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Griechische Mythologie

Ein Toter auf seiner letzten Reise mit Charon und Hermes Psychopompos. Charon nimmt den Fahrpreis von ein Obolus. Charon war in der Zeit von Homer wahrscheinlich noch nicht bekannt (und den Obolus gab es auch nicht), der Dichter erwähnt Charon nicht

Charon (griech. Χάρων: „grimmiger Weißer“, etruskisch Charun) war in der griechischen Mythologie der düstere greise Ferge, welcher die Toten für einen Obolus (Münze) über den Totenfluss Acheron (häufig werden auch die Flüsse Lethe oder Styx genannt) setzte, damit sie ins Reich des Totengottes Hades gelangen konnten.

Namen

Insgemein wird dieser von χαίρω, ich freue mich, hergeleitet, also, daß er durch einen Gegensatz einen bedeuten soll, bei dem und um den gar nichts fröhliches ist. Serv. ad Virgil. Aen. VI. v. 299. Zwar wollen ihn auch einige bald von χώρα, der Ort, Kaum, bald von χάνδακος, χανδάνω, oder auch κεχηνέναι, aufsperren, fassen, herleiten.

Da er den Namen von χαίρω, ich freue mich, hat, so deuten ihn einige auf die Freude, welche bei einem Menschen entsteht, wenn er in dem Tode sein Leben erwägt, und, indem er seine begangene Sünden betrachtet, in seinem Gemüt zwar betrübt und verwirrt wird, welches die höllischen Flüsse sind, über die er gehen muß; allein, wenn er doch dabei auch an die Barmherzigkeit Gottes gedenket, wieder froh wird, und den Tod willig und ohne Furcht aussteht. Nat. Com. lib. III. c. 4. Andere deuten ihn bloß auf die Zeit, Serv. ap. Chartar. Imag. 47. a. die zwar alt ist, jedoch aber an Kräften nicht abnimmt. Die zerrissenen und schlechten Kleider, die er an hat, bemerken die nichtigen Dinge dieser Zeit, die wir im Leben oft sehr hoch achten, im Tode aber unrein und unnütz befinden. Den Namen hat er von der Freude, in Absicht auf die Gottlosen, nach dem Gegensatze; in Ansehung der Frommen aber im Ernste, weil viele weise Leute dafür gehalten, daß man sich freuen solle, wenn ein Mensch stirbt, hingegen sich betrüben, wenn einer zu so vielen Ängsten und Ungemach geboren wird. Omeis Mythol. in Charon, s. p. 74. Noch andere gehen mit seiner Deutung auf die Zeit auch noch weiter, und soll er des Erebos Sohn sein, weil auch die Zeit von Gottes geheimem und verborgenem Ratschlusse entstanden; wobei denn ferner seine Mutter die Nacht ist, weil, ehe die Zeit war, noch kein Licht gewesen. Er hält sich bei den Unterirdischen auf, weil die Seligen im Himmel keine Zeit nötig haben. Er führt die Seelen der Verstorbenen über den Acheron, weil uns die Zeit, so bald wir nur geboren worden, auch wieder nach dem Tode zuführt, da inzwischen unser ganzes Leben ein Acheron, oder ohne Freude ist, und was dergleichen gar gute Deutungen mehr sind. Boccacc. lib. I. c. 40.

Genealogie

Er war der Sohn der Nyx (Nacht) und des Erebos. Seine Geschwister sind Ker, Moros, Hypnos, Aither, Hemera, Thanatos, Hesperiden, Momos, Eris, Moiren, Nemesis.

Griechische Mythologie

Ein toter mit einer Obolus Münze bereit Charon zu bezahlen

Aufgabe

Charon brachte die Toten über den Fluss Acheron (häufig werden auch die Flüsse Lethe oder Styx genannt) zum Eingang des Hades. Auf die Fähre dieses unbestechlichen Fährmannes durfte nur, wer die Begräbnisriten empfangen hatte und dessen Überfahrt mit einer Geldmünze unter der Zunge als Obolos bezahlt worden war. Jene Toten, die kein Begräbnis erhalten hatten und denen Charon deshalb den Zugang verwehrte, mussten hundert Jahre am Styx warten und an seinem Ufer als Schatten umher irren.

Griechische Mythologie

Charon auf dem Styx, Joachim Patenier, 1515-24.

Gestalt

Die Griechen dachten sich Charon als einen finsteren und grämlichen Alten, mit einem dunklen Schifferkittel bekleidet, wie er z. B. auf dem Gemälde des Polygnot in Delphi zu sehen war und vielfach auch auf attischen Gräbervasen abgebildet ist.

Die Etrusker dagegen stellten sich ihn als eine Art von Würger dar, von einem schreckliche halbtierischen Äußeren und mit einem großen Hammer bewaffnet, bald in der Schlacht mordend, bald die Verstorbenen in die Unterwelt geleitend oder Wache an der Grabespforte haltend.

Schließlich ward er zum Repräsentanten der Unterwelt und des Todes und lebt in dieser Bedeutung noch jetzt in den Liedern der Neugriechen fort als Charos oder Charontas, der mürrische Greis, der bald wie ein schwarzer Vogel auf sein Opfer niederschießt, bald als fließender Reiter die Scharen der Verstorbenen durch die Lüfte zum Totenreich führt.

The Barque Of Charon Print by After Pierre Subleyras

The Barque of Charon, Nach Pierre Subleyras

Griechische Mythologie

Michelangelo: Charon treibt die Verdammten aus seinem Boot in die Hölle (Auschnitt des "Jüngsten Gerichts"), Fresco, Vatikan, 1536-41.

Die erste Erwähnung von Charon in der griechischen Literatur scheint ein durch Pausanias erwähntes Gedicht Minyen zu sein. Das Gedicht gibt der Legende von Charon einen ägyptischen Ursprung, was durch Diodor aus Sizilien bestätigt wird. Weitere Erwähnung findet er in Vergil's Aeneis und später von Dante Alighieri, der ihn in die Christliche Mythologie in seiner „Göttlichen Komödie“ überträgt.

Griechische Mythologie

Eine (schwangere ???) Frau gibt Charon ihr totes Kind, Lekythos Vasenmalerei

Charon als Namengeber

Nach Charon war der Charonkreis benannt, der sich anfangs des 20. Jahrhunderts um die Dichter Otto zur Linde und Karl Röttger gebildet hatte.

Charon Print by Attributed to Werner van den Valckert

Charon, Werner van den Valckert zugeschrieben

Aeneas The Sibyl And Charon Print by Giuseppe Maria Crespi

Aeneas die Sibylle und Charon, Giuseppe Maria Crespi

Hercules Gets Cerberus From The Underworld, Charon The Ferryman Of The Styx Print by Jacob van Campen

Herakles holt Kerberos aus der Unterwelt, Charon der Fährmann der Styx, Jacob van Campen

Psyche Giving Her Coin To Charon Print by Attributed to Henry Tresham

Psyche gibt Charon ihre Münze, Henry Tresham zugeschrieben

Literatur

R.H. Terpening, Charon and the Crossing: Ancient, Medieval and Renaissance Transformations of a Myth, Lewisburg/Pa. 1985.

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