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82) Imp. Caes. M. Aurelius Claudius Aug. = Claudius Gothicus: regiert 268-270.
Inhaltsverzeichnis

Quellen:
Litteratur:
Herkunft und Verwandtschaft:
Bis zu seinem Regierungsantritte:
Seine Regierung:

Quellen:

Die Vita: Hist. Aug. Claudius, im folgenden nur mit Zahlen ohne Zusatz citiert. Zos. I 40-46. Zonar. XII 25-26. Aurel. Vict. Caes. 33, 27-32. 34; epit. de Caes. 34. Eutrop. 9, 11. Die gelegentlichen Erwähnungen bei den Schriftstellern sind in den unten angeführten Litteraturwerken citiert und werden gebotenen Falles im Texte wiederholt. Über die Inschriften s. die Indices der Bände des CIL, die Münzen sind vollzählig zusammengestellt von Markl (Wien. Numismat. Ztschr. 1884, 375-460); vgl. dazu noch Ztschr. f. Numismat. 1885, 328, 3. Die alexandrinischen Kaisermünzen s. bei v. Sallet Die Daten der alexandrinischen Kaisermünzen 79-81. Die Verfügungen des Claudius stellt zusammen Hänel Corp. leg. 170, wo allerdings am Ende der gefälschte Brief aus Hist. Aug. Aurel. 17 (Flavius [!] Claudius Valerio [!] Aureliano) zu streichen ist und Zonar. XII 26 als Abstraction aus der nachfolgenden Anekdote bedenklich erscheint.
Litteratur:

Bernhardt Geschichte Roms von Valerian bis zu Diocletians Tode I 121-139. Schiller Geschichte der römischen Kaiserzeit I 845-850. Strootmann Hermes XXX 1895, 355–360. In einer Dissertation hat Duncker (Marburg 1868) das Leben des Claudius bearbeitet. Die Münzen hat Markl zu seinem Specialstudium gemacht und ausser der oben genannten Zusammenstellung eine Reihe von Artikeln über Einzelfragen in der Wiener Numismatischen Zeitschrift veröffentlicht (1876, 243–251. 1879, 230–233. 1884, 367-374. 1889, 235-254). Über die Gothenkriege vgl. v. Wietersheim-Dahn Geschichte der Völkerwanderung I 231-233 und Mommsen R. G. V³ 225–226.
Herkunft und Verwandtschaft:

M. Aurelius Claudius – so nennen ihn Münzen und Inschriften –, geboren am 10. Mai 219 oder 220 (Clinton Fasti Romani 302. CIL I² p. 264), je nachdem man seinen Tod im J. 270 vor oder nach dem 10. Mai ansetzen will (s. u.), stammte aus Dalmatien oder Illyrien und gehörte vielleicht dem Bergvolke der Dardaner an, was zu der Nachricht von seiner Herkunft von dem troischen Könige Dardanus führte (11, 9). Den Namen Flavius erhält er fälschlich 7, 8 und Hist. Aug. Aurel. 17, 2, wohl auf Grund seiner Verwandtschaft mit dem Hause Constantins d. Gr. Seine Nichte Claudia, die Tochter seines Bruders Crispus, war nämlich die Stammmutter der Gens Flavia, der Constantin angehörte (7, 6. Zonar. XII 26. Panegyr. lat. min. 7, 2. 8, 2. 8, 4). Weniger begründet sind die Versuche, ihn durch Claudia, eine Schwester des Kaisers Probus (s. Nr. 194), als mit diesem verwandt zu erweisen (Hist. Aug. Prob. 3, 2–4), sowie in ihm einen natürlichen Sohn eines der Gordiane zu sehen (ep. de Caes. 34, 1).
Bis zu seinem Regierungsantritte:

Die iudicia principum (14–17) sind wertlos, wie [2459] fast alle Urkunden der Hist. Aug. Valerian soll den Claudius befördert haben (Hist. Aug. trig. tyr. 10, 14); unter Gallienus soll er an der Bekämpfung des gallischen Usurpators Postumus neben Aureolus teilgenommen haben, wovon allerdings nur 7, 1 meldet, soll aber auch, wie aus 6, 1 hervorzugehen scheint (Schiller 840), mit Gallienus gegen die Gothen gekämpft haben bis zu der Zeit, wo des Aureolus Empörung den Kaiser nach Italien rief und mit ihm den Claudius; denn er ist bei der Belagerung Mailands und dem Tode des Kaisers in Italien.

Der Gedanke Henzens (Bull. d. Inst. 1880, 106), den ἐπίτροπος τῶν Σεβαστῶν M. Aurelius Claudius (CIG 3950, s. Nr. 83) auf unsern Claudius zu deuten, bleibt sehr problematisch.
Seine Regierung:

268: tr. pot. (I) (–9. December 268).

Bei der Belagerung des Aureolus in Mailand hatte Gallienus seinen Tod gefunden; ob der Mord mit Wissen des Claudius verübt wurde, ist ebenso belanglos wie die Frage, ob der sterbende Gallienus die Reichsinsignien an Claudius geschickt hat (Hist. Aug. Gallieni duo 14, 2. Aur. Vict. Caes. 33, 28; ep. de Caes. 34, 2). Claudius übernahm sofort die Regierung, beseitigte zunächst den Aureolus (s. d.) und zwang den Senat zur Consecration des Gallienus (Aur. Vict. Caes. 33, 27). Auf dieses Eintreten des Claudius für das Gedächtnis des Gallienus ist nach Markl (1879) die gemeinsame Gallienus-Claudiusmünze in Rom geprägt worden.

Seine erste Sorge für das Reich galt der Poebene, in welche die Alemannen eingefallen waren. Von Mailand oder von Pons Aureoli aus ist Claudius sofort nach dem Gardasee zu gezogen. Aurelian, der vorausgeschickt war, hatte zwar erst die Markomannen auf Mailand zu durchbrechen lassen, machte aber die Schlappe wieder gut durch einen Sieg über Sueben, Sarmaten und Markomannen (ep. de Caes. 34, 2. Hist. Aug. Aurel. 18). Auf diesen Sieg hin sind in allen Münzstädten der claudianischen Regierung schon bei der ersten Emission Münzen mit der Aufschrift: Victoria Augusti und Victoria Germanica geprägt worden (Markl 1884, 367-374. 390. 439. 458). Die im Beginn des J. 269 (s. u.) gesetzte Inschrift CIL XII 2228 nennt den Kaiser infolge dessen Germanicus Maximus.

In Spanien, sowie in Südgallien muss Claudius sofort Anerkennung gefunden haben gegenüber dem Regimente des Tetricus. Zwar spricht der apokryphe Brief des Claudius an Senat und Volk in Rom (7, 5) davon, dass dem Tetricus Spanien und Gallien gehorchen; doch die Thatsache, die Markl (1884, 410-415) erwiesen hat, dass in Tarraco eine kaiserliche Münzstätte gewesen ist, die von Anfang an ununterbrochen Münzen des Claudius prägte, sowie die in Grenoble gefundene Inschrift (CIL XII 2228) aus dem zweiten Jahre des Claudius (trib. pot. II), gesetzt von Truppen, die Claudius unter dem praefectus vigilum (!) Iulius Placidianus zum Schutze dieses Landes bei seinem Abmarsche gegen die Gothen dorthin gesandt hatte (Henzen Bull. d. Inst. 1880, 160), lehren, dass Spanien und in Verbindung damit wohl die ganze Narbonensis den Claudius anerkannt haben. Im Widerspruche dazu steht die Folgerung, die [2460] Markl (1879) aus einer Tetricus-Claudiusmünze (Cohen VI 118. de Witte Les empereurs de la Gaule 175-177) zieht über die Eintracht der beiden Herrscher. Zwar bezweifelt Markl an dieser Stelle die Echtheit der Münze nicht, führt sie aber 1884, 375–460, wo er alle ihm bekannten echten zusammenstellt, nicht mehr an.

Sogar in den tres Galliae hat man darauf gehofft, bei Claudius in einer Empörung gegen Tetricus wirksame Hülfe zu erlangen (Panegyr. lat. min. 8, 2); Claudius scheint jedoch den Erwartungen nicht entsprochen zu haben (ebd. 8, 4).

269: tr. pot. II (–9. December 269). cos. (Wien. Numismat. Ztschr. 1884, 392–395. CIL XII 2228. Klein Fast. cons. 110).

Im J. 269, in dem Claudius sein erstes Consulat bekleidete, zog er gegen die Gothen zu Felde, die schon seit längerer Zeit immer wieder auf dem Boden des römischen Reiches erschienen waren und denen der letzte Kriegszug des Gallienus gegolten hatte (Hist. Aug. Gallieni duo 13, 6–9). Die Entsendung von Truppen unter einem Praefectus vigilum zum Schutze Südgalliens ist bereits zum J. 268 erwähnt.

Weder zu Lande bei ihren Angriffen auf Tomi und Marcianopolis, noch zu Schiffe an den Küsten des Marmarameeres wollte es diesmal den Gothen glücken. Endlich schien es, als sollte ihnen die Belagerung von Thessalonike und von Kassandreia gelingen, da zwang sie die Nachricht von dem Anrücken des römischen Heeres dazu, dem Kaiser ins Innere des Landes entgegen- und nachzuziehen. Bei Naissus an der mittleren Morawa kam es zur Schlacht, die mit einem Siege des Claudius endigte. Genauere Angaben über die Gothennot dieses Jahres macht Zosimus (I 42-43; den Schlachtort nennt er 45, 1), dem im wesentlichen 9, 3-4 und 7-9 nicht widerspricht. Zu Ehren dieses bedeutenden Erfolges prägte man allerorts Siegesmünzen mit Victoria Germanica und Victoria Gothica [Gutthica] (Markl 1884, 373–374), der Beiname Gothicus (Maximus) wird dem Claudius nun zu teil (CIL VIII 4876) und verbleibt ihm sogar nach seinem Tode auf einer Münze (Markl 1884, 420: divo Claudio Gothico).

Noch mancher Kampf blieb dem siegreichen Fürsten vorbehalten, ehe das Reich von den letzten Resten dieser Gotheneinwanderung befreit war; seine Kräfte waren hier noch vollauf beschäftigt. Um so freier konnte im Osten des Reiches die palmyrenische Fürstin Zenobia ihre eigenen Pläne verfolgen.

Im Anfange seiner Regierung muss Claudius noch von der Zenobia als ihr Oberherr anerkannt worden sein, wie v. Sallet (Ztschr. f. Numism. 1876, 405–406) folgert aus einer auf Grund von Stilvergleichung als palmyrenisch erkannten Münze des Claudius. Für die Folgezeit lehrt jedoch das Ausbleiben nicht nur der Consecrationsmünzen des Claudius, sondern auch der Siegesmünzen zweiter Emission (d. h. der auf den Gothensieg geprägten) aus der Münzstätte Antiochia – dieses Ausbleiben hat Markl (1889, 393–430, namentlich 416) nachgewiesen gegen Lépaulles Einwendungen (Revue numism. 1888, 411-416. 1889, 115-117) –, dass Antiochia und ganz Syrien in Feindeshand gefallen sein muss. Diese Feinde können nur die Palmyrener sein; mithin muss [2461] ungefähr gleichzeitig mit dem Schlage von Naissus die Eroberung Syriens durch Zenobia stattgefunden haben (Markl 1884, 455. 458; vgl. dazu Zosimus I 50).

Dagegen setzte der kaiserliche Feldherr Probus oder Probatus dem Palmyrener Zabdas (Sabas: 11, 1), der gemeinschaftlich mit dem Ägypter Timagenes den Versuch machte, Ägypten der römischen Herrschaft zu entreissen, zunächst erfolgreichen Widerstand entgegen und veranlasste die Feinde zum Aufbruch aus Ägypten. Als er aber bei Babylon in Ägypten in eine von Timagenes gestellte Falle gegangen war, gab er sich, um der Gefangennahme zu entgehen, selbst den Tod. Damit fiel Ägypten in die Hände der Palmyrener. So Zosimus (I 44). Der Bericht 11, 1-2 lässt sich damit ohne Schwierigkeiten in Einklang bringen. Die Gruppierung der drei Parteien: Probatus-Ägypter-Palmyrener hat gegen v. Sallet (Die Fürsten von Palmyra unter Gallienus, Claudius und Aurelian 44–55) richtig dargelegt Mommsen R. G. V³ 437. Nur der Schlusssatz von der nunmehr folgenden Unterwerfung der aufständischen Ägypter unter die Römer steht mit der vorhergehenden Darstellung im Widerspruch und bleibt unverständlich. Der Ursprung dieses Zusatzes erhellt vielleicht aus einer Doublette zu diesem Berichte, die den nachmaligen Kaiser Probus hier kämpfen lässt und deshalb von dem Tode dieses Probus in Ägypten nichts berichten darf; vgl. darüber unten Nr. 194 S. 2518.

Zu irgend einer Thätigkeit gegen die Perser kann Claudius unmöglich Zeit und Gelegenheit gefunden haben; die Entstehung des Titels Parthicus Maximus, den er CIL VIII 4876 führt, bleibt deshalb unerklärt.

Vereinzelt steht ferner die Notiz (Hist. Aug. trig. tyr. 26, 7), dass er beinahe(!) die räuberischen Isaurier zur Ansiedlung in dem Flachlande von Kilikien bewogen hätte, was Bernhardt 137 auf den Kaiser Probus beziehen will.

270: tr. pot. III (–9. December 270). cos. (CIL II 1672. III 3521).

Einzelne Inschriften (CIL II 3619. 4505. VIII 4876. II 3834; vgl. 6019) nennen sein zweites Consulat, die ersten beiden ohne feste Jahresbezeichnung der tribunicia potestas, die andern aus dem dritten Jahre. Nun sind uns aber die consules ordinarii dieses Jahres sicher überliefert (Klein Fast. cons. 110), den Kaiser als suffectus zu betrachten ist nicht angängig; mithin müssen die Spanier und der Africaner, die diese Inschriften verfertigten, aus der öfters hervortretenden Vorliebe der Kaiser für Continuierung des eponymen Consulates einen voreiligen Schluss gezogen haben.

In den Beginn dieses Jahres verlegt Cohen (VI 173) die Erhebung des Censorinus zum Gegenkaiser, dessen Vorleben Hist. Aug. trig. tyr. 33, 1 schildert. Dass er zu Claudius Zeit sieben Tage seine Rolle spielte, lehren Hist. Aug. trig. tyr. 31, 12. 32, 8; woher Cohen den Jahresansatz hat, bleibt mir unbekannt. Sollte er die Conjectur Bernhardts (136, 2) angenommen haben, der ep. de Caes. 34, 3: his diebus Censorinus regnum cepit lesen will, so wäre der Schluss nicht zwingend.

[2462] Zwar waren im Vorjahre die Gothen besiegt, aber noch weilten ihre aufgelösten Scharen auf der Balkanhalbinsel. Hier, im Gebirge selbst, kam es wiederholt zu Kämpfen, die sogar einmal noch zu einer Schlappe der Römer führten. Im ganzen jedoch schritt der Plan, die Gothenschwärme einzeln aufzureiben, seiner Vollendung entgegen. Die Pest lichtete die Reihen der Gothen; sie griff aber auch in das Lager der Römer über und forderte hier den Kaiser selbst zum Opfer (11-12, 2. Zos. I 45-46). In Sirmium fand er seinen Tod (Zon. XII 26. Jordan. Rom. 288 u. a.) im J. 270, vor dem 29. August (v. Sallet Die Daten der alexandr. Kaiserm. 79; allzu genaue Berechnung bei Sadée De imper. Rom. tert. p. Chr. n. saec. temporib. constit., Diss. Bonn 1891, 52). Die Sage bildete bald darauf seinen Tod in eine Devotion für den Sieg der Römer nach dem Muster der Decii um (Aurel. Vict. Caes. 34, 3; ep. de Caes. 34, 3. Ammian. Marcell. XXXI 5), wofern nicht eine Verwechslung mit dem Kaiser Decius vorliegt, bei dem sein Tod im Felde gegen die Gothen eine Analogie zu Claudius bietet, dann aber einerseits der Name, anderseits die Thatsache, dass seine Leiche nach der Gothenschlacht nicht aufzufinden war, einer Anknüpfung an den Opfertod des Decius Mus Vorschub leistet.

Als seinen Nachfolger, so lautet, wie üblich, die Erzählung, soll der sterbende Kaiser den Aurelian empfohlen haben, ihm soll er die Fortsetzung des Gothenkrieges anvertraut haben; so ist wohl, wenn überhaupt, das omne contra Maeotidas bellum zu deuten (Zon. XII 26. Hist. Aug. Aurel. 16, 4).

Über die Ehren, die man in Rom dem Claudius nach dem Tode erwies, sprechen ausser 3, 3–5 die ep. de Caes. 34, 3. Eutrop. 9, 11 und Orosius VII 23.

Seine Consecration fand ohne Schwierigkeiten statt. Die Schriftsteller, die oft von dem divus Claudius sprechen, finden durch die Münzen (Markl 1884, 396. 420. 432. 444. 449) ihre Bestätigung. Während die Inschrift CIL VIII 10373 nichts hiefür ausgiebt, hat Dessau eine andere Inschrift CIL VIII 17 880: di]vo Claudio der Buchstabenform nach auf unseren Claudius gedeutet. Eine Münze bewahrt ihm sogar noch nach seinem Tode den Beinamen Gothicus (Markl 1884, 420).
[Henze.]

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft

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