ART

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2) Stadt in Mesopotamien am Euphrat. Iulians Heer, welches von Zaitha (Zautha) her kam, traf sie verlassen an; Zosim. III 14, 2. Ammian. Marc. XXIII 5, 8. XXIV l, 5. Die römischen Soldaten bekamen hier grosse Herden von Antilopen (cervi) zu Gesicht; auch ein sehr grosser Löwe wurde hier nach Ammian. XXIII 5, 8 erlegt (vgl. dazu Ritter Erdk. VI 715). Isid. ) Charac. 1 rechnet von Circesium an der Einmündung des Ἀβούρας (Ḫâbûr) in den Euphrat bis D. blos 10 σχοῖνοι. Zosimos zufolge zeigte man hier das Grabmal des Kaisers Gordianus III., welcher hier im J. 244 bei einem Soldatenaufstande den Tod fand; Ammian. XXIII 5, 7 verlegt den ,weithin sichtbaren Grabhügel‘ (longe conspicuum tumulum) nach Zaitha (s. d.). Nach Eutrop. IX 2, 3 errichteten die Soldaten dem [1847] Gordian einen Grabhügel – nur ein Kenotaph, da die Leiche nach Rom überführt wurde (Eutrop.) – beim 20. Meilensteine, von Circesium aus. Diese Distanz dürfte ungefähr auf D. passen. Andere Autoren definieren die Localität des Grabmales weniger genau; vgl. o. Bd. I S. 2627. Die Inschrift des Grabmales, welche in griechischer, lateinischer, persischer, hebräischer und ägyptischer Sprache abgefasst wurde, teilen Script. Aug. Gord. tres 34, 2 mit. Gentilic. Δουρηνός, Steph. Byz. Syrisch heisst die Stadt Dûrâ. Auf Grund der Entfernungsangaben dürfte D. mit G. Hoffmann Ausz. aus syr. Akt. pers. Märt. 165 noch südlich von Raḥbat Mâlik bin Ṭauq, dem heutigen Majâdhin, zu suchen sein. Isid. Charac. teilt mit, dass D., von einem Makedonier, Namens Nikanor, gegründet wurde und bei den Griechen Εὔρωπος hiess. Unter letzterer Bezeichnung begegnet D. bei Polyb. V 48, 16 (s. Nr. 1).
[Streck.]
Nachträge und Berichtigungen

Zum Art. Dura Nr. 2 S. 1846, 52 (vgl. Bd. VI S. 1309, 66):

Die Stätte von D. wurde im März 1921 von englischen Truppen aufgefunden und in den J. 1922/3 von P. Cumont im Auftrage der Academie des Inscriptions genauer erforscht; die Ergebnisse liegen vor in F. Cumont Fouilles de Doura-Eurpos, Paris 1926 (Textband und Atlas mit 124 Tafeln); aus dieser mustergültigen Publikation entnehme ich alles Folgende.

D. liegt östlich vom Euphrat an der Stelle des heutigen Salihiyeh; dort springt eine Klippe an den Fluß vor und beherrscht ihn nach beiden Richtungen. Nikanor legte hier eine Festung mit dem regelmäßigen Grundriß hellenistischer Gründungen an. Die Mauer hatte einen Umfang von 3,3 km und erhob sich mehr als 20 m über den 60 m hohen Felsen; die Festung beherrschte den Fluß wie die umgebende Wüstenebene. Die Anlage entspricht den Vorschriften, wie wir sie aus Philon von Byzanz kennen. Die sägeförmige Anlage der Mauer an den Stellen, wo diese den Krümmungen des Terrains folgt, entspricht der πριονωτὴ τειχοποιΐα des Philon, deren Erfindung er auf Polyeidos (s. d.) zurückführt. Die 4½ m breiten Straßen umschließen Recktecke von etwa 100:40 m; eine von NO nach SW gehende Hauptstraße hat doppelte Breite. Ein (nicht an der Hauptstraße liegendes) Viertel wird vom Tempel der Artemis eingenommen, die in Wahrheit die babylonische Göttin Nanaia (s. d.) ist; auch seine Anlage ist durchaus semitisch: viereckige, großenteils unzusammenhängende Räume um einen quadratischen Lichthof gruppiert. Ein Raum mit einer von halbkreisförmigen Stufenreihen umgebenen Orchestra erinnert an ein griechisches Odeion, gehört aber mit ähnlichen semitischen Anlagen in Delos und Gerasa zusammen (Schumacher ZDPV XXV 167. Guthe Gerasa 46); ein anderer Stufensaal war, wie die dort gefundenen Inschriften (aus J. 6 v.–140 n. Chr.) zeigen, für einen Frauenkult reserviert. Dieser Tempel ist mindestens so alt wie die Kolonie des Nikanor. Im NW, an die Festungsmauer angelehnt, liegt der Tempel der palmyrenischen Gotter, der in der Hauptanlage dem Artemistempel gleicht; seine [184] Gründung geht auf die zweite Hälfte des 1. Jhdts. n. Chr. zurück; verehrt wurden in ihm hauptsächlich Bel (Baʿal-shamîn), Aglibol und Iarhihol (s. o. Bd. IX S. 750); ihre Bilder waren in einer Aedicula so angebracht, daß die aufgehende Sonne sie bestrahlte. Von großer kunst- und kulturhistorischer Bedeutung sind die hier gefundenen, farbenprächtigen Fresken; historisch am wichtigsten das ein Opfer des Legionspriesters der Cohors XX. Palmyrenorum darstellende (Taf. 49–51); abgebildet sind u. a. Iul(ius) Terentius trib(unus) und Θέμης Μοκίμ[ου] ἱερεύς (ein ἱερεὺς λεγιωνάριος erscheint auf einer anderen Inschrift), ferner die Tyche von Palmyra (mit dem Löwen der Atargatis) und die von Doura – dies charakteristisch für die Schicksalsgemeinschaft der beiden Städte.

Die Bedeutung von D. liegt darin, daß es die Euphratstation der von Syrien (Palmyra) nach Babylon und Seleukeia führenden Karawanenstraße war. Die Euphratebene war damals durch ein Bewässerungssystem fruchtbar und wurde von den Seleukiden in ἑκάδις an Kleruchen makedonischer Herkunft verteilt (s. o. Bd. XI S. 831), die zum Kriegsdienst verpflichtet waren; die κλῆροι konnten veräußert und innerhalb der Verwandtschaft vererbt werden, fielen aber, sobald ein bestimmter Verwandtschaftsgrad überschritten war, an den König (βασιλικὴ γῆ: Rest einer Verfügung auf Pergament Cumont 309). Erwähnt werden βουλευταί, ein στρατηγός und ein ἐπιστάτης τῆς πόλεως, welche Ämter manchmal kumuliert werden. Gegen Ende des 2. Jhdts. v. Chr. geriet D. in die Hände der Parther; daß diese an der vorgefundenen Verwaltung nicht viel änderten, zeigt z. B. das Vorkommen eines στρατηγὸς καὶ ἐπιστάτης τ. π. καὶ τῶν πρώτων καὶ προτιμωμένων φίλων καὶ τῶν σωματοφυλάκων (J. 135/6 n. Chr., Cumont 450). Die wahren Herrscher über D. und die Euphratwüste waren wohl damals wie heute die Beduinenscheikhs (tetrarchae, s. d.); Näheres s. im Art. Palmyra. Um die Mitte des 1. Jhdts. n. Chr. muß Palmyra sich D.s bemächtigt haben, ohne daß doch die nominelle parthische Oberhoheit aufhörte, d. h. es beherrschte damals den kürzesten Karawanenweg vom Mittelländischen Meer nach dem Orient. Diesen Zuständen entspricht das ethnographische Gemisch, das uns Porträts wie Eigennamen kennen lehren: die Züge der dargestellten Personen gleichen auffallend denen der heutigen Beduinen, und unter den Namen wird der ursprüngliche makedonische Kern mehr und mehr von Semitischem überwuchert, z. B. heißt der Maler eines Fresko Ilasamsos ,die Sonne ist Gott‘; auch den rein griechisch klingenden, namentlich den theophoren, wird nicht immer zu trauen sein. So haben wir aus J. 159 n. Chr. einen Ἀθηνόδωρος Ἀριστοδήμου ὁ ἐπικαλούμενος Ῥαγείβηλος Μαχχισαίου (Cumont 356); auch iranische Namen wie Ἀρτάβαζος, Βάγησος, Ὀρθονόβαζος finden sich; iranisch ist auch der Name des Ὀτῆς εὐνοῦχος ὁ κτίσας τὴν ἐξέδραν auf einer metrischen Inschrift im palmyrenischen Tempel. Im J. 116 legte Traian seine Hand auf Palmyra; aber Hadrian gab diese Eroberung auf und begnügte sich mit einem Handelsvertrag (Mommsen V 403). Aber schließlich machte der Feldzug des L. Verus den bisherigen [185] unklaren Zuständen ein Ende: D. wurde im J. 165 von den Römern besetzt (Weihung eines Epistates an ihn Cumont 410). Eine Inschrift aus J. 230 bezeugt eine coh(ors) XX Palmy(renorum); diese ist auch auf dem oben erwähnten Fresko dargestellt. Ein Itinerarium auf dem Pergament eines Schildes (Taf. 109f., auch in La Géographie XLIII [1925] 1) nennt Stationen an der West- und Nordküste des Schwarzen Meeres, dann Trapezunt und Artaxata, beweist also, daß man diese Truppe in Südrußland verwendet hat. Von einer Romanisierung kann natürlich nicht die Rede sein, wenn auch eine Soldatenliste (Cumont 314) zeigt, daß die Heeressprache lateinisch war. Auch war die römische Herrschaft nicht von langer Dauer: Odenathos machte ihr ein Ende. Die Vernichtung des palmyrenischen Reiches durch Kaiser Aurelian (o. Bd. V S. 1380) hatte auch den Untergang von D. zur Folge; wie es scheint, wurde die Stadt nicht zerstört, sondern allmählich vom Wüstensande bedeckt.

Unter den Einzelfunden sind besonders wichtig beschriebene Pergamentblätter, die mit J. 195 v. Chr. beginnen und die Legende von der ,Erfindung‘ des Pergamentes unter Eumenes II. endgültig zerstören. Die Keramik ist von F. Massoul bei Cumont 455ff. behandelt.

Für unsere Kenntnis des Hellenismus an der syrischen Ostgrenze sind die Funde von D. von [186] epochaler Bedeutung; sie bilden ein Seitenstück zu den ägyptischen und zeigen, daß die Bestrebungen der Ptolemäer nicht isoliert betrachtet werden dürfen.

K. N. Die Ausgrabungen wurden von Yale University und der Académie des Inscriptions im Frühjahr 1929 fortgesetzt; darüber liegt ein Bericht vor: The Excavations at Dura-Europos. Preliminary Report by P. V. C. Baur and M. Rostavtzeff, New Haven 1929. Sie erstreckten sich zunächst besonders auf das einzige bisher bekannte Tor im Südwesten, das sich als eine große Anlage herausstellte. In seiner Nähe und an ihm wurden zahlreiche Inschriften (aus J. 65–262 n. Chr.), zum Teil Graffiti gefunden, aus denen z. B. die Existenz eines Heiligtums der Tyche von Dura hervorgeht. Besonders wichtig sind die von Rostovtzeff 50ff. gezogenen Schlußfolgerungen; danach stammt nur eine nordöstlich der Stadt gelegene Befestigung aus hellenistischer Zeit, und die weiter nördlich, nach dem Euphrat zu gelegene Zitadelle ist erst nach deren Aufgabe angelegt worden. In der Zeit nach L. Verus lag dort eine Vexillatio der Cohors II Ulpia Paphlagonum equitata und der Legio IV Scythica; Septimius Severus schuf dann eine römisch-palmyrenische Armee. Um das J. 260 eroberten die Parther vorübergehend die Stadt und zerstörten die ihnen verhaßten Heiligtümer der semitischen Götter.
[W. Kroll.]

Dura (Europos). Die Ergebnisse der Ausgrabungen von 1922/23 durch die Academie des Inscriptions unter Leitung von Franz Cumont (vgl. Fouilles de Doura-Europos 1926) sind Suppl.-Bd. V S. 183 dargestellt. Über die neuen Ausgrabungen der Academie und der Yale University in New Haven unter Leitung von P. V. C. Baur und M. Rostovtzeff von 1929–1937 liegen bisher nur vorläufige Berichte vor: Excavations at Dura-Europos, Preliminary Reports I (1929), II (1931), III (1932), IV (1933), V (1934), VI (1936), im Folgenden Rep. I usw. zitiert. Außerdem Rostovtzeff Caravan Cities 1932, 153ff. (italien. Ausg. 1934); Dura and The Problem of Parthian Art (Yale Univ. Studies V 1935); CRAcInscr. 1929, 162; 1933, 309; 1935, 285; 1937, 195. Comte du Mesnil du Buisson Rapports in CRAcInscr. 1933, 193 (6. Camp.); 1934, 176 (7. Camp.); 1935, 275 (8. Camp.); 1936, 137 (9. Camp.). Übersicht bis 1935: Watzinger Die Ausgrabungen von Dura-Europos (Die Welt als Geschichte II [1936] 397).

D. ist unter dem Namen Europos als makedonische Kolonie zur Sicherung des Euphratübergangs von Seleukos Nikator um 280 neu gegründet worden; noch auf einem Weihrelief von 159 n. Chr. ist der Schutzgott des Seleukidenhauses, Zeus Olympios, als Tyche von D. mit Szepter und zwei Adlern dargestellt und wird von Seleukos Nikator in griechischer Feldherrntracht bekränzt. Seit dem Anfang des 1. Jhdts. ist die Stadt im Besitz der Parther. Traian hat sie nach seinem Partherfeldzug vorübergehend besetzt (Triumphbogen an der Straße nach Palmyra [Rep. IV 3, 56ff. VI 480f.]), aber noch vor dem Ende seiner Regierung wieder geräumt (über die darauf bezügliche Inschrift Rostovtzeff CRAcInscr. 1935, 285ff.). Erst Commodus hat 165 D. endgültig dem römischen Reiche einverleibt und zu einem wichtigen militärischen Stützpunkt an der Euphratgrenze gemacht. Die Stadt blieb dann im Besitz der Römer, bis sie von Schapur 256 erobert und zerstört wurde. Von dem furchtbaren Kampf, der den Untergang der Stadt besiegelt hat, zeugt noch der Befund bei den Ausgrabungen. Die Westmauer der Stadt wurde vor der Belagerung durch einen gewaltigen inneren Böschungswall verstärkt, unter dem die an die Stadtmauer angrenzenden Gebäude zum Teil verschüttet wurden. Mit Sappen und Minen und einem gewaltigen Angriffsdamm haben die Belagerer den Einsturz der Mauern und Türme herbeigeführt, aber auch die Belagerten haben Stollen gegen die feindlichen Belagerungswerke getrieben (Rep. VI 188ff. Taf. 12. CRAc. 1937, 137). Von einer Bewohnung der Stadt nach der Eroberung durch die Sassaniden sind nur ganz kümmerliche Spuren vorhanden.

Auf die Gründung der Stadt geht, wie schon Cumont erkannt hat und die letzten Untersuchungen bestätigt haben (CRAcInscr. 1934, [150] 180f. 1937, 197ff.), ihr Plan und die erste Anlage der Befestigungswerke zurück. Die Aufteilung des Stadtgebietes in rechteckige Insulae und die Durchführung der vom Palmyrator ausgehenden Haupt-West-Ost-Straße entsprechen dem System des Hippodamos; auch der hippodamische Markt war vorhanden und nahm einst die Fläche von 8 Häuserblocks im Mittelpunkt der Stadt nördlich der Hauptachse ein. So ist D. das typische Beispiel einer makedonischen Gründung im Osten wie Priene in Kleinasien. Die stattliche Stadtmauer mit ihren Türmen, die nur im Westen nach der Wüste zu fast geradlinig verläuft, nach Norden und Süden sich dem Gelände anpaßt, war zuerst aus Lehmziegeln auf Steinsockel erbaut, die allmählich durch Quaderwerk ersetzt wurden, ein Ersatz, der selbst in der römischen Zeit noch nicht zum Abschluß gelangt war. Die Errichtung der Citadelle oberhalb des Euphrat mit einem Palast im Innern ist auch gleichzeitig mit der Umwallung der Stadt begonnen, aber während des Bestehens der makedonischen Kolonie nicht mehr zu Ende geführt worden. Außer der Citadelle wurde eine zweite Burg, die sog. Redoute, auf einer Anhöhe im östlichen Teil der Stadt oberhalb eines die Stadt von Nord nach Süd durchziehenden Tales erbaut, die ebenfalls einen hellenistischen Palast und südlich davon einen Tempel, wahrscheinlich des Zeus Olympios, umschloß, wohl der Sitz des Strategos von D.

Von den beiden genannten Palastanlagen ist der in der frühen parthischen Zeit neu erbaute Palast (20) in der Citadelle (Rep. II 12. 53 Taf. 4. 29) im Laufe des 1. Jhdts. v. Chr. zum Teil vom Fluß weggerissen und dann ebenso wie die Citadelle selbst aufgegeben worden. Ein viereckiger Binnenhof mit Kolonnaden dorischen Stils umschloß eine Art Impluvium mit Cisterne in der Mitte; von Süden führte in den Hof ein monumentaler Torraum mit fünf Innenpfeilern und Seitenkammern; die Haupträume scheinen im Osten gelegen zu haben. Die Reste des darunter liegenden, älteren Baus mit kleineren rechteckigen Räumen gehen in die makedonische Epoche herauf. Für das Herrenhaus (8) der Redoute (Rep. IV 21 Taf. 3) sind drei Bauperioden festgestellt (Am. Journ. Arch. 1935, 294), von denen die älteste der makedonischen Zeit, die zweite dem Beginn der parthischen Zeit und die letzte dem Anfang des 1. Jhdts. n. Chr. angehört. Nur von dieser liegt bisher eine Aufnahme des Architekten Pillet vor. Der Hauptbau ist ein quadratisches Hofhaus, dessen große Breiträume im Süden und Westen mit säulengetragenen Vorhallen zum Binnenhof sich öffnen. Schmale langgestreckte Vorräume vermitteln auch bei den kleineren Zimmern auf den anderen Seiten die Verbindung mit dem Hof. Diese Grundform erinnert an die assyrischen Paläste; noch enger ist die Beziehung zu dem persischen Palast von Lachis (tell-duwēr) in Südpalästina, der ebenfals dem mesopotamischen, nicht dem persischen Palasttypus folgt (vgl. Watzinger Denkmäler Palästinas II 4 Abb. 17. 50. 51). Um den Hauptbau in der Mitte gruppieren sich nach Norden und Westen Nebenräume mit unregelmäßigem Abschluß nach außen. Nach Süden ist dem Haupteingang eine breite Vorhalle mit vier Säulen und ein ausgedehnter [151] Ehrenhof vorgelagert; die Tempelanlage ist noch unveröffentlicht.

Die Häuser. Eine Reihe freigelegter Insulae geben über Plan und Aufbau der Häuser Aufschluß. Die Form des Hauses ist nicht, wie noch Cumont gemeint hat, makedonisch-griechisch, sondern geht auf das im Osten uralte, bodenständige Hofhaus zurück (Rep. V 31 Taf. 6). Der Eingang pflegt nach orientalischer Sitte im Winkel in den Binnenhof zu führen, um den sich die Bäume mit ihrer Breitseite herumlegen. Ein Breitraum ist durch die Größe als Hauptraum (Diwān) herausgehoben und pflegt mit einer ganz niedrigen, etwa 1 m breiten, rings umlaufenden Bank versehen zu sein. An der Seite des Hofes pflegt die nach dem Hofe zu offene Küche zu liegen, die gewöhnlich mit Herd, Wassergefäß und Vorratspithos ausgestattet ist. Eine Treppe führt vom Hofe aus aufs Dach oder zum Obergeschoß. Eine Wandnische in einer Ecke diente als Schrein für den häuslichen Kult, dessen Götterbild bisweilen noch erhalten ist (Rep. V 41 Taf. 17, 2). In der Mitte des Hofes liegt die kleine Öffnung einer Cisterne zur Aufnahme des Regenwassers, die gleichzeitig auch als Latrine benutzt wurde. Die Decken sind flach, doch kommen mit einer Tonne eingewölbte Zimmer im Oberstock vor, die wohl als Sommerwohn- und Schlafräume gedient haben. Die hölzernen Decken sind mit bemalten Cassetten aus Ton oder Stuck 3 geschmückt (Rep. IV 42ff. Taf. 6. 7), die einmal die Bildnisse der römischen Hausbewohner tragen (Rep. VI 283 Taf. 44. 45). Die Wände sind weiß stuckiert und in halber Höhe durch ein umlaufendes Gesims aus Stuck mit ornamentaler und figürlicher Reliefdekoration gegliedert. Über den Gesimsen folgen vielfach Gemälde, die nach den Beischriften auf die Hausbesitzer zu beziehen sind: auf Klinen beim Mahl gelagerte Männer unter Blumengirlanden und Rosetten; bisweilen sitzt auch die Frau auf einem Stuhl dabei. Dazu Jagdszenen; Reiter, die Wildesel verfolgen. Diese Bankett- und Jagdbilder sind ein typisch parthisch-iranischer Stoff, wie er auch innerhalb der Grabgemälde Südrußlands beliebt ist (darüber eingehend Rostovtzeff Yale Studies V). Das Haus des Nebuchelos oder der Archive (31) im Mittelpunkt der Stadt am Markt (Rep. IV 79) hatte ein Zimmer als Büro mit Wandschränken, deren Form ganz an die Nischen mit Wandborten in heutigen arabischen Häusern erinnert. Die Gipswände dieses Raumes waren von dem Inhaber, einem Großkaufmann, mit Aufzeichnungen über geschäftliche Vorgänge aus der Zeit zwischen 235 und 240 bedeckt worden, deren Eintragung in Urkunden wohl überflüssig schien. Es geht daraus hervor, wie wenig bedeutend in dieser Zeit der Umfang des Handels in D. noch war. Das vornehmste Haus in D. (2) südlich der Redoute gehörte der makedonischen Familie des Lysias und Lysanias, in der das Amt des Epistaten von D. erblich war. Es war durch seinen großen Hof, Ställe für 15 Pferde und die Säulengalerien im Oberstock ausgezeichnet; die Wände trugen farbige Stuckfriese und bunte Bemalung. Grafitti vom J. 159/60 geben die Datierung in die Zeit vor der römischen Besetzung (CRAc. 1935, 276).

[152] Tempel. 1. Das Heiligtum der Artemis Nanaia (Cumont 169 Taf. 61–77; Rep. III 4. 18. 28. Taf. 1. 4. VI 397 Taf. 13) bietet in der Gestalt, die es in den Jahren vor 32 v. Chr. erhalten hat, das älteste Beispiel des Typus der Heiligtümer der parthischen Zeit in D., deren Grundform an die der babylonischen Tempel anknüpft (4).. Ein großer Hof pflegt auf allen Seiten von kleinen Räumen (οἶκοι) umschlossen zu sein, die im Laufe der Zeit von verschiedenen Stiftern erbaut wurden und mit Wandbänken ausgestattet sind. Dem in den Hof führenden Propylon gegenüber liegt der breitgelagerte Tempel, der sich aus einer Cella, meist mit Nebenräumen beiderseits, und einem breiten Vorraum zusammensetzt. Im Tempel der Artemis ist der Vorraum auf beiden Seiten des Mitteldurchgangs mit ansteigenden Sitzstufen versehen (,salle aux gradins‘), außerdem war der Eingang des Vorraums, zu dem Stufen emporführten, durch eine von sechs Säulen getragene Vorhalle ausgezeichnet. Die Stifterinschrift auf der ältesten der Säulen trug den Namen des Seleukos, Sohnes des Lysias, στρατηγὸς πόλεως γενεάρχης, mit dem Datum 33/32 v. Chr. Die älteste Inschrift auf den Sitzen, die sämtlich für Frauen bestimmt waren ( 412ff. Taf. 113–117; Rep. VI 412 Taf. 31), war auf das J. 7/6 v. Chr. datiert. Gleichzeitig mit der Erbauung des Artemistempels ist die Kapelle der Aphrodite, die sich in Form einer auf sechs Säulen ruhenden Halle südlich von der Eingangshalle an die Frontwand des Tempels lehnte. Das Kultbild stand in einer dorischen Wandädikula, an deren Stelle später eine Nische in der Wand mit Stufen davor getreten ist.

Diesem Tempel orientalischer Form ist ein älterer unmittelbar vorangegangen, der nicht vollendet wurde, weil man offenbar während des Baus den Plan geändert hat. Eine kleine, nach Westen orientierte Cella mit Vorhalle und zwei rechteckige Altäre vor der Front sollten von einer Ringhalle aus 8 zu 4 Säulen umschlossen werden. Die beiden in situ neben der Eingangshalle des späteren Tempels gefundenen Altäre waren wohl für Apollon und Artemis als die ἀρχηγοί der Seleukiden bestimmt. Diesem nie vollendeten griechischen Tempel etwa aus der Mitte des 1. Jhdts. v. Chr. ist eine ältere Anlage aus dem 2. oder 3. Jhdt. vorausgegangen, die, fast genau nach den Himmelsrichtungen orientiert, aus einem offenen rechteckigen Peribolos mit dorischer Säulenstellung und einem Altar in der Mitte bestand. Dieser Altar lag unter dem südlichen der beiden Altäre des geplanten griechischen Tempels, bei dessen Errichtung man die dorischen Säulen des Peribolos wiederbenutzt hat; ein Teil ist auch noch bei dem Bau des orientalischen Tempels und seiner Hofräume verwendet worden. Bereits in die zweite Hälfte des 1. Jhdts. v. Chr. fällt also die Verschmelzung der babylonischen Nanaia mit der griechischen Artemis und die Aufnahme der babylonischen Tempelform in den ursprünglich griechischen Kult.

Ein Erdbeben um 160 n. Chr. und die Vertreibung der Parther aus D. durch Lucius Verus 165 hat Wiederherstellungsarbeiten in diesem und in anderen Tempelbezirken von D. veranlaßt. In der Zeit Caracallas ist dann eine Erweiterung [153] des Heiligtums der Artemis nach Süden erfolgt. Sie bestand in einem gedeckten Theater mit Sitzstufen im Halbkreis und einer Vorhalle mit vier Pfeilern davor, einem Versammlungssaal mit Podium an der rückwärtigen Schmalseite und einigen οἶκοι mit Wandbänken. Das Theater wird wie der damals bereits beseitigte Stufensaal vor der Cella des Tempels kultischen Aufführungen gedient haben (vgl. dazu zuletzt Watzinger 401).

2. Der nach Osten folgende Bezirk der Atargatis (5) wiederholt in gleicher Orientierung den Plan des Tempels der Artemis, nur in etwas kleinerem Maßstab. Er ist um die Mitte des 1. Jhdts. v. Chr. an einer Stelle gegründet worden, die bis dahin von hellenistischen Häusern eingenommen war. Der Bau des Naos wurde 31 n. Chr. begonnen, an dem Pflaster des Hofes wurde noch 54 n. Chr. gearbeitet, die schon von Cumont wohlerhalten gefundenen Sitzstufen im Pronaos wurden 61 abgeschlossen. Erst 91 ist von Lysanias das Propylon hinzugefügt worden, und 92 errichtete Nikanor, Sohn des Dionysios, eine Kapelle und die Schatzkammer des Tempels. An die Frontwand des Vorraums lehnt sich ein von Gemellus zur Zeit Caracallas geweihter Altar der Atargatis. Derselben Zeit gehört auch ein Weihrelief rein orientalischen Stiles an, das Atargatis und Hadad nebeneinander sitzend und von Stieren und Löwen begleitet darstellt, zwischen ihnen eine von einem Halbmond bekrönte Standarte mit drei runden Scheiben (vgl. dazu Baur Rep. III 100 Taf. 14). Vor dem Altar lag eine ältere Stele, die in einer Bogenädikula in flachem Relief einen großen Halbmond auf einer Säule und darüber eine kleine Sonnenscheibe zeigt (Rep. III 117 Taf. 19, 1; die Inschrift 68f.). Eine altsyrische Inschrift links neben der Säule ist später von einem Christen aus der Gegend von Edessa eingekratzt: ,Chalīsā, Sohn des Sennak aus Karha, Schüler des Rama. Möge seiner vor Gott gedacht werden‘, ein Beweis für die Anwesenheit mesopotamischer Christen vor der Zerstörung der Stadt. Von einigen neu gefundenen Inschriften auf Gipssteinplatten aus dem 1. Jhdt. n. Chr. bezieht sich die eine auf die Stiftung eines Kultlokals der Göttin für einen religiösen Verein, dessen Mitglieder am Schluß aufgezählt werden. Eine doppelsprachige in Griechisch und Aramäisch enthält eine Weihung an den Gott Schamasch, zu der ein Malkion 100 Denare stiftet, und die dritte berichtet über die Aufstellung zweier Phalloi im Bezirk durch Ammonios, Sohn des Apollophanes, die an die von Lukian, De dea Syria im Tempel der Göttin in Hierapolis beschriebenen erinnern.

3. Der Tempelbezirk der Palmyrenischen Götter, des Bel, Aglibol und Iarhibol (Suppl.-Bd. V S. 183f. Cumont 29 Taf. 25–30; Rep. V Taf. 4), der sich an den Nordwesttunn der Stadtmauer anlehnt (30), muß bald nach dessen Vollendung in der ersten Hälfte des 1. Jhdts. erbaut sein; die älteste Inschrift bezieht sich auf das J. 55 n. Chr. Der von Kammern umschlossene Hof ist hier mit Säulenhallen auf der Eingangsseite und vor dem Tempel ausgestattet. Im letzten Zustand haben die breite Cella und der Vorraum je einen Seitenraum, in [154] der Cella steht frei die halbkreisförmige Kultädicula, im Hof stehen zwei Altäre mit Stufenaufgang. Naos und Pronaos waren mit Gemälden geschmückt, von denen das älteste auf der Rückwand statt eines figürlichen Kultbildes den Bel in riesiger Größe, wahrscheinlich auf einem Viergespann über Berge fahrend, umgeben von anderen Göttern, wiedergab. Die übrige Ausschmückung ist im Laufe der Zeit aus privaten Stiftungen erfolgt. Die Südwand der Cella nimmt das um 75 n. Chr. gemalte Bild des Konon und der Bethnanaia beim Opfer ein; hinter den Gestalten breitet sich eine gemalte Pfeilerarchitektur; drei Kinder der Familie waren im Sockelstreifen, weitere Figuren in einem oberen Bildstreifen dargestellt (jetzt in Damaskus; zur kunstgeschichtlichen Bedeutung dieser Bilder vgl. Breasted Oriental Forerunners of Byzantine Painting 1924). Die Gemälde im Pronaos zeigten auf der südlichen Seitenwand ebenfalls Angehörige vornehmer Familien von D. opfernd; hier hat der Maler Ilasamsos auf einer tabula ansata signiert. Die Ostwand enthielt in zwei Reihen wahrscheinlich mythologische (sehr zerstörte) Szenen; die Nordwand eine von Opfernden umgebene, gelagerte Göttin und Götterpaare in Aedikulen. Ihr östliches Ende nimmt das Weihegemälde des römischen Tribunen Terentius aus der Zeit des Septimius Severus ein, der ein Weihrauchopfer den links auf goldenen Basen stehenden drei palmyrenischen Göttern und den beiden Tychai von Palmyra und D. darbringt (jetzt in der Yale Gallery). Mit einer ähnlichen (von den Arabern zerstörten) Opferszene hat der Eunuch Otes die von ihm gestiftete Exedra auf der Südseite des Hofes ausgeschmückt. Das Opfer des Otes und des Iabsymsos mit ihren Söhnen gilt fünf auf Weltkugeln stehenden palmyrenischen Göttern in Kriegstracht.

4. Das Heiligtum des Aphlad von Ana (babylon. Apladda, Sohn des Adda) entspricht in seiner Lage in der Südwestecke der Stadtmauer (1) dem der palmyrenischen Götter (Rep. V 98 Taf. 1. 10, 1. 13. 37). Der Tempel üblicher Form war einst im Innern ganz mit Wandgemälden geschmückt, die in kleine Splitter zerfallen sind. Eine tiefe Schale in der Schwelle des Vorraumes diente wohl der Reinigung der Füße vor dem Betreten des Heiligtums. Im Hof erheben sich drei Altäre mit Stufenaufgängen. Den Namen des Gottes bietet das Weihrelief des Adadiabos, Sohnes der Zabdibolos, des Stifters des Tempels, vom J. 54 n. Chr., das einst in einer Wandnische in dem nördlich vom Tempel liegenden, mit einer umlaufenden Bank versehenen ἀνδρῶν einer Kultgenossenschaft aufgestellt war. Der bärtige Gott in V–A trägt über dem parthischen Gewand einen Panzer mit Sternen auf Brust und Achselklappen, eine Torques um den Hals, einen Polos auf dem Kopf und ein Szepter in der Linken; er steht auf einer von geflügelten Löwen mit Adlerköpfen flankierten Basis. Neben ihm ist der Stifter mit der spitzen Priestermütze vor einem Weihrauchständer opfernd dargestellt. Neben der Nische ist ein Weihebild mit roter Farbe gezeichnet: In einer Aedicula sitzt auf den Hörnern eines Altars ein großer Vogel, rechts von ihm ein winzig kleiner [155] Priester opfernd, links unten ein Parther mit Schwert.

5. Der Bezirk der Artemis Azzanathkona (28) hinter der Stadtmauer im Norden aus dem Beginn des 1. Jhdts. n. Chr. (Rep. V 131 Taf. 3. 12. 14. 24/25) enthält zwei Tempel der babylonischen Form. Vor der nördlichen kleinen Cella mit Nebenkammer liegt ein großer, die ganze Breite einnehmender ,salle aux gradins‘ mit Inschriften von Frauen auf den Sitzstufen, die zwischen 12/13 und 107/08 n. Chr. datiert sind. Eine an der Seitenwand in situ gefundene Weihestele mit Altar davor für Trank-und Weihrauchspenden möchte man wegen ihrer Ähnlichkeit mit den späthellenistischen Grabstelen von Delos noch in das 1. Jhdt v. Chr. datieren. In einem Naiskos sitzt die Göttin zwischen zwei Löwen mit betend erhobener rechter Hand und wird von einem in größerem Maßstab dargestellten Mann in Chiton und Himation, also in Friedenstracht, bekränzt. Soll es der Gründer von D. als Vertreter der Stadt sein? Über der Göttin führt ein kleiner Mann einen Buckelstier zum Opfer herab. Im Tympanon des Giebels eine Taube. Der Eingang in den Bezirk von Osten liegt in der Achse des Altars und des Haupttempels, dessen Cella nur einen Altar mit zwei Zapfenlöchern im Boden beiderseits (vielleicht für Standarten) enthielt und einen kleinen Nebenraum hatte. Um den Hof schlossen sich Gruppen von Kammern. Eine nördliche ist nach der Weihinschrift eines Heliodoros erst 153 n. Chr. errichtet. Die mittlere Kammer zeigte hier an der Wand die Zeichnung eines Opfers in Gegenwart eines Partherfürsten zu Pferd (des Odenathus?) an den Sonnengott Iarhibol, der in Kriegstracht mit Strahlenkranz um das Haupt von Nike bekränzt wird, und zwei Bilder einer Jagd auf Löwe und Wildschwein. In diesem Kultraum des römischen Militärs mit vielen Graffiti aus der Antoninenzeit ist auch viermal der bekannte Satorrebus eingekratzt (Rep. V 159. VI 486), aus dem man auf die Anwesenheit von Christen unter den römischen Soldaten am Anfang des 3. Jhdts. geschlossen hat. Durch die Auffindung zweier Inschriften mit derselben Formel in Pompeji, also aus der Zeit vor 79 n. Chr., ist die Deutung als christliches Kryptogramm des Pater Noster, die für die Spätzeit des Altertums und das Mittelalter gewiß zutrifft, auch für die Graffiti in D. zweifelhaft geworden (vgl. zuletzt Jerphanion CRAcInscr. 1937, 84ff.). Die Gruppe südlich des Haupttempels ist durch die Stiftung eines Raumes durch Barnabus, Sohnes des Zabidkonos, von 161 n. Chr. in die Zeit nach dem Erdbeben von 160 datiert. Sie enthielt u. a. eine Weihung eines actuarius der 20. Cohors Ulpia an Septimius Severus. In den Kultkammern östlich außerhalb des Bezirks, von denen die eine mit einem Altar innerhalb einer Aedicula versehen war, fanden sich nur Graffiti von Männern, und zwar in dem einen Raum nur semitische, im anderen nur griechische Namen; es ist also Benutzung der Kammern durch verschiedene Gruppen der Bevölkerung anzunehmen.

6. Der Tempel der Tychai von D., Palmyra und Ana(?) (7) liegt nördlich vom Bezirk der Atargatis und ist von einer palmyrenischen [156] Familie der Namen Hairan, Maliku und Nasor gestiftet (CRAcInscr. 1935, 290. Am. Journ. Arch. 1935, 299. 1936, 113). Das ausgezeichnet erhaltene Heiligtum setzt sich aus zwei nach Ost orientierten Gebäuden zusammen, denen Höfe vorgelagert sind, die durch eine dazwischenliegende offene Halle in Verbindung stehen. In einem Wandstück dieser Halle im Norden ist eine Kultnische mit Altar davor eingelassen. Durch ein monumentales Propylon betritt man von Osten den Hof des Südbaus und hat dann zur Linken einen oblongen Saal mit ringsum laufenden Sitzbänken und vor sich den Tempel, der sich aus einem breitgelagerten Vorraum mit Säulenvorhalle und Bänken ringsum und einer kleinen Cella mit drei Nischen im Hintergrund für die Kultreliefs zusammensetzt. In beiden Räumen fanden sich Reste von figürlichen Wandgemälden. Der Nordbau hat den seitlichen, geknickten Zugang zum Hof nach Art eines Privathauses. Auf der Nordseite führt eine Tür in das Treppenhaus zum Dach oder Oberstock; die Westseite nimmt der Kultraum mit zwei seitlichen Räumen ein. Er ist beiderseits mit Sitzstufen ausgestattet. Die Rückwand ist mit je zwei Nischen versehen, zwischen denen eine Tür in eine winzige Cella führt, die im Hintergrund zwei schrankähnliche Nischen enthält. In die Nischen der südlichen Cella gehören wohl die drei Kultreliefs, die von Hairan 159 n. Chr. gestiftet sind. Zwei sind vollständig und stellen die Tyche von Palmyra über der Quellnymphe sitzend mit zwei Löwen neben sich, von einer Nike bekränzt, und die Tyche von D. in der Gestalt des Zeus Olympios, von Seleukos Nikator bekränzt,- dar. Links steht beide Male der Weihende in palmyrenischer Tracht. Von dem dritten Relief sind Reste von zwei Greifen mit Adlerköpfen erhalten wie an der Basis des Gottes Aphlad von Ana; Rostovtzeff vermutet daher in der dargestellten Gottheit die Tyche von Ana. Er vergleicht mit der gesamten Anlage das Haus der Poseidoniasten in Delos.

Über die übrigen in der Stadt aufgedeckten Tempel liegen bisher nur knappe Angaben vor. Der Bezirk des Zeus Theos (19) im Nordostteil der Stadt zwischen Agora und Citadelle ist nach Inschriften 113 n. Chr. gegründet und 121 ausgebaut worden. Inmitten des Hofes mit Kammern an den Seiten erhebt sich der Tempel üblicher Form mit Naos und Pronaos. Statt eines Kultbildes war die Rückwand der Cella mit dem Bild des Zeus von riesenhafter Größe bemalt, der auf einem von zwei weißen und zwei roten Rossen gezogenen Wagen einherfuhr, auf den Seitenwänden waren Opferszenen in drei Reihen übereinander dargestellt (vgl. vorläufig CRAcInscr. 1934, 186f. Rostovtzeff Yale Studies V 299f. Hopkins Am. Journ. Arch. 1935, 294).

Ein kleiner Tempel des Zeus Kyrios (Baʿal-schamīn) lag hinter der Westmauer am zweiten Turm nach der Südwestecke. Ein in den Turm vermauertes Weihrelief mit Inschrift in griechischer und palmyrenischer Sprache stellt den sitzenden Zeus mit hohem Polos auf dem Kopf dar, dem der Weihende ein Lamm zum Opfer bringt (CRAc. 1934, 186). Die erste Anlage, eine kleine Cella mit Altar, ist nach einer Inschrift in der

[159] Ostwand des Turmes vielleicht schon 29/28 v. Chr. errichtet worden.

Der große Bezirk des Zeus Megistos (Bel) und anderer Götter im Süden der Stadt zwischen der Redoute und dem Haus des Epistaten Lysias bestand aus einem weiten Hof mit großem Altar in der Mitte, auf den drei Tempel sich öffneten. Der Haupttempel im Westen hat die übliche Form aus Naos und Pronaos mit Seitenkammer; die Cella enthielt außer einem Altar und der Basis des Kultbildes eine Bank, vielleicht als Lager des Gottes. Unter einer Halle gegenüber fand man vier Kapellen, dabei eine Inschrift, die sich auf die Weihung einer Kapelle, der Halle und des Tores durch Seleukos, den Epistaten und Strategen der Stadt, im J. 160 n. Chr. bezog. In dem nördlichen Tempel kam ein Kalksteinkopf des Zeus mit Polos von einem Kultbild zutage, aus dem Tempel im Osten stammen Weihreliefs, von denen eines einen Gott mit Lanze und Schild, das andere einen Gott mit Lanze und Schwert an der Seite und der Weihinschrift an ,Arsu und seine Lanze‘ darstellt. Ein neben dem Eingang gefundenes Relief zeigt Herakles im Kampf mit dem Löwen, ein anderes mit dem stehenden Herakles mit Keule und Löwenfell fand sich in dem kleinen Priesterhaus in der Südostecke des Hofes (CRAc. 1936, 141).

Außer den genannten Heiligtümern sind noch ein Tempel des Adonis (17) im Westteil der Stadt hinter der Synagoge, der erste bisher bekannte Tempel des Gottes, gefunden. Ein langer, von Kammern zu beiden Seiten begleiteter Hof führt von Norden zu dem Tempel der üblichen Form. Ein Relief aus diesem Bezirk zeigt einen auf einem Kamel sitzenden Gott, neben seinem Kopf Sonne und Mond, vor ihm einen brennenden Altar; ein Fragment enthält den Kopf der Astarte mit Mauerkrone und zwei Tauben rechts und links (CRAc. 1934, 185f. Yale Studies V 226 Fig. 44. 233 Fig. 49). In der Nekropole außerhalb der Stadt, die auch Grabtürme nach Art derer von Palmyra enthielt, lag ein Tempel des Bel und Iarhibol, dessen Gründung in das J. 32 v. Chr. fällt (CRAc. 1935, 282f.).

Bauten der römischen Besatzung. Das römische Lager, das nach Süden durch einen Erdwall von dem Stadtgebiet abgetrennt war, umfaßte ein Gebiet von ungefähr 15 Häuserblöcken und umschloß nicht nur nach Osten das Prätorium, Bad und Amphitheater samt zahlreichen, in Kasernen umgewandelten Privathäusern, sondern im Westen noch das Mithräum und den Bezirk der palmyrenischen Götter. Wie in Palmyra und Damaskus, haben also die Römer in D. einen Teil der bewohnten Stadt in Anspruch genommen, in der geschilderten Ausdehnung über den Nordwestteil der Stadt wohl erst zur Zeit des Caracalla. Damals bestand die Garnison von D. aus der Cohors II Ulpia Equitata, die seit dem parthischen Feldzug des Lucius Verus 165 hier stand; dazu kam seit Septimius Severus die Cohors XX auxiliaria Palmyrenorum. Um 210 wurden diese beiden Auxiliartruppen durch vexillationes der 4. Skythischen und der 3. Kyrenäischen Legion ergänzt. Die Garnison unterstand natürlich dem Oberkommando des Gouverneurs von Coelesyrien; [160] Ortskommandant war ein Centurio primus pilus der Legio IV Scythica mit dem Titel praepositus numerorum (Rep. II 83). Die über den Markt laufende Hauptnordsüdachse der Stadt mündet mit einem Triumphbogen in die letzte Ostweststraße im Norden, eine breite Säulenstraße, die von dem quadratischen, tetrapylosähnlichen Torbau des 211/12 errichteten Prätoriums (26) überbaut ist. Durch das Tor gelangt man in den großen Hof mit Kolonnaden an drei Seiten und der noch fast 6 m hoch erhaltenen Front der Halle an der Nordseite, in die ein monumentales Mitteltor und je zwei Seitentüren hereinführen. Das Bogenfeld über dem Mitteleingang trug die monumentale Bauinschrift zu Ehren des Caracalla. Vor dem Hauptportal lag inmitten des Hofes wie in den Tempelbezirken der große Altar mit Stufenaufgang: in der Nordostecke ein Wasserbassin mit Abfluß nach dem Straßenkanal; die Kammern auf der Ostseite des Hofes werden als armamentaria zu deuten sein. Die Schmalseiten der großen Halle waren von erhöhten tribunalia eingenommen. Auf die Halle öffnete sich in der Mitte die Exedra des Fahnenheiligtums, das beiderseits voneinander entsprechenden Kammern flankiert war, den Büroräumen der Garnison. In die militärische Verwaltung einbezogen waren offenbar auch einige Räume des Tempelbezirks der Azzanathkona; denn bei der Ausgrabung sind dort eine große Menge von Papyri gefunden, die sich auf die Garnison D.s am Anfang des 3. Jhdts. bezogen und aus dem Archiv der Verwaltungsbeamten der Auxiliarkohorten stammten. Ihre vollständige Veröffentlichung dürfte über die lokalen Verhältnisse hinaus einen wichtigen Einblick in den inneren Betrieb einer römischen Truppe vermitteln. Westlich vom Bezirk der Azzanathkona und durch eine Gasse vom Prätorium getrennt, befand sich die Kommandantenwohnung (25), ein vornehmes Haus, dessen Binnenhof an drei Seiten mit Kolonnaden versehen war, mit einem breiten Liwan im Westen, kleineren Räumen nach Süden, dem Treppenhaus im Norden und einer doppelten Reihe quadratischer Zimmern mit Nebenkammern im Osten. Dort lag auch dem Prätorium gegenüber der Haupteingang.

Nordöstlich vom Prätorium greift in abweichender Orientierung über die Säulenstraße herüber das Bad (27) der Garnison des 3. Jhdts. (Rep. II 18. 61 Taf. 6. VI 90 Taf. 4). Von zwei Auskleideräumen mit Bänken den Wänden entlang gelangt man in ein Frigidarium mit Bassin und halbkreisförmigem Duschraum, von da in ein kleines Tepidarium mit Bassin und weiter in das dreiteilige ausgedehnte Laconicum, das durch Hypokausten und Hohlziegel der Innenwände geheizt wurde. Zwei Räume dienten als Schwitzbad, der dritte enthielt zwei Heißwasserbassins. Der große Auskleideraum war mit Wandgemälden, Männern und Frauen in Vorderansicht nach parthischer Art, ausgeschmückt. Südlich davon liegt ein älteres Bad (22) aus frühparthischer Zeit (Rep. VI 49 Taf. 3); von dem Auskleideraum mit Wandbänken betritt man hier ein geräumiges Frigidarium mit einem von sechs Säulen umschlossenen Bassin in der Mitte. Die weiteren Räume, Tepidarium und Caldarium mit Laconicum, [161] sind sämtlich mit Fußboden- und Wandheizung versehen. Das Laconicum erweiterte sich durch zwei gegenübergestellte Apsiden und ein rechteckiges Heißwasserbassin. Mit dem Warmbad war eine Palästra mit den üblichen griechischen Nebenräumen für den Turnbetrieb verbunden. Das Bad stellt also den hellenistischen Typus dar, der im Osten über die Römerzeit hinaus in den islamischen Bädern weiterlebt. Wahrscheinlich zu Beginn der römischen Okkupation hat das Bad durch Zufügung weiterer Räume und Zuschüttung des Kaltbades im Frigidarium einige Veränderungen erlitten und blieb in Benutzung, bis es, wohl am Anfang des 3. Jhdts., durch einen Brand zerstört wurde. An die Stelle der Palästra ist nunmehr im Zusammenhang mit der Erbauung des Prätoriums und des römischen Bades ein Amphitheater (22) getreten, bei dessen Errichtung man das Baumaterial des verbrannten Bades benutzte. Eine von Lehmwällen umschlossene Ellipse bildet die Arena, deren Achse nordsüdlich orientiert ist und die mit Schutt aufgefüllt ist. An den vier Zwickeln erhoben sich über den alten Kammern der Palästra die Unterbauten der Tribünen für die Zuschauer. Die Weihinschrift der Vexillationes der 3. und 4. Legion ergibt das J. 216 für die Erbauung des Amphitheaters.

Ein drittes römisches Bad (6), an der Hauptostweststraße, gleich hinter dem Palmyrener Tor (Rep. III 13ff.), stimmt in seiner Anlage mit dem ersten so überein, daß es derselben Zeit angehören wird. Es enthält neben den Auskleideräumen ebenfalls ein Frigidarium mit Kaltbad, Tepidarium mit Warmbad und den dreigeteilten Schwitzraum. Beide Bäder sind typisch römisch, auch in ihrer Technik, der Verbindung von gebranntem Ziegelmauerwerk mit Gewölben in Gußwerk. Das vierte und größte Bad, das städtische Bad (15), liegt unterhalb der Südwestecke der Citadelle (Rep. VI 95 Taf. 4. 39). Der hakenförmige Bau besteht zunächst aus einem großen rechteckigen Apodyterium mit Wandbänken, das durch einen Vorraum mit Latrinen an den Seiten zugänglich ist, und einem anschließenden Frigidarium mit Kaltbassin, das sich nach Norden als Vorraum des Tepidariums fortsetzt. Dieses ist als schmaler rechteckiger Raum mit Bassin an der Schmalseite gestaltet. Die folgenden Räume des Caldarium und Laconicum waren durch Hypokausten und Tubuli geheizt. Ihre Fußböden waren wie der des Tepidariums mit Mosaikschmuck versehen, auch Reste von einer Marmorverkleidung der Wände sind gefunden. Die Mosaiken bildeten rechteckige Felder mit geometrischen Mustern in der Mitte der Räume; ein von einem Kranz umschlossenes Rundfeld im Tepidarium enthielt die Inschrift: μεγάλη τύχη τοῦ βαλανίου. Die beiden letzten Bäder, wenn auch wie das erste von römischen Architekten in römischer Technik errichtet, werden nicht ausschließlich dem Militär, sondern auch den Bewohnern der ganz romanisierten Grenzfestung gedient haben.

Von dem römischen Bad der Garnison gelangt man zu dem Hauptquartier des dux ripae, des Gouverneurs der Euphratgrenze, der im zweiten Viertel des 3. Jhdts. in D. residierte. [162] Dieses jüngere Praetorium umfaßt ein Gebiet von etwa 80 zu 50 m und erstreckt sich bis zur Stadtmauer. Durch einen von Säulenhallen umgebenen Vorhof gelangt man zu einem inneren Hof mit Hallen, an die Ställe, Büroräume und Magazine anschließen. An den Enden der nördlichen Kolonnade führen Seitentüren über einen Korridor zu den Wohnräumen, die sich auf eine Porticus mit großartiger Aussicht öffnen. Ein Mittelsaal, wahrscheinlich ein Triclinium, ist nach hinten durch eine Exedra erweitert, die drei Nischen für Statuen enthält. Alle Räume sind durch die Bemalung der Wände ausgezeichnet, die bunte Marmorverkleidung nachahmt. Inschriften und Graffiti lassen darauf schließen, daß in den letzten Jahrzehnten vor der Eroberung durch Schapur eine Neuordnung der Verwaltung der Grenzprovinz am Euphrat vorgenommen und D. mit neuen Truppenteilen belegt worden war (CRAc. 1936, 145).

Graffiti und Inschriften in einigen ausgegrabenen Privathäusern innerhalb des Lagerwalles zeigen, daß nicht nur Chargen, sondern auch Mannschaften in Privathäusern einquartiert waren. Ein vornehmes parthisches Haus neben dem parthischen Bad ist durch Um- und Einbauten im Innern in Schlafräume für die Soldaten und Offiziere einer Centurie umgebaut worden, hat also als kleine Kaserne gedient, wahrscheinlich schon bald nach der Einnahme D.s durch Lucius Verus (Rep. VI 4ff.). In einem anderen von der römischen Garnison belegten Haus gegenüber dem Praetorium befanden sich Büroräume und ein Diwan, der mit Brustbildern der Musen in Medaillons nach guten griechischen Vorbildern ausgemalt war (ursprünglich ein Schulzimmer? CRAc. 1935, 277). Militärbeamte der römischen Garnison haben sich in einem Privathaus hinter der westlichen Stadtmauer in der Nähe des Palmyratores, also außerhalb des Lagers, einquartiert (Rep. VI 265). Das Haus wurde für die neuen Wohn- und Bürozwecke im Innern verändert und ein großer Raum des Nachbarhauses miteinbezogen. Dieser Raum, an dessen Wänden Holzbänke entlangliefen, wurde der neue Wohnraum und erhielt eine neue Decke mit Stuckkassetten, auf denen die Brustbilder der römischen Inhaber mit ihren Namen aufgemalt waren, unter ihnen der actuarius Heliodorus, der tesserarius Ulpius Silvanus und der Militärbaumeister Maximus. In der römischen Zeit ist offenbar auch der Ausbau des Marktes in der Mitte der Stadt erfolgt. Zu dem offenen, auf die Hauptnordsüdstraße sich öffnenden hippodamischen Marktplatz aus hellenistischer Zeit, dessen Nordostseite von einem öffentlichen Gebäude, vielleicht dem Prytaneion, eingenommen ist, trat südlich ein geschlossener Kaufmarkt hinzu, der an drei Seiten von Läden umgeben ist und auf der vierten durch ein Tor von der Hauptstraße aus zugänglich ist. Auf diesen Markt mündete von Osten die große Bazarstraße, die jetzt mit Kolonnaden und Läden auf beiden Seiten ausgebaut wurde. Den Eintritt in das Marktgebiet von der Palmyrastraße aus bezeichnet ein Triumphbogen, monumentale Tore erhoben sich auch in den Öffnungen der Zugangsstraßen im Osten und Süden (Rep. V 73).

[163] Tempel der römischen Garnison. An die Residenz des dux ripae grenzte das Heiligtum des Iuppiter Dolichenus, des Iuppiter Heliopolitanus, des Mithras und der κυρία, dessen Inhaber zwischen 210 und 256 von den Soldaten der Garnison besonders verehrt wurden. In üblicher Weise öffnen sich auf den Hof mit seinen Hallen im Süden zwei Tempel mit je einem Altar davor. Zu beiden Seiten des Hoftores liegen Kapellen mit Bänken den Wänden entlang, eine Exedra mit Sitzbänken im Westen, eine andere mit Arcosolium im Osten. Von einem Soldaten der 4. Skythischen Legion ist ein Weihrelief gestiftet, daß die κυρία in einer Aedicula mit gedrehten Säulen darstellt. Weihealtäre für Iuppiter Dolichenus fanden sich in einer dem Bezirk benachbarten Straße. Die zahlreichen griechischen und lateinischen Inschriften aus dem Heiligtum sollen wertvolle Aufschlüsse für die Geschichte von D. in den letzten Jahrzehnten vor dem Untergang erbringen (CRAc. 1936, 144). Der römischen Garnison verdanken wahrscheinlich auch zwei Tempel besonderer Form ihre Entstehung, von denen der eine unterhalb des Nordwestturms der Citadelle (Rep. II 16 Taφ. 5) am Campus, dem römischen Exerzierplatz, gelegen war (23), mit der Statue darin eine Stiftung des römischen Ortskommandanten und erbaut von der 2. cohors Ulpia Equitata, wie die lateinische Weihinschrift des hier gefundenen Altars lehrt. Eine längliche Cella von etwa 10 zu 8 m, deren (flache) Decke von vier starken Pfeilern getragen war, enthielt vor der Rückwand die Aedicula für die Statue, davor den Altar und an der Seite ein Waschbecken unterhalb einer kleinen Nische. Aus einem rechteckigen Vorraum führte eine Doppeltür in den Innenraum. Der Tempel war vielleicht dem Iuppiter als dem Schutzgott des Heeres geweiht, wie ein Graffito und eine Zeichnung in einem benachbarten Privathause (Rep. V 38 Taf. 33, 3) nahelegen. Der andere Tempel (10) liegt unmittelbar hinter dem Palmyrator dem römischen Bad gegenüber (Rep. III 13. 37 Taf. 7. 8) und war seit der römischen Zeit vielleicht der Tyche geweiht, auf die sich viele Inschriften in dem benachbarten Palmyrator beziehen; auch ein Weihrelief an die der Tyche verwandte Nemesis mit griechischer und palmyrenischer Inschrift vom J. 228/29 stammt aus dem Durchgang dieses Tores (Rep. I 19. 62 Taf. 4, 1). Durch den Umbau in römischer Zeit erhielt der Bau im Innern vier die Decke tragende Pfeiler und wurde dadurch dem ersten Tempel ähnlich.

Das Mithraeum (Rostovtzeff Röm. Mitt. XLIX [1934] 180. Cumont CRAc. 1934, 90. Du Mesnil CRAc. 1935, 279), das erste im Osten gefundene Heiligtum des Mithras, innerhalb des römischen Lagerwalles südlich vom Bezirk der palmyrenischen Götter gelegen (24), 60 ist unter der Aufschüttung des letzten Verteidigungswalles erhalten geblieben. Seine letzte Gestalt verdankt es einer Erneuerung durch Legionäre der legio IV Scythica und der XVI Flavia Firma zwischen den J. 209 und 211. Sie gab dem Bau die übliche Form des Langraumes mit aufgemauerten Podien zu beiden Seiten, dessen flache Decke von zwei Reihen in die Podien eingelassener [164] Säulen, mit Arkaden darüber getragen war. Von der Straße aus gelangte man durch eine Tür zunächst in einen Vorraum; in der Schwelle des offenen Durchgangs zum Kultraum war ein Wassergefäß mit weiter Mündung für die rituellen Waschungen eingelassen. Am Ende des Raumes führten sieben Stufen zu einem Podium mit der bogenförmigen Nische des Gottes im Hintergrund. Die Kultnische ist nach New Haven verbracht und in der Yale Gallery aufgestellt. In das Podium war ein zweites Wassergefäß eingesetzt, hinter dem der obere Teil eines durch den Aufbau des Podiums verdeckten älteren Altares herausragte. In die Nische sind zwei Kultreliefs eingemauert, von denen das größere inschriftlich als Weihung des Strategen der Bogenschützen, Zenobios, von 170, das kleinere darunter als Stiftung eines Offiziers gleichen Ranges, des Ethpanai, von 168, bezeichnet war. Ob es sich um eine römische Truppe berittener Bogenschützen aus dem benachbarten Palmyra oder die berittene Miliz von D. selbst handelt, ist umstritten. Beide Reliefs müssen aus einem älteren Heiligtum aus der Zeit kurz vor der Besitzergreifung durch die Römer in die auf dem Podium aufgebaute Nische versetzt worden sein. Der Bau, der diesen Reliefs gleichzeitig oder noch älter als sie ist, hatte bereits die Form des Langraumes mit seitlichen Bänken und trug an den Wänden Bemalung. Diesem Heiligtum ging eine noch ältere Anlage voraus, die aus einem rechteckigen Saal und anstoßendem Hof mit einer Küche darin bestand, also noch nicht die übliche Form der Mithraeen hatte. Das größere Relief ist von einem auf zwei Säulen ruhenden Bogen mit den zwölf Zeichen des Tierkreises in Relief umrahmt. Neben dem stiertötenden Mithras sind rechts der Weihende und seine Familie dargestellt. Das kleine Relief enthielt nur das Bild der Tötung des Stieres. Im Gegensatz zu den Weihreliefs aus dem Westen und aus dem 3. Jhdt. sind hier nur Hund und Rabe dem Mithras gesellt; Skorpion und Schlange fehlen; auch ist der Stier noch aufrecht, nicht lang am Boden hingestreckt. An und in der vor Zerstörung geschützten Nische des Gottes sind die Malereien, die einst auch die übrigen Wände des Raumes schmückten, wohlerhalten geblieben. Auf der Archivolte des Bogens war in der Mitte der stiertötende Mithras selbst mit Kautes und Kautapates zu beiden Seiten dargestellt; links drei Altäre und drei Cypressen, rechts vier und vier Cypressen, im Laube der einen eine kleine Knabenfigur. Links oben hat der Maler mit dem semitischen Namen Mareos signiert. Auf den Seitenfeldern sind zwei sitzende, vornehme Männer in persischer Tracht mit Stäben und Rollen in den Händen als Zoroaster und sein Schüler Osthanes, die beiden magi, gedeutet. Die beiden Reliefs umschließt ein Bogenfries mit 13 Bildern aus der Legende des Mithras; an den beiden Innenseiten der Nische erscheint er selbst als berittener Jäger in parthischer Tracht, der, von Löwe und Schlange begleitet, Hirsche, Antilopen und einen Eber verfolgt. Die Wände des Kultraumes waren von eingekratzten und aufgemalten Graffiti bedeckt, in denen die Verehrer des Mithras mit ihren verschiedenen Graden genannt [165] sind und Ankäufe und Beiträge für den Kult aufgezeichnet sind. Von ihrer Veröffentlichung sind noch weitere Einsichten in den Kult des Mithras in D. zu erwarten.

Einzelfunde. Neben den Inschriften und Graffiti (darunter z. B. ein Steckkalender Rep. VI 40ff.) und einigen wenigen Papyri sind die literarischen Texte und Urkunden auf Pergament wegen ihrer zum Teil vortrefflichen Erhaltung und ihres historisch wichtigen Inhalts hervorzuheben (Rep. II 201ff. Taf. 28. VI 4163. Taf. 37/38). An Bedeutung folgen ihnen die Zeichnungen und Kritzeleien an den Wänden, sowohl öffentlicher Gebäude wie von Privathäusern. Die Mehrzahl gehört in die Zeit der römischen Besetzung, doch sind auch einige wenige ältere aus parthischer und griechischer Zeit vorhanden. Der Inhalt der Bilder umfaßt einen großen Teil des Lebens von D.: Götter und Göttinnen, Tempel, Schreine und Opfer, die Stadtbefestigungen, vor allem die großen Tore, das militärische Leben in der Stadt, Legionäre und Auxiliare, sagittarii und cataphractarii, parthische Reiter, Jagdszenen, Karawanen und Flußboote. Von Einzelfunden seien genannt die goldenen und silbernen Schmucksachen (Fingerringe, Ohrringe, Halsketten), Gefäße aus Silber und Bronze, Formen aus Steatit für Metallgefäße und Gegenstände aus Fayence und Glas. Für die Bewaffnung der Parther und Römer sind die Funde besonders aufschlußreich: Schilde aus Holz und Leder, Panzerhemden, Pferdepanzer und Angriffswaffen, Schwerter, Bogen und Pfeile. Einige Schilde aus Platanenholz mit Überspannung aus Pergament und Verstärkungen aus Leder sind durch ihre Bemalung ausgezeichnet. Ein scutum zeigt über dem ornamentalen Mittelfeld den Legionsadler, von Victorien bekränzt, und unten den Löwen, das Wappentier der Legio III Cyrenaica. Bei zwei ovalen Schilden war der Umbo in der Mitte von figürlichen Darstellungen umrahmt, einmal mit dem Kampf der Griechen und Amazonen mit griechischen Beischriften, das andere Mal mit der Einnahme von Troia und dem Einzug des hölzernen Pferdes. Ein weiterer Schild trug das riesige gemalte Bild des Gottes Iarhibol mit Rüstung und Strahlenkranz.

Die christliche Kirche (Hopkins-Baur Rep. V 238. v. Gerkan Röm. Quartalschr. XLII [1934] 219. Lietzmann Gnomon XIII [1937] 231. CRAc. 1937, 200) ist im Südwestteil der Stadt unmittelbar hinter dem ersten Turm südlich des Palmyratores in einem am Ende des 2. oder am Anfang des 3. Jhdts. n. Chr. erbauten Privathause eingerichtet (3) und bietet zum erstenmal ein Bild von einem bisher nur aus der Überlieferung bekannten frühen Kirchentypus. Das Haus hat den für D. typischen Plan: an dem Binnenhof mit einem gewinkelten Zugang von der nördlichen Straße her liegt im Süden ein großer Diwan mit zwei Nebenzimmern; daran schließt im Westen ein zweiter Breitraum; von diesem und vom Hof aus zugänglich ist das etwa 3 zu 7 m große Zimmer, das als christliche Kapelle eingerichtet ist. Der Diwan ist einmal durch Hinzunahme des westlichen Nebenzimmers erweitert worden und hat damals wohl auch das kleine Podium am Ostende [166] (für eine Cathedra?) erhalten. Die Zeit dieses Umbaus und wahrscheinlich auch anderer Umänderungen in dem Haus, das damit ganz in den Dienst der christlichen Gemeinde gestellt wurde, ist durch die Namensinschrift des Stubenmalers Dorotheos mit zugefügtem Datum 232/33 auf dem frischen Verputz des Nebenraumes gesichert. Eine im Estrich des Diwans gefundene Münze von 241 zeigt, daß noch damals in diesem Raum gearbeitet wurde. Vielleicht hat nur die bald erfolgte Zerstörung D.s eine reiche Ausmalung auch dieses Kirchenraumes, der die kleinere Kapelle einmal ersetzen sollte, verhindert. Unter dieser Voraussetzung dürfte die Einrichtung und Ausmalung der Kapelle noch in die Zeit vor 232/33, als das Haus noch Wohnhaus war, zurückgehen. Diese Frage wird die endgültige Veröffentlichung zu entscheiden haben. Durch die Einbeziehung der Westhälfte des Hauses in die Aufschüttung des Verteidigungswalles kurz vor 256 ist die (heute in der Yale Gallery wiederaufgebaute) Kapelle zu einem großen Teil erhalten geblieben. Da die Einlassungen, für die Deckbalken in 3 m Höhe liegen, war über diesem Baum offenbar noch ein Oberstock vorhanden. Das Westende der Kapelle nimmt ein Aufbau in der Form eines Arcosolium ein. Die sargähnliche Vertiefung unter der Bogennische ist zur Aufnahme eines Sarges von normaler Größe mit den Gebeinen eines Märtyrers zu klein; ihre Auffassung als Taufbecken und damit des ganzen Raumes als Baptisterium und nicht als Kirche, scheint mir durch Lietzmann widerlegt zu sein. In der Vertiefung wird ein Reliquienkasten gestanden haben, der mit einer Decke überdeckt zugleich als Altartisch für die Darbringung des eucharistischen Opfers diente. Der Bilderschmuck der Nische, deren Wölbung mit weißen Sternen auf blauem Grund bemalt ist, zeigt im Hintergrund links unten Adam und Eva mit großen Feigenblättern zu beiden Seiten des Baumes innerhalb des Paradiesestores; die leere Fläche rechts sollte vielleicht das Bild der Austreibung aufnehmen, das nie zur Ausführung gekommen ist. Im oberen Feld steht über Adam und Eva der gute Hirte, vor ihm die dichtgedrängte Schafherde, zwischen einer Baumgruppe und einer Quelle. Die Seitenwände enthielten Bilder in zwei Streifen übereinander: auf der Nordseite oben die Heilung des Gichtbrüchigen in zwei Szenen, zuerst den Heiland als jungen, bartlosen Mann mit kurzem Haar neben dem Bett, auf dem der Kranke liegt; dann schreitet der Geheilte bergabwärts, das Bett mit den Beinen nach oben auf den Schultern. Daran schließt sich das Wunder auf dem See Genezareth; unterhalb des Schiffes mit den Jüngern streckt Petrus auf den Wogen die Hände nach dem ihn geleitenden Jesus aus, dessen Kopf leider verloren ist. Unten, der Nische zunächst, ruht der Sarg Christi als großer römischer unverzierter Kastensarg mit Giebeldeckel und zwei großen Sternen oberhalb der Ecken, dem sich die drei Frauen, in voller Vorderansicht, nähern, Salbenbüchsen und Fackeln in den Händen. Die Haartracht der Frauen ist die der Kaiserinnen aus dem Anfang des 3. Jhdts. n. Chr. Auf der Wand gegenüber sind noch David und Goliath, [167] durch die griechischen Beischriften gesichert, und die Samariterin am Brunnen dargestellt. Das Bestehen eines christlichen Bilderzyklus im Osten, der in vielen Einzelheiten von den im Westen aus den Sarkophagen und den Katakomben bekannten Bildern abweicht, ist damit für den Anfang des 3. Jhdts. erwiesen.

Die Synagoge (CRAc. 1933, 243. 1934, 183. Rostovtzeff Rom. Quartalschr. XLII [1934] 203. Du Mesnil Rev. Bibl. 1934, 105. 546. 1936, 72. Wodtke ZntW 1935, 51. Rep. VI 309), die unmittelbar hinter der westlichen Stadtmauer zwischen Turm 18 und 19 nördlich vom Palmyrator nur durch eine schmale Gasse zugänglich inmitten eines wohl nur von Juden bewohnten Häuserviertels verborgen liegt (16), ist unter der letzten Wallaufschüttung am besten von allen Kultbauten erhalten geblieben. Heute im Museum von Damaskus wieder aufgebaut. Unter dem jüngsten Bau haben sich die Reste einer älteren Synagoge gefunden, die in dem großen Diwan eines Privathauses eingerichtet worden war, das den üblichen Plan des Hauses von D. hatte. Ein anstoßender Nebenraum scheint als Aufenthaltsraum für die Frauen mit einbezogen zu sein. Der Betsaal, der nur halb so groß ist wie der spätere, war mit einer Bankreihe an den Wänden versehen und enthielt vor der Rückwand statt der späteren Nische nur eine kleine, von Säulen getragene Aedicula für die Thorarollen. Die Bemalung der beiden Räume war noch rein ornamental: bunte Gewinde von Blumen und Früchten in dem Nebenraum. Seine Decke war in gemalte Kassettenfelder aufgeteilt und die Innenflächen mit Blumen und Früchten gefüllt. Der Hauptraum zeigte über einem Sockel in Nachahmung von gelbgeädertem Marmor den mittleren Teil der Wand mit einer gemalten bunten Marmorinkrustation bemalt und den oberen Teil weiß. Die Decke war in blaue Kassettenfelder gegliedert, die von kleineren roten Kreisfeldern umgeben waren; in die blauen Kassettenflächen waren plastische weiße Stuckrosetten mit einem hölzernen Dübel eingesetzt.

Die jüngere Synagoge nahm mit ihrem die volle Breite füllenden Betsaal und dem an drei Seiten von Säulen umgebenen Vorhof das ganze Haus ein; der Zugang erfolgte jetzt durch das nach Osten vorgelagerte Privathaus, das man offenbar auch für Zwecke der jüdischen Gemeinde und für die Verwaltung des Lehrhauses einbezogen hat. Der Betsaal hat eine Ausdehnung von 13,65 zu 7,68 m. Die Rückwand im Westen stand noch bis zu 6,70 m Höhe, die Seitenwände fielen bei der Auffindung von dieser Höhe nach Osten allmählich ab. Ringsum läuft eine doppelte Reihe Sitzbänke, die auf der Seite der Frontwand an der doppelten Haupttür von 2 m Breite und der am Südende liegenden Tür der Frauen, an der Rückwand bei den Stufen des Thoraschreins und des Sitzes des Ältesten aussetzen. Zwischen die Deckbalken des einst mindestens 7 m hohen Saales waren tönerne Kassetten eingesetzt, die mit den Zeichen des Tierkreises, Tieren und Köpfen, und verschiedenen Früchten und Blumenmustern bemalt waren. Aufgemalte griechische Inschriften und eine aramäische auf einigen dieser Kassetten melden die Erbauung [168] des Lehrhauses unter dem Ältesten Samuel im J. 244/45. Die Nische für die Thorarollen an der Rückwand dem Haupteingang gegenüber ist in Nachahmung von Marmorinkrustation wie die ältere Synagoge bemalt und demnach wohl zuerst ausgeführt. Über dem Bogen mit einer Muschel darin sind der siebenarmige Leuchter, der Thoraschrank und die Opferung Isaaks durch Abraham dargestellt. Der zu beiden Seiten der Nische ringsum laufende untere Friesstreifen ist in rechteckige Felder gegliedert, in denen zunächst der Nische zwei Löwen, außerdem Leoparden, Masken und Köpfe in Medaillons abwechselnd mit geometrischen, Marmorinkrustation nachahmenden Feldern dargestellt sind. Die nach oben folgenden drei Streifen bieten einen ganzen Zyklus von Bildern aus dem Alten Testament von höchster kunstgeschichtlicher Bedeutung. Es zeigt sich hier, daß die strenge Auffassung des Bilderverbots, die bei dem Schmuck des älteren Lehrgebäudes noch wirksam war, nach dem Beginn des 3. Jhdts. einem laxeren Verhältnis zum Gesetz, ähnlich wie bei den galiläischen Synagogen, Platz gemacht hat. Da die endgültige Veröffentlichung dieser wichtigen Bilder noch nicht vorliegt und die Deutung der einzelnen Szenen zum Teil noch umstritten ist, sei hier nur eine kurze Beschreibung der Bildfolge gegeben: Oberste Reihe, Norden: Jakobs Traum (?). Westen, rechts: Auszug der Juden aus Ägypten und Durchzug durch das Rote Meer; Moses und der brennende Busch (aramäische Beischriften). Links: Moses mit den Gesetzestafeln; Salomo und die Königin von Saba–(?) mit griechischen Beischriften. Das Folgende auf dieser und der Südseite ist fast ganz zerstört. Mittlere Reihe: Norden: Die Bundeslade in der Schlacht mit den Philistern. Westen, rechts: Die Lade im Land der Philister und im Tempel des Dagon; der Tempel Salomos; stehender Mann mit Rolle. Westen, links: Stehender Greis, über ihm Sonne, Mond und sieben Sterne; Aarons Priesterschaft, mit griechischer Beischrift; der wunderbare Brunnen Mirjams (?); Überführung der Lade nach Zion (?), halb zerstört. Untere Reihe: Norden: Szenen aus dem Leben des Ezechiel in einem langen Bildstreifen; Joabs Tod durch Salomo (?). Westen, rechts: Auffindung des Kindes Moses; David von Samuel gesalbt; links: Esther und Mardochai, beide Szenen mit aramäischen Beischriften; Elias erweckt den Sohn der Witwe, mit aramäischer Beischrift. Süden: drei Szenen aus dem Leben des Elias: Opfer auf dem Karmel, diese und die vorige mit Beischriften in Pehlewi; Opfer der Baalpriester; Elias und der Krug der Witwe. Osten: Elias, von Vögeln genährt; David überrascht Saul (?).

Das große Mittelfeld über dem Thoraschrank nahm zuerst ein einziges Bild ein, das später mit zwei Bildern übereinander übermalt wurde. Das ältere, symbolisch zu deuten, zeigt die riesige Rebe mit Blättern und Trauben aus dem Thoraschrein aufsteigend und oben den sitzenden Moses und zwei stehende Propheten umschließend, darunter Löwe, Vogel und ein drittes Tier, dazu neben dem Stamm zwei Löwen. Das spätere Bild drückt ähnliche Gedanken figürlich aus: In der oberen Reihe Moses und 16 Propheten, in der [169] unteren David mit der Leier und Jakob, Ephraim und Manasse segnend. Von den Inschriften geben die in Pehlewi den Namen des Malers und als Datum ein J. 14 und 15. Vielleicht bezieht es sich auf die unbekannte Ära der Kolonie D., etwa seit Alexander Severus; dann kommt 245/46 in Frage, was gut zur Erbauung der Synagoge paßt. Die Auswahl der Bilder ist, wie Kräling Rep. VI 372ff. betont, durch die besondere Stellung des babylonischen Judentums in D. bedingt. Daher die ausführliche Darstellung der Geschichte des Propheten des babylonischen Exils, Ezechiel, und von Esther und Mardochai. Die Beteiligung von Künstlern griechischer, semitischer und persischer Herkunft an der Ausmalung der Synagoge, in der Grenzstadt nicht überraschend, steht durch die Inschriften fest; ob daraus auch auf Vorlagen entsprechend verschiedener Herkunft zu schließen ist, kann nur durch eine eingehende kunstgeschichtliche Prüfung der einzelnen Gemälde entschieden werden. Ohne Zweifel schöpfen die Maler aus einer umfangreicheren bildlichen Tradition, die auf illustrierte Ausgaben des Alten Testaments zurückzuführen außerordentlich naheliegt. Wieweit diese im Osten selbst entstanden sind; wieweit im Bereich der alexandrinischen Diaspora, bleibt ebenso noch zu erforschen, wie die weitere Wirkung und Beziehung dieser Bilder zu der manichäischen Bibelillustration und zur frühislamischen und byzantinischen Malerei.
[Watzinger.]

Dura

2) D.-Europos, mesopot. Stadt. S V. S VII (149,7 lies: ›S. 1846 zum Art.‹; erg.: ›2)‹). = Europos (VI 1309 Nr. 5)
[Hans Gärtner.]

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