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Kleinasien (Asia minor) oder Anatolien (griechisch : Μικρά Ασία , türkisch Anadolu vom griechischen Anatole (ανατολη) für Aufgang, Osten) ist jener Teil der Türkei, der zu Vorderasien gehört. Häufig wird auch Zypern zu Kleinasien gerechnet.

Geografie


Kleinasien und Mesopotamien in der Antike

Eine Zusammensetzung aus Satellitenbildern

Fläche und Abgrenzung

Kleinasiens Fläche beträgt 757.000 km² und macht 96 Prozent des türkischen Staatsgebietes aus, aber nur etwa 3 % von ganz Asien.

Es wird im Süden begrenzt vom Mittelmeer (türk. Akdeniz, siehe auch Rhodos und Zypern). Im Norden wird es vom Schwarzen Meer begrenzt, im Westen von der Ägäis (griechische Inseln), im Nordwesten von Bosporus, Marmarameer und Dardanellen. Die östliche Grenze von Kleinasien ist nicht genau definiert, der Einfachheit halber wird sie meist mit der östlichen Landesgrenze der Türkei gleichgesetzt.

Bevölkerung und Religion

Die Bevölkerung hat sich seit 1930 (12 Millionen) auf derzeit 55-58 Millionen (ohne europäische Türkei) vergrößert, was einer Verdoppelung alle 30 Jahre entspricht. Sie besteht heute aus Türken, Kurden und Angehörigen anderer türkischer Stämme. Daneben existieren noch andere Minderheiten wie die Zaza, Araber, Armenier, Assyrer, Bulgaren, Georgier, Griechen (die bis zum „Bevölkerungstausch“ 1922/23 über 10 Prozent ausmachten) und Tscherkessen.

Hinsichtlich der Religion dominiert der Islam (98 %, davon 70-80 % Sunniten und über 20-30 % Aleviten). Die Christen machen 0,2 % aus, zählten aber um 1910 noch etwa 20 % (vornehmlich Griechen im Westen und Norden Pontos-Griechen). Von anderen kleinen Religionsgemeinschaften (genaue Zahlen werden nicht erhoben) sind etwa 20.000 Juden zu erwähnen.

Zwei Hauptstädte und zwei Meerengen

Als Grenze zwischen Europa und Asien gilt seit der Antike der Bosporus. Das an ihm liegende Istanbul hat sich seit 1970 von 2 auf etwa 10 Millionen Einwohner vergrößert. Es war bis 1453 byzantinische, dann osmanische und bis 1923 türkische Hauptstadt. 1923 wurde die Hauptstadt in das viel kleinere, aber für Kleinasien zentrale Ankara verlegt.

Die „Stadt am Bosporus“ teilt sich wegen der interkontinentalen Meeresenge in einen europäischen und einen asiatischen Teil auf. Sie werden durch dichten Schiffsverkehr und zwei Brücken miteinander verbunden.

Die zweite Meeresenge zu Kleinasien sind die Dardanellen (antiker Hellespont) zwischen der europäischen Halbinsel Gallipoli (türk. Gelibolu) und der Region von Troja und Çanakkale. Geologisch gesehen gehören aber Asien und Europa zusammen - als zusammenhängender Großkontinent Eurasien.

Geschichte

Frühgeschichte und antike Provinzen

Der Name „Kleinasien“ leitet sich historisch von der römischen Provinz Asia ab, die aber nur den westlichsten Teil der heutigen Türkei bildete.

Um 2000 v. Chr. bestand in Anatolien das Fürstentum der Hatti (auch Protohethiter). Es wurde von Indoeuropäern abgelöst, deren Migration einige Völker vom Kaukasus hierher brachte: Die Völker der Pala ließen sich im Norden (speziell in Paphlagonien) nieder, die Nesi und Luwier in Mittel- und Südanatolien. Nach ersten Fürstentümern gründeten sie ab 1660 v. Chr. das Großkönigreich der Hethiter (1460 - 1190 v. Chr.). Diese Föderation war neben Ägypten die zweite Supermacht der damaligen Zeit.

Im 9. Jahrhundert v. Chr. etabliert sich das Reich Urartu im späteren Armenistan am ostanatolischen Euphrat. König Sa(r)dur I. (um 830) errichtet die Hauptstadt Tuschpa am Van-See. Hochwertige Bewässerung und Zucht, Metalle und eigene Hieroglyphen wurden entwickelt. Um 620 v. Chr. wird das Reich von den Skythen erobert und vernichtet.

Nach 700 v. Chr. begannen griechische Ionier und Dorer entlang der Ägäisküste Kolonien zu gründen. In den Jahrhunderten danach wurden u.a. folgende Landschaften unterschieden:

Vom Nordwesten nach Süden Hellespont (Dardanellen), Mysien, Lydien, Karien und Lykien,

an der Südküste Pamphylien, Pisidien und Kilikien,

im Norden Bithynien, Pontus, Paphlagonien und Armenien

und im Landesinneren Galatien (bzw. Phrygien) und Kappadokien.

546 v. Chr. eroberte Persiens Großkönig Kyros II. Lydien und danach die griechischen Städte an der Küste und Lykien. Um 500 v. Chr. wurde Südanatolien dem Perserreich angegliedert.

Alexander der Große setzt mit seinem Heer 334 v. Chr. über das Marmarameer und schlägt die Perser. Fast ganz Anatolien wird dem Makedonischen Weltreich einverleibt. Nach Alexanders Tod teilen die Diadochen das Reich, Kleinasien geht an Seleukos I..

Sein Konkurrent Philetairos spaltet 282 v. Chr. davon das Reich von Pergamon ab, bis es 133 v. Chr. an Rom vererbt (!) wird. Um 275 siedeln sich Kelten aus Thrakien nach Plünderungen in Zentralanatolien an und gründen das Reich Galatien.

Römerreich, Christentum und Byzanz

Ab 60 v. Chr. kamen die Küstenregionen durch Pompeius zum römischen Reich. Ein starker Gegner war König Mithridates VI. Eupator von Pontus (121-63 v.Chr.). Später wurde auch das Landesinnere annektiert und um das Jahr 65 die Provinzen neu gegliedert (Pontus im Norden, Cilicia (Kilikien) im Süden und Syria im Osten). Die Könige von Galatien, Kappadokien, und Paphlagonien behielten als Vasallen Roms und als "Puffer" gegen Nachbarvölker ihren Thron.

Mit der „Pax Romana“ des Augustus begann um die Zeitenwende eine Blütezeit bis zum 2. Jahrhundert n.Chr. (Kaiser Trajan und Hadrian). Um das Jahr 50 begann das Christentum Fuß zu fassen zuerst in Perge, später bis zur Hauptstadt Ephesos und bis Griechenland - siehe z.B. die Paulusbriefe an verschiedene Gemeinden. Auch einige Bischofssitze entstanden - u. a. in Myra, in dem um 350 der heilige Nikolaus wirkte - und auch die ersten Konzile fanden in Kleinasien statt.

324 wurde Konstantinopel zur Residenz des oströmischen Reiches. Nach dem Untergang Westroms (476 blieb Kleinasien für 700 bis 1100 Jahre unter byzantinischer Herrschaft und wirkte in die weitere Umgebung (z. B. bis nach Russland) hinein.

Seldschuken, Mongolen und Osmanen

Im 11. Jahrhundert drangen aus dem Osten die turkmenischen Seldschuken vor und wurden von Arabien unterstützt. Nach dem Sieg bei Malazgirt (1071) fiel der Großteil Anatoliens an sie. Das Zentrum ihres Reiches war Ikonion (die heutige Großstadt Konya), 200 km südlich von Ankara (Ankyra, ab 1023 Angora).

Im 12. Jahrhundert konnte Byzanz einige Gebiete wieder zurückgewinnen. Das oströmische Reich endete erst 1453 mit dem Fall von Konstantinopel an die Osmanen.

Mit den Mongolen Mitte des 13. Jahrhundert zerfiel das Seldschukenreich in viele Turkfürstentümer. Eine ihrer Dynastien, nach ihrem Führer Osman I. (1281-1326) die Osmanen benannt, unterjochte die umliegenden Gebiete und eroberte 1326 auch den byzantinischen Norden bei Bursa. Im Osmanischen Reich verloren alle o. a. antiken Provinzen endgültig ihre Autonomie und meist auch ihren Namen.

Erster Weltkrieg und „Bevölkerungstausch“

Vor und nach dem 1. Weltkrieg zerfiel das Osmanenreich, das im 16. Jahrhundert bis Bosnien und Ungarn expandiert war. Sein kleinasiatischer Teil wurde unter Atatürk im Krieg gegen die Griechen vereint, die nach 1918 von Smyrna (Izmir) aus Richtung Ankara vorgedrungen waren. Diese Kämpfe endeten erst 1922 mit der Vertreibung einiger Millionen Menschen und dem „Bevölkerungsaustausch“ 1923 (Vertrag von Lausanne).

Heute gliedert sich die Türkei in 81 Provinzen, davon 76 in Kleinasien und 5 im europäischen Teil westlich Istanbuls.

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