II. Historische Persönlichkeiten.
5) Alexandros von Pherai. Nach dem Tode des Iason im J. 370 v. Chr. folgten ihm seine Brüder Polydoros und Polyphron als Oberhäupter Thessaliens (ταγοί). Polydoros wurde von Polyphron [1409] ermordet und dieser nach einjähriger, tyrannischer Regierung von dem Sohne des Polydoros, Alexandros, im J. 369 (Xen. hell. VI 4, 33ff.). Gegen dessen Tyrannenherrschaft riefen die Aleuaden von Larissa Alexandros II. von Makedonien herbei, der sich mit Erfolg in die thessalischen Angelegenheiten einmischte (s. Nr. 9). Nach seinem Abzug suchte A. von neuem seine Herrschaft in Thessalien auszudehnen. Es gelang ihm, den Pelopidas, als er in Thessalien vermitteln wollte, im J. 368 gefangen zu nehmen (Diod. XV 71, 2. Plut. Pelop. 27); er schloss dann weiter ein Bündnis mit den Athenern (Diod. 71, 4. Plut. Pelop. 31; namentlich Dem. XXIII 120. Xen. hell. VII 1, 28. Koehler Athen. Mitt. II 199, 1. Dittenberger Syll. 85 Z. 39ff.). Ein zur Befreiung des Pelopidas abgesandtes thebanisches Heer kam in sehr bedenkliche Lage, aus der es durch Epameinondas befreit wurde (Diod. a. O. Plut. Pelop. 29. Paus. IX 15, 2). Im folgenden Jahre wurde A. von Epameinondas, der als Boiotarch in Thessalien einrückte, gezwungen, den Pelopidas freizugeben. Er versuchte dann mit Erfolg seine Herrschaft in Thessalien von neuem auszubreiten, unterwarf sich die phthiotischen Achaeer und die Magneten (Plut. Pelop. 31. Diod. XV 80, 1) und veranlasste so den Zug des Pelopidas im J. 364 nach Thessalien. Hier kam es im Sommer 364 zum Kampfe bei Kynoskephalai, in welchem Pelopidas selbst fiel (die Zeit wird bestimmt durch die von Diodor und Plutarch erwähnte Sonnenfinsternis, vgl. Stern Spartanische und thebanische Hegemonie, Dorpat 1884, 220, 1). Die Thebaner zwangen durch einen neuen Angriff auf A. diesen, die thessalischen Städte freizugeben und die Besatzungen aus dem Gebiete der Magneten und phthiotischen Achaeer herauszuziehen und sich dem boeotischen Bunde anzuschliessen (Plut. Pelop. 35. Diod. XV 80, 6). Nach der Schlacht bei Mantineia erlaubte sich A. neue Übergriffe in Thessalien, unternahm Freibeuterzüge im aegaeischen Meere (Diod. XV 95) und trieb so die Athener und thessalischen Städte (τὸ κοινὸν τῶν Θετταλῶν) 361/60 zum Abschlusse eines Bündnisvertrages untereinander (vgl. Koehler Athen. Mitt. II 197ff. Dittenberger Syll. 85). Es gelang Α., der athenischen Flotte bei Peparethos eine Niederlage beizubringen (Diod. a. O. Polyaen VI 2, 1f.). A. wurde auf Anstiften seiner Gemahlin Thebe von deren Brüdern ermordet (Xen. hell. VI 4, 35ff. Diod. XVI 14, 1). Nach[1] einer elfjährigen Regierung, wie aus Diod. XV 61, 2 hervorgeht, also ungefähr 359 (vgl. auch Schaefer Demosth. I² 151, 2. Clinton F. H. II App. 15). A. wird übereinstimmend in allen Erzählungen als das Muster eines grausamen und argwöhnischen Tyrannen geschildert (vgl. Plut. Pelop. 29. Ael. v. h. XIV 40. Val. Max. IX 13 ext. 3. Diod. XV 75, 1. Paus. VI 5,2). Über Münzen A.s mit dem Bilde der Hekate oder Artemis Pheraia vgl. Head HN 261. Gardner Cat. d. Brit. Mus. Thessaly 47. Andere Münzen mit einer Personification von Hellas schreibt ihm vermutungsweise zu v. Sallet Ztschr. f. Num. V 100f.
[Kaerst.]
Anmerkungen (Wikisource)
WS: korrigiert aus nach
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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