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Verwaltungsbereich : Ostmakedonien und Thrakien
Präfektur : Kavala
Thasos
Thássos, auch Thásos (griechisch Θάσος, weiblich) ist eine Insel im Nordosten Griechenlands im ägäischen Meer, ca. 8 km von der griechisch-makedonischen Küste entfernt, die nördlichste Insel des griechischen Archipels. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass Thasos bis in die Jungsteinzeit noch mit dem Festland verbunden war.
Geographisch zählt die Insel zur Region Thrakien, politisch ist sie dem Regierungsbezirk (Nomos) Kavála zugeordnet. Mit einer Fläche von rund 390 km² ist sie die neuntgrößte Insel Griechenlands. Der höchste Berg auf der gebirgigen Insel ist der Ipsárion (1.204 Meter), einem Marmormassiv. Der Hauptinsel sind drei kleinere Inseln vorgelagert: Thasopoulo im Norden, Kynira im Osten und Panaghia im Süden mit Flächeninhalten von je etwa 0,4 km² und Erhebungen von 60 bis 80 m. Die Zahl der dauerhaften Einwohner der Insel beträgt etwa 16.000 (2005).Der heutige Hauptort heißt, wie die Insel selbst, Thásos (auch: Liménas oder Limena), der frühere Hauptort war Theologos im Inneren der Insel.
Thasos (Quelle)
Mythologie
Auf der Suche nach Europa, die von Zeus entführt worden war, kam ihr Bruder Thasos, Sohn des phönikischen Königs Agenor, auf die Insel und siedelte sich hier an. Dieser meistgenannten, phönikischen Version steht eine parische Variante gegenüber, die besagt, dass Herkules einst die Insel dem parischen König Androgenos schenkte, der sie wiederum seinen Söhnen Stenelos und Alkaios vermachte. Der erste parische Ansiedler soll Thasos gewesen sein.
Geschichte
Thasos, Stater, Thasos Tetradrachme ,
Thasos, Gold Stater, (Krinides) 357 v,. Chr. Herakles und Tripod (THASION EPEIRO)
Ionische Griechen besetzten die von Thrakern und Phöniziern bewohnte, damals durch ihren Goldreichtum berühmte Insel von Paros aus vor 700 v. Chr.; in den Perserkriegen litt dieselbe schwer, ebenso 463 v. Chr., als die Athener unter Kimon die Stadt Thásos an der Nordküste nach langer Belagerung eroberten. Später wechselte ihr Besitz zwischen Athen und Sparta. 340 v. Chr. fiel die Insel an Philipp II., den König von Makedonien.
Nach 197 v. Chr. wurde Thásos von Rom beherrscht; ab dem 4. Jahrhundert gehörte die Insel zum Byzantinischen Reich.
Thásos wurde 1462 (1453?) türkisch, kam später in den Privatbesitz des Vizekönigs Mehemed Ali (Mohammed Ali) von Ägypten und wurde seitdem von einem ägyptischen Gouverneur verwaltet. 1902 wurde Thásos wieder der Türkei unterstellt, aber während der Balkankriege von dem griechischen Admiral Pávlos Kountouriótis befreit. Gemäß dem Budapester Vertrag gelangt Thásos 1914 dann wieder unter griechische Oberhoheit.
Wirtschaft
500 v. Chr. wurde Wein aus Thassos in Amphoren bis zu den am Don siedelnden Griechen transportiert. Heute ist der Fremdenverkehr der mit Abstand wichtigste Wirtschaftsfaktor. Hauptprodukte von Thásos sind Marmor, Honig und Olivenöl, die Schaf- und Ziegenzucht und der Fischfang. Der Abbau von Blei- und Zinkerzen wurde 1939 eingestellt, Eisenerze wurden bis 1964 gefördert. Früher gab es auch Holzindustrie, auch der Weinanbau spielt heute nur noch zum lokalen Verbrauch eine Rolle.
Geologie und Bergbau
Das Grundgebirge der Insel wird dem paleozoisch/mesozoischen Rhodopenmassiv zugeordnet.Dieses besteht aus einer mächtigen Wechsellagerung von kristallinen Gesteinen, d.i. Schiefern, Quarziten, Gneis und grobkristallinem Marmor. Die Metamorphose der ursprünglich sedimentären Ablagerungen erfolgte im Zuge starker Faltungsbewegungen, vor allem in der Alpidischen Orogenese der Jura- und Kreidezeit.
Die Erzmineralisation geht zurück teils auf synsedimentäre Einlagerungen, teils auf syngenetisch aufsteigende hydrothermale Lösungen in die Bruch- und Kluftzonen des Faltengebirges. Im Oberflächenbereich wurden die primären Erzminerale einer mineralischen Metamorphose und Oxydation ausgesetzt.
Europas ältester Untertagebergbau wurde auf der Insel Mitte des vergangenen Jahrhunderts wiederentdeckt. Es handelt sich um die Untertagebaue von Tzines und Vaftochili, nordöstlich und nordwestlich von Kalivia / Limenaria. In Tzines gefundene steinzeitliche Werkzeuge lassen vermuten, dass der Rötel- oder Rotocker-Abbau etwa 15000 bis 12000 Jahre v.Chr. stattgefunden hat. Kleine Tagebaue auf Ocker sind in großer Zahl in obigen Abbaurevieren und im Bereich von Rachoni noch zu erkennen. In Vaftochili wurden sie noch 1954 betrieben.
Seit der Späten Bronzezeit, im 11. und 10. Jhd.v.Chr., wurde auf der Insel Metallerzabbau und Verhüttung betrieben. Schlackenfunde im Gebiet von Kastri weisen darauf hin. Wahrscheinlich handelte es sich dort um Blei-Silber-Erze.
In der Frühen Eisenzeit begann im Westen und Südwesten der Insel nachweislich die Blei-, Silber-, Zink- und Kupfergewinnung und -Verhüttung. Sie dehnte sich schließlich in einem etwa 40 km langen Gürtel von Rachoni im äußersten Nordwesten bis nach Limenaria im Süden aus und kam erst in Byzantinischer Zeit wegen Erschöpfung der damals nutzbaren Erze zum Erliegen.
Im Osten der Insel setzte im 7. Jhd.v.Chr. zwischen den Orten Kinyra und Potamia im Klisidi-Berg der untertägige Abbau von Gold-/Silbererzen ein. Er wurde initiiert von Festland-Thrakern, jedoch dann wesentlich entwickelt und ausgeweitet von angesiedelten Phöniziern, später von Pariern weitergeführt. Im 5. Jhd.v.Chr. kam der Abbau im Akropolis-Berg hinzu. Die Hauptphase des Bergbaus auf Gold und Silber fiel in das 5. und 4. Jdh.v.Chr.
Auch unter den Makedonen, den Römern und den Byzantinern wurde der Edel- und Buntmetallbergbau weiterbetrieben bzw. wiederaufgenommen und bis etwa 1200 n.Chr. geführt.
Thasitischer Marmor wurde seit dem 6. Jhd.v.Chr. bis in das 5. Jhd.n.Chr. in Aliki, in Vathi und am Akropolis-Berg gewonnen.
Dem antiken Bergbau auf Blei, Zink, Silber und Kupfer im Westen und Süden der Insel kam man durch den anfangs des 20. Jahrhunderts dort wieder einsetzenden Abbau auf die Spur. Der antike untertägige Edelmetallbergbau auf Thasos blieb allerdings weitere etwa 70 Jahre im Verborgenen. Die alten Abbaue konnten nicht gefunden werden. Die Entdeckung gelang erst in den Jahren 1965 - 1979. Die Erkundung des weit ausgedehnten untertägigen Goldbergbaus dauert bis heute an. Da es die Alten verstanden, die erzführenden Schichten und Gänge aufzufinden und das verwertbare Erz abzubauen, ist jedoch heute ein weiterer Abbau mangels wirtschaftlich gewinnbarer Vorräte nicht mehr gegeben.
Im Jahre 1904 wurde der Bergbau auf der Insel wieder aufgenommen. Die deutsche Minengesellschaft Friedrich Speidel, Thasos-Pforzheim, baute die vom bisherigen Bergbau unberücksichtigt gebliebenen Galmeierze in Vouves/Limenaria, in Sotiros, Sellada, Kallirachi, Koumaria und Astris über- und untertage ab. Die Erze wurden im Zentralbetrieb östlich von Limenaria gewaschen und kalziniert. Insgesamt wurden von 1904 bis Juli 1914 155.857 t Roherz abgebaut. Verschifft wurden in diesem Zeitraum 18.357 t Rohgalmei sowie 98.238 t kalzinierter Galmei. Im August 1914 musste der Bergbau stillgelegt werden. Die Anlagen wurden geplündert und teilweise zerstört.
1925 ersteigerte G.Bogeret, Liege/Belgien, für 40 Jahre die 13 Konzessionen für den Abbau und die Verarbeitung von Zink-, Blei-, Silber-, Eisen- und Kupfererzen im Namen der belgischen Bergbau-Gesellschaft "Vieille Montagne". Die S.A.M.M. (Societe Anonyme Hellenique Metallurgique et Miniere) wurde gegründet. Die Anlagen wurden wieder aufgebaut, die Kalzinierung modernisiert, 5 stählerne Wälzöfen der Firma Krupp errichtet, und der Betrieb mit Erzen aus den obengenannten Abbaubetrieben versorgt. Vermutlich 1933 wurde der Betrieb eingestellt.
Der Kaufmann Georgos Apostolopoulos aus Kavalla übernahm die S.A.M.M. im Jahr 1934 ohne den Betrieb wieder aufzunehmen.
Ab 1951 beschäftigte sich die Firma A.Chondrodimos mit Erzabbau im Süden der Insel. Als Unterpächter der S.A.M.M. betrieb sie ab 1954 den größten Eisenerzabbau der Insel, Mavro Lako. Das reiche hämatitisch-limonitische Erz wurde über Skala Maries verschifft. Nach einer Förderung von 1,6 Millionen t Eisenerz und der Erschöpfung der Vorräte wurde der Betrieb 1962 eingestellt. Von A. Chondrodimos wurden außerdem in sehr geringen Mengen Eisenerze in Kokkoti, westlich von Theologos, Manganerze in Vatos, und Galmei in Thymonia abgebaut.
1955 begann die Firma Fried. Krupp, Essen/Deutschland, mit der Untersuchung der mineralischen Rohstoffe innerhalb der S.A.M.M.-Konzessionen. Das Vorhaben der Wiederinbetriebnahme des Buntmetall-Bergbaus konnte mangels wirtschaftlich gewinnbarer Erze und Halden nicht realisiert werden. Die Firma übernahm jedoch 1957 die Mehrheit der S.A.M.M.-Anteile und baute limonitische Eisenerze in Koumaria, Koupanada, Platania und Apideli ab. Die Produkte wurden in der Bucht östlich von Limenaria gelagert und verladen. Insgesamt kamen etwa 1,2 Millionen t zur Verschiffung. Das Eisenerz wurde nach Österreich und Deutschland exportiert. Nach Ablauf der Konzessionsfrist ist der Betrieb im September 1963 geschlossen worden.
Unter Leitung des Institute of Geology and Mineral Exploration IGME, Xanthi, ist in den Jahren 1975 - 1984 der Westteil der Insel nochmals intensiv untersucht worden. Wirtschaftlich abbauwürdige Erzvorkommen, die die Wiederaufnahme eines Bergbaubetriebes hätten ermöglichen können, konnten jedoch nicht festgestellt werden.
Seit Juli 2002 untersucht die IGME die wirtschaftliche Durchführbarkeit eines Industriekultur- Projektes für die Darstellung des Galmeigewinnungs-, Verarbeitungs- und Verschiffungsbetriebes der Firma Speidel der Jahre 1903 bis 1914. Als erstes sichtbares Ergebnis wird an der Wiederherstellung des Speidel'schen Direktionsgebäudes, dem Palati in Limenaria, gearbeitet. Dieses Gebäude soll als Museum für das Gesamtprojekt dienen. Das Vorhaben wird von der Europäischen Union finanziert. Das Machbarkeitsergebnis soll Mitte 2008 vorliegen.
Fauna
Die Insel Thassos weist auch nach den Bränden in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts eine Artenreiche Fauna auf. Die Insel wird während des Vogelzugs von einer Vielzahl von Zugvögeln aufgesucht. Der Wasserreichtum der Insel, mit einigen das ganze Jahr über Wasserführenden Bächen, ermöglich mehreren Amphibienarten die Möglichkeit zur Reproduktion. Darüber hinaus wird Thassos von einer artenreichen Reptilienfauna besiedelt, zu der auch Giftschlangen gehören.
Amphibien
Im folgenden werden die bisher bekannten Amphibienarten aufgelistet. Die Nomenklatur folgt weitgehend Engelmann et al. 1993 [1].
Südliche Erdkröte (Bufo b. spinosus)
Wechselkröte (Bufo viridis)
Seefrosch (Rana ridibunda)
Reptilien
Im folgenden werden die bisher bekannten Reptilienarten aufgelistet. Die Nomenklatur folgt weitgehend Engelmann et al. 1993 [2].
Maurische Landschildkröte (Testudo graeca)
Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni)
Breitrandschildkröte (Testudo marginata)
Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)
Kaspische Wasserschildkröte (Mauremys caspica)
Ägäischer Nacktfinger (Cyrtodactylus kotschyi)
Europäischer Halbfinger (Hemidactylus turcicus)
Blindschleiche (Anguis fragilis)
Scheltopusik oder Panzerschleiche (Orphisaurus apodus)
Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis)
Europäische Schlangenaugen-Eidechse (Orphisops elegans)
Wurmschlange oder Blödauge (Typhlops vermicularis)
Springnatter (Hierophis caspicus)
Schlanknatter (Coluber najadum)
Vierstreifennatter (Elaphe quatuorlineata)
Leopardnatter (Elaphe situla)
Eidechsennatter (Malpolon monspessulanus)
Balkanringelnatter (Natrix n. persa)
Sandotter (Vipra amondytes)
Personen
Strand
Golden Beach (Goldener Strand)
Zitation (Einzelnachweise)
↑ Wolf-Eberhard Engelmann, Jürgen Fritzsche, Rainer Günther, & Fritz Obst: Lurche und Kriechtiere Europas. – 2., neubearb. Aufl. - Radebeul: Neumann 1993
↑ Wolf-Eberhard Engelmann, Jürgen Fritzsche, Rainer Günther, & Fritz Obst: Lurche und Kriechtiere Europas. – 2., neubearb. Aufl. - Radebeul: Neumann 1993
Literatur
Reiseführer:
Antje und Günther Schwab: Thassos - Samothraki, 2005, ISBN 3-89953-207-4.
Günther A.Wagner, Gerd Weisgerber: Antike Edel- und Buntmetallgewinnung auf Thasos, 1988. ISBN 3-921533-40-6.
Julius Speidel: Beiträge zur Kenntnis der Geologie und Lagerstätten der Insel Thasos, Dissertation 1928.
IGME, Xanthi: Prospektmaterial anläßlich der Projektvorstellung am 16.09.2005 in Limenaria
Chaido Koukouli-Chrysanthaki and Gerhard Weissgerber: Prehistoric Ochre Mines on Thasos , 1999
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