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Valerius Maximus war ein lateinischer Schriftsteller und Autor einer Sammlung historischer Anekdoten während der Zeit des Kaisers Tiberius.


Über seine persönliche Geschichte ist nichts bekannt außer seiner Herkunft aus einer armen Familie und dass er alles Sextus Pompeius verdankte, dem Konsul des Jahres 14, Prokonsul von Asia, den er im Jahr 27 in den Osten begleitete. Dieser Pompeius war er Art Mäzen, zu dessen literarischem Zirkel auch Ovid gehörte, und ein Freund des Germanicus, des literaturinteressiertesten Mitglieds der kaiserlichen Familie.


Der Stil von Valerius’ Schriften deutet an, dass er ein professioneller Rhetoriker war. Im Vorwort gibt er zu verstehen, dass es als banale Sammlung historischer Anekdoten zum Gebrauch in Rhetorikschulen gedacht sei, um die Schüler die Kunst der schönen Rede durch Verweise auf die Geschichte zu lehren. Nach den Manuskripten war der Titel "Factorum et dictorum memorabilium libri novem" (Neun Bücher denkwürdiger Taten und Aussprüche). Die Erzählungen sind lose und unregelmäßig arrangiert, jedes Buch ist in Abschnitte aufgeteilt, jeder Abschnitt trägt als Titel das Thema, am häufigsten Tugenden und Laster oder Fehler und Schwächen, das die Geschichten im Abschnitt veranschaulichen sollen.


Die meisten Erzählungen stammen aus der römischen Geschichte, aber jeder Abschnitt hat auch einen Anhang, der Auszüge aus den Annalen anderer Völker, vor allem der Griechen bringt. Das Werk zeigt deutlich die beiden Gefühle, die häufig und von fast allen römischen Autoren des Prinzipats untergemischt werden: einerseits, dass die zeitgenössischen Römer degenerierte Geschöpfe angesichts ihrer eigenen republikanischen Vorfahren sind, andererseits, dass die Römer, wie degeneriert auch immer, immer noch haushoch über den anderen Völkern der Welt stehen – und insbesondere den Griechen moralisch weit überlegen sind.


Die Hauptquellen des Autors sind vor allem Cicero und Livius, aber auch Sallust und Pompeius Trogus. Valerius behandelt das Material achtlos und wenig intelligent, jedoch sind seine Zusammenstellungen – abgesehen von Brüchen, Widersprüchen und Anachronismen – aus der Sicht des Rhetorikers treffende Darstellungen der Umstände oder Eigenschaften, die er im Auge hat. Selbst aus dem Blickwinkel der Historiker ist Valerius einiges zu verdanken. Er benutzt oft Quellen, die heute verloren sind, und wo er seine eigene Zeit berührt, gewährt er einige flüchtige Blicke auf die vieldiskutierte und äußerst ungenügend aufgezeichnete Regierung des Tiberius.


Seine Einstellung gegenüber dem kaiserlichen Haushalt wurde oft missverstanden, da er als ähnlicher Schmeichler wie Martial gesehen wurde. Aber wenn man die Referenzen an die kaiserliche Regierung sorgfältig betrachtet, sind sie weder in ihrer Art noch in ihrer Anzahl außergewöhnlich. Wenige werden heute Tiberius, zieht man alle seine Handlungen als Regent in Betracht, solch einen Titel wie salutaris princeps gönnen, der früheren Generationen als Muster schamloser Schmeichelei erschien. Die wenigen Anspielungen auf Caesars Mörder und Augustus reichen kaum über den konventionellen Stil des Zeit hinaus. Die einzige Passage, die tatsächlich ekelhaft genannt werden kann, ist die heftige rhetorische Tirade gegen den Prätorianerpräfekten Lucius Aelius Seianus..


Valerius Werk verdient hauptsächlich Beachtung als Kapitel in der Geschichte der lateinischen Sprache. Ohne es wäre unser Blick auf den Übergang vom klassischen zum „silbernen“ Latein wesentlich schlechter. Im „Valerius“ werden in einer groben Form all die rhetorischen Entwicklungen der Zeit präsentiert, ohne die Tünche der Vernunft eines Quintilian und nicht durch den Geschmack und Feinheit eines Tacitus kultiviert. Die direkte und einfache Aussage wird gemieden und die Neuigkeit um jeden Preis gejagt. Die Barriere zwischen der Wortwahl der Poesie und Prosa wird niedergerissen; der Gebrauch der Wörter ist angespannt, monströse Metaphern werden erfunden, erschreckende Kontraste, dunkles Geraune und grelle Adjektive sind üblich, die unnatürlichsten Variationen werden auf einer künstlichen Skala grammatischer und rhetorischer Sprachfiguren gespielt. Es ist eine aufschlussreiche Lektion in der Geschichte der lateinischen Sprache, eine Passage bei Valerius mit seinen Entsprechungen bei Cicero und Livius zu vergleichen.


In den Manuskripten des Valerius ist ein zehntes Buch überkommen, das sogenannten Liber de Praenominibus, eine Arbeit eines viel später zu datierenden Grammatikers.


Die Sammlung des Valerius wurde viel in Schulen genutzt, und seine Popularität im Mittelalter ist durch eine große Anzahl erhalten gebliebener Exemplare bezeugt. Wie von anderen Schulbücher auch, wurden von ihm Auszüge erstellt, von denen einer, der den Namen Julius Paris trägt und wohl aus dem 4. oder 5. Jahrhundert stammt, vollständig erhalten blieb, darüber hinaus ein weiterer von Januarius Nepotianus. Beide Auszüge sind in den Ausgaben von Karl Felix Halm (1865) und C. Kempf (1888) enthalten.

Weblinks
Valeri Maximi factorum et dictorum memorabilium libri novem (lateinisch)


Ausgaben
C. Kempf (Hg.): Factorum et dictorum memorabilium libri IX. (1888, Nachdruck 1982)

F. Hoffmann (Übers.): Sammlung merkwürdiger Reden und Thaten. (5 Bände, 1828-29)

Valère Maxime. Faits et dits mémorables. Tome I : Livres I-III ; Trad. Robert Combès. Paris : Les Belles Lettres ; Collection des Universités de France, 2003, 341 S.

Valère Maxime. Faits et dits mémorables. Tome II : Livres IV-VI ; Trad. Robert Combès. Paris : Les Belles Lettres ; Collection des Universités de France, 2003, 275 S.

D. Wardle (Hg. & Übers.): Valerius Maximus′Memorable Deeds and Sayings, Book I. Oxford : Clarendon Press, 1998, 301 S.

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