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Bäder. Schon bei den Griechen der homerischen Zeit waren warme B. üblich, welche in der ἀσάμινθος (s. d.) genommen wurden, und zwar nicht nur zur Reinigung – denn Diomedes und Odysseus reinigen sich erst im Meer, ehe sie das warme Bad nehmen –, sondern namentlich als Erquickung und Erholung nach Anstrengungen; so baden die von der Reise oder aus dem Kampfe Kommenden. Diese Auffassung des warmen Bades ist durch das ganze Altertum zu verfolgen, Plat. leg. VI 761 c. Arist. probl. 1, 39 p. 863 Bk. Gal. X 714 K. Artemid. I 64. Doch kennt die Odyssee auch das häufige warme Bad als Bestandteil behaglichen Lebens, VIII 249. 453.

Schon frühzeitig gab es Schwimmteiche, κολυμβήθραι (Did. IV 78. XI 25). Das Schwimmenlernen galt in Athen als notwendiger Bestandteil der Erziehung; daher als Sprichwort μήτε νεῖν μήτε γράμματα (Plat. leg. III 689 d; dazu Paroemiogr. I 278 und das dort Angeführte). Bekannt sind die B. der Spartaner im Eurotas; vgl. auch Gal. X 715 K. See-B. erwähnt Arist. probl. 23, 10.

Daneben waren aber auch die warmen B. jederzeit üblich geblieben, Hesiod. op. 784ff. Frühzeitig gab es öffentliche Badeanstalten, die von den Zeiten der alten Komoedie an häufig erwähnten βαλανεῖα. Von denen des 510 v. Chr. zerstörten Sybaris ist Athen. XII 518 c die Rede; hier sollen Wannen für heisse B. (wohl eine besondere Art derselben) erfunden worden sein (ebd. 519 e). Doch wurde das θερμολουτεῖν — womit wohl der regelmässige Gebrauch warmer B. gemeint ist — noch lange von den Anhängern alter Sitte als verweichlichend getadelt (Aristoph. nub. 991. 1044. Komiker bei Athen. I 18 c). Unklar ist die Notiz Athen. I 18 b, dass anfangs Badeanstalten in der Stadt (Athen?) nicht gestattet gewesen seien. Den Spartanern waren warme Bäder nur ausnahmsweise erlaubt (Plut. Lyc. 16); [2744] das ψυχρολουτεῖν (Plut. Alc. 23; de adul. et am. 7) war bei ihnen, wie auch in Makedonien (Polyaen. IV 2, 1) Regel. In Athen gab es öffentliche, auf Staatskosten errichtete Badeanstalten (Xen. de republ. Athen. 2, 10) und solche die von Privatunternehmern gehalten wurden, Isai. V 22. VI 33, wo eine solche für 3000 Drachmen verkauft wird. In beiden zahlte man ein Eintrittsgeld, ἐπίλουτρον, an den Unternehmer, Pächter oder Verwalter, βαλανεύς; die Mysterieninschrift von Andania (Dittenberger Syll. 388) nennt zwei χαλκοῖ. Lucian. Lexiph. 2 zwei Obolen; vgl. Athen. VIII 351 f. Arist. nub. 835. Endlich hatten reiche Leute B. in ihren Häusern, Xen. de rep. Athen. 2, 10.

Auf Badeanstalten für Frauen dürfte wohl aus Arist. pax 1139 oder Plat. Crit. 117 b nicht mit Bestimmtheit geschlossen werden, und auch bei Athen. XIII 590 f wird von Phryne wohl nur gesagt, dass sie nicht, wie andere Hetaeren, mit den Männern badete. Doch können Abbildungen wie Panofka Bilder antiken Lebens 18, 9 (öfter wiederholt, z. B. Baumeister Denkm. d. kl. Alt. I 243), wo Frauen sich von dem aus Tierköpfen herabfallenden Wasser überströmen lassen (vgl. Roulez Choix de vases peints du musée de Leyde 19, 1 = Daremberg-Saglio Dict. d. Ant. I 649), und die Pariser Vase Daremberg-Saglio Dict. d. Ant. I 650, wo Frauen in einer κολυμβήθρα schwimmen, kaum etwas anderes darstellen als ein öffentliches Frauenbad. Endlich hatte das Bad bei den Römern, die es im 3. Jhdt. v. Chr. mit dem griechischen Namen von den Griechen übernahmen, von Anfang an zwei Abteilungen, für Männer und Frauen: Varro de l. l. IX 68. Charis. I 15. Es werden also auch wohl für Griechenland Frauen-B. anzunehmen sein. Doch war gemeinsames Baden der Geschlechter keineswegs ausgeschlossen; den dabei üblichen Schamgürtel, ᾤα λουτρίς, erwähnt der Komiker Theopomp bei Poll. VII 66.

Über die Einrichtung griechischer B. sind wir weit weniger unterrichtet als über die römischen. Es scheint, dass sie nicht so viele Räume verschiedener Bestimmung enthielten. Ein eigenes Auskleidezimmer scheint meistens nicht vorhanden gewesen zu sein, bei Aristot. probl. 29, 14, wo vom Badediebstahl die Rede ist, wird vorausgesetzt, dass man die Kleider in dem gemeinsamen Baderaum ablegte. Auch von einem Durchgangsraum wie das römische Tepidarium ist keine Spur, und es fehlt in dem Bade der Palaestra bei Vitr. V 11, 2. Im Hauptraum gab es nach Polyb. XXX 23 (20), 3 eine grosse gemeinsame Wanne, μάκτρα, und kleinere, πύελοι, für Einzel-B., die von vornehmeren Leuten (κομψότεροι) benutzt wurden, also mehr kosteten. Doch wurde auch die gemeinsame Wanne πύελος genannt, Eupolis bei Poll. VII 168. Die Wanne heisst auch πυρία, Athen. V 207f. Anth. Pal. XI 243. Phrynich. p. 325 Lob. Es scheint, dass in Griechenland und im griechischen Orient die Einzelbäder mehr üblich waren (vgl. Koldewey Athen. Mitt. IX 1884. 45ff. über die B. in Assos, Ephesos und Alexandria Troas) als in Italien und im Westen. In demselben Raume stand auch, wie es scheint, ein grosses Waschbecken, λουτήρ, Poll. VII 167. Moschion bei Athen. V 207 f, wo ein 5 Metreten (19,7 Liter) fassender λουτήρ erwähnt wird. Dieser, [2745] rund und auf einem Fusse (ὑπόστατον Poll. X 46) ruhend ist öfter auf Vasen abgebildet (s. Labrum). In demselben Raume war auch, nach Plut. Demetr. 24, die ἐσχάρα (Poll. VII 166), auf der im χάλκωμα oder χαλκεῖον das Wasser erhitzt wurde; und zwar standen auf derselben sowohl Gefässe mit kochendem Wasser (Plut. Demetr. 24) zum Mischen, als auch solche mit temperiertem zum Übergiessen (Theophr. char. 9). Die richtige Temperatur in den Wannen wurde durch Zugiessen (παραχέειν, Plut. apophth. Lac. var. 49) hergestellt. Auch Begiessungen kommen vor (Plat. de rep. I 344 d); das hierzu benutzte Gefäss hiess ἀρυταίνα (Aristoph. bei Poll. X 63. Theophr. char. 9). Nach letzterer Stelle wurde man stehend von den Badedienern übergossen; Begiessungen in der Wanne bei Homer (s. Ἀσάμινθος) und später Gal. X 725 K. Die Badediener heissen παραχύται (Athen. XII 518 c. Plut. de invid. 6), auch λουτροχόοι (so schon Hom. Od. XX 297. Athen. a. O.), βαλανεῖται (Polyb. XXX 23 (20), 3), mit allgemeinerem Ausdruck auch βαλανεῖς (Plut. a. O.). Sonst ist βαλανεύς der Vorsteher des Bades (Ar. Plut. 955; ran. 710. Alciphr. 1, 23. Plut. de cup. div. 5. Anth. Pal. IX 617), welcher die die Stelle der Seife vertretenden Reinigungsmittel, ῥύμμα, σμῆγμα, νίτρον, κονία, Κιμωλία γῆ, lieferte (Arist. ran. 710; Lys. 378 m. d. Schol.) und das Badegeld, ἐπίλουτρον, erhob.

Neben dem eigentlichen warmen Bade war auch das Schwitzen in einem erhitzten Raume, πυρία, πυριατήριον, frühzeitig üblich, und zwar scheint dies mit nachfolgender kalter Übergiessung (vgl. auch Plut. de primo frig. 10) besonders als spartanische Sitte gegolten zu haben (Strab. III 154. Mart. VI 42, 16), daher bei den Römern der dazu bestimmte Raum Laconicum heisst. Doch nennt ihn Herodot. IV 75 Ἑλληνικὴ πυρίη, und Arist. probl. 2, 29. 32 spricht davon als von etwas ganz Gewöhnlichem. Dass dieser Raum von dem des warmen Bades verschieden war oder doch sein konnte, wie das römische Laconicum (s. u.), ist an sich wahrscheinlich, da zur Hervorbringung eines hohen Wärmegrades ein kleinerer Raum zweckmässiger war. Ferner ist überliefert, dass die in römischer Zeit für das Laconicum übliche Kuppelform in griechischen B. vorkam, Athen. XI 501 d–f; vgl. Alciphr. I 23. Und Vitruv (V 11, 2) schreibt für das Bad in der Palaestra, welche nicht Italicae consuetudinis ist, neben der concamerata sudatio noch ein Laconicum vor. Endlich scheint es, dass diesem Raume der Name ἀλειπτήριον zukommt, weil man sich nämlich vor oder bei dem Schwitzen mit Öl salbte (Orib. X 1, 21). Der Name ergiebt sich namentlich aus Theoph. de sud. 28 vgl. mit Aristot. probl. 2, 29. 32; vgl. auch Theophr. de igne 37. Plut. Cim. 1. Strab. III 154. Poll. VII 166, endlich die Mysterieninschrift von Andania (Dittenberger Syll. 388) Z. 108. Die Heizung geschah wohl durch Kohlenbecken und heisse Steine, Strab. a. O. Bei Aristot. a. O. wird das Verstärken der Wärme durch ἐπεισφέριν bezeichnet. Der Gebrauch des πυριατήριον war ursprünglich, wie schon der spartanische Ursprung andeutet, eine abhärtende Cur und wurde erst bei den Römern zum Luxus.

Die gewöhnliche Badezeit war vor der Hauptmahlzeit, Arist. eccl. 652; av. 132. Xen. conv. [2746] 1, 7; hell. VII 2, 22. Plut. VII sap. conv. 3. Lucian. Lex. 9. Artemid. I 64. Alciphr. 3, 60 (μεσοῦσα ἡμέρα). Weichliche Leute badeten öfter am Tage, Menand. bei Athen. IV 166 a. Einfach Lebende badeten nicht regelmässig, Sokrates z. B. sehr selten (Plut. symp. 174 a); Phokion (Plut. 4) wurde nie in einem öffentlichen Bade gesehen. Arme Leute gingen in die B., um sich zu erwärmen, schliefen auch wohl dort, Arist. Plut. 951. Alciphr. I 25. Teles bei Stob. flor. XCVII 31.

Griechische B. sind nur aus später Zeit erhalten: in Assos, Alexandria Troas (Zeit des Hadrian: Koldewey Athen. Mitt. IX 1884, 36ff.) und Ephesos (noch jünger; Antiqu. of Ionia II 40). Dieselben zeigen unter sich ähnliche Grundrisse und unterscheiden sich durchaus von den römischen Thermenanlagen, indem sie, wie es scheint, keine grösseren Schwimmbassins, sondern hauptsächlich Vorrichtungen für Waschungen, Begiessungen und Douchen enthalten, ohne dass sich doch die Bedeutung der einzelnen Räume feststellen liesse.

Litteratur über die griechischen B.: Becker-Göll Charikles III 98. Hermann-Blümner Griech. Privataltert. 210. Daremberg-Saglio Dict. d. Ant. I 648.

Genauer bekannt ist uns das antike Badewesen seit seiner Einführung bei den Römern. Und zwar beruht diese Kenntnis einerseits auf den vielfachen Erwähnungen in der Litteratur, unter denen besonders hervorzuheben sind die Anweisungen Vitruvs (V 10), die Beschreibung eines Bades bei Lucian (Hippias) und der Abschnitt Galens über die B. (X 708ff. K.; vgl. auch Oribas. X 1), andererseits auf den zahlreichen mehr oder weniger erhaltenen Badeanstalten.

Unter diesen sind weitaus die lehrreichsten die von Pompeii, teils wegen der guten Erhaltung, teils wegen der Übersichtlichkeit und vollkommenen Klarheit in Betreff der Bestimmung aller Räume. Es sind dort erhalten:

Zwei Doppelanstalten, für Männer und Frauen, die sog. Stabianer und Forumsthermen, jene aus vorrömischer Zeit (2. Jhdt. v. Chr.), aber in sullanischer Zeit renoviert und vervollkommnet, diese aus sullanischer Zeit (bald nach 80 v. Chr.); beide sind inschriftlich als städtisch bezeugt: CIL X 817. 829. Overbeck Pompeii⁴ 200ff. Eine dritte Doppelanstalt, die sog. Villa der Iulia Felix, ist früher ausgegraben, aber wieder verschüttet worden, doch ist ihr Grundriss bekannt, Mon. d. Inst. I 16.

Eine grosse Anstalt, die sog. Centralthermen, ohne besonderes Frauenbad, war zur Zeit der Verschüttung, 79 n. Chr., noch im Bau begriffen. Wegen der Grossartigkeit der Anlage ist auch sie für städtisch zu halten, Overbeck⁴ 233.

Zwei benachbarte, vielleicht von einem Privatunternehmer zum Gebrauch des Publicums gehaltene B., vielleicht das eine für Männer, das andere für Frauen, Röm. Mitt. III 1888, 194. V 1890, 130.

Endlich eine beträchtliche Anzahl kleiner B. in Privathäusern, zum Gebrauch der Besitzer. Overbeck⁴ 284. 343. 348. 358. 364. 368. 372. Mau Pomp. Beitr. 194; Röm. Mitt. II 1887, 133. VIII 1893, 51. IX 1894, 352.

In Rom sind am vollständigsten erhalten die von 212 n. Chr. an erbauten Thermen des Caracalla, [2747] Blouet Les thermes de Caracalla, Paris 1828. Weniger vollständig und durch moderne Einbauten vielfach unkenntlich die 305–306 n. Chr. eröffneten Thermen des Diocletian; doch hat die Gestalt der ganzen Anlage festgestellt werden können, Paulin Les thermes de Dioclétien, Paris 1890; danach Hülsen Röm. Mitt. VII 1892, 308. Die von Traian erneuerten Thermen des Titus sind jetzt zerstört, aber ihr Grundriss ist durch frühere Aufnahmen bekannt; am vollständigsten bei Hülsen Röm. Mitt. VII 1892, 302. Ebenso die des Constantin, Palladio Terme dei Romani 28. Die Thermen des Agrippa sind nur unvollkommen bekannt, Lanciani Not. d. Scavi 1882, 347.

Endlich finden sich noch an verschiedenen Orten Italiens und der Provinzen zahlreiche kleinere und grössere Badeanlagen, doch sind diese meist weniger erhalten und bieten unserer Kenntnis wenig Neues. Verzeichnis derselben bei Marquardt Privatl. d. R.² 275; über die grossen Thermen von St. Barbara bei Trier vgl. noch Hettner Westd. Ztschr. X (1891), 261.

Den Römern älterer Zeit war der regelmässige und verfeinerte Gebrauch namentlich des warmen Bades fremd; brachia et crura cotidie abluebant, ceterum toti nundinis lavabantur Sen. ep. 86, 12; vgl. Cato bei Non. 108 s. ephippium. Das Schwimmbad im Tiber nach Übungen im Marsfelde blieb auch später üblich (Plut. Cat. mai. 20. Cic.p. Cael. 36. Hor. od. I 8, 8. III 12, 7; sat. II 1, 8). Doch fand mindestens seit Mitte des 3. Jhdts. v. Chr. das griechische βαλανεῖον mit diesem Namen (balineum, balneum, balnea, balneae; vgl. Keller Lat. Volksetymologie 263) Eingang. Schon Plautus sind die betreffenden Ausdrücke geläufig. Nach dem zweiten punischen Krieg wurden die B. von Rom aus in Spanien eingeführt (Iustin. XLIV 2, 6). Es gab in Italien und den Provinzen städtische Badeanstalten, ferner öffentliche B. in Privatbesitz; endlich B. in Privathäusern zum Gebrauch der Besitzer. Dies ergiebt sich schon aus dem oben über Pompeii Gesagten. Städtische B. in Rom unter Aufsicht der Aedilen zur Zeit Catos, Seneca ep. 86, 10; in Municipien aus republicanischer Zeit, in Praeneste und Grumentum, CIL I 1141. 1263 = XIV 3013. X 221; in der Kaiserzeit sehr häufig in Inschriften, Marquardt Privatl.² = 272, 5. Privatunternehmungen werden häufig erwähnt, namentlich in Rom, Cic. d. or. II 223; p. Cluent. 141; p. Rosc. Am. 18; p. Cael. 62. Martial. I 59, 3. II 14, 11. In Rom gab es anfangs nur wenige öffentliche B. (Sen. ep. 86, 9); im J. 33 v. Chr. waren ihrer mindestens 170, die auf Agrippas Veranstaltung während seiner Aedilität umsonst benutzt werden konnten, Plin. n. h. XXXVI 121 (meist missverstanden, als hätte Agrippa so viele B. erbaut). Cass. Dio XLIX 43, 3. Plinius fügt hinzu: quae nunc Romae ad infinitum auxere numerum. Das Regionenverzeichnis zählt 856 balinea; fünf namentlich angeführte sind offenbar im Privatbesitz. Wie zahlreich sie auch in kleineren Orten vorhanden waren, zeigt Plin. ep. II 17, 26. Zu diesen kleineren Anstalten kamen in der Kaiserzeit die zuerst von Agrippa, dann von mehreren Kaisern erbauten, unter dem Namen thermae bekannten (doch balneus Agrippae Inschr. Röm. Mitt. III 1888, 146) grossartigen Anlagen. Sie waren [2748] mit Plätzen für gymnastische Übungen und Räumen für die verschiedenartigste Unterhaltung verbunden. Über dieselben s. z. B. Richter Topographie, Register s. Thermae. Über B. in Privathäuaern, namentlich Villen, s. Sen. ep. 86, 4. Cic. ad Qu. fr. III 1, 1. Plin. ep. II 17, 11. V 6, 25.

Die Ausgestaltung des Badewesens bei den Römern beruhte namentlich auf der Vervollkommnung der Heizeinrichtungen, nämlich auf der Erfindung, unter dem Fussboden und in den Wänden der Baderäume einen Hohlraum anzubringen, der, mit heisser Luft gefüllt, den Saal erwärmte. Die Erfindung des Hohlraumes unter dem Fussboden und der Badewanne (balineae pensiles) wird dem C. Sergius Orata, Anfang des letzten Jhdts. v. Chr., zugeschrieben (Cic. bei Non. 194, 12. Val. Max. IX 1, 1. Plin. n. h. IX 168. XXVI 16). Er soll nach Vitruv V 10 (11), 2 zwei Fuss tief sein; doch findet er sich in sehr verschiedener Tiefe, bis über 1 m. Der Fussboden oberhalb desselben, Mosaik oder Signinum, ruht auf zwei Fuss grossen starken Ziegelplatten, welche entweder auf aus kleinen quadratischen Ziegeln aufgemauerten Pfeilerchen oder auf eigens zu diesem Zweck gebrannten hohlen Thonsäulchen ruhen; diese ganze Vorrichtung heisst suspensura (Vitr. a. O.). Der Hohlraum steht durch eine Öffnung mit der Feuerstelle, hypocausis, in Verbindung, gegen welche nach Vitruv der Boden des Hohlraumes geneigt sein soll. Letzterer musste an einer möglichst entfernten Stelle ein Zugloch haben. Der Erfindung der suspensura folgte noch in republicanischer Zeit die der Hohlwände, welche in zweifacher Weise hergestellt werden konnten, entweder durch Thonröhren von rechteckigem Durchschnitt, oder durch sog. tegulae mammatae (s. d.), d. h. Ziegelplatten, die an den vier Ecken mit warzenartigen Vorsprüngen versehen sind, so dass sie zwischen sich und der Wand einen Zwischenraum liessen. Der Hohlraum der Wände stand in Verbindung mit dem unter dem Fussboden und hatte oben eine oder mehrere Öffnungen zur Herstellung des Zuges, und zwar, wenn er sich auch auf das Deckengewölbe erstreckte, im Scheitel desselben (Röm. Mitt. II 1887, 134), sonst in der Höhe des Gewölbeansatzes, wo diese Öffnungen in den Stabianer Thermen in Pompeii erhalten sind (Röm. Mitt. VI 266). Um bei Beginn der Heizung schnell den Zug herzustellen, brachte man wohl auch noch an einem von der Feuerstelle entfernten Punkt ein ‚Lockfeuer‘ an, so in dem Tepidarium der Stabianer Thermen; vgl. v. Roessler Westd. Ztschr. IX 260. Indem man nun in einem Raume entweder nur den Hohlraum unter dem Fussboden, oder auch Hohlwände, und diese entweder auf allen Wänden oder nur auf einer oder zweien (Mau Pomp. Beitr. 150, 9; Röm. Mitt. VIII 1893, 53) anbrachte und sie entweder auf die Deckenwölbung ausdehnte oder nicht, ferner durch die verschiedene Entfernung des zu erwärmenden Raumes von der Feuerstelle, konnten die verschiedensten Wärmegrade hervorgebracht werden. In den Stabianer Thermen in Pompeii, welche vor Erfindung der suspensura gebaut wurden, ist deutlich zu erkennen, wie erst diese, später auch die Hohlwände angebracht wurden, Mau Pomp. Beitr. 117ff. Früher heizte man mit Kohlenbecken, wie bis zuletzt ebenda im Tepidarium der Forumsthermen.

[2749] Die Hypocausis wird zugleich zur Erwärmung des Badewassers benutzt, und zwar schreibt Vitruv vor, dass dort drei grosse Kupferkessel aufgestellt sein sollen, für heisses, lauwarmes und kaltes Wasser, derart, dass der erste aus dem zweiten und dieser aus dem dritten je nach Verbrauch wieder gefüllt wurde. Die Plätze dieser grossen cylinderförmigen Kessel sind in Pompeii, in den Stabianer und Forumsthermen, deutlich zu erkennen: der für das heisse Wasser stand über der Feuerstelle, möglichst nahe dem alveus, der für das lauwarme daneben über einem mit derselben in Verbindung stehenden Hohlraum, der für das kalte in den Stabianer Thermen auf Mauerwerk, in den Forumsthermen auf einem Hohlraum, der nicht mit der Feuerstelle, sondern mit dem Hohlraum der suspensura communiciert. Erhalten ist ein solcher Kessel mit Röhrenleitung nur in dem kleinen Bade einer kürzlich in Boscoreale bei Pompeii ausgegrabenen Villa rustica. Doch ist die Einrichtung hier eine einfachere. Ausser dem über der Hypocausis stehenden cylinderförmigen Bleikessel für heisses Wasser ist nur noch ein viereckiger Behälter für kaltes Wasser vorhanden. Durch Öffnen und Schliessen von Hähnen konnte jener aus diesem gespeist und heisses oder kaltes Wasser sowohl in den Alveus, als in das Labrum geleitet und durch Mischung die gewünschte Temperatur hergestellt werden, Mau Röm. Mitt. IX 1894, 353ff. Rostovtseff Journ. des (russ.) Minist. f. Volksaufkl., Jan./Febr. 1894.

Sowohl die städtischen als die von Privaten zum Gebrauch des Publicums gehaltenen Anstalten wurden in der Regel von einem conductor übernommen, der dem Besitzer eine feste Summe zahlte und dafür das Badegeld, balneaticum, erhob. So im Metallum Vipascense, Eph. epigr. III 166, 19; vgl. Dig. XIX 2, 58, 2. XX 4, 9 (hier jedenfalls Privatbesitz). Iuv. VII 4. Auf directe Verwaltung seitens der Gemeinde bezieht sich vielleicht das publicum Interamnitum vectigal balnearum der späten Inschrift CIL IX 5144, vgl. Borghesi Oeuvr. VI 510. Das Badegeld betrug in Rom den oft erwähnten Quadrans (z. B. Hor. sat. I 3, 137), d. i. ¼ As (21/5 Pfennig), im Metallum Vipascense für Männer ½ As, für Frauen 1 As. Dass auch in Rom die Frauen mehr zahlten, zeigt Iuv. VI 447, wo quadrante lavari von der Frau heisst, sich als Mann benehmen. Das Edict des Diocletian (VII 75. 76) nennt als Maximum 2 Denare (33/5 Pfennig) balneatori privatario und ebensoviel capsario. Kinder bis zu einem nicht näher bekannten Alter waren in Rom frei (Iuv. II 152 m. d. Schol.); im Metallum Vipascense alle impuberes (Eph. ep. III 166, 24); dagegen war dies nach CIL XI 720 in Bononia nicht der Fall.

Häufig kam es vor, dass namentlich Beamte während ihrer Amtszeit ihren Mitbürgern auf ihre Kosten freies Bad gewährten. So in Rom Faustus Sulla (Cass. Dio XXXVII 51, 4) und Agrippa (Cass. Dio XLIX 43, 3). Dass letztere seine Thermen für alle Zeit zu unentgeltlicher Benutzung hinterlassen und für die Kosten Ländereien angewiesen habe, sagt Cass. Dio. LIV 29, 4; doch findet sich davon später keine Spur, vielmehr erscheinen Mart. III 36, 6 die Thermen des Agrippa eher als das vornehmere Bad. Ähnliche Leistungen [2750] ausserhalb Roms CIL XI 720. XII 594. XIV 2978. Dig. XIX 2, 30, 1.

Von Anfang an gab es auch B. für Frauen, und es war Regel, dass eine öffentliche Badeanstalt auch eine Abteilung für dieselben enthielt; daher der Name im Plural, balnea oder balneae (Varro de l. l. IX 68; über den Sprachgebrauch Marquardt Privatl.² 272, 5). Auch vornehme Frauen besuchten dieselben, Suet. Aug. 94. Zwei solche Doppelanstalten sind in Pompeii, während eine dritte Anlage ebenda alle Räume nur einmal hat; ähnlich waren in Lanuvium zwei Männerbäder und ein Frauenbad, CIL XIV 2121; vgl. auch C. Gracchus bei Gell. X 3, 3. Cass. Dio XLIX 43, 3. Doch waren an kleineren Orten nicht immer besondere Räume für Frauen vorhanden; man half sich dann so, dass ihnen bestimmte Stunden reserviert wurden. So war im Metallum Vipascense das Bad morgens bis zur siebenten Stunde für die Frauen, dann von der achten bis zur zweiten Nachtstunde für die Männer geöffnet. Die grossen Thermenanlagen der Kaiserzeit hatten, soweit sie hinlänglich bekannt sind, keine Frauenabteilung. Da bei so grossartigen Anlagen die Annahme des Notbehelfs verschiedener Stunden nicht zulässig ist, ausserdem für die Thermen das griechische Gymnasium als Vorbild gedient zu haben scheint und sie selbst bisweilen Gymnasien genannt werden (am deutlichsten Cass. Dio LXVIII 15, 3; ferner LIII 27, 1. LXI 21, 1. Tac. ann. XIV 47; vgl. auch Becker Handb. I 684), so wird anzunehmen sein, dass sie für Männer bestimmt waren und ausserdem nur von emancipierten, mit Männern zusammen badenden Frauen besucht wurden.

Gemeinsames Baden von Männern und Frauen erwähnt wohl zuerst Plinius n. h. XXXIII 153; doch galt es keineswegs für anständig, Quintil. inst. V 9, 14; auch bei Martial (III 51. 72. 87. VII 35. XI 75) scheint es sich durchaus um anrüchige Personen zu handeln; vgl. noch Ammian. Marc. XXVIII 4, 9. Die Sitte war aber weit verbreitet, auch in den besseren Ständen, und drang von Rom aus nach Griechenland (Plut. Cat. mai. 20). Hadrian verbot es (Hist. Aug. 18, 10. Cass. Dio LXIX 8, 2); ebenso Marc Aurel (Hist. Aug. 23, 8) und Severus Alexander, nachdem Elagabal es wieder erlaubt hatte (Hist. Aug. Sev. Al. 24, 2). Für spätere Zeit Clem. Alex. Paed. III 5, 272. Cyprian de virg. hab. 19. Nach altrömischer Sitte badeten selbst Vater und Sohn und Schwiegervater und Schwiegersohn nicht zusammen, Plut. Cat. mai. 20. Cic. off. I 129. Hist. Aug. Gord. tres VI 4. Val. Max. II 1,&nbdp;7.

Das römische Bad besteht aus folgenden Räumen : 1) Apodyterium (s. Ἀποδυτήριον), der ungeheizte Auskleideraum, 2) Frigidarium (s. d.), das kalte Bad; 1 und 2 können auch so vereinigt sein, dass das Bassin für das kalte Bad im Apodyterium angebracht ist, welches dann zugleich Frigidarium ist, so in Pompeii in den Centralthermen, im Frauenbad der Stabianer Thermen und in den beiden Privatbädern. 3) Tepidarium (s. d.), cella tepidaria, cella media, ein mässig erwärmter Raum zur Vermeidung des zu schroffen Temperaturwechsels beim Eintritt in das 4) Calidarium (s. d.), caldarium, cella caldaria, den stark erhitzten Raum für das warme Bad und zum [2751] Schwitzen in heisser Luft; es enthält am einen Ende die grosse gemeinsame Wanne, alveus (s. d. Nr. 1), am anderen Ende das Waschbecken, labrum (s. d.), in welchem lauwarmes Wasser aufsprudelte. Dazu kommt bisweilen 5) das Laconicum (s. d.), assa sudatio, assum, der kreisrunde, am stärksten erhitzte Raum zum Schwitzen in trockener Luft, zugänglich aus dem Tepidarium (Vitr. V 10, 5. Villa der Iulia Felix), nicht notwendig auch aus dem Caldarium (Centralthermen). Diese Räume sind so angeordnet, dass Apodyterium, Tepidarium, Caldarium in dieser Folge an einander stossen, und dass in Doppelanstalten, für Männer und Frauen, die beiden Caldarien dicht beisammen liegen und zwischen ihnen die Feuerstelle, anfangs nur zur Erwärmung des Wassers, später auch zur Heizung der Baderäume selbst, nebst dem zugehörigen Raume, praefurnium, angebracht ist. Das Tepidarium, in dem man nicht lange verweilte, ist durchweg der kleinste dieser drei Räume. Frigidarium und Laconicum konnten in verschiedener Weise mit dem Apodyterium bezw. Tepidarium und Caldarium in Verbindung gesetzt sein. Einzelzellen sind erhalten in den Stabianer Thermen in Pompeii, doch waren dieselben offenbar schon lange vor 79 n. Chr. nicht [2752] mehr in Gebrauch, sie waren also wohl für warme B. bestimmt und ausser Gebrauch gesetzt, seit die Heizeinrichtungen im Caldarium vervollkommnet waren und man deshalb vorzog, das Bad dort zu nehmen. Die zahlreichen Einzelzellen der Caracallathermen waren für kalte B. bestimmt. Da ferner zum Bade auch gymnastische oder sonstige körperliche Übungen gehören, so enthielt jede etwas grössere Badeanstalt einen hierzu bestimmten, wohl in der Regel mit Säulenhallen ganz oder zum Teil umgebenen Platz; so die Stabianer und Centralthermen in Pompeii; in ersteren ist die Benennung desselben als Palaestra inschriftlich bezeugt; vgl. auch Petron. 27. Es ist also das umgekehrte Verhältnis wie bei den griechischen Gymnasien und Palaestren, welche als Nebenraum auch ein Bad enthielten. Zur Palaestra gehörte dann auch das kalte Schwimmbad, piscina, natatio, welches auch in den beiden genannten pompeianischen Bädern erhalten ist. Wanne piscinae Cass. Dio LV 7, 6. Plin. ep. II 17, 11; vgl. Val. Max. IX 1, 1.

Um zu veranschaulichen, wie diese Räume in einer mässig grossen Anlage gruppiert sein konnten, geben wir zunächst den Grundriss der sog. Stabianer Thermen in Pompeii:

Pauly-Wissowa II2 2751-Stabianer-Thermen-Pompeii.png

[2753] Durch den Haupteingang 1 und den Nebeneingang 8 betritt man die Palaestra 2; rechts an dieser ist 3 eine mit Fliesen belegte Bahn, auf der von 9 aus Steinkugeln gerollt wurden, deren zwei hier gefunden sind, 10 Platz eines Aufsehers der Palaestra (?). Weiter links das Schwimmbassin 6 und neben demselben zwei, ursprünglich je ein flaches Bassin enthaltende bedeckte Räume, 5 und 7, etwa 0, 65 m. tief, in welche aus der Westwand ein Wasserstrahl fiel. Sie dienten wohl zu Abwaschungen und Douchebädern; doch ist in 7 das Bassin später ausgefüllt und der Raum anderweitig verwandt worden. 4 Auskleideraum mit Spuren von Schränken an den Wänden. Rechts an der Palaestra die eigentlichen Baderäume: 21–25 Männer-, 16–19 Frauenbad, in der Mitte [2754] zwischen beiden die Heizvorrichtung 20. Und zwar sind 24 + 25 und 16 Apodyterien, dieses mit zwei besonderen Strasseneingängen 15, 17, jenes mit zwei Vorräumen 26, 27, welche Bänke für die wartenden Diener enthalten. 22 Frigidarium, während 16 in einer Ecke das Bassin für das kalte Bad enthält. 18, 23 Tepidarien, 19, 21 Caldarien, beide mit alveus am einen und labrum am anderen Ende. Endlich liegen an dem Gange 13, mit Eingang von der Strasse und von der Palaestra, vier in der letzten Zeit nicht gebrauchte Einzelzellen mit je einer gemauerten Wanne, und der Abtritt 14.

Um die Lage des Laconicum klar zu machen, folgt hier noch der Grundriss der Centralthermen:

Pauly-Wissowa II2 2753-Zentralthermen-Pompeii.png

[2753] 1 Apodyterium und Frigidarium, 2 Tepidarium, 3 Caldarium mit zwei alvei und einer kleinen Wanne statt des Labrum, 4 Laconicum. Zwei Heizvorrichtungen sollten bei 5, 6 angebracht werden; 7 Piscina. Mit den anderen pompeianischen Bädern verglichen, zeigt dieses einen auch von Seneca ep. 86, 11 hervorgehobenen Fortschritt: die grossen nach Südwesten und Südosten gewandten Fenster, entsprechend auch der Vorschrift Vitruvs, dass, weil am Nachmittag gebadet werde, die Fenster nach Südwesten gerichtet sein sollen.

[2754] Während bei Anlagen dieser Art die Baderäume beliebig und auch ganz unsymmetrisch, wie es eben die jedesmaligen Raumverhältnisse erforderten, angeordnet sein konnten, hat sich für die grossen Thermen, wie sie namentlich von den Kaisern angelegt wurden, ein bestimmter Typus entwickelt, der uns in den im wesentlichen übereinstimmenden Anlagen des Titus (Traian), Caracalla, Diocletian und Constantin vorliegt. Umstehend Grundriss des Hauptgebäudes der Thermen des Diocletian. Dasselbe liegt, wie auch in [2755] den anderen gleichartigen Anlagen, inmitten eines grossen, wohl durch Gartenanlagen gezierten Platzes, der von einer verschiedene Räume (in [2756] den Caracallathermen Einzelzellen für kalte Bäder) enthaltenden Einfriedigung umgeben ist. Sowohl die Einfriedigung als das Gebäude selbst

Pauly-Wissowa II2 2755-Baths-Diocletian.png

[2755] haben die Form eines länglichen Rechtecks. In dem Gebäude liegen in der kürzeren Achse in einer Linie 1 Piscina (in den Thermen des Caracalla bedeckt), 2 Frigidarium = Apodyterium (in den Publicationen irrig Tepidarium genannt), 3 Tepidarium, 4 Caldarium, letzteres etwas vor die der Piscina entgegengesetzte Front vorspringend, um möglichst viel Sonne aufzunehmen. Das Frigidarium, enthält vier geräumige Wannen, ebenso in den Diocletians- und vermutlich auch den anderen Thermen das Caldarium. Neben dem Tepidarium liegen die Heizvorrichtungen. Ein Laconicum ist nicht nachgewiesen worden. Seitwärts von diesen Hauptbestandteilen des Bades liegen, vollkommen symmetrisch, andere Räume, deren Bestimmung im einzelnen nicht nachgewiesen werden kann. In allen Fällen aber liegt zu jeder Seite des Frigidariums ein grosser Säulenhof, der zum Lustwandeln sowie auch zum Ballspiel und anderen körperlichen Übungen dienen konnte.

Diesen Typus wiederholt auch die grosse Badeanlage von St. Barbara bei Trier, mit Anbequemung an das rauhere Klima durch eine grössere Zahl geheizter Nebenräume, welche zu jeder Seite der grossen Haupträume um eine geräumige (20 + 11,20 m.) calida piscina gruppiert sind. Merkwürdigerweise scheint es sicher, dass die grosse kalte Piscina an der Stelle, wo man sie erwarten müsste, nicht vorhanden war. Die in den Nebenräumen der einen Hälfte des Baues (von [2756] der anderen ist nur ein kleiner Teil ausgegraben) zahlreich gefundenen Kämme, Haarnadeln und Spinnwirtel scheinen darauf zu deuten, dass diese, wenigstens in der letzten Zeit des Bestehens der Anlage, von Frauen benutzt wurden; doch kann hieraus nicht auf die bei der Erbauung obwaltende Absicht geschlossen werden, und keinenfalls ist das Gebäude eine eigentliche Doppelanlage, da alle Haupträume nur einmal, in der Achse des Baues, vorhanden sind.

In letzterer Beziehung nehmen die Thermen von Thelepte in Africa eine besondere Stellung ein. Hier liegt in der Achse die Piscina; diese ist nur einmal vorhanden, alles andere aber doppelt: Frigidarium, Tepidarium, Caldarium, Laconicum. Es scheint also, dass hier Männer und Frauen getrennt waren, die Piscina aber gemeinsam benutzten, jedoch so, dass diese auf der einen, jene auf der andern Seite derselben ihren Auskleideraum hatten (Arch. des miss. scient. 3. S. XIII 116ff.).

Die Art des Badens war je nach Neigung oder ärztlicher Vorschrift vielfach verschieden; vgl. z. B. Celsus I 4. IV 5; mehr bei Daremberg zu Oribas X 1. Doch lassen sich, teils aus den Schriftquellen, teils aus den Badeanlagen selbst, drei Hauptarten nachweisen. 1. Die gewöhnlichste und vollständigste Art war folgende: Man machte erst irgend welche körperliche Übungen; namentlich das Ballspiel vor dem Bade war sehr beliebt. Sen. ep. 56, 1. Petron. 27. Martial. VII 32, 7. [2757] XII 82, 3. XIV 163. Plin. ep. III 1, 8. V 6, 27. Dann entkleidete man sich im Apodyterium oder Tepidarium, ging nach kurzem Aufenthalt in letzterem in das Caldarium, schwitzte dort, nahm ein warmes Bad, kehrte dann entweder durch das Tepidarium oder auf anderem Wege, wenn ein solcher vorhanden war (Lucian. Hipp. 7), in das Apodyterium (bezw. Frigidarium) zurück, nahm ein kaltes Bad, kehrte dann ins Caldarium (oder Laconicum, wenn ein solches vorhanden) zurück, schwitzte nochmals und liess sich endlich abreiben, Gal. X 708. 713 K.; über das letzte Schwitzen ebd. 714. 2. Man ging durch das Tepidarium in das Laconicum (wenn ein solches vorhanden war; sonst ins Caldarium), schwitzte dort, kehrte dann in das Apodyterium (Frigidarium) zurück und nahm ein kaltes Bad oder liess sich mit kaltem Wasser übergiessen, Mart. VI 42, 16. Petron. 28. Suet. Aug. 82. Im Laconicum war die Luft trocken (arido vapore, Mart. a. O.), während man sie in den anderen Räumen feucht zu halten bestrebt war, Gal. X 724 K. Agathinus bei Oribas. X 7, 9. 3. Man erwärmte sich durch Übungen in der Palaestra, welche so die Stelle des warmen und Schwitzbades vertraten (Gal. X 717), und badete dann, nach Abstreichung von Staub und Öl, kalt in der Piscina, Ovid. trist. III 12, 21.

Mit dem Bade waren Salbungen mit Öl verbunden. Man salbte sich vor und während des Schwitzens (Gal. X 724. Oribas. X 1, 21) und wieder nach Beendigung des ganzen Bades, Gal. X 725. Petron. 28. Nach Cels. I 4 salbte man sich zuerst im Tepidarium. Was mit dem unctorium bei Plin. ep. II 17, 11 gemeint ist, wird nicht klar, vielleicht ist unctorium hyocauston ein Laconicum, wie im Griechischen ἀλειπτήιον (s. d., dann sind die duae cellae das Tepidarium und Caldarium). Bei Sidon. Apoll. ep. II 2, 4 scheint die cella unguentaria zwischen Frigidarium und Caldarium zu liegen, also dem Tepidarium zu entsprechen. Eigene Räume zum Salben sind in den pompeianischen Bädern sicher nicht vorhanden, nur an das Männerapodyterium der Forumsthermen stösst ein kleiner dunkler Raum; doch konnte derselbe allenfalls zur Aufbewahrung des Öls (elaeothesium, übrigens ein nur beim Gymnasium vorkommender Name, Vitruv V 11, 12), nicht aber zum Salben dienen. Durch das Salben nach dem Bade glaubte man Erkältungen zu vermeiden, Gal. X 481 K.

In Betreff der Temperatur des Bades waren zu verschiedenen Zeiten die Neigungen verschieden. Während man in älterer Zeit eine mässige Temperatur liebte, war in der ersten Kaiserzeit die Vorliebe für hohe Wärme- und Kältegrade aufgekommen, Cels. I 3. Sen. ep. 86, 10. 11. Petron. 72; piscinae nivatae Suet. Nero 27. Doch scheint es, dass in der Zeit der Flavier mit dem grossen Luxus jener Zeit auch diese Neigung abgekommen war und man wieder eine mässigere Temperatur bevorzugte, Mart. X 48, 3.

Der raffinierte Luxus verfiel auch darauf, dem Badewassser Wohlgerüche, auch gewürzte Weine und dergleichen beizumischen, Plin. n. h. XIII 22. Hist. Aug. Elag. 19, 8. 21, 6. Zu Heilzwecken wurden auch Medicinalien in das Badewasser gethan. Antyllos bei Oribas. X 2.

Für die Dienstleistungen des Salbens, Abtrockens, [2758] Abstreichens (destringere) und Abreibens (defricare), Haarausrupfens (depilare) brachte man sich den oder die Diener mit, wenn man sie hatte. Wer keinen Diener hatte, rieb sich selbst ab, indem er sich für seine Rückseite wohl auch der Wände des Baderaumes bediente, Hist. Aug. Hadr. 17, 6. Dass man im Bade selbst Leute (aliptae, iatraliptae, alipili) fand, die dergleichen Dienste gegen Bezahlung leisteten, ist zwar an sich mehr als wahrscheinlich, doch setzt die a. O. erzählte Anekdote offenbar voraus, dass es nicht der Fall war; vielleicht war dies zu verschiedenen Zeiten verschieden. Das Schabeisen (strigilis) und die Ölflasche (ampulla) brachte man mit oder liess sie durch einen Sclaven hinbringen; ebenso die Tücher, lintea, zum Abtrocknen, Plaut. Pers. 124; Stich. 228. Cic. de fin. II 30. Mart. XII 70, I. 82, 7. XIV 51. Apul. flor. I 9, 34; met. I 23. Lucian. Lexiph. 2.

An der Spitze der Verwaltung einer Badeanstalt steht der balneator, Plaut. Poen. 703. Cic. p. Cael. 62; Phil. XIII 26, der mit dem conductor und auch mit dem Besitzer identisch sein kann (Dig. III 2, 4, 2. XIX 2, 30, 1). Dieser hatte ein je nach der Grösse der Anstalt verschieden grosses Personal unter sich: zum Bewachen der Kleider (Dig. III 2, 4, 2), zum Heizen (fornacarii, Dig. XXXIII 7, 14) und zu anderen Arbeiten. Dagegen scheint es, dass das Geschäft des capsarius, der gegen Bezahlung die Sachen der Badenden in einem Kasten verwahrte, eine von der Badeverwaltung unabhängige Industrie war, Dig. I 15, 3, 5. Ed. Diocl. VII 75. CIL VI 9232.

Mit den grösseren Badeanlagen waren Speisewirtschaften (popinae) verbunden, und es wurden auch sonst Esswaren (Würste, Gebäck) zum Kauf angeboten: das betreffende Treiben schildert Seneca ep. 56, 2; vgl. auch Lucian. Hipp. 5. Das Essen und Trinken in den Bädern wird oft erwähnt, Plaut. Trip. 406. Quintil. I 6, 44. Sen. ep. 122, 6. Mart. XII 19. 70. Von den pompeianischen Badeanlagen haben nur die Centralthermen vier an einem Durchgangsraum vor dem Apodyterium liegende Räume, die solchen Zwecken gedient haben können; in den übrigen stehen die Tabernen mit dem Innern des Bades in keiner Verbindung. Palladio Le terme dei Romani. Becker-Göll Gallus III 104ff. Marquardt Privatl. d. Römer² 269ff. Daremberg et Saglio Dict. des ant. I 648.

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