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Das Seleukidenreich um 301 v. Chr., nach der Schlacht von Ipsos
Die Dynastie der Seleukiden wurde nach dem Tod Alexanders des Großen durch seinen Feldherrn Seleukos I. Nikator um 312 v. Chr. (Einnahme Babylons) begründet. Das Reich der Seleukiden zählte zu den so genannten Diadochenreichen und erstreckte sich in seiner größten Blüte von Kleinasien, Syrien, Babylonien, Persien bis zum Industal. Zeitweise gehörten auch Palästina und Phönizien zum Seleukidenreich.
Geschichte
Das Reich der Seleukiden wurde ständig von verschiedenen Seiten bedrängt. Bereits unter der Regierungszeit des Reich-Gründers Seleukos I. Nikator gerieten die fernen, östlichen Provinzen des Reiches am Hindukusch und im Industal unter den Einfluss fremder Dynastien aus Hindustan, was 303 v. Chr. zum Verlust von Gedrosien und Arachosien führte, zu Gunsten Tschandraguptas (Candragupta oder Sandrokottos), dem König des indischen Maurya-Reiches.
Büste des Seleukos I. Nikator, Gründer des Reiches 312 v. Chr. in Babylon [Quelle]
301 v. Chr., wurde mit dem Sieg über die Diadochen Antigonos I. Monophthalmos und Demetrios I. Poliorketes in der Schlacht von Ipsos die Herrschaft der Seleukiden über die östlichen Satrapien des ehemaligen Achämenidenreiches de facto bestätigt. Das Reich Alexanders des Großen fand somit juristisch und faktisch sein Ende. In der Schlacht von Kurupedion 281 v. Chr. wandte sich Seleukos I. gegen seinen früheren Verbündeten Lysimachos, den Herrscher von Thrakien und Kleinasien, den er besiegte. Mit dem Übergang über den Hellespont zur Eroberung Thrakiens und Makedoniens stand Seleukos I. im Begriff, das Alexander-Reich (ohne Ägypten) in seinem Seleukidenreich aufgehen zu lassen, wurde jedoch im gleichen Jahr von Ptolemaios Keraunos, einem abtrünnigen Sohn Königs Ptolemaios I., ermordet.
Nach dem Tod von Seleukos I. Nikator 281 v. Chr. übernahm sein Sohn Antiochos I. Soter die Regierung, der mit vielen Konflikten konfrontiert wurde. So schwächte der nomadische Stamm der Parther das Reich im Nordosten (in der Region südöstlich des Kaspischen Meeres) und entwickelte sich später zu seinem größten Konkurrenten um Macht und Kontrolle über das alte Persien. Als das Seleukiden-Reich im Rahmen des Dritten Syrischen Krieges, ausgefochten in den Jahren 246 bis 241 v. Chr., im Chaos zu versinken begann, unterwarfen sie unter der Führung ihres Stammesführers Arsakes nach 246 v. Chr. die seleukidische Satrapie Parthien und gaben sich ihren Namen zu eigen. Unter der Herrschaft der Arsakiden wurden die Parther Jahrhunderte später zu Erben der Seleukiden im alten Persien und Herren über alle Gebiete östlich des Euphrats.
Ab 278 v. Chr. musste sich Antiochos I. mit den nach Kleinasien eingefallenen Galatern auseinander setzen, einem keltischen Volk, das er in der sogenannten Elefantenschlacht 275 v. Chr. besiegte. Er gab ihnen den östlichen Teil Phrygiens, das spätere Galatien, zur Besiedlung frei. Nach dem Sieg über die Kelten erhielt er den Beinamen Soter, das heißt der Retter, doch musste er wenige Jahre später im Westen 262 v. Chr. eine außenpolitische Niederlage gegen Eumenes von Pergamon einstecken, der ihn in der Schlacht bei Sardes besiegte und damit die Unabhängigkeit Pergamons vom Seleukidenreich errang.
Bereits während des Zweiten Syrischen Krieges, in den Jahren 260 bis 253 v. Chr., sagten sich um 256 v. Chr. gleich den Parthern auch die am Hindukusch gelegenen, hellenisch geprägten Provinzen von der Zentralregierung der Seleukiden los. Es wurde unter der Führung des ehemaligen seleukidischen Satrapen Diodotos das Gräko-baktrische Reich gegründet (siehe dazu auch Baktrien) .
Unter der Herrschaft Antiochos des Großen, im Zeitraum von 223 bis 187 v. Chr., entwickelte das Seleukiden-Reich eine neue Machtentfaltung (vorübergehende Unterwerfung von Pergamon, Armenien, Kappadokien, Atropatene Media, Parthien, Baktrien, Palästina) gleichzeitig legte dieser auch den Grundstein für den späteren Niedergang des Reiches. Durch sukzessive Eroberungen sowohl im Westen (gegen Rom und Ägypten), wie auch im Osten (gegen Parther und Baktrien), überstrapazierte Antiochos die Ressourcen des Landes. Das Reich geriet zusätzlich in Konflikt mit der neuen, aufstrebenden Macht, der Römischen Republik. Im Westen fügte diese den Seleukiden mehrere vernichtende Niederlagen bei, so 191 v. Chr. am Thermopylenpass und 190 v. Chr. in der Schlacht bei Magnesia. Die Niederlage des Antiochos bei Magnesia ausnutzend, streiften die Vasallenstaaten Armenien und Atropatene Media im gleichen Jahr die seleukidische Fremdbestimmung ab, ebenso die iranischen Parther und hellenisch dominierten Baktrier in den oberen Satrapien im fernen Osten. Die militärischen Fehlschläge führten zu hohen Tributzahlungen an Rom sowie den Verlust großer Teile Kleinasiens (Asia Minor) zu Gunsten der römischen Verbündeten in Asien, vor allem dem Reich von Pergamon unter den Attaliden und Rhodos. Auch die sechs Kriege gegen die hellenischen Ptolemäer aus Ägypten um die Kontrolle Palästinas und Syriens führten langfristig zu einem dauerhaften Substanzverlust des Reiches.
Nach dem gewaltsamen Tod des Antiochos III. im Jahr 187 v. Chr., der eine in der griechischen Welt viel beachtete Expedition, die Anabasis, in den Osten des Reiches durchgeführt hatte, begann der mehr als hundertjährige, politisch-militärische Verfall des hellenisch-persischen Reiches der Seleukiden, der de facto schon unter seiner Herrschaft begann. Im Frieden von Apameia mit Rom 188 v. Chr. verzichtete Antiochos auf alle Länder nördlich des Taurus. Seinen Nachfolgern vererbte er ein zerrüttetes Reich, das nach seinem Ableben nur noch aus im Westen bestehenden Reichsteilen Kilikien, Syrien, Palästina, und im Osten Babylonien mit den iranisch-persischen Satrapien Elam, Medien und Persis bestand. Bedingt durch interne Auflösungserscheinungen ihres Staates nach dem Tod des Antiochos IV. Epiphanes 164 v. Chr. ging das Reich nunmehr unaufhaltsam seinem Untergang entgegen.
Im Jahr 165 v. Chr. löste sich Palästina unten den Hasmonäern während des jüdischen Makkabäeraufstands aus dem seleukidischen Staatsverband, 25 Jahre später, um 140 v. Chr., dann auch alle östlichen Satrapien (Südmesopotamien, Elam, Medien, Persis) zu Gunsten der neuen Macht, dem Parther-Reich. Ebenso nutzte die Satrapie Kommagene unter dem Satrapen Ptolemaios im Jahr 163 v. Chr. ihre Chance, um sich zum unabhängigen Königreich zu erklären. König Antiochos VII. unternahm 129 v. Chr. einen verzweifelten Versuch das kollabierende Königreich zu retten, in dem er die iranischen Provinzen für das Haus Seleukos zurückzugewinnen beabsichtigte. Er befreite Babylonien und Teile Mediens und Elams von der parthischen Herrschaft, wurde jedoch kurz darauf in einen Hinterhalt gelockt und ermordet. Der Tod des Königs markierte das Ende der hellenischen Periode im heutigen Iran. Das Seleukiden-Reich, so fern man es noch als Reich bezeichnen konnte, beschränkte sich nach der Ermordung Königs Demetrios II. 125 v. Chr. de facto nur auf das Kerngebiet des Reiches, also Syrien mit der Hauptstadt Antiocheia, Nordmesopotamien um die Städte Nisibis, Dura Europos und Carrhae (erobert um 94 v. Chr. durch den Partherkönig Mithridates II.) und dem Makkabäer-Reich in Palästina als Vasallenstaat (Anerkennung des Hasmonäers Simon als Statthalter von Judäa 142 v. Chr.). In dieser Form existierte es noch etwa 80 Jahre bis zum direkten Auftauchen der Römer im Orient. Durch innere Unruhen und dynastische Zwistigkeiten zusätzlich erschüttert, die durch die Feinde des Reiches, die Römische Republik, vor allem die ägyptischen Ptolemäer gefördert wurden, hinterließen das Land in einem Dauerprozess des Bürgerkrieges, an dessen Ende es zu Grunde ging.
Im Jahr 83 v. Chr. überrannte der armenische König Tigranes der Große das im Chaos versunkene Reich, besetzte Syrien, Phönizien und Kilikien, womit er die Macht der Seleukiden faktisch brach. Als Verbündeter und Schwiegersohn von Mithridates VI. von Pontos während der Mithridatischen Kriege geriet er jedoch mit Rom in Konflikt und wurde 69 v. Chr. vom römischen Konsul Lucullus geschlagen; anschließend unterwarf er sich 66 v. Chr. dem Feldherrn Pompeius. Dieser setzte den Seleukiden Antiochos XIII. als Regenten und römischen Vasallen (Klientelkönig) in Syrien ein.
Als sich im römischen Klientelstaat Syrien abermals neue Unruhen und dynastischer Zwist ausbreiteten, erkannte Pompeius, dass die Zeit der Seleukiden abgelaufen war und sie untragbar wurden. Das Ende des von Seleukos I. Nikator begründeten Reiches bestimmte er dann persönlich, indem er im Jahr 63 v. Chr. den letzten Seleukidenkönig Antiochos XIII. ermorden ließ und den Rest des Reiches als Provinz Syria dem Römischen Reich einverleibte. Damit endete die politische Existenz eines Reiches endgültig, das einst die mächtigsten Regenten der hellenischen Welt stellte. Nur ein einziges Diadochenreich, das der Ptolemäer, konnte die Seleukiden um weitere 33 Jahre überdauern, bis auch dieses dem Druck des Römischen Imperiums erlag (siehe auch Kleopatra VII.). Damit wurden alle politischen Gebilde des ehemaligen Alexanderreiches nach fast 300 Jahren liquidiert. In den Jahren nach 30 v. Chr. blieben nur noch wenige hellenisierte nicht griechische Staaten (Galatien, Kappadokien, Kommagene) in Kleinasien als Klientelstaaten Roms übrig, bis sie im 1. Jahrhundert vollständig vom Römischen Reich absorbiert wurden
Literatur
- Hatto H. Schmitt: Seleukiden(reich), in: Ders. (Hrsg.): Kleines Lexikon Hellenismus, Harrassowitz, Wiesbaden 2003, S. 711-721, ISBN 3-447-04727-5. Knappe Darstellung mit umfassenden Literaturangaben.
- Susan Sherwin-White, Amelie Kuhrt: From Samarkhand to Sardis. A new approach to the Seleucid Empire, Duckworth, London 1993, ISBN 0-7156-2413-X.
Siehe auch
- Liste der Seleukidenherrscher
- Diadochen
- Diadochenkriege
- Liste der Diadochenreiche
- Geschichte des Hellenismus
Weblinks
Antikes Griechenland
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