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Thersites, der Sohn des Agrios, ist ein griechischer Mitkämpfer im Trojanischen Krieg, in Homers Ilias als hässlich und schmähsüchtig geschildert, dem aber auch manche unangenehme Wahrheit in den Mund gelegt wird.
So geißelt er den Ehrgeiz der Fürsten, der zur Verlängerung des Krieges führe. Odysseus gibt ihm unter dem Beifall der Heeresversammlung eine kräftige Abreibung (Il., II, 212 ff.)[1]. Der Kampf kann somit weiter gehen. Nachdem er sich über den Tod von Penthesilea amüsiert, wird er von Achill mit einem Faustschlag getötet.
In der Forschung zu den homerischen Epen wird die Figur des Thersites als "Stimme des Volkes" begriffen: Ansonsten tritt in den Epen das Volk lediglich als gesichtslose Masse auf, doch hier erscheint einer aus dem Fußvolk, der den Adligen einmal so richtig die Meinung sagt. Warum er als besonders abstoßend und hässlich (im Gegensatz zu den "schöngelockten" Helden) dargestellt wird, und warum er, obwohl er in dem, was er sagt, ja durchaus Recht hat, von einem Vertreter des Adels unter dem Beifall des restlichen Fußvolkes niedergeschlagen wird, ist Gegenstand reger Diskussion: Wollte Homer hier seinem (zumeist adligen) Publikum die Verantwortung des Adels dem Volk gegenüber vor Augen führen und ließ er, um es wieder zu besänftigen, den Vertreter der Volksstimme deswegen doch brutal verstummen? Dahinter steht die Frage nach dem Verhältnis von Adel und Demos in den Epen. Die Figur des Thersites nimmt darin eine zentrale Rolle ein.
Wie auch in anderen Figuren der homerischen Epen haben einige Autoren bei Thersites die Merkmale eines Menschenopfers (pharmakòs) gesehen.
In der gehobenen Umgangssprache ist „Thersites“ ein gepflegtes Schimpfwort für einen Hetzer und Stänkerer.
Er war auf einem Gemälde der delphischen Lesche von Polygnotos im Würfelspiel mit Palamedes (dem Erfinder dieses Spieles) abgebildet
Theaterfigur
Thersites tritt als Theaterfigur auf in William Shakespeares in Deutschland selten gespieltem Stück Troilus und Cressida. Einer seiner Sätze lautet "Lorbeer macht nicht satt; besser man Kartoffel hat."
Literatur
* Louis-Jules Gernet, Anthropologie de la Grèce Antique, Flammarion, Paris 1999
* René Girard, Das Heilige und die Gewalt, Fischer, Frankfurt a. M. 1994
Siehe auch:
Lexikon der Griechischen Mythologie
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