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Dreifuss. Der moderne Sprachgebrauch – der noch laxer ist als der antike bei der Verwendung von τριποῦς – bezeichnet mit dem Namen D. eine grosse Anzahl sehr verschiedenartiger dreifüssiger Geräte: dreibeinige Gefässe aller Art, dreibeinige Untergestelle aller Formen und Grössen, dreibeinige Tische u. s. w. In der That sind diese Geräte, so verschieden sie auch nach Grösse und Verwendung sind, in Bezug auf ihre Form unter einander verwandt oder doch durch Mittelstufen miteinander verknüpft, so dass eine scharfe Umgrenzung der einzelnen Gerätgruppen nicht immer möglich ist. An diesem Ort, wo weder eine Formengeschichte noch eine systematische Einteilung der einzelnen Typen gegeben werden kann, soll nur der Versuch gemacht werden, mit Übergehung der nebensächlichen Geräte (z. B. der als Sitz verwendeten ,Dreibeine‘), jene Gruppen der als D. bezeichneten Geräte, die für Kunstgewerbe, praktisches Leben oder Cult von grösserem Belang sind, zu charakterisieren und dann die Bedeutung der κσυ’ ἐξοχήν als D. bezeichneten dreibeinigen Kesselgeräte im Cult und öffentlichen Leben darzulegen.
Dreibeinige Kessel. Zweihenklige Kochtöpfe mit drei niedrigen, am untern Gefässbauch ansitzenden Füssen sind schon in der ältesten Keramik bekannt (Schliemann Ilios 259. Furtwängler-Loeschcke Myken. Vasen Taf. 44. 113 S. 53). Ein dreibeiniger Kupferkessel (17 cm. hoch) mit zwei horizontalen und einem aufrechten Henkel fand sich im vierten Schachtgrab der Akropolis von Mykene, Schliemann Mykene 319 nr. 440; vgl. ähnliche D. Schliemann Tiryns 412. Tsuntas-Mannat Mycenaeon age 72. Daran schliessen die ältesten in Olympia nachweisbaren D. unmittelbar an: Kessel, an denen mittelst Nägeln drei gerade Beine und zwei emporstehende kreisförmige Henkel angebracht sind. Beine und Ringe sind häufig aus Eisen, nur der Kessel aus Erz. Abgesehen von den kleinen blechernen Dreifüsschen, die in den tiefsten Schichten von Olympia besonders zahlreich sind, lassen sich auf Grund von Furtwänglers Darlegungen (Olympia IV 72) für die archaische Periode drei Typen unterscheiden: 1. bauchige Kessel mit gegossenen schweren Ringhenkeln und massiven Beinen (40–70 cm. hoch), vgl. Olympia IV Taf. 34 a. b.
2. Kessel, deren Beine und Henkel aus gehämmerten Blechstreifen (mit eingeschlagenen geometrischen Ornamenten) bestehen. Die Beine, die bei den ältesten Exemplaren noch kürzer sind als der Kesseldurchmesser, werden später höher (bis zu 1 m. und darüber). Die Ringhenkel sind vielfach mit verticalen Nebenstützen in Gestalt menschlicher Figuren versehen und mit oben aufgenieteten gegossenen Pferdchen geschmückt, vgl. Olympia IV Taf. 34 c. Ann. d. Inst. 1885, 171 (Purgold).
3. D. mit gegossenen Henkeln und Beinen, die in Form und Reliefverzierung von den D. des zweiten Typus abhängig sind, vgl. Olympia IV Taf. 34 d. e S. 90f. Diese D. sind natürlich nicht auf Olympia beschränkt. Einen D. des ersten Typus aus Mykene verzeichnet Furtwängler Olympia IV 75. Fragmente von D. des zweiten Typus sind in den Fundschichten des 8., 7. und 6. Jhdts. in den meisten Heiligtümern zahlreich vertreten, so in der idaeischen Zeusgrotte auf [1670] Kreta (Athen. Mitt. X 63. Mus. ital. di antich. II 742), in Amyklai (de Ridder Bronzes de la soc. arch. d’Athènes 2f.), auf der Akropolis von Athen (Journ. Hell. XIII 233. de Ridder Bronzes sur l’acropole d'Athènes 7f.), im Ptoon (Bull. hell. IX 478. 522), in Dodona (Carapanos Taf. 49, 21), in Delphi, in Delos (Ann. d. Inst. 1885, 167. Arch. Zeit. XL 333); vgl. auch die Vasenbilder geometrischen Stils, Bull. hell. XXV 450.
In diesem Typus sind auch die homerischen τρίποδες zu denken, vgl. Il. XVIII 378, s. u. Im 6. Jhdt. macht auch an den D. die geometrische Decoration anderen Zierformen Platz, vgl. die Bruchstücke von D. auf der athenischen Akropolis, Journ. Hell. XIII 265 (Bather). De Ridder a. a. O. 12f. Die Beine enden nun regelmässig in Löwenklauen (so schon auf der Françoisvase); auch werden jetzt drei Henkel allgemein Regel, so dass über jedem Bein ein Henkel zu stehen kommt (die Zeichenmanier der älteren Vasen gestattet nicht immer ein sicheres Urteil über die Zahl der Henkel).
Was die praktische Verwendung dieses D.-Typus betrifft, so ist er, wie seine Form lehrt, ursprünglich bestimmt, über das Feuer gestellt zu werden (ἐμπυριβήτης Il. XXIII 702), vgl. Od. X 359. Aeschyl. frg. 1 N. In solchen D. wird das Wasser zum Baden erhitzt (λοετροχόος Il. XVIII 346), vgl. Il. XVIII 344. XXII 443. XXIII 40. Od. VIII 434. X 359. Soph. Ai. 1404, sie dienen als Kochkessel, Alkm. 33 B. (Athen. X 416 c). Aeschyl. frg. 1 N. Orph. Lithic. 718; vgl. die Vasen mit der Aufkochung des Widders durch Medeia, Gerhard Auserles. Vasenb. III Taf. 157, 3. Mus. Gregor.II 82, 2. Helbig-Reisch Führer² 1273 und das bekannte Relief des Laterans Benndorf-Schoene 92. Helbig² 655. Das homerische Epitheton ἄπυρος (Il. IX 122) haben antike Erklärer von D., die nicht als Kochkessel, sondern als Kratere dienten, verstanden (Athen. II 37f.) – unklar ist Paus. IV 32, 1 – aber es bezeichnet nur, dass der Kessel noch nicht zum Kochen verwendet wurde (vgl. Il. XXIII 267. Alkm. 33 B.). Immerhin haben doch wohl Philochoros FHG I 387 und Semos ebd. IV 495 (bei Athen. II 37 f.) reale Verhältnisse im Auge gehabt, wenn sie dreibeinige λέβητες auch als Mischkessel verwendet sein lassen, vgl. Philostr. V. Apoll. M 27, 117. Ob auch schon in homerischer Zeit Kessel-D. – etwa die besonders grossen (Il. XXIII 264 τρίπους δυωκαιεικοσδιμετρος) oder die im Megaron aufgestellten, (Il. XVIII 373 – in solcher Weise verwendet wurden, mag dahingestellt bleiben. Als Regel kann eine solche Verwendung dieser D. nicht gelten, da als Kratere meist fusslose Kessel, die auf ein besonderes Gestell gesetzt wurden, verwendet wurden (s. u.).
Während neben dieser Kesselform mit den am obern Rand ansetzenden Beinen im praktischen Leben auch ungeschlachtere, mit niedrigen Beinen versehene Kessel nachweisbar sind (vgl. z. B. das Leukippidenrelief von Giölbaschi, Benndorf-Niemann Taf. XVI), erfährt der alte Typus eine künstlerische Weiterentwicklung in seiner sacralen Verwendung als Weihgeschenk (s. u.) und als Wahrzeichen Apollons. Bei den anathematischen D. sind, wie uns zahlreiche Vasenbilder, Reliefs und Münzbilder des 6.–2. Jhdts. lehren [1671] (Reisch 68), die Beine höher, die Kessel weniger tief; frei von dem Zwange praktischer Benutzbarkeit folgen sie dem künstlerischen Geschmack der Zeit. Im Zusammenhang mit dem Cult des Apollon lebt diese D.-Form auch in römischer Zeit weiter, von ihren Umbildungen geben zahlreiche Bildwerke – auch in den Reliefs der Grabsteine und Aschenkisten sind D. häufig – und die Marmornachbildungen (s. u.) eine Vorstellung.
Neben den erzenen D. sind auch D. – insbesondere anathematische D. – aus kostbaren Metallen schon in archaischer Zeit nachweisbar. Solche D. werden schon Il. XVIII 375. Hesiod scut. 312 vorausgesetzt, an goldene D. im delphischen Tempel (s. S. 1679) und im Ismenion (Pind. Pyth. XI 4 u. Schol.) knüpfen die späteren Versionen von dem D. der sieben Weisen an (Plut. Sol. 4. Schol. Arist. equ. 1016. Arist. Plut. 9. Val. Max. IV 1, 7; vgl. Wulf Dissert. Hal. XIII 174). Das älteste Beispiel eines anathematischen D. aus Gold ist der von Kroisos im Ismenion geweihte, Herod. I 92; einen goldenen D. weihen die Griechen nach der Schlacht von Plataiai, mehrere die Deinomeniden (s. S. 1689), vgl. noch Lysias π. τοῦ χρυσοῦ τρίποδος frg. 148 Tur. (Athen. VI 231 b). Kallix. bei Athen. V 197 a. 202 c und Suet. Octav. 52. Auch silberne oder versilberte D. (vielleicht schon Od. IV 128) werden gelegentlich genannt, vgl. Philoch. frg. 138 (Reisch 108). Athen. V 199 d. Bull. hell. VI 45 (Dittenberger Syll.² 588) Z. 148. 157. Aristid. rhet. IV p. 515 Dind. Einen kleinen silbernen D. aus Velleia verzeichnet Heydemann Mitteil. a. Oberitalien 48. Die Weihung eines ,bleiernen‘ D. durch Phormion behauptet Kratinos frg. 456 K.
Niedrige dreifüssige Untersätze, Becken und Schalen. Die niedrigen dreibeinigen, vielfach eisernen Gestelle, auf denen das fusslose Kochgeschirr über das Feuer gestellt wird, können hier beiseite bleiben, sie hatten und haben zu allen Zeiten die gleiche Form (vgl. Overbeck-Mau Pompeii⁴ 443); interessanter sind die kunstvoller gestalteten niedrigen bronzenen Untersätze (2–12 cm. hoch) – auf drei Tierfüssen ruhende Ringe oder Reifen – zur Aufnahme von Gefässen, die nicht auf dem Boden stehen können oder sollen; es mag genügen, einige Beispiele aus älterer Zeit aufzuzählen, Olympia IV 136 (Furtwängler). Carapanos Dodonei Taf. XLI S. 84. Taf. XXIII (mit Weihinschrift des Rhapsoden Terpsikles aus dem 6. Jhdt.). Mus. ital. di antich. II 744 (aus der idaeischen Zeusgrotte auf Kreta). De Ridder Bronzes de la soc. arch. d’Athènes 9f.; Bronzes sur l’acropole 24. Arch. Jahrb. 1899, 65. Auch diese Typen bleiben natürlich, im Einzelausdruck der Formensprache der jeweiligen Stilstufe angepasst, durch alle Epochen in Geltung, vgl. z. B. die gewöhnlich als Lampenuntersätze erklärten D. römischer Zeit, Mus. Borb. IV 14 und Babelon-Blanchet Bronzes de la bibl. nat. 1477.
Diesen Untersätzen reihen sich an die mannigfachen auf drei niedrigen Beinen ruhenden Becken und Schalen, die als Waschnäpfe (ποδονιπτῆρες), Kohlenbecken und Räuchergefässe verwendet werden. Eine besonders interessante Gruppe darunter bilden die archaischen sog. D.-Vasen aus Thon [1672] (im Typus der Vase von Tanagra in Berlin 1727. Arch. Zeit. 1881 Taf. 4; vgl. Bull. hell. XXII 293 Taf. VII), die Pernice Arch. Jahrb. 1899, 63 als Räuchergefässe erklärt hat.
Dreifüssige Untergestelle und ,Stabdreifüsse‘ der archaischen Epoche. Zahlreich vertreten sind in kyprischen und altitalischen Fundschichten des 8.–6. Jhdts. 20–35 cm. hohe, aus Blechstreifen zusammengenietete Untergestelle mit drei im Knie gekrümmten Beinen und einem breiten Tragreifen, auf den das Gefäss gestellt ist. Die Blechbeine, die vielfach dreigeteilt sind oder von Nebenstützen begleitet werden, sind unten häufig durch nach einwärts gehende horizontale Blechstreifen verbunden, die in einem kleineren Ring (wohl zur Aufnahme eines Schöpfgefässes) zusammentreffen. Beispiele aus Kypros bei Perrot-Chipiez Hist. de l’art III 864. Murray Excav. in Cyprus (1900) 16, aus Falerii Narce, Veii, den esquilinischen Gräbern Roms in Monum. dei Lincei IV 219 (Barnabei). VII 317 (Savignoni). Röm. Mitt. XII 7 (Petersen). Diese Gestelle, ebenso wie Becken, die mit solchen Untersätzen fest verbunden sind – vgl. das 13 cm. hohe dreibeinige Becken aus Tarquinii, Mon. d. Inst. XII Taf. III 14. Martha L’art Étr. 101 und ein ähnliches aus Capua, Brit. Mus. Bronzes 382 – liegen im allgemeinen der Zeit griechischen Imports voraus; wie weit sie phoinikische oder italische Erzeugnisse sind, bedarf der Untersuchung im einzelnen Falle. Sie werden seit dem 7. Jhdt. zurückgedrängt, von ähnlich gebauten, aber gradbeinigen und schlankeren Gestellen, den sog. Stab-D., die in letzter Zeit vielfach behandelt worden sind, vgl. Furtwängler Olympia IV 126. Savignoni Monum. d. Lincei VII 277. Petersen Röm. Mitt. XII 8.
Auch diese gradbeinigen D. führen auf den Orient zurück. Ein gegossener Bronze-D. aus Babylon (33 cm. hoch) mit auswärts gespreizten in Stierfüssen endenden Beinen und einem mit Widderköpfen geschmückten Ring befindet sich im Louvre, Perrot-Chipiez II 732. Auch an diesen Gestellen wurden zu grösserer Sicherung des Standes die Beine meist über dem Fuss geteilt in einen gerade aufsteigenden und zwei rechts und links schräg zum Tragring emporsteigende Stäbe, wobei die schrägen Stäbe von je zwei benachbarten Beinen paarweise durch Bogen mit einander verbunden werden konnten; von den Füssen gehen ferner unten horizontale Stäbe nach innen, die einen unteren Ring tragen. Alle diese Stäbe sind in älterer Zeit häufig aus Eisen, so dass nur Füsse (Hufe oder Klauen) und Ring aus Bronze sind. Plumpe Löwenfüsse mit dicken Eisenstabresten und andere Fragmente solcher D. sind in Niniveh (Layards Discoveries 1853 S. 179), ähnliche Reste auch auf Cypern (Cesnola Salaminia Taf. 3. Cesnola-Stern 277. Arch. Anz. 1894, 120) gefunden worden. Ein geometrischer Stilisierung angepasster Typus (aber mit ionischer Volute als Bekrönung der Verticalstäbe) ist durch einen D. (44 cm. hoch) aus einem attischen Grabe der Dipylonzeit (Brückner Athen. Mitt. XVIII Taf. XIV S. 414. De Ridder Bronzes de la soc. arch. d’Athènes 1) vertreten; ähnliche Stücke sind in Cypern gefunden, vgl. Cesnola-Stern Taf. 70,1. Murray Excav. in Cyprus 16. [1673] Brit. Mus. Bronzes 62 (vgl. auch die Fragmente Olympia IV 131).
Die seit dem Ende des 7. Jhdts. zur Herrschaft gelangte Form, hei der aus Tierklauen oder Hufen drei – vielfach eiserne – Stäbe emporsteigen, ist auf italischem Boden noch durch einige primitive Beispiele vertreten, z. B. die D. aus der Tomba d’Iside in Vulci (26 cm. hoch, Savignoni 310), aus einem Kammergrab in Falerii (61 cm. hoch, Savignoni 323), aus dem Grab Regulini-Galassi in Caere (ein 50 cm. hoher bronzener und ein nicht mehr vorhandener eiserner D., Savignoni 320. Helbig-Reisch Führer² 1335), aus dem Grab Bernardini in Praeneste (56 cm. hoch, Helbig-Reisch Führer 1526). Durch ein Räderpaar unter den Füssen (vgl. Il. XVIII 375) und durch reichen figürlichen Schmuck ist ein hochaltertümlicher D. aus Lucera ausgezeichnet, Petersen 4. Dazu kommen dann im Westen ein wohlerhaltener D. (58 cm. hoch) aus La Garenne (Burgund) im Museum von St. Germain (Olympia IV 115) und im griechischen Festland Fragmente aus Olympia (Furtwängler 138), Dodona (Carapanos 41, 5), Athen (De Ridder Bronzes sur l’acropole 52). Dass auch diese D. im ionischen Osten ihre Vorbilder haben und vermutlich ionischer Import sind, wird durch ein, dem Regulini-Galassischen D. gleichartiges auf Kypros gefundenes Exemplar (Cesnola Salaminia 62 Taf.III. Cesnola-Stern 277 Taf. XXI), durch den D. auf der ionischen Vase Northampton Gerhard Auserles. Vasenb. IV Taf. 317 (vgl. Studniczka Arch. Jahrb. V 142) sowie durch den in La Garenne gefundenen D., der gewiss aus Massilia, der Colonie von Phokaia stammt, erwiesen. Dass diese Form mit den langgezogenen, gebogenen Stäben für geschmiedetes und geschweisstes Eisen erfunden ist, hat Pernice (Arch. Jahrb. 1901, 66) mit Recht behauptet. Es liegt nahe, den Namen des Glaukos von Chios mit diesem D.-Typus in Verbindung zu bringen; der berühmte, von Kroisos in Delphi geweihte eiserne Krateruntersatz (Herod. 125. Paus. X 16, 1) berührte sich ohne Zweifel in vieler Beziehung mit diesen D., wenn er auch selbst nicht dreiseitig, sondern vierseitig gewesen sein muss (Petersen 22), und mit dem bei Euseb. adv. Marc. Migne Patrol. XXIV 746 erwähnten tönenden Bronze-D. des Glaukos nicht wird identificiert werden dürfen. Aber es bleibt fraglich, welche Stufe der Entwicklung des Stab-D. auf Glaukos zurückzuführen ist.
Ein besonderes kunstgeschichtliches Interesse haben die Stab-D. durch ihre Ornamentik; an den Krönungen der Verticalstäbe wie an den Verbindungsbogen der seitlichen Stäbe, vielfach auch an dem obern und untern Ring wird reicher ornamentaler und figürlicher Schmuck angebracht. Der D. von Lucera ist seinem Alter nach an die Spitze zu stellen, verwandt im Stile des figürlichen Schmuckes (vgl. darüber Petersen 18) ist der Praenestiner D.
Unter den D., deren Ornamentik orientalisierend-ionischen Einfluss zeigt, ist eine ältere Gruppe zu unterscheiden, die vertreten wird durch den schönen D. aus Metapont (73 cm. hoch) in Berlin (Friederichs Geräte und Bronzen 768. Arch. Jahrb. 1901, 65. Savignoni 305 Taf. VIII), zu dem sich ein Gegenstück aus S. Maria di Capua [1674] in der Sammlung Nervegna in Brindisi findet (Röm. Mitt. XII 114), und eine jüngere Gruppe, die durch zahlreiche in den Gräbern von Vulci gefundene, 60–75 cm. hohe D. (grossenteils aus der zweiten Hälfte des 6. Jhdts.) gebildet wird, vgl. Mus. Gregor. I 56 (Helbig-Reisch Führer² 1331). Babelon-Blanchet Bronzes de la biblioth. nat. 1472. Walters Bronzes in the Brit. Mus. 587. 588. Friederichs Berlin. Geräte u. Bronzen 767. Schumacher Bronzen v. Karlsruhe 414 u. a. (zuletzt zusammengestellt von Savignoni 292ff.). Zu den Vulcenter Fundstücken kommt ein in Dürkheim (Rheinpfalz) gefundener D. in Speyer (Lindenschmit Altert. uns. heidn. Vorzeit II 2 Taf. 2. Undset Westd. Ztschr. V 233). Ähnlich verzierte D. sind auch für Athen durch Fragmente auf der Akropolis sichergestellt, vgl. Savignoni 278. De Ridder Bull. hell. XX 401 Taf. 1; Bronzes sur l’acropole 760 Taf. V, vgl. 815f. Rev. arch. 1900 I 106.
Einfachere Typen der Stab-D. lassen sich übrigens durch attische Vasenbilder für das 6. und noch für die erste Hälfte des 5. Jhdts. in Athen nachweisen, vgl. die sf. Vase bei Gerhard Auserles. Vasenb. III Taf. 157 und die noch unpublicierten rf. Vasen, München 354, Berlin 4059, Neapel 3136 H. Später verschwindet dieser schöne Gerätstypus aus dem praktischen Leben, wir können aber seine Nachwirkungen noch in den dreifüssigen Gestellen der hellenistisch-römischen Zeit erkennen.
Die Stab-D. dienten, wie ihr Aufbau erkennen lässt, vorzugsweise als Träger grösserer Kessel. Ein grosser Kessel wurde auf dem D. von La Garenne gefunden (Olympia IV 115), Kessel in fester Verbindung mit dem Untersatz haben der D. von Praeneste (Helbig-Reisch² 1526), die Vulcenter D. in Berlin (Friederichs 767) und Petersburg (Mon. d. Inst. VII 69. Ann. 1862, 177. Savignoni 299), vielleicht auch der D. der ionischen Vase Gerhard Auserles. Vasenb. IV 317. Vielfach dienten die Stab-D., wie auf der eben genannten Vase und den vorher aufgeführten rf. Vasenbildern, als Träger der Mischgefässe, wobei der untere Ring als Untersatz für das Schöpfgefäss bestimmt war (Savignoni 317). Die für die Vulcenter D. angenommene sacrale Verwendung lässt sich nicht erweisen. Der D. von Dürkheim trägt ein Kohlenbecken, das sich nach unten durch ein Ventil öffnet, oben von einem Rost überdeckt ist; es wäre also wohl möglich, dass auch noch andere D. des gleichen Typus als Untersätze für Kohlenbecken (zum Heizen oder Räuchern?) zu dienen bestimmt waren. Man könnte vielleicht in solchen in Etrurien verwendeten Räucherbecken die Vorläufer der im römischen Cult auftretenden foculi (s. u.) sehen.
Wenn auf dem D. eines attischen Grabes der Dipylonzeit (De Ridder Bronzes de la soc. arch. 1) eine bronzene Knochenurne stand – ebenso vielleicht auf dem D. Nervegna – so ist das gewiss nicht die ursprüngliche Bestimmung des D. Auch zur Aufnahme eines über das Feuer zu stellenden Kochkessels (wie auf der sf. Vase Gerhard Auserles. Vasenb. III 157) sind Stab-D. wohl nur ausnahmsweise benützt worden.
Dreibeinige Krater Untersätze jüngerer griechischer Zeit. Seit dem 4. Jhdt. sehen [1675] wir als Untersätze von Krateren einfache, etwa 50–70 cm. hohe dreibeinige Gestelle in Gebrauch (der Oberteil erscheint auf den Bildwerken meist mit Stoff verhängt; ob das Material Holz oder Bronze ist, lässt sich nicht immer entscheiden). Beispiele dieses besonders auf den sog. ,Totenmahlreliefs‘ häufigen Typus von D. bei Furtwängler Samml. Sabouroff I Taf. 30. 32. 33. Benndorf Heroon von Giölbaschi-Trysa 226f.
Dreibeinige Tische. Als D. bezeichnet man in Anlehnung an antiken Sprachgebrauch auch dreibeinige Tische, insbesondere die tragbaren kleinen Tische mit runder Platte, die durch alle Zeit üblich waren, sowohl mit geraden und geschweiften, wie auch mit im Knie gekrümmten Beinen (Ziegen-, Rinds- und Pferdebeine sind besonders häufig), vgl. die Beispiele bei Athen. II 49b. Poll. X 80. Wieseler 60f. Blümner Arch. Zeit. 1884, 179. Benndorf Giölbaschi-Trysa 232. Diese Tische sind im einfachen Haushalt – mensa tripes Hor. Sat. I 3, 13 – in der Regel aus Holz; Reste eines Tisches aus Cypressenholz sind in einem Grabe der Krim gefunden, Ant. du Bosph. Cimm. Taf. 81, 1–5. Ein τρίπους ἐπίχαλκος (d. h. mit Bronzeblech überzogen) diente in älterer Zeit im olympischen Zeustempel als Preistisch (Paus. V 12, 5). Die Form ist nicht nur für den bescheidenen Symposiontisch, sondern auch für kostbarere Tempeltische (s. Τράπεζα) und Prunktische (delphica) nachweisbar. In hellenistisch-römischer Zeit sind auch die zierlichen dreibeinigen Tischchen, die als Untersatz für kostbares Trinkgerät dienten, vielfach aus kostbarem Metall hergestellt, vgl. den 15 cm. hohen silbernen Tisch des Hildesheimer Silberfundes (Pernice-Winter Taf. XXV 550). Goldene Tische erwähnt Kallixenos bei Athen. V 197 b. 198 d, kostbare Holztische mit Elfenbeinfüssen Cass. Dio LXI 10. Über dreibeinige Marmortische der römischen Zeit vgl. Overbeck-Mau Pompei⁴ 428.
Dreibeinige Gestelle mit Kohlenbecken und Opfertische. Dreibeinige Kohlenbecken sind als D. auch in der griechischen Terminologie bezeugt. Bei Hesych. ἀνθράκιον· τὸ μικρὸν τριπόδιον ist vermutlich ein niedriges Becken, bei Schol. Aristoph. Av. 436 ἐπιστάτης· χαλκοῦς τρίπους χυτρόποδος ἐκτελῶν χρείαν (vgl. Mau Röm. Mitt. 1895, 44) wohl ein höheres Gestell zu verstehen. Ein derartiges etwa 50 cm. hohes Kohlenbecken scheint im attischen Frauengemach auf der Vase Compte Rendu archéol. de St. Petersburg 1860 Taf. I dargestellt, vgl. den dreibeinigen Tisch mit Kohlenbecken auf dem Skelettbecher von Bosco-Reale und dazu Winter Arch. Anz. 1896, 81.
Als Opferbecken scheinen solche D. auf griechischem Boden selten verwendet – solcher Art sind vielleicht die ἐσχάραι πυρκαιοί (Bull. hell. XIV 413) und der tragbare Altar Arist. Pac. 938 zu denken –, um so grösser ist ihre Bedeutung im römischen Cult (foculus Liv. II 12. Cic. de domo 123. CIL VI 2065 I 19, vgl. Henzen Acta fratr. Arval. 23.93). Hier finden wir auf Opferdarstellungen häufig 50–70 cm. hohe dreibeinige, metallene Opferbecken, die die Stelle des Altares vertreten, sowohl tischartige D., bei denen ein flaches Becken oder eine Platte in fester Verbindung [1676] mit drei geraden Beinen ist (,Platten-D.‘), wie auch dreibeinige Gestelle, die mittels beweglicher Querstäbe zum Zusammenklappen eingerichtet sind (s. u.) und oben ein abnehmbares Becken tragen, vgl. ausser den zahlreichen Münzen mit den Bildern opfernder Kaiser (Fröhner Médaillons de l’empire rom. S. 66. 114. 122. 126. 163. 177) als Beispiele für die verschiedenen Formen dieser dreibeinigen ,Altäre‘ das Relief auf dem Altar des Vespasian (,Genius Augusti‘) in Pompeii (Mus. Borbon. VI 57, 1. Mau Pompei 100), die Sarkophage mit Bildern aus dem Kriegsleben eines vornehmen Römers, Wiener Vorlegebl. 1888 Taf. IX, die Reliefbilder auf dem Traiansbogen von Benevent (Meomartini Taf. XXI) und auf der Marcussäule (Petersen-Domaszewski Taf. 38 B), das Relief im Conservatorenpalast mit einem Opfer Marc Aureis, Helbig Führe3 561 (Brunn-Bruckmann 269), das gleichzeitige Relief auf dem Constantinsbogen, Bellori Arcus Augustorum 27 (Guhl-Engelmann Leb. d. Griechen u. Römer⁶ 802, Brunn-Bruckmann 530), das Relief vom Bogen der Goldschmiede in Rom, Bernoulli Röm. Ikonogr. II 3 Taf. XV u. a. m. Interessante Beispiele geben auch die römischen Münzen von Alexandreia Troas, Brit. Mus. Catal. Troas Taf. IV.
Dreifüssige Stabgestelle der hellenistisch-römischen Zeit. Gestelle von drei geraden, manchmal in der unteren Hälfte mit einer Ausbauchung versehenen Stäben, die durch kreuzweise gestellte in Charnieren bewegliche Stäbe mit einander verbunden und mittels dieser enger und weiter, also höher und niedriger gestellt werden können, sind noch mehrfach erhalten. Die Beine werden oben meist durch kleine Büsten bekrönt, auf die Platten aufgelegt oder flache Becken und Schalen eingehakt werden. Einige mögen Opferbecken getragen haben (s. o), die meisten werden als Tische und Schalenständer gedient haben. Die phantastische Art, in der die Beine bei den kostbareren Exemplaren aus figürlichen Elementen aufgebaut sind, und ihre ägyptisierende Ornamentik weisen in die letzte hellenistische und augusteische Zeit. Vgl. die D. in Neapel, Mus. Borbon. V Taf. LX (Overbeck-Mau⁴ 429), im capitolinischen Museum, Platner-Bunsen Rom III 1, 184 nr. 39 (Bottari Mus. Capitol. II Taf. C S. 212), in Turin (77 cm. hoch) Dütschke Ant. Bildw. in Oberitalien IV nr. 295 (Atti della società di archeol. di Torino 1881 Taf. XVI), in Xanten, Houben und Fiedler Denkm. v. Castra Vetera Taf. XII. Ein stark ergänzter D. dieser Art ist in der Münchener Glyptothek (nr. 294 Brunn, vgl. Furtwängler Beschreibung S. 365), ein schöner silberner D. (70 cm. hoch) aus dem Hildesheimer Silberfund (Pernice-Winter Taf. XXVII S. 54) in Berlin. Büsten, die von solchen D.-Beinen herrühren, sind in den europäischen Museen zahlreich vertreten, vgl. Schumacher Br. v. Karlsruhe 417. Babelon-Blanchet Bronzes de la Bibl. nat. 486. Arch. Zeit. XLI 178.
Dreibeinige Prunktische und Geräte der hellenistisch-römischen Zeit. Den vorher genannten Gestellen in Aufbau und Ornamentik nahe verwandt sind Prunkgeräte mit drei (meist geschweiften und phantastisch aus vegetabilischen und figürlichen Elementen zusammengesetzten) [1677] Beinen, auf denen flache Becken oder Platten mit aufwärts gebogenen Rändern aufliegen; die Füsse sind häufig mit einem Untersatz fest verbunden. ' Berühmte Beispiele dieser Art von D. sind der angeblich aus dem pom-peianischen Isistempel, wahrscheinlich aus Her-culaneum stammende D. (93 cm. hoch) des Neapler Museums, Monaco Guide 72 995. (Mus. Borbon. IX Taf. 13. Mau Pompei 365; vgl. Friederichs-Wolters Berliner Gipsabg.2 2087) – ein ähnlicher aus Herculaneum im Brit. Mus., Bronzes 2560 – und der gleichfalls in Neapel befindliche D. mit den als jugendlichen Pansfiguren gestalteten Beinen, Monaco 27 874. Gerhard-Panofka Neapels Bildw. 461, 16. Blümner Kunstgewerbe im Altert. LT 161. Die Nachricht, dass diese D. als Träger von Kohlenpfannen dienten (Winckelm ann Sendschreiben über Hercul.S.69), scheint nicht genügend beglaubigt, ihre Verwendung im Cult ist nicht erwiesen. Übrigens sind i auch ganz niedrige Schalen und Becken mit ähnlich barocker Bildung der Beine vereinzelt erhalten, vgl. den D. aus Carnuntum, Arch.-epigr. Mitt. a. Österr. X 40 Taf. I. Bruchstücke von solchen D.Beinen sind in den Museen noch vielfach vorhanden. Steinerne Dreifüsse. Steinerne Becken und Platten auf drei Füssen sind schon in archaischer Zeit nachweisbar. Interessante Beispiele, bei denen weibliche Figuren die Stelle der Beine vertreten, in Olympia (III 26 Treu) und Oxford,; Journ. Hell. XVI 275 Taf. XII. Steinerne D., die die Formen der dreibeinigen Becken-D. nachahmen, sind in hellenistisch-römischer Zeit beliebt, vgl. den (stark ergänzten) Marmor-D. aus Ostia (116 cm. hoch) im Louvre (Fröhner nr. 90. Visconti Mus. Pio-Clement. VII Taf. 41. Cla-rac Mus. Taf. 121, 50), den D. im capitolini-schen Museum (Nuova descrizione 1888, 64), den als Springbrunnen eingerichteten D. aus der Villa Hadrians in Tivoli (Winnefeld Ergänzungsh. d. arch. Jahrb. III 166), jetzt im Louvre nr. 2199 (vgl. Clarac Mus. Taf. 260, 647). In der Formgebung sehr ähnlich sind einige von vier Pila-stern getragene Becken, Visconti Mus. Pio-Clem. VII Taf. XLII u. B V. Über Marmor-D. mit Statuengruppen in Hochrelief s. u. S. 1692f. Zur antiken Terminologie der dreibeinigen Geräte. Im älteren Sprachgebrauch werden als zgfaodeg in erster Linie die dreibeinigen Kessel [zqUovs XJßtjg Aischyl. frg. 1 N.) bezeichnet, die mit Henkelgriffen (mzu) versehen sind (II. XVIII 378. XXIII 513. Hes. op. 655) und als Feuerkessel (s. o.) sowie als gottgefällige Anathemata dienen. Der Kesselbauch heisst ydoxfta II. XVIII 348; Od. Vin 437 oder xvrog Alkm. 33 B. Eur. Suppl. 1202. Ein solcher D. kann natürlich ebenso wie die fusslosen Kessel auch als /Jßrjg bezeichnet werden (Beischrift eines D. auf der altattischen Vase Journ. Hell. Stud. XIII Taf. XII). Philochoros und Semos von Delos (Athen. II 37f.) bezeugen den Namen zgkioöeg auch für dreibeinige Mischgefässe. Über den Orakel-D. in Delphi s. u. Seit dem 4. Jhdt. wird zqi-xovg auch zur Bezeichnung dreibeiniger Tische, vorzugsweise der kleinen, runden, immer üblicher, vgl. die Citatc bei Athen. II 49 b. Aristoph. Eccl. 744. 787 (wo aber auch an Sitzgestelle gedacht werden könnte). Xen. anab. VH 3, 21. [1678] Phylarch FHG I 346 (Athen. IV 142 d). Plut. Oleom. 13. Poll. VI 83. X 80, 2 ; s. Wieseler 6. In hellenistischer Zeit kann daher, wie Kallixenos bei Athen. V 197 f und die inschriftlichen Inventare von Delos zeigen, Zweifel entstehen, ob unter rgCnoSsg Kessel-D. oder Tische zu verstehen sind. Zum Unterschied von letzteren werden die ersteren als zgmodeg AeXiptxoi bezeichnet, wobei nicht sowohl an den pythischen Orakel-D., als an die anathematischen D. in Delphi gedacht wird, vgl. Kallix. hei Athen. V 197 a. 198 c. 199 d. 202 b. Ps. Phalaris ep. XX p. 316. Inschrift von Delos, Bull. Hell. VI 29f. Dittenberger Syll.2 544 Z. 39 (wo ausdrücklich die anathematische Bestimmung dieser D. hervorgehoben ist). Arte-mon bei Athen. XIV 637 d, wo an dem tteXtpixoe zgijiovg ein Xsßrjg erwähnt wird. In gleichem Sinne ist üv&ixdg TQinovg von einem Kessel-D. gesagt bei Philostrat Apollon. III 27,117, während er bei Semos FHG I 495 (des flacheren Beckens halber?) dem Lebes entgegen gestellt scheint. Spätere Atticisten wollen den Ausdruck zQlnovg überhaupt auf die anathematischen D. beschränken, vgl. Apoll. Soph. Lex. Hom. 154Bekk. Natürlich sind auch dreibeinige Gestelle (im Gegensatz zu dem Daraufgestellten) als zglitodeg bezeichnet worden, so dass dort, wo zgiitoöeg in Verbindung mit dem Symposion genannt werden, fraglich erscheinen kann, ob an die oben be-| sprochenen Krateruntersätze oder an Tische zu denken ist; für letztere Deutung spricht die That-sache, dass neben dem Krater noch allerlei Ge-fässe als auf dem zqüiovs befindlich erwähnt werden, Phylarch FHG I 346 (Athen. IV 142 d). Plut. Oleom. 13. In der Regel scheinen die dreibeinigen Gestelle unter den Namen vnoxQriztjQt&iov, syyv-drjKtj, vjtöozaxov neben anderen Formen von Krateruntersätzen (Wolters Arch. Jahrb. 1899,131) mit inbegriffen worden zu sein. Ähnliches gilt von I den Deminutiven zQinobiov und zgurodioxog; auch letzteres wird von verkleinerter Nachbildung eines anathematischen D.s gesagt, so wohl IG II 5, 373, 79 (6. Jhdt. v. Chr.), vgl. IG II 1222 (Reisch 59, 1. 84), zweifelhaft ist die Bedeutung IG VII 303. Die Mehrdeutigkeit des griechischen Wortes hat auch in der lateinischen Terminologie Verwirrung gestiftet. Als delphicae (s. d.), delphicae mensae scheinen schon in ciceronischer Zeit vor-i wiegend die zu Cultzwecken verwendeten dreibeinigen Tische bezeichnet worden zu sein (so wohl auch Cic. Verr. IV 131). Für den Orakel-D. und die anathematischen D. ist, so weit nicht der griechische Ausdruck beibehalten wird, die Bezeichnung cortina (= Ußyg) üblich, vgl. Verg. Aen. HI 92. VI 347. Ovid. Met. XV 635. Plin. XXXIV 14. Suet. Oct. 52. Val. Max. I 8, 10. Ammian. Marc. XXIX 1, 29. Aber Val. Max. IV 1 ext. 7 wird auch der anathematische D. der sieben Weisen als del-)phica mensa bezeichnet, und spätere Autoren bezeichnen den pythischen Orakel-D. als mensa, Serv. Aen. LH 360. Schol. Lucan. Phars. V 121. 151 (Wieseler 8), vgl. S. 1680. Die Bedeutung des Dreifusses im Cult. In der litterarischen Überlieferung erscheint der D. als apollinisches Orakelgerät, als Wahrzeichen des Sehergottes Apollon; diese eultliche Bedeutung des D. wird abgeleitet von dem D., der im [1679] Adyton des delphischen ApoUontempels neben der ἑστία aufgestellt war (Hom. Hymn. Apoll. 265. Eur. Ion 461). Es wird sich also zunächst darum handeln, die ursprüngliche Bestimmung dieses D.s aufzuklären. Die älteren litterarischen Nachrichten übermitteln fast nur die Thatsache, dass der D. golden oder vergoldet war (Eur. Iph. Taur. 1253. Aristoph. Plut. 9 und Schol.), und dass der Orakelgebende auf dem D. sitzt: καθίζειν, θάσσειν τρίποδα (Eur. Ion 91. 366; Or. 956), ἐν τρίποδι (Eur. Iph. Taur. 1253. Plat. Leg. IV 719 C), die Weissagung geschieht ἐπὶ τρίποδι (Eur. Or. 163), ἐκ, ἀπὸ τρίποδος (Arist. Plut. 9), vgl. Kallim. in Del. 90: τριποδήιος ἕδρη. Der Sitz selbst wird auch als ὅλμος bezeichnet (Poll. X 81. Schol. Arist. Plut. 9. Zenob. III 63) und bei Sophokles frg. 942 N. wurde Apollon ἐνόλμιος genannt, was doch nur bei einem Kessel- oder Becken-D. verständlich erscheint. Nun wird zwar bei Diodor. XVI 25 der pythische D. als ein κατασκεύασμα erklärt, dessen Form bestimmt ward durch die Notwendigkeit, über den delphischen Erdspalt einen dreibeinigen Sitz zu stellen; aber schon der weitere Zusatz, dass die üblichen erzenen D. Nachahmungen jenes pythischen Gerätes seien, ist dieser rationalistischen Auffassung nicht günstig; denn die anathematischen D. sind, wie die Abbildungen zeigen (s. u.), durchweg Kessel- oder Becken-D., deren ursprüngliche Bestimmung es gewiss nicht war, als Sitz zu dienen. In der That zeigen uns auch die Vasenbilder des 5. Jhdts. überall, wo der delphische D. dargestellt werden soll, einen dreibeinigen Kessel. Wir können uns dabei auf jene Bilder beschränken, die uns den Gott oder seinen Stellvertreter wirklich auf dem D. sitzend zeigen, vgl. die rf. Vase aus dem Anfang des 5. Jhdts., Mus. Gregor. II Taf. XV 1. Helbig-Reisch Führer² 1229. Overbeck Apollon, Atlas XX 12 (Apollon schwebt auf geflügeltem D. über das Meer) und die um 450 gemalte Schale Berlin 2538 (Gerhard Auserles. Vasenb. IV 327) mit der auf dem D. sitzenden Themis. Dieser Typus des Kessel-D. ist für Bilder des auf dem D. sitzenden Gottes nicht nur in den unteritalischen Vasen festgehalten, wie Berlin 3256 (Overbeck Apollon, Atlas XXn 8). Neapel 1984 Heydem. (Overbeck Gall. heroischer Bildw. Taf. 29, 11), Tischbein Vases d’Hamilton II 12 (Overbeck Apollon Taf. XXII 7), er findet sich ebenso auf dem attischen Votivrelief eines Sohnes des Bakchios. Friederichs-Wolters Gipsabgüsse 1131 (Overbeck Taf XX 16 S. 282) und an den Statuen des auf dem D. sitzenden Apollon in Villa Albani (Helbig Führer² 787) und in Neapel (Overbeck Taf. XXIII 30 S. 231).
Hier kann unmöglich überall an eine gedankenlose Verwertung des anathematischen D.-Typus gedacht werden, die Künstler haben ja mit voller Absicht den als Sitz verwendeten D. dargestellt, von dessen Form eine allgemeine Kenntnis um so eher vorausgesetzt werden darf, als der D. von allen Orakelsuchenden gesehen worden zu sein scheint (Eur. Ion 512). Dazu kommt, dass auf den Münzen von Delphi durchweg – schon seit dem Ende des 6. Jhdts (Bull. hell. XX 19) – dieser D.-Typus als Wahrzeichen von Delphi erscheint, und dass ebenso späterhin, wo immer der apollinische D. erscheint, stets ein Kessel-D. [1680] dargestellt wird. Diesem Thatbestand gegenüber darf man nicht mehr mit Wieseler 8. 24 auf Grund der späteren Zeugnisse, die den pythischen D. als mensa bezeichnen (s. oben), den ursprünglichen Orakel-D. als dreibeinigen Tisch oder Sitz erklären. Selbst wenn die Bezeichnung mensa auf Grund wirklicher Anschauung gewählt sein sollte, könnte sie nur für die römische Zeit etwas beweisen. Und es wäre ja möglich, dass der pythische D. nicht zu allen Zeiten die gleiche Form bewahrt hatte. Wieder goldene D., den Euripides für das 5. Jhdt. bezeugt, nicht vor die Zeit des Kroisos heraufreichen kann, so ist sicher, dass er späterhin durch einen erzenen ersetzt worden ist (Wieseler 11), ein Wechsel, bei dem auch die Form des Orakel-D. seiner Bestimmung, als Sitz (δίφρος χαλκοῦς τρεῖς πόδας ἔχων Iambl. de myst. III 11 p. 126 Parth.) zu dienen, angepasst worden sein könnte. Aber in der älteren Zeit, in der jene Bildtypen entstanden sind, muss der Orakel-D. wirklich ein Kessel-D. gewesen sein. In welcher Weise er zum Sitzen eingerichtet war, durch eine aufgelegte Platte oder einen besonderen Aufsatz – die Bilder differieren in diesem Punkt – kann hier unerörtert bleiben; das Wesentliche ist, dass der D. nicht als Sitz für die Erdspalte in Pytho ,erfunden‘ worden ist, woraus sich der weitere Schluss ergiebt, dass der D. ursprünglich in einer anderen Weise Orakel vermittelt haben muss. Die Pythia, die auf ihm sitzt, ist also ein erst später hinzugetretenes menschliches Medium eines früher in anderer Weise erschlossenen Orakels, sie stellt scheinbar eine Combination dar der ekstatischen Mantik mit einer D.-Mantik, wobei in Wirklichkeit die letztere durch erstere verdrängt wurde.
L. v. Schröder, der Ztschr. f. vergl. Sprachf. IX 1887, 197 die ursprüngliche selbständige Bedeutsamkeit des delphischen D. zutreffend verfochten hat, sieht in dem D. das Feuergefäss. Die Möglichkeit, dass er als dreibeiniges Kohlenbecken aufzufassen sei, ist, so lange uns keine näheren Einzelheiten über die Form des ,Kessels‘ bekannt sind, gewiss zuzugeben. Aber die Formengeschichte der ältesten nachweisbaren Votiv-D. scheint die Annahme näher zu legen, dass auch in dem zum Orakel verwendeten D. das über das Feuer gestellte Gefäss zu erkennen sei (ob in Delphi dabei der Gedanke an das in dem Erdspalt vorausgesetzte heilige Feuer eine Rolle spielte, mag dahingestellt bleiben). Ein solcher λέβης kann in verschiedener Weise deutbare Zeichen vermitteln. Wie das im Kessel kochende Opferfleisch ein τέρας werden kann, zeigt Herod. I 59; μαντικοὶ ψῆφοι in dem Becken des apollinischen D. zu Delphi werden in einer zeitlich nicht fixierbaren Notiz des Suidas s. Πυθώ erwähnt (Wieseler 16). Durch Tönen verkündet das χαλκεῖον von Dodona, das auch als D. zu denken sein wird (vgl. Polemon und Demon bei Steph. Byz. s. Δωδώνη), den göttlichen Willen, und auch apollinische D. werden von späteren Schriftstellern mitunter als ,tönend‘ bezeichnet, vgl. Eustath. Il. XVI 408 p. 1067. Verg. Aen. III 92. Luc. bis accus. 1. Phalar. II 12 p. 206. Himer. or. XIV 10 (aus dem Apollonhymnus des Alkaios?). XI 3. XXI 8 (Wieseler 41), wo ἠχεῖν freilich auch in übertragenem Sinne gesagt sein könnte.
[1681] Welcher Art nun immer die Zeichen gewesen sein mögen, die in ältester Zeit dem D. in Delphi abgewonnen wurden, keinesfalls sind wir berechtigt, anzunehmen, dass erst in Delphi durch zufällige Umstände ein D. zum Orakelwerkzeug geworden ist. Vielmehr wird der hier orakelspendende D. erst im Laufe der Zeit durch die besondere Gunst, die der Gott dem Ort erwies, allen anderen als Orakel verwendeten D. den Rang abgelaufen haben. Und während an andern Orten mit dem Rückgang der primitiven Form der Zeichendeutung die D. ihre Bedeutung einbüssten, hat der D. in Delphi seine Geltung behauptet, weil man es hier verstand, rechtzeitig das D.-Orakel mit der Prophetie durch die Pythia zu combinieren, worin vielleicht ein Zusammenfliessen apollinischer und dionysischer Religionsformen erkannt werden darf (s. Hiller v. Gaertringen o. Bd. IV S. 2531). Weitere Belege für die ursprünglich selbständige Bedeutung des D. darf man auch noch in der Geschichte vom D.-Raub des Herakles sowie in der Rolle erkennen, welche der D. in einer Anzahl ausserdelphischer Culte spielt.
Herakles Dreifussraub. Die Sage vom Streite des Apollon und Herakles um den D. ist auf Bildwerken schon in der ersten Hälfte des 6. Jhdts. dargestellt, vgl. Stephani Compte rendu arch. Petersburg für 1868, 43f. Overbeck Apollon 393. Furtwängler bei Roscher I 2213. Wernicke o. Bd. II S. 89: hinzuzufügen ist jetzt der Giebel des Schatzhauses der Knidier in Delphi (um 530 v. Chr.), Bull. hell. XVIII 193. Charakteristisch ist, dass der Streit zwar erst durch das Dazwischentreten anderer Götter entschieden wird, dann aber mit einer Anerkennung der Ansprüche Apollons endet. Das ist offenbar delphische Version, der nachträglich andere Localsagen angepasst worden sind. In Gythion wurde die Gründung der Stadt mit der Versöhnung der um den D. streitenden Götter verknüpft (Paus. III 21, 8). In Pheneos wurde erzählt, dass Herakles den D. dorthin gebracht habe (Plut. sera num. vind. 12 p. 557 c), andererseits wurde das dortige Pythion als Gründung des Herakles angesehen (Paus. VIII 15, 5). Ähnliches mag von Herakles in Theben erzählt worden sein, in dessen Heiligtum der D. als Preis (S. 1685) und als Weihgeschenk (Paus. X 7, 6. Diog. Laert. I 83) eine Rolle spielt. Während auf den Münzen von Theben (Brit. Mus. Catal., Centr. Greece Taf. XII 6) Herakles den D. tragend dargestellt ist, erscheint er, der Θηβαγενής (Hes. Theog. 530), als δαφνηφόρος des Apollon Ismenios (s. u.), für den Amphiktyon einen D. geweiht hat (bei Herod. V 59 noch nicht erwähnt, wohl aber bei Paus. IX 10, 4 und auf der Tabula Albani Jahn-Michaelis Gr. Bilderchron. 44¹ Taf. V). Und auch an anderen Orten mögen ähnliche Beziehungen zwischen Herakles und dem D. obwaltet haben, wie z. B. für Kroton und das makedonische Philippi durch die Münzbilder nahegelegt wird (Stephani 39).
Die bei den Mythographen übliche Motivierung des D.-Raubes (Herakles habe den D. davontragen wollen, weil ihm als Blutbefleckten ein Orakelspruch versagt worden sei, Hyg. fab. 32. Paus. X 13, 8. Apollod. II 6, 130) stammt erst aus der Zeit der pragmatischen Heraklesbiographie. [1682] Die modernen Erklärer sehen in der Sage den mythischen Reflex der Kämpfe, die zwischen Heraklesverehrern und Apollonverehrern um den Besitz von Delphi (Curtius Abhandlg. II 224. v. Wilamowitz Eur. Herakles I² 14) oder um den Primat apollinischer und herakleischer Religion geführt wurden (Overbeck 391. Wernicke o. Bd. II S. 37), und so haben schon die Phoker die Sage politisch verwertet, als sie im Anfang des 5. Jhdts. anlässlich eines Sieges über die Thessaler (als deren Vertreter Herakles gelten konnte, Pind. Pyth. X 2) eine Statuengruppe, die den Kampf um den D. darstellte, nach Delphi weihten (Herod. VIII 27. Paus. X 13, 6). Aber mit grösserer Wahrscheinlichkeit wird man die Sage aus mittelgriechischen Cultverhältnissen erklären dürfen und darin mit Furtwängler 2189 einen in Delphi entstandenen Erklärungsversuch für die Thatsache sehen, dass in alter Zeit auch Herakles der Inhaber oder Stifter von D.-Orakeln war, die später (etwa seit dem Ende des 7. Jhdts.), als das apollinische Orakel alle anderen zurückdrängte, teils eingingen, teils auf Apollon übertragen wurden. Findet sich doch noch bei Apollodor. II 6, 130 die Erzählung, Herakles habe den D. geraubt, um ein μαντεῖον ἴδιον zu gründen, und die Annahme liegt nahe, dass gerade das thebanische Herakleion eine Zeit lang dem pythischen Orakel Concurrenz gemacht und damit den Anlass zu der delphischen Legende gegeben habe. Die gleiche Tendenz, herakleische D.-Culte dem apollinischen Culte anzugliedern, hat, wie die sf. Vase in München 1294 (Curtius Arch. Ztg. XXV Taf. 227 S. 106) erschliessen lässt, auch noch eine andere Version entstehen lassen, wonach Herakles nicht mit Gewalt, sondern im Einverständnis mit Apollon einen heiligen D. an die Stätte einer neuen Cultgründung trägt.
Tripodephorie. Die Übertragung eines D., wie sie in einigen Versionen des ,D.-Streites‘ vorausgesetzt wird, scheint auch in anderen Sagen gleichbedeutend mit der Gründung eines apollinischen Cultes. Die Gründungssage von Tripodiskos in Megara (Paus. I 43, 8) beruht auf der Anschauung, dass das delphische Orakel dem Gründer einer neuen Cultstätte einen D. mitgiebt. Ob hier der D. nur als apollinisches Wahrzeichen oder als Orakelgerät oder als Feuerbehälter aufzufassen ist, mag dahingestellt bleiben. Verwandte Vorstellungen scheinen einem attischen Cultbrauch zu Grunde zu liegen, der durch delphische Inschriften aus der Zeit um 100 v. Chr. bekannt geworden. Bull. hell. XVIII 87 (Dittenberger Syll.² 665) wird ein Athener belobt, der den heiligen D. von Delphi übernommen und fortgeführt und zugleich die πυρφόρος (vgl. Herm. XXVIII 619 = Dittenberger Syll.² 611) geleitet hat; der Transport eines D.s auf einem Wagen wird Bull. hell. XVIII 92 (Dittenberger Syll.² 718) erwähnt. Leider lässt sich auch hier, wenigstens aus den bisher veröffentlichten Inschriften, nicht sicher erkennen, ob der D., der wohl ins athenische Pythion gebracht wurde (Curtius Arch. Anz. 1895, 110), selbst das heilige Feuer in sich barg oder ob er neben dem durch die πυρφόρος überbrachten Feuertopf als ein selbständiges Cultzeichen überbracht wurde.
Unabhängig von Delphi ist eine Tripodephorie [1683] aus Boiotien nach Dodona bezeugt (Ephor. bei Strab. IX 402. Procl. Chrestom. Phot. Bibl. 321 Bekk.). Ob auch bei dieser in uralte Zeit zurückreichenden Cultverbindung der D. mit Rücksicht auf die Bedeutung, die ihm bei dem dodonaeischen Orakel zugekommen zu sein scheint (s. u.), als Cultgerät aufgefasst werden darf, mag dahingestellt bleiben. Τριποδηφορικὰ (μέλη) erwähnt in einer allgemeinen Aufzählung auch Poll. IV 53.
Der Dreifuss an anderen Orakelstätten. Wie in den oben erwähnten Fällen, so bleibt auch bezüglich anderer Orakelstätten fraglich, wie weit der D. cultlich bedeutsam war. Es liegt nahe, die grosse Rolle, die der D. in Olympia unter den Weihgeschenken der alten Zeit spielt, mit dem dortigen Orakel (Strab. VIII 353. Herod. VIII 134, vgl. I 59) in Beziehung zu bringen, (vgl. Furtwängler Bronzefunde von Olympia 13), und ähnliches lässt sich z. B. für das Ptoon, das Ismenion (Philoch. frg. 197 bei Schol. Soph. Oed. Tyr. 21), für Delos, für Dodona (s. o.) geltend machen. Aber für die Wahl des D. als Weihgeschenk können auch andere Gesichtspunkte massgebend gewesen sein (s. S. 1685ff.). Noch weniger lässt sich für die apollinischen Orakelstätten, an denen der D. in geschichtlicher Zeit eine Rolle spielte, mit Sicherheit ausmachen, ob er schon seit vorgeschichtlicher Zeit als Vermittler des Orakels eine Bedeutung gewonnen hatte oder ob er erst späterhin blos als äusseres Wahrzeichen des Orakels oder des Orakelgottes übernommen worden ist; die Vieldeutigkeit der späteren Zeugnisse (z. B. Luc. bis accus. 1. Himer. XI 3) und die Erwägung, dass die Art des Orakelgebens an manchen Orten im Laufe der Jahrhunderte mancherlei Veränderungen unterlag, erschweren noch die Entscheidung. So bleibt auch zweifelhaft, wie der ἄξων, auf dem nach Iambl. de myst. III 11 p. 127 die Seherin im Branchidenheiligtum sitzt (Wieseler 37), zu verstehen ist. An ursprüngliche Bedeutsamkeit des D. könnte man in Delos denken, vgl. die D.-Basis vor dem kynthischen Heiligtum bei Lebègue Recherch. sur Délos 57. 92. Verg. Aen. III 92. Lucan. Phars. VI 425. Himer. XVIII 1. Dagegen ist der D. vermutlich nur als nachträglich übernommenes Orakelwahrzeichen anzusehen in Klaros, vgl. Nikand. Alexiph. 11, das Grabepigramm Bull. hell. X 514. Himer. XI 3 (D. auf Münzen von Kolophon seit dem 4. Jhdt., Brit. Mus. Catal., Ionia Taf. VIII 3, vgl. Immisch Jahrb. f. Philol. Suppl. XVII 137. Buresch Klaros 34), bei dem Gryneion (vgl. den D. neben der Myrina auf der puteolanischen Basis, Jahn Ber. d. sächs. Ges. 1851, 138) und im Cult der Sibylla und der römischen quindecimviri sacris faciundis, Serv. Aen. III 332. Prop. IV 1, 49. Val. Flacc. Argon. I 5, vgl. die D.-Basis mit Reliefs im Louvre, Fröhner Sculpt. ant. nr. 89 (Clarac Mus. 249, 318), die ähnliche Basis in Rom, Bull. com. arch. XIV 233 Taf. VIII und die Münzbilder Borghesi Oeuvres I 345f. Dazu kommen dann noch zahlreiche Münztypen, die den D. allein oder neben Apollon zeigen (vgl. namentlich die Seleukidenmünzen mit dem Apollon des Heiligtumes von Daphne).
Der Dreifuss im Dionysoscult. Die Thatsache, dass der D. auch als Weihgeschenk für [1684] Dionysos erscheint, hat man in verschiedener Weise zu erklären gesucht. Vereinzelt steht die Überlieferung (Schol. Pind. Pyth. Hypoth. p. 297 Boeckh), dass Dionysos vor Apollon vom delphischen D. herab gewahrsagt habe. Die orphische Tradition über den delphischen Dionysos-Zagreus erzählte, dass die von den Titanen zerrissenen Gebeine des Gottes in einen Kessel geworfen worden seien, der von Apollon neben seinem D. aufgestellt wurde, Kallim. frg. 374 Schneider. Euphor. frg. 14 Mein. Tzetz. zu Lykophr. 208. Etym. M. s. δέλφικα, vgl. Wieseler 19. Maass Orpheus 83. Aber mit diesem Kessel hat der dionysische D. gewiss nichts zu thun; ebensowenig ist die Erklärung späterer Gewährsmänner (Athen. II 37 f) ernst zu nehmen, dass der D. des Dionysos den dreibeinigen Mischkessel des Weines bedeute. Wo uns auf Bildwerken dionysische D. vorgeführt werden, unterscheiden sie sich in nichts von den anderen anathematischen D. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Verbindung des D. mit Dionysos aus dem in Delphi erwachsenen engen Verhältnis dieses Gottes zu Apollon zu erklären sein, wie ja das delphische D.-Orakel selbst als eine Combination apollinischer und dionysischer Mantik aufgefasst werden darf (s. S. 1681). Ob in Athen der dionysische Preis-D. aus dem Vorbild der Thargelien-D. abzuleiten ist oder ob er mit andern dionysischen Einrichtungen aus Boiotien übernommen worden ist, mag dahingestellt bleiben.
Der Dreifuss als Wertgegenstand und Kampfpreis. Der dreibeinige Erzkessel ist in einer metallarmen Zeit ein Wertgegenstand, die Metallgefässe bilden einen wesentlichen Teil des Besitzes; τρίπους und λέβης erscheinen noch auf Münzen von Knossos und Gortyna in Kreta als Bezeichnung von Werteinheiten, müssen also einmal als solche gedient haben, vgl. Comparetti Mus. ital. di antich. II 241. 681 ; τρίποδες (und λέβητες) werden im Hause des Reichen vorausgesetzt (Il. XXIV 233. Hymn. in Merc. 61), wo sie, da sich die Kunstfertigkeit der Erzarbeiter früh um sie bemüht hat (περικαλλής Od. XIII 217, εὔχαλκος Od. XV 84), zugleich ein Schaustück des Hauses (II. XVIII 373) bilden. Daher gelten sie auch als wertvolles Gastgeschenk (Od. IV 128. XV 84. XIII 13. 217) und werden Il. IX 122 unter den Geschenken für Achilleus an erster Stelle genannt. Od. XV 84 erscheint ein D. im Werte gleichgestellt einem goldenen Becher oder einem Paar Maultiere, Il. VIII 290 gar einem Paar Pferde mit Wagen oder einem Weibe; natürlich ist der Wert der D. nach der Grösse verschieden (δυωκαιεικοσίμετρος Il. XXIII 264; δωδεκάβοιος Il. XXIII 702). So erklärt sich auch die Verwendung des D. als Preis bei Agonen.
Als ersten Preis für das Wagenrennen setzt Achilleus Il. XXIII 264 ein Weib und einen D. von besonderer Grösse aus, als Preis für den Ringkampf XXIII 702 einen grossen D. im Wert von zwölf Rindern. Ein Weib oder ein D. erscheinen als geläufige Preise des Wagenrennens Il. XXII 164, ein D. als Preis für Viergespanne in Elis Il. XI 701, ein goldener grosser D. für Wagenrennen Hes. scut. 312. Und Hesiod. Op. 657 wird bei den Leichenspielen für Amphidainas ein D. als Preis auch für musischen Sieg bezeugt, vgl. Rohde Rh. Mus. XXXVI 421. Preger Inscript. [1685] metr. 81. Die litterarischen Zeugnisse werden durch die bildlichen ergänzt, die uns zudem den Beweis liefern, dass bei den Preis-D. durchweg an dreibeinige Kessel zu denken ist, vgl. die Dipylonvase Mon. d. Inst. IX Taf. 39, 2, die Françoisvase Wiener Vorlegebl. 1888 Taf. III (Leichenspiele für Patroklos), die korinthische Amphiaraosvase Berlin 1655 (Mon. d. Inst. X Taf. 4, 5) und die Kypseloslade Paus. V 17, 11 (Leichenspiele für Pelias). Wie hier für Wagenrennen, so sehen wir durch andere Vasenbilder und Weihinschriften (s. u.) den D. für die verschiedensten anderen Kampfarten bezeugt, so für Wettreiter, vgl. Berlin 1712. Brit. Mus. II B 144 (Gerhard Auserles. Vasenb. IV Taf. 247), für Faustkämpfer und Ringer, vgl. das Epigramm bei Herod. V 60 (Preger Inscr. metr. 80), die Form für gepresste Metallreliefs in Oxford, Journ. Hell. Stud. XVI 328, das Bronzeblech Journ. Hell. Stud. XIII 267, die Daphnevase Brit. Mus. II B 124 (Tanis II 69 Taf. 30, 3), für Speerwerfer (Pentathlonsieger) Journ. Hell. Stud. XIII Taf. XII, für Wettläufer das Epigramm von Trozen Bull. hell. XVII 85, für Waffenläufer Gerhard Auserles. Vasenb. IV 256. Als Athlon für den Weisesten der Hellenen erscheint ein D. in der von Andron ?ν τῷ Τρίποδι erzählten Geschichte (Diog. Laert. I 27, vgl. Wulf Dissert. Halenses XIII 180). Noch zur Zeit, in der die periodischen Agone eingerichtet wurden, ist der D. als Preis üblich gewesen, so vermutlich anfangs auch in Olympia (vgl. Il. XI 701. Thraemer Pergamos 76) und in Pytho (vgl. Paus. X 7, 6. Preger 138), wie noch in späterer Zeit an den Triopien (Herod. I 144, vgl. die Münzen von Kos Head HN 535), an den Herakleen von Theben (Polemon bei Schol. Pind. Ol. VII 153f., vgl. auch die Epigramme bei Herod. V 60 und Bull. hell. XVII 85), vielleicht auch bei Agonen in Arkadien (Polemon a. a. O.). Aber die Bedeutung des D.-Preises hat sich im Laufe der Zeit dadurch verändert, dass der D. in der geschichtlichen Epoche nicht mehr als Wertgegenstand, der das Haus schmücken soll (Pind. Isthm. I 19), sondern als ein von vornherein für die Weihung bestimmter Gegenstand gilt (Herod. I 144). Daher wird er nun seltener als Entlohnung eines einzelnen, um so häufiger als Ehrengeschenk für wettkämpfende Chöre bei Festen des Apollon und Dionysos gegeben (s. u.), so an den athenischen Thargelien (Is. V 41. Suid. s. Πύθιον) und Dionysien (Simonid. 145. 147 B., vgl. Reisch 64), in Delos (IG II 814 Z. 33 u. 38), in Alexandreia (Kallix. bei Athen. V 198 c), und eben sowohl fast an allen Orten, wo der D. als Weihgeschenk siegreicher Chöre begegnet, vgl. unten. Auch für andere Collectivagone scheinen gelegentlich D. als Preise ausgesetzt worden zu sein, so vielleicht für die im 4. Jhdt. agonistisch geordnete ἀνθιππασία der athenischen Reiterphylen, vgl. die Reliefs der Basis (mit der Künstlersignatur des Bryaxis IG II 5, 1305 b), Bull. hell. XVI 550 Taf. 3 u. 7. Ἐφημ. ἀρχ. 1893 Taf. 6 Σ. 43 (Kavvadias), die einen bärtigen Reiter (wohl den siegreichen Phylarchen) zeigen, wie er auf einen grossen D. zureitet.
Der Dreifuss als Weihgeschenk. Die Sitte, D. zu weihen, ist seit den ältesten Zeiten, in denen Weihgeschenke (s. d.) den Göttern dargebracht [686] wurden, nachweisbar. In den tiefsten Schichten von Olympia, die älter sind als der Bau des Heraions, sind kleine D. (sowohl aus Blech ausgeschnittene wie gegossene) neben den Tierfiguren das häufigste Weihgeschenk (Olympia IV 72 Furtwängler). Fragmente grosser D. (zum Teil mit Beinen aus Eisen) sind schon von den ältesten Schichten an bis in das 6. Jhdt. überaus zahlreich. Dass sie auch im Altertum als die ältesten Anathemata galten, wird dadurch bewiesen, dass man einzelne D. in die Heroenzeit zurückdatierte und mit entsprechenden Inschriften versah, vgl. die D. in Delphi, Phainias FHG II 297 (Preger 90). Eurip. Suppl. 1197, im Ismenion Herod. V 59. 61. Paus. IX 10, 4 (dazu die Tabula Albani bei Jahn-Michaelis Bilderchroniken 441 Taf. V), im Panionion Paus. VII 4 (Dümmler Kl. Schriften II 245), den D. der Argonauten Diod. IV 56, 6. Herod. IV 179, die D. in Constantinopel bei Priscian VI 69 p. 254 Keil.
Die D. bilden (neben Lebetes und Krateres) den wesentlichen Reichtum der Heiligtümer in archaischer Zeit. Dies lässt sich ausser für Olympia auch für Dodona, Delphi, das boiotische Ptoon, die Akropolis von Athen, Delos, das Amyklaion, die idaeische Zeusgrotte auf Kreta durch die oben S. 1669f. erwähnten Funde erschliessen. Dazu kommen für die geschichtliche Zeit gelegentliche litterarische Nachrichten und erhaltene D.-Basen, die das Vorhandensein geweihter D. erweisen, vgl. für Delphi Hymn. Apoll. 265 (Arist. Equ. 1016); in Merc. 179. Phainias FHG II 297 (Athen. VI 231 e), für das thebanische Ismenion Herod. I 92. V 59f. Pind. Pyth. XI 4 und Schol., für das helikonische Musenheiligtum Paus. IX 31, 3; für Dodona Demon bei Steph. Byz. s. Δωδώνη, für Amyklai Paus. III 18, 7 (D. in Sparta Anth. Pal. VII 709. Aen. Tact. 2, 2), Ithome Paus. IV 12, 7 (vgl. D.-Basis bei Furtwängler Bronzef. v. Olympia 13 und die Münzen von Messene Head HN 361), für das Hierothesion in Messene Paus. IV 32, 1, für Athen D. im Pythion und Dionysion (vgl. die Basis auf der Akropolis, Arch. Jahrb. I 187), für Delos die Schatzverzeichnisse Bull. hell. VI 118, für das Triopion Herod. I 144, für das Panionion auf Mykale Ion bei Paus. VII 4,10.
So sehen wir auf Vasenbildern und Reliefs die D. gewissermassen als Wahrzeichen der Heiligtümer dargestellt, und wenn sie hier auch vorzugsweise zur Charakteristik der apollinischen Bezirke dienen, so fehlen sie doch auch nicht ganz an anderen Cultstätten (selbst neben dem Altar des Zeus Herkeios erscheint auf der Brygosschale im Louvre Wiener Vorlegebl. VIII 4 ein D.). So kommt es, dass (meist auf Säulen stehende) D. auch zur Bezeichnung der Götterwohnung überhaupt verwendet werden, vgl. die D. am Eingang von Poseidons Wohnsitz auf dem Bologneser Theseuskrater, Mus. ital. di ant. III Taf. I (Mon. d. Inst. Suppl. Taf. XXI), den D. als Grenzmarke des Olympos neben der ausfahrenden Eos, Mus. Gregor. II Taf. XVIII (Helbig-Reisch Führer² 1246), die D. auf der Medeavase in München 810 (Wiener Vorlegebl. I 12).
Die Sitte der D.-Weihungen bleibt übrigens auch im späteren Altertum noch in Kraft, Augustus weiht goldene D. im Tempel des palatinischen [1687] Apollon (Suet. Octav. 52), weitere Beispiele aus der Kaiserzeit geben erhaltene D.-Basen (IG III 68. VII 1773. Reisch 98), vgl. Aristid. rhet. IV p. 515 Dind.
Die Anlässe zur Weihung eines D. waren, wie sich aus dem Gesagten ergiebt, sehr verschiedenartig. Als Wertgegenstand, als Hausgerät, als ἄγαλμα konnten D. in ältester Zeit auch ohne besondere cultliche Bedeutung geweiht werden. Weihung von D., die im Feindesland erbeutet worden waren, wird für die Heroenzeit vorausgesetzt, Herod. V 59 (Preger Inscr. metr. 71). Athen. VI 232 c (Preger 89). Eur. Suppl. 1197. Unter den gleichen Gesichtspunkt der ,Beute‘ fällt die Weihung der Preis-D. von einzelnen Siegern (Hes. Op. 656. Herod. I 144. V 60 (Preger 80). Paus. X 7, 6 (Preger 138), wie von siegenden Chören (s. oben). Unter letzteren haben die bei den Agonen der athenischen Dionysien und Thargelien als μνᾶμα χοροῦ νίκας (Anth. Pal. VI 140, noch 6. Jhdt.), μάρτυς ἀέθλων Βακχίων (Anth. XIII 28) geweihten Preis-D. besonderes Interesse, vgl. die erhaltenen Inschriftbasen IG I 336f. 421. II 1236ff. II 5, 337a. III 79f. Reisch 75 u. o. Bd. III S. 2414. D. als Anathemata für Chorsiege finden wir ebenso in Salamis IG II 1248 (Bull. hell. VI 521), Eretria, Ἀθηνᾶ 1893, 348, Ikaria (sogar als Anathem von Tragoeden, IG II 5, 1285 b; vgl. 1281 b. Amer. Journ. V S. 31 u. S. 28), Rhodos Aristid. I p. 841 Dind. (vgl. Dittenberger Ind. Hal. 1886 S. IX), sie dürfen auch sonst, z. B. für die boiotischen Basen mit choregischen Inschriften IG VII 3087f. vorausgesetzt werden. So erklärt es sich, dass der D. zu einem Siegeszeichen werden konnte, vgl. die attischen Reliefs Friederichs-Wolters 1184f. (Reisch 91) und die unten erwähnten Weihgeschenke. Ähnlichen Gedankenkreisen entspringt auch die Verwendung der D. (λέβητες ἐπίχρυσοι Paus. V 10, 4) als Nebenakroterien des olympischen Zeustempels (neben Nike als Mittelakroterion).
Die grosse Masse der in ältester Zeit geweihten D., insbesondere auch der z. B. in Olympia als Ersatz für grössere geweihten kleinen D. wird freilich aus diesen Anschauungen heraus nicht erklärt werden können; ob da mit dem D. der Gedanke an Herd und Herdfeuer sich verband (Bötticher Tektonik Ι² 132), also eine Bitte um Schutz des Herdes ausgedrückt war, oder ob der D. als Opfer- und Orakelgerät, das Anathem also anlässlich eines erbetenen Orakelzeichens dargebracht wurde, mag dahingestellt bleiben; auf die Häufigkeit der Votiv-D. gerade an Stätten alter Orakel ist oben S. 1683 hingewiesen worden.
Seit dem 6. Jhdt. wird dank dem delphischen D. der D. immer mehr als charakteristisches Weihgeschenk für Apollon empfunden, neben dem nur noch Dionysos – aber fast ausschliesslich als Preisanatheme – regelmässig D. erhält. Wo späterhin andern Göttern D. geweiht werden, geschieht dies fast immer κατὰ μαντείαν des Apollon (Paus. IV 12, 7. IG VII 1672f. 3207) oder infolge bestimmter Beziehungen zu Apollon (z. B. bei den Musen oder bei Asklepios) Unmittelbarer Zusammenhang mit apollinischem Cult liegt vor, wenn in Theben die Θηβαγενεῖς anlässlich der apollinischen Procession einen D. in das Ismenion [1688] stifteten (Schol. Pind. Pyth. XI 4. Paus. IX 10, 4, vgl. Ammon. p. 70 Valck. s. Θηβαῖοι), oder wenn die athenischen ἱεροποιοὶ οἱ τὴν Πυθιάδα ἀγαγόντες in Delphi einen D. weihen, Bull. hell. XX 676. 699 (um 330 v. Chr.), oder wenn sonst für Amtspersonen ein Anlass zu einem apollinischen Anathem gegeben ist (IG II 1176). Aber auch als Anathem gelegentlich kriegerischer Ereignisse werden dem Apollon von staatswegen D. dargebracht, weil dies als die geeignetste Form für die ihm gebührende δεκάτη erscheint. Als älteste litterarisch bezeugte Beispiele müssten die zwei D. im Amyklaion mit den Statuen des Gitiadas gelten, wenn sie wirklich auf Grund politischer Ereignisse dargebracht sind, Paus. III 18, 7; die Überlieferung freilich, die diese D. zusammen mit einem dritten von Kallon gearbeiteten als Stiftung nach dem ersten messenischen Krieg erklärte (Paus. IV 14, 2), ist sicher falsch, der D. des Kallon gehört in das Ende des 5. Jhdts., und die D. des Gitiadas können schon des plastischen Schmuckes wegen nicht vor der ersten Hälfte des 6. Jhdts. entstanden sein. Doch galten sie als Weihung für kriegerische Erfolge wohl schon im J. 405 v. Chr., als man neben sie zwei D. zum Dank für den Sieg von Aigospotamoi weihte (Paus. III 18, 8).
Aus der Beute von Plataiai weihten die Hellenen gemeinsam dem Zeus in Olympia eine Statue, dem Apollon in Delphi aber einen goldenen D., der nach Herod. IX 81 auf einer dreiköpfigen erzenen Schlange aufstand, vgl. Paus. X 13, 9. Diod. XI 33. Com. Nep. Paus. 1. Das Schlangengewinde (die sog. ,Schlangensäule‘) wurde, nachdem die goldenen Teile des Anathems schon von den phokischen Tempelräubern unter Philomelos 353 v. Chr. hinweggenommen worden waren, durch Constantin nach Constantinopel überführt (Schol. Thuc. I 132. Sozom. hist. eccl. II 5), wo es heute auf dem Atmeidan in einer Höhe von 5,34 m. (unterer Durchmesser 54, oberer 41 cm.) aufrecht steht, vgl. Dethier und Mordtmann Denkschr. d. Wiener Akad. XII 17f. Fabricius Arch. Jahrb. I 176f. Friederichs-Wolters Gipsabg. 227. Frazer Pausanias V 301. Über die Inschrift vgl. Dittenberger Syll.² 7. Man nimmt jetzt gewöhnlich an, dass diese gegossene Stütze, die aus drei ineinander gewundenen aufrechten Schlangen besteht, als Mittelstütze des D.-Beckens gedient habe, und Fabricius reconstruiert darnach einen D. von ca. 8 m. Höhe mit einem Durchmesser von fast 3 m. Aber der Wortlaut bei Herodot und Pausanias spricht mehr für die ältere Annahme, dass die ,Schlangensäule‘ die Basis des D. bildete, so dass die Beine von den auswärtsgekehrten Schlangenköpfen – ein Stück des einen ist noch erhalten – und das Becken vermutlich noch von einer Mittelstütze (der oberen Endigung des von den Schlangen umwundenen, wohl mit architektonischer oder pflanzlicher Bekrönung abgeschlossenen Schaftes) getragen wurde. Die Grössenverhältnisse eines so aufgestellten goldenen D. würden immer noch bedeutend genug sein, um ihn als kostbares Anathem erscheinen zu lassen, wie die analogen Massverhältnisse von Gelons D. (s. u.) zeigen. Verhältnismässig kleine D. auf hohen Säulen sind durch vielfache Bildwerke auch schon für das 5. Jhdt. bezeugt, Beispiele phantasievoll [1689] gestalteter säulenartiger D.-Träger giebt die Xenophantosvase in Petersburg Erem. 1790 (Compte rendu arch. für 1866 Taf. IV), und das παλλάδιον χρυσοῦν ἐπὶ φοίνικος βεβηκός, das die Athener nach der Schlacht am Eurymedon weihten (Plut. Nik. 13), könnte wie ein Gegenstück zu dem also aufgestellten plataeischen D. erscheinen. Die Schlange wird man als das Bild der besiegten Pythonschlange ansehen dürfen, die unter dem D. gedacht wurde, vgl. Luk. de astrol. 23. Dionys. Perieg. 442. Wieseler Jahrb. f. Philol. 1864, 243. Eine Entscheidung der Streitfrage wird sich ohne Zweifel aus den Massen des Sockels gewinnen lassen, der nach Bull. hell. 1898, 565 in Delphi wiedergefunden worden ist.
Im Wetteifer mit diesem plataeischen D. hat Gelon nach der Schlacht von Himera in Delphi einen goldenen D. zusammen mit einer Nike geweiht (Diod. XI 26, 7. Athen. VI 231 f), dessen Basis mit der Weihinschrift kürzlich wiedergefunden worden ist, vgl. Homolle Mélanges Weil 207f. Dittenberger Syll.² 910; darnach muss der D. etwa einen Kesseldurchmesser von ca. 1 m. gehabt haben. Ein gleichartiges Anathem hat auch Hieron in Delphi gestiftet (Theop. FHG I 314 bei Athen. VI 231 f. Bakchyl. III 17. 61), dessen wiedergefundene Basis der des Gelon sehr ähnlich ist; ausserdem sind noch zwei gleichgebaute, aber kleinere D.-Basen gefunden worden. Blass (Bacchyl. carm.² LVII) möchte in den kleineren D. ebenso wie in dem grossen des Hieron Anatheme für hippische Siege sehen; doch wird nach dem Zeugnis des Epigramms Anth. Pal. VI 214. Schol. Pind. Pyth. I 155 (Preger Inscr. metr. 83) die ganze Gruppe von D. als Dankgeschenke der vier Söhne des Deinomenes für kriegerische Erfolge anzusehen sein, wobei nach Bakchylides der Hauptanteil dem Hieron zukommt. In dem Epigramm (in dem jedenfalls τρίποδας θέμεναι und nicht τρίποδ’ ἀνθεμέναι zu lesen ist) möchte ich aber nicht (mit Homolle) das in der Anthologie überlieferte Distichon mit der Angabe des Goldgewichts für späten Zusatz halten, da die Grösse des Goldgewichts bei diesem Anathem eine wesentliche Rolle spielt, wohl aber mag das zweite Distichon beim Schol. Pind. spätere Zudichtung sein. Ob das Epigramm in seiner ursprünglichen Fassung, die in der Zeit des Hieron entstanden sein wird, an dem Denkmal selbst angebracht war, lässt sich ohne Kenntnis der Anlage nicht entscheiden.
Als Beispiele von D.-Weihungen öffentlichen Charakters aus jüngerer Zeit mag es genügen, ausser an das Anathem für Aigospotamoi (s. o.) an den D., den die Thespienser anlässlich ihrer Teilnahme am Zuge Alexanders d. Gr. dem Dionysos weihten (Anth. Pal. VI 344. Reisch 7, 2), und an die D., die der boiotische Bund dem Apollon Ptoios IG VII 2723. 2724 a. b (Ende des 4. Jhdts.) 2724 c. d. e (Ende des 3. Jhdts.) und in der Zeit um 200 v. Chr. κατὰ μαντείαν τῶ Ἀπόλλωνος dem Zeus Eleutherios in Plataiai (IG VII 1672. 3, 4), den Chariten in Orchomenos (3207), den Musen in Thespiai (1795) weihte, zu erinnern. Als ein von staatswegen auf Befehl des Apollon aufgestelltes Anathem mag auch der D. auf der Burg von Athen anzusehen sein (Arch. Jahrb. 1187).
Künstlerischer Schmuck der Kessel-Dreifüsse. [1690] In den D.-Darstellungen des 5. und 4. Jhdts. sehen wir den Schmuck der geweihten D. meist beschränkt auf einen – häufig mit Zacken versehenen – Metallreifen oder einen Kranz, der über die Ringhenkel gelegt ist, vgl. Euseb. adv. Marc. I p. 16 b. 31 Gaisf.: στεφάνη ἐπὶ τοῦ λέβητος. An D. hellenistischer Zeit finden wir öfters eine kunstvoll angeordnete Bekrönung. Über dem Becken oder den Henkeln wird in der Regel ein flacher Deckel vorauszusetzen sein; hochgewölbte Deckel zeigen D. auf attischen Reliefs des 4. Jhdts. (z. B. Friederichs-Wolters Berliner Gipsabg. 1196, D. am Lysikratesmonument) und zahlreiche D.-Darstellungen späterer Zeit; vgl. die Münzen des C. Cassius Longinus, Babelon Monn. de la rép. I 334. Einen Aufsatz, der nach dem Vorbild des Omphalos gestaltet scheint, zeigen einige römische D.-Darstellungen, vgl. die Basisreliefs Bull. com. arch. XIV Taf. VIII. Clarac Mus. 249, 318.
Versilberung eines choregischen Preis-D. ist gelegentlich bezeugt (für das 3. Viertel des 4. Jhdts.) durch eine Notiz des Philochoros frg. 138 (Harpocr. s. κατατομή).
Die Ausschmückung des D. mit kleinen Figürchen (am Kesselrand, den Ringen oder Beinbekrönungen), wie sie an geometrischen Kessel-D. (S. 1669) und Stab-D. (S. 1673) sich findet, ist im 5. Jhdt. nicht mehr nachweisbar; die ἐπειγρασμένα am D. des Gitiadas (Paus. III 18, 8) sind vielleicht noch so zu verstehen.
In hellenistischer Zeit hat man (vermutlich in Zusammenhang mit den übermässigen Höhenverhältnissen der D.) auf den die Beine verbindenden Reifen oder auf dem Kesselrand kleine Figürchen angebracht. Am Kesselrand als Träger der aufgesetzten ,Stephane‘ sehen wir solche Figürchen auf dem D. der sog. Tabula Albani, Helbig Führer² 789 (Jahn-Michaelis Griech. Bilderchron. Taf. V). In ähnlicher Anordnung sind vermutlich die Figuren an dem 30 Ellen hohen D. in der Pompe des Ptolemaios Philadelphos (Athen. V 202 c) zu denken (Müller 81). Kleine Figürchen der Artemis-Hekate auf dem Beinreifen zeigt ein D. einer pompeianischen Wand dritten Stils (Regio IX 3, 19, über dem Triptolemosbild Sogliano Pitture mur. Campane nr. 99), auf Kugeln stehende Niken an gleicher Stelle der D. einer Terracotta Campana (Opere di plast. Taf. 20. Welcker Ant. Denkm. II 300 Taf. XV). In zwei pompeianischen Pilasterbildern (Mus. Borbon. VI 13f. Helbig Wandgem. 1154) sehen wir auf den beiden Beinreifen zweier colossaler D. je zwei Niobiden, ausserdem je drei vor den D. auf der Bodenfläche dargestellt. Wie viel von dieser geschmacklosen Anordnung auf Vorbilder wirklicher mit Rundsculpturen geschmückter D. zurückgeführt werden darf, muss zweifelhaft bleiben. Der Versuch, diese Malereien auf attische choregische Votiv-D. zurückzuführen, kann in der Nachricht des Paus. I 21, 3 keine Stütze finden, vgl. Stark Niobe 113. 160. Reisch 109. Als kleine schmückende Figürchen, nicht als wirkliche D.-Statuen sind vermutlich auch die drei goldenen Figuren an dem silbernen D. des Rhetors Aristi des (orat. sacr. IV p. 516 Dind.) zu denken. Über figürliche Gestalt der Beine an D.-Formen hellenistisch-römischer Zeit s. S. 1676f.
[1691] Dreifuss-Statuen. Eine eigenartige Verbindung von Rundsculpturen mit D. ist in den sog. D.-Statuen gegeben. Die ältesten Beispiele für Statuen ὑπὸ τῷ τρίποδι geben die von Pausanias III 18, 7 (vgl. IV 14, 2) erwähnten D. des Gitiadas und Kallon in Amyklai (s. S. 1688), zu denen nach dem Sieg von Aigospotamoi ein D. mit der Statue der Aphrodite von Polyklet (s. d.) und einer mit der Statue der ,Sparta‘ (vermutlich der ,Alexandra‘, wie Löschcke Athen. Mitt. III 170 zeigte) von der Hand des Aristandros (s. d.) hinzukamen. Eine Nike bildete zusammen mit einem D. das Weihgeschenk des Gelon und ein gleichartiges des Hieron in Delphi (S. 1689). Einen aus Delphi stammenden D. ἔχοντα ἐν ἑαυτῷ καὶ αὐτὸ τοῦ Ἀπόλλωνος ἄγαλμα in Constantinopel erwähnt Zosimos II 31 (von O. Müller 64 als Missverständnis einer Inschrift erklärt), vgl. Wieseler Jahrb. f. Philol. 1864, 248. In Athen werden choregische D. μνήμης δὲ ἄξια μάλιστα περιέχοντες εἰργασμένα durch Pausanias I 20, 1 bezeugt, sowie durch das Epigramm IG II 3, 1298, in dem ich die δισσοῖς ὑπὸ τρίποσιν aufgestellten Figuren nur als Statuen, nicht als Reliefs (so Benndorf Österr. arch. Jahreshefte II 269) aufzufassen vermag; vgl. auch das theokriteische Epigramm Anth. Pal. VI 339. Ob auch die Künstlerinschrift auf einer nichtchoregischen D.-Basis aus dem athenischen Pythion IG II 3, 1176 (Loewy Inschr. gr. Bildh. 102) auf solchen plastischen oder auf anderweitigen Schmuck zu beziehen ist, bleibt dahingestellt. Diese Statuen werden gewöhnlich als Stützfiguren aufgefasst, die als Mittelstützen des Beckens einem praktischen Zweck dienten (s. S. 1693). Doch sind an anderen beckenartigen Gefässen stützende Figuren immer nur als aussenstehende Träger (als Ersatz von ,Beinen‘, nicht als Ersatz der Mittelstütze) nachweisbar, wobei sie mehrfach auch neben (und zwischen) tektonischen Stützen verwendet erscheinen (vgl. Petersen 24). Vorbilder dieser Art könnten Anlass gegeben haben, auch zwischen den Beinen der Metall-D., oder wenigstens zwischen den Beinen der Vorderseite eine Figur aufzustellen. Wenn wir an Becken und Schalen der archaischen Zeit vorzugsweise Flügelfiguren so angeordnet finden (Beispiele bei Petersen 25), so könnten auch die ältesten D.-Statuen in Amyklai, die Pausanias – wir wissen nicht auf Grund welcher Indicien – als Aphrodite, Artemis, Kore bezeichnet, solche vorne unter den Becken aufgestellte Flügelgestalten gewesen sein. Schon im 5. Jhdt. wird die tektonische Beziehung dieser Statuen vergessen worden und die Art der Aufstellung bald durch rein formale Gesichtspunkte, bald durch die gegenständliche Beziehung zwischen D. und Statue bestimmt worden sein; aber auch dann, wenn die Statue in der Mitte unter dem D. ihren Platz erhielt, wird sie nicht als materielle Stütze des Beckens gedient haben.
Über die Aufstellung der D.-Statuen in den einzelnen Fällen geben uns aber weder die litterarische noch die monumentale Überlieferung ausreichende Anhaltspunkte. In welcher Art bei dem vom Milesier Bion für Gelon gearbeiteten Weihgeschenk und bei dem gleichen Weihgeschenk des Hieron (S. 1689) Nike und D. gruppiert waren, [1692] scheint (nach Homolles Publication, Mélanges Weil 297) aus den in Delphi wiedergefundenen Basen nicht hervorzugehen. Ebensowenig Klarheit giebt das Epigramm IG II 3, 1298 über die von Praxiteles unter zwei D. aufgestellten Figuren von Nike und Dionysos; aber gewiss ist hier (mit Benndorf Ztschr. f. österr. Gymn. 1875, 735, vgl. Klein Praxiteles 242) an den berühmten Künstler dieses Namens und an choregische D. zu denken, wie bei Pausanias I 20, 1. Die Entscheidung der Streitfrage, ob auch der Satyr des Praxiteles (ὁ ἐπὶ Τριπόδων Σάτυρος Athen. XIII 591 b) eine solche D.-Statue war, hängt von der Auffassung der Worte des Pausanias I 20, 1. ab, die entweder lückenhaft oder bis zur Unverständlichkeit ungeschickt stilisiert sind. Neben den verschiedenen Vorschlägen, die zur Aufklärung dieser Stelle vorgebracht worden sind (vgl. zuletzt Klein 190), wäre auch die Möglichkeit zu erwägen, dass der Satyr ursprünglich als D.-Figur aufgestellt war, später aber in einem Tempel seinen Platz neben den Statuen des Thymilos erhalten habe. Erwägt man, dass der dionysische D. in jüngerer Zeit als Krater aufgefasst wurde (vgl. die Erörterung bei Athen. II37 f), so liesse sich auch ein als Mundschenk aufgefasster Satyr wohl mit einem D. gruppiert denken. Die (bei Reisch 78 etwas zu niedrig angenommenen) Masse der choregischen D. – im 4. Jhdt. 90–100 cm. Kesselweite und 21/3– 21/2 mal so hohe Beine – würden verschiedene Combinationen von D. und Statue denkbar erscheinen lassen. Ich möchte daher heute nicht mehr mit solcher Bestimmtheit wie früher die Möglichkeit ablehnen, dass der Dionysos vom Thrasyllosmonument (Brit. Mus. Cat. I 432. Athen. Mitt. XIII 389 Taf. VIII) als D.-Statue anzusehen sei, da die etwa 230 cm. hohe Statue vor oder zwischen den vorderen D.Beinen immerhin Platz gefunden haben könnte; doch ist eine Sicherheit über die ursprüngliche Anordnung infolge des durch Thrasykles erfolgten Umbaus nicht zu gewinnen. D. und Dionysosstatue als Weihung eines Choregen (in Alexandreia ?) kennen wir durch ein theokriteisches Epigramm, Anth. Pal. VI 339.
Eine Analogie für die Aufstellung einer Statue zwischen den vorderen Beinen des D. giebt eine in Magnesia a. M. gefundene Marmorbasis in Form eines D.-Tisches, an dessen Vorderseite eine (nicht bis an den Rand der Platte heranreichende) Herme des Hermes Tychon angebracht ist, vgl. O. Kern Athen. Mitt. 1894, 54; Inschr. v. Magnesia 203. Eine Dichter-Statue, die vor einem D. (dem Preis-D.?) steht, zeigt das Relief des Archelaos mit der Apotheose Homers (Friederichs-Wolters Berliner Gipsabg. 1629. Wiener Vorlegebl. Ser. VIII T. 10, 2. Gaz. archeol. 1887 Taf. 18). Auf zwei (als Gegenstücke gearbeiteten) marmornen Relief-D. im Vatican (Helbig Führer² 330) und im Louvre (Visconti Mus. Pio-Clem. V Taf. 15 u. Taf. A IV 4) sind zwischen den Beinen Figurengruppen angeordnet, die Polyphems Bewirtung und Blendung durch Odysseus und die Seinen darstellen (Petersen Festschr. f. Benndorf 129). Inwieweit aber von diesen Reliefdarstellungen auf ähnliche Gruppen der Rundplastik geschlossen werden darf, muss ebenso fraglich bleiben, wie bei den Niobiden der gemalten D. in Pompeii [1693] (s. S. 1690). An Marmor-D. römischer Zeit sind zwischen den Beinen niedrigere Pilaster oder Säulen angebracht, die kleine Relieftafeln tragen, eine Decorationsweise, die vielleicht zuerst an den grossen Marmorthronen aufgekommen ist, vgl. den D. im capitolinischen Museum, Nuova Descrizione (1888) p. 64 und die (in ihrer Formgebung von D. abhängigen) vierbeinigen Marmorbecken im Vatican, Piranesi Vasi antichi, candelabri (1826) Taf. 95 (Visconti Mus. Pio-Clem. VII Taf. 47. Platner-Bunsen Beschreib. Roms II 2, 271) und bei Caylus Recueil d’antiq. II Taf. 54 (Visconti VII Taf. B V).
Mittelstütze der anathematischen Dreifüsse. Um die Standsicherheit des D. zu erhöhen und den Charakter der Stabilität an dem Anathem auch äusserlich auszuprägen, vielleicht auch aus ästhetischen Gründen, wurde bei den geweihten D. schon seit dem 5. Jhdt. vielfach (aber durchaus nicht immer) eine Mittelstütze (meist in Form einer dorischen Säule) unter das Becken gestellt, vgl. die unten erwähnten Vasenbilder Mus. Pourtalés Taf. VI, Brit. Mus. III E 284, Bologna Mus. civ. 286.
Standspuren einer Mittelstütze zeigen auch schon die delphischen Basen der D. des Gelon und Hieron (s. S. 1689), ferner zahlreiche choregische Basen des 4. und 3. Jhdts., vgl. Reisch 74. 81. Amer. journ. arch. V 31 Fig. 3 (IG II 5, 1285 b). Ἀθηνᾶ 1893, 348 u. a. m. Im athenischen Pythion ist noch eine solche Säule (unterer Durchmesser 26 cm.) gefunden worden (Ἀθήναιον I 170). An D. späterer Zeit ist diese Mittelstütze hie und da auch ornamental umgebildet worden, die Form eines von einer Schlange umwundenen Lorbeerstammes hat sie z. B. an dem D. im Louvre, Fröhner nr. 90, vgl. den D. des Apollon, Fröhner nr. 73.
Formen der D.-Basen. Schon seit dem Ende des 6. Jhdts. sind neben den einfachen Plinthen- und Stufenbasen auch Säulen als Träger von Votiv-D. üblich, wofür die Vasenbilder zahlreiche Beispiele geben (s. unten). Eine künstlerische Umgestaltung solcher D.-Säulen finden wir bereits auf der Xenophantosvase (Petersburg Erem. 1790. Compte rendu arch. 1866 Taf. IV) und an der sog. Schlangensäule des plataeischen D., wenn die oben S. 1688 vorgetragene Auffassung richtig ist. Die spätere Zeit hat besonders das korinthische Capitell als dreigeteilten Untersatz für D. verwertet; vgl. die beiden D.-Säulen (aus der Kaiserzeit) oberhalb des Theaters, Ἐγημ. ἀρχ. 1862, 293. Stuart-Revett Antiquities of Athens II² Taf. 40 (D. A. II Lief. 8 Taf. IV). Dreiseitige Pfeiler als Träger von D. sind in einem merkwürdigen kleinen Temenos in Knidos nachgewiesen von Texier Asie mineure III Taf. 162 (Newton Discoveries at Halicarnassus 477f.).
Cylindrische D.-Basen sind im athenischen Pythion im 4. Jhdt. nachweisbar, IG II 1236f. 1251. 1281 (Reisch 81), ebenso wie in Delphi (D.-Basis bei Michaelis Anc. marbles in Gr. Britain S. 331), sie sind in hellenistischer Zeit besonders häufig, vgl. die boiotischen D.-Basen, Bull. hell. XIII 225.
Neben den vierseitigen Bathren, die im 4. und 3. Jhdt. immer mehr in die Höhe wachsen, treten seit dem Anfang des 4. Jhdts. erst niedrigere, [1694] dann höhere dreiseitige Basen auf mit einwärtsgeschweiften (concaven) Seitenflächen und abgekanteten Ecken, vgl. als älteste Beispiele die Basen der D. IG II 3, 1176. 1248, weitere bei Reisch 90 und unten S. 1695; die Form ist auch in der Kaiserzeit beliebt, vgl. IG III 79. 80. 82. VII 1773.
Für die Auflösung der Basis in drei einzelne unter die drei Beine gestellten Trägerfiguren giebt der von Paus. I 18, 8 im athenischen Olympieion erwähnte D., der auf drei Persern aus phrygischem Marmor ruhte, ein Beispiel (erst aus hadrianischer Zeit?).
Die Aufstellung der choregischen Dreifüsse in Athen. Dreifussbauten. Mit der Aufstellung der vom Staate gespendeten Preis-D., die als dauernde Siegeszeichen der Phylenchöre von den Choregen aufgestellt wurden (S. 1687), verband sich schon seit der ersten Einrichtung der Phylenchöre ein bedeutendes Interesse. Das lehren die zahlreichen Vasenbilder, die die Aufstellung solcher choregischen D. behandeln, wobei meist Nike, Dionysos und sein Gefolge eine Rolle spielen; das älteste Beispiel scheint die Münchener Vase 1122 zu geben, aus dem Perserschutt stammt das Fragment mit einem D. der Ἀκαμαντίς, Athen. Mitt. XIII 228, der Zeit um 460 gehört die Glaukonvase an, Brit. Mus. Cat. III E 298 (Klein Lieblingsnamen² 155), daran schliessen sich die Amphora des Polygnotos Brit. Mus. III E 284 (Gerhard Auserles. Vasenb. IV 243. Mon. ant. dei Lincei IX Taf. I), die Oinochoe Mus. Pourtalés Taf. VI (Él. céram. Taf. XCI) und die Münchener Amphora 386 (Gerhard Auserles. Vasenb. II 81), weiterhin der Krater aus dem Piraeus Arch. Ztg. XXXVIII Taf. 16, der Bologneser Krater Pellegrini Catal. (1900) nr. 286 (Müller-Wieseler Denkm. a. K. II 50, 625), der Kopenhagener Krater Arch. Ztg. XXV Taf. 226, 1 (Reisch 80), endlich einige jüngere rotf. Vasen mit dem den D. bekränzenden Eros, wie Brit. Mus. E 526. 528. Dazu kommen im 4. Jhdt. Reliefs verwandten Inhalts, wie Friederichs-Wolters Berliner Gipsabg. 1196. Arch. Ztg. XXV Taf. 226, 2.
Die D. der Thargelien wurden im Pythion aufgestellt, die der Dionysien im Dionysosheiligtum, zunächst unten im Temenos oder oberhalb des Theaters (Harpocr. s. κατατομή), dann, als das Dionysion selbst überfüllt war, auch im westlich anschliessenden Asklepieionbezirk (Reisch 86), vor allem aber an der Zugangsstrasse, die von Osten her zum Eingang des Dionysions führte, so dass diese Strasse, die weiterhin um den Ostabhang der Burg bis zu dem Prytaneion im Norden der Akropolis lief, den Namen Τρίποδες (s. d.) empfing, vgl. Karyst. Pergam. FHG IV 358 (Athen. XII 542 f). Paus. I 20, 1 und Heliodors Buch περὶ τῶν Ἀθήνησι Τριπόδων, das wohl (mit Klein Praxiteles 184) als eine Sonderschrift über die Denkwürdigkeiten der Tripodenstrasse anzusehen ist.
An den zahlreichen noch nachweisbaren choregischen Basen können wir am besten die Entwicklung der oben behandelten Formen der D.-Basen verfolgen, die ja sehr wesentlich gerade durch den Wetteifer der Choregen gefördert worden ist. Neben den einfacheren Plinthen- und Stufenbasen sind Säulen auch als Träger choregischer [1695] D. schon für das 5. Jhdt. durch den Kopenhagener Krater (s. o.), die Satyrspielvase in Neapel 3240 Heydem. (Mon. d. Inst. III 31) und das Anathem des Aristokrates IG I 422 bezeugt, vgl. auch den D. ἐφ’ ὑψηλοῦ des Andokides (Plut. vit. X orat. p. 835 b). Im 4. Jhdt. wird an den höheren vier- und dreiseitigen Bathren der D. wie anderswo Reliefschmuck üblich geworden sein. Die Reliefplatte Arch. Ztg. XXV Taf. 226,2 (Arndt-Amelung Einzelaufnahmen 1255) mag von der Verkleidung einer choregischen Basis berühren. Sicher choregisch ist die nicht weit vom athenischen Theater gefundene dreiseitige Basis mit den Figuren von Dionysos und zwei Niken. Friederichs-Wolters Berliner Gipsabg. 2147 (Österr. archaeol. Jahreshefte II 255), dem Anscheine nach ein Werk der praxitelischen Schule aus der zweiten Hälfte des 4. Jhdts. (von Benndorf a. a. O. als Werk des Praxiteles selbst angesehen); auf dem Reliefbathron lag wohl noch eine ausladende Deckplatte, die für einen choregischen D. normaler Grösse Raum bot. Gleiche Bestimmung hatte ursprünglich wohl auch die auf dem römischen Forum gefundene – sicher attische – Basis im Lateran, Benndorf-Schöne 323 (Reisch 92) mit Reliefs aus der ersten Hälfte des 4. Jhdts. (dionysische Tänzerinnen, ein Satyr), und auch die aus Athen nach Nabulus verschleppte dreiseitige D.-Basis (jetzt im Museum von Constantinopel) mit mythologischen Reliefs (Ztschr. I d. d. Palästinavereins VII Taf. III. Proceed. of the society of bibl. archeol. 1884, 102. Reisch 98) mag von einem choregischen D. der Kaiserzeit herrühren.
Das Bestreben nach möglichst monumentaler Aufstellung der D. hat aber dann weiter dazu geführt, auch die Tempel- und Hallenarchitectur für den Unterbau von D. dienstbar zu machen, ein Gedanke, der möglicherweise dadurch angeregt war, dass man schon in archaischer Zeit gelegentlich erbeutete D. wie andere Trophaeen auf dem Dache aufstellte (vgl. Herod. I 144. Wieseler 89) und auch an Tempeln D. als Akroterien anbrachte (Paus. V 10, 4). Der von Plutarch Nik. 3 unter den Anathemen des Nikias aufgeführte ναὸς τρίποσιν ὑποκείμενος χορηγικοῖς ist wohl noch nicht als ein eigentlicher D.-Tempel, sondern eher als eine Art Thesauros anzusehen, in und auf dem die von Nikias anlässlich verschiedener scenischer und dithyrambischer Choregensiege dargebrachte Anatheme nachträglich vereinigt worden sind (über die verschiedenen Erklärungsversuche vgl. Eranos Vindobon. [1893] 2. Dörpfeld-Reisch Das griech. Theater 22. Furtwängler Ber. Akad. München 1901, 413).
Die von Pausanias I 20, 1 (vgl. Robert Herm. XΙV 314) im Tripodenquartier gesehenen tempelartigen Bauten, auf denen D. standen, gehörten wohl alle erst dem späteren 4. Jhdt. an. Erhalten ist uns davon noch das Monument des Choregen Lysikrates (s. d.) aus dem J. 334. Auf viereckigem Unterbau erhebt sich ein völlig geschlossener, mit sechs korinthischen Halbsäulen gezierter Rundbau, auf dessen flachem Dach aus Akanthusranken eine Knaufblume, deren Dimensionen genau den choregischen D.-Basen des 4. Jhdts. entspricht, als Träger des D. emporsteigt. Auf den drei Armen dieser Blume (oder [1696] auf einer entsprechend geformten Deckplatte) standen (wie auf den dreigeteilten korinthischen Capitellen) die drei Beine des D., während das Mittelloch auf der Oberfläche der Blume eine Mittelstütze aufzunehmen bestimmt war, vgl. Stuart-Revett Antiq. of Athens I 32 (D. Ausg.² I 139). v. Lützow Ztschr. f. bild. Kunst 1868, 232. 264. Die neuerdings wieder von Dell (Allgem. Bauzeitg. 1902) verfochtene Annahme, dass der D. auf den Dachranken aufgestanden habe, so dass die ,Blume‘ nur als Mittelstütze gedient hätte, wird dem Zwecke des Baues (den D. möglichst sichtbar emporzuheben) nicht gerecht und lässt die Form der Blume unaufgeklärt.
Wie es scheint, ist auch noch ein zweiter D.-Bau von ähnlicher Anlage in der Nähe des Lysikratesmonumentes nachweisbar, vgl. Reisch 102. Von einem anderen Typus choregischer Bauten, der an die gewöhnliche Tempelform sich anschliesst, geben ausser einigen Architravstücken die Monumente der beiden siegreichen Choregen des J. 319 Zeugnis, das des Thrasyllos, das der Höhle über dem Theater als Facade vorgebaut war und zu Stuarts Zeit noch aufrecht stand (vgl. Athen. Mitt. XIII 383), und das des Nikias, das am westlichen Ende des Südabhanges stand, bis es bei dem Bau des Herodes-Odeions zerstört wurde (Dörpfeld Athen. Mitt. X 219. XIV 63). Man darf annehmen, dass auch bei diesen Bauten die D. obenauf standen, ohne dass Genaueres über die Art ihrer Aufstellung sich ermitteln liesse. Auf das Monument des Thrasyllos hat später der Agonothet Thrasykles, des Thrasyllos Sohn, auch die Preis-D. der siegreichen Phylen des J. 270 (IG II 1292f.) hinaufgestellt. Schon vor der Mitte des 3. Jhdts. hat all dieser prunkhafte Aufwand in Athen ein Ende genommen. In der Kaiserzeit finden wir wieder choregische D. über dem Epistyl einer Halle in Asklepieion aufgestellt, IG III Add. 68 b (Reisch 106).
Litteratur. K. O. Müller De tripode delphico 1820; Über die Tripoden I 1820. II 1825. (Kunstarchaeol. Werke [Berlin 1873] I 46ff.). Fr. Wieseler Über den delphischen Dreifuss (Abh. Ges. d. Wissensch. Göttingen XV) 1871. Reisch Griech. Weihgeschenke (1890) 6. 63ff. Furtwängler Olympia IV (1890) 72f. 126ff. Savignoni Monum. ant. d. accad. dei Lincei VII (1897) 278ff. Petersen Röm. Mitt. XII (1897) 3ff.
[Reisch.]
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