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Ekbatana. 1) (Τὰ) Ἐκβάτᾰνα (dichterische Stellen Aisch. Pers. 15. Arist. Ach. 64. 613; Equ. 1089; Vesp. 1143. 1144. Plat. epigr. 9), aber Ptol. VIII 21, 9 ed. Nobbe ἡ Ἐκβάτανα, Isid. Char. 6 Ἀποβάτανα (Müller Βάτανα), was wohl mit Mannert in Ἀγβάτανα zu verbessern ist. Letztere Form wendete Herodot und nach ausdrücklichem Zeugnis des Steph. Byz. s. Ἀγβάτανα auch Ktesias an; in den beiden erhaltenen Fragmenten (bei Diod. II 13 und Phot. cod. 72 p. 106 § 2) steht freilich die andere Form Ἐκβάτανα; Ecbatanas Geogr. Rav. II 5; Ecbataniẛ Partiorum Tab. Peut. (nach Tomaschek S.-Ber. Akad. Wien CII 1883, 147ff. wäre auch Hecantopolis daselbst in Ecbatana polis zu verbessern); bibl.-aram. אתמתא‎, Ezra VI 2, LXX Ἀμαθᾷ (Dat.), altpers. Hagmatāna, sus. Akmadana, bab. Agam(a)tanu, armen. Ahmatan. Hamatan, Ekbatan, pahl. חםתאו‎, auf Sasaniden-Münzen (Mordtmann ZDMG VIII 14) אחם‎ (abgekürzt), jetzt Ḥamaḏān. Große Stadt im oberen (Isid. Char. a. a. O.) Medien (Ptolem. I 12, 5. VI 2, 14. Steph. Byz.). in einer Ebene am Fuße eines Gebirges (Orontes Ktes. bei Diod. II 13. Polyb. X 27, 6; Iasonius mons Ammian. Marc. XXIII 6, 39). Entfernungen: 12 Stadien vom Gebirge Orontes (Ktes. a. a. O.), 450 Milien von [2156] Gazae in Atropatene (Plin. n. h. VI 42), ebenso weit von Susa (daselbst 133), von Seleucia 750 und von den kaspischen Pforten 20 Milien (daselbst 43; beide Angaben sind falsch). In der Nähe von E. soll sich nach demselben Schriftsteller (n. h. XXXI 17) eine Quelle mit Erdöl befunden haben, eine Angabe, die wohl gleichfalls auf Irrtum beruht. Plut. Alex. 35, 1 ist von einem Erdspalt, der Feuer ausströmte, die Rede. Der Zusatz ἐν Ἐκβατάνοις daselbst ist verdächtig, weil es sich um Babylonien handelt; an der entsprechenden Stelle Curt. V 1, 16 wird ein Ort Mennis in Babylonien und eine daselbst befindliche Erdpechquelle genannt.

Den Ursprung von E. verlegt Ktesias (Diod. II 13) in mythische Zeit. Semiramis soll eine gerade und bequeme Kunststraße durch das zarkaiische Gebirge nach E. gebaut haben. In der Stadt hätte sie ihr Königsschloß errichten lassen und durch den Bau eines Kanales nach einem jenseits des Orontes gelegenen See den früher wasserarmen Ort mit Wasser versorgt. Plin. n. h. VI 43 schreibt die Gründung E.s einem Seleukos zu – eine Nachricht, die nicht minder falsch ist als die beiden Entfernungsangaben daselbst. Das Richtige hat jedenfalls Herodot (I 98f., vgl. Polyaen. VII 1), wonach Deiokes E. gegründet und zur Hauptstadt Mediens erhoben hätte. Eusebios-Hieronymos (Chron. canon. ad olymp. 18, 1) und Georg. Synk. (I p. 372 Bonn.) haben sogar die Zeit überliefert (Ol. 18, 1 = 4784 d. alex. Weltaera = 708 v. Chr.). Im Buche Tobit, das in den letzten Zeiten des assyrischen Reiches spielt, wird, wenigstens in einigen Redaktionen, E. als Schauplatz der Erzählung neben Niniveh und Rhaga in Medien genannt. Daß Homer E. nicht gekannt hat, wie Strab. XV 735 sagt, ist also durchaus glaubwürdig. Nach Herodots Beschreibung war die Burg auf einem Hügel gelegen und von sieben Ringmauern umgeben, deren Färbung der Reihe nach von außen nach innen weiß, schwarz, purpurn, blau, blaßrot, silbern und golden war. Der Umfang der äußersten Mauer kam ungefähr dem der Mauer von Athen gleich. Nach Diod. XVII 110, 6 soll er 250 Stadien betragen haben – eine arge Übertreibung. Deiokes nahm seine Wohnung in der Burg und ließ das übrige Volk rings um die Mauer derselben sich ansiedeln, eine Tatsache, die in dem Namen der Stadt (,Versammlungsort‘, vgl. Justi Beitr. z. alt. Geogr. Pers., Marb. 1869, I 26) zum Ausdruck gekommen sein dürfte. E. blieb jedenfalls die Residenz der Nachfolger des Deiokes; wenigstens scheint dies der ganze geschichtliche Kern der im übrigen unhistorischen Erzählung Iudith 1, 1–14 zu sein, wonach Nabuchodonosor, der über die Assyrer(!) in Nineve(!) herrschte, im 17. Jahre seiner Regierung (588) den Arphaxad, König der Meder und Erbauer der Mauern von E., besiegt und getötet und seine Hauptstadt verwüstet hätte. Nach Ktesias (bei Phot. cod. 72 p. 106 § 2) soll sich Astyïgas, der letzte König Mediens, auf der Flucht vor Kyros in E. verborgen haben. Auch im Achaimenidenreiche und noch später behielt E. seine Bedeutung. Seine Lage im kühlen Medien machte es zur Sommerresidenz geeignet (Strab. XI 523. 524. wo χειμάδιον wohl einfach Lapsus calami. XVI [2157] 744. Ael. n. a. X 6; vgl. III 13. Xen. anab. III 5, 15). Nach Xen. Cyr. VIII 6, 22 verbrachte Kyros zwei Sommermonate in E., drei Frühlingsmonate in Susa und den übrigen Teil des Jahres in Babylon. E. wird häufig mit den anderen Hauptstädten, namentlich Susa, zusammen genannt: Curt. IV 5, 8 (hier mit Persepolis und Baktra). Xen. anab. II 4, 25. Dem. X 34. Plut. Pelop. 30, 3; Ages. 15, 1. Ammian. Marc. XXIII 6, 22. Ihre Pracht beschreibt Ps.-Aristoteles (de mundo 6), doch sollte sie (nach Ael. n. a. XIII 18) sich mit derjenigen der indischen Residenz noch nicht messen können. Durch eine Art optischer Telegraphie, bestehend in Feuersignalen und Spiegeln, war der Großkönig in Susa und E. im Stande, alles, was sich zutrug, noch am gleichen Tage zu erfahren (Ps.-Arist. a. a. O.). Im Schlosse von E. wurde unter Dareios ein Buch gefunden, in dem unter anderem geschrieben stand, daß Kyros im ersten Jahr seiner Regierung den Wiederaufbau des Tempels zu Jerusalem angeordnet habe (Ezra VI 2. Joseph. ant. Ιud. XI 99). In E. ließ Dareios den medischen Praetendenten Fravartiš (Φραόρτης) und seine Anhänger hinrichten (Inschr. v. Behistun, altpers. Text II 76ff.).

Alexander d. Gr. war zweimal in E.: 330 bei der Verfolgung des Dareios III. und 324 auf dem Rückwege. Ein ungeheurer Schatz (180 000 Talente nach Strab. XV 731, 190 000 nach Iustin. VII 1, 3) fiel in seine Hände. Er übertrug das Kommando der Stadt dem greisen Parmenion (lust. a. a. O. Arrian. anab. III 19), der bald darauf auf Befehl des Königs durch Meuchelmord beseitigt wurde (Strab. XV 724). In E. wurde ferner Bessos (s. d.), der Mörder des Dareios, hingerichtet (Arrian. anab. VII 14, 1. Curt. VII 10, 10). 324 starb daselbst Hephaistion (Arrian. VII 14, 1. Diod. XVII 110, 6). In seinem Schmerz über den Tod seines liebsten Freundes hätte Alexander den Tempel des Asklepios niederreissen (Arrian. VII 14, 5), nach anderem Berichte (Aelian. v. h. VII 8) die Burg mit ihrer Ringmauer abbrechen lassen. Polybios (X 27, 6ff.) bezeichnet umgekehrt E. selbst als mauerlos, aber die Burg sei wunderbar befestigt. Unter derselben lag das königliche Schloß, das sieben Stadien im Umfang hatte. Es war durchaus von Cedern- und Cypressenholz erbaut, die Balken, das Getäfel und die Säulen waren mit einem Überzug von Gold oder Silber verkleidet; die Dachbedeckung wurde von silbernen Ziegeln gebildet. Alexander ließ den größten Teil des Überzugs von Edelmetall wegnehmen, was übrig blieb, nahmen Antigonos und Seleukos Nikanor. Zur Zeit des Antiochos d. Gr. (209 v. Chr.) hatte nur noch der Tempel der Aine vergoldete Säulen und außer einigen goldenen noch eine große Anzahl silberner Dachziegel. Aus diesem Material wurden Königsmünzen im Werte von fast 4000 Talenten geprägt.

Auch im Partherreich blieb E. königliche Residenz (Strab. XI 522. XVI 743. Curt. V 8, 1; vgl. Tac. ann. XV 31). Unglaublich ist die Nachricht des Josephos (ant. X 264), wonach der Prophet Daniel in E. einen großartigen Palast erbaut haben soll, der die Begräbnisstätten der medischen, persischen und parthischen Könige enthalten und bis zu seiner Zeit unter der Obhut eines jüdischen Priesters gestanden hätte. [2158]

Nach Leon Diak. X 2ff. hätte auch der Kaiser Johannes Tzimiskes bei seinem siegreichen Feldzug im J. 974 die Absicht gehabt, bis nach E., der Hauptstadt der Agarener, vorzudringen, wurde aber durch ungünstige Umstände daran gehindert. Die Schilderung, welche der Byzantiner von der Stadt gibt, beruht zum großen Teil auf Verwechslung mit andern Orten. Steph. Byz. (s. Ἀγβάτανα) hat noch die Angabe, daß die Stadt auch Epiphaneia genannt worden sei; vgl. II. Makk. 9, 3 und Wilckens Artikel Antiochos IV. Epiphanes Bd. I S. 2475.

Unverständlich ist die Nachricht bei Plin. n. h. VI 116, wonach E. eine Stadt der Mager gewesen und von Dareios an das Gebirge versetzt worden sei.

Die Existenz eines anderen E., in Atropatene, wurde von H. C. Rawlinson angenommen und zu erweisen gesucht (Journ. R. Geogr. Soc. X 65ff. 1841); vgl. dagegen Kiepert Lehrb. d. alt. Geogr. § 73 Anm. 3.

Literatur: Außer den bei Media und Persis verzeichneten Schriften ist insbesondere zu vergleichen C. Barbier de Meynard Diction. géogr. de la Perse, Paris 1861, 597ff. J. de Morgan Expéd. scient. en Perse, Paris 1896, IV 235ff.
[Weissbach.]

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