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Ackerbau.
Inhaltsverzeichnis
Sage
Urzeit
Historische Zeit
Der Ackerbau der Griechen
Klima
Beschaffenheit des Bodens
Verbesserung des Bodens
Brache
Dünger
Saatzeit
Behackung und Jätung
Der Ackerbau der Römer
Klima
Fruchtbarkeit des Bodens
Meliorisierung des Bodens
Düngung
Brache
Saatzeit
Litteratur
Anmerkungen (Wikisource)
Nach allgemeiner griechisch-römischer Sage schenkte Demeter das erste Saatkorn ihrem Liebling Triptolemos und lehrte es ihn anbauen, damit er es von Eleusis aus verbreite. In Argos dagegen galt ursprünglich für den Urheber und Verbreiter des A. Pelasgos, in Arkadien Aristaios; zum Teil wurde auch Athene von den Athenern für die Urheberin desselben gehalten. Der altitalische Saatgott war Saturnus.
Dass der A. schon in der europäischen Urzeit betrieben worden ist, deuten die gemeinsamen Benennungen der süd- und nordeuropäischen Sprachen fast für die ganze Technik eines halbnomadischen A. an, wie Acker, pflügen, Pflug, Egge, säen, Same, mähen, Sichel, mahlen. Den Pflug mag allerdings nur ein gekrümmter Baumast, an dessen Ende vielleicht ein scharfer Stein befestigt war, gebildet haben. Linguistisch-historische und archaeologische Untersuchungen lassen auf den Anbau mehrerer Feldfrüchte schliessen. Die älteste Kulturpflanze ist wohl der Weizen (πυρός, triticum), wenigstens der Gemeine Weizen, Triticum vulgare Vill.; vielleicht aber wurde auch schon der Englische, Tr. turgidum L., angebaut. Neben dem Weizen ist der ihm engverwandte Spelt oder Dinkel (ζειά oder ὄλυρα, far oder ador, vielleicht auch arinca), Trit. spelta L., zu nennen. Dieser Getreidefrucht allein bedienten sich nach Verrius (bei Plin. XVIII 62), ehe sie daneben auch den Weizen anbauten, die Römer 300 Jahre lang nach Erbauung der Stadt, vielleicht noch länger die Campaner (Liv. XXIII 19, 8). Daran reihte sich die Gerste (κριθή oder κρῖ, hordeum), welche Plinius (XVIII 72) für die älteste Speisefrucht hielt, und zwar ist dabei wahrscheinlich sowohl an die 2 als 4 und besonders die 6zeilige Gerste zu denken; freilich scheint bei den Römern die 4zeilige fast gar [262] nicht gebaut, die 2zeilige erst später aus Galatien zu ihnen gekommen zu sein (Col. II 9, 14–16). Endlich war unter den Cerealien auch die Rispenhirse (κέγχρος oder μελίνη = albanes. mélj, milium), Panicum miliaceum L., vertreten, wenn sie auch bei Homer nicht erwähnt ist. Von der Kolbenhirse, Panicum italicum L., ist dies nicht ganz sicher, da wir nicht genau wissen, was die Alten unter ἔλυμος und panicum verstanden haben. Von Hülsenfrüchten sind zu erwähnen die Sau- oder Pferdebohne (κύαμος, faba), Faba vulgaris Mnch.; die Kichererbse (ἐρέβινθος, später bei Diosc. κριός, cicer), Cicer arietinum L.; die Linse (φακός, φακῆ, lens), Ervum lens L., Lens esculenta Mnch.; die Erbse (πίσος, pisum), Pisum sativum L.; die Erve oder Ervenwicke (ὄροβος, ervum), Ervum ervilia L., deren Samen wenigstens in den Trümmern von Troia aufgefunden worden sind (Wittmack Sitz-Ber. d. botan. Vereins zu Brandenburg v. 19. Dec. 1879). Von Rüben wurden vielleicht auch die Brassica-Arten mit fleischigen Wurzeln (γογγυλίς, ῥάπυς, βουνιάς, rapum, rapina, napus) im Felde angebaut, während dies später bei den Griechen in Gärten (Plin. XVIII 126), bei den Römern an beiden Orten geschah (Col. II 10, 22–24 und XI 3, 59–62). Von Homer sind Linse, Erbse, Erve und Rüben nicht erwähnt, die Erbse auch nicht von Cato und Varro. Endlich ist als Industrie-, wohl kaum als Fruchtpflanze der Lein (λίνον, linum) und zwar zuerst der schmalblättrige, Linum angustifolium Huds., später der Gemeine, L. usitatissimum L., angebaut worden.
Die Entwicklung des A. in historischer Zeit bis zur Compilation der Geoponica um die Mitte des 10. Jhdts. verfolgend, finden wir zunächst bei Dioscorides II 111 unter ζειὰ ἁπλῆ auch das Einkorn Triticum monococcum L. erwähnt, vielleicht zu identificieren mit der τίφη des Theophrast (h. p. VIII 1, 1 u. ö.) und Plinius (XVIII 81 und 93). Auch mag der Weisse Emmer, Triticum amyleum L., der mit dem Grannenspelt leicht verwechselt wird, bisweilen unter der ζειά zu verstehen sein, jedenfalls nicht unter far, da Plinius (XVIII 92) diesem die Grannen abspricht. Übrigens rechneten zum Getreide (σῖτος, σιτώδη, σιτηρά, frumentum) die Griechen den Weizen, die Speltarten und die Gerste, die Römer die letzte nur teilweise (Col. II 9, 14), mitunter (Plin. XVIII 96) aber sogar Sesam, Hirse und panicum (Kolbenhirse?). Was den Roggen, Secale cereale L., betrifft, so treffen wir ihn bei Plinius (XVIII 140) neben farrago, einem besonders aus Gerste und Hülsenfrüchten bestehenden Grünfuttergemenge (Varr. I 31, 5. Col. II 7, 2. Fest. ep. p. 91, 14), also wohl als Futterpflanze, unter dem Namen secale; dass damit Heidekorn, Polygonum fagopyrum, gemeint sei, ist deshalb unmöglich, weil dieses erst im Mittelalter nach Europa gekommen ist. Unter dem Namen asia bauten den Roggen die Tauriner (Plin. XVIII 141) und als βρίζα die Thraker und Makedoner zur Zeit Galens (VI 514) an; im Edict Diocletians vom J. 301 (CIL III p. 801) findet er sich als centenum sive sicale und zwar offenbar als Speisefrucht aufgeführt. Der Hafer (βρόμος, avena) galt bis auf Ovid und zum Teil noch später (fast. I 692. Verg. Georg. I 77. Plin. [263] XVIII 149) als schädliches Unkraut; doch Columella (II 10, 32) führt ihn schon als Futterpflanze an; als solche ist er auch im Edict Diocletians zu nehmen, da er auch bei den Geoponikern (XVIII 2, 6) als Futter verwandt worden ist. Während bei dem Unkraut besonders an den Flug- oder Windhafer, ist in letzterem Falle am ehesten an das französische Raygras, Avena elatior L., Arrhenaterum elatius M. Koch, zu denken. Als Gewürz und seines Öles wegen wurde der Sesam (σησάμη, sesamum), Sesamum indicum de Candolle, schon früh von den Griechen angebaut (Hom. batrach. 36. Her. III 48. Theophr. VIII 5, 1 u. ö.), wahrscheinlich vorwiegend in Gärten (Aristoph. av. 159). Plinius (XVIII 96) lässt ihn wohl mit Recht aus Indien stammen, wenngleich der semitische Name semsem oder simsim zunächst auf die Euphratländer hinweist, wo er besonders kultiviert wurde (Her. I 193). Bei den Römern wird er abgesehen von Plautus (Poen. 326) erst von Columella (II 7, 1) erwähnt, der ihn im Felde zog (II 10, 18. XI 2, 50 und 56). Von Hülsenfrüchten (ὄσπρια, χέδροπα, legumina) finden wir die Luzerne (μηδικὴ πόα, medica), Medicago sativa L., welche zur Zeit der Perserkriege von Medien nach Griechenland gekommen war, zuerst bei Aristoteles (h. an. III 21 und VIII 8) und Theophrast (h. pl. VIII 7, 7; de c. pl. II 15, 6) und bei Varro (I 42). Unter θέρμος, lupinus verstanden Theophrast (h. pl. VIII 11, 2 u. ö.) und Cato (34, 2 u. ö.) eine unserer Lupinen, wahrscheinlich Lupinus albus L. Der Bockshornklee (βούκερας bei Theophr. h. pl. VIII 8, 5 u. ö., vielleicht identisch mit τῆλις ebend. III 17, 2, da Galen VI 537 beide Arten auch αἰγίκερας nennt), Trigonella foenum-graecum, kam von Griechenland nach Italien (Cat. 27). Ob unter ἀφάκη (Aristot. h. an. VIII 10. Theophr. h. pl. VIII 1, 4 u. ö.) die Futterwicke, Vicia sativa L., zu verstehen ist, bleibt zweifelhaft; die Römer nannten sie vicia (Cat. 27 u. ö.). Die Essbare Platterbse, Lathyrus sativus L., nennt Theophr. (h. pl. VIII 3, 1 u. ö.) λάθυρος; bei den Römern spricht von ihr zuerst Varro (I 32, 2), der sie cicercula nennt. Zweifelhaft bleibt, ob der ὦχρος des Theophrast (h. pl. VIII 1, 3 u. ö.), die zuerst von Varro (I 32, 2) erwähnte ervila oder ervilia und die cicera (Col. II 10, 35 u. ö.) mit der Roten Platterbse, Lathyrus cicera L., zu identificieren sind; ebenso was unter dem als Unkraut (Theophr. h. pl. VIII 8, 3), dem λάθυρος ähnliche Hülsenfrucht (Galen. VI 541) bezeichneten ἄρακος zu verstehen ist; Galen sagt (VI 551), dass βικίον von den Attikern ἄρακος oder κύαμος genannt werde; vielleicht war es eine Vicia-Art (De Candolle 431). Der δόλιχος, nach Galen (VI 541) schon von Hippokrates und Diokles als Speisefrucht erwähnt und in Gärten gezogen bedurfte der Unterstützung durch Stangen (Theophr. h. pl. VIII 3, 2) und wird deshalb von Galen (VI 543) mit φασήολος identificiert, unter welchem Namen er bei Columella (II 10, 3) und Palladius (X 12 und XI 1, 3) teils als Acker- teils als Gartenpflanze (Col. XII 9, 1) vorkommt. Man hielt ihn bisher für unsere Gartenbohne, Phaseolus vulg. L., doch stammt diese aus der Neuen Welt, weshalb man neuerdings an die Reisbohne, Dolichos [264] sinensis L., welche der Gartenbohne in Blättern und Wuchs durchaus ähnlich ist, gedacht hat. Zur menschlichen Nahrung dienten von den Hülsenfrüchten bei den Griechen die Linse, die Pferde- und Reisbohne und die verschiedenen Erbsen (Poll. VI 60 und 61), weniger die Kichererbse und nur im Notfalle die Lupine, die Wicke und der Bockshornklee (Galen. VI 525–551); bei den Römern die Bohnen, die Linsen, die Erbsen und in knapper Zeit auch die Lupine; die andern Hülsenfrüchte dienten zur Fütterung der Tiere (Col. II 10, 1–24). Von Industriepflanzen sind hier noch der Hanf (κάνναβις, cannabis), Cannabis sativa L., und das Pfriemenkrautgras (σπάρτος, spartum), Stipa tenacissima L., zu nennen. Zu Herodots Zeiten können freilich die Griechen den Hanf noch nicht gekannt haben, da dieser (IV 74) sich veranlasst sieht, den von den Skythen gebauten genau zu beschreiben; doch erwähnt ist er bereits in dem Fragment des Thamyras des Sophokles (fr. 231 D.), und Varro (bei Gell. n. A. XVII 3, 4) spricht von seinem Gebrauch bei den Griechen zur Verfertigung von Stricken. Der König Hiero II. von Syrakus kaufte den Hanf für die Taue seines Prachtschiffes vom Rhodanusflusse (Athen. V 206f.). Bei den Römern spricht der Satiriker Lucilius von einem hänfenen Stricke (Fest. 356), über den Anbau dieser Pflanze spricht aber erst Varro (I 23, 6); endlich erfahren wir davon auch für Elis durch einen Bericht des Pausanias (VI 26, 6). Was die Kultur der Baumwolle (βύσσος) betrifft, so scheint sie nur in Elis nach der Zeit Alexanders d. Gr., vielleicht seit Beginn unserer Zeitrechnung betrieben worden zu sein (Plin. XIX 20. Paus. V 5, 2. VI 26, 4. VII 21, 7), doch erfahren wir nichts von der Art und Weise derselben; bei den Geoponikern ist die βύσσος nicht erwähnt.
Der Ackerbau der Griechen
Das Klima hat sich in historischer Zeit, soweit dies nachweisbar ist, nicht wesentlich geändert. Von seiner Beschaffenheit hatten die Griechen die günstigste Meinung, wie denn auch Herodot (III 106), wenn er auch Hellas in Bezug auf die Producte des Landes andern Ländern nachstellt, glaubt, dass es vor allen durch sein Klima begünstigt sei; besonders die leichte, klare Luft Athens wird gerühmt. Cic. de fat. 7. Cassiod. var. XII 15 u. s. w. In der That hat das Land, abgesehen von der relativ geringen Menge der atmosphärischen Niederschläge während der Sommerszeit und der ungleichen Verteilung derselben, überhaupt ein im ganzen für die Vegetation recht günstiges Klima. Man beachte, dass die Temperatur des Mittelmeeres durchschnittlich an der Oberfläche nicht unter 13 ° C. fällt und im Sommer nicht über 25 ° steigt; so erklärt sich die relativ hohe mittlere Temperatur des Jahres, die z. B. in Athen 17,3 ° und in Patras 17,6 ° beträgt. Freilich nimmt der ausgleichende Einfluss des Meeres auf die Lufttemperatur in der Richtung von West nach Ost immer mehr ab, so dass z. B. der Unterschied des wärmsten und kältesten Monats am Saronischen Golf kaum geringer als in Leipzig oder Berlin ist. Immerhin beträgt die mittlere Temperatur Athens in 102,7 m. über dem Meere im Januar 8,2, im Juli 27,0 °, während sie z. B. [265] in dem fast unter derselben Breite liegenden Washington im Januar 0,2, im Juli 24,4 ° beträgt; während hier die mittleren Extreme des Jahres +34,9 und −15,8 ° betragen, sind die Athens +38,1 und −2,1 °, wovon die absoluten Extreme einer 25jährigen Beobachtungsreihe +40,7 und −6,6 wenig abweichen. Dabei sinkt das Thermometer hier im Winter mindestens auf +2,7 °, meist aber mehrmals unter den Gefrierpunkt so dass die Zahl der Frosttage in 1874 sich sogar auf 20 gesteigert hat; trotzdem hat aber das Temperaturmaximum der Frosttage sich noch stets über 6 ° erhalten. Die Wärme verteilt sich in Athen auf die einzelnen Monate in folgender Weise: 9,87 D., 8,20 J., 8,89 F., 11,33 M., 15,04 A., 19,95 M., 24,45 J., 27,00 J., 26,75 A., 23,42 S., 18,75 O., 14,02 N., 17, 35 Jahr. Die mittlere Regenmenge beläuft sich in mm. auf 69,4 D., 52,6 J., 37,9 F., 36,7 M., 19,1 A., 24,5 M., 10,8 J., 7,4 J., 10,7 A., 15,4 S., 53,1 O., 70,4 N., 408,0 Jahr. Winterliche Temperaturen fallen nur in den December bis Februar; der Schnee zerfliesst meistens schon einige Stunden oder auch einige Minuten nach dem Auffallen auf den Boden. In Konstantinopel beträgt die mittlere Temperatur des Winters +5,7, in Patras 9,4, in Korfu 10,2; die des Sommers, Juni – August, entsprechend 23,5; 26,6; 26,3; das mittlere Minimum −8,2; −0,7; +1,7; das mittlere Maximum 32,8; 37,2; 35,0; die Regenmenge in mm. 781, 727, 1318. An der für Athen (408,0) und Korfu (1318) angegebenen Regenmenge erkennt man den grossen Gegensatz zwischen der dürren Ost- und der weit feuchteren Westseite Griechenlands. Charakteristisch für den Regenmangel Athens war die „um Regen flehende Ge“, welche nördlich vom Parthenon stand (Baumeister[WS 1] Denkmäler d. klass. Altert. I 205). Die Inseln des Archipels haben einen etwas milderen Winter und wärmeren Frühling als Athen, weshalb auch die Getreideernte auf ihnen etwas früher eintritt; die Sommerhitze wird durch frische Winde gemässigt. Das schönste Seeklima besitzt Kreta, da die Sommerwärme nicht grösser zu sein scheint als die Athens, während man im Winter keine niedrigere Temperatur als +6,2 beobachtet hat. Smyrna hat ziemlich gleiches Klima mit Athen, nämlich 8,2 ° im Januar und 26,7 im Juli mit einem absoluten Minimum von −7,1 und einem Maximum von 43,6; doch ist die Regenmenge mit 650 mm. grösser. Für das Innere Moreas und Mittelgriechenlands fehlen uns meteorologische Beobachtungen fast völlig; doch reicht der Anbau des Weizens und der Gerste in der Peloponnes bis 1500, der Rebe bis 1250, des Ölbaums bis 500 m. hinauf, die immergrüne Vegetation bis 650, die Baumgrenze mit der Edeltanne bis 2000 m. Zwar reichen die Berge Griechenlands nicht bis in die Region des ewigen Schnees, doch haben sie oberhalb 1500 m. von Mitte December bis Mitte März eine dauernde Schneedecke, und erst gegen Ende des Sommers sind alle Berge vollständig schneefrei. Ja selbst auf der Südseite des bis 2409 m. ansteigenden Taygetos pflegen noch Mitte Mai sich Schneemassen zu finden. Da nun das Relief des Landes die verschiedensten Abstufungen zeigt, so ist auch der klimatische [266] Charakter desselben sehr verschieden. So haben die tiefer gelegenen Ebenen, wie die boeotische bei einer Erhebung von 95–250 m., zwar wahrscheinlich einen ebenso heissen Sommer wie Athen, dagegen einen strengeren Winter, hochgelegene Plateaus wie das Ostarkadiens (6–700m.) ein eher mitteleuropäisches Klima. Lehrreich sind die für Joannina in der Mitte von Epirus zwischen dem 39. und 40. Breitengrade bei einer Höhe von 478 m. gemachten Beobachtungen. Die mittlere Temperatur des Jahres beträgt hier 14,5 °, die des kältesten Monats +4,1 und des wärmsten 24. Fast jeder der vier Wintermonate bringt alljährlich Frost, besonders der Januar; fast jeden zweiten Winter sank die Temperatur auf −10, zweimal in 6 Jahren sogar auf −17,8, stieg dagegen alljährlich auf 33–34, ja einmal auf 40 °.
Weniger günstig für den A. war die Beschaffenheit des Bodens, da Griechenland überwiegend den Charakter eines Gebirgslandes hat. In der Bodenformation Attikas überwiegen die mächtigen Ablagerungen dichten Kalksteins, an dessen Oberfläche nur eine sehr dünne Verwitterungsschicht, ein magerer, roter, an Thonerde armer Boden liegt, der bei seiner Durchlässigkeit die Feuchtigkeit der relativ spärlichen Niederschläge nicht festhalten kann; es giebt so nackte Flächen (φελλεῖς), dass in Pachtcontracten sogar die Clausel gestellt wurde, keine Erde davon zu nehmen. CIG 93. Öfters ist der Boden Attikas daher von den Alten als unergiebig geschildert (Thuc. I 2, 5. Pseudo-Dicaearch. de Graec. urb. FHG II 254. Strab. IX 393); der gegensätzlichen Schilderung des Komikers Antiphanes tritt Athenaios (II 43 b) entgegen; nur gute Gerste konnte er hervorbringen. Theophr. h. pl. VIII 8, 2. Daher bedurfte kein Staat der Getreidezufuhr so sehr wie der athenische (Dem. XVIII 254. XX 466. Liv. XLIII 6, 3); Boeckh (Staatshaush. d. Ath. I c. 15) hat für die Blütezeit Athens berechnet, dass bei einer Einwohnerzahl von 500 000 Seelen beinahe ein Drittel des Gesamtbedarfs von rund 3,400 000 Medimnen durch die Einfuhr hätten gedeckt werden müssen (mehr bei Wiskemann 12f.). Eine Ausnahme machte ausser der heute versumpften Eleusinischen Ebene, der Heimat des Ackerbaues, die Gegend von Acharnai und Oinoe. Lucian Ikaromen. 18. Derselbe Mangel an Fruchtbarkeit wurde auch Megaris nachgesagt (Strab. IX 393), wo man Felsen angebaut habe. Isocr. VIII 117. Dagegen gaben die wenig umfangreichen Ebenen im opuntischen Lokris (Strab. IX 425) und des phokischen Krisa (ib. 418) sowie des Kephisos (Theophr. h. pl. VIII 8, 2. Paus. X 33, 7) sehr reichen Ertrag. Bei weitem den besten Boden in Mittelgriechenland hatte Boeotien. Eurip. Phoin. 647f. Theophr. h. pl. VIII 4, 5. Pseudo-Dicaearch. FHG II 259. Paus. IX 38, 4. Von Aetolien und dem fruchtbaren Thale des Acheloos in Akarnanien erfahren wir durch die Alten nichts. Die Umgegend des Kopaisseees in Boeotien und die grosse thessalische Ebene, einst ein Seebecken, sind die bei weitem fruchtbarsten Landschaften Griechenlands; Thessalien wird schon seit Homer wegen dieser Eigenschaft gepriesen. [267] Hom. Il. II 695. Thuk. I 2, 3. Strab. IX 430; vgl. Athen. III 112a und Steph. Byz. s. Πύρασος. Auch der ganze Peloponnes ausser Arkadien wird fruchtbar genannt (Thuk. I 2, 3), wenngleich Aigina (Her. VII 147) und wohl auch Korinth der Zufuhr bedürftig gewesen sein mögen; insbesondere werden als fruchtbar geschildert Sikyon (Lucian. Ikaromen. 18), dieses zusammen mit Korinth (Athen. V 219a), ferner Phlius (Schol. Apollon. Rhod. I 115. Steph. Byz. s. Φλιοῦς) und Elis (Paus. V 4, 1. VI 26, 6. Strab. VIII 344), welches nur an einer Stelle der Küste sandig war (Paus. VIII 344); der an sich ergiebige Boden Lakoniens war nur schwer zu bearbeiten. Eurip. bei Strab. VIII 366. Am lohnendsten war aber der A. in der messenischen Ebene. Hom. Od. III 495. Tyrt. bei Strab. VI 279. Eurip. bei dems. VIII 366. Paus. IV 4, 3. Selbst in den Landschaften Griechenlands, welche als fruchtbar angesehen wurden, ist dieser Vorzug doch nur wesentlich auf die Niederungen zu beziehen, denn von der gesamten Oberfläche des Landes sind heute etwa 25 Procent ganz ohne Kultur und, da stets die Hälfte brach liegt, kaum 19 Procent wirklich bebaut. Viel schlechter als die Bewohner des Festlandes waren im allgemeinen die der Inseln daran (Isocr. IV 132); doch Zakynthos war durch seine Fruchtbarkeit (Plin. IV 54), Kerkyra (Xen. hell. VI 2, 6) durch gute Kultur ausgezeichnet, und alle Inseln übertrafen Euboea (Herod. V 31. Isocr. IV 108) und Kypros. Strab. XIV 685. Eustath. zu Dionys. 508. Aelian. h. an. V 56.
Dass nun die Griechen um die Verbesserung des Bodens dadurch, dass sie teils dem Wasser und den Sümpfen Land abzugewinnen suchten, teils den Wasserabfluss regulierten, bezw. dem Wassermangel abhalfen, sorgfältig bemüht gewesen sind, geht aus mehreren Nachrichten hervor. So soll der Sage nach Danaos das wasserarme Argos in ein bewässertes Fruchtgefilde umgeschaffen haben (Hesiod. frg. 97 G. Strab. I 23), die Abzugsgräben bei Pheneos in Arkadien Herakles geschaffen haben. Paus. VIII 14, 2. Über allgemeine Landescanalisation und richtige Verteilung der Regen-, Quell- und Flusswasser handelt Plato (leg. VI 761). Näheres findet man bei Büchsenschütz (299), Hermann-Blümner (103) und Neumann-Partsch (84f.). Die Irrigation im kleinen wurde bei eigentlichem Ackerlande wohl nur selten angewandt, besonders bei der Hirse vermittelst kleiner Wasserfurchen. Xen. an. II 4, 13. Geop. II 38, 1. Über die Entwässerung der einzelnen Felder durch Gräben spricht Xenophon (Oec. 20, 11f.).
Die Art und Weise, wie der Boden bearbeitet und bewirtschaftet wurde, ist sich seit Homer ziemlich gleich geblieben, nur die von Pollux (I 245) gegebene Aufzählung der ländlichen Wirtschaftsgeräte zeigt eine beträchtliche Vermehrung derselben. Der Hauptfehler der Griechen war der, dass sie den Vorteil des Fruchtwechsels nicht recht erkannt hatten, sondern bei ihrer unvollkommenen Bodenkunde die Kulturarten meist nach Lage und Boden classificierend (Theophr. de c. pl. III 21. Geop. II 12 und 13) meist dieselbe Frucht auf dem nämlichen [268] Boden anbauten, so dass immer ein Brachjahr auf ein Fruchtjahr folgte (Suid. s. ἐπὶ καλάμῃ ἀροῦν). Allerdings bauten sie zwischen der hernach zu erwähnenden Umpflügung im Herbst und der im Sommer auf dem Brachfelde auch Hülsenfrüchte an, aber nur solche, die sehr früh reiften. Theophr. de c. pl. III 20, 7. Erst in späterer Zeit begegnen wir der Ansicht, dass die Lupine den Boden dünge (Geop. II 39, 6); auch baute man damals schon Sommergerste nach Weizen (ib. III 3, 12). Neben dem Zweifeldersystem wird aber auch schon früher eine Art von Dreifelderwirtschaft bestanden haben, da man auch Sommer- Weizen und Gerste (Theophr. h. pl. VIII 1, 4. 4, 4; de c. pl. III 21, 2. Geop. III 2, 4) und Hirse baute, so dass Winterung, Sommerung, Brache aufeinander folgten. Der Anbau der mehrere Jahre dauernden Luzerne macht natürlich eine Ausnahme von diesem Wirtschaftssystem.
Da in den südlichen Ländern Europas im Altertum noch mehr als jetzt die Zucht der Rinder hauptsächlich zur Heranziehung von Arbeitstieren betrieben wurde, weil ihnen das Olivenöl statt der Butter diente und die Milch wesentlich von Schafen und Ziegen genommen wurde, und die Weidewirtschaft verhältnismässig sehr ausgedehnt war, so fühlte man vielleicht weniger das Bedürfnis Futterpflanzen anzubauen. Man hatte infolge dessen auch weniger Dungstoffe und suchte der Erschöpfung des Bodens mehr durch Brachlegung und Umarbeitung desselben abzuhelfen.
Die Brache (νειός) wird wiederholt bei Homer erwähnt (Il. X 353; Od. XIII 32) und hinzugefügt, dass sie dreimal im Jahre mit dem Pfluge (s. d.) umgelegt wurde. Il. XVIII 542; Od. V 127. Auch bei Hesiod (theog. 971) begegnen wir der νειὸς τρίπολος; eine unechte Stelle bei ihm (op. 462) spricht freilich nur von zweimaligem Pflügen, im Frühling und im Sommer. Nach Xenophon (Oecon. 16, 12. 14) sollte das Erdreich zum ersten Male im Frühling aufgebrochen und dann noch möglichst oft im Sommer mit dem Pfluge umgearbeitet werden; vgl. Arist. nub. 1117. Auch die Stelle bei Theophr. h. pl. VII 13, 6, wo er davon spricht, dass die 3 Pflugzeiten mit den 3 Blütezeiten der Meerzwiebel zusammenträfen, scheint damit in Einklang zu stehen; doch haben ihm hier wohl verschiedene Meerzwiebeln vorgeschwebt, da die verschiedenen Scillen-Arten zu verschiedenen Zeiten, vom Frühling bis in den Spätherbst blühen. Andrerseits lehrt er ganz deutlich, dass fettes und feuchtes Erdreich im Sommer, d. h. bald nach der Ernte, leichtes und trockenes im Winter aufgerissen (de c. pl. III 20, 2), dann aber beides nochmals im Frühling und Sommer umgepflügt werden solle (ib. 7. 8). Nach den Geoponikern sollte bei der ersten Bodenart der Aufbruch im August (II 23, 3. III 11, 8; vgl. 10, 5), bei der letztern Anfang October (II 23, 4) oder im Januar (III 1, 9) erfolgen, ein Umpflügen im März, und dieses noch ein- oder zweimal wiederholt werden (III 3, 10. 5, 8). Wo Bohnen und Erbsen geerntet waren, sollte die Erde sofort schon im Juli umgepflügt werden, da überhaupt jedes Land sofort nach der Ernte [269] gepflügt werden müsse, bevor es trocken werde (III 10, 5). Man bezweckte damit, das Erdreich zu lockern und von Unkraut (s. d.) zu reinigen (Xen. Oec. 16, 1. Theophr. de c. pl. III 20, 7), auch die tiefern Erdschichten an die Sonne zu bringen. Xen. ib. 15. Auch die Saat wurde dann mit dem Pfluge untergebracht (Theophr. ib. 8). Wie sehr die Griechen die Vorzüge der Tiefkultur begriffen haben, beweist der Umstand, dass sie die Bearbeitung mit dem Karst (δίκελλα) der mit dem Pfluge eigentlich den Vorzug gaben (Theophr. a. O. Aristoph. pax 570), ja die Megarenser den Acker alle 5 bis 6 Jahre so tief umgraben, wie der Regen einzudringen pflege, weil die Feuchtigkeit die nährenden Bestandteile mit sich hinabziehe. Theophr. ibid. 4.
Was den Dünger (s. d.) betrifft, so deutet die Sage von dem Augeiasstalle noch auf eine Missachtung desselben hin, wenn auch Plinius (XVII 50) das Gegenteil behauptet. Seine Anwendung finden wir aber schon bei Homer (Od. XVII 298. XXIV 297–299; vgl. Cic. de sen. 54). Dass er nicht immer gesammelt wurde, tadelt Xenophon (Oec. 20, 10). Theophrast, der von dem Nutzen desselben öfters spricht, behauptet, dass die Feldfrüchte, welche gedüngt seien, andern in ihrer Entwicklung um 20 Tage voraus seien (h. pl. VIII 7, 7). Fetter Boden sollte nur wenig gedüngt werden. Theophr. de c. pl. III 20, 2. Geop. II 21, 1. Das Mittel der Gründüngung ist in den Worten Xenophons (Oec. 17, 10) angedeutet, dass man auf magerem Boden die grüne Saat als Dünger unterpflügen könne; nach Theophrast (h. pl. VIII 9, 1) thaten dies die Makedoner und Thessaler mit der Bohne; später wurde die Lupine dazu verwandt. Geop. III 5, 7. 10, 8.
Die Saatzeit war bei den einzelnen Feldfrüchten sehr verschieden, fiel aber natürlich meist in den Herbst. Zu den Frühjahrs- oder Sommerfrüchten wurden abgesehen von dem Dreimonatsgetreide alle Hülsenfrüchte mit Ausnahme der Lupine und meist auch der Pferdebohne, Erve und Kichererbse, die auch früher gesät werden konnten, gerechnet. Theophr. de c. pl. IV 7, 1; h. pl. VIII 1, 4), ausserdem noch die Hirse, der Sesam und der Hanf (Theophr. de c. pl. IV 15, 1. Geop. II 38, 2. 40, 2. III 2, 4. 3, 11. 12). Da man, wie erwähnt, die Saat in die Pflugfurche streute, so kam sie in verhältnismässig nicht weit von einander stehenden Reihen wie unsere Hackfrüchte zu liegen. Die übriggebliebenen Schollen wurden wohl noch mit einer Hacke, σφῦρα (Aristoph. pax 566 und Schol.) oder βωλοκόπος (Poll. I 245. VII 141. X 129), zerschlagen. Hinter dem Pflüger gingen Knaben, welche den Samen mit einem Karst, μακέλη, behäufelten (Hes. op. 470. Hesych. s. ἐπισκαφεύς). Noch spät (Geop. II 24, 1) heisst es, dass die Saat am besten von Menschen untergebracht werde, allenfalls aber auch, was auf die Anwendung der Egge hinzuweisen scheint, von Rindern.
War die Saat aufgegangen, so war eine mehr oder minder häufige Behackung, σκάλσις, und Jätung, ποασμός, notwendig. Theophr. de c. pl. III 20, 6. 9. IV 13, 3. Hesych. s. ποάστριαι. Jene erfolgte beim Getreide zweimal [270] (Geop. II 24, 1) mit der σκαλίς (Poll. I 245. X 129), diese einmal, wann sich die Ahren zeigten (Geop. ib. 3), wohl mit der μάκελλα (Poll. ib.); die Hacker nannte man σκαλεῖς. Xen. Oec. 17, 12. 15. In fruchtbaren Gegenden pflegte man zu üppig ins Kraut gegangenes Getreide auch zu beweiden oder abzuscheren. Theophr. VIII 7,4. So gedieh die Saat bis zur Ernte (s. d.).
Der Ackerbau der Römer
Von den klimatischen Bedingungen desselben ist Ähnliches zu sagen wie bei Griechenland, obwohl Italien im Mittel 4 Grad nördlicher liegt, sofern Rom ziemlich genau unter den 42. und Athen unter den 38. Breitengrad fällt, und obwohl dieses im Mittel eine um 2 Grade höhere Temperatur als Rom besitzt. Auch Italiens Klima konnten die Alten nicht genug loben (Varr. r. r. I 2, 3f. Verg. Georg. II 149. Dion. Hal. I 36. 37. Strab. VI 286. Plin. III 41. XXXVII 201. Aelian. var. h. IX 16. Solin. 2, 2), besonders dasjenige Siciliens. Solin. 5, 2. 8. 14. Abgesehen aber von dem Malariafieber, das sich heute viel mehr als im Altertum bemerklich macht und heute einen geregelten Anbau der römischen Campagna so sehr erschwert, ist doch auch in Italien im allgemeinen ebenso wie in Griechenland die sommerliche Dürre dem Ackerbau sehr nachteilig. Dass übrigens das Klima sich seit dem Altertum im grossen und ganzen nicht geändert hat, beweisen viele Naturphaenomene, die uns aus jenem überliefert sind (Jahrb. f. Philol. 1887, 465–475). Sehr verschieden sind natürlich die Temperaturverhältnisse je nach der Lage des Ortes, da Italien sich über fast 10 Breitengrade ausdehnt und sich mit dem Gran Sasso d’ Italia inmitten der Halbinsel bis zu einer Höhe von 2900 m. über das Meeresniveau erhebt. Ewiger Schnee lagert nicht nur stellenweise auf den Abruzzen, sondern auch auf den höchsten Spitzen des Kreises Sora, auf dem Monte Cervati in Lucanien und in den zwischen 2100 und 3310 m. Höhe liegenden Schluchten des Aetna. Durch eine Höhenlinie von ca. 500 m. wird die immergrüne Flora begrenzt; die Rebe gedeiht im Süden der Alpen bis 650 m., am Südabhange des Appennin bis 960 m. und in Sicilien bis 1000 m. Höhe; die Olive lässt sich mit Erfolg auf Sicilien, in Calabrien, der Terra d’ Otranto und im Süden Sardiniens bis 800 m. Höhe kultivieren, in der bis an die Abruzzen reichenden Region noch in einer Höhe von 550 m.; im übrigen Mittelitalien, in Ligurien und an den oberitalienischen Seen bis 460 m.; nahe dem Meere steigt sie noch höher, wie in Sicilien bis 1000 m., in Sardinien bis 800 m., in Corsica bis 700 m. Der Weizen wird in Sicilien bis zu einer Höhe von 1100 m. angebaut, und die Birke bildet hier in einer Höhe von 2100 m. die Grenze der Waldregion, während diese durchschnittlich in Italien bis 1875 m. reichen soll. Über die verschiedenen klimatischen Verhältnisse Italiens kann umstehende Tabelle für die wichtigsten Punkte Aufschluss geben.
[271/272] a. Monatliche Durchschnittstemperatur. b. Monatliche Regenmenge in mm. c. Absolutes Maximum der Temperatur. d. Absolutes Minimum der Temperatur. e. Anzahl der jährlichen Schneetage.
Mailand 147 m. |
Perugia 520 m. |
Ancona 30 m. |
Rom 49, 60 m. |
Monte-Cassino 527 m. |
Naepel 149 m. |
Palermo 72 m. |
Lecce 72 m. |
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a | b | a | b | a | b | a | b | a | b | a | b | a | b | a | ||
Januar | 0,5 | 36,8 | 3,63 | 96,0 | 5,3 | 63,1 | 6,7 | 73,37 | 5,68 | 112,26 | 8,2 | 86,13 | 11,0 | 74,43 | 9,9 | December, Januar, Februar |
Februar | 4,2 | 30,2 | 6,64 | 34,9 | 7,6 | 23,9 | 8,3 | 58,54 | 6,76 | 50,55 | 9,3 | 71,93 | 11,5 | 63,50 | ||
März | 7,9 | 84,5 | 6,75 | 100,1 | 10,2 | 75,2 | 10,2 | 63,26 | 8,50 | 75,24 | 10,5 | 74,81 | 12,8 | 70,16 | Frühjahr | |
April | 13,2 | 64,9 | 11,56 | 74,3 | 14,8 | 35,6 | 13,9 | 59,40 | 11,13 | 120,27 | 13,9 | 60,29 | 15,4 | 42,69 | 14,8 | |
Mai | 17,3 | 69,9 | 17,59 | 47,2 | 19,2 | 26,4 | 18,0 | 54,64 | 15,51 | 76,28 | 17,9 | 46,96 | 19,1 | 24,45 | ||
Juni | 21,7 | 58,5 | 20,46 | 92,9 | 23,3 | 47,8 | 22,0 | 37,60 | 19,30 | 64,49 | 21,6 | 33,98 | 22,7 | 16,03 | Sommer | |
Juli | 24,7 | 28,0 | 23,26 | 42,8 | 26,5 | 27,9 | 24,8 | 16,47 | 23,20 | 26,17 | 24,3 | 16,56 | 25,4 | 5,54 | 21,0 | |
August | 23,3 | 96,2 | 21,29 | 77,6 | 25,0 | 82,5 | 24,2 | 27,97 | 23,03 | 41,71 | 24,1 | 30,53 | 25,4 | 9,01 | ||
September | 19,6 | 63,6 | 18,68 | 81,4 | 22,4 | 62,3 | 21,3 | 68,97 | 19,68 | 87,48 | 21,6 | 69,78 | 23,7 | 46,94 | Herbst | |
October | 13,3 | 56,1 | 12,47 | 98,2 | 16,9 | 119,3 | 16,3 | 104,45 | 14,10 | 155,55 | 17,0 | 108,73 | 19,8 | 75,49 | 18,3 | |
November | 6,1 | 87,0 | 7,64 | 72,6 | 10,9 | 78,8 | 10,8 | 112,81 | 10,07 | 149,51 | 12,1 | 122,33 | 15,5 | 77,34 | ||
December | 2,1 | 63,2 | 5,38 | 88,1 | 7,5 | 62,5 | 7,8 | 82,77 | 6,49 | 105,47 | 9,4 | 108,29 | 12,3 | 86,83 | ||
Jahr: | 12,8 | 738,6 | 12,94 | 916,1 | 15,8 | 705,3 | 15,3 | 760,25 | 13,73 | 1070,98 | 15,9 | 830,30 | 17,97 | 595,41 | 17,0 | |
c: | +36,3 | +34,2 | +37,2 | +36,8 | +37,4 | +37,3 | +45,5 | +41,6 | ||||||||
d: | −15 | −9,9 | −4,6 | −6 (Januar 1869 u. 91) |
−7,9 | −4,2 | −2 | −3,2 | ||||||||
e: | 6,5 | 7,6 | 1,7 | 1,4 | 6,2 | 0,2 | - | ? |
In der Poebene bleibt der Schnee bisweilen 3 Monate lang liegen; in Mittelitalien bleibt er in der Ebene nur selten liegen, doch z. B. auf den höchsten Spitzen der Provinz Rom oft bis tief ins Frühjahr hinein; dass in Palermo einmal der Schnee volle 24 Stunden liegen geblieben ist, gehört zu den grössten Seltenheiten.
[273] Einigen Anhalt für die Beurteilung der Temperatur anderer Orte bietet die Beobachtung, dass mit je 100 m. Höhe die Temperatur sich um folgende Grade erniedrigt:
Südl. der Alpen. | Gegend der Nord-Appenninen. | Gegend der Mittel- und Süd-Appenninen. | |
---|---|---|---|
Winter: | 0,31 | 0,38 | 0,53 |
Frühjahr: | 0,60 | 0,61 | 0,67 |
Sommer: | 0,70 | 0,51 | 0,50 |
Herbst: | 0,51 | 0,52 | 0,60 |
Jahr: | 0,53 | 0,51 | 0,58 |
Für die Fruchtbarkeit des Bodens, von dem im heutigen Königreich nur ca. 19 Procent der Oberfläche ganz unproductiv sind, ist das älteste Zeugnis das des Sophokles in seinem Triptolemos, der Italien wegen seines schönen Getreides glücklich pries (bei Plin. XVIII 65); doch ist dieses Lob nur auf den Süden Italiens, speciell das Küstenland, und auf Sicilien zu beziehen. Dion. Hal. I 12. Meist finden wir dieses Lob gepaart mit dem des Klimas (s. oben). Gehen wir die einzelnen Striche Italiens durch, so war das ursprüngliche Stadtgebiet Roms wenig ertragreich (Dion. H. VIII 8), was besonders vom ager Vaticanus galt. Cic. de l. agr. II 96. Dem reichen Campanien gegenüber erschien die Umgegend Roms dürr und ungesund. Cic. a. a. O. Liv. VII 38, 7. Das übrige Italien galt im allgemeinen für wasserreich (Theophr. h. pl. V 8, 3) und fruchtbar. Strab. V 234. So wird besonders der Hügel von Tusculum als wasserreich mit gutem Boden bezeichnet (ib. 239) und als sehr fruchtbar das Aniothal Tiburs (ib. 238), während das übrige Gebiet dieser Stadt nur mittelmässigen Boden hatte (Varr. I 9, 6). Nur einige sumpfige Gegenden machten eine Ausnahme (Strab. V 231), besonders die Pupinische Gegend. Cic. de l. agr. II 96. Varr. I 9, 5. Col. I 4, 3. Das Sabinerland zeichnete sich mehr durch seinen Ertrag an Wein und Öl aus. Strab. V 228. Den fruchtbarsten Boden hatte Campanien (Liv. VII 38, 6. Strab. V 250. Plin. III 41), wozu auch die Phlegraeischen Gefilde bei Cumae zu rechnen sind (Strab. V 242. Plin. XVIII 111); berühmt war der dort gedeihende Spelt (Varr. I 2, 6. Plin. XVIII 109), auch zea genannt (ib. 82). Hervorzuheben ist, dass auf einigen campanischen Feldern im Verlaufe eines Jahres d. h. von Beginn eines Winters bis zum folgenden, zweimal Spelt, das dritte Mai Hirse und mitunter noch Gemüse gebaut werden konnte (Strab. V 242; fast ebenso Dion. Hal. I 37 und Plin. XVIII 111) oder Gerste, Hirse, Rüben und wieder Gerste, bezw. Weizen (Plin. ib. 191). Daher nennt Cicero dieses Land ein subsidium annonae und horreum belli (de l. agr. I 21) oder horreum legionum und solacium annonae (ib. II 80). Dabei war das schwarze (Col. I praef. 24) und lockere Erdreich, terra pulla (Cat. 135. Col. a. O.) oder resoluta (Col. III 11, 6), leicht mit dem Pfluge zu bearbeiten. Cat. a. O. Varr. I 20, 4. II 6, 5. Nächstdem wird das grösste Lob der Poebene gespendet (Pol. II 15, 1–4. Strab. V 218. 312) und der schwere Weizen des transpadanischen Gallien gerühmt. Plin. XVIII 66. Dagegen wird Ligurien als zu steinig bezeichnet. Strab. V 218. Sehr günstig lautet [274] das Urteil über Etrurien (Varr I 9, 6. Strab. V 219. Diod. V 40), wo man in einigen Gegenden das 15te Korn erntete (Varr I 44, 1) und sich Clusium durch die Schwere seines Weizens (Plin. XVIII 66), durch seinen Spelt (Col. II 6, 3) und ebenso wie Arretium durch seine mehlreiche siligo, eine besonders feine Weizenart, auszeichnete. Plin. XVIII 87. In Umbrien war nur der gebirgige Teil weniger fruchtbar (Strab. V 227f.); auch in Picenum gediehen die Feldfrüchte reichlich (Liv. XXII 9, 3), besonders gut der Weizen bei Ancona. Strab. V 241. Im Süden Italiens sollte die Gegend der lucanischen Stadt Sybaris oder Thurii hundertfältigen Ertrag liefern. Varr. I 44, 2. Am tarentinischen Meerbusen war es zunächst Metapontum, dessen Ackerbau sehr einträglich war. Strab. VI 264. Von Tarent heisst es, dass sein fettes Land (Hor. od. II 6, 11) den Phalanthos zur Gründung der Stadt veranlasst habe (Strab. VI 279); ebenso trefflich war der dieser Stadt zunächst gelegene Teil Calabriens (ib. 281). Noch fruchtbarer trotz der geringen Tiefe der Ackerkrume war die Umgegend von Brundisium (ib. 282); aber das Küstenland nach dem heutigen Bari hin und Peucetien werden als zu gebirgig geschildert (ib. 283). Sehr ertragreich war das übrige Apulien, namentlich die Umgegend von Forentum (Hor. od. III 4, 16) und die von Urium an der Küste (Strab. VI 284), so dass der Weizen dieser Landschaft für unübertrefflich erklärt wurde. Varr. I 2, 6. Also auch in Italien waren es nur die tiefer gelegenen Ebenen, von denen wir Günstiges hören. Unter den Inseln galt daher Corsica, dem grössere Ebenen fehlen, für zu gebirgig (Strab. V 224); zur Zeit des Theophrast war es noch fast gänzlich mit Urwald bedeckt (h. pl. V 8, 1. 2). Sardinien war wenigstens zum Teil ein gesegnetes Getreideland. Arist. mirab. ausc. 104. 105. Strab. V 224. Hor. od. I 31, 4. Appian. b. c. II 40), zum Teil freilich ungesund (Pomp. Mel. II 123). Ganz anders lauten die Berichte über Sicilien, dessen Fruchtbarkeit den Griechen schon zehn Menschenalter nach dem troianischen Kriege, wie Ephoros (bei Strab. VI 267) behauptet, bekannt geworden war; später war dieselbe in aller Munde (Pind. Nem. I 14. 15. Ov. met. V 481. Strab. VI 273. Diod. V 2. Sil. Ital. XIV 23. Solin. 5, 13) und Sicilien wurde von Cicero die fruchtbarste aller römischen Provinzen genannt (Verr. III 226). So war besonders das Küstengebiet um Catania durch die Asche des Aetna befruchtet (Strab. VI 269); auch das Gebiet der am Fusse des gleichnamigen Berges gelegenen Stadt Aetna wird von Cicero (Verr. III 47. 104) besonders hervorgehoben, von Strabo (VI 273) wenigstens der tiefer gelegene Teil desselben. Vor allen aber zeichnete sich die Gegend von Leontini durch ihren Ackerbau aus (Cic. a. O. Prudent. c. Symm. II 939), welche nach Plin. XVIII 95 das hundertste Korn getragen haben soll, nach Cicero (Verr. III 112. 113) freilich nur das achte, sehr selten das zehnte. Das letztere wurde für das Iugerum, da die Aussaat nach Cicero einen Medimnus = 52, 53 l. betrug, einen Ertrag von 51/4 hl. oder pro ha. von 21 hl. bedeuten. Zwar hat die Provinz Siracusa, zu der Lentini gehört, den [275] besten Weizenboden Siciliens, doch werden heute daselbst nur 7,11 hl. bei 1,75 hl. Aussaat auf den ha. durchschnittlich nach amtlicher Statistik geerntet, während in der Provinz Catania sich der Durchschnitt auf 14 hl., also auf das 8te Korn beläuft. Allerdings erhält man heute auf ungedüngtem Boden auch mitunter das 12te, nach anderen Angaben sogar das 16te Korn, aber immerhin dürfte die Angabe Ciceros, die sich auf den mutmasslichen Ertrag von 30000 Iugera bezieht (Verr. III 113. 116), ziemlich zutreffend sein, obwohl er als Anwalt der Siculer vielleicht Ursache gehabt hätte den Ertrag eher etwas zu niedrig anzugeben. Wenn man nun bedenkt, dass heute Italien bei meist ziemlich guter Kultur nur 11 hl. auf den ha. erntet, während in Deutschland auf ihn 23 kommen, so ist es erklärlich, warum den Römern Sicilien, besonders die bevorzugteren Teile, Latium gegenüber, das doch nur einen mittleren Boden hatte, als ein reiches Getreideland erscheinen konnte. Schon im 2. punischen Kriege rechneten sie darauf, dass diese Insel dem Mangel ihres Landes abhelfen sollte (Liv. XXVI 40, 16. XXVII 5, 5); es war zu Catos bis zu Ciceros Zeit (Verr. II 5) die Kornkammer Roms und als solche gleichsam eine Vorstadt Roms (Cic. Verr. II 7. Flor. III 19, 3). Als Verres Praetor war, hatte Sicilien mit 68 Städten (Plin. III 88–91), von denen etwas mehr als 7 steuerfrei waren (Cic. Verr. III 13), allein als Zehntgetreide 3 Mill. Modien Weizen jährlich an Rom abzugeben (ib. 163), was eine Gesamtproduction von ca. 35 Mill. Modien = 3&thinssp;063900 hl. voraussetzt, die zu der heutigen auf durchschnittlich 600000 ha. fallenden Weizenproduction von ca. 6 Mill. hl. gering erscheinen muss. Freilich konnte die Insel dabei noch weitere 3 Mill. Modien als alterae decumae und 800000 als frumentum imperatum damals an den römischen Staat verkaufen. Ausserdem ging sicher noch Getreide auf dem Wege des Privathandels nach Rom (ib. II 6. 15); auch der Zehnte von Wein, Öl und Hülsenfrüchten kam seit 75 v. Chr. dorthin (ib. 18).
Überhaupt war Rom, welches in früherer Zeit seine in den fernen Provinzen stehenden Legionen mit italischem Korn versorgt hatte (Tac. ann. XII 43), zu Ciceros Zeit für seinen Getreidebedarf nicht nur auf Sicilien, sondern auch auf Africa und Sardinien angewiesen (de imp. Cn. Pomp. 34), zu Beginn der Kaiserzeit besonders auf die beiden letzten Provinzen. Varr. II praef. 3. Zur Zeit des Kaisers Augustus lieferte Africa allein nach Rom den Bedarf für 8 Monate (Joseph. b. Iud. II 16, 4), Ägypten noch 20 Mill. Modien (Aur. Vict. ep. 1, 6), und Vespasian wollte durch Absperrung dieser beiden für den Handel so wichtigen Provinzen (Strab. III 145) Italien aushungern. Tac. hist. III 48. Die verschiedensten Bezugsquellen giebt Plinius an (XVIII 66–68), doch blieben jene beiden die hauptsächlichsten (Stat. silv. III 13, 90f. Tac. ann. XII 43), wenn auch noch im 3. Jhdt. Sardinien und Sicilien ihre alte Leistungsfähigkeit bewahrt hatten. Val. Max. VII 6, 1. So scheint denn Rom in den ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit fast nur von fremdem Korn gelebt [276] zu haben, wie dies für die Zeit des Claudius von Cassius Dio (LX 11, 1) bezeugt ist. Als nach der Teilung des Reiches Ägypten dem Osten zugefallen war, gingen unter Iustinian (ed. 13, 8) jährlich 8 Mill. Artaben Weizen (denn solche sind hier wie in c. 6 nach Mommsen R. G. V 560 gemeint) oder 262/3 Mill. römischer Modien nach Konstantinopel.
Der Grund, warum Rom, eine Stadt von mehr als einer Million Einwohnern, in den ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit fast ausschliesslich von ausseritalischem Korn lebte, ist sicherlich nicht in einer verringerten Productionskraft des Bodens zu suchen, sondern teils in der bequemeren maritimen Communication dem Landtransport gegenüber, teils darin, dass das übrige Italien sein Korn selbst verzehrte, nicht minder aber auch in der Bevorzugung anderer, rentablerer Kulturen und in der verminderten Wertschätzung des A., der meist den Händen der Sklaven überlassen wurde. Schon Cato (1, 6) hatte folgende Classification hinsichtlich der Bodenrente aufgestellt: 1. Rebenpflanzung, 2. Gemüsegarten, 3. Weidenbusch, 4. Olivenpflanzung, 5. Wiese, 6. Kornfeld, 7. Schlagforst, 8. Eichenwald zur Gewinnung von Eicheln. Auffallen muss es auch, dass Cato so wenig vom Getreidebau spricht. Den sichersten Gewinn sollte nach seiner Auffassung die Viehzucht bringen (bei Plin. XVIII 29), weil diese die geringsten Betriebskosten erfordere (Plin. ib. 30. Col. II 16, 2; vgl. Cat. 1, 5. 6. Cic. off. II 89. Plut. Cat. 21), und dieser Ansicht schloss man sich teilweise auch später an. Varr. I 7, 10. Col. III 3, 1. VI praef. 4. Immerhin verlangte er, wenn auch nicht für die Futterkräuter (29), so doch für das Getreide einen fetten Acker, auf dem keine Bäume ständen (6, 1. 37, 1), was auch bei Varro (I 23, 7) für wünschenswert erklärt wird, obwohl man schon lange vor ihm Getreide in das arbustum (s. d.) säte (I 7, 2), so dass Columella (II 9, 6. 12, 7. V 6, 11. 7, 3; de arb. 16, 2), Plinius (XVII 202. 203. 214) und Palladius (III 10, 5) nicht nur dasselbe thaten, sondern Columella auch in die Olivenpflanzung (V 9, 11) und in den Weingarten, vinea (de arb. 4, 4), Getreide säte. Ja nach einer Stelle bei Columella (II 2, 24. 25) ist anzunehmen, dass es zu seiner Zeit in Italien sogar die Regel war, Getreide in den arbusta oder Olivenpflanzungen anzubauen, während in Ägypten und Numidien das Getreide meist für sich allein gebaut wurde. Varro (II praef. 3. 4) klagt darüber, dass die Fürsorge für den A. der Genusssucht zum Opfer gefallen sei und dass man aus Geiz, d. h. wegen der geringern Betriebskosten, Ackerland in Wiesen verwandelt habe. Er selbst freilich meinte auf einen 10fachen Ertrag der Aussaat rechnen zu können, ja in Etrurien ernte man sogar das 15te Korn (I 44, 1). Da er auf fettem Boden mindestens 5 Modien als Aussaat rechnet, so bedeutet das einen Ertrag von 17,508 bis 26,26 hl. pro ha., während heute in den besten Lagen Toscanas unter normalen Verhältnissen nur 16 hl. geerntet werden und der Durchschnitt für Italien, wie erwähnt, sich auf ca. 11 hl. stellt. Dem gegenüber behauptet Columella (III 3, 4), dass wenigstens in dem grössern Teile Italiens nie [277] mehr als höchstens das 4te Korn zu seiner Zeit geerntet worden sei, also bei einer Aussaat von 5 Modien auf das Iugerum magern Bodens (II 9, 1) nur 80 Modien = 7 hl. auf den Hektar. Wenn er nun auch offenbar die fruchtbareren Gegenden ausgeschlossen hat, so erscheint doch sein Ansatz ziemlich niedrig. Denn man rechnet heute z. B. in der Hügelzone Toscanas, welche den grössten Teil der Oberfläche dieses Landes einnimmt, 6–11 hl. auf den ha., und in der 54 Procent der Gesamtoberfläche der Provinz Perugia einnehmenden Hügelzone schwankt die Maximalernte der einzelnen Kreise zwischen 7 und 9 hl.; ja die des Kreises Rieti steigt in der genannten Zone sogar bis auf 18 hl. Wie sehr man schon in früher Zeit den Wein- und Ölbau bevorzugte, geht daraus hervor, dass den transalpinischen Völkern um das J. 129 v. Chr. oder wenig später neue Wein- und Ölpflanzungen anzulegen untersagt war (Cic. r. publ. III 16), eine Verordnung, die erst der Kaiser Probus aufhob. Hist. aug. Prob. 18. Eutrop. IX 17. Aurel. Vict. Caes. 37, 3. Die Bevorzugung der Obstbaumzucht spricht sich in der Bemerkung Varros (I 2, 6) aus, dass ganz Italien einem pomarium gleiche, und in der des Dionys von Halikarnass (I 37), dass Italien trotz seines guten Ackerlandes wegen der vielen Bäume wenig Getreide produciere. Besonders der Weinbau, den Columella (III 3) nicht genug empfehlen konnte, nahm so grosse Dimensionen an, dass Domitian wegen des Getreidemangels dagegen einzuschreiten beabsichtigte (Suet. Dom. 7). Weil auch die Frumentationen zur Vernachlässigung des A. beitrugen, hatte sich der Kaiser Augustus mit dem freilich von ihm selbst für unausführbar erachteten Plane getragen, dieselben abzuschaffen (Suet. Aug. 42). Alle Schuld schrieb Columella, der wiederholt von einem Rückgange der Landwirtschaft überhaupt, nicht blos des A. spricht, der Nachlässigkeit der Besitzer zu (I praef. 20), welche die schlechtesten Sklaven bei dem landwirtschaftlichen Betriebe verwendeten (I praef. 3. 12), während wenigstens freie Wirtschafter statt der unfreien die Herrn ersetzen sollten (I 7, 5), oder auch, wenn sie reiche Leute seien, ihr Land zur Schafweide oder zur Erhaltung ihrer Wildbestände benutzten (I 3, 12). Wesentlich dasselbe Verdict über die Geringschätzung und Vernachlässigung der Landwirtschaft fällt auch Plinius (XVIII 15. 21. 41), der freilich die Hauptschuld der Latifundienwirtschaft nicht blos in Italien, sondern auch in den Provinzen zuschreibt (ib. 35). Wenn daher auch manche die Schuld mit Unrecht bald auf eine Veränderung der klimatischen Bedingungen, bald auf eine Erschöpfung des Bodens schieben wollten (Col. I praef. 1. Plin. XVIII 40. Tac. ann. XII 43) oder wie Cyprian (ad Demetr. 3) der Altersschwäche desselben zuschrieben, so glaubte doch der Kaiser Tiberius, dass Italien das aus den Provinzen bezogene Korn selbst bauen könnte (Tac. ann. III 54), und die Güte seines Weizens wurde von keinem ausländischen Getreide übertroffen. Plin. XVIII 63.
Die Meliorisierung des Bodens zunächst in der heutigen Campagna fällt, soweit es sich dabei um den Abfluss der Grundwasser und die [278] Vermeidung von Sumpfbildung durch unterirdische Minen handelt, vorwiegend schon in vorrömische Zeit (Litteratur darüber bei Voigt 750 A. 6 und 7). Die zahlreichen perennierenden Bächlein und Rinnsale aber für den landwirtschaftlichen Betrieb zu verwerten, war geradezu ein Gegenstand der Rivalität unter den Landleuten (Dig. XLIII 20. 21. Gell. XIV 1, 4), wie denn rivalis, eigentlich den Mitberechtigten an der Benützung eines Wassers bedeutend, schon bei den Komikern den Nebenbuhler in der Liebe bezeichnet (z. B. Plaut. Stich. 434. 727). Kultivierbares sowie von Gräben durchzogenes Land gewann man durch Senkung des Albanersees im J. 357 = 397. Cic. de div. I 100. Liv. V 15, 11. 17, 1. 19, 1. Dion. Hal. XII 16. Plut. Cam. 4. Zon. VII 20. Val. Max. I 6, 3. Durch einen Bergdurchstich und Ableitung des Velinersees wurde von Curius Dentatus im 3. Jhdt. v. Chr. das sumpfige Hochthal von Reate in eines der fruchtbarsten Gefilde umgeschaffen. Cic. ad Att. IV 15, 5; anders freilich Tac. ann. I 79. Denselben Erfolg hatte die von Kaiser Claudius (Suet. Claud. 20. Tac. ann. XII 56) durch einen Gebirgstunnel mit grosser Anstrengung teilweise durchgeführte und von Hadrian (Hist. aug. Hadr. 22) erneuerte Ablassung des Fucinersees. Dahin gehören auch die Versuche die Pomptinischen Sümpfe (Nissen 326–328) und die Maremnen Toscanas zu entwässern (ib. 308). Am meisten zeichnete sich durch seine Canalisation das Poland aus, welches schon von der Natur durch die befruchtende Thätigkeit des Po gesegnet war. Plin. III 117–119. Hier führte Scaurus in der 2. Hälfte des 2. Jhdts. v. Chr. zur Austrocknung der Sümpfe einen Canal von Parma bis zum Po bei Placentia (Strab. V 217); hauptsächlich aber war Venetien durch ein dem unterägyptischen ähnliches, künstliches Wassernetz zwischen Ravenna und Altinum befruchtet. Strab. V 212. Plin. III 119. Wenn es nun dabei auch auf eine rationelle Verwendung der Wasserquellen in grösserem Massstabe ankam (Cic. de sen. 53; nat. d. II 152), so ist die irrigatio agrorum (Cic. off. 14) doch wohl seltener, vielleicht mit Ausnahme der Poebene, bei eigentlichem Ackerlande vorgekommen. Sie wurde aber gebraucht, wenn nahe Gebirgswasser dem Acker durch incilia während der heissen Sommerszeit zugeführt werden konnten (Cat. 155, 1. Verg. Georg. I 106–110. Strab IV 205), so namentlich bei der Hirse (Col. II 9, 17. Pall. IV 3), dem Hanf (Col. II 10, 21. Pall. III 5), der Luzerne (Col. II 10, 26. Plin. XVIII 145. Pall. III 6), dem Sesam (Col. II 10, 18) und den Rüben (Col. II 10, 23). Häufiger wurde sie bei Wiesen, Gärten, mitunter auch Wein- und Ölpflanzungen angewandt. Sehr wichtig war natürlich die Entwässerung. Besonders bei Beginn der Herbstregen und im Winter musste durch Reinigung der Gräben oder Anlegung neuer Abfluss geschafft werden. Cat. 155. Varr. I 35. 36. Col. XI 2, 82. Plin. XVIII 230. Pall. XI 8, 3. Wie man sich die Ableitung des Regenwassers vom Felde zu denken hat, geht besonders aus einer Stelle des Columella (II 8, 3) hervor. Bei der Unterbringung der Saat in schmalen Beeten entstanden zwischen [279] ihnen die lirae; diese mündeten in die elices und diese wieder in die colliquiae, von wo aus das Wasser in die das Feld begrenzenden fossae (Varr. I 14, 2. Plin. XVIII 179) abfloss. Die lirae oder elices, welche mit dem Pfluge hergestellt wurden, nannte man auch einfacher fossae oder sulci (Varr. I 19, 2. 3. Col. II 8, 3); die colliquiae oder conliciae, grössere ebenfalls mit dem Pfluge hergestellte sulci, waren nicht unbedingt notwendig (Plin. ib.). Wenn feuchtes, bisher nicht dem Pfluge unterworfenes Land urbar gemacht werden sollte, so genügten auf undurchlässigem oder kreidigem Boden offene, muldenförmige Gräben, doch auf lockerem Boden sollten auch einige geblendete Gräben angelegt werden, welche in die offenen mündeten. Dieselben sollten eine Tiefe von 3 Fuss erhalten, zur Hälfte mit Steinen oder Kies angefüllt und darauf Erde geschüttet werden, oder es sollte ein aus Reisern geflochtener Strick, der die Sohle des Grabens in seiner ganzen Breite einnahm, mit festgetretenem Laube oder Stroh und dann mit Erde bedeckt werden; der Ein- und Ausgang eines solchen Grabens sollte durch je zwei von einander abstehende Steine, zwischen denen das Wasser zu-, bezw. abfliessen konnte, den nötigen Halt bekommen. Col. II 2, 9–11. Plin. XVIII 47. Pall. VI 3, 1. 2. Die Reinigung alter Gräben gehörte übrigens zu den selbst an öffentlichen Festtagen gestatteten, unaufschiebbaren Handlungen (Cat. 24. Verg. Georg. I 269), wenn es auch nach Pontificalrecht untersagt war neue anzulegen. Col. II 21, 3. Serv. Georg. I 272. Macrob. Sat. I 7, 8. 15, 21. III 3, 10.
Über die Düngung ist ähnliches zu sagen wie beim griechischen A. Zwar verkannte man ihre hohe Bedeutung nicht und Varro (II pr. 4) meint sogar, dass der Hauptzweck der Viehhaltung die Gewinnung des Düngers sei. Aber aus den schon vorher erwähnten Gründen pflichtete man doch dem Ausspruche Catos bei: quid est bene agrum colere? bene arare. quid secundum? arare. quid tertium? stercorare (Cat. 61, 1. Plin, XVIII 174). Er verwandte seinen Dung zu andern Kulturen (29), höchstens zum Anbau der Rüben (35, 2). Wie sehr es ihm an dem nötigen Stroh gefehlt haben muss, ersieht man daraus, dass er empfahl ausgerauftes Unkraut dem Vieh unterzustreuen (37, 2). Columella hielt die Düngung, wenn ein Brachjahr vorhergehe, im allgemeinen nur bei kraftlosem Boden für notwendig (II 5, 1), so dass z. B. bei den Bohnen nur gedüngt werden müsse, wenn keine Brache vorhergegangen (XI 2, 85) oder der Boden nicht sehr fett sei (II 10, 5); notwendig müsse gedüngt werden für den Hanf (ib. 21), die Rüben (23), die 10 Jahre ausdauernde Luzerne (27) und für das vorwiegend aus Gerste bestehende Mengefutter (31); umgekehrt solle der Boden, der sechszeilige Gerste getragen, entweder ein Jahr ruhen oder gedüngt werden (II 9, 15). Plinius (XVIII 192) sagt zwar, dass eigentlich vor jeder Saat gedüngt werden solle, dass aber auf ungedüngtem Boden, wenn auch nicht Gerste, doch Getreide, d. h. Weizen und Spelt, gebaut werden könne; gedüngt werden müssten Hirse, Rüben und meist auch Bohnen; auch für die Luzerne verlangt er [280] Dung (ib. 145). Palladius folgt in dieser Frage wesentlich seinem Vorbilde Columella. Letzterer bestimmt auch das Mass der Düngung, nämlich 18 Fuhren auf das Iugerum für ebenes und 24 für hügeliges Land (II 5, 1. II 10, 6. Pall. X 1, 2); nur von 18 Fuhren spricht Plinius (XVIII 193–194), indem er hinzufügt, dass ein nicht gedüngter Acker friere, ein zu sehr gedüngter erhitzt werde. Da Columella (XI 2, 86) die Fuhre zu 80 Modien rechnet, so ergiebt die schwächere Düngung mit 18 Modien auf das Jug. 1440 Modien = 126 hl., die stärkere 1920 Modien = 168 hl.; die Düngung war also, wenn man bedenkt, dass der Stallmist in einer die Feuchtigkeit conservierenden Grube, wenn auch ein ganzes Jahr gelegen hatte (I 6, 21, vgl. II 14, 9), eine ziemlich starke. Da man nämlich das Gewicht von 126 hl. solchen Dungs auf ca. 10,500 kg., das von 168 auf ca. 14,000 kg. schätzen kann, so genügt die erstere Menge, um mindestens das 2½fache der Weizenernte gegenüber der auf ungedüngtem Boden gewonnenen zu erzielen und zwar auf schwerem Boden 3 Jahre hintereinander; die zweite Menge genügt bei normalem Boden für eine vierjährige Fruchtfolge, etwa Rüben, Weizen, Klee, Weizen. Gründüngung mit Bohnen wandte man nach Varro (I 23, 3) an; wenn diese auch mit andern Hülsenfrüchten geschehen konnte (Col. II 13, 1), so wurde doch wohl meistens nur die Lupine dazu verwandt (Col. II 14, 5. 15, 5. 6; vgl. II 10, 1. XI 2, 80. Plin. XVIII 257. Pall. VI 4, 2), höchstens noch die Wicke. Col. II 13, 1. Pall. I 6, 14.
Die Brache nannten die Römer entweder veteretum (Col. I 3, 10. II 10, 4. 5. 12, 2. 3) oder gewöhnlich ager novalis oder novalis oder novale. Dieses Wort konnte auch ein erst durch Ausrodung eines Waldes urbar gemachtes (Plin. XVII 39. Pall. I 6, 13. Dig. XLVII 21, 3, 2) oder ein bisher überhaupt der Kultur noch nicht unterworfenes Land (Col. III 11, 5. Pall. II 10, 1. Venant. Fort. vit. S. Mart. III 162) bezeichnen, gewöhnlich aber verstand man darunter einen Acker, der jedes zweite Jahr besät wurde. Varr. l. l. V 39; r. r. I 29, 1. Col. II 2, 14. Plin. XVIII 176. Fest. 174. Gaius in Dig. L 16, 30. Isid. in grom. vet. ed. Rudorff p. 369, 18. In diesem Falle blieb das Land nach der Ernte bis zum Beginn des nächsten Frühjahres ruhen, während es inzwischen zur Schafweide benützt wurde. Cat. 30. Varr. II 2, 12. Colum. VII 3, 9. Wurde der Acker dann im Frühjahr mit dem Pfluge (s. d.) aufgebrochen, so nannte man ihn davon vervactum (Plin. XVIII 174. 176. Cat. 27. Varr. I 44, 2. Col. II 4, 2. XI 2, 32. 52. Pall. IV 2 und ö.), das Aufreissen des Bodens selbst proscindere (Varr. I 27, 2. 29, 2. 30. Col. und Pall. ib.) oder vervagere (Col. XI 2, 8). Wurde das Land zum zweiten Male umgebrochen, so hiess dies iterare (Plin. XVIII 178. 295) oder offringere (Varr. I 29, 2), worauf noch ein drittes Umpflügen, tertiare, folgen konnte. Col. II 4, 4. 8. 12, 8. Pall. X 1, 1. Diese Arbeiten konnten in wärmeren Strichen schon nach dem kürzesten Tage (Plin. XVIII 174) oder doch auf fettem und trockenem Boden schon in der zweiten Hälfte des Januar beginnen (Col. XI [281] 2, 8. Pall. II 3, 1) und dann die iteratio in der zweiten Hälfte des April eintreten. Col. XI 2, 32. Gewöhnlich aber wurde die erste Pflugfurche in der zweiten Hälfte des April (Cat. 131. Varr 30. Col. II 4, 3. XI 2, 32. Plin. a. O. Pall. V 2, 4), die zweite um das Sommersolstitium (Col. II 4, 4. XI 2, 52. Pall. VIII 1) und eventuell die dritte Anfang September gezogen. Col. II 4, 4. XI 2, 64. Pall. X 1, 1. Freilich Varro, der nur von 2 Pflugfurchen spricht, wollte die zweite lieber zwischen dem Sommersolstitium und Ende Juli ziehen (I 32, 1), was Columella (II 4, 5) für gefährlich hielt; er befürchtete nämlich, dass, wenn in dieser Zeit ein nicht tief genug eindringender Regen eintrete, sich terra cariosa bilden könne, und diese umzupflügen hielt nicht nur er, sondern auch Cato (5, 6. 34, 1. 37, 1; vgl. auch Pall. II 3, 2. 3) wahrscheinlich wegen der sich dann bildenden steinharten Klumpen für äusserst gefährlich. Im Hügellande fielen von diesen Arbeiten die erste schon in den Februar oder März, die zweite von Mitte April bis zum Sommersolstitium, die dritte um die Herbstnachtgleiche (Col. II 4, 9. Pall. III 2. IV 2). Mageres und zugleich feuchtes Land wurde nur zweimal, Ende August und im September gepflügt (Col. ib. 11. Pall. IX 1. X 1, 1), im Hügellande in der ersten Hälfte und Ende September. Col. ib. 11. Pall. X 1, 1. Trockener Boden wurde erst zwischen dem Sommersolstitium und der Herbstnachtgleiche, und sehr leichter und dürrer kurz vor der Saat aufgerissen. Plin. XVIII 175. Für Weizen, Hirse, Kichererbse und Lein waren nach Columella (II 12) auf schwerem Boden 3 Pflugfurchen erforderlich, für andere Feldfrüchte weniger, obwohl man natürlich Land von der verschiedensten Beschaffenheit zum Getreidebau verwandte (II 9, 2). Vier Pflugfurchen hielt Plinius (XVIII 181) für den meistenteils dichten Boden Italiens für besser als drei, ja in Etrurien empfählen sich sogar acht. Eine Ausnahme machte bei der Behandlung der Brache namentlich die Luzerne, sofern für sie das Land schon um den 1. October aufgebrochen und dann noch um den 1. Februar und 1. März umgepflügt wurde, worauf Ende April mittelst eines hölzernen Karstes die Einsaat erfolgte. Col. II 10, 26. 27. Pall. III 6. V 1, 1. X 7. Die vorher ausgestreute Saat wurde in der Regel auch mit dem Pflug untergebracht (bes. Varr. I 29, 2. Col. II 12, 6. 8), nach Plinius XVIII 180 freilich auch mit der cratis, einem rohen Weidengeflecht. Man nannte dies lirare (Varr. I 29, 2. Col. XI 2, 46. Plin. XVIII 180); dabei kam die Saat in der lira oder porca genannten Erhöhung zwischen zwei Furchen, sulci, zu stehen. Varr. I 29, 2. 3. Fest. 238, 7. Col. II 4, 8. 8, 3. 10, 5. IX 3, 21. Schon nach der iteratio musste unter Umständen eine occatio, d. h. eine Zerkleinerung der übrig gebliebenen Schollen mit dem irpex erfolgen (Plin. XVIII 180); doch wenn das Land sorgfältig gepflügt war, brauchte nicht einmal nach Unterpflügung der Saat geeggt zu werden. Col. II 4, 2. Dazu bediente man sich entweder der erwähnten cratis oder des rastrum genannten Karstes. Verg. Georg. I 94. Plin. a. O. War die Saat aufgegangen, so musste sie bis zur Zeit der [282] Reife noch behackt und das Unkraut gejätet werden, was je nach der Fruchtgattung mehr oder minder oft notwendig war. Beim Weizen hackte man gewöhnlich zweimal (Cat. 37, 5. Varr. I 18, 8. Col. II 11, 2. 3. 12, 1. Plin. XVIII 184) und zwar das erste Mal im Januar (Varro I 36. Col. II 11, 4. 8. XI 2, 9. Pall. II 9, 1), das zweite Mal in der ersten Hälfte des März. Varr. I 29, 1. Col. XI 2, 26. Plin. XVIII 241. Dann folgte die Jätung zwischen dem 25. März und 9. Mai (Varr. I 30) oder in der ersten Hälfte des Mai kurz vor oder nach der Blüte. Col. II 11, 9. XI 2, 40. Als Werkzeuges bediente man sich beim Hacken wohl hauptsächlich des sarculum (Plin. XVIII 241), beim Jäten des rastrum (Verg. Georg. I 155), der marra (Col. X 89. Iuv. XV 166) oder des langgestreckten ligo. Ov. Pont. I 8, 59. Wie viel Zeit und Kraft diese Arbeiten erforderten, kann man daraus ermessen, dass die erste Pflugfurche für das Iugerum Weizen 2, die zweite 1, die dritte ¾ und die Saatfurche ¼ Tagewerk in Anspruch nahmen (Col. II 4, 8; vgl. Plin. XVIII 178), auf schwerem Boden sogar 3 + 2 + 1 + ½ = 6½ (Col. XI 2, 46) oder doch 43/5 (ib. II 12, 8); auf leichterem Boden ohne die tertiatio 3¼ (XI 2, 46); das Eggen erforderte 1, das Behacken 2+1, das Jäten 1, die Ernte 1½ (II 12, 1), zusammen 6½ Tagewerke, so dass auf sämtliche Arbeiten 9¾ bis 13 Tagewerke kamen. Plinius rechnet wie für die Vorarbeiten so auch für die nach der Saat etwas weniger, nämlich für die beiden ersten Pflugfurchen höchstens 3 (XVIII 178), für Eggen, Hacken und Jäten je 1 Tag (ib. 184).
Dieser Zweifelderwirtschaft mit dem Wechsel von Brache und Anbau steht nun die Dreifelderwirtschaft gegenüber, bei der nach der Brache das Feld zwei Jahre hinter einander angebaut wurde, so dass stets von je 3 Feldern eines brach lag; das nicht vorher gebrachte Feld, in welches die zweite Frucht kam, und welches nur eine Pflugfurche zur Unterbringung der Saat erhielt (Col. II 12, 2), hiess ager restibilis. Fest. 281 b 15; ep. 280, 9. Varro de l. l. V 39; r. r. I 44, 2. Als zweite Frucht eignete sich dabei auf fettem Boden das Dreimonats- oder Sommergetreide, trimestre (Cat. 35, 2), ferner die Gerste (ib. 35, 1), die Pferdebohne nach vorhergehender starker Düngung (Col. II 10, 6), die Reisbohne (phaselus), die Erbse (ib. 4), die Lupine (ib. 2) und die Wicke (ib. 29). Als Vorfrucht konnte eventuell die 6zeilige Gerste dienen, doch musste dann nach ihr der Acker gedüngt werden (Col. II 9, 15). Vergil (Georg. I 71–83) hielt es für gleich vorteilhaft, ob man das Land abwechselnd bebaue und brache, oder ob man nach vorhergehender Düngung auf Hülsenfrüchte Spelt folgen lasse, wogegen Plinius (XVIII 187) es für den kleinen Besitzer für rätlicher hielt, dem Spelt die Lupine, Wicke oder Pferdebohne vorausgehen zu lassen. Er riet auch (ib. 191) abgesehen von dem eine vierfache Saat binnen Jahresfrist vertragenden Boden Campaniens, nach Spelt die Pferdebohne als Sommerung und Winterung folgen zu lassen, auf sehr fettem Boden Getreide nach Getreide, dann aber jede beliebige Hülsenfrucht folgen zu [283] lassen; ein schwächlicher Boden dagegen erfordere sogar 2 Brachjahre. An der Zweifelderwirtschaft hielt im allgemeinen Varro (II 7, 11) fest, nur auf fettem Boden, wie dem Etruriens, könne von dieser Regel abgegangen werden (I 9, 6), oder wenn es sich um den Anbau weniger anspruchsvoller Früchte handle (I 44, 3). Columella stellt zwar für den Weizen und Spelt als Regel hin, dass sie nur im Wechsel mit der Brache angebaut werden sollten (II 9, 4); doch empfahl er bei Anlegung von Wiesen vorher im ersten Herbste Rüben oder Pferdebohnen, im zweiten Getreide anzubauen. Ja in seinem Entwurf für die Bewirtschaftung von 100 Iugera wollte er 25 mit Wintergetreide, 15 mit Sommergetreide und 25 vorwiegend mit Hülsenfrüchten bestellen (II 12, 7–9), so dass nur 35 Iugera brach lagen, was voraussetzt, dass er drei Viertel der beiden letzteren Fruchtgattungen auf dem ager restibilis anbauen wollte.
Was schliesslich die Saatzeit betrifft, so war diese vorwiegend der Herbst. Im Frühjahr wurden ausser dem trimestre gesät vor allem Hirse (Cat. 132, 2), Hanf, Erbsen und Luzerne, eventuell auch Lein, 2 zeilige Gerste, Linse, Erve, Pferdebohne, Wicke und Bockshornklee (Col. II 9, 16. II 10. Pall. III 3–5, 7. 22. IV 3. 5. V 1); am spätesten der Sesam Ende Juni (Col. XI 2, 56), oder im September (Pall. X 7) oder Anfang October (ib. XI 1, 3).
Litteratur: H. O. Lenz Botanik d. alt. Gr. und R., Gotha 1859. O. Schrader Sprachvergleichung und Urgeschichte² (Jena 1890) 407–433. 520f. V. Hehn Culturpflanzen und Haustiere⁴ Berlin 1883. A. de Candolle D. Ursprung der Culturpflanzen, übers. von Goeze, Leipz. 1884. Neumann-Partsch Physikal. Geographie v. Griechenl., Breslau 1885. A. Philippson Der Peloponnes. Berlin 1892. Wiskemann D. antike Landwirtsch., Leipz. 1859. Buchsenschütz Besitz und Erwerb im griech. Altert., Halle 1869, 293–309. Hermann-Blümner Lehrb. d. griech. Privataltert., Freiburg i. B. und Tübingen 1882. H. Nissen Ital. Landeskunde I. Berlin 1883. Magerstedt D. Feld-, Garten- und Wiesenbau d. Römer, Sondersh. 1862. M. Voigt Röm. Privataltert. und Culturgesch. in J. Müllers Handb. d. klass. Altertumsw. IV 2, Nördl. 1887.
[Olck.]
Anmerkungen (Wikisource)
August Baumeister
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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