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Thalestris ist die letzte Amazonenkönigin, die namentlich genannt wird. Um etwa 320 n. Chr. erstreckte sich ihre Macht vom Kaukasusgebirge bis zum Fluss Phasis (heute Rioni), wobei ihr Volk das Gebiet bei Themiskyra um den Fluss Thermodon bewohnte (Curtius Rufus VI., 5, 19). Sie war beeindruckt von den Leistungen Alexanders des Großen und wollte ein Kind von ihm bekommen, um ihrem Volk eine Nachkommenschaft zu schenken, die der Stärke und Intelligenz dieses Mannes entspricht. So gelangte sie mit einer Gefolgschaft von 300 weiteren Amazonzen in sein Feldlager.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich Alexander gerade auf seinem Feldzug gegen die Perser und lagerte bei Hyrcanian, dem heutigen Gorgan. Als die Amazonenkönigin im Lager eintraf, zögerte sie nicht zuzugeben, dass sie ein Kind vom König begehre. Mit unerschrockener Miene musterte Thalestris die Gestalt des Königs, die keineswegs seinem Ruhm entsprach. "Ein Kind weiblichen Geschlechts", sagte sie, "werde ich behalten, ein männliches werde ich dir zurückgeben." (ebd. C. Rufus). Alexander war - auch angesichts der durchaus attraktiven Erscheinung der Königin - der Bitte nicht abgeneigt und beschloss, mit seinem Heer noch einige Tage Halt zu machen. Nach dreizehn vollen Tagen schließlich, die er mit ihr verbrachte, zog Alexander weiter in das Gebiet der Parther. Das von Thalestris erhoffte Kind konnte aber nie geboren werden, denn kurz nachdem die Amazonzenkönigin in ihr Reich zurückgekehrt war, fiel sie in einem Kampf mit einem benachbarten Stamm.
Geschichtliche Quellen
Eine wichtige Quelle stellt der Historiker Curtius Rufus dar, der mitunter die typische Erscheinung der Amazonen beschreibt.
Die tatsächliche Existenz von Thalestris ist unter den Geschichtsschreibern umstritten. 400 Jahre nach dem Ereignis führt Plutarch 14 Autoren auf, die diese Geschichte erwähnten. Einige davon wie Kleitarch oder Onesikritos schenken ihr Glauben, neun davon (darunter Aristobulos, Chares von Mitylene und Ptolemaios) hielten die Affäre zwischen Alexander von Makedonien und Thalestris für komplette Fiktion. Und tatsächlich leugnet sogar Alexander selbst einen Besuch von Thalestris (Plutarch 46.1-2; Strabon 11.5.4). Dass es sich um eine Erfindung und nicht um eine historische Tatsache handelt, legt auch die einstimmige Ablehnung der als glaubwürdig geltenden Alexanderhistoriker nahe.
Kunst
Girolamo Faccioli (auch: Fagivoli): "Alexander und Thalestris" (16.Jh.)
Johann Georg Plazer: "The Amazon Queen Thalestris in the Camp of Alexander" (18.Jh.)
Weiterführende Literatur
- Johannes Fuchs, Gerd Flemmig: Curtius Rufus, Alexander der Große. Sammlung ratio. 2. Auflage. Buchner Verlag, Bamberg 2005, ISBN 3-766-15501-6
- Waldemar Heckel: Who's Who In The Age Of Alexander The Great: Prosopography of Alexander's Empire. Blackwell Publishing, Berlin 2005, S. 263, ISBN 1-40511-210-7
- P. M. Mitchell (Hrsg.): Johann Ch. Gottsched, Ausgewählte Werke. Band XII. Walter de Gruyter, Berlin 1987, S. 294, ISBN 3-11011-221-3
- Plutarch: Alexander. Caesar. Reclam Verlag, Ditzingen 1980, ISBN 3-150-02495-1
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