.
3) Sohn des Telamon, Königs von Salamis und der Periboia, der Tochter des Alkathoos (Apollod. III 12, 7. Schol. Hom. Il. II 14. Paus. I 42, 4. Xenoph. Kyneg. I 9), oder der Eriboia (Pind. Isth. VI 45. Soph. Ai. 569. Diod. IV 72. Schol. Lykophr. 454), Enkel des Aiakos, von Homer der Telamonier (Il. II 528. 768), oder zum Unterschied von dem kleinen A. „der Grosse“ (IX 169. XIV 409), oder schlechtweg Aias genannt, während der andere immer einen Beinamen hat. Homer kennt den Telamonier noch nicht als Zeusentsprossenen Aiakiden, wie die spätere Sage. Ebensowenig erwähnt er seine aeginetische Heimat (v. Wilamowitz Hom. Unters. 245). A. zieht mit 12 Schiffen nach Troia (Il. II 557) und ist in der Ilias einer der ersten griechischen Helden. Die Verbindung des A. mit Salamis scheint der Ilias noch fremd zu sein, denn der Vers VII 199 ist ebenso sicher interpoliert, wie die bekannten Verse der Boiotia (II 557). Das hat schon Zenodot richtig erkannt. Vgl. v. Wilamowitz Hom. Unters. 271.
A. ist nach Achilleus bei weitem der trefflichste und tapferste der Griechen (Il. II 768. XVII 279. 379; Od. XI 550), eine Vorstellung, die sich durch das ganze Altertum hinzieht (Alkaios fr. 48. Skolion 17. 18 Bgk. Pind. Nem. VII 27 u. Schol. Soph. Ai. 1340. Philostr. Heroik. XII 1. Ovid. met. XIII 834. Horat. sat. II 3, 193). Riesig wie Ares ist er ein Schirm und Turm der Achaeer (Il. VII 207ff.; Od. XI 556), ragt an Haupt und Schultern über alle Argiver empor (Il. III 226), und an Schönheit der Gestalt hat nur Achilleus den Preis vor ihm (Od. XI [931] 550. XXIV 17; vgl. die Erzählung Paus. I 35, 3). Wie an Gestalt, so ist er auch an Gesinnung dem Achilleus ähnlich, gerade, offen und treu, nie hinterlistig und grausam, wohlwollend und gutmütig, ruhig und kurz in seinen Worten, derb und bisweilen ans Ungeschlachte streifend. Im Schiffslager vor Troia haben sich A. und Achilleus die gefährlichsten Stellen am äussersten Rande des Lagers (A. am rhoiteischen, Achilleus am sigeischen Vorgebirge) als Standorte ausgewählt. In der Schlacht mit den Troern besiegt und erlegt A. den Simoeisios und Amphios (Il. IV 473f. V 610f.), und als Hektor die tapfersten Achaeer zum Zweikampfe fordert, tritt auch er auf und wird zum Kampfe durch das Los bestellt, das schon vorher das Volk für ihn von den Göttern erfleht hatte (VII 179f.). Selbst Hektor begann sein Herz im Busen zu klopfen (VII 216), als A. sich nahte, die gewaltige Lanze schwingend und den mächtigen Schild vor der Brust entgegenhaltend. Hektor wurde verwundet; ein Steinwurf warf ihn zu Boden; als aber die Helden zu den Schwertern greifen wollten, trennten die Herolde den Kampf, von dem beide sich zurückzogen, nachdem sie durch gegenseitige Geschenke sich geehrt hatten; dem A. bereiteten die Griechen ein festliches Mahl (Il. VII 205–322). Als die Griechen von den Troern hart bedrängt waren, wurde A. nebst Odysseus und Phoinix mit Versöhnungsvorschlägen zu Achilleus geschickt (IX 169) und sprach dabei, als der letzte Redner, wenige, aber gewichtige Worte (IX 624f.). Bei dem Sturme der Troer auf die griechischen Verschanzungen ist er einer der thätigsten Verteidiger; er kommt dem Menestheus zu Hülfe, wirft den Epikles vom Wall herab (XII 365f.), wird nebst dem andern A. von Poseidon zum Kampfe aufgefordert und gestärkt (XIII 46), und hält den Hektor ab, dem getöteten Amphimachos die Waffen zu rauben (XIII 190). Neue Lorbeeren erwirbt er sich im Kampfe bei den Schiffen; denn er trifft den Hektor mit einem Steinwurfe so gewaltig, dass er bewusstlos zu Boden stürzt (XIV 412), tötet den Archelochos (XIV 464), und als die Griechen auf ihre Schiffe zurückgetrieben wurden und schon die Troianer Feuer anlegen wollten, kämpft er von neuem gegen Hektor an und tötet mehrere Feinde (XV 415f.). Nicht minder tapfer zeigt er sich bei dem Kampfe, der sich um des Patroklos Leichnam entspinnt, und hält die andrängenden Feinde zurück in Gemeinschaft mit dem Sohne des Oileus, während Menelaos und Meriones den Leichnam wegtragen (XVII 128). Ebenso erscheint er als einer der ersten Kämpfer bei den Leichenspielen des Patroklos; er ringt mit Odysseus, ohne dass der Sieg für den Einen oder Andern sich entschieden hätte (XXIII 708–734), und kämpft mit Diomedes (XXIII 811f.) um Schild und Helm, welche Patroklos dem Sarpedon, und das Schwert, welches Achilleus dem Asteropaios abgewonnen hatte. Als nach des Achilleus Tode seine Mutter Thetis den Griechen dessen Waffen zum Preis aussetzt, streitet A. um deren Besitz mit Odysseus, und da dieselben dem Odysseus zuerkannt werden, ergreift den A. bitterer Zorn, welcher die Ursache seines Todes wurde. Odysseus trifft in der Unterwelt die Seele des A. in der Nähe des Achilleus, Patroklos und Antilochos [932] (Od. XI 495ff.), der gleichgesinnten Freunde, und redet ihn an, seinen Sieg über ihn bedauernd, der dem A. die Ursache des Todes geworden; aber A. ist als unbeugsame Heldennatur auch im Tode noch unversöhnt geblieben, er entfernt sich ohne ein Wort zu erwidern. Sind hienach die homerischen Gedichte sehr kurz in der Darstellung seiner Schicksale vor dem troianischen Krieg, und wird der Grund seines Todes nur angedeutet, ohne auch nur die Art desselben zu nennen, so sind spätere Dichter und Schriftsteller um so ausführlicher. Apollod. III 12, 7 erzählt, dass A. seinem Vater infolge der Gebete, welche Herakles verrichtete, geboren worden und A. genannt worden sei, weil gleich nach jenem Gebete sich als günstiges Zeichen ein Adler (ἀετός) habe sehen lassen. Noch ausführlicher ist Pind. Isthm. VI 35ff., nach welchem Herakles zum Dank dafür, dass der kinderlose Telamon ihn freundlich aufnahm, als er ihn zur Fahrt nach Troia einlud, seine Gebete verrichtete, und in diese besonders den Wunsch um Unbezwingbarkeit des Sohnes, der geboren werden sollte, einschloss. Nach Lykophr. 455 und den Scholien zu demselben war der Knabe bei des Herakles Besuch schon geboren; und indem dieser ihn in sein Löwenfell hüllte, betete er für ihn um Unverwundbarkeit (vgl. auch Plat. Symp. 219 E), und erkannte in dem Zeichen eines vorüberfliegenden Adlers, wovon der Knabe seinen Namen erhielt, die Erfüllung seines Wunsches. Vgl. Pind. Isthm. VI 37ff. Schol. Ap. Rh. I 1289. Schol. Theokr. XIII 38. Schol. Il. XXIII 821. Nur die Stelle, die, als Herakles die Haut trug, von dem Köcher bedeckt gewesen war, teilte ihm die Unverwundbarkeit nicht mit, so dass er unter dem Schilde in der Seite oder an der Achsel verwundbar blieb (Welcker Kl. Schriften II 267; Ep. Cycl. II 145). Homer weiss von der Unverwundbarkeit des A. noch nichts. Aischylos (fr. 78) lässt ihn vergebliche Versuche machen, sich in sein Schwert zu stürzen. Vgl. Schol. Soph. Aiax 815. A. wird bei Apollod. III 10, 8 und Hyg. fab. 81 unter den Freiern der Helena aufgezählt. Von Ilion aus macht er einen Einfall in den thrakischen Chersones und raubt neben vieler Beute den Sohn des Priamos, Polydoros, den jener dem thrakischen König Polymestor, seinem Schwiegersohn, übergeben hatte (nach Eurip. Hec. 1ff. Verg. Aen. III 49 wurde dieser Polydoros von dem König getötet, um sich seiner Schätze zu bemächtigen), zieht dann nach Phrygien, erlegt im Zweikampf den König Teuthras oder Teleutas und schleppt dessen Tochter Tekmessa, die seine Geliebte wird, nebst vieler Beute mit sich (Sophokl. Ai. 210. 480f. Diktys II 18. Hor. Od. II 4, 5. Quint. Sm. V 521). Am meisten wurde das tragische Ende des A. nach den von Homer gegebenen Andeutungen, zunächst von den Kyklikern, ausgeschmückt. Arktinos in der Aithiopis erzählte, dass bei den Leichenspielen, welche die Griechen nach der Bestattung des Achilleus feierten, Thetis die goldene Waffenrüstung ihres Sohnes als Preis aussetzte und A. und Odysseus sich um diesen Ehrenpreis bewarben, da sie die Leiche und die Waffen des Achilleus gerettet hätten und die Besten im Heere seien. Der Streit wurde nicht [933] durch einen Waffenkampf, sondern nach den von Beiden gesprochenen Reden entschieden, wie auch Hom. Od. XI 545 andeutet. Da Agamemnon und die Achaeer selbst keine Entscheidung wagten, so liess man auf Nestors Rat troianische Gefangene richten, welche, befragt, wer von beiden ihnen am meisten Schaden zugefügt, zu Gunsten des Odysseus entschieden (Arktinos in den Excerpten des Proklos. Schol. Od. XI 547. Welcker Ep. Cycl. II 177). Lesches in der kleinen Ilias liess troische Mädchen statt der Gefangenen das Urteil sprechen, das man durch Späher unter der Mauer von Ilion habe erlauschen lassen (Lesches in den Excerpten des Proklos. Schol. Aristoph. Ritt. 1056. Welcker Ep. Cycl. II 237. 531). Nach Andern gaben die Achaeer selbst ein ungerechtes Urteil ab zu Gunsten des Odysseus (Pind. Nem. VIII 23ff.), oder die Atriden fälschten die Stimmen. Dieses ungerechte Urteil wurde für A. die Ursache seines Todes. Die homerische Nekyia sowie Arktinos wissen nichts von einem Wahnsinn des A.; das Gefühl tiefer Kränkung treibt ihn, sich in sein Schwert zu stürzen. Pindar verschweigt den Wahnsinn, Nem. VII 25. VIII 23ff.; Isth. IV 57. Vgl. Ovid. met. XIII 385. Tzetz. Posth. 490. Erst Lesches erzählte, dass A., in Wahnsinn geraten, in die Heerden der Achaeer fiel und sie mordete, in dem Glauben, die verhassten Achaeer niederzumachen, worauf er dann, aus dem Wahnsinne erwacht, sich in sein Schwert stürzte. Dem Lesches folgte Sophokles in seinem Αἴας μαστιγοφόρος, in welchem das Unheil über A. besonders durch den Zorn der Athena kam, weil er in jugendlichem Übermut sich vermessen hatte, auch ohne Hülfe der Götter im Kampfe bestehen zu können. Welcker Ep. Cycl. II 178f. Waffengericht und Tod des A. erzählen weitläufig Ovid. met. XIII 1ff. und Quint. Sm. V 123ff. Ausser Sophokles hat von den Tragikern schon Aischylos in einer Trilogie das unglückliche Ende des A. behandelt: Ὅπλων κρίσις, Θρήϊσσαι, Σαλαμίνιαι, der jüngere Astydamas dichtete einen Αἴας μαινόμενος, Theodektes von Phaselis und Karkinos einen Αἴας, Welcker Gr. Trag. I 29. 37. III 1060. 1073. Von römischen Tragikern, welche nach den griechischen Mustern denselben Stoff bearbeiteten, sind zu erwähnen Livius Andronicus, Ennius, Pacuvius, Accius, Welcker a. a. O. 1368. 1373. 1380. 1384. Auch Augustus behandelte den Stoff in einem Drama Aiax (Suet. Oct. 85. Macrob. Sat. II 4. Suid. s. Αὔγουστος). Das Schwert, durch welches A. den Tod fand, war dasjenige, welches ihm Hektor nach dem in der Ilias erzählten Zweikampfe geschenkt hatte, Soph. Ai. 817. Beiden Helden wurden die Geschenke, die sie damals aus Feindeshand nahmen, verderblich, denn die Leiche des Hektor wurde an dem Gürtel des A. von Achilleus ins griechische Lager geschleift, Soph. Ai. 1029. Anth. Pal. VII 152. Schol. Lykophr. 454. Aus dem Blute des A. sprosste eine Blume hervor, welche die Anfangsbuchstaben seines Namens trug (Paus. I 35, 3), ähnlich der, welche den Hyakinthos verewigte, Ovid. met. XIII 397. Über die Bedeutung des Namens A. vgl. Soph. Ai. 430. 914. Plut. Symp. IX 6. v. Wilamowitz Hom. Unters. 245. Auf den Vasen findet [934] sich die digammierte Form des Namens Αἴϝας. Der Urteilsspruch gegen A. wurde allgemein im Altertume für ungerecht, A. für unverdient zurückgesetzt gehalten, Pind. Isthm. III 54. Plat. Apol. 41 B. Aristoteles Paian auf die Ἀρετά 14. Nach dem Epigramm des Aristoteles (Pepl. 7) oder des Asklepiades (Anth. Pal. VII 145) sitzt die Ἀρετά auf dem Grabe des A., trauernd, dass sie von der Ἀπάτα besiegt worden sei. Daher erzählten die Einwohner von Neu-Ilion, die Waffen des Achilleus seien nach dem Schiffbruche des Odysseus von den Wellen an das Grab des A. getrieben worden, denn ihm gehörten sie mit Recht, Paus. I 35, 3. Anth. Pal. IX 115; vgl. VII 146ff. Manche lassen den A. durch fremde Hände sterben; nach Dikt. V 15 wird er heimlich von Agamemnon, Menelaos und Odysseus ermordet; anderweitige Angaben über seinen Tod bei Dares 35. Hypothesis zu Soph. Ai. a. E. Nach Paus. I 28, 12 wurde sein Halbbruder Teukros von Telamon der Beteiligung an dem Morde beschuldigt, konnte sich aber reinigen. Nach Dikt. V 15. 16 setzte Neoptolemos, des Achilleus Sohn, die Asche des Helden in einer goldenen Urne auf dem rhoiteischen Vorgebirge bei, die griechischen Fürsten schnitten Locken ihres Haupthaares ab und legten sie, den Verstorbenen zu ehren, auf seinen Grabhügel; vgl. Quint. Sm. V 487ff. Sophokles dagegen lässt ihn von Teukros bestattet werden gegen der Atriden Willen, während Odysseus grossmütig für die Bestattung des Helden spricht; nach Philostr. Heroik. XI wollte sogar Odysseus die Waffen des Achilleus auf den Grabhügel legen, was Teukros nicht duldete; vgl. Soph. Ai. 1376ff. Als zur Zeit des Hadrian das Meer das Grab des A. am Rhoiteion aufwühlte, fand man riesenhafte Gebeine darin, welche Hadrian wieder bestatten liess, Philostr. Her. I 2. Paus. I 35, 3.
Wie Achilleus und der Sohn des Oileus weilt nach Paus. III 19, 11 auch der Telamonier auf der Insel Leuke. Vgl. Plat. Pol. X 620 B. Lukian ver. histor. 7. Auf Salamis, dem er als schützender Heros angehörte (Pind. Nem. IV 48), genoss er göttliche Verehrung und hatte hier einen Tempel, in welchem seine Bildsäule von Ebenholz stand. Das Fest der Αἰάντεια wurde ihm zu Ehren hier gefeiert, Paus. I 35, 2. Hesych. s. Αἰάντεια. Ἐφ. ἀρχ. 1884, 169. Nach der Erwerbung der Insel Salamis suchte die attische Politik den salaminischen Heros auf mannigfache Weise sich zu eigen zu machen. Das athenische Geschlecht der Philaiden, dessen Eponymos aus Salamis eingewandert sein sollte, verehrte den A. unter seinen mythischen Ahnen. Paus. I 17, 3. Plut. Thes. 29. Ähnliche Ehren erwiesen ihm und seinem Sohn Eurysakes die Athener (Paus. I 35, 3 διαμένουσι δὲ καὶ ἐς τόδε τῷ Αἴαντι παρὰ Ἀθηναίοις τιμαί, αὐτῷ τε καὶ Εὐρυσάκει, καὶ γὰρ Εὐρυσάκους βωμός ἐστιν ἐν Ἀθήναις. Dieser βωμός befand sich wohl in seinem τέμενος (Harp. s. Εὐρυσάκειον). Ein weiterer dem A. gewidmeter Tempel mit seinem Bilde stand auf dem rhoiteischen Vorgebirge. Strabon, der XIII 595 diese Nachricht giebt, fügt bei, Antonius habe der Kleopatra zu Gefallen das Bild nach Ägypten geführt, Augustus aber dasselbe den Rhoiteern wieder zurückgegeben. Vgl. Plin. n. h. V 125. Paus. I 35, 3. Ausser auf [935] Salamis und in Athen verehrte man den A. besonders in Megara, dessen König Alkathoos für den Grossvater des A. mütterlicherseits galt (Paus. I 42, 2. Xen. Kyneg. I 9. Apoll. III 12, 7. Diod. IV 72. Philostr. Heroik. XII 3. Toepffer Att. Geneal. 271). Die Megarer lasen die von den Athenern interpolierten Verse des Schiffskatalogs (II 557) so, dass A. als Führer der Salaminier und Megarer erschien (Plut. Sol. 10. Strab. IX 394; vgl. v. Wilamowitz Homer. Unters. 237. 243). Ein goldenes Bild der Athena in Megara rührte nach der Angabe des Pausanias (I 52, 4) von Aias her. Auch in der megarischen Colonie Byzanz wurde A. besonders verehrt, neben ihm Achilleus. Die Gemahlin des A. hiess nach Dikt. V 16 Glauke und deren Sohn Aiantides, während er mit Tekmessa den Eurysakes (Soph. Ai. 210. 331. Schol. Il. I 138. Quint. Smyrn. V 521), mit Lysidike, der Tochter des Koronos, den Philaios, den Eponymos der Philaidai, zeugte (Steph. Byz. s. Φιλαίδαι; vgl. Pherekydes bei Markellinos Thuk. 3. Herod. VI 35. Plut. Sol. 10). Dagegen macht Paus. I 35, 2 den Eurysakes, den Sohn des Aias zum Vater des Philaios. Die Bedeutung des A. in Attika wurde noch dadurch vermehrt, dass so hervorragende Männer wie Miltiades und Kimon ihn als ihren Ahnherrn verehrten. Mit den Philaiden hing mütterlicherseits der Geschichtsschreiber Thukydides zusammen. Kleisthenes nahm den Aias in die Reihe der attischen ἥρωες ἐπώνυμοι auf (Herod. V 66) und verlieh ihm hohe staatliche Ehren. Vgl. v. Wilamowitz Kydathen 228. Diese Ehren bestanden noch zur Zeit der Antonine (Paus. I 35, 2. I 5, 2). Vgl. die Art. Aiantis u. Aianteia.
[Toepffer.]
Die Bildwerke, welche sich auf das Leben des A. beziehen, beginnen mit seinem Abschiede von Telamon (rf. Vase strengen Stils bei Overbeck Gall. her. Bildw. 276 Taf. XIII 7) oder mit seinem Auszuge aus Athen (Braun Schale des Kodros, vgl. O. Jahn Arch. Aufs. 186f.). Dann finden wir ihn oft mit Achilleus würfelnd oder beim Brettspiel (Overbeck 310f., z. B. Wiener Vorlegebl. 1888 Taf. VI 1, Amphora des Exekias); um den Zweikampf mit Hektor losend in der Statuengruppe des Onatas (Paus. V 25, 8f., vgl. Sauer Anfänge der statuar. Gruppe 38f.), oder mit ihm kämpfend auf der Kypseloslade (Paus. V 19, 2); als Teilnehmer der Gesandtschaft an Achilleus (Overbeck 408f., z. B. Baumeister Denkm. Fig. 776); im Kampfe bei den Schiffen (Overbeck 421f., z. B. Baumeister Fig. 783, streng rf. Vase); und um Patroklos Leiche (Friederichs-Wolters Gipsabgüsse 41f., Westgiebel von Aigina. Overbeck 425f., z. B. Gerhard A. V. Taf. 190/1, 4 sf. Vase); bei dem Kampfe gegen Memnon in der Statuengruppe des Lykios (Paus. V 22, 2, vgl. Overbeck Gesch. d. griech. Plast. I³ 371f.) und um die Leiche des Achilleus (Overbeck Gall. 540ff., Taf. XXIII, chalkidische Vase) oder den Leichnam desselben forttragend (z. B. Wiener Vorlegebl. 1888 Taf. IV 1 c. d, Françoisvase). Auch Polygnot stellte ihn in seiner Nekyia in einer Gruppe mit anderen dem Odysseus feindlich gesinnten Helden beim Würfelspiel dar (Paus. X 31, 1, vgl. Robert Beschreibung der Gem. des Pol. 13). [936] Alle diese Scenen hat die archaische Kunst in engem Anschluss an das Epos meist in typischer Form gebildet, mit dem Beginn des Einflusses der Tragödie auf die Kunst verschwinden sie jedoch entweder, oder werden im Sinne der entwickelten Kunst umgeschaffen, oder andere durch das Drama populär gewordene Scenen treten an ihre Stelle. Hierher gehören der Streit des A. und Odysseus um die Waffen des Achilleus (Overbeck 561ff. Taf. XXIII 3. XXIV 1, Gemälde des Timanthes und Parrhasios, ein Sarkophag, eine Silberschale), welcher übrigens in anderer Form auch schon auf Vasen vorkommt (Robert Bild u. Lied 213f.); der Wahnsinn des A. (Overbeck 565f. Taf. XXIV 6. 7, Gemmen) und sein Tod (ebd. 568f., z. B. Taf. XXIV 2, etruskische Vase, Monum. d. Inst. VI 33. Arch. Jahrh. VI Anz. 116, korinthische Vasen). Statuen, die sich auf den Kult des A. als Heros bezogen, befanden sich in Athen unter den Eponymen der Phylen (Paus. I 5, 2), in Aigina (ebd. I 35, 2) und unweit Rhoiteion (Strab. XIII 595). Die etruskisch-italische Kunst stellte ihn beim Totenopfer für Patroklos (Monum. d. Inst. VI 31, Wandgemälde) und in Rüstungsscenen (Monum. d. Inst. VI 54. IX 24/25. Ciste und Spiegel) dar. Endlich beschreibt ihn Philostratos (imag. II 7) als anwesend bei der Totenklage über Antilochos und kenntlich ἀπὸ τοῦ βλοσυροῦ.
[O. Rossbach.]
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