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Komos. 1) Jacobs in seiner Ausgabe der Philostratoi (1825) 202–215, grundlegend und für damals erschöpfend, eine Fundgrube für Einzelheiten.
1. κῶμος ,Umzug nach dem Symposion'. Frey (nicht Schwarz, wie o. Bd. IV S. 619, 12 zitiert ist) De comissationibus veterum, Altdorf 1744, als Stellensammlung noch brauchbar. Art. K. in Baumeisters Denkm., dürftig. Ebeling Lexic. Homer. 959 mit den antiken Erklärungen und neueren Etymologieen.
a) Die Etymologie des Worts, Prellwitz Etym. Wörterb.² 255. Boisacq Dict. Et. 544, ist nicht klar; Ableitung von κώμη schon Pollux IX 37 und so Bezzenberger. Κωμάζειν hieße also ursprünglich ,durchs Dorf ziehen‘ (so Scaliger bei Frey 6) oder ,aufs Dorf gehen‘, weil man dort ungebundener ist; die Parallele mit unseren Studenten, die auf [1287] die ,Bierdörfer‘ ziehen, klingt zwar recht unwissenschaftlich, ist aber doch zu erwägen. Denn der Wortbedeutung nach ist Zusammenhang mit κώμη jedenfalls wahrscheinlicher als Verwandtschaft mit ai. çā, çiçāti, ,beschenkt, bewirtet‘, lat. cibus, Osthoff, da es sich beim κ. um eine Bewirtung nicht handelt. Freilich geben Passow und Pape
b) als Bedeutung von κ. an: ,jeder festliche Schmaus, jedes festliche Gelage, das dann in einen Umzug übergeht‘. Auch andere sind dieser Ansicht; ältere Literatur bei Jacobs 215; noch jüngst nahm Walde Etym. Wörerb.³ 157 unter cibus als Bedeutung ,Festschmaus, fröhliches Gelage‘ an, und Kappus Berl. phil. Wochenschr. XXXV 195 übersetzte Hom. Hymn. Herm. 481 κ. mit ,Gelage‘; zu dieser Stelle s. Ebeling a. a. O. Das scheint mir aber nicht richtig zu sein; es handelt sich beim κ. weniger oder nicht um Schmaus und Gelage, sondern wesentlich um die beim und durch das Trinken entstehende Fröhlichkeit und den fröhlichen Umzug der Trunkenen. Für κωμάζω, κωμαστής, ἐπίκωμος, /αζω geben auch die Lexika, ohne Bezug auf Mahl und Gelage, ganz richtig nur die Bedeutungen: veranstalte einen Umzug – Teilnehmer an einem Umzug – (bin) zum Umzug gehörig; falsch dagegen wieder Passow und Pape unter φιλόκωμος..
κ. = Mahl: Herod. I 21 (so, nicht, wie bei Stephanus, Passow, Pape: I 121) findet zwar ein reichliches Mahl statt, aber das πίνειν καὶ κώμῳ χρᾶσθαι ist doch wohl davon verschieden. Denn anderwärts wird δαίς (Hom. Hymn. Herm. 481) oder θάλεια (Plat. Staat 573 d. Idomeneus bei Athen. XII 532f = FHG II 491, 4) oder δεῖπνον (Plat. Theait. 173 d) oder ἑστίασις (Herodian. hist. III 12, 23) ausdrücklich neben κ. genannt; besonders lehrreich ist Plut. quaest. conv. I 6 p. 624 c, wo vier Trünke, beim πρόπομα [so die Lexika; πρόπωμα Bernardakis] Frühschoppen, ἄριστον, δεῖπνον und dann beim κ. deutlich geschieden werden. So mag also ein Mahl dem κ. oft oder meist vorangegangen sein, doch ist es nicht im Begriffe des Wortes enthalten.
κ. = Gelage. Aber auch mit Symposion kann κ. nicht gleichbedeutend sein (mehr Belege für den Gebrauch des Wortes als bei Stephanus s. bei Frey und Jacobs). Im wesentlichen weisen nur zwei Stellen darauf hin, Xen. Symp. 2. 1 (über das Wegnehmen der Tische, die Spende und das Absingen des Paians s. o. Bd. IV S. 611, 16 und 26; man steht also am Beginne des Symposions) und Eur. Alk. 804. 815 (dort stört Herakles durch übermäßiges Zechen im Hause; an einen Umzug durch die Straßen kann schon deswegen nicht gedacht werden, da ja dem Herakles die dazu nötigen Gefährten fehlen; s. u.). – Eine weitere Reihe von Belegen scheidet für die Bedeutungsuntersuchung vorläufig aus, da in ihnen κ. allerdings = Symposion, aber auch = Umzug sein kann und sie also nichts beweisen: Theogn. 940 (Theognis kann sich in der verwichenen Nacht seine Stimme durch zu vieles Trinken, aber auch durch Singen und Lärmen beim nächtlichen Umzug verdorben haben). Eur. Alk. 343f.; Kykl. 445. 451. 508. Xen. Cyrop. VII [1288] 5, 25. Paulus Römerbr. 13, 13 (Luther: ,Fressen‘ nicht wortgetreu; eine genaue deutsche Übersetzung ist freilich nicht möglich, s. u.). Plut. quaest. conv. a. a. O. Anacreont. 6 (43, 16 Rose). Lukian. Tox. 12 (,nahm ihn nicht mehr mit zu Gelagen‘, die ja oft in den Häusern der Hetairen stattfanden, oder: ,zu nächtlichen Umzügen‘). Philostr. Eik. I 25, 3 (p. 330 Kay.). Anth. Pal. V 281 (wo φιλάκρητοι κῶμοι sich nicht auf Gelage zu beziehen braucht, s. u.). [Über Arist. Plut. 1040 bin ich nicht klar. Der Jüngling scheint zunächst zu einem Gelage zu gehen. Da er aber 1048 schon für betrunken gilt, so müßte ἐπὶ κῶμον doch wohl heißen: zu einem Umzug nach dem Gelage. Aber wo sind die anderen Komasten, mit denen zusammen er doch wohl vom Symposion aufgebrochen ist? Kann auch ein einzelner einen κ. veranstalten? Der Sache nach denkbar ist das schließlich, aber literarisch wohl nicht bezeugt; bei Kunstdarstellungen eines einzelnen Komasten, wie Arch. Jahrb. VII Anz. 172 Abb. 187, ist unklar, ob der Maler den Dargestellten nicht doch als Mitglied eines größeren Kreises gedacht wissen wollte.] Ebenso bleiben pindarische Stellen besser unberücksichtigt; Pindaros’ gewählte Sprache kann sehr wohl κ. in übertragenem Sinne anwenden und tut das auch: Nem. 3, 8 Festgesang, Pyth. 5, 28 Festreigen.
κ. = Umzug nach dem Gelage liegt dagegen in einer ganzen Reihe von Stellen ganz unmißverständlich vor. Wie nämlich die Ausdrücke des Mahls, so sind auch die des Trinkens ausdrücklich neben κ. gestellt, Dem. XLVII 19 κ. ... ἢ πότος, und zwar oft mit Beobachtung der zeitlichen Abfolge, d. h. so, daß der κ. zuletzt steht: Herodot. a. a. O. Xen. Cyrop. VII 5, 15 (vgl. VII 5, 25) πινοῦσι καὶ κωμάζουσι. Dem. LIX 33. Lukian. Abdic. 21 τίνας πότους ἀκαίρους, τίνας κώμους ἐγκαλεῖς; Plut. rei publ. ger. praec. 4 τῶν πότων καὶ τῶν κώμων. Cass. Dio LXV 3 μέθαι καὶ κῶμοι. Athen. VIII 348 c, und es empfiehlt sich doch wohl, auch hier die Bezeichnung zweier verschiedener Tätigkeiten zu sehen. Dazu sagt Herodot κώμω χρᾶσθαι πρὸς ἀλλήλους. Das wäre ohne Sinn, wenn es sich um ein Gelage an ein und derselben Stelle handelte; vielmehr heißen die Worte: zu zechen und trinkend von einer Gruppe zur andern zu ziehen. Ähnlich Xen. Cyrop. VII 5, 26. Plut. Ant. 26 κωμάζειν παρά τινα. Bei Aisch. Agam. 1143 K. = 1188 W. handelt es sich um die von Menschenblut trunkene Schar der Erinnyen, die zwar im Hause Unruhe stiftet, aber dort gewissermaßen einen lärmenden Umzug vollführt. Sicher ist Eur. Kykl. 536f. κ. ein Umzug nach dem Gelage außerhalb des Hauses. Stellen wie Eur. Kykl. 534. Isaios III 13, wo von Schlägereien beim κ. die Rede ist, passen wohl besser auf den Umzug schon Betrunkener als auf die Teilnehmer eines Symposions; vgl. Aristain. Briefe 2, 19. Schließlich heißt κ. oft übertragen einfach ,Schar von Gefährten‘ (κ. ἀνέρων Pind. P. 5, 27, wozu Studniczka Kyrene 80). Diese Übertragung meint aber nicht die Gefährten beim Symposion, sondern die beim Umzug. Denn es ist zu beachten, daß in solchen Fällen fast immer (Eur. Alk. 918; Hipp. 55; Phoin. 791; Troad. 1184; Ion 1197; auch Hiket. 390; Bakch. [1289] 1167. Pind. Ol. 8, 13) ein Ausdruck des Gehens oder Aufnehmens (vgl. Plat. Nom. 637 a ἀπάντων κωμάζοντι μετὰ μέθης) bei κ. steht; es handelt sich also um eine Bewegung von Ort zu Ort wie Plut. Alex. 67 κώμῳ χρώμενος διὰ τῆς Καρμανίας. Völlig klar ist schließlich der Ausdruck κωμαστής und die ganze Situation Plat. Symp. 212 c. d. 223 b.
Somit ergibt sich: a) κ. = Mahl liegt nicht vor; h) κ. = συμπόσιον scheint nur an zwei Stellen unzweifelhaft zu sein; diese können jedoch auch anders erklärt werden, s. u.; c) κ. = συμπόσιον oder = Umzug findet sich öfter; d) κ. = Umzug, besonders als ,fröhlicher, lärmender Umzug Betrunkener‘ ist an vielen Stellen sicher. Daraus folgt doch wohl, daß man als Hauptbedeutung ,Umzug‘ nehmen und also auch die unter c) fallenden Stellen so deuten muß. Aber auch als Grundbedeutung ist ,lärmender, lustiger Umzug‘ anzusetzen; die unter b) genannten Stellen widersprechen nicht direkt. In der Euripideischen Alkestis stört die lärmende Zecherei im Trauerhause wie der Lärm eines Umzugs; Xenophon im Symp. wollte wohl betonen, daß der Syrakosier seine Truppe zur ,Lustbarkeit beim Weine‘ hereinführte, und dieser Begriff muß der Grund für den allerdings auffällig übertragenen Gebrauch des Wortes κ. sein.
Wir geben also die Bedeutung ,Gelage‘ als Hauptbedeutung, so wie sie Passow anführt, ganz auf. Etwas anders versuchte Passow die Schwierigkeit zu lösen: ,So wie nun Gelag, Wein, Musik, Gesang, Tanz, eine lustig schwärmende Menge, Fröhlichkeit und Ausgelassenheit die wesentlichen Bestandteile eines κ. waren, so ward dieses Wort wieder zur Bezeichnung eines jeden einzelnen derselben gebraucht‘. Das ist alles ganz richtig, wenn man ,Gelage‘ streicht. Musik, Gesang, Tanz usw. kann κ. wohl bedeuten (Belege für ,Lied‘ Jacobs 203f. Studniczka Kyrene 80, für ,Tanz‘ 204; für ,Flötenspiel‘ [mit Tanz; κῶμος, τετάκωμος, ἡδύκωμος] Tryphon bei Athen. XVI 618 c), aber diese Einzelbedeutungen sind von κ. = Umzug abzuleiten, bei dem ja dies alles auch eine Rolle spielt, nicht von κ. = Gelage. Wo aber κ. dies letztere zu bedeuten scheint, da überwiegt doch über den Begriff des Trinkens der dionysischer Fröhlichkeit, das Kennzeichen des Umzugs.
Diese ins einzelne gehende Bedeutungsbestimmung mußten wir vornehmen, um den Umfang abzugrenzen, in dem wir Sitten und Gebräuche beim κ. und Kunstdarstellungen von κῶμοι. hier zu behandeln haben. Wir scheiden also Mahl und Gelage aus und verweisen dafür auf die Art. Cena (coena), Comissatio, Symposion hier und bei Daremberg-Saglio; für uns kommt nur κ. als Umzug in Betracht.
c) Nach den literarischen Quellen unterrichten über die Gelegenheiten, bei denen κῶμοι veranstaltet wurden – an Götterfesten, besonders denen des Dionysos (mit Phalloskult? Arnold in Baumeisters Denkm. I 384); an denen andrer Götter: s. u.; bei privaten Zusammenkünften, wobei sich der κ. formlos an eine Zecherei im Freundeskreise anschließt –, über die κῶμοι, die zum Hause eines Freundes führen, wo man weiter zecht, oder vor die Tür der Geliebten, [1290] wo man ein Ständchen bringt, über Musik und Tanz beim κ. ausreichend und bequem Passow und Pape, auf die verwiesen sei. Wir ordnen hier die Einzelheiten in den Abschnitt e) ein.
d) Alter der κῶμοι. Nicht deutlich genug ist aber in den Lexicis darauf hingewiesen, daß sich κ., κωμάζειν, κωμαστής nicht bei Homer finden (erst Hymn. Herm. 481) und daß das schwerlich Zufall ist (anders Jacobs 203). Man könnte sich z. B. die Freier sehr wohl als übermütige Komasten denken; aber Hom. Od. II 396ff. lenkt Athena ihre Aufmerksamkeit von der nächtlichen Abfahrt des Telemachos nicht durch einen κ. ab, und auch XVIII 428 gehen sie ganz artig und ruhig nach Haus. Es mag also die Sitte des κ., sich erst mit dem zunehmenden Kultus des Dionysos herausgebildet haben, der in Griechenland nicht alteinheimisch und bei Homer noch etwas Neues ist, Nägelsbach-Autenrieth Hom. Theol.³ 113. 417. Voigt in Roschers Myth. Lex. I 1029, 54ff. Kern o. Bd. V S. 1011, 66. Und so waren auf spartanischem Gebiete offizielle κῶμοι an Götterfesten überhaupt nie eingeführt, und auch private wurden bestraft; nicht ebenso in Tarent, Plat. Nom. 637 a. b. Die erste Erwähnung des κ. findet sich Hesiod. Schild 281 (nach Idomeneus bei Athen. XII 532f [FHG II 491, 4] waren die Peisistratiden Hippias und Hipparchos Erfinder der θαλίαι und κῶμοι). Von da an hat übrigens das Wort durch die gesamte Literatur hindurch die bestimmte, oben angegebene Bedeutung, so daß wir oben berechtigt waren, Zeugnisse aus ganz verschiedenen Perioden heranzuziehen; es haben sich wohl Nebenbedeutungen abgezweigt, aber ein eigentlicher Bedeutungswandel fand nicht statt. Demgemäß hat sich die Sitte des κ. wohl im ganzen eigentlichen Altertum unverändert erhalten.
In der Spätzeit dagegen scheinen die κῶμοι abgekommen zu sein, vielleicht unter dem Einflusse des Christentums (Paulus eifert dagegen, s. o.). Wenigstens glaubt man es den Erklärungen der späten antiken Gelehrten (bei Ebeling, s. o.; töricht z. B. Eustath. Od. 1749, 28, 1843, 48: zu κῶμα Schlaf) anzumerken, daß sie den κ. nur aus der Literatur, nicht mehr als Brauch ihrer Zeit kennen; und für die byzantinische studierende Jugend paßte er auch wohl kaum. – Κωμασία, das nur bei späteren Autoren vorkommt, bezeichnet nicht den zügellosen K. Bezechter, sondern einen festlichen Aufzug, eine Prozession.
Die literarischen Nachrichten über den κ. werden in willkommener Weise ergänzt durch
e) Kunstdarstellungen. Dionysisches Treiben ist auf einer Unzahl antiker Kunstwerke dargestellt, sehr häufig auch der frohe κ. nach dem Symposion. Dieses Material ist noch nicht monographisch zusammengefaßt worden, was sich namentlich in kulturhistorischer Beziehung wohl lohnen würde. Hier kann schon aus räumlichen Gründen keine Behandlung des gesamten bildlichen Materials gegeben werden, die, wenn sie genau sein wollte, sehr ins einzelne gehen müßte; in den Hauptsachen aber, auf die es zunächst ankommt, bieten viele Vasen mit κ.-Darstellungen [1291] mit ermüdender Gleichförmigkeit immer wieder dasselbe, was in allen erhaltenen Darstellungen zu zitieren hier nicht lohnt. Es soll also nur an einzelnen bezeichnenden Beispielen gezeigt werden, wie lebendig die Kunstdarstellungen die literarischen Nachrichten illustrieren. Verzeichnisse von κ.-Darstellungen (keines auch nur annähernd erschöpfend) bei Stephani Compte rendu de la comm. arch. de St.-Pétersb. 1868, 83, 1. 84, 3, 4. Engelmann Ann. d. Inst. LI (1879) 244, 2. Holwerda Jahrb. IV 25ff. und in den größeren Vasenkatalogen, z. B. Jahn Vasensamml. zu München 385. Heydemann Vasensamml. im Mus. naz. zu Neapel 910. London, Brit. Mus. Cat. of Vases (Indices unter Revel). Helbig-Amelung Führer durch die Samml. in Rom II 508. o. Bd. VIII S. 1349, 63. Jahrb. Index I–X 65. Arch. Ztg. Index 130 und 341. Abbildungen von κ.-Darstellungen besonders bei Hartwig Griech. Meisterschalen 1893; einige bei Pellegrini Vasi greci delle necropoli felsinee 1912 (Index unter K. und Komasta; Tafeln dazu auch bei Zannoni Scavi della Certosa di Bologna 1876) und sonst; wichtigere Darstellungen sind unten genauer zitiert.
Offizielle κῶμοι an Götterfesten, besonders denen des Dionysos, sind inschriftlich (IG II 971, wozu Reisch o. Bd. V S. 399. Wilhelm Urkund. dram. Aufführ. 11. 244; die uns interessierende Überschrift abgeb. 16f. v. Wilamowitz GGA 1906, 2, 625. Reisch Ztschr. öst. Gymn. LVIII 294ff., dagegen Christ-Schmid Gesch. gr. Lit. I⁶ 234, 5. Pschor Berl. phil. Wochenschr. XXVIII 1485) und in der Literatur wohl erwähnt (an den großen Dionysien Demosth. XXI 517 a. E., an den Lenaien prolegg. de com. X b 117. XV 28 Dübn. [Gewährsmänner Joh. Tzetzes und Thom. Magister freilich zweifelhaft], vgl. Arist. Frösche 218; – Anspielung auf κῶμοι zu Ehren des Apollon Lukian. tragod. 75f.; an den Karneien Pind. Pyth. 5, 28f., wo jedoch κ. ἀνέρων, Ἀπολλώνιον ἄθυρμα wohl in übertragenem Sinne steht, s. o.; – zu Ehren des Attis Lukian. tragod. 35), aber nie beschrieben. IG II 971 ist die Bedeutung des Wortes κ. umstritten (Wilhelm u. a.: Festfeier im weiteren Sinne, v. Wilamowitz: Dionysische Prozession, Reisch: Schwarmzug, agonistische Organisation des K.-Gesanges, Schwarmchöre, da ein von Staats wegen gefeierter κ. auch K.-Sänger gehabt haben müsse, wofür meines Erachtens gar kein Anhalt vorliegt; Foucart [zitiert bei Wilhelm und Pschor]: Le retour en théâtre pendant lequel paradaient les cinq troupes qui se disputaient le prix; Pschor: Männerchöre; vgl. noch Nilsson Jahrb. XXXI 336, 3). ,Fest-feier‘ ist hier das wahrscheinlichste; dagegen wird Demosth. XXI 517 im Gesetze des Euegoros unter K. eine dionysische Prozession von Priestern gemeint sein, wie sie wohl mit Recht Pellegrini a. a. O. auf den Bologneser Vasen 234 = Zannoni Taf. 40 und 239 Abb. 57 erkennt. Die würdigen Herren, zum Teil mit Sonnenschirmen – also geht die dargestellte Handlung am Tage vor sich, während die privaten κῶμοι nächtliche Vergnügungen [1292] sind; Sonnenschirme in der Hand von Männern sind übrigens sonst wohl so selten, daß man meinen möchte, sie ständen hier in gewisser Beziehung zur Kulthandlung, wenn auch nur als ein den Priestern bei der anstrengenden Feier gewährtes Privileg –, die züchtige Verkleidung der Flötenspielerin, die Verhüllung der Frau durch den bis über die Nasenspitze hochgezogenen Mantel geben ein ganz andres Bild als die übermütige Gesellschaft und die nur halbbekleideten oder nackten Hetairen auf den unten zu besprechenden Vasen; gleichwohl zeigen der Tanzschritt und die Trinkgefäße, daß es sich um eine dionysische Prozession (so läßt sich in diesem Falle κ. einigermaßen getreu übersetzen) handelt, und der eine Teilnehmer auf der Vase 239 scheint nach der Haltung seines Kopfes schon etwas angetrunken zu sein oder doch mit Behagen etwas Gutes zu schmecken. Ähnlich ist das Bild auf einem Madrider Stamnos Leroux Vases de Madr. 155 pl. XIX und einer Wiener Amphora Laborde Coll. du Comte de Lamberg I 38 = Élite céram. IV 91 (Reinach Rép. Vases II 187). – Auch die Kinderkomoi, falls wir deren Existenz unten überhaupt mit Recht annehmen, wären natürlich nur am Tage und an den großen Götterfesten zu denken. – Aus Demosth. XIX 287 scheint hervorzugehen, daß man an den Götterfesten beim κ. Masken trug (dem Kyrebion wird vorgeworfen, daß er ἐν ταῖς πομπαῖς ἄνευ τοῦ προσώπου κωμάζει); doch ist dies Zeugnis, soviel ich sehe, vereinzelt, und ein solcher κ. mit Masken ist mir auch auf Bildwerken nicht bekannt. – Kannen wie die von Pagenstecher Exped. v. Sieglin II 3, 30f. 187ff., wo weitere Literatur, und Taf. XIII publizierte, deren Verwendung sich aus der Aufschrift ΚΩΜΟC ergibt, waren in hellenistischer Zeit gebräuchlich und zwar wohl an den offiziellen κῶμοι als Festkannen. – Im gräzisierten Ägypten findet sich κωμαστής als offizieller Terminus für einen Teilnehmer an religiösen Prozessionen, Wessely Aus d. Welt d. Papyri 16. Otto Priester und Tempel im hell. Äg. I 10. 95, 2. 129f. Grenfell-Hunt Ox. Pap. III 519, 10. 11. X 1265, 9. 21. Ein Verein οἱ ἀπὸ τοῦ γόμου, der im 3. Jhdt. n. Chr. an der ägyptisch-nubischen Grenze bestand, besaß ein eigenes κωμαστήριον, das mit Otto wohl als Versammlungsgebäude der κωμασταί (wo sie sich zur Prozession vorbereiteten), nach dem im Eingang dieses Artikels über die Bedeutung von κ. Gesagten aber kaum mit Poland Griech. Vereinsw. 465** als Raum für prunkende Gelage zu fassen ist.
Von dem κ., in dem man siegreiche Wettkämpfer unter Lobgesängen heimgeleitete, leitet man ἐγ-κώμιον ,Lob (beim κ.)‘ ab, Crusius o. Bd. V S. 2581, wo auch Nachweise von Stellen, in denen κ. = ἐγκώμιον steht; weiteres bei Flach bei Ersch und Gruber, Encykl. s. Komos.
Das Treiben des niederen Volkes beim κ. an einem der offiziellen Dionysosfeste wollte Hartwig a. a. O. auf einer von ihm Taf. 49 publizierten Schale des Euphronios in der Kais. Akad. in St. Petersburg erkennen, die er (Text 473) ,Rückkehr vom Brauronfeste‘ betiteln möchte. Dafür liegt wohl kein ausreichender Grund vor; [1293] es kann sich um einen κ. bei irgend einer Gelegenheit handeln. Sicher ist, im Gegensatz zu vielen anderen κ.-Bildern, direkt in der Weise der niederländischen Malerei des 17. Jhdts. niederes Volk mit unfeinem Gesichtsausdruck dargestellt, das an die eigentliche Festfreude die einer wüsten Prügelei schließt; es gibt blutende Nasen und so rohe Griffe wie den Arist. Plut. 955f. geschilderten. Aber gerade das in Brauron übliche Rauben der πόρναι, worauf sich Hartwig nach literarischen Quellen beruft, ist auf dem Bilde nicht dargestellt. Hartwig selbst sagt im Text 474 mit Recht, die Prügelei sei ganz allgemein die Bezechter, und es handle sich nicht, wie P. J. Meier Bull. 1884, 41 geglaubt hatte, gerade um den Besitz der einen Flötenspielerin. Wir reihen also dieses Bild unter die unendlich häufigen
Darstellungen von κῶμοι Privater. Diese können wirklich würdige Festfeiern sein, wie die eines pythischen Siegs, Pind. Pyth. 4, 2. Studniczka Kyrene 76. Aber hier steht κ. in gewählter Sprache und in übertragenem Sinne; im allgemeinen ging es bei den κῶμοι recht lustig, ja locker her, und die Bildwerke beweisen, daß Passow diese Vergnügungen nach den literarischen Quellen ganz hübsch und sachverständig als Umzug berauschter Jünglinge (nach Anacreont. 43, 16 und den Vasenbildern, z. B. Helbig-Amelung 496. 573 und sonst oft freilich auch älterer Herren) charakterisierte, ,denen es in den Häusern zu eng ward und die darum singend und tanzend unter Mutwillen aller Art durch die Straßen zogen, eine Freiheit, die die alte Welt [Ausnahme: Sparta, s. o.] den Fröhlichen durch keine Häscher und Auflaurer verkümmerte‘. Wer die Vasenbilder betrachtet, sieht mit Vergnügen, daß κῶμοι ja noch jetzt existieren, wenn sie auch heute nicht mehr so lasziv sind und ältere gesetzte Herren an ihnen nicht mehr teilnehmen. Im übrigen ist aber ein κ. nichts anderes als der nächtliche, leider mit Ruhestörung verbundene Unfug unserer trinkfrohen Jugend nach Verlassen der Kneipe, auf dem Nachhauseweg oder beim ,Umzug‘ in ein anderes Lokal; ,gassatim gehen‘ sagt für seine Zeit ganz hübsch der alte Frey. Die Sache also ist geblieben; nur die Alten aber – von den Neueren höchstens die Engländer mit revel – hatten mit κ. und comissatio dafür auch literaturfähige Namen, und das Wort κ. findet sich sogar in erhabener Poesie (es haftet auch der Teilnahme am κ. im allgemeinen nichts Entehrendes an, und man konnte ruhig seinen Sohn Philokomos nennen, s. u. 4). Ins Deutsche aber sollte man κωμάζειν nicht, wie das üblich ist, mit ,schwärmen‘ übersetzen. Das ist ein bloßes Buchwort, mit dem solche nächtliche Tätigkeit fröhlicher Jugend doch in Wahrheit kein Mensch bezeichnet (höchstens in der Redensart ,durchschwärmte Nacht‘); es fehlt uns eben für κ. und κωμάζειν ein entsprechender Ausdruck (so wie übrigens auch für συμπόσιον; ,Kneiperei‘ ist viel zu unedel, und ,Gelage‘ ist wiederum nur ein Wort des papiernen Stils).
Das Publikum dieser κῶμοι gehörte nach literarischen Quellen (Plat. Syrip. Plut. rei publ. ger. praec. 4) und namentlich nach Ausweis [1294] der attischen Vasenbilder durchaus guten Kreisen an (Studniczka Jahrb. II 166 über Vasenbilder, die κῶμοι von Mitgliedern des Peisistratidenhofs darstellen; – Ausnahme s. o.); es sind Leute, die auch in der Trunkenheit noch vornehme Haltung und Gebärden zeigen. So hielten sie auch darauf, sich nach der Mode zu tragen. Eine Zeitlang galten in Athen knotige Stöcke als Zeichen besonderer Eleganz, und die Schalenmaler versäumen nicht, sie den Komasten in die Hand zu geben, Hartwig Text 113, 1, Taf. 11 (Euphroniosschale in Krakau) und sonst. Hierher mag es auch gehören, daß die Komasten manchmal bis an die Waden reichende Stiefel tragen, die zu einer bestimmten (nur kurzen, Erbacher Griech. Schuhwerk, Diss. Würzburg 1914, 60) Zeit besonders beliebt und modern gewesen sein müssen, so auf einer Amphora im Vatikan, Gerhard Auserl. Vasenb. 126 (Reinach Rép. Vases II 68, 8), nach Helbig-Amelung 495 etwa zwischen 490 und 470 gemalt, auf einer Wiener bei Tischbein Coll. of engr. of anc. vases V 34 (Reinach II 344, 1), auf einem Psykter in London, Genick-Furtwängler Griech. Keramik Taf. 23, 1, danach in Baumeisters Denkm. Abb. 2133, nach Furtwängler Text 19 und v. Rohden bei Baumeister von Euthymides; andere Beispiele bei Erbacher (ebd. 53 über einen anderen Modeschuh der Komasten).
Während man an den Dionysosfesten schon tagsüber zechte und daher die offiziellen κῶμοι bei Sonnenschein stattfanden, s. o., deckte die lockreren privaten das Dunkel der Nacht, Theogn. 940 (Lukian. bis accus. 16 ist μεθ’ ἡμέραν κωμάζειν ein Charakteristikum des niemals nüchternen Polemon, also sonst nicht üblich; doch s. Plin. n. h. XXI 9); daher sind oft Fackeln dargestellt, so auf dem Wiener Krater Laborde I 32 (Reinach II 184, 2) oder bei Tischbein III 17 (Reinach II 313, 3).
Weiter nahm man auf den Umzug Schläuche und Amphoren mit, sei es um die geleerten wieder nach Hause zu tragen – die Symposien fanden ja oft in den Häusern der Hetairen statt –, sei es um unterwegs noch einen Vorrat für einen Trunk zu haben: Gerhard Auserl. Vasenb. 126 (s. o.). Tischbein IV 33 (Reinach II 328, 4). Pelike des Brit. Mus. Ann. d. Inst. LI tav. U (Reinach I 343, 1). Durisschale Paris, Louvre Hartwig 20 (Schlauch und Amphora). Pellegrini Fig. 42. Eimerchen (mit Wein?) auf Phlyakendarstellungen, Heydemann Jahrb. I 292, 182. 295. Die Skyphoi und Schalen, die man oft in den Händen der Komasten sieht, sind nach der Art, wie sie getragen werden, meist gefüllt zu denken; vgl. die Münchner Vase Jahn 1096 B. Daß man während des Umzugs weiter zechte, ist wichtig für die Erklärung von Anth. Pal. V 281 (Paulus Silentiarius). Dort würde man φιλάκρητοι κῶμοι zunächst als ,Gelage mit viel Genuß von ungemischtem Wein‘ fassen. Aber man sieht, daß trotz des Epithetons φιλάκρητος auch ,Umzüge‘ übersetzt werden kann; Kenner behaupten sogar, man greife erst in vorgerückterer Stunde zu schwereren Trünken. So würde φιλάκρητος gerade auf die Zeit des Umzugs passen, und das [1295] Epigramm ist dann kein Beweis für die Gleichung κ. = συμπόσιον.
Oft werden die gefüllten Schalen, darunter manchmal ziemlich große und also mit ihrem Inhalt nicht leichte, auf weit ausgestreckter Hand frei hinausgehalten. Das wird ein Gestus sein, mit dem die Schalenmaler die Eleganz des Trägers der Schale kennzeichnen wollten (Brygosschale in Würzburg, Furtwängler-Reichhold Griech. Vasenmal. Taf. 50 = Wiener Vorl. : Blatt. Conze VIII 5); aber vielleicht liegt auch eine Nüchternheitsprobe vor (auf dem zitierten Psykter Baumeister Abb. 2133 ist der bärtige Mann rechts betrunken), Holwerda Jahrb. IV 25f. Navarre bei Daremberg-Saglio IV 1580 zu Fig. 6694f., dort freilich in schwierigerer Körperhaltung (ebd. weitere Literatur).
Den Aufbruch zum κ. zeigt die Durisschale des Louvre, Hartwig Taf. 20. Wenn man in der Wohnung einer Hetaire speiste und zechte, brachte man das Mahl oder seinen Anteil daran in einem eigentümlich geformten und verzierten Korbe, der σπυρίς, mit. Solche σπυρίδες sieht man dann oft an den Wänden hangen, und auf unserem Bilde zeigt der Korb an, daß die dargestellte Szene noch im Hause vor sich geht; die völlige Nacktheit der einen Hetaire (vgl. die Würzburger Amphora im Stile des Euthymides, Furtwängler-Reichhold Taf. 103) aber deutet auf vorgerückte Nachtstunde, denn bei Beginn des Symposions sind die Mädchen noch bekleidet: Stamnos des Smikros in den Musées du Cinquantenaire in Brüssel, Mon. Piot IX 2; Brygosschale London, Brit. Mus., Hartwig 34.
Den eigentlichen κ. zeigt besonders schön und deutlich die zitierte Würzburger Brygosschale. Der ganze Zug, junge und alte Herren mit Stöcken und Trinkschalen, manche musizierend, ferner Hetairen, deren eine Flöte bläst, bewegen sich vergnüglich durch die Straßen; nicht allen gelingt es mehr, würdevoll zu gehen, vgl. eine Gruppe auf der Euphroniosschale van Branteghem Hartwig 47 und die Neapler Vase Heydemann Santang. 269 B. — Im Mittelbilde der Würzburger Brygosschale erweist eine freundliche Hetaire einem jungen Manne einen Liebesdienst; sie stützt ihm, da es ihm bös übel geworden ist und er sich erbricht, den Kopf; ähnliche Szenen Berlin, Furtwängler Vasen im Antiqu. 2309, Innenbild; Petersburger Schale (jetzt Ermitage) Hartwig Taf. 48.
Gern tanzt die fröhliche Gesellschaft oder einer aus ihrer Mitte, wie im Hause beim Symposion (jetzt verschollene Vase Gerhard Auserl. Vasenb. 196 = Reinach R. V. II 98; kein κ., die Lampe auf dem Ständer deutet auf das Innere eines Zimmers), so auf der Straße: Schale im Stile des Duris in Berlin, Furtwängler Vasen im Antiqu. 2289. Gerhard Trinksch. u. Gef. Taf. XIV 1—4; Vase der Ermitage, Compte rendu de...St. Pétersb., Atlas 1868 Taf. V 1 (Reinach I 28, 4) — oder geht diese Szene im Garten vor sich? —; Wiener Krater Laborde I 32 (Reinach II 184, 2); Tischbein III 17 (Reinach II 313, 3, ebenfalls im Garten?); Euphroniosschale Czartoryski in Krakau, Hartwig Taf. 11; Schale in Vulci, [1296] Mon. d. Inst. V tav. 85 (Reinach I 141).— Den persischen (Xen. anab. VI 1, 10) Tanz ὄκλασμα, der nach Arist. Thesm. 1175f. beim κ. auch in Athen üblich war, wollte Stephani Compte r. 1868, 79ff. auf Vasendarstellungen nachweisen; vgl. Holwerda Jahrb. IV 28. — Eine κωμαστικὴ ὄρχησις μάχας καὶ πληγὰς ἔχουσα bezeugt Pollux IV 100; Holwerda 27. (Die Vase Laborde II Suppl. 3. 4 zeigt eine Palaistraszene, keinen κ., Reinach R. V. II 247).
Oft mag sich ein κ. an Hochzeitsfeiern angeschlossen haben, wie es Hesiod. Schild 274. 281 geschildert ist; s. Jacobs 208. Über die Hochzeit auf dem philostratischen Gemälde s. u. 3 c.
Aus Platons Symposion ist bekannt, daß der Umzug die Komasten nicht immer nach Hause führte, sondern daß man mit durstiger Seele da einbrach, wo es noch etwas zu trinken gab. Eine bildliche Darstellung solcher Komasten werden wir unter 3 c nachzuweisen versuchen; eine andere, in Pompeii erhaltene, kenne ich nur aus der o. Bd. IV S. 619, 6 zitierten Beschreibung Maus., Oder man zog vor Liebchens Tür, Plut. amat. 8. p. 753 b. Aristain. Briefe 2, 19. Jacobs 205f. (nicht aber vor das Haus verheirateter Frauen, Isaios III 14). κωμάζειν wäre dann etwa mit ,fensterln‘ zu übersetzen, Jacobs 206; so Lukian. bis acc. 31 vgl. 16. 17.; amor. 54; oft steht es in ganz übertragenem Sinne, ohne Gedanken an eine vorhergegangene Zecherei, für ,ein Ständchen bringen‘, also = ᾄδειν τὸ παρακλαυσίθυρον: Theokr. III 1; -— κῶμον ἄγειν πρός τινα Bion IX 4; κωμάζειν εἴς τινα Alkiphr. Br. I 6, 2; ἐπί τινα Lukian. dial. mar. 1, 4. Auf Vasenbildern ist das meines Wissens nicht dargestellt; wohl aber zeigte einen κ. dieser Art, der bei Tage und auf Booten vor sich ging, ein Bild nach des älteren Philostratos Beschreibung Eik. I 12, 4 (p. 312f, Kay.) so anschaulich und lebenswahr, daß man die Kaīks auf dem Bosporos beinahe wirklich fahren zu sehen meint (Brunn N. Jahrb. XVII 1871, 32; daß die Witwe, um den ihr lästigen κῶμοι zu entgehen, in das einsame Haus am Bosporos gezogen sei, ist allerdings von Philostratos zur Ausschmückung seiner Beschreibung hinzufabuliert). — Ein andrer ἐπιθαλάσσιος κ., den nach der Schilderung in Alkiphrons Br. I 12 ein junger reicher Athener veranstaltet, entspricht etwa einer ,Wasserpartie mit Damen‘; das Wort κ. hat sich hier in seiner Bedeutung von der ursprünglichen, dem nächtlichen Umzug Bezechter, ziemlich entfernt und sich gewissermaßen veredelt, wie das der feineren Lebenshaltung der späteren Zeit entspricht.
Ein etwas übler Scherz der Symposiasten war die ἑωλοκρασία, das Übergießen eines eingeschlafenen Genossen mit abgestandenem Wein oder mit Fleischbrühe- oder Suppenresten; Hermann-Blümner Griech. Privataltert.³ 247, 4. Stephani Compte rendu de ... St. Pétersb. 1868, 89. Zur Abwehr unwillkommener Komasten dagegen dienten den Hetairen Güsse aus dem Fenster, Anth. Pal. V 281, wie deren einer vielleicht auf dem Vasenbilde bei Benndorf Griech. u. sizil. Vasenb. Taf. 44, danach Blümner in Baumeisters Denkm. II 790 dargestellt ist. (Doch braucht dort Herakles nicht in das [1297] Haus Einlaß begehrt zu haben; man könnte die Szene so fassen, daß er schon drinnen gezecht hat, beim Heraustreten an die frische Luft, wie das zu gehen pflegt, betrunken zusammengebrochen ist und nun für den im Hause verübten Unfug nachträglich durch den Guß bestraft wird.)
Man trank so viel, daß man sich erbrach; Darstellungen solcher Szenen s. o. Zu den bedenklichen Seiten des κ. gehörten auch die von den genannten Scheinkämpfen zu unterscheidenden wirklichen Streitereien und Prügeleien der Komasten, wie sie auf der beschriebenen Petersburger Euphroniosschale dargestellt und auch literarisch bezeugt sind, s. o. Schließlich regte der Wein die Sinnlichkeit an, und man genierte sich wenig, auch das darzustellen. Die Komasten sind meist wenig bekleidet, fast nackt z. B. auf der Vase des Euthymides München 378, Gerhard Aus. Vas. 188 (Reinach R. V. II 94), 21 ganz nackt z. B. München 439, von Pamphaios; denn man muß sie sich vom Weine erhitzt und den κ. in einer warmen südlichen Sommernacht denken. So zeigt sich die Sinnlichkeit bei einem schon älteren Komasten auf der zitierten Würzburger Brygosschale; auf der Hieronschale Rom, Castellani Hartwig Taf. 29 entblößt sich ein Jüngling obszön vor einer Flötenspielerin; geile Paiderasten Zannoni Taf. 79, 2. — Hartwig Text 113, 1 bespricht eine Darstellung, auf der eine Hetaire den Stock eines Jünglings, er ihre Flöte trägt. Das ist sicher bloß harmlose Vertauschung des Eigentums, und eine solche, freilich etwas freierer Art, würde man zunächst auch auf dem noch zu besprechenden κ.-Bilde bei Philostratos annehmen, wo Männer und Frauen die Kleider tauschen; das mädchenhafte Trippeln der jungen Herrn mag ja komisch gewirkt haben. (Xen. hell. V 4, 5f. Plut. Pel. 11; de gen. Socr. 29 sind keine Zeugnisse für solche Verkleidung, wohl aber die Berliner Schale 2289 Außenbild B.) Jacobs 210f. wies jedoch darauf hin, daß bei der Verkleidung auch die Knabenliebe eine Rolle spielte; der Eromenos wird in Mädchenkleider gesteckt und sozusagen als Knabe und Mädchen geliebt. — In diesem Zusammenhange fällt dann auch auf die von Engelmann Ann. d. Inst. LI tav. U (danach Guhl-Koner Leben d. Gr. u. R.⁶ 298 Fig. 375; vgl. Jahrb. VIII Anz. 72) bekannt gemachte Vase Brit. Mus. E 351 Licht, die einen ähnlichen Scherz, wohl ein wenig harmloserer Art, beim κ. zeigt. Zwar ist der eine Komast nicht als Braut gekleidet, aber er benimmt sich als solche und geht nur schamhaft und widerstrebend im Zuge, von einem anderen Komasten, dem fingierten Bräutigam, mehr gezogen als geführt. Reinach Rép. Vases I 343 bezeichnet die Darstellung zweifelnd als parodie d’une scène nuptiale; das scheint mir ganz richtig; zustimmend urteilt auch Jacobsthal Göttinger Vasen 61, der eine andere Erklärung Engelmanns widerlegt. Die zwei Komasten der Rückseite gehören meines Erachtens zu demselben κ.; wohl nicht richtig Reinach: se rendant à un banquet. — Die Kynodesme beim κ., Jüthner o. Bd. IX S. 2547, 14, steht kaum in besondrer Verbindung mit dem [1298] κ. (weil die Komasten tanzen und musizieren), sondern zeigt nur deren häufige Verwendung im alltäglichen Leben.
Im allgemeinen könnte man aus dem Gesagten und namentlich aus den Kunstdarstellungen den Schluß ziehen, das griechische Altertum sei allzu trinkfroh gewesen. Indes wäre das nicht richtig. Unsere Darstellung mußte die Zeugnisse sammeln und also häufen, darf aber damit nicht ein falsches Bild hervorrufen; für die zeitlich sehr große Periode, über die sich die Belege erstrecken, sind sie doch relativ sehr selten. Allzureichlicher Weingenuß war, obwohl er im Kult des Dionysos zum Gottesdienste hätte gehören können, nie nationale Eigentümlichkeit der Griechen oder gar Nationallaster; wie schon in homerischer Zeit (treffend Helbig Hom. Ep.² 265), so trinkt auch noch heute der Grieche seinen schönen Wein nach unseren Begriffen äußerst mäßig. Insbesondere dürfen die attischen Vasenbilder nicht zu falschen verallgemeinernden Schlüssen verleiten; sie stellen nur das Treiben eines Teils der attischen Bevölkerung, der vornehmen Kreise, dies aber mit besonderer Vorliebe dar; und wirkliche schlimme Betrunkenheit zeigen auch sie nur recht selten.
f) Von den Griechen kam, wie schon das von κωμάζειν abgeleitete Wort comissari (Walde Etym. Wörterb.² 182; nicht commissari) beweist, die Sitte des κ. zu den Römern, Varro
de l. l. VII 89. Sen. ben. VI 32, 1 (dort wirklicher κ.: pererratam nocturnis comissationibus civitatem); Grammatikerzeugnisse über die Comisatio bei Loewe-Goetz Corp. gloss. lat. VI 235f.; die Literaturangaben Maus o. Bd. IV S. 618, 50ff. ergänzen auch das hier für den griechischen x. Angeführte. Vermutlich haben, wie so vieles andre, auch die Etrusker den griechischen κ. übernommen; denn daß sie gerne, gut und viel aßen und tranken, gehört zu ihren charakteristischen Eigenschaften. Doch zeigt wenigstens das als Beleg für den etruskischen κ. angeführte Wandbild Canina Etr. maritima. Taf. 85 = Mus. Greg. II 94 Ausg. A (I 101 Ausg. B) = Micali Storia 68 keinen κ. in unserem Sinne, sondern ein Symposion mit Tanz. Inwieweit die Sitte des κ. auf italischem Boden bei den griechisch Gebildeten eine Nachahmung der griechischen blieb oder sich wirklich einbürgerte, kann ich nicht sagen; es fehlen hier Vorarbeiten noch mehr als für den griechischen κ.
[Lamer.]
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