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Das Panionion war das Zentralheiligtum des Ionischen Bundes, zu dem sich, vermutlich im 7. Jahrhundert v. Chr., zwölf ionische Städte an der Westküste Kleinasiens (heute Türkei) zusammengeschlossen hatten. In der Antike berühmt und durch Hinweise bei Homer, Herodot, Diodor und Strabo bekannt, wurde es jedoch erst im September 2004 von Archäologen der Bochumer Ruhr-Universität entdeckt. Es liegt rund 100 km von İzmir entfernt, nördlich von Priene in 750 Metern Höhe im Gebirge der Mykale-Landzunge, was mit der Angabe bei Strabo (14.1.20) annähernd übereinstimmt.

Die Ionier waren nach 1100 v. Chr. vom griechischen Festland aus nach Kleinasien eingewandert und gründeten in der Folge eine Reihe bedeutender Städte, die als Hafen- und Handelsplätze sowie als Mutterpoleis zahlreicher weiterer Koloniegründungen zu Wohlstand und politischer Macht kamen. Im Siedlungsgebiet der einheimischen Karer kam es Mitte des 7. Jahrhunderts zu einem Krieg um die Stadt Melia. Die Stadt wurde zerstört, den Kultus, den die Ionier vorfanden, übernahmen sie jedoch.

Bereits Homer erwähnt die Verehrung des Poseidon Helikonios, dem Stieropfer dargebracht wurden. Und hier, an der Stelle des karischen Kultortes, errichteten nach Herodot (1.142f) die Städte des ionischen Zwölferbundes ihr „gesamt-ionisches“ Heiligtum, das Panionion. Alle sakralen Zeremonien, aber auch die politischen Beratungen der Probulen, der ionischen Städtevertreter, fanden in diesem Tempel statt.

Zwar war die einsame Lage im Mykale-Gebirge unweit Priene seit jeher bekannt. Auch wurde bereits 1673 eine Inschrift gefunden, die das Panionion erwähnt. Dennoch irrten die Wissenschaftler nahezu ein ganzes Jahrhundert, als sie die von Theodor Wiegand 1904 entdeckten Reste eines halbkreisförmigen Stufenbaus und eines Altars für das ionische Heiligtum hielten. Erst die Forschungskampagne des Bochumer Professors Hans Lohmann bestätigte, wovon schon 1900 der Altphilologe Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff überzeugt war: Das Panionion muss in unmittelbarem Zusammenhang mit älteren karischen Funden gesucht werden. Und diese ließen sich bei Wiegands Fund auch durch Nachgrabungen nicht nachweisen.

Was Lohmanns Team während des Surveys 2004 unerwartet entdeckte, waren die weitläufigen Ruinen einer befestigten karischen Höhensiedlung. Hier fanden sie auch die Fundamente und stark zerstörten Mauern eines jüngeren Tempels ionischer Architektur aus dem 6. Jahrhundert. Seine Länge von etwa 30 Metern Länge weist ihn als typischen, griechischen Hekatompedos (hundert Fuß langen Tempel) aus, wie er auch aus Athen, Paestum oder Ephesos bekannt ist. Ersten Untersuchungen zufolge wurde er um 540 v. Chr. errichtet und fiel später, vermutlich während der Perserkriege, Zerstörung und Brand zum Opfer.

Die Entdeckung des Panionions ermöglicht nun auch eine Zuordnung der bislang dafür gehaltenen Reste beim Dorf Güzelçamli, die Wiegand aufdeckte. Nach Diodor habe man das Heiligtum in späterer Zeit verlegen wollen. Diesen Hinweis konnte Lohmann jetzt bestätigen: Tempel und Altar sind niemals fertiggestellt worden. Der Plan, um die Wende des 4. zum 3. Jahrhunderts v. Chr. das Ioniertum noch einmal aufleben zu lassen, war offensichtlich aufgegeben worden.

Im Sommer 2005 wurden weitere Nachforschungen in Form einer Notgrabung in Zusammenarbeit mit dem Museum Aydin durchgeführt – der Vandalismus von Raubgräbern zwingt zu einer schnellen Sicherung der Überreste.

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