Damarete (Δαμαρέτη oder Δημαρέτη). 1) Tochter des Theron von Akragas, Gemahlin des Tyrannen Gelon von Syrakus, förderte nach der Besiegung der Karthager bei Himera (480 v. Chr.) die Friedensverhandlungen. Da die Karthager gelindere Bedingungen erhielten, als sie nach der schweren Niederlage erwarten konnten, so beschenkten sie die Vermittlerin mit einem Kranze von 100 Talenten Goldes. Da ein (kleines) Goldtalent das Gewicht von 6 attischen Drachmen = 26,2 g. hatte, so wog der Kranz 2,62 kg. und galt, wenn man den damaligen Wert des Goldes annähernd dem zwölffachen Silberwerte gleichsetzt, etwa so viel wie 11/5 Silbertalent. Aus diesem Silbergewichte liess D. eine Münze schlagen, die nach ihr Damareteion (s. d.) genannt wurde. Nach dem Tode Gelons vermählte sie sich mit dessen Bruder Polyzelos. Das Grabmal des Gelon und der D. wurde während des Krieges der Karthager gegen Dionysios I. im J. 397 von Himilkon zerstört. Diod. XI 26, 3 (nach Timaios). XIV 63,3. Schol. Pind. Ol. II 29. Holm Gesch. Siciliens I 205. 208. Freeman Hist. of Sicily II 190. 210. 215. 525. 537. IV 127. Meltzer Gesch. der Karthager I 221. Hultsch Metrologie² 129. 433f. 665ff. Ein höheres Gewicht des Kranzes der D. haben angenommen und danach die Zahl der damals geschlagenen Damareteien zu bestimmen versucht Lenormant bei Daremberg et Saglio II 62 und Evans Syracusan medallions and their engravers 124f.; Num. chron. 1894, 194f. Ersterer setzt die Ausprägung auf 900 000 oder gar über eine Million Stücke an; letzterer vermutete zuerst eine Zahl von 3 120, später von 20 700 Stücken. Diesen Ansätzen stehen erhebliche Bedenken entgegen. D. hat durch Überweisung des Kranzes zur Staatscasse die Anregung zur Ausmünzung der nach ihr benannten Dekadrachmen gegeben; allein es lässt sich nicht erweisen, dass gerade nur so viele Stücke, als der Erlös aus dem Kranze ergab, geschlagen worden sind. Vgl. Damareteion.
Nach einem Epigramm des Simonides (Anth. Pal. VI 214) soll Gelon mit seinen Brüdern in Delphi einen Dreifuss geweiht haben Ἐξ ἑκατὸν λιτρῶν καὶ πεντήκοντα ταλάντων Δαρετίου χρυσοῦ, τᾶς δεκάτας δεκάταν: Nachdem Bentley statt des verderbten δαρετίου Δαμαρετίου vermutet und dadurch eine Beziehung auf D. hergestellt hatte, erreichte Meineke (Soph. Oed. Col. S. 315f.) dasselbe Ziel durch die Conjectur Δαρετίου, indem er Δαρέτη als dorische Nebenform für Δαμαρέτη voraussetzte. Das Gewicht des Dreifusses haben nach diesem Distichon und Diod. XI 26, 7 zu ermitteln versucht Hultsch De Damareteo 15ff. Meltzer Gesch. der Karthager I 502f. Evans Syracusan medallions 128 (vgl. Num. chron. 1894, 194f.). Holm Gesch. Siciliens I 417f. III 619f. nach Mitteilungen von Six. Doch ist an letzterer Stelle die sprachwidrige Deutung von ἐξ ἑκατόν = 600 zurückzuweisen. Die Lesung ἐξ ἑκατόν rührt von Boeckh Metrol. Unters. 295. 304 her und ist von diesem, anlangend die Stellung [2032] der kleineren Zahl vor der grösseren, genügend erklärt worden. Indes hätte man die durch den Cod. Palat. und bei Suid. s. Δαρετίου überlieferte Lesart ἐξ nicht beanstanden sollen. Vgl. Phot. Ἵππειος ὁ ἐκ τεσσάρων οταδίων δρόμος. Heron stereom. II 28 a. E. μόδιος ἐκ ξεστῶν Ἰταλικῶν ἀριθμῷ ις'. Xen. hell. IV 2, 7 στέφανοι χρυσοῖ ... ἀπὸ τεττάρων ταλάντων. Ähnlich Dem. XVIII 92. Polyb. XXI 30, 10. 34, 4. XXIII 1, 7. XXX 5, 4. XXXII 3, 3. 5, 1. 6, 1. Diod. XI 26, 7. Joseph. ant. Iud. XIV 147 Niese. Vgl. Viereck Sermo Graecus 63.
Aus verschiedenen Gründen ist das angeführte Distichon für unecht erklärt worden von Schneidewin Simonidis carm. rel. 182f. Droysen S.-Ber. Akad. Berl. 1882, 1015. v. Wilamowitz Nachrichten Gesellsch. der Wissensch. Göttingen 1897, 313ff. Homolle Mélanges Henri Weil 221ff. Selbst wenn man die Änderung Λαρετίου für zweifellos und somit die Beziehung auf das ,Gold der D.‘ für sicher hält, bleiben doch die Bedenken, dass dieses Gold nicht ohne weiteres mit dem hundertsten Teile der Kriegsbeute (τᾶς δεκάτας δεκάταν) in Verbindung gebracht werden durfte, ferner dass dasselbe nach Timaios (s. Damareteion) eine andere Verwendung gefunden hat, endlich dass der verhüllte Hinweis auf die Gemahlin Gelons, nachdem vier Söhne des Deinomenes als Spender genannt worden sind, unpassend erscheint. Es dürfte also eine vergebliche Mühe sein, die Spiele mit den Zahlen von 100 Litren, 50 Talenten und der δεκάτη τῆς δεκάτης dem Simonides zuzuschreiben und aus diesen vielleicht erst zwei oder drei Jahrhunderte nach Lebzeiten des Dichters ersonnenen Angaben das Gewicht des Dreifusses und die Summe der Kriegsbeute zu berechnen. Über die schwierigen Fragen, die sich weiter an die Weihgeschenke des Gelon und Hieron knüpfen, vgl. Blass zu Bacchyl. carm. III 18 praef. p. LVff.
[Hultsch.]
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