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Betten. Das antike Bett, κλίνη, lectus, sponda, besteht aus einem aus vier Brettern zusammengefügten, von vier oder sechs Füssen getragenen viereckigen Rahmen, der mit Gurten oder Riemen (Hom. Od. XXIII 201. Cato de agric. 10) bespannt und bisweilen (nicht immer, Varro de l. l. VIII 32) am Kopfende, seltener an beiden Enden mit einer Lehne versehen ist. Die griechischen Namen der einzelnen Teile des Bettes finden sich bei Poll. VI 9. X 34ff. Die vier Bretter heissen ἐνήλατα (auch Artemid. I 74), die Gurte τόνος, τόνοι, κειρία, σπάρτα, fasciae (Cic. de div. II 134. Martial. V 62, 6. XIV 159, 1), institae (Petron. 97), die Lehne ἀνάκλιντρον, ἐπίκλιντρον, ἀνάκλιτον (Corp. Gloss. II 74, 8), ἀνάκλισις (Etym. Μ. 90, 30), fulcrum (Isid. or. XIX 26, oft erwähnt; s. hierüber Mau Gött. Nachr. 1896, 76ff.). Ein Bett mit Lehnen an beiden Enden heisst κλίνη ἀμφικέφαλος, Poll. X 36 nach W. A. Beckers Emendation; Abbildung eines solchen El. cér. II 23 Α (auch bei Baumeister Denkm. I 315). Maffei Mus. Veron. 420 (auch bei Baumeister I 309). An den in Pompeii gefundenen lecti tricliniares sind die ἐνήλατα ganz niedrig. Doch gab es auch B., an denen sie eine gewisse Höhe hatten und die Gurte an ihrer Unterseite befestigt waren, so dass eine Bettlade, κοίτη (Poll. VI 10), entstand. Das Bett hatte ausserdem eine Schranke an der Wandseite, welche daher als pluteus von der Vorderseite, sponda, unterschieden wird, Isid. or. XX 11, 5. Martial. III 91, 9; dies ist sehr deutlich auf den pompeianischen Bildern bei Roux Herc. et Pomp. VIII 18. Auf dies Gestell legt man bei Homer zunächst Felle, dann wollene Decken (ῥήγεα, χλαῖναι, τάπητες), sowohl als Unterlage als zum Zudecken, auch ein Leintuch, dessen Lage und Zweck nicht näher bezeichnet werden (Il. IX 661; Od. IV 297. ΧΧΙII 179; vgl. ΧΙII 73. 118). Später legte man auf die τόνοι eine Matratze, τύλη, τυλεῖον, attisch κνέφαλον, κνέφαλλον (Poll. a. Ο. Moeris s. κνέφαλον), torus, und ein Kopfkissen, προσκεφάλαιον, cervical (auch fulcrum Ammian. XXVIII 1, 47: für beide häufiger der allgemeine Ausdruck culcita) und Decken, στρῶμναι, στρώματα, τάπητες, stramenta, stragula, vestes stragulae. Senec. ep. 87, 2 unterscheidet stragulum im engeren Sinn als Unterlage von der Decke, opertorium.
In älterer Zeit dienten wohl die gleichen B. zum Schlafen, zum Speisen und zu sonstigem Aufenthalt, Plat. symp. 217 d. Bei weiterer Ausbildung des Mobiliars wurden aber besondere lecti cubiculares und tricliniares hergestellt, Varro de l. l. VIII 32. Hyg. fab. 274. Hist. Aug. Elag. 20. Nach Varro a. O. waren sie von verschiedener Höhe; und zwar wird die grössere Höhe des lectus cubicularis, zu dem man über Stufen aufstieg, öfter hervorgehoben, Varro de 1. 1. V 168. Serv. [371] Aen. IV 685. Ovid. fast. II 353. Lucan. II 356. Drei lecti tricliniares aus Pompeii sind im Museum zu Neapel, Overbeck Pompeii⁴ 427. Sie hatten keinen Pluteus an der Rückseite, von der sie bestiegen wurden, auch keine Lehne am Kopfende, dafür aber an den der Öffnung des Hufeisens zugewandten Schmalseiten eine der Lehne ähnliche Schranke (pluteus, fulcrum). Doch zeigen bildliche Darstellungen, dass dies nicht immer der Fall war. S. Triclinium.
Es gab ferner, wenigstens bei den Römern, eigene lecti zum Lesen, Schreiben und sonstigem Aufenthalt; das öfter dafür gebrauchte Diminutiv beweist, dass dies ‚Studierbett‘ kleiner war, einem Sopha oder Chaiselongue vergleichbar. Lecticula lucubratoria Suet. Aug. 78. Ferner Ovid. ars am. III 542; trist. I 11, 37. Sen. epist. 72, 2. Pers. I 52. Plin. ep. V 5, 5. Natürlich musste dieser Lectus eine Lehne (pluteus Pers. I 166) haben, die auch dienen konnte, um darauf zu schreiben. Solche kleinere Lecti kommen auch auf Bildwerken öfter vor; hierher gehören auch wohl die oben (S. 370) citierten Darstellungen von κλῖναι ἀμφικέφαλοι, beidemale Kranken-B.
Ein kleines, einfaches Bett ist σκίμπους (s. d.), σκιμπόδιον; auf einem solchen schläft Sokrates, Plat. Protag. 310 c. Gleichbedeutend ist ἀσκάντης und κράββατος, grabatus, letzteres bei den Römern die gewöhnliche Bezeichnung eines ärmlichen Bettes (z. Β. Sen. ep. 18, 7. 20, 11), während scimpodium bei ihnen etwas wie den lectulus lucubratorius zu bezeichnen scheint, Gell. XIX 10, 1. Cass. Dio LXXVI 13; vgl. übrigens auch Arist. nub. 633. 709. Griechisch heisst ein niedriges und ärmliches Bett auch χαμεύνη, χαμεύνιον (s. d.).
Die Bettgestelle heissen bei Homer Il. III 391 δινωτὰ λέχεα, gedrechselt, was sich nur auf die Füsse beziehen kann; das häufigere Beiwort τρητά ist nicht genügend erklärt, vielleicht bezeichnet es Schnitzarbeit. Auch an den Speise-B. aus Pompeii sind die Füsse rund, also gedrechselt, und so erscheinen sie auch auf einigen bildlichen Darstellungen (Baumeister Denkm. I 313), während andere Vasenbilder andere Formen zeigen (a. O. u. Il. XVI) mit flacher, manchmal ornamentierter Vorderseite. So auch die in Bettform gemauerten Sarkophage eines Grabes in Neapel, Galante Atti dell’ Acc. di archeol. lettere e b. arti, Napoli, XVII, I Taf. IIΙ, und der Deckel; einer thönernen etruskischen Aschenkiste Mon. d. Inst. VI 59.
Die Bettgestelle sind in der Regel aus Holz. Und zwar werden genannt Ahorn (σφένδαμνος), Buche und Esche, Poll. X 35. Theophr. h. pl. III 10, 1. V 6, 4. 7, 6. Aus dem Holze einer Palmenart machten die Perser die Füsse der B., Theophr. h. pl. IV 2, 7. Auch furnierte man geringere Holzsorten mit feineren; so wird ἀμφίκολλος Poll. X 34 zu erklären sein; ebd. παράπυξος, ἀμφίκολλος πυξίνη, mit Buchs furniert. Der lectus pavoninus Martial. XIV 85 war mit Citrus oder Ahorn furniert, Plin. n. h. XIII 96. XVI 66. Man furnierte auch mit anderen Materialien. Besonders oft wird Schildplatt erwähnt, Varro bei Non. 86, 3; de 1. 1. IX 47. Plin. n. h. IX 39. XVI 233. Iuv. 6, 80. Martial. IX 59, 9. XII 66, 5. Lucian. As. 53. Dig. XXXII 100, 4. Apul. met. X 34. Elfenbein, [372] Varro de l. l. IX 47. Plaut. Stich. 377 Suet. Caes. 84. Die Füsse konnten auch ganz aus Elfenbein sein, mit einem Kern aus Metall; solche wurden in Pompeii gefunden, Overbeck⁴ 348. Ganz elfenbeinerne B. hatte man nach Timaeus bei Ael. v. h. XII 29 in Akragas; doch können natürlich die ἐνήλατα nur furniert gewesen sein. Mit Gold und Silber incrustierte B. fanden sich schon in der Beute von Plataiai; Herodot nennt sie IX 80 ἐπίχρυσους καὶ ἐπάργυρους, 82 χρυσέας καὶ ἀργυρέας. So sind auch sonst in der Regel unter goldenen und silbernen B. vielmehr mit Gold- und Silberplatten verkleidete zu verstehen. Gold: Plaut. Stich. 377. Cic. Tusc. V 61. Suet. Caes 49. Sen. ep. 17, 12. 110, 12. Martial. VIII 33, 5. IX 22, 6. Dig. XXXIII 10, 3, 3. Silber: Suet. Cal. 32. Plin n. h. XXXIII 144. 146. Massiv silberne B. Hist. Aug. Elag. 20. Dig. XXXIII 10, 3, 3. 9, 1. Ganz aus Bronze ist das einzige erhaltene antike Bett im Museo Gregoriano des Vatican, aus einem Grabe bei Caere, abgeb. Baumeister Denkm. I 311 Hier sind auch die Gurte durch Bronzestreifen ersetzt.
Von den ganz incrustierten B. sind noch unterscheiden die mit Verzierungen anderen Materials versehenen. Schon Odysseus (Hom. Od. XXIII 200) verzierte sein Bett mit Gold, Silber und Elfenbein. Namentlich verzierte man so die sichtbarsten Teile, Füsse und Lehnen. Es scheint, dass man unter lecti Deliaci B. verstand, die auf diese Art verziert waren, zunächst in Bronze (die sind wohl die lecti aerati Cic. Verr. IV 59, die nach Liv. XXXIX 6, 7. Plin. n. h. XXXIV 14 zuerst 187 n. Chr. nach Rom kamen); doch wurden sie bald auch in Silber nachgeahmt, Plin. XXXIII 144. XXXIV 9. Eine Vorstellung hiervon geben die Speise-B. aus Pompeii Οverbeck⁴ 427, an denen die Verzierungen der Füsse und Lehnen aus Bronze mit eingelegter Silberarbeit sind. Die polsterartig ansteigenden Lehnen sind hier an den Profilseiten mit Metallplatten bekleidet, die innerhalb eines vorstehenden Randes Silberornamente zeigen, oben und unten aber mit Büsten verziert sind; an der dem Tische abgewandten Seite fehlen die Silberornamente und erscheint statt der Büste nur ein Entenkopf. Ähnliche Motive zeigen die in Pompeii gefundenen Bisellien, a. O. 426, wo Pferdeköpfe statt der Entenköpfe; vgl. hierzu die von Hyg. fab. 274 erwähnte Verzierung der Fulcra mit Eselsköpfen. Lecti Punicani sind bei Cic. pro Mur. 75 (vgl. mit Sen. ep. 95, 72) einfache Holz-B., dagegen bei Plin. n. h. ΧΧΧΙII 144 solche, die mit Metall, auch mit Gold und Silber verziert sind, aber in geringerem Grad als die Deliaci. Bei Horaz ep. Ι 5, 1 sind Archiaci lecti einfache B. Lectos Soterici nennt Gell. XII 2, 11 eine altmodische Form; über beide ist Näheres nicht bekannt.
B. mit Füssen aus anderem Material als das übrige Gestell: Ter. Ad. 585: lectulos ilignis pedibus; ferner elfenbeinerne und silberne Füsse, Athen. II 48 b. VI 255 e. Clem. Alex. Paed. II 3. Poll. X 34.
Für die Füllung (tomentum) war das dürftigste Material Stroh (Plin. n. h. XIII 192), Schilf (tomentum Circense Martial. ΧIV 160. Sen. de v. b. 25, 2), Heu (Martial. XIV 162), Rohrbüschel (ἀνθήλη bei Poll. X 41 = λυχνίς. Plin. n. h. [373] XVI 158. Ed. Diocl. XVIII 5. 6; vgl. Göll zu Beckers Charikles III 76. Blümner Maximaltarif 147), Blätter einer gnaphalium genannten Pflanze, Plin. n. h. XXVII 88. Dioscor. III 120. Am häufigsten aber wurde Wolle verwendet, und zwar bestand die billigste Wollfüllung aus den Abfällen der Tuchbereitung, den vom Fullo abgebürsteten Flocken: γνάφαλον, κνεφέλλον, Herod. π. μον. λεξ. II 39; die Attiker bezeichneten mit ersterer Form die Füllung, mit der zweiten die Matratze. Diese mit guter, eigens hierfür zubereiteter Wolle zu füllen, wie noch heute in Italien fast ausschliesslich üblich, soll nach Plin. n. h. VIII 192. XIX 13 gallische Erfindung sein; berühmt war das aus Gallien stammende tomentum Leuconicum, Martial. XI 21, 8. 56, 9. XIV 159. 160. Auch Federpolster werden oft erwähnt, Plat. com. bei Herod. a. O. (frg. 97 K.). Poll. VI 10. X 38. Varro bei Non. 86, 3. Cic. Tusc. III 46. Plin. n. h. XVI 158. Martial. XIV 146. 159, namentlich als Kopfkissen, Eubulos bei Poll. X 38. Prop. IV 7, 50, doch sicher auch als Matratze, Martial. XIV 159. Besonders gesucht waren die Daunen der kleinen, weissen germanischen Gänse, gantae, Plin. n. h. X 54. Daunen von Schwänen Martial. XIV 161, von Rebhühnern Hist. Aug. Elag. 19, 9, wo auch Polster aus Hasenhaaren. Nach Strab. XV 693 stopften die Macedonier in Asien die Polster mit Baumwolle. Die Vermutung Marquardts Privatl.² 490, dass das Wort τύλη von sanskr. tula, Baumwolle, komme und Verwendung derselben zu solchem Gebrauch bezeuge, ist unhaltbar; vgl. Curtius Etymol.⁴ 225.
Der Überzug der Polster war gewöhnlich aus Leinen, doch gab es auch wollene und lederne, Poll. X 34. 40. Besonders geschätzt war für diesen Gebrauch das cadurcische Leinen, Plin. XIX 13. Preise leinener Überzüge Ed. Diocl. XXVIII 46–55, wo als beste Sorten die von Tralles und Antinoupolis erscheinen. Seidene Polster Prop I 14, 22. Hor. epod. 8, 15. Martial. III 82, 7. Die Überzüge waren meist buntfarbig, Prop. a. O. und IV 7, 50. Farbig sind sie auch auf den pompeianischen Bildern Helbig Wandgem. 1445–1452, gestreift meistens auf Vasenbildern.
Über Kissen und Polster überhaupt s. Blümner Technol. I 205ff.; Maximaltarif 146f.
Leinene Betttücher kommen schon im Homer vor (Il. IX 176). Im Ed. Diocl. werden XXVIII 16–36 die Preise verschiedener Sorten angegeben, auch die einer geringen für die Dienerschaft. Aus der Zwischenzeit haben wir nur die Erwähnung des ὀθόνιον ἐγκοίμητρον in einem Pariser Papyrus aus dem J. 163 v. Chr. (Not. et extr. XVIII 2, 1865, nr. 52—54; auch bei Marquardt Privatl.² 489, 9) und Non. 537, 20.
Für die Decken giebt Poll. VI 9ff. X 38. 42 zahlreiche Bezeichnungen, je nachdem sie auf einer oder auf beiden Seiten zottig waren, und nach der Farbe. Auch bei den Römern werden purpurne und buntgestickte Decken oft erwähnt, z. Β. Cic. Phil. II 67. Martial. II 16, 2. Tib. I 2, 75. 77. Pelze als Decken Plat. Prot. 315 d. Eine Decke aus Ziegenfellen ist die bei Aristophanes öfter erwähnte σισύρα (s. d.).
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