde abzusägen (Pall. IV 10, 31f.; vgl. V 5, 2). Zur Unterlage nahm man wohl wie mitunter auch heute gewöhnlich den F.-Baum selbst (Cato 40), aber auch den Wildling (Pall. ebd. 32), den schwarzen Maulbeerbaum und die Platane (ebd.; de insit. 119. 123. Geop. X 52. 76, 1). Das Edelreis muß ein Jahr alt sein (Pall. ebd.), von einem oberen Teile genommen werden (Plin. XVII 103) und Augen haben (Varro I 41, 3). Man muß sich beim Einsetzen des Edelreises beeilen, weil der Baum von Natur trocken ist (Theophr. c. pl. I 6, 8. Varro ebd. Plin. XVII 113). Daß es bei jeder Vermehrung durch Pfropfreiser nicht einmal darauf ankommt, ob Edelreis und Unterlage wenigstens eine ähnliche Rinde haben, beweist der Umstand, daß man mit Erfolg Olivenzweige in den Spalt eines jungen F.-Baumes setzen und sie nach vier Jahren von diesem trennen kann (Col. V 11, 13ff. = arb. 27 und bei Plin. XVII 137f.; vgl. Plin. ebd. 121 und Iulian. ep. 23 [24], 7). Nach einem Geoponiker (X 76, 8) kann auf Quitte und wilden F.-Baum jedes Edelreis gepfropft werden. Das Äugeln ist bei den F. schon seit lange im Gebrauch (Plin. XVII 100. 119; unrichtig Col. V 11, 8) und eignet sich besonders für Bäume mit einer saftigen und starken Rinde, wie sie z. B. der F.-Baum hat (Col. ebd. und arb. 26, 7. Plin. XVII 118. Pall. VII 5, 2; anders Geop. X 75, 2). Da Regengüsse das eingesetzte Edelauge leicht beschädigen, okuliert man am sichersten zur Zeit des Hundssterns (Theophr. c. pl. I 6, 6; vgl. Varro I 41, 1f. und Col. V 11, 2), also Ende Juli, aber auch im Frühling (Cato 42, vgl. 41, 2), im April (Geop. III 4, 4) oder an trockenen Orten besser Mitte Juli als im April, an warmen im Oktober (Pall. IV 10, 32; vgl. V 5, 2. VII 5, 2), vor der Sommerwende oder bei heiterem Wetter um die Frühlingsgleiche, wann die Bäume ausschlagen (Geop. X 77, 1). Das Edelauge wurde wohl zum Teil in den zahmen Baum eingesetzt (Cato 42), doch auch in den Zweig des wilden (Col. V 11, 8; vgl. Pall. IV 10, 32), in den schwarzen Maulbeerbaum und die Platane (Pall. ebd.). Das angegebene Verfahren entsprach dem heutigen, nur daß die Rinde an der Unterlage samt einem Auge (Plin. XVII 100. Pall. VII 5, 3f.) oder ohne ein solches (Cato 42 und bei Plin. ebd. 119. Col. V 11, 8ff.; arb. 26, 7ff. Plin. ebd. 118) ganz entfernt wurde, wo das Schildchen mit dem Edelauge eingesetzt wurde, doch so, daß dieses die Lücke an jener vollständig ausfüllte. Wenn man etwas auf das einzusetzende Auge schreibt, so wird auch der daraus entstehende Trieb (!) die Schrift zeigen (Geop. X 47).
2. Pflege.
Beschnitten wird der Baum bei Beginn des Frühlings (Cato 50 und bei Plin. XVIII 243), bevor er ausschlägt (Theophr. c. pl. III 7, 10). Doch genügt es, wann der Baum zu [2129] grünen beginnt, die obersten Wipfel abzuschneiden (Col. V 10, 10; arb. 21, 2. Plin. XVII 254; vgl. Pall. IV 10, 30). Alles Faule und schlecht Gewachsene ist wegzuschneiden (Pall. ebd. 27). Stehen Bäume im Weingarten, sind ihre unteren Äste zu beseitigen, damit die Reben nicht daran emporklimmen (Cato 50). Man beschneidet den Bäumen, damit sie besser tragen, die Wurzeln, bestreut diese mit Asche und verwundet den Stamm durch einen Einschnitt (Theophr. h. pl. II 7, 6; vgl. Plin. XVII 254). Wenn die Früchte an feuchten Stellen einen faden Geschmack annehmen, werden die Wurzeln beschnitten und ein wenig Asche darauf gestreut (Pall. IV 10, 28). Wenn der Baum schädliche Säfte enthält, werden diese durch Aufritzen des Stammes entfernt (Theophr. c. pl. II 14, 1. 4: vgl. Pall. ebd.). Um ihn vor Kälte zu schützen, geben einige ihm Strauchform und beschäufeln ihn im Winter mit etwas Erde (Theophr. ebd. V 12, 5). Einige bestäuben ihn durch Aufwühlen des Bodens, um das Wachstum zu befördern (ebd. h. pl. II 7, 5). Er treibt besser, wenn er bewässert wird, bekommt aber schlechtere Früchte (ebd. 1 = Plin. XVII 247; vgl. Geop. X 45, 4). Eigentliche Düngung (s. o. Düngung Bd. V S. 1769) wird selten erwähnt. Der Räude hilft man durch Beschneiden des Baumes ab, wann er auszuschlagen beginnt, damit das Übermaß an Blättern nicht durch den Schatten den Saft verdicke (Theophr. c. pl. V 9, 11). Man beugt ihr dadurch vor, daß man an den Fuß des Baumes Ölabgang und Erde schüttet (Cato 94 und bei Plin. XVII 263; vgl. ebd. 259 und Pall. IV 10, 29). Man vertreibt sie, wenn man eine Meerzwiebel an die Wurzel pflanzt oder den Stamm mit in Wasser aufgelöstem Rötel bestreicht (Geop. X 50). Holzasche vertreibt den Rost (ebd. V 33, 3), Raupen (ebd. XII 8, 2) und Mäuse (ebd. 39, 8), namentlich aber auch Würmer (Theophr. c. pl. III 17, 1 = Plin. XVII 261, vgl. 254). Gegen letztere wird ferner das Streuen von Kalk empfohlen (Pall. IV 10, 29. Geop. X 46). Andere Mittel gegen sie und gegen Ameisen gibt Palladius (ebd.) an. Speziell gegen die tineae (vgl. o. V B 2) wird empfohlen, zusammen mit den Pflänzlingen ein umgekehrtes Zweigstück des Mastix, Pistacia lentiscus L., in die Pflanzgrube zu setzen (Col. V 10, 9 = arb. 20, 3. Pall. ebd.). Endlich wird noch eine Anweisung dafür gegeben, wie man Früh- zu Spät-F. machen könne; man solle nämlich jene, wenn sie noch klein (Col. V 10, 10 = arb. 21, 1) oder so groß wie eine Saubohne seien (Plin. XVII 254. Pall. IV 10, 31), abschütteln, dann würden andere nachwachsen, welche später (nach Col. ebd. im Winter) reiften.
3. Mittel gegen das Abfallen der Früchte vor der Reife.
Dabei handelt es sich vor allem um die Caprifikation, ἐρινασμός und caprificatio. Schon Herodotos (I 193 und bei Athen. XIV 651 c; vgl. Theophr. c. pl. III 18, 1) spricht davon, daß man in Assyrien die weiblichen Dattelpalmen ähnlich wie (anderswo) die F.-Bäume behandle, indem man die Blütenrispe der männlichen Stämme an die weiblichen Bäume binde, damit die Gallwespe, von jener auf diese übergehe und die Früchte zur Reife bringe. Dabei schreibt er nicht nur den [2130] wilden F., den ὄλυνθοι, die Gallwespen zu, sondern irrtümlich, worauf es hier aber nicht ankommt, auch den männlichen Dattelpalmen. Eine genauere Beschreibung gibt Aristoteles (hist. an. V 146): ,Die Früchte (ἐρινεοί? vgl. Eustath. Il. 653, 54) der wilden F.-Bäume enthalten die sog. ψῆνες; dieses Tier ist zuerst ein kleines Würmchen, alsdann fliegt (schlüpft) der ψήν aus der geborstenen Haut (der Mündung der Urne) hinaus und dringt (läuft) in die ἐρινᾶ (d. h. wohl unreife Früh-F.) der zahmen Bäume und, indem er sie durchbohrt, bewirkt er, daß die ἐρινᾶ nicht abfallen; deshalb befestigen die Landleute die wilden F., ἐρινᾶ, an den zahmen Bäumen und pflanzen wilde in die Nähe der zähmen‘. An einer andern Stelle (gener. I 1, 2 p. 715 b 25; vgl. Plin. XV 79) sagt er, daß der wilde Baum selbst keine (eßbaren) Früchte hervorbringe, aber zur Garkochung derer des zahmen beitrage. Noch ausführlicher spricht Theophrast (h. pl. II 8) über die Caprifikation: ,Da die συκῆ zu den Bäumen gehört, welche ihre Früchte vor der Reife abzuwerfen pflegen (vgl. c. pl. II 9, 3. Plin. XVI 109), so hilft man dem außer durch andere Mittel durch die Caprifikation ab; man hängt nämlich an den Baum wilde F., ἐρινά; aus diesen kommen die γῆνες hervor, fressen die zahmen F. an und durchbohren sie an der Spitze; doch verhalten sich die zahmen Bäume verschieden in den einzelnen Ländern; man sagt, daß sie in Italien die Früchte nicht abwürfen, weshalb man dort auch nicht caprifiziere; dies treffe auch für nördliche (wo es keine Blastophaga grossorum gibt) und magere Gegenden wie bei Phalykos im Megarischen und einige des korinthischen Gebietes zu; bei Nordwinden werfen die Bäume eher als bei Südwinden ab, besonders wenn jene kalt und häufig sind; doch kommt es auch auf die Bäume selbst an; die frühen nämlich werfen ab, die späten aber nicht (vgl. Suid. s. σῦκον), wie die lakonischen und andern, die man deshalb auch nicht caprifiziere‘ (§ 1). ,Die ψῆνες, welche von den wilden Früchten kommen, entstehen aus den Kernen (!); als Beweis führt man an, daß, wenn sie hervorkommen, keine Kerne darin vorhanden sind; die meisten (wobei es sich nur um die beflügelten Weibchen handelt) lassen dabei einen Fuß oder Flügel zurück (oder verlieren diese vielmehr bisweilen beim Einschlüpfen); es gibt aber noch eine andere Art ψῆνες (Schmarotzer- oder Schlupfwespen?), welche κέντριναι genannt werden, untätig wie die Bienendrohnen sind, die andern ψῆνες töten, wenn sie in die F. einschlüpfen, selbst aber darin sterben‘ (§ 2; vgl. Plin. XVII 255). ,Man erkennt die caprifizierte F. daran, daß sie rot, bunt und kräftig ist, während die nichtcaprifizierte weiß und schwach ist; man bringt die wilden F. zu den der Caprifikation bedürftigen, wann es geregnet hat; wo der meiste Staub ist, wachsen die meisten und kräftigsten ἐρινά‘ (d. h. wilde F.; § 3). ,Wenn κνῖπες (vielleicht eine Käferart) auf den zahmen Bäumen entstehen (vgl. h. pl. IV 14, 10), fressen sie die ψῆνες auf; um dem abzuhelfen, bindet man Krebse an, da diese von den κνῖπες befallen werden‘ (§ 3). Von den ψῆνες sagt er noch an einer anderen Stelle (c. pl. II 9, 5f. = Plin. XV 80), sie entständen auf den wilden Bäumen [2131] weil diese ihre Früchte nicht zur Vollendung bringen könnten und die Natur wie bei andern faulenden Dingen auch diese Tiere hervorbringe; da sie aber keine Nahrung vorfänden, suchten sie diese bei dem, was ähnlich sei, nämlich den ἐρινά, d. h. den zahmen F. In diesem Kapitel (c. pl. II 9; vgl. Plin. XV 81) bespricht er auch ausführlich die physiologische Wirkung der Caprifikation, wobei freilich höchstens die Tatsachen, auf welche er sich zur Erklärung derselben beruft, von Interesse sind: Es gebe zwei Ansichten; die eine sehe die Ursache für das Nichtreifen, bezw. Abfallen der zahmen F. in dem Übermaß sowohl von äußerer als innerer Feuchtigkeit nebst der in dieser eingeschlossenen Luft; die ψῆνες öffneten die F., so daß die innere Feuchtigkeit nebst der Luft entweichen könne und überhaupt die übermäßige Feuchtigkeit von den ψῆνες verzehrt werde: die Spät-F. fielen nicht ab und bedürften auch nicht der Caprifikation, weil sie infolge der warmen Jahreszeit keine Luft (von außen) aufnähmen, an sich etwas trockener seien und sich erst spät mit Feuchtigkeit anfüllten, so daß die Bäume sogar Bewässerung verlangten. Nach der anderen Ansicht bewirke nur ein Übermaß an äußerer Feuchtigkeit das Abfallen der Früchte; diese schlössen sich, wenn die ψῆνες eingedrungen seien, so daß weder Tau noch Staubregen sie verderben könnten; auch bestreue man, wenn man keine wilden F. habe, die zahmen mit Sand und bestäube sie, damit sie sich schlössen; die Spät-F., welche der Caprifikation nicht benötigten, seien zuerst geschlossen und öffneten sich erst später, wann sie schon gegen Witterungseinflüsse gekräftigt seien. Doch bleibe bei der zweiten Ansicht, daß nämlich die F. nach dem Eindringen der ψῆνες sich schlössen, unerklärt, wie das sicherlich vorhandene Übermaß an innerer Feuchtigkeit entfernt werde und bei Nordwind, der die Früchte schließe, diese gerade abfielen, wenn sie nicht etwa, durch diesen Wind getrocknet, aufplatzten. Natürlich brauchten die Bäume auf magerem Boden und in nördlichen Gegenden nicht caprifiziert zu werden, weil dort die Früchte wegen der geringen Nahrung von Natur trocken seien, ebensowenig da, wo die Vegetationsbedingungen eine so glückliche Mischung zeigten, daß der Baum eine geeignete Nahrung finde, auch da nicht, wo viel Staub sei, da auch dieser trockne. Übrigens mache die Caprifikation die σῦκα schlechter, da diese, von den ψῆνες entleert, erst recht Saft an sich zögen, weshalb einige lieber die Caprifikation unterließen und die Verkäufer sogar dem Geschmack der Käufer entsprechend die ihrigen als nicht caprifiziert anpriesen. Andererseits aber caprifiziere man auch die wilden F., damit sie nicht abfielen. Höchlichst befremden muß, daß nach dem obigen sowohl Theophrast als auch jedenfalls Aristoteles nur die Früh-, nicht die Spät-F. caprifiziert werden lassen (vgl. auch o. III 1 das über φήληξ Gesagte). Zwar bemerkt jener (c. pl. II 9, 5) auch, daß, wenn man wilde an zahme Bäume pflanze, man die frühen an die frühen, die späten an die späten und die mittleren an die mittleren setze, damit jede Art zu der ihr passenden Zeit caprifiziert werde, doch ist auch hier wenigstens die Erwähnung der frühen auffallend. Wir finden [2132] dann auch bei römischen Schriftstellern, obwohl die Römer die Caprifikation erst verhältnismäßig spät und selten angewandt haben, und späteren griechischen andere Angaben über die Zeit, in welcher sie vorzunehmen sei. So gibt Columella (XI 2, 56) die zweite Hälfte Juli dafür an und bemerkt, einige glaubten, daß caprifiziert werden müsse, damit die Frucht nicht abfalle und schneller reife. Palladius (VII 5, 2) gibt den Juni an und bemerkt (IV 10, 28): ,Einige pflanzen zwischen den zahmen Bäumen einen wilden, damit sie nicht an die einzelnen Bäume Wild-F. anzuhängen brauchen; um die Sonnenwende sind die zahmen Bäume zu caprifizieren, nämlich grossi der caprificus daran zu hängen, welche wie eine Guirlande auf einem linnenen Faden aufgezogen sind‘. Den 15. Juni finden wir bei Ps.-Demokrites (de symp. et antip. in Fabricius Bibl. gr. IV 336), den Juni bei einem Geoponiker (III 6, 4). Erwähnt wird dieses Verfahren noch öfters (Sophokles s. u. XIV. Plin. XVI 118. XVII 254. XXIII 120. Plut. symp. VII 2, 2. Poll. I 242. Pausanias lexicogr. bei Eustath. Il. 653, 55. Geop. X 5. 48, 2. Hesych. s. ἀνηρίναστος und ἐρινάσαι. Phot. s. ἐρινάζειν. Eustath. Od. 1964, 2; bes. Basil. Magn. homil. V in hexaem. § 7 bei Migne Patr. gr. XXIX 112. Etym. M. 108, 11ff. Etym. Gud. 57, 35ff.). Man pfropfte dabei mitunter je einen wilden Zweig auf die zahmen Bäume, um die wilden Früchte gleich zur Hand zu haben (Geop. X 48, 3). Die Caprifikation durch Bestreuen mit Sand und durch Aufwirbeln von Staub zu ersetzen, hielt Theophrast (c. pl. II 9, 10) für möglich, sofern dadurch die F. getrocknet würden (vgl. o.). Nach ihm (h. pl. II 8, 3) wurde auch behauptet, daß man auch mit Polei, Teucrium polium L., mit αἰγίπυρος, d. h. wohl mit Ononis antiquorum L., und den auf der Ulme wachsenden Hohlkörpern caprifizieren könne, da auch auf diesen gewisse Tierchen lebten. Noch heute kommt es in Griechenland vor, daß man, wenn keine wilden F. zur Hand sind, die durch Aphiden (Blattläuse) hervorgebrachten blasigen Auswüchse der Ulmen und Pappeln braucht, da diese in der Einbildung der Landleute denselben Dienst tun. (Th. v. Heldreich Nutzpfl. usw. 21). Auf den Ulmenblättern bildet nämlich die Schizonera lanuginosa bis faustgroße blasige Gallen, welche sich in Italien im Mai öffnen, die Tetraneura ulmi saubohnengroße Ausstülpungen, welche sich dort im Juli öffnen, um die neue Generation hinauszulassen. Nach Fraas (bei H. O. Lenz Bot. der alten Griechen und Römer 1859, 934) sollen auf Teucrium polium und Ononis antiquorum eine Menge Gallwespen gefunden werden (?). Die Gallen der Ulmen werden auch von Palladius (IV 10, 28) zum Ersatz empfohlen, außerdem noch Zweige des Eberreises, Artemisia abrotanum L., aufzuhängen oder Widderhörner an den Wurzeln zu vergraben oder die Stämme aufzuritzen, daß der Saft ausfließe. Manche glaubten den beabsichtigten Zweck auch dadurch zu erreichen, daß sie die Stecklinge verkehrt einsetzten oder den jungen Pflänzlingen nach dem Ausschlagen die Spitze wegnahmen (Theophr. h. pl. II 6, 12; vgl. I 3, 3. Plin. XVII 84). Das bei den Römern zuerst übliche Verfahren, mit dem man das Abfallen der grossi zu verhüten suchte, [2133] finden wir bei Cato (93f. und bei Plin. XVII 263; vgl. 256 und Pall. IV 10, 30), welcher rät, die Erde rings um den Stamm aufzugraben, Stroh um ihn zu legen und Ölabgang mit Wasser darauf zu gießen; auch solle man, wenn der Frühling herannahe, den unteren Teil des Stammes tüchtig mit Erde behäufeln. Bei Varro findet sich nichts über diesen Gegenstand. Später bestrich man den Stamm auch mit Rötel (Pall. IV 10, 30. Geop. X 48, 2. Ps.-Demokritos de symp. et antip. in Fabricius Bibl. gr. IV 336) oder Maulbeeren (Geop. ebd. 1), streute an die Wurzeln Salz und Seetang (ebd. 2, vgl. X 55), hing letzteren (Pall. Ps.-Democr. ebd.) oder einen Seekrebs mit Raute an die Zweige usw. (Pall. ebd.). Der heutigen ogliazione (vgl. o. I) entsprechend bestrich man die F., um sie schnell zur Reife zu bringen, wenn sie anfingen, sich zu röten, mit einem Gemenge von Öl, Pfeffer und Zwiebelsaft (Pall. ebd. 31) oder Taubenmist (Geop. X 51, 1, vgl. 2).
VII. Konservierung.
Kleine beblätterte Zweige werden zu Bündeln zusammengebunden, in Ölabgang gelegt und von der Luft abgeschlossen; doch muß das, was man hineinlegt, etwas herbe sein (Cato 101). Dabei kann es sich wegen des Wortlautes (ramulos cum foliis) kaum wie bei den Myrten, obwohl mit diesen ebenso verfahren wird (Cato ebd.), um die Erhaltung der Früchte handeln (vgl. Geop. XI 8; über Granaten Varro I 59, 3), vielleicht aber um die der Zweige, da sie wohl als Setz- oder Pfropfreiser verwandt werden konnten. F. halten sich frisch in eingekochtem Most (Cato 143, 3), oder wenn sie reihenweise, ohne daß sie sich berühren, in Honig gelegt werden (Pall. IV 10, 33. Geop. X 56, 5); oder man macht in die Rinde eines Flaschenkürbis Löcher, steckt in jedes Loch eine F., bedeckt dieses mit dem herausgenommenen Rindenstück und hängt den Kürbis da auf, wo kein Feuer und kein Rauch ist (Pall. ebd. Geop. ebd. 3). Die in Blätter einer Verbascumart gehüllten ficus sollen nie faulen (Plin. XXV 121). Einige legen noch nicht ganz reife F. mit ihren Stengeln in ein neues irdenes Gefäß und lassen es in einem mit Wein gefüllten Fasse schwimmen (Pall. ebd.). Andere bedecken die F. mit einem gläsernen Pokal und streichen um diesen Wachs, so daß die Luft keinen Zutritt hat (Geop. ebd. 6). Als die Zeit, in welcher man die F. trocknet, wird die zweite Hälfte des Augusts angegeben (Col. XI 2, 62). Ebenso wie die Griechen nicht nur eine Sorte (s. o. III 1 und V B 4), scheinen auch die Römer selbst in späterer Zeit, als sie schon die caricae eingeführt hatten, nicht allein diese, sondern auch andere F. getrocknet zu haben, sofern außer den caricae auch fici siccae oder aridae genannt werden (z. B. Pelagon. 131. 227. Marc. Emp. 18, 13. Cael. Aurel. chron. III 113). Plinius (XV 82) sagt, man trockne (nur) die guten Sorten und bewahre sie in Kapseln auf, besonders auf Ebusus und dann bei den Marrucini; in Asien, welches sehr reich an F. sei, würden Töpfe damit angefüllt, in Ruspina Krüge; ferner (ebd. 70), daß zum Trocknen an der Sonne, so daß sie ein Jahr lang brauchbar blieben, die F. des Pompeius, die mariscae und die, welche bunt wie das Blatt des Rohrs sei, d. h. vielleicht die africana harundinacea, am geeignetsten seien. Man [2134] bedient sich dabei eines geflochtenen Schutzdaches, ficariae crates (Cato 48, 2; vgl. Col. XII 15, 1). Wenn die fici aridae sich halten sollen, so muß das Gefäß, in welchem sie aufbewahrt werden, mit Ölabgang imprägniert sein (Cato 99 und bei Plin. XV 34). Die im Backofen gedörrten σῦκα müssen nicht auch in diesem, sondern an der Luft abgekühlt werden, damit sie nicht hart werden (Ps.-Aristot. probl. XXII 10). Die verschiedenen Methoden, welche man beim Trocknen befolgte, gibt Columella (XII 15) an, dessen Worte in Kürze folgende sind: ,Die reifen fici werden auf einer Unterlage von Rohr, die sich zwei Fuß über den Erdboden erhebt, an der Sonne getrocknet; in der Nacht werden sie durch ein aus zwei Hürden bestehendes Dach, crates pastorales, vor Tau und Regen geschützt (§ 1): wenn sie getrocknet sind, werden sie über eine Schicht von getrocknetem Fenchel in ausgepichte Töpfe gestampft, und, nachdem sie auch oben mit getrocknetem Fenchel bedeckt sind, werden die Töpfe luftdicht verschlossen‘ (§ 2). ,Einige lassen die fici ohne Stengel ein wenig an der Sonne trocknen, zerstampfen sie mit den Füßen zusammen mit gedörrtem Sesam, ägyptischem Anis, Fenchel und Kümmelsamen zu einer Art von Mehl, wickeln davon kleine Portionen in Feigenblätter, lassen sie auf Hürden trocknen und bewahren sie in gepichten Gefäßen auf; oder sie füllen das Mehl auf Töpfe, stellen diese in den Backofen und bringen sie, wenn das Mehl trocken geworden, auf den Boden‘ (§ 3f.). ,Andere suchen die dicksten, noch grünen, fici aus und spreizen sie in zwei Hälften auseinander (vgl. o. III 2 duplices); wenn sie an der Sonne getrocknet sind, formen sie diese, wie es die Afrikaner und Hispaner zu tun pflegen, zu Sternen und Blümchen, oder man gibt ihnen die Gestalt von Broten; darauf werden die F. nochmals an der Sonne getrocknet und dann in Gefäßen aufbewahrt‘ (§ 5). Von den vielen Methoden, welche (Gargilius) Martialis für die Konservierung der caricae angibt, will Palladius (IV 10) nur die in ganz Campanien übliche anführen: ,Die fici werden auf Flechtwerk bis zum Mittag ausgebreitet gelassen und noch weich in einen Korb geschüttet; dieser wird in einen erhitzten Backofen gestellt, aber drei Steine untergelegt, damit er nicht anbrennt, und der Backofen geschlossen; wenn die fici gebacken sind, werden sie, so heiß wie sie sind, zwischen F.-Blätter in ein anderes gut gepichtes Gefäß gelegt, dicht gepreßt und sorgfältig mit einem Deckel geschlossen‘ (§ 34). ,Bei Regen wird das Flechtwerk mit den F. unter Dach gebracht, diese durch untergestreute Asche getrocknet, in zwei Teile gespalten und in Kästchen aufbewahrt; andere breiten mäßig reife und vorher auseinandergespreizte ficus auf Flechtwerk aus, um sie an der Sonne trocknen zu lassen, und bringen sie nachts unter Dach, (§ 35). Noch andere Verfahren sind Iulian. ep. 23 [24], 16f. und Geop. X 54 angegeben. Bei den Römern war es auch an Feiertagen gestattet, F. zum Trocknen auszubreiten (Col. II 21, 3).
VIII. Preise.
Einen Marktpreis von 2 Chalkus (zusammen noch nicht 4 Pfennig) für die Choinix = 1,1 l ἰσχάδες in Athen zur Zeit des Kynikers Diogenes sah Teles (bei Stob. V 67), [2135] welcher gegen Ende des 3. Jhdts. v. Chr. schrieb, für gering an. Im J. 250 v. Chr., wohl einem sehr billigen Jahre, bezahlte man in Rom für 1 Congius = 3,27 l Wein oder 30 Pfd. = 9,82 kg trockener fici 1 (Triental-)As = ca. 9 Pfennig (Varro bei Plin. XVIII 17). Um die Mitte des 2. Jhdts. v. Chr. kostete in Lusitanien, wo alles sehr billig war, 1 Talent = ca. 26,2 kg σῦκα 3 Obolen = ca. 45 Pfennig (Polyb. XXXIV 8, 9). Der Höker ließ sich die ersten fici teuer bezahlen (Lucil. bei Non. 154, 24). Im Maximaltarif des Diocletian vom J. 301 (6, 78ff.) ist der gleiche Preis von je 4 Denaren = 7,3 Pfennig angesetzt für 25 Stück bester ficus oder 40 zweiter Sorte, 25 Stück ficus caricae (frische caricae?) oder 1 Sextar = 0,547 l caricae pressae (getrocknet caricae?) und für ein in den Steininschriften nicht erhaltenes Quantum ficus duplices.
IX. Wirtschaftliches in Inschriften.
Unter den Bedingungen für die Verpachtung der dem Zeus Temenites auf Amorgos gehörigen Ländereien wohl aus dem 3. Jhdt. v. Chr. (bei Dittenberger Syll.2 531) findet sich die Verpflichtung, während des Pachtjahres die Erde um die dort auch vorhandenen F.-Bäume unter Androhung einer Buße von 1 Obol für jeden Baum umzugraben (Z. 11f.) und zehn neue anzupflanzen (Z. 31) oder im Unterlassungsfälle 1 Drachme pro Pflänzling zu zahlen (Z. 35). Laut eines Katasters von Mytilene aus dem Ende des 3. Jhdts. v. Chr. befanden sich mehr als 70 F.-Bäume im Besitze eines Privatmannes (bei Ch. Michel Recueil nr. 593). In einem andern Kataster von Lesbos (col. VIII) ist eine mit F.-Bäumen bestandene Bodenfläche angegeben (C. Cichorius Athen. Mitt. XIII 1888, 45. 48). In einer tunesischen Inschrift von Henchir Mettich aus der Zeit Traians, der sog. lex Manciana, welche die Pachtbedingungen für eine kaiserliche Domäne jener Gegend enthält, finden sich auch Bestimmungen für die F.-Pflanzungen (II 13ff. IV 2ff.; s. bes. O. Seeck im Neuen Jahrb. f. Philol. I 1898. 631f. 633).
X. Nahrung.
Die F. waren eine beliebte Speise der Armen (Ar. Vesp. 303. Alexis bei Athen. II 55 a. Archestratos ebd. III 101 d) und gewöhnlicher Bürger beim Nachtisch (Plat. rep. II 372 c). Dies gilt besonders für Attika (s. o. V B 4). Von Platon wird erzählt, daß er ein Liebhaber von F. gewesen sei (Athen. VIII 276 f). Der Kaiser Augustus, der die einfache Kost liebte, aß gern frische biferae (Suet. Aug. 76), d. h. wohl Früh-F. Die Athleten nährten sich von trockenen F., bevor Pythagoras sie an die Fleischkost gewöhnte (Plin. XXIII 121 = Gargil. Mart. 49. Rufus Ephes. bei Orib. coll. med. I 40. Diog. Laert. VIII 12. Porphyr. de abst. I 26. Isid. XVII 7, 17). Jüngst, sagt Plinius (XV 82), hat man gefunden, daß beim Genuß von Käse frische F. das Salz ersetzen können (vgl. o. V B 4 chia). Getrocknete ersetzen zugleich Brot und Zukost (ebd.). Wohl etwas ungenau sagt Iulianus (ep. 23 [24], 14), daß frische F. nur in der ὀπώρα, d. h. zur Zeit der Reife der Baumfrüchte (Frühherbst ?), gegessen würden, während an der Sonne getrocknete nach ihm (ebd. 8) bis zur nächsten Ernte vorhalten sollten (vgl. Plin. XV 70). Wenn [2136] die Arbeiten des Umgrabens im Weingarten beendet waren, also jedenfalls wohl nach der Sommerwende, aßen die gefesselten Sklaven F. und sollten von da ab und den Winter hindurch vier statt fünf Pfund Brot erhalten (Cato 56 und bei Plin. XV 82). Die getrockneten dienten während des Winters den Landleuten zum Unterhalt (Col. XII 14). Die παλάθη (Poll. I 242. Long. III 20. Hesych.), das παλάσιον (Ar. Pax 574. Poll. VI 81) oder παλάθιον (Polemon perieg. bei Athen. XI 478 d. Alciphr. III 20, 1) war eine Art Kuchen (Her. IV 23. Theophr. h. pl. IV 2, 10), der (meist) aus getrockneten F., Ἰσχάδες (Kratinos bei Poll. ebd. Lucian. piscat. 41. Hesych. s. ἠγητηρία) oder caricae (Corp. gloss. lat. IV 266, 29. 373, 16. V 380, 20. 472, 7), gepreßt (Schol. Ar. Pax 574) war. Man bereitete ihn in Syrien (Amyntas bei Athen. XI 500d), in Attika (Lucian. ebd.; vgl. u. XIX über Plynterien), wo er aber keinen sonderlichen Geschmack hatte (Alciphr. 51, 2), und am besten in Karien (Lucian. vit. auct. 19). Für hebr. זְבֶלֶה זְבֵלָה = F.-Kuchen (1 Sam. 25, 18. 30, 12. 2 Reg. 20. 7. 1 Chron. 12, 40) wird in den Septuaginta παλάθη gesetzt. Möglicherweise ist auch das griechische Wort aus dem Semitischen entlehnt (so H. Lewy Die semitischen Lehnwörter im Griech. 1895, 77). Wohl nur ein anderer Name dafür war ἰσχὰς κοπτή (Poll. I 242). Die Gestalt, die wohl nach Columellas (XII 15, 5) Angaben über das Trocknen der F. sehr verschieden gewesen sein wird, soll bei den Griechen die eines Ziegelsteins gewesen sein (Hieron. comm. in Os. 1 et Ezech. 6 fin.). Der heutige griechische F.-Kuchen, welcher aus halbgetrockneten und zerschnittenen F. und feingepulvertem Thymian oder Saturei und mitunter auch Nüssen oder dgl. im Ofen gebacken wird, soll sich übrigens Jahre lang halten (vgl. H. Hirzel D. Hauslexikon II 1859, 729).
Was die Ernährung der Tiere mit F. betrifft, so setzen die Rinder davon Fett an (Arist. hist. an. VIII 64); die unreif abgefallenen F., ὄλυνθοι τῶν συκῶν, sind eine gute Nahrung für Schafe (Geop. XVIII 2, 6). Schweine fressen F. gern (Ar. Ach. 802) und werden damit gemästet (Arist. hist. an. VIII 62. 141. Palladas in Anth. Pal. IX 487). Um ihre Leber schmackhafter zu machen (Gal. VI 679 = Orib. coll. med. II 39 = Aët. II 127. Gal. VI 704; vgl. Poll. VI 49), mästet man sie nach einer Erfindung des M. Apicius mit getrockneten F. und tötet sie dann plötzlich, nachdem man sie hat Weinmet saufen lassen (Plin. VIII 209). Schon früher sah man die Leber einer mit F. gefütterten Gans als Delikatesse an (Hor. sat. II 8, 88; vgl. Plin. ebd.). Ihre Leber wird sehr zart (Pall. I 30, 4 = Geop. XIV 22, 8; vgl. 15) oder groß (Geop. ebd. 11), wenn sie Klöße von zerstoßenen caricae 20 Tage lang zu fressen bekommen. Die Leber aller Tiere kann durch den Genuß trockener F. schmackhafter gemacht werden und wird dann συκωτόν genannt, doch trifft dies besonders für die der Schweine zu (Gal. Orib. Aët. ebd.). Bei späten lateinischen Schriftstellern findet sich das entsprechende Wort ficatum. Dieses wird auch mit συκωτόν (Corp. gloss. lat. II 441, 19. III 218, 37. 233, 38. 576, 17. 653, 11. V 200, 13. 599, 49; vgl. III 218, 37) oder [2137] iecur (ebd. V 200, 14) geglichen. Nur einmal (Vesp. iud. coci et pist. 84. 85 bei Baehrens Poet. lat. min. IV 329) wird ficatum gleich hinter sycotum genannt, so daß dieses die Gänse-, jenes die Sauleber bezeichnen kann. Das ficatum optimum im Maximaltarif des Diocletian vom J. 301 (4, 6) hält H. Blümner (D. Maximalt. d. Diocl. 1893, 74) wohl schon wegen des Zusammenhanges und auch wegen der erwähnten Notiz des Galenos mit Recht für eine Schweinsleber; der Preis des Pfundes = 0,327 kg ist auf 16 Denare = 29 Pfennig angesetzt. Das ficatum, welches nach Apicius (263f.) in einer Weinbrühe, für welche er das Rezept angibt, genossen werden sollte, hält Schuch (in s. Ausg. vom J. 1874) dagegen für eine Gänseleber. Das geröstete ficatum porcinum erklärt Anthimus (21) für eine weder den Kranken noch Gesunden zuträgliche Speise und gibt die Zurichtung für Gesunde an. Die von den alten stammenden modernen Namen ngr. συκῶτι, it. fegato, frz. foie, span. higado bezeichnen die Leber schlechthin, it. fegatello ein Stückchen gebackener Leber, meist vom Schwein, welches in das Netz des Tieres gehüllt wird. So findet sich denn schon im Ausgang des Altertums ficatum lupi (Marc. Emp. 22, 34) und ficatum bubulum (Ps.-Theod. Priscian. p. 332, 6 Rose) zur Bezeichnung der Wolfs-, bezw. Rindsleber. Die Drosseln sollten mit F. und Spelt (Varro III 5, 4) oder trockenen F. und Staubmehl (Col. VIII 10, 3. Pall. I 26, 2) gefüttert werden. Auch Wein oder Essig bereitete man aus F. und zwar auf verschiedene Weise. In Gegenden, wo Mangel an Wein und daher auch an Essig ist, sammelt man bei Beginn der Regenzeit abgefallene möglichst reife F. und läßt sie in einem Fasse gären, bis sie sauer werden und aus ihnen ein scharfer Essig ausfließt, oder läßt sie in Wasser gären und kocht die gewonnene Flüssigkeit, bis sie alle Unreinlichkeit mit dem Schaume ausgeschieden hat (Col. XII 17; vgl. Geop. VIII 41, 3). Auf Kypros wird der κατορχίτης oder συκίτης (scil. οἶνος) aus getrockneten F. bereitet, indem man sie zuerst in Wasser legt und dann zu der gewonnenen Flüssigkeit ebensoviel ungegorenen Tresterwein gießt; der so gewonnene Essig hat medizinische Eigenschaften (Diosc. V 41). Durch Auspressen der F. in Wasser wird der sycites gewonnen, welchen einige pharnuprium, oder trochis nennen, oder wenn er nicht süß sein soll, nimmt man statt des Wassers Weintrester; auch aus der Cypria ficus (Ficus carica oder Ficus sycomorus?) wird Essig bereitet, der besser ist als der alexandrinische (Plin. XIV 102). Das F.-Getränk, σύκινον πόμα, macht wie der Wein trunken (Plut. amator. 5 fin.). Einige machen aus (noch) grünen F. Wein, indem sie ein Gefäß halb mit diesen halb mit Wasser füllen und die weinartig gewordene Flüssigkeit durchseihen (Geop. VII 35, 3). Das Laub wird an Rinder (Cat. 54, 4 und bei Plin. XVI 92) und Schafe (Varro II 2, 19), an letztere in getrocknetem Zustande (Geop. XVIII 2, 6) verfüttert.
XI. Anderer Nutzen.
Vom Holze ist schon oben die Rede gewesen (V B 1). Bei der Käsebereitung diente der Saft des Baumes (vgl. o. V A) wie das Laub dazu, die Milch gerinnen zu machen (s. Art. Käse. Diosc. I 183. Plin. XVI 181. [2138] XXIII 117. Plut. symp. VI 10. Athen. XIV 658 c. Pall. VI 9, 1. Geop. XVIII 19, 2. Schol. Il. V 902), auch der Zweige (Varro II 11, 4. Col. VII 8, 2. Diosc. II 77. Geop. ebd. Hesych. s. κράδη) und der Blätter (Geop. ebd. und 19, 2. Eustath. Il. 619, 42). Wenn der Saft aus dem Stamm hervortropft, wird er in Wolle aufgefangen, diese in etwas Milch abgespült und letztere der zum Gerinnen zu bringenden Milch zugesetzt (Aristot. hist. an. III 104). Dieser Saft, sei es des wilden sei es des zahmen Baumes, was im Einzelfalle fraglich erscheinen kann, wurde auch einfach ὀπός, Saft, genannt (Hom. Il. V 902, vgl. Schol. Empedokles bei Plut. de am. mult. 5. Ps.-Hipp. II 362 K. Aristot. gener. I 88. II 38. IV 72. 76; meteor. IV 7, 11. Varro r. r. II 11, 4). Der Saft der zahmen Früchte wird durch Aufguß von Wasser gewonnen (Theophr. c. pl. VI 11, 2); aus den Zweigen des wilden Baumes wird, wenn sie noch nicht getrieben haben, der Saft ausgepreßt und in den Schatten gestellt (Diosc. I 184; vgl. Plin. XXIII 117). Molke, in diesem Fall σχιστὸν γάλα genannt, wird gewonnen, wenn Milch beim Kochen mit einem eben abgeschnittenen F.-Zweig umgerührt und ihr ein Sechstel Sauerhonig zugesetzt wird (Diosc. II 77; vgl. Plin. XXVIII 126). Die maltha, eine Art Kitt, kann aus den zahmen Früchten und andern Substanzen hergestellt werden (Plin. XXXVI 181. Pall. I 40 [41], 1). In einer Umhüllung von F.-Blättern wurden verschiedene Speisen gebacken (Ar. Ach. 1101; Equ. 954, wo die Scholien Näheres bringen. Istades bei Athen. III 77 d. Archestratos ebd. VII 278 c. Aristarch Schol. Ar. Ran. 134) und verschiedene Früchte aufbewahrt (Col. XII 16, 3. 47, 1. Plin. XV 60. 66; vgl. Philostr. im. I 30).
XII. Medizinisches.
Was die von den Ärzten gebrauchte Terminologie betrifft (vgl. o. II und III), so scheint sie bei allen dieselbe zu sein; namentlich bedeuten σῦκον und ficus die reife Spät-F., ὄλυνθος die nicht ausgereifte zahme Früh- oder die noch unreife Spät-F., ἰσχάς und carica im allgemeinen die getrocknete F., grossus die wilde und die unreife zahme F. Das (noch) grüne σῦκον führt ab und erwärmt wegen seines süßen Saftes; die frühesten σῦκα sind die schlechtesten, weil am saftigsten; die besten sind die spätesten σῦκα; die getrockneten σῦκα verursachen Hitze und führen ab (Ps.-Hipp. I 690 K.). Das ἐρινεόν, die wilde F., ist hart (ebd. II 576). Besonders zur Reinigung der Gebärmutter wurden, meist in Gemeinschaft mit andern Mitteln, von den Hippokratikern angewandt: σῦκα (ebd. II 562. 593. 737. 740. 743. 802), gewöhnliche (539) und winterliche ὄλυνθοι, d. h. wohl unreife Spät-F. (564. 731. 733. 739), ἰσχάδες (603; vgl. I 479) und die abgeschabte Rinde eines Zweiges (I 478). Im Mutterzäpfchen das σῦκον mit anderem bei Gebärmuttervorfall (I 480) und mit Soda bei Verschluß und Verhärtung des Muttermundes (III 32), eine getrocknete und zerriebene ὄλυνθος bei Gebärmutterausfluß (II 766). Wenn sich die Gebärmutter umgelegt hat und kein Monatsfluß eintritt, wird sie mit dem Dampf der in Wein gelegten ἐρινεά gebäht (ebd. II 151). Wenn sich die zu ihr führenden Blutgefäße mit Schleim angefüllt haben, spült man mit dem Abwasser (ebd. 546) oder dem Dekokt von ὄλυνθοι (679). Ein mit dem Saft des [2139] Baumes getränktes Mutterzäpfchen dient zur Öffnung des Muttermundes (ebd. II 748), und um eine Frau schwanger zu machen (594). Zur Reinigung von Wunden werden die Blätter des zahmen Baumes aufgelegt (ebd. II 410. III 314) oder der Saft desselben (III 322) und des wilden (317) gebraucht. In hohle, bereits gereinigte Wunden bringt man das Innere der ἰσχάδες (ebd. III 319f.) oder den Saft des zahmen (ebd. 320) und wilden Baumes (321). Wenn der hintere Teil der Zunge entzündet ist (ebd. II 240) oder eine Geschwulst an der untern Zungenfläche sich bildet (242), wird mit einem Dekokt von σῦκα gegurgelt. Den Leib befreien von Kot ἰσχάδες, auf die je sieben Tropfen Euphorbiensaft geträufelt sind (ebd. I 100); ein Dekokt von weißen ἰσχάδες wird bei Gelbsucht getrunken (II 492), und bei Verschleimung werden σῦκα gegessen, um zu erkennen, ob ein künstlich herbeigeführtes Erbrechen vollständig ist, da jene zuletzt ausgebrochen werden (463f.). Nasenbluten wird durch den Saft des zahmen Baumes gestillt (ebd. II 97; vgl. Gal. XV 914). Ein Umschlag mit σῦκα verleiht dem Gesicht Glanz (Ps.-Hipp. II 854). Für wirksam gegen alle Gifte hielt die σῦκα Aristoteles (bei Iulian. ep. 23 [24], 5; vgl. Suid. s. σῦκον). Philotimos (bei Athen. III 79 a-e) lobte unter den σῦκα die feuchten, welche eine klebrige, süße und etwas laugensalzige Eigenschaft hätten, als sehr leicht verdaulich; der salzige Geschmack werde noch durch Zusatz von Salz und der scharfe (vgl. Gal. VI 572f.) durch Essig und Thymian gesteigert. Diphilos Siphnios (bei Athen. III 80 b-c) sagt, daß frische σῦκα wenig nährten und schlechten Saft hätten, aber leichter als getrocknete verdaut würden; die gegen den Winter mit Gewalt reifenden seien schlechter als die zur rechten Zeit reifenden; diejenigen, welche vielen Saft besäßen und wenig Regen erhalten hätten, seien für den Magen zuträglicher, aber schwerer zu verdauen. Schon Diokles Karystios (bei Orib. tom. III p. 176, 10ff. Bussem. et Daremb.) hatte geraten, bevor man die σῦκα esse, sie zu enthäuten, ihnen durch Spülen den Saft zu entziehen und in kaltes Wasser zu tauchen; diejenigen, welche kein kaltes Wasser oder kein Verlangen nach ihnen hätten, sollten sie nach der Mahlzeit, die andern vor dieser genießen. Nach Mnesitheos Athen. (bei Athen. III 80 c) sollte man rohes Obst, auch σῦκα, nur dann essen, wenn ihr Saft weder unverdaulich, noch faulig, noch zu sehr durch die Witterung ausgetrocknet sei. Nach dem Genuß der σῦκα muß man entweder reinen Wein oder Wasser trinken (Ps.-Aristot. probl. XXII 8; vgl. Athen. III 79 e). Die Frage jedoch, ob in diesem Falle das Wasser warm oder kalt sein müsse, wurde in beiderlei Sinn beantwortet (Herakleides Tarent. bei Athen. ebd.). Mehrere Dichter der älteren und mittleren Komödie (bei Athen. III 80 a-b) erklärten es für schädlich, σῦκα um die Mittagszeit zu essen. Nach Pherekrates (ebd. 78 d) sind die Augen der Kinder mit frischen σῦκα zu reinigen, nach dem Historiker Demetrios Skepsios (ebd. 80 d; vgl. Plin. XXIII 120) schadet der Genuß der menschlichen Stimme, nach Herodotos Lykios (bei Athen. III 78 d) eignet sich ihr Saft sehr zur Ernährung der Kinder. Die getrockneten σῦκα sind fest und nahrhaft, aber mit Maß zu genießen (Plut. de [2140] tuend. sanit. 16). Nach Celsus gehört der milchige Saft der Caprificus zu den Mitteln, welche eine Abnahme des Körpers bewirken (V 7); erwärmt die getrocknete ficus (II 27), reinigt (V 5), verteilt (V 11), öffnet sie, leitet sie in gekochtem Zustand nach außen ebenso wie gekochte grossi (V 12), erweicht (V 15), löst und bläht sie den Leib, aber weniger als die frische (II 26. 29); sind bei Krankheiten des Genicks Umschläge mit ficus und zerstoßenem Pfeffer zu machen (IV 6 p. 128, 22 Dar.); bei Husten nach dem Gebrauch anderer Mittel geröstete ficus zu essen (IV 10; vgl. Diosc. I 183. Plin. XXIII 122 = Plin. Iun. p. 37, 4 Rose. Marc. Emp. 16, 18. Cass. Fel. p. 70, II Rose). Von Scribonius Largus wird namentlich empfohlen, auf die von dem Biß eines tollen Hundes herrührenden Wunden die zerriebene Rinde der caprificus zu legen (74; vgl. Diosc. I 185. Plin. XXIII 119) und gegen Geschwüre im Schlunde mit einem Dekokt von trockenen fici zu gurgeln (66 = Marc. Emp. 14, 3. 41). Einen sehr umfangreichen Gebrauch machte Dioskurides von den σῦκα (I 183), den ὄλυνθοι (185), dem Saft des zahmen (183) und wilden (ebd. und 184) Baumes und der aus der Asche verbrannter Zweige derselben gewonnenen Lauge (186). Davon kann hier nur hervorgehoben werden, daß frische σῦκα den Magen angreifen und leichten Durchfall bewirken, die getrockneten aber nahrhaft, erwärmend, noch mehr als jene Durst erregend und dem Unterleib wohltuend sein sollen (183; vgl. Plin. XXIII 120f.). Noch ausführlicher, aber vielfach in Übereinstimmung mit Dioskurides spricht Plinius (ebd. 117ff.) über die Sache. Besonders bemerkt er, daß die spätesten fici gesünder als die ersten seien, die caprifizierten aber nie gesund (120) und die caprificus medizinisch viel wirksamer als die ficus sei (126). In einem Fragment des Rufus Ephes. (471 p. 546 Daremb.) heißt es, daß die F. den Leib lösen, die Verdauung beschleunigen und ohne Anstrengung nähren, auch die trockenen Lob verdienen, da sie schnell verdaut werden, genügend nähren und wärmen und trockener als die frischen sind. An einer andern Stelle (bei Orib. coll. med. I 40) sagt derselbe, die σῦκα seien besser als andere Herbstfrüchte, aber auch sie hätten einige Nachteile; die ἰσχάδες ernährten den Körper genügend. Was Galenos sagt, ist verhältnismäßig nicht viel, aber vielfach für die späteren griechischen Ärzte maßgebend. Der Saft des wilden Baumes ist in allem wirksamer als der des zahmen (Galen. XII 133. Orib. coll. med. XV 1. 18. 62. Paul. Aeg. VII 3 s. συκῆ). Letzterer beißt nicht nur und reinigt stark, sondern treibt auch Geschwüre aus, öffnet die Mündungen der Gefäße und hebt flache Warzen aus, kann auch abführen (Galen. Paul. Aeg. ebd.). Die wilden F. haben eine scharfe und verteilende Eigenschaft, ebenso die zahmen ὄλυνθοι (Galen. ebd. Orib. ebd. 60 = eup. II 1, 17, 44. Paul. Aeg. ebd. s. σῦκα). Letztere verteilen daher gekocht Geschwülste, in rohem Zustande heben sie Warzen aus (Gal. XII 88; vgl. Scrib. Larg. 228 = Marc. Emp. 34, 76. Diosc. I 185. Plin. XXIII 118. 125. Orib. coll. med. XV 1, 15, 4 = syn. IV 28, 15). Die σῦκα haben wie alle Sommer- und Herbstfrüchte die Eigenschaft, schlechte Säfte zu erzeugen, doch weniger [2141] als die ersteren, schnell und leicht durch den Verdauungskanal zu gehen, und eine beträchtlich reinigende Kraft, so daß nach ihrem Genuß die Nierenkranken viele Steine ausscheiden; sie nähren weniger als andere Herbstfrüchte, machen kein kompaktes und festes Fleisch, sondern ein etwas schwammiges; sie blähen auch, aber wegen ihres schnellen Durchgangs durch den Verdauungskanal nicht auf lange; das vollkommen reife σῦκον schadet fast gar nichts und nähert sich den ἰσχάδες; diese haben viel Nützliches, aber bei zu reichlichem Genuß schaden sie doch; denn sie erzeugen kein gutes Blut und daher viele Würmer; sie besitzen eine verdünnende und schneidende Eigenschaft, weshalb sie auch den Leib zur Ausscheidung reizen und die Nieren reinigen; sie schaden der Leber und der Milz, wenn sie entzündet sind, ebenso wie die σῦκα; wenn die genannten Organe aber verhärtet sind, bringen sie in Gemeinschaft mit einschneidenden und reinigenden Medikamenten keinen geringen Nutzen (Gal. VI 570ff. = Orib. coll. med. I 39, 1; vgl. Gargil. Mart. 49. Orib. coll. med. III 23, 5 = syn. IV 22, 5; coll. med. III 24, 8 = syn. IV 24, 2. Aët. I s. σῦκα. Sim. Seth περὶ σύκων. Anonym. de aliment. 48. 49 bei Ideler Phys. et med. gr. min. II p. 273). Die vollkommen reifen σῦκα sind fast unschädlich: bei den ἰσχάδες kommt es darauf an, ob sie schnell durch den Verdauungskanal gehen oder nicht; im letzteren Falle erzeugen sie schlechte Säfte und Würmer; mit Nüssen und Mandeln bilden sie eine sehr gute Nahrung (Gal. VI 792f. = Orib. coll. med. III 15, 19f., vgl. syn. IV 14, 19. Aët. II 252); einige halten es für ein Schutzmittel gegen Vergiftungen, vorher ἰσχάδες mit Nüssen und Raute zu essen (Gal. ebd. 793). Frische σῦκα sind wegen ihrer Feuchtigkeit weniger wirksam, entleeren jedoch den Leib (Gal. XII 133; vgl. Orib. coll. med. III 29, 12 = syn. IV 28, 15). Die getrockneten haben eine mäßig erwärmende Kraft und feine Teile; sie vermögen verhärtete Geschwülste zu erweichen und verteilen dieselben sofort; wenn sie aber mehr erweichen sollen, muß man Weizenmehl hinzufügen, wenn mehr verteilen. Gerstenmehl; das Brot hält die Mitte zwischen beiden; die fetteren ἰσχάδες erweichen mehr; die von schärferem Geschmack reinigen und verteilen mehr; die von ihnen gewonnene Flüssigkeit ähnelt, wenn sie lange in Wasser gekocht sind, dem Honig, auch in Bezug auf die Wirksamkeit (Gal. ebd. 132. Orib. coll. med. XV 1, 18, 59; eup. II 1, 17, 44. Aët. I s. σῦκα; vgl. Gal. de victu atten. § 89. Orib. coll. med. XLIV 4; syn. VII 28, 2). An Obstruktionen leidende alte Leute müssen reife σῦκα anderem Obst vorziehen, im Winter aber ἰσχάδες mit Brot genießen (Gal. VI 352). Von Oreibasios (coll. med. IX 34, 1ff. = syn. I 26, 3ff.; vgl. syn. III 80, 1ff.) wird namentlich noch eine Salbe aus σῦκα und einem wenig Irisöl gegen Sehnenverhärtungen und Gliederverrenkungen, auch Verhärtung der Milz und der Leber usw. empfohlen. Nur von den σῦκα und zwar fast nur mit Bezug auf die für die Kranken geeignete Diät spricht Alexandros Trall. (I 369. 585. 601. II 27. 193. 473. 597 Puschm.). Von den späteren römischen Ärzten machten wohl nur Gargilius Martialis (49), welcher wesentlich dem [2142] Plinius (XXIII 122) folgt, und Marcellus Emp. häufiger Gebrauch von dem F.-Medikament, letzterer sowohl von Teilen der caprificus (10, 82. 12, 28. 14, 21. 34, 76 usw.) als ungetrockneten (8, 87. 10, 64. 32, 17. 34, 2 usw.) und getrockneten F. (7, 14. 16, 49. 18, 13. 27, 102 usw.) als jungen Trieben des zahmen Baumes (z. B. 19, 3). Nach Anthimus (87) sind die ficus, wenn sie ganz reif sind, eine gute Nahrung. Über den Gebrauch der F. seitens der Tierärzte ist schon oben (III 2 fin.) einiges gesagt; sie wurden zusammen mit anderen Mitteln in den verschiedensten Fällen angewandt (vgl. Ihms Index zu Pelagonius caprificus, carica und ficus).
XIII. Vergleich und Symbolik.
Über die Sykophantie s. o. S. 2120f., über die kathartische Bedeutung der F. s. u. XIX. Das Treiben einer Hetäre gleicht einem F.-Baum (συκῆ), welcher vielen naschenden Krähen Aufenthalt gewährt (Archilochos bei Athen. XIII 594 d). Ein attischer Landmann pflanzt keine lakonischen F.-bäume, weil diese F. tyrannisch und wegen ihrer Volksfreundlichkeit klein ist (Aristophanes bei Athen. III 75 a). Das Treiben eines Sykophanten wird Geknister der F.-Zweige genannt (Arist. Vesp. 436). Die Gehirnlappen werden θρῖα genannt (Arist. Ran. 134), wohl weil allerhand Speisen in F.-Blättern gebacken wurden (s. o. XI fin.). Wer sich im spätem Alter noch Kinder wünscht, ist ebenso töricht wie der, welcher im Winter ein σῦκον sucht (M. Aurel. comm. XI 33). Einen Menschen von bäuerischen Manieren nannte man κραδοφάγος (Poll. VI 40. Hesych. Eustath. Od. 1409, 63), d. h. Esser von F.-Zweigen, auch συκοφάγος und ἰσχαδοφάγος (Hesych. s. κραδοφάγος). Ein Komödiendichter befahl, einen Stutzer auf männlichen Gliedern von F.-Holz zu verbrennen (Dion. Chrys. or. XXXIII p. 412, 36), der Lügenprophet Alexandros verbrannte ein Werk des Epikuros mit F.-Holz (Lucian. Al. 47) und der Kyniker Proteus sich selbst auf einem Scheiterhaufen von frischen F.-Kloben, durch deren Rauch er erstickte (Lucian. de Peregr. morte 24). Vielleicht ist dabei der Rauch (vgl. o. V B 1) ein Symbol der Nichtigkeit. Magere Menschen werden φιβάλεις nach den getrockneten F. gleichen Namens (s. o. V B 4) genannt (Schol. Arist. Ach. 802). Durch schlechten Umgang verdorben wird jemand aus einer ficus eine (unfruchtbare) caprificus (Mart. IV 52).
XIV. Sentenzen und sprichwörtliche Redensarten.
Wenn jemand in seinem Hause viel Gold, aber wenige F. und zwei oder drei Menschen eingeschlossen hat, wird er merken, wie viel besser die F. als das Gold sind (Ananios bei Athen. III 78 f). Sophokles (ebd. 76 c) läßt jemand an einen andern die Worte richten πέπων(?) ἐρινὸς ἀχρεῖος ὧν ἐς βρῶσιν ἄλλους ἐξερινάζεις (Du, eine trotz ihrer Reife? ungenießbare Wild-F., caprificierst andere); von Eustathios (Il. 1205, 3) wird ihnen der Sinn beigelegt: Wie willst Du Ignorant andere belehren? Die vorwurfsvolle Frage σὺ δὲ σῦκά μ' αἰτεῖς richtet an seinen Sohn, der sich F. wünscht, der Chorführer, welcher für seine Familie notwendigere Dinge von seinem Tagelohn kaufen muß (bei Arist. Vesp. 303, vgl. Schol.). Später jedoch hatten die Worte σῦκον αἰτεῖς die Bedeutung des Schmeichelns, da die [2143] Athener den Landleuten schmeichelten, wenn sie von ihnen die zuerst gereiften F. erhalten wollten (Ps.-Plut. prov. I 87. Zenob. V 91. Ps.-Diogenian. VIII 9. Hesych. Phot. Suid. Apostol. XV 69). Das Sprichwort ἀνερίναστος εἶ ,Du bist nicht caprificiert‘ hatte Hermippos gebraucht (Zenob. II 23). Das Wort ἀνερίναστος oder ἀνηρίναστος wurde nämlich von dem gebraucht, der wie eine nicht caprificierte F. sein Vorhaben nicht ausführen kann (Zenob. ebd. Hesych. Suid. Etym. M. 108, 11ff. Etym. Gud. 57, 35. Zonar. 172). Das Adjektiv σύκινος wurde in mehreren Verbindungen in der Bedeutung ,schwach‘ wegen dieser Eigenschaft des Holzes gebraucht, nämlich mit ἄνδρες, βακτηρία, βοήθεια, γνώμη, ἐπικουρία, μάχαιρα, νοῦς, σοφιστής (s. Leutsch-Schneidewin Paroemiogr. gr., ad Zenob. III 44 und Macar. VII 82f.) und σύζυγος (Arist. Plut. 946 u. Schol.). Mitunter wird es auch mit der Sykophantie in Verbindung gebracht (Hesych. Phot. Schol. Arist. Plut. 946). Das Sprichwort ἐγένετο καὶ Μάνδρωνι συκίνη ναῦς wird von denen gebraucht, die ohne Verdienst Glück haben und damit prahlen; denn Mandron wurde von den Athenern zum Nauarchen gewählt, obwohl er dessen unwürdig war; man sagt auch συκίνης ἄρχειν νηός mit Bezug auf die Schlechtigkeit des F.-Holzes (Zenob. III 44. Suid. Macar. III 45. Apostol. VI 45). Man sagt, daß nie ein σῦκον einem andern ganz gleich sei (Plut. adv. Stoic. 36); doch lautete ein Sprichwort ὁμοιότερος σύκου von denen, die sich von Angesicht ganz ähnlich sind (Eustath. Od. 1963, 63). Das Sprichwort σῦκα φίλ' ὀρνίθεσσι, φυτεύειν δ' οὐκ ἐθέλουσιν (Athen. III 80 e. Apostol. XV 70 a) verspottet bäuerische Unbilligkeit (Eustath. Od. 1964, 19), das Sprichwort σῦκον μετ' ἰχθύν, ὄσπριον μετὰ κρέα (Athen. ebd. Apostol. ebd. b) setzt das σῦκον herab (Eustath. ebd.). Mit σῦκον ἐφ' Ἑρμῇ bezeichnete man einen glücklichen Fund; die Erstlings-F. wurden nämlich dem Hermes dargebracht und von den Findern mitgenommen (Zenob. V 92. Hesych. Phot. Suid. s. σῦκον αἰτεῖς. Eustath. Od. 1572, 57; vgl. Phanias in Anth. Pal. VI 299, 3). Ein lateinisches Sprichwort lautete non nascitur ficus ex olea (Sen. ep. 87, 25; vgl. o. VI 1 in.). Ein Aedil wird verächtlich aedilis trium cauniarum genannt (Petron. 44, 13); Die Redensart abistis dulces caricae (ebd. 64, 3) hat den Sinn ,dahin sind all’ die netten Sachen‘.
XV. Anekdotenhaftes.
Ein Lydier riet dem Kroisos ab, gegen die Perser zu Felde zu ziehen, da sie in ihrem Lande nichts Gutes und auch keine F. hätten, während die Perser in dem Falle, daß sie siegten, wenn sie erst Lydien kennen gelernt hätten, nicht mehr daraus zu vertreiben sein würden (Her. I 71 und bei Athen. III 78 e; vgl. o. V B 3). Dareios hatte den wunderlichen Vorsatz gefaßt, daß die attischen F. fürderhin nicht auf freiem, sondern ihm unterworfenen Boden wachsen sollten (Aelianus bei Suid. s. Ἱππίας b). Dem Xerxes trug unter dem übrigen Nachtisch ein Eunuch getrocknete F. aus Attika auf; als aber der König erfuhr, woher sie seien, verbot er, davon für seine Küche zu kaufen; er wolle dafür sorgen, daß er sie nehmen könne, wann er wolle und ohne sie zu kaufen; der Eunuch aber hatte nur den König an den Feldzug gegen Athen erinnern wollen (Deinon bei Athen. XIV [2144] 652 b; vgl. Plut. reg. apophth. Xerx. 3 p. 173 c). Artaxerxes Mnemon aß auf der Flucht mit großem Genuß getrocknete F. (Plut. Art. Mnem. 2 p. 174 a). Als Antigonos Gonatas von einem Feldherrn des Ptolemaios I. eine Sendung großer Fische und frischer F. erhielt, erklärte er seinen Freunden den Sinn der Sendung dahin, daß nach Ansicht des ägyptischen Feldherrn die Makedoner entweder das Meer beherrschen oder F. essen müßten (Phylarchos bei Athen. VIII 334 a); dabei scheint das F.-Essen wohl auf ein friedliches oder untätiges Leben hinzudeuten. Die getrockneten F., ἰσχάδες, waren so berühmt, daß selbst der indische König Amitrochates den Antiochos Soter bat, ihm solche zu senden (Hegesandros Delph. bei Athen. XIV 652 f). König Philippos V. schenkte den Magneten, welche seine Soldaten, weil kein Getreide vorhanden war, mit F. versorgt hatten, die Stadt Myus (Polyb. XVI 24, 9). Über eine den L. Iunius Brutus betreffende Anekdote s. o. III 2. Um seine Mahnung, Karthago zu zerstören, zu unterstützen, brachte Cato an einem Tage (wohl gegen Ende Juni) des J. 150 v. Chr. eine Früh-F. aus jener Provinz in die Curie, und als alle Anwesenden auf seine Frage, wann sie vom Baume gepflückt sei, meinten, daß sie frisch sei, erklärte er ihnen, daß sie vor zwei Tagen gepflückt und der Feind Rom so nahe sei (Plin. XV 74, vgl. Plut. Cato 27 und Tert. ad nat. II 16). Über das den M. Crassus betreffende Omen s. o. III 2. Als ein Siculer einem andern klagte, daß sich seine Frau an einem F.-Baum erhängt habe, wünschte der letztere von dem ersteren ein Setzreis jenes Baumes zu erhalten (Cic. de or. II 278, auch bei Quintil. VI 3, 88 und Charis. 95, 27 K.). Der Kaiser Clodius Albinus war so gefräßig, daß er nüchtern 500 ficus passerariae oder 100 ficedulae, d. h. Gartengrasmücken, usw. aß (Hist. aug. Clod. Alb. 11).
XVI. Fabeln.
Ein Ölbaum brüstete sich einem F.-Baum gegenüber, daß er stets grüne; als aber Schnee kam, schadete er dem entblätterten F.-Baum nicht, während er jenen zu Grunde richtete; so bringt Schönheit Dummen nur Schmach (Aesop. 124). Der dem Apollon dienende Rabe wurde von ihm ausgesandt, um in einem Krater zu einem Trankopfer Wasser aus einer Quelle zu holen; als der Rabe an dieser einen F.-Baum mit noch nicht reifen Früchten sah, wartete er so lange, bis diese reif waren, aß davon, brachte dann erst das Wasser dem Gotte nebst einer Wasserschlange, welche er in der Quelle gefunden hatte, und entschuldigte sich damit, daß die Wasserschlange täglich das Wasser der Quelle verschluckt habe; da Apollon aber den wahren Grund merkte, verhängte er, wie Aristoteles sagt, über den Raben die Strafe, auf Erden während der Zeit der F.-Reife zu dürsten; das Bild der Wasserschlange, des Kraters und des Raben, wie er weder trinken noch zu dem Krater gelangen kann, versetzte er aber unter die Sterne (Ps.-Eratosth. cataster. 41. Schol. Arat. 449. Ovid. fast. II 243ff. Hyg. astron. II 40. Schol. Germanic. 426).
XVII. Aberglaube.
In Rom wuchs im J. 154 v. Chr. auf dem Altar des capitolinischen Iuppiter ein F.-Baum, ficus, hervor, und seit dieser Zeit entschwand, wie Piso berichtet, jedes Schamgefühl [2145] (Plin. XVII 244; vgl. Fest. ep. p. 285 b 25). Zu den Wundem gehörte es, daß vor der Belagerung von Kyzikos durch Mithridates eine ficus auf einem Lorbeerbaum wuchs (Plin. ebd.). Im J. 58 n. Chr. war die Ficus Ruminalis des Comitium nahe daran, abzusterben, was als ein bedrohliches Zeichen angesehen wurde, doch erholte sie sich wieder (Tac. ann. XIII 58). Drei F.-Bäume stürzten vor dem Zelt des Alexander Severus plötzlich um, was als ein Zeichen seines nahen Todes angesehen wurde (Hist. aug. Alex. Sev. 60). Der wildeste Stier verhält sich ruhig, wenn man um seinen Hals den Zweig eines wilden F.-Baums (Plin. XXIII 130) oder den Stier an einen solchen Baum bindet (Plut. symp. II 7, 1. VI 10. Isid. orig. XVII 7, 17. Mich. Psellos de omnif. doctr. 157 in Fabricius Bibl. gr. V 184). Wie man sagt (Plut. symp. V 9), wird der Baum nicht vom Blitze getroffen (ebd. IV 2, 1. Geop. XI 2, 7. Theophan. Nonn. c. 260. Joh. Lyd. de mens. III 52. IV 4). Über anderes s. Riess o. Bd. I S. 55, 57ff. (wo jedoch die Stelle Geop. X 48, 2 auf die Caprifikation zu beziehen ist) und 67, 61ff.
XVIII. Sagen.
Den Sykeus, einen der Titanen, welchen Zeus verfolgte, nahm seine Mutter Ge auf und ließ zur Ergötzlichkeit (an den Früchten) für den Knaben den F.-Baum entstehen, weshalb auch eine Stadt in Kilikien Συκέα hieß (Dorion bei Athen. III 78 a; vgl. Steph. Byz. und Eustath. Od. 1964, 13). Nach einer andern Sage zeugte Oxylos, Sohn des Oreios, mit seiner Schwester Hamadryas außer der Rebe und andern Bäumen auch den F.-Baum (Pherenikos bei Athen. ebd. b; vgl. Eustath. ebd. 15), weshalb Hipponax (ebd.) den schwarzen F.-Baum Schwester der Rebe genannt hat. In dem attischen Demos Lakiadai an der eleusinischen Straße soll Phytalos (d. h. Pflanzer) von der Demeter zum Dank für ihre Aufnahme den heiligen F.-Baum, die ἱερὰ συκ?, geschenkt erhalten haben, wovon noch die Aufschrift auf dem Grab des Phytalos Zeugnis ablegt (Paus. I 37, 2; vgl. Plut. symp. VII 4, 4). Der F.-Baum wurde den Menschen bewilligt als Wegweiser für ein reines Leben, denn die Athener nennen den Ort, wo der Baum zuerst gefunden wurde, ?ερὰ συκῆ, seine Frucht aber ἡγητορία (vgl. unten S. 2149). weil damit der Beginn eines reineren oder zivilisierteren Lebens gefunden war (Athen. III 74 d und bei Eustath. Od. 1964, 11). Die Festzüge von Eleusis nach Athen machen in der Vorstadt Ἱερὰ συκῆ halt (Philostr. vit. soph. II 20, 3). Mehr über diese wohl aus ferner Vorzeit stammende Tradition bei A. Mommsen Feste der Stadt Athen im Altert. 1898, 201. 226. Karl Bötticher (Deutsch. Revue 1898. 185) erblickt in ihr sogar ein Zeugnis dafür, daß die F.-Kultur Attikas von dem Orte Hierasyke ausgegangen sei. Meist aber wurde der F.-Baum dem Dionysos als heilig zugesprochen, dessen Wesen er durch das Weichliche aller seiner Teile zum Ausdruck bringt (Jos. Murr D. Pflanzenwelt i. d. griech. Mythologie 1890, 32). Der Lakonier Sosibios zeigt, daß der Baum eine Erfindung des Dionysos sei und die Lakedaimonier deshalb den συκίτης Διόνυσος verehren; Andriskos und Aglaosthenes erzählen, daß Dionysos μειλίχιος (eigentlich besänftigend) heiße wegen der Gabe der F.-Frucht, weshalb eine Gesichtsmaske [2146] des μειλίχιος Διόνυσος bei den Naxiern aus F.-Holz sei; denn die σῦκα würden (von den Naxiern) μείλιχα genannt (Athen. III 78 c; vgl. Eustath. Od. 1964, 15f.). Der Beiname lautete auch συκάτης (Hesych.). Dem Prosymnos versprach Dionysos, wenn er ihm den Weg zur Unterwelt zeige, ihn, sobald er zurückgekehrt sei, geschlechtlich zu reizen; doch fand er nach seiner Rückkehr jenen nicht mehr am Leben, weshalb er wenigstens an seinem Grabe sich auf einen abgeschnittenen F.-Zweig setzte; zum Andenken daran werden dem Gotte φαλλοί aufgestellt (Clem. Alex. protr. 2, 34). Diese laszive Bedeutung des Baumes scheint uralt und erinnert an die Sage der Genesis (3, 7), daß das erste Menschenpaar, als es sich gegenseitig erkannt hatte, seine Scham mit einem F.-Blatte verhüllt (C. Bötticher D. Baumkultus der Hellenen 1856, 439). Der Gebrauch der getrockneten F. wird als von Kybele den Menschen vermittelt bezeichnet, wobei eine phrygische Heroine Syke als Überbringerin der göttlichen Gabe erscheint (so erklärt Murr a. a. O. 33, 5 die Stelle aus Alexis bei Athen. II 55 a = III 75 b: τὸ θειοφανὲς Μητρῷον ἐμοὶ μελέδημ' ἰσχάς, Φρυγίας εὑρήματα Συκῆς). Zusammen mit andern Obstbäumen bereitet der F.-Baum im Tartaros dem Tantalos Qualen (Hom. Od. XI 590). Herakles aß zum Fleisch frische F. (Plut. symp. IV 4, 2 = Athen. VIII 276f.). Auch der wilde Baum begegnet uns in einigen Sagen der Hellenen. Nach ihm benannt war der Ort Ἐρινεός bei Eleusis, an welchen sich nach Pausanias (I 38, 5) die Sage knüpfte, daß Hades die Persephone in die Unterwelt entführt habe. A. Kuhn (Ztschr. f. vergleichende Sprachforschg. I 1851, 467f.; vgl. Murr a. a. O. 35) nimmt an, daß diese die Persephone oder ursprünglich die Erinys betreffende Sage mit der des ihr verwandten indischen Blitzgottes Agnis, welcher sich auf der Flucht in einem den Indern heiligen F.-Baum (Ficus religiosa L.) verborgen habe, und mit den Gebräuchen an dem Tage der Poplifugia, sofern an diesem Tage Romulus zu den Göttern aufgenommen sein soll, in Beziehung stehe. Unter einem mächtigen wilden Baum schlürft die Charybdis das dunkle Gewässer der Meerflut ein (Hom. Od. XII 103f. und bei Athen. III 76 e). Nach Olynthos, einem Sohn des Herakles (Hegesandros bei Athen. VIII 334 e-f), war die makedonische Stadt Olynthos benannt (Steph. Byz.), und jener oder wohl vielmehr diese nach dem wilden F.-Baum. Der Seher Kalchas starb vor Gram darüber, daß ihn Mopsos in seiner Kunst übertraf; dieser gab nämlich richtig die Zahl der ὄλυνθοι an einem kleinen ἐρινειός auf 10000 an und als Raummaß für alle bis auf einen, der übrig bleiben werde, einen Medimnos = 78,6 l (Hesiodor bei Strab. XIV 642; vgl. Schol. Lycophr. 427. 980). Den Messeniern gab die Pythia das Orakel, daß ihr Reich untergehen werde, wenn ein τράγος (gewöhnlich = Ziegenbock) das Wasser der Neda trinke; da aber die Messenier auch den wilden F.-Baum τράγος nennen und ihr Seher Theoklos bemerkte, daß ein solcher Baum mit seinen Zweigspitzen das Wasser der Neda berührte, meldete er dies dem Aristomenes und erklärte, daß ihre Existenz ein Ende habe (Paus. IV 20, 1ff.).
Bei den Römern wurde ficus ruminalis genannt [2147] sowohl der Baum, an welchem die Wanne mit den in den Tiber ausgesetzten Kindern Romulus und Remus unterhalb des Palatin aufs Trockene geraten war (Varro l. l. V 54, vgl. r. r. II 11, 5, anders bei Fest. ep. p. 270, 21ff. Ovid. fast. II 412. Serv. Aen. VIII 90. Ps.-Aurel. Vict. orig. gent. rom. 20, 3f.), als auch derjenige, welcher sich vor der Curie auf dem Comitium mindestens bis zum J. 58 n. Chr. erhalten hatte (vgl. u. XX über das puteal Libonis) und von welchem teilweise dasselbe wie von dem ersteren berichtet wird (Varro? bei Fest. ep. p. 270, 21ff. Tac. ann. XIII 58), oder durch dessen Fortdauer doch die Unabhängigkeit des Staats bedingt sein sollte (Fest. ep. p. l69, 13ff.). Den ersteren läßt Livius (I 4, 5) sonderbarerweise bis in seine Zeit bestehen. Ungewiß ist, wo er (X 23, 12) sich die ficus ruminalis befindlich gedacht hat, an welcher die Aedilen des Stadtjahres 458 = 296 v. Chr. die Bildnisse der von der Wölfin gesäugten Kinder Romulus und Remus stifteten. Der zweite Baum wird auch ἱερὰ συκῆ (Dion. Hal. III 72), rumina ficus (Ovid. ebd.) und ficus Navia (Fest. ep. p. 169, 26) genannt, weil an ihm Tarquinius Priscus dem Augur Attus Navius eine eherne Statue errichtet haben sollte (Dion. Hal. ebd. Liv. I 36, 5. Fest. ebd.). Über die beiden Bäume sagt Plinius (XV 77): ,Auf dem Comitium wird eine ficus gepflegt, welche dadurch geheiligt ist, daß an ihrer Stelle Blitze geborgen waren, mehr aber noch zum Andenken an denjenigen Baum, welcher am Lupereal (am Tiber unterhalb des Palatin) die Kindheit des Romulus und Remus beschützt hat und ruminalis genannt wird, da unter ihm die Wölfin die Kinder gesäugt hat; eine dieses Wunder darstellende Gruppe aus Bronze ist neben dem Baum auf dem Comitium (nach Dion. Hal. I 79 jedoch neben dem am Palatin) unter dem Augurium des Attus Navius geweiht, gleichsam als wenn der Baum von selbst nach dem Comitium umgesiedelt wäre; nicht ohne Vorbedeutung ist es, wenn er verdorrt, und er wird dann durch die Priester wieder angepflanzt‘ (vgl. Fest. ep. p. 169, 6ff.). Da nun aber nach Fabius Pictor (bei Dion. Hal. ebd.) die Wanne nicht an einen Baum, sondern an einen Stein stieß, so hält man es heute für möglich oder wahrscheinlich, daß erst der Dichter Ennius (ann. 38ff. Baehrens) oder ein Fabulist nach Fabius, um zwischen dem alten heiligen Baum auf dem Comitium und der säugenden Wölfin eine passende Verbindung herzustellen, an die Stelle des ursprünglichen Steins einen F.-Baum gesetzt habe (vgl. bes. Th. Mommsen Röm. Forsch. II 1879, 12ff.). Freilich wird der erstere Baum, der am Tiber, auch ἐρινεὸς ῥωμινάλιος genannt (Plut. Rom. 4), und zwar vielleicht von Diokles Peparethios, von dem selbst Fabius Pictor in der Erzählung von der Kindheit des Romulus und Remus meist abhängig war (ebd. 3. 8), und ein wilder F.-Baum paßt jedenfalls in die Situation am Tiber und könnte der ersteren Sage ein größeres Gewicht verleihen, aber in einem lateinischen Zitat des Diokles (Fest. ep. p. 269, 4) wird der Baum ficus genannt, und Konon (bei Phot. bibl.), ein Zeitgenosse Caesars, nennt nicht nur den ersteren Baum ἐρινεός (141 a 40), sondern auch den zweiten ἐρινεός ἱερά (ebd. b 22). Immerhin bleibt es fraglich, ob der schon [2148] früh existierende Baum auf dem Comitium von Anbeginn den auffälligen Namen ruminalis oder rumina gehabt habe, und ob nicht etwa ursprünglich dieser nur einem andern Baum, welcher in der Gründungssage eine Rolle gespielt hatte oder aus anderem Grunde verehrt worden war, zugekommen sei. Der Baum auf dem Comitium kann ursprünglich wie der noch zu erwähnende am lacus Curtius (vgl. auch u. XX über das puteal Libonis) den Charakter eines heiligen nur davon gehabt haben, daß er an eine Blitzstelle gepflanzt war (Plin. XV 77) und durch ein ehernes Gitter (Konon a. a. O. b 23; vgl. Cic. div. I 33), ein puteal (φρέαρ bei Dion. Hal. III 72), umfriedigt war (vgl. C. Bötticher D. Baumkultus der Hellenen. 1856, 129. 198. 248). Das Beiwort ruminalis leitete man aber hauptsächlich von rumis oder ruma = mamma = Mutterbrust ab, teils weil der Saft der ficus bei der Käsebereitung statt des Labs gebraucht (Varro r. r. II 11, 5) und der Göttin Rumina oder Rumilia, welche für die volle Brust der Mutter oder Amme sorgt (Augustin. de civ. dei IV 34), Milch statt Wein geopfert wurde (Varro ebd. Plut. quaest. rom. 57; Rom. 4), teils weil die Wölfin den ausgesetzten Kindern die Brust gegeben hatte (Varro bei Fest. ep. p. 270, 24. Plin. XV 77. Fest. ep. p. 271, 4. Plut. quaest. rom. 57; vgl. Serv. Aen. VIII 90), oder von Romulus (Liv. I 4, 5. Plut. Rom. 4. Serv. ebd.; vgl. Ovid. fast. II 412; umgekehrt Fest. ep. p. 266, 10), oder von ruminare = wiederkäuen, weil das Vieh um Mittag im Schatten des Baumes wiederzukäuen gepflegt hatte (Fest. ep. p. 270, 26. Plut. ebd. Ps.-Aurel. Vict. orig. gent. rom. 20, 4), oder endlich von Rumon, einem alten Namen des Tiber (Serv. Aen. VIII 63. 90). Wie Plinius (XV 77) weiter berichtet, wurde in einem bestimmten Jahre (wohl noch in altrömischer Zeit) eine ficus vor dem Tempel des Saturnus unter sühnenden Gebräuchen der Vestalinnen entfernt, da sie eine (hölzerne?) Statue des Silvanus umzustürzen drohte. Ein ebensolcher Baum stand zur Zeit des Plinius (ebd.), angeblich dort zufällig entstanden, mitten auf dem Forum, wo M. Curtius (im Stadtjahre 392) sich für das Vaterland geopfert habe; doch war die betreffende Stelle auf dem Forum, der sog. lacus Curtius, nach einem anderen Bericht ein Blitzgrab und im Stadtjahre 309 mit einem puteal umgeben worden (Varro l. l. V 150).
XIX. Sakrales.
Schon im vorigen Abschnitt sind heilige F.-Bäume erwähnt und auch gezeigt, daß der Baum besonders dem Dionysos geweiht war. Da mit diesem Gotte der stark sinnliche Priapos in engster Verbindung steht, erfahren wir, daß des letzteren Bildnis aus F.-Holz gemacht wurde (Theocr. epigr. 4. Hor. sat. I 8, 1). Auch συκάσιος Ζεύς, ὁ καθάρσιος wurde von den Alten gesagt, weil der Baum bei Sühnungen gebräuchlich war (Eustath. Od. 1572, 57). Von Hermes ist oben (S. 2143) die Rede gewesen. Den Horen gebührt Dank für die reifenden F. (Ar. Pax 1168). Die Pythagoreer opferten getrocknete F., ἰσχάδες (Alexis bei Athen. IV 161 d). Ja allen Göttern wurden σῦκα geopfert (Iulian. ep. 23 [24], 6). In einer Inschrift von Ostia (CIL XIV 309)[3] wird ein Mars Ficanus erwähnt, dessen Beinamen man heute teils von der oben [2149] (S. 2104) erwähnten Stadt Ficana teils von einem wahrscheinlich in alter Zeit dort verehrten Baume herleitet (Ett. di Ruggiero Dizion. epigr. III 79). Was die erwähnte sühnende oder reinigende Wirkung betrifft, so ist davon auch schon oben (XVIII) gesprochen und kommt bei den noch zu besprechenden Festgebräuchen der Athener in Betracht. Die römischen Pontifices rechneten die ficus alba zu den Glücks-, die nigra zu den Unglücksbäumen, die unter dem Schutz der Unterirdischen standen (Macrob. III 20, 2f.). Eine düstere Auffassung möchte Murr (a. a. O. 34f.) auch bei den Griechen in den erwähnten Sagen (XVIII) von der Charybdis und der Entführung der Persephone finden. Sie spricht sich jedenfalls auch in der Vorstellung der Römer aus, daß der wilde Baum auf Gräbern wachse (Hor. epod. 5, 17. Propert. IV 7, 6) und Denkmäler sprenge (Mart. X 2, 9. Iuven. 10, 145. Clem. Alex. strom. I 7; vgl. Pers. 1, 25). Namentlich gehörte ferner die F. zu dem Zeremoniell verschiedener, zunächst athenischer Feste. Am 7. Pyanopsion (Oktober), einem Festtage des Apollon, wurde eine Eiresione, ein mit allerlei Gaben, darunter auch F., behangener Olivenzweig, von einem Knaben an der Tempelpforte aufgehängt; ihn begleiteten andere, auch solche Ereisionen tragend, die sie an den Türen ihrer Häuser befestigten (P. Stengel D. griech. Kultusaltert. 1898, 201). An den ländlichen Dionysien (im Dezember) trug ein Mann einen Korb mit getrockneten F., ἰσχάδες (Plut. cupid. divit. 8). Wenn am 6. Thargelion (Mai), einem Artemistage, zwei Menschen als Sündenböcke, φαρμακοί, Schnüre mit dunkeln ἰσχάδες um den Hals trugen (Helladios in Phot. bibl. 534 a ff.) und mit F.-Ruten gepeitscht wurden (Hipponax bei Tzetz. chil. V 743f. Hesych. s. κραδίης νόμος), so hat hier die F. kathartische oder sühnende Bedeutung (vgl. Stengel a. a. O. 213). An den Plynterien des 25. Thargelion wurde bei der dem Bilde der Athena Polias geltenden Prozession die lustrale (kathartische) παλάθη, ein F.-Kuchen (s. o. X), einhergetragen (vgl. Stengel a. a. O. 214f. und Dümmler o. Bd. II S. 1962. 18ff.). Ein den Helios und die Horen feiernder Festzug, bei welchem allerlei Erträgnisse des Landes einhergetragen wurden, darunter auch eine παλάθη ἡγητηρία (Porphyr. de abst. II 7), d. h. ein ein reineres Leben symbolisierender F.-Kuchen (s. o. S. 2145), ist den Pyanopsien oder Thargelien zuzuweisen (vgl. Stengel a. a. O. 213). Wahrscheinlich auch in Athen selbst dienten an den Brauronien, deren Datum sich nicht ermitteln läßt, junge Mädchen, mit Schnüren von ἰσχάδες behangen, der Artemis (Wernicke o. Bd. II S. 1170, 50. 1171, 27. Kern o. Bd. III S. 825, 54ff.). Über den wilden F.-Baum bei den Gebräuchen an den römischen Festen der Nonae Caprotinae und der Poplifugia s. Wissowa o. Bd. III S. 1551, 37ff. Eine Art κραδηφορία, d. h. Tragen von F.-Zweigen, feiern die Juden (Plut. symp. IV 6, 2), womit offenbar eine Zeremonie beim Laubhüttenfeste gemeint ist (vgl. Joseph. ant. Iud. III 245. XIII 372).
XX. Antiquitäten.
Unter den Opferresten, welche sich in einer Grube des Isistempels zu Pompeii gefunden haben, hat man auch verbrannte [2150] F. unterschieden (Overbeck-Mau Pompeji4 1884, 108f.). Auf den campanischen Wandgemälden sind von allem Obst am häufigsten F. dargestellt. Sie finden sich nach W. Helbig (Wandgem. usw., 1868) vor allem zusammen mit Darstellungen von Vögeln (nr. 1620. 1629. 1646. 1648) und aus Küche und Vorratskammer (nr. 1661. 1662. 1672–1682. 1697. 1699. 1700. 1703), auch zusammen mit der eines Kaninchens (nr. 1603), auf einem andern ist es wahrscheinlich eine Priesterin, welche eine heilige Schlange mit Eiern und F. füttert (nr. 1819); ferner sieht man vor einem Dionysosbilde auf einem Felsaltar einen Napf mit F. liegen (nr. 580), und vermutlich ist es auch Dionysos, vor dem ein Mädchen ein Brett mit F. hält (nr. 409); endlich steht ein F.-Baum hinter Priapos (nr. 505). Die beiden erhaltenen Balustradenreliefs der römischen Rostra, zwei Regierungsakte Traians darstellend, zeigen jedes an derselben Stelle, nämlich an dem den Rostra gegenüberliegenden Ende des Marktes, den Marsyas unter einem F.-Baum und davor einen altarähnlichen Gegenstand (Abb. bei Guhl und Koner Leben d. Griech, u. Röm.6 1893, Fig. 854. 855); der letztere kann nur das puteal Libonis (des Praetors vom J. 205 v. Chr.?) sein, welches sich auf dem Forum befand (Hor. ep. I 19, 8. Schol. Cruq. Hor. sat. II 6, 35; vgl. Fest. ep. p. 333, 24ff.), und der Baum nicht etwa die ficus Navia (vgl. oben S. 2147), welche auf dem Comitium stand (O. Richter bei Baumeister Denkm. d. klass. Altert. III 1888, 1468. G. Loeschcke Arch. Anz. 1891, 14f.). Das Relief eines Kasseler Sarkophags mit Dionysos und den vier Jahreszeiten läßt den Jüngling, welcher den Herbst repräsentiert, einen Korb mit F.-Schnüren halten und in der Rechten noch eine F.-Schnur (Baumeister a. a. O. I 703 mit Fig. 760). Ein Grabrrelief von Verona bringt einen F.-Händler C. Ficarius, welcher in einer Wagschale offenbar F. abwägt (O. Jahn Ber. d. Sächs. Gesellsch. d. Wissensch. 1861, 368 mit Taf. X 3). Auf dem Bilde eines geschnittenen Steines, welches am meisten der Erzählung des Diokles Peparethios (vgl. oben S. 2147) entspricht, sieht man die ficus ruminalis, auf ihr den Marsspecht neben dem behelmten Haupte des Mars und unter ihr die Wölfin mit den saugenden Kindern (C. Bötticher Baumkultus 541 mit Fig. 37). Der Revers zweier Drachmen von Idyma in Karien trägt ein F.-Blatt (F. Imhoof-Blumer und O. Keller Tier- und Pflanzenbilder auf Münzen u. Gemmen d. klass. Altert. 1889 Taf. IX 13. 14). Dieses Blatt war auch das Münzbild von Kameiros auf Rhodos (ebd. S. 55). Ein Denar der Gens Pompeia, wohl aus dem J. 113 v. Chr., zeigt auf dem Revers die säugende Wölfin mit den Kindern, daneben die ficus ruminalis mit zwei Vögeln, von welchen der eine wohl sicher ein Marsspecht ist (Baumeister a. a. O. III 1536 mit Fig. 1601). Wesentlich dieselbe Darstellung findet sich auf einem römischen opus sectile, einer Art Mosaik; von den beiden Vögeln, welche hier auf der ficus ruminalis sitzen, ist der eine ein Marsspecht, der andere, wie deutlich erkennbar, ein Kiebitz (Tomassetti Arch. Ztg. XLIII 1885, 297).
Anhang. Außer der Ficus carica L. wurde auch eine jedenfalls zu der Reihe der Rhodophyceen [2151] (Florideen) gehörige Alge συκῆ genannt. Diese gehörte zu den in den griechischen Meeren an einigen Stellen verkommenden und am meisten auffallenden Algen, wird als blattlos, nicht groß und von roter Rinde geschildert (Theophr. h. pl. IV 6, 2. 9; vgl. Plin. XIII 138). Die Fackelmacher auf der (wohl troischen) Ida nannten einen (harzigen) Auswuchs συκῆ, welcher sich besonders an der männlichen Kiefer (wohl Pinus halepensis Mill.) zeigte, rötlicher als Kien, aber übelriechend, ohne den Geruch des Kiens, war, auch nicht brannte, sondern aus dem Feuer sprang (Theophr. ebd. III 9, 3; vgl. Hesych. s. συκῆ). Ferner nannten die Griechen die Feigwarze am inneren Augenlide (Ar. Ran. 1247. Gal. XIV 770 u. ö. Suid. s. σῦκον. Eustath. Od. 1964, 4), doch auch andere Auswüchse, besonders am Kinn (Orib. syn. VII 40; vgl. Gal. XII 823), σῦκον, mitunter auch die Römer jene ficus statt condyloma. Ein Edelstein hieß wegen seiner Farbe sycites (Plin. XXXVII 191).
[Olck.]
Anmerkungen (Wikisource)
Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 2099.
Corpus Inscriptionum Latinarum XIV, 447.
Corpus Inscriptionum Latinarum XIV, 309.
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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