3) Militärisch: a) die keilförmige Angriffstellung (Gell. X 9, 1. Quintil. II 13, 4. Isid. orig. IX 3, 61. Augustin. de ord. II 18, 47) in Gestalt eines Dreiecks (Veget. I 26), bestimmt, die feindliche Schlachtreihe zu durchbrechen (Veget. III 19. 20), vgl. Marquardt St.-V II² 429. In erster Linie kam dieselbe durch die Griechen zur Anwendung (s. u. Embolon), doch war der C. auch bei den Latinern (Liv. VIII 10, 6), Galliern (Liv. X 29, 7), Karthagern (Liv. XXII 47, 5. 8) und Hispaniern (Liv. XXXIX 31, 3. XL 40, 8), vor allem aber bei den Römern eine beliebte taktische Formation, vgl. Liv. II 50, 9. VII 24, 7. Caes. bell. Gall. VI 40, 2. Frontin. strat. II 3. 20. Tac. hist. II 42. III 29. Scherzweise nannten ihn die römischen Soldaten Caput porci (Ammian. Marc. XVII 13, 9) oder Caput porcinum, (Veget. III 19). Anzugreifen war der C. am besten in der Flanke (Liv. XXXIX 31, 6). Dies geschah durch den forfex (Ammian. Marc. XVII 13, 9. Veget. III 19) oder forceps (Fest. ep. p. 344. Ammian. Marc. XVI 11. 3) genannten hohlen Keil, der die Form eines V hatte. Übrigens bezeichnet Livius XXXII 17, 11 auch die makedonische Phalanx als C.
b) Ein Heerhaufen, eine Abteilung Soldaten, vgl. Tac. ann. I 51. Entlehnt ist diese Bedeutung wahrscheinlich von den Germanen, bei denen jede einzelne Völkerschaft einen Keil bildete, vgl. Tac. Germ. 6. 7: hist. IV 16. 20. V 16. Ammian. Marc. XVI 12. 20. XVII 2, 1. XXVII 2. 4. Peucker Das deutsche Kriegswesen der Urzeiten II 209ff., und es ist wohl kein Zufall, dass der erste, durch Inschriften des 3. Jhdts. n. Chr. (CIL VII 415. Ephem. epigr. III 85. VII 1040. 1041) für das römische Heer bezeugte C. ein c. Frisiorum ist. Über diesen C. haben gehandelt: Mommsen Herm. XIX 231ff. Hübner Westd. Zeitschr. III 120ff. 287ff.; Röm. Herrschaft in [1757] Westeuropa 65ff. Scherer S.-Ber. Akad. Berl. 1884, 571ff. Brunner Ztschr. der Savignystiftung germ. Abt. V 1885, 226f. Er war am Hadrianswall in Britannien stationiert und führte unter Alexander Severus den Beinamen Severianus Alexandrianus, unter Philippus den Beinamen Philippianus. Zahlreichen römischen Reitercunei begegnen wir in nachconstantinischer Zeit, vgl. Cod. Theod. V 4, 1 (J. 345). Ammian. Marc. XVI 11, 5. Damals recrutierten sich dieselben auch aus Völkerschaften, die nichtgermanischen Ursprungs waren, so aus Dalmatern (Not. dign. or. XLI 15. 18. 19. XLII 13. 14. 16–18; occ. XXXII 23. XXXIII 25. XXXIV 14), Mauren (or. XXXI 23), Palmyrenern (or. VII 34), Sarazenen (Ammian. Marc. XXXI 16, 5) und Sarmaten (Not. dign. occ. XL 54). Nach Mommsen (Herm. XIX 232) sind diese Cunei den Numeri beizuzählen, und zwar ersetzten sie die ehemalige Legionsreiterei (Herm. XXIV 207f.).
[Fiebiger.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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