Titus Petronius, genannt Arbiter (* um 14, † 66 n. Chr.), auch bekannt unter den wohl unzutreffenden Namen Gaius Petronius, Gaius Petronius Arbiter oder Publius Petronius Niger, deutsch mitunter auch Petron, war ein römischer Politiker und der Autor des satirischen Romans Satyricon.
„Petronius ist einer der Größten der Weltliteratur...“[1].
„Das, was er geben wollte, hat er mit einer Genialität zu geben vermocht, die in der römischen Literatur unerreicht dasteht“[2]
Name
Zeitgenössische und frühe Quellen lassen den Vornamen Titus als sicher erscheinen.
- Frühester Zeuge für das praenomen T.[itus] ist Petrons Zeitgenosse Plinius der Ältere († 79).[3]
- Plutarch († um 125) nennt ihn ausdrücklich "Titos".[4]
Die Erwähnung als „Gaius“ bei Tacitus[5]) ist demgegenüber solitär und sekundär[6]. H. C. Schnur zufolge[7] war „Gaius“ lediglich eine fehlerhafte Ergänzung von Scaliger.
Petronius stammte wohl aus der Linie der Petronii ohne Cognomen.[8] Die in der aktuellen Forschung mitunter vertretene Identifizierung mit dem Suffektkonsul des Jahres 62, Publius Petronius Niger, ist kaum haltbar.[9]
Die handschriftliche Überlieferung sowie Zitate bei späteren Schriftstellern nennen stets nur „Petronius“, „Arbiter“, „Petronius Arbiter“, wobei das fälschlich als Cognomen aufgefasste Arbiter Petron offensichtlich durch seine Funktion als arbiter elegantiae Neros zuwuchs.
Erst im 13. Jh. erscheint die durch eine Verwechslung mit dem Togatendichter Lucius Afranius seltsam entstellte Form „Petronius Affranius“.
Leben
Vom Leben des Titus Petronius ist nur wenig mehr überliefert, als das, was Tacitus (Annalen 16, 18–19) berichtet.
Sein Werk bezeugt eine erstklassige Ausbildung. Die Zeit von 29-35 dürfte er mit seinem Vater in Asia zugebracht haben, die im Satyricon erwähnten Städte Ephesos, Pergamon und Troia dürfte er jedenfalls selbst gekannt haben.
Nach Tacitus verbrachte Petronius den Tag im Schlaf, die Nacht in Geschäften. Und obwohl er einen mit großem Aufwand betriebenen Müßiggang trieb, galt er nicht als Verschwender, sondern als gebildeter Kenner feiner Genüsse. Seine lockeren Sprüche wurden ihm als Aufrichtigkeit angerechnet.
Dass dieser Müßiggang allerdings nur eine Facette seines Lebens – und vielleicht auch nicht einmal authentisch – war, bewies er (möglicherweise in den Jahren 57-59) als energischer Prokonsul von Bithynien, sowie bald darauf (Nov./Dez. 60?) als Konsul.
Aus gegenseitigen Anspielungen in den Werken des Petronius und des Neroberaters Seneca hat man auf eine literarische Fehde der beiden Schriftsteller geschlossen.
Nero nahm ihn um diese Zeit unter seine wenigen Vertrauten auf und überließ ihm die Rolle als „Schiedsrichter des feinen Geschmacks“ (arbiter elegantiae). Hieraus dürfte sich später der Beiname "Arbiter" ergeben haben.
Vom Prätorianerpräfekten Tigellinus im Jahre 66 wohl aus Neid der Teilnahme an der Pisonischen Verschwörung gegen Kaiser Nero beschuldigt, kam Petronius einer Verurteilung zuvor. Seinen Freitod inszenierte er auf betont lockere, natürliche Art (von Tacitus als Gegenstück zum Philosophentode von Seneca beschrieben), er schnitt sich die Pulsadern auf; Sein Testament enthielt keine Lobhudeleien an den Kaiser, sondern eine detaillierte Schilderung von Neros neuesten Lastern.
Plinius d.Ä. ergänzt, dass Titus Petronius kurz vor seinem Tod eine kostbare Schöpfkelle aus Flussspat zerbrach, damit sie nicht auf den Tisch Neros gelangte.
Werk
Obwohl der satirische Roman Satyricon, von dem lediglich größere Teile erhalten sind, in zeitgenössischen Quellen nicht (direkt) erwähnt wird, gilt die Verfasserfrage heutzutage als geklärt. Von den zahlreichen Anspielungen auf Personen und Ereignisse ist keine jünger als die Nerozeit (54-68 n. Chr.).
Einzelne Bruchstücke sind - zumeist aus sprachlichem Interesse - verstreut bei vielen Schriftstellern und Grammatikern des Altertums überliefert.
Nachleben
Die Figur des gebildeten Lebemannes Petronius erscheint im Roman Quo Vadis von Henryk Sienkiewicz und danach z. B. in der Verfilmung von Mervyn LeRoy (1951). Zum Nachleben seines Werks siehe unter Satyricon (Petron).
Literatur
- Edward Courtney: A companion to Petronius. Oxford Univ. Press, Oxford 2001, ISBN 0-19-924594-0
- Konrad Müller (Hrsg.): Petronii Arbitri Satyricon Reliquiae. Erweiterte und korrigierte Ausgabe der 4. Auflage von 1995. München und Leipzig 2003, ISBN 3-598-71257-X
- József Herman (Hrsg.): Petroniana. Gedenkschrift für Hubert Petersmann. Winter, Heidelberg 2003, ISBN 3-8253-1384-0
Weblinks
Literatur von und über Titus Petronius im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Anmerkungen
- ↑ Ludwig Gurlitt "Vorwort" in: Petronius Satiren, Berlin 1923, S. 9
- ↑ Otto Weinreich: Römische Satiren (Zürich 1970) S. LXXXVIII
- ↑ Plinius, Naturalis historia 37, 20
- ↑ Plutarch, de adulatore et amico.
- ↑ Tacitus, Annalen 16, 18. In Annalen 16, 17, wird „T.“ konjiziert, doch findet es sich nicht in den Handschriften.
- ↑ So auch Sullivan, in: Petronius: The Satyricon and Seneca The Apolocynthosis. Revised edition. Übers. ins Englische von J. P. Sullivan. Harmondsworth/New York (1987) S. 12.
- ↑ Petron: Satyricon. Ein römischer Schelmenroman. Übers. u. erläut. v. Harry C. Schnur. OA 1968, Bibliographisch ergänzte Ausgabe Stuttgart (1982) S. 251.
- ↑ "P. gehörte zu dem Zweig der Petronii des 1. Jhs. n. Chr., die kein Cognomen führten" R. H.[anslick] in: dtv-Lexikon der Antike. Philosophie Literatur Wissenschaft. Bd. 3 S. 300. R.H. vermutet als Vater C. Petronius (cos. 25). Dass Petronius zur Linie der Petronii ohne Cognomen gehört vertritt auch Courtney "Tacitus' conspicuous avoidance of a cognomen implies that the man had none"(Courtney (2001) S. 6)
- ↑ Zur Geschichte dieser Fehlzuschreibung im Artikel P. Petronius Niger.
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