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Verwaltungsbereich : Westgriechenland
Präfektur : Ätolien-Akarnanien
Aitoliko und Messolonghi
Etoliko, auch Aitoliko (gr.: Αιτολικό) ist eine Lagunenstadt mit 5.307 Einwohnern (2001) im Nomós (Präfektur) Aitolo-Akarnania ("Sterea Ellas", mittleres Westgriechenland) im Bereich des Deltas des Flusses Acheloos, an der Straße von Messolongi nach Astakos, abseits der Hauptstraße von Mesolongi nach Agrinion und Arta. Sie ist zwischen den antiken Städten Pleuron (die den Namen eines Sohnes des mythologischen Vaters Aitolos trägt, während die in der Nähe liegende antike Stadt Kalydon den Namen des anderen Sohnes trägt) und Oiniadai gelegen. Der Name der kleinen Landstadt Etoliko erinnert als einziger noch an den hier in der Antike wohnhaften Stamm der Aitoler, der im 4. und 3. vorchristlichen Jahrhundert einen Städtebund gründete und damit eine wichtige politische Rolle spielte.
Die Stadt
Die Altstadt von Etoliko liegt recht romantisch auf einer Insel zwischen zwei Lagunen, deren eine, die Lagune von Etoliko, sich nach Norden erstreckt, und deren andere, die Lagune von Mesolongi (der antike Kynia-See), weitläufig und immer breiter werdend sich weit im Süden, an Mesolongi vorbei, in den Golf von Patras und damit in das Ionischen Meer ergießt, wo an dieser Stelle am 7. 10. 1571 die Seeschlacht von Lepanto (heute Naupaktos) ihren blutigen Verlauf nahm. Die Insel wird mit zwei schmalen Brücken, von denen die Bewohner von Etoliko gerne ihre Angeln auswerfen, über den Wasserverbindungen zwischen den beiden Lagunen (die östliche Brücke ist außerordentlich langgestreckt mit zahlreichen Pfeilern), mit dem Festland nach Osten und nach Westen hin verbunden. Gezeitenkräfte lassen hier regelmäßig in wechselnder Richtung starke Strömungen entstehen.
In der Kirche der Taxiarchen ist die historische Quelle zu sehen, die während der türkischen Belagerung der Stadt im Unabhängigkeitskrieg auf der sonst trinkwasserlosen Insel die Belagerten mit Frischwasser versorgte. Die Quelle soll sich durch türkischen Artilleriebeschuss aufgetan haben. Im Vorhof der Kirche liegt das Grab der Kyra Basilikis, der Ehefrau Ali Paschas von Ioannina.
An der Promenade im Westen der Insel kann man unter Palmen den Sonnenuntergang direkt am Wasser in einem der Restaurants genießen. Dort und in den Tavernen von Aitoliko sind besondere Spezialitäten geräucherter Aal und Avgotaracho, in Wachs gehüllter Fischrogen.
Das Delta und die Lagunen
Das Delta des Acheloos ist nach der weiter im Süden an der großen Mesolongi-Lagune liegenden Stadt Mesolongi (auch Bezirkshauptstadt) benannt, das Mesolongi-Delta, dem ausgedehntesten Delta Griechenlands. Die Mesolongi-Lagune, eine der größten Lagunen des Mittelmeerraumes, ist im Durchschnitt nur 1,5 Meter tief. Sie ist vom Golf von Patras durch Sandbänke getrennt und wird von dort mit frischem Seewasser versorgt, während die Etoliko-Lagune bis zu 30 Meter tief und brackig ist.
Wirtschaftlich von Bedeutung sind neben der Landwirtschaft die weitflächigen Salinen zwischen Etoliko und Mesolongi, die Fischzucht in den Lagunen sowie Fischfang. Die Lagunen sind mit die fischreichsten Gewässer Griechenlands. Die Fischer der Lagune können wegen des flachen Wassers hier ihre Boote auch staken (aber wegen der riesigen Lagune und der großen Entfernungen ist der Außenbordmotor nicht wegzudenken). An verschiedenen Stellen finden sich Pilades, Fischerhütten auf Pfählen. Bebauung und Abwasser sind im gesamten Deltabereich streng reglementiert, ein großer Teil steht unter Naturschutz, es herrscht Jagdverbot. In diesem Gebiet leben u. a. über 170 Vogelarten.
Geschichte
Um 900 n. Chr. wurde der byzantinische Flottenstützpunkt Naupaktos (Lepanto) am Korinthischen Golf Hauptstadt des Themas (Verwaltungsbezirk) Nikopolis. Die neue Hauptstadt wurde durch die Anlage von Festungen im Vorfeld gesichert. Eine dieser Festungen war Aitoliko, günstig zur Verteidigung auf der Insel in den Lagunen gelegen. Seit dem 12. Jahrhundert führt die sich inzwischen zur Stadt entwickelte Inselfestung den Namen Anatolikon. Eine erste schriftliche Erwähnung aus dieser Zeit stammt von Benjamin ben Jona 1172/73 (Reisen des Benjamin aus Tudela): „Von dort ist es eine halbe Tagesreise bis Anatolikon, das an einem Nebenarm des Meeres liegt.“ 1406 vertreibt der Herr von Kephalonia (der größten der Ionischen Inseln), Carlo I. Tocco, die Albaner aus Anatolikon. Allerdings zwingen die Venezianer die Tocchi, ihre Einnahmen aus den Salzgärten und Fischgewässern von Anatolikon mit ihnen zu teilen. Etwa 1430 wurde Anatolikon türkisch.
Während des griechischen Unabhängigkeitskrieges vom osmanischen Reich Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Etoliko ein wichtiger Ort des Widerstands. Das für Angreifer nur schwer zugängliche Etoliko erlebte drei türkische Belagerungen. 1823 konnten in einer ersten Belagerung, zusammen mit Mesolongi (wo Lord Byron im April 1824 starb), die nur etwa 500 griechischen Verteidiger 15.000 Türken unter Omer Pascha erfolgreich widerstehen. Ebenfalls wurde eine zweite Belagerung abgewehrt. Erst in einer dritten Belagerung konnte Etoliko, etwa gleichzeitig mit Mesolongi (11. April 1826), von den Türken wieder eingenommen werden. 1829 erkannte im Vertrag von Adrianopel die Hohe Pforte die Autonomie Griechenlands an und Etoliko wurde frei.
Kostis Palamas (1859 –1943):
Du kamst mit einem Korsarenschiff,
ein Versteck suchtest du und Unterschlupf,
du ankertest hier, um zu planen
neuen Raub und weiteren Mord.
Korsar, du warst verliebt
in den See, den ruhigen,
und bist Fischer geworden.
Literatur
Lauffer, Siegfried (Hrsg.): Griechenland, Lexikon der historischen Stätten. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1. Aufl., Verlag C.H.Beck, München 1989, ISBN 3-406-333028
Liebscher, Mike: Griechenland, Naturreiseführer, 1. Aufl., NTV Natur- und Tier-Verlag, Münster 2003, ISBN 3-931587-82-7
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