Meister des Marienlebens
Gemälde
Maria mit Kind und Hl. Bernhard
Marienaltar: Begegnung an der Goldenen Pforte
Als Meister des Marienlebens wird ein vermutlich um 1460 bis 1490 im Köln des Mittelalters tätiger Maler bezeichnet. Der spätgotische Künstler erhielt seinen Notnamen nach dem von ihm geschaffenen Bildzyklus für einen Altar zum Marienleben, der sich ursprünglich wohl in der Kirche St. Ursula in Köln befand.
Identifizierung
Lange Zeit wurde angenommen, dass der Meister des Marienlebens mit dem gleichzeitig in der Region tätigen Meister der Lyversberg-Passion identisch sei. Die klare Zuordnung mancher Werke ist deshalb umstritten.
Da nach Benennung des Meisters des Marienlebens noch weitere anonym gebliebene Künstler zu finden sind, die ebenfalls als Hauptwerk ein Marienleben schufen (so z.B. der Meister des Aachener Marienlebens[1] bzw. zur Unterscheidung von Bildern mit gleichem Motiv (z. B. der Gemäldezyklus „Mainzer Marienleben“) anderer namentlich nicht sicher bekannter Meister wird er manchmal mit dem Zusatz Kölner Meister aufgeführt.
Stil und Einfluss
Da der Stil des Meisters des Marienlebens starken niederländischen Einfluss durch Rogier van der Weyden oder Dierick Bouts zeigt, wird seine Lehrzeit in den Niederlanden vermutet. Er übernimmt von ihnen die Räumlichkeit und Betonung der Einzelfiguren in der Gesamtkomposition. Mit Beginn seines Schaffens im Kölner Raum zeigt sich dann der Einfluss von Stephan Lochner. Die Farbgestaltung des Meisters des Marienlebens orientiert sich an der anderer Maler der sogenannten Kölner Malerschule seiner Zeit, jedoch beginnt er, verwandte Farben zu größeren geschlossenen Gebieten zusammenzufassen und somit einen eigenen Stil mit prächtigem Kolorit zu prägen[2]. Das umfangreiche Werk des Meisters und der von ihm geleiteten Werkstatt beeinflusste damit andere zeitgenössische Kölner Maler. Einige vormals dem Meister des Marienlebens zugewiesene Werke werden heute dem Meister der Lyversberger Passion, dem Meister des Bonner Diptychons oder dem Meister der Georgslegende, wohl ein Schüler oder Gehilfe des Meisters des Marienlebens, zugeordnet.[3] Der Meister von Werden soll ebenfalls mit ihm in Verbindung gestanden haben.
Der Altar mit Szenen des Marienlebens
Sieben Bilder des vom Meister des Marienlebens um 1460 geschaffenen Zyklus zum Marienleben aus der Kirche St. Ursula in Köln sind heute in München in der Alten Pinakothek (Inventar WAF)[4]. Ein weiteres ist in der Londoner National Gallery (Inventar NG) erhalten.
Begegnung von Joachim und Anna an der goldenen Pforte, Inv.-Nr. WAF 618,
Geburt Mariens, Inv.-Nr. WAF 619
Tempelgang Mariae, Inv.-Nr. WAF 620
Vermählung Mariae, Inv.-Nr. WAF 621
Verkündigung an Maria, Inv.-Nr. WAF 622
Heimsuchung Mariae, Inv.-Nr. WAF 623 (mit dem Stifter Johann von Hirtz)
Himmelfahrt Mariae, Inv.-Nr. WAF 624
Darstellung Jesu im Tempel, Inv.-Nr. NG 706
Weitere Werke (Auswahl)
Meister des Marienlebens: Maria mit Kind und dem Hl. Bernhard, um 1480. Köln, Wallraf-Richartz-Museum
Neben den Hauptwerken des Marienlebens sind vor allem sein ältestes noch erhaltenes Werk, ein um 1460 im Auftrag von Nikolaus von Kues geschaffenes Passionstriptychon des Meisters des Marienlebens in der Kapelle des St. Nikolaus-Hospitals in Bernkastel-Kues, sowie einige Werke im Kölner Wallraf-Richartz-Museum[5] von Bedeutung (Inv. Nr. WRM 136, WRM 128). Daneben werden dem Meister oder seiner Schule Wandgemälde in Köln zugeschrieben. Kunsthistorisch wichtig ist auch eines der frühesten selbständigen, weltlichen Porträts, das der Meister in Köln schuf. Das seit mindestens 1823 in der Karlsruher Sammlung nachweisbare Bild zeigt wohl einen Gelehrten vor einer Landschaft.[6]
Bildnis eines Baumeisters. München, Alte Pinakothek Inv.-Nr. WAF 612
Bildnis eines Gelehrten. Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle [6]
Kreuzigung. Bernkastel-Kues, St. Nikolaus-Hospital
Kreuzigung, um 1465. Köln, Wallraf-Richartz-Museum
Kreuzabnahme, um 1465. Köln, Wallraf-Richartz-Museum
Maria mit Kind und Hl. Bernhard, um 1480. Köln, Wallraf-Richartz-Museum
Maria auf der Mondsichel. Bamberg, Residenzmuseum, Inv.-Nr. WAF 647
Literatur
F. Burger et al. (Hrsg.): Handbuch der Kunstwissenschaft – Die Deutsche Malerei vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance. Bd. 11. Potsdam-Neubabelsberg 1924.
Der Meister des Marienlebens. In: G. Goldberg und G. Scheffler: Altdeutsche Gemälde. Köln und Nordwestdeutschland. (Bayerische Staatsgemäldesammlungen. Alte Pinakothek, Gemäldekataloge 14). München 1972 S. 352ff.
Hans M. Schmidt: Der Meister des Marienlebens und sein Kreis: Studien zur spätgotischen Malerei in Köln. Schwann-Verlag, 1978
F.-G. Zehnder: Gotische Malerei in Köln, Altkölner Bilder von 1300 - 1550. 2. Aufl. Köln 1993.
A. Scherer: Drei Meister – eine Werkstatt. Die Kölner Malerei zwischen 1460 und 1490, Diss. phil. Heidelberg 1997 (Microfiche).
A. Scherer: Neues zum Meister des Marienlebens. In: F. M. Kammel und C. B. Gries: Begegnungen mit alten Meistern. Altdeutsche Tafelmalerei auf dem Prüfstand (Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums. Wissenschaftliche Beibände, 17), Nürnberg 2000, S. 123-137.
Hans M. Schmidt: Meister des Marienlebens. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 716 f. .
Weblinks
Literatur von und über Meister des Marienlebens im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Kurze Biografie in der fotothek
Einzelnachweise
Katharina Liebetrau, LVR-LandesMuseum Bonn: Meister des Aachener Marienlebens - Gemälderestaurierung: Untersuchungs- und Restaurierungsbericht eines Tafelbildes Inventarnummer: 22476 (GK 135 A), o.J., Online, aufgerufen 30. April 2011
A. L. Plehn: Farbensymmetrie und Farbenwechsel; Prinzipien deutscher und italienischer Farbenverteilung. Studien zur deutschen Kunstgeschichte. Hkitz & Mündel 1911, S.81–82
siehe NDB
BStGS K-R Bestandsliste der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen K-R,. o.J.
Wallraf-Richartz-Museum & Foundation Corboud: Vollständiges Verzeichnis der Gemäldesammlung. 1986 und
Wallraf-Richartz-Museum & Foundation Corboud: Altkölner Malerei. Katalog des Wallraf-Richartz-Museum XI. 1990
Bildnis eines Gelehrten. Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Inventar-Nummer 139 (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive) im Internet Archive auf archive.org, Stand: 28. September 2007
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