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Band I. Henrik Ibsen von Paul ErnstBand II. Anzengruber von J. J. DavidBand III. Victor Hugo von H. v. HofmannsthalBand IV. Liliencron von Paul RemerBand V. Leo Tolstoj von Julius HartBand VI. Hölderlin von Hans BethgeBand VII. Boccaccio von Hermann HesseBand VIII. Cervantes von Paul ScheerbartBand IX. Gottfried Keller von Ricarda Huch
Ebner-Eschenbach von Gabriele ReuterKlaus Groth von Timm KrögerKleist von Wilhelm HegelerOscar Wilde von Hedwig LachmannEduard Mörike von Gustav KühlPaul Verlaine von Stefan ZweigTheodor Fontane von Franz ServaesLenau von Leo GreinerHebbel von Wilhelm von ScholzRichard Dehmel von Gustav KühlTheodor Storm von Paul RemerWilhelm Raabe von Hans Hoffmann
Goethe von Otto Erich HartlebenShakespeare von Franz ServaesHeine von Wilhelm HolzamerGrillparzer von Wilhelm HegelerMaeterlinck von Anselma HeineSchiller von Fritz LienhardRichard Wagner von Hans von WolzogenJens Peter Jacobsen von Hans BethgeRicarda Huch von Hedwig Bleuler-WaserSwinburne von John Henry MackayEichendorff von Gustav FalkeTurgenjeff von Carl HauptmannAlfred de Musset von Rudolph LotharE. T. A. Hoffmann von Richard SchaukalFranz von Assisi von Hermann HesseGerh. Hauptmann von Hermann StehrConr. Ferd. Meyer von Wilhelm HolzamerNovalis von Willy PastorWilhelm Busch von Richard Schaukal
... conciossiecosachè le buone novelle sempre possan giovare, con attento animo son da ricogliere, chi che d'esse sia il dicitore.
Decamerone, giornata prima.
Verehrte Herrschaften und vor allem Ihr, schöne und angebetete Damen! Es ist üblich, dass demjenigen, der ein schönes Geschenk oder Kleinod überbringt, ein guter Dank und Lohn zuteil wird; und so werdet auch Ihr, wenn ich Euch einen reichen Schatz ohne allen Anspruch auf Gewinn oder Lohn übergebe und anpreise, es freundlich aufnehmen und mir im stillen Dank dafür wissen. Dies tue ich aber, indem ich Euch das Buch meines Freundes Giovanni Boccaccio aus Florenz in die Hände lege; denn Ihr werdet, sofern Ihr es verständig leset, in demselben eine solche Fülle von schönen, klugen, erfreulichen, rührenden und lächerlichen Geschichten entdecken, wie sie vielleicht ausserdem kein anderes Buch irgend eines Dichters enthält.
Seid Ihr nie an einem schönen, warmen Tage im Frühsommer an einem fremden Garten vorüber gegangen? Ihr waret allein und verdrossen, und aus dem Garten brachte der Wind den Geruch von Rosen und Orangeblüten, das Silbergetön einer plätschernden Fontäne, die Klänge einer Guitarre und das von Gelächter unterbrochene Plaudern fröhlicher junger Leute zu Euch heraus. Da ergriff Euch Traurigkeit und eine mächtige Sehnsucht, hinein zu gehen, die staubige Landstrasse mit grünem Rasen und Blumenbeeten zu vertauschen, die Lieder der Sänger und die frohen Gespräche der Glücklichen anzuhören und Eure Sehnsucht an all der Heiterkeit und Freude nach Herzenslust zu ersättigen.
Wohlan, Ihr werten Leute, hier ist das Tor des Gartens: es ist geöffnet, und aus den Büschen dringt Blütenduft, Gelächter, Liedergesang und Saitenspiel. Tretet ein, nehmet Platz, sättiget Euer Verlangen! Höret Ihr gerne schöne Lieder an? Oder habt Ihr Lust, Euch eine traurige Liebesmäre erzählen zu lassen? Oder freut es Euch, einen Witz, eine Posse, eine kräftige Anekdote zu vernehmen? Oder von Beispielen des Edelsinns und höchster Tugend zu hören? Traget Ihr Verlangen nach vielfältigen und unerhörten Abenteuern, oder mehr nach galanten Historien, bei welchen die Damen erröten und sich, der guten Sitte halber, ein wenig entrüstet stellen?
Ihr alle möget eintreten, und jeder wird finden, wonach er sich sehnte. Denn die hundert Geschichten des edlen Herrn Boccaccio sind so beschaffen, dass sie die Jünglinge zum Entzücken, die Mädchen zum Erröten oder zur Rührung, die Männer zum Lachen, die Weisen zum Nachdenken nötigen. Man findet in diesen Geschichten die verschiedenen Arten der menschlichen Natur und Temperamente, der Liebe und Freundschaft, der Schicksale in Leben und Sterben, alles auf eine anmutige und wahrhaftige Art erzählt und dargestellt. Für Kinder von zartem und unerfahrenem Alter sind sie nicht geeignet, auch nicht für blöd gewordene Greise, auch nicht für Leute von feindseliger, kleinlicher und mürrischer Sinnesart. Ausser diesen aber mögen sie von Jungen und Alten jeder Art mit grossem Vergnügen und gewiss auch nicht ohne Nutzen gelesen werden.
Ehe ich weiter von diesem merkwürdigen Buche mit Euch rede, will ich aber erzählen, wer eigentlich jener Herr Boccaccio war (denn er ist leider schon seit längeren Zeiten verstorben), und wie er das Dekameron geschrieben hat.
Wer jemals auch nur die kleinste Novelle von ihm gelesen hat, der kann nicht daran zweifeln, dass jener ein echter Florentiner war. Denn wenn es auch einem Fremden vielleicht möglich gewesen wäre, die schöne und glänzende florentinische Sprache so vollkommen zu erlernen, so würde ihm doch immer noch der bewegliche, kecke und witzige Geist des geborenen Florentiners mangeln, den man nicht lernen kann. Denn wohl haben in späteren Zeiten auch manche weichliche Neapolitaner, leichtsinnige Mailänder, träge Venetianer und plumpe Sienesen hübsche Novellen geschrieben; allein diese alle hatten den Boccaccio zum Lehrmeister, welcher der Vater und Urheber dieser Kunst gewesen ist.
Wenn man nun bedenkt, in welcher Zeit das Buch Dekameron verfasst wurde, so begreift man leicht, weshalb die Stadt Florenz seine Heimat sein musste. Diese reiche und prächtige Stadt, welche auch heute noch eine der schönsten auf Erden ist, befand sich eben zu jener Zeit zwar in mancherlei Kämpfen und politischen Nöten, jedoch begann sie schon sichtbar nach jener unvergleichlichen Blüte hinzustreben, welche sie hundert Jahre später erreichte. So erfreute sie sich einer emsigen und glücklichen Tätigkeit auf allen Gebieten und nahm nicht weniger im Handel als in den Künsten täglich an Ruhm und Glücke zu, während das mächtige Rom kläglich darnieder lag, indem der Papst samt seinem ganzen Hofhalte sich nach Avignon in der Provence verzogen hatte. Es war von Florenz sowohl der berühmte Petrarca als der grosse Dichter Dante gebürtig, obwohl dieser in der Verbannung gestorben war, wie denn auch infolge beständiger Bürgerkriege des Petrarca Familie vertrieben war und in Arezzo lebte. Und was die Florentiner an jenem göttlichen Dichter gesündigt hatten, suchten sie desto eifriger zu sühnen, indem sie damals und noch lange nachher eine grosse Zahl von Gelehrten, Dichtern, Künstlern und anderen Männern beherbergten, deren Ruhm ihrer Stadt zur Ehre gereichte und sie gewürdigt hat, bis auf diesen Tag die eigentliche Geburtsstätte des rinascimento zu heissen. Zugleich unterhielten die Kaufleute einen grossen Verkehr nach allen Ländern der Welt, und es lebten viele Florentiner Bürger als Händler und Geldwechsler in Rom, Neapel, Mailand, Paris, Byzanz, London, Flandern, auf Sizilien, Malta, Kreta, Cypern und anderwärts, von wo nicht nur Geld und Wohlstand, sondern auch mannigfaltige Nachricht und Kunde fremder Gegenden, Sitten und Begebenheiten täglich in die Stadt kamen.
Aus einer so beschaffenen Zeit und Stadt entstammte also der Verfasser des Dekameron. Aber dennoch ist er nicht in Florenz oder in dem benachbarten Certaldo, von wo sein Geschlecht herkam, geboren. Vielmehr fügte es das Schicksal, das ja stets der grösste Dichter gewesen ist, dass das Leben dieses weitbekannten Novellenerzählers in einiger Dunkelheit und nicht anders als eine Abenteuernovelle begann.
Höret denn, Ihr lieben Herren und Damen, das Wenige, was man vom Leben dieses herrlichen Dichters heute noch weiss, denn leider ist es lange nicht so viel, als man wünschen möchte!
Aus dem Städtchen Certaldo im Elsatal gebürtig, lebte zu Florenz ein Kaufmann namens Boccaccio. Er war ein fleissiger und kluger, allein auch geldgieriger und leichtfertiger Mensch, welcher zahlreiche Handelsreisen teils für fremde, teils für eigene Rechnung unternahm, wobei er ebenso sehr für seinen Vorteil wie für sein Vergnügen zu sorgen verstand, jedoch nach Art der Kaufleute auch öfteren Zufällen und Glückswechseln ausgesetzt war. Längere Zeit war er an dem grossen Bankgeschäfte des altberühmten Hauses der Bardi beteiligt, welches auch in Paris, wie in anderen Städten, eine Filiale besass und hohes Ansehen genoss. Diesem Pariser Hause hat unser Kaufmann eine Zeitlang vorgestanden, und wenn er dabei sich als einen tüchtigen Handelsmann erwies, so liess er doch in dieser grossen und üppigen Hauptstadt auch sein Vergnügen nicht ausser Augen.
Wenigstens sah er daselbst eines Tages eine junge und sehr hübsche Witwe, welche ihm überaus wohlgefiel und deren Gunst er sogleich zu erwerben sich bemühte. Dies tat er denn auch, als ein gewiegter Mann, auf jede Weise, indem er sich für einen Edelmann ausgab, was ihm bei seiner hübschen Gestalt sehr wohl gelang. Er spielte den Feinen und trat nicht anders auf, als wenn er der Sohn des vornehmsten Hauses gewesen wäre, obwohl er im Grunde wenig mehr als ein bäuerisch gebildeter Geldwechsler war. Bald hatte er die Augen der schönen Witwe auf sich gelenkt und sie seinen ehrerbietigen Bitten zugänglich gemacht, und da er ihr mit vielen Schwüren die Ehe versprach, sah er sich in kurzem am äussersten Ziel seiner Wünsche angelangt. Zu beiderseitigem Vergnügen erfreuten sie sich längere Zeit ihrer Liebe ohne Hindernisse, und gewiss hätte der Florentiner noch lange nicht an die Rückkehr nach seiner Heimat gedacht, wäre nicht infolge dieser Liebschaft jene Witwe nach Jahresfrist mit einem hübschen Knäblein niedergekommen. Dieses passte keineswegs in die Pläne des leichtsinnigen Italieners, und da die Dame ausser ihrer Schönheit keine Reichtümer besass, verliess er, ohne sich seiner Schwüre mehr zu erinnern, sie und die Stadt Paris in aller Stille und begab sich als ein lediger Mann nach Florenz zurück, wie es stets die Art solcher Leute war, sich um eine leere Flasche und um eine schwanger gewordene Geliebte mit keinem Blicke mehr zu bekümmern.
Das Knäblein aber, das die arme Frau im Jahre 1313 gebar, war Giovanni Boccaccio.
Von Schmerz und Sorge entkräftet, lebte die unglückliche Dame nur noch wenige Jahre, und nach ihrem Tode ward Giovanni in zartem Knabenalter nach Florenz zu seinem Vater gebracht. Dort besuchte er eine gute Schule, erwarb sich einige Kenntnis der lateinischen Sprache und wäre am liebsten bei den Büchern sitzen geblieben, um sich ganz den Studien hinzugeben. Aber kaum war er etwa dreizehn Jahr alt, so nahm ihn der Vater zu sich, lehrte ihn die notwendigsten Handgriffe und Rechenkünste der Handelsleute und übergab ihn sodann einem Geldwechsler, damit er bei diesem die Kaufmannschaft erlernen sollte. Sechs Jahre blieb er denn bei diesem Gewerbe, ohne jedoch etwas Erkleckliches zu lernen oder gar den Handel lieb zu gewinnen. Vielmehr lief er überall hin, wo er Verse singen oder vortragen hören konnte, und lernte viele Stücke aus den grossen Gedichten des Dante und des Virgil auswendig, welche ihn höchlich begeisterten und mit einer unauslöschlichen Liebe zur Poesie erfüllten.
Am Ende dieser sechs Jahre sah jedermann deutlich, dass Giovanni in die Handelschaft passte wie der Fisch aufs Trockene. Dies sah auch der Vater wohl ein und beschloss daher, seinen Sohn den Studien an Universitäten zu widmen, und zwar wählte er für ihn das Studium des kanonischen Rechts, indem es ihm als einem klugen Manne schien, es sei mit diesem Handwerk nicht wenig Geld zu verdienen, wenn einer es ordentlich verstehe. Weil aber Giovanni um diese Zeit sich eben in Neapel befand, schien es dem Vater am wohlfeilsten, dass er dort seine Studien abmache, ohne dass er geahnt hätte, welcherlei Kenntnisse derselbe sich dort erwerben würde.
Es war nämlich Neapel zu jener Zeit gewiss die allerüppigste Stadt in ganz Italien, zumal da gerade unter dem Könige Robert die Einwohner eines längeren Friedens genossen, woran sie nur schlecht gewöhnt waren. Von dem Leben bei Hofe brauche ich wenig zu sagen, indem jedermann die Namen der sechs Neffen des Königs, sowie seiner Schwägerin, der sogenannten Kaiserin von Konstantinopel, und seiner Enkeltochter Johanna kennt, welche sämtlich durch alle Welt einen bösen Leumund hatten. Vorab jene Johanna führte ein überaus freches und tadelnswertes Leben, hatte ihres Gatten Bruder zum Buhlen und nahm ihn später, nachdem sie sich des andern durch Mord entledigt hatte, ohne päpstlichen Dispens zum Gemahl. Auch sonst war in der Stadt, zumal unter den Edelleuten, ein vergnügliches Schlemmen, auch Hader und kleinere Mordtaten im Schwang, und bei Hofe war längst zwischen echten Kindern und Bastarden weder von den Vätern, noch von anderen mehr zu unterscheiden. An diesem Hofe, wo er noch zu Lebzeiten des Königs von seinem jungen Landsmanne Niccolo Acciajuoli eingeführt wurde, ging nun das Studentlein ab und zu. Daselbst war mit Festen, Mahlzeiten, Ball, Tanz und Maskenscherzen ein verschwenderisches Leben, und gewiss hat Boccaccio niemals irgend eine üppige oder lüsterne Geschichte erzählt, welche er nicht in Neapel viel toller und gründlicher selbst mitangesehen hatte. Dass er auf dem Gebiete der gelehrten Studien (das Latein ausgenommen) etwas Erhebliches geleistet oder den Grad eines Doctoris juris canonici erlangt hätte, wird nirgends berichtet. Statt dessen legte er damals den Grund zu seiner tiefen Kenntnis der menschlichen Leidenschaften, da er von hervorragenden Beispielen der Verschwendung und Habgier, des Aberglaubens, der Wollust, der Gefrässigkeit, Mordgier, Verschlagenheit und Eitelkeit rings umgeben war. Am gründlichsten jedoch unterzog er sich dem Studium der Liebe, deren Leiden und Freuden er bis zur Neige an sich selber erfuhr.
Eines Tages nämlich, um die Zeit der Ostern, vermutlich im Jahre 1334, erblickte er in einer Kirche zu Neapel die Dame, welche sein Herz zu Lust und Pein von da an jahrelang gefangen hielt. Diese war Donna Maria, die natürliche Tochter des Königs Robert, welche für eine Tochter des Grafen von Aquino galt und mit einem angesehenen Edelmann vermählt war. Die schöne und vornehme Dame betrachtete bald auch von ihrer Seite den hübschen jungen Florentiner mit Teilnahme und ist eine lange Zeit, nicht ohne Gewissensbisse und Furcht vor ihrem Eheherrn, seine Geliebte gewesen. So genoss, wie in der schönsten Abenteuernovelle, der Bastard eines kleinen Kaufmanns die Tochter eines grossen Königs.
Über alledem liess Boccaccio das kanonische Recht unbehelligt in den Pergamentrollen schlummern und vom Lehrstuhl ertönen. Er trieb nach seiner Neigung Latein und Astrologie, im übrigen wandte er sich der heiteren Seite des Lebens zu und ward nach Kräften seiner Jugend froh. Er verfasste in diesen Jahren, zumeist für seine Geliebte, eine unglaubliche Menge von Gedichten und mehrere Romane, von welchen heute niemand mehr redet. In diesen legte er seiner Dame den Namen Fiammetta bei, und noch manche Jahre später hat er in wehmütiger Liebeserinnerung diesen Namen einer von den Damen des Dekameron gegeben. Ohne Zweifel ist jene Zeit die heiterste und glücklichste in seinem Leben gewesen. Allein wie wir sehen, dass auch den goldensten Tagen zu früh die Sonne sinkt, so nahm auch diese Lust zu ihrer Zeit ein Ende.
Im Jahre 1341 befahl der Vater seinem Sohne, nach Florenz zurückzukehren, und nach längerem Zögern machte dieser sich unmutig auf den Heimweg. Der Alte, für den Giovanni ohnehin keine allzu starke Zärtlichkeit empfand, hatte inzwischen auch noch eine gewisse Monna Bice Bostichi geheiratet, worüber der heimkehrende Sohn nicht eben erfreut war. Es geschahen jedoch weit schlimmere und wichtigere Dinge, über welchen er diese kleineren Sorgen vergass. Es war die Zeit, in welcher der in Florenz so übel beleumdete Herr Gautier von Brienne, genannt Herzog von Athen, sich für eine kurze Zeit zum Tyrannen der Stadt emporschwang. Dieser war ein frecher Abenteurer und hatte im Solde der Republik gegen Pisa gedient, warf sich nun aber mit Hilfe des niedrigsten Pöbels zum Herrscher auf und schlürfte die Monate seiner Herrlichkeit zügellos wie ein Trunkener den letzten Becher. Die Stadt und das ganze Staatswesen drohten in Trümmer zu gehen.
Boccaccio, ein unbestechlicher Republikaner, hat das Schicksal des Herzogs von Athen, der mit Schimpf von der Bürgerschaft vertrieben wurde, in einer Abhandlung beschrieben. Nun schienen ihm allmählich die Zustände in Florenz und im väterlichen Hause so wenig erträglich, dass er schon im Jahre 1344 von neuem nach Neapel ging. Die Rechtsgelehrtheit hatte er schon früher aufgegeben. Und so genau er auch im Dekameron die Pest in Florenz geschildert hat, ist er zurzeit derselben doch nicht daselbst gewesen, sondern in Neapel, wo freilich der schwarze Tod nicht weniger grauenhaft wütete. Es starb damals auch seine Geliebte Maria, und er widmete ihrem Tode zwar einige trauernde Verse, jedoch war seine ursprünglich so heftige Leidenschaft mit den Jahren erloschen. Es scheint ausserdem, als habe Donna Maria ihn schon früher wieder fahren lassen, obwohl er in seiner Erzählung „Fiammetta“ das Gegenteil darstellt. Nicht lange darauf starb auch sein Vater, und er musste wieder nach Florenz zurückkehren.
Von da an erblicken wir sein Bild verändert; sein Leben verlief ohne heftige Erschütterungen, und er alterte als ein tüchtiger und angesehener Bürger. Im Alter von ungefähr 40 Jahren schrieb er sein unsterbliches Dekameron, und man könnte glauben, er habe alle seine Schalkhaftigkeit und fröhlich lachende Untugend darin liegen lassen. Nur noch einmal widerfuhr ihm eine bittere Liebesgeschichte. Er verliebte sich heftig in eine vornehme Witwe, welche ihm aber einen bösen Possen spielte. Nämlich sie stellte sich, als wäre sie geneigt, die Wünsche des Dichters zu erfüllen, und benutzte alsdann die erste Gelegenheit, ihm eine Nase zu drehen und ihn unter dem Hohngelächter all ihrer Bekannten und Freunde kläglich heimzuschicken. Das war Boccaccios letzte Liebe.
Im übrigen, da der Vater ihm eine kleine Erbschaft hinterlassen hatte, lebte er als ein stillgewordener Mann und widmete sich allerlei gelehrten Studien. Den Griechen Leontius Pilatus hatte er, um seine Sprache zu lernen, über zwei Jahre lang bei sich im Hause. Öfters übernahm er im Dienste der Stadt politische Aufträge und Ambassaden, unter anderem besuchte er dreimal als Gesandter den Papsthof zu Avignon. Mit grossem Eifer forschte er dem Leben und den Schriften des Dante nach, den er ungemein verehrte. Mit dem etwas älteren Petrarca, welcher damals von sich selber und von jedermann für den grössten lebenden Dichter gehalten wurde, pflegte er eine edle und herzliche Freundschaft und war untröstlich, als dieser im Jahre 1374 starb.
Aber das Leben dieses merkwürdigen Mannes, dessen Anfang ein Abenteuer und dessen erste Hälfte ein Hymnus der Liebe zu sein scheinen, verwandelte sich zum Schlusse noch in eine fromme Posse. Noch als ein rüstiger Mann hatte er das Dekameron geschrieben, welches bald auf schalkhafte, bald auf leidenschaftliche Art dem Dienste schöner Frauen huldigt und über Mönche und Priester unerschöpflichen Hohn ergiesst. Nicht gar viel später aber gelang es einem schwindelhaften Mönche, namens Ciani, ihn zu bekehren, und zwar vermittelst einer nicht einmal sehr durchtriebenen Bauernfängerei, und von da an hörte man ihn seine schönsten Werke nie anders denn als verwerfliche Jugendsünden und Verirrungen bezeichnen. Noch viel schlimmer aber und lächerlicher ist es, dass der vormalige Schalk und Weiberfreund in seinen älteren Tagen zu einem argen Frauenverächter ward und ein Buch mit dem Titel Corbaccio geschrieben hat, in welchem man, wenn man Lust hat, hunderte von schimpflichen, grausamen, hasserfüllten und anklagenden Reden über die Weiber finden kann — dazu in einer Redeweise, welche an Unflätigkeit auch die kühnsten Stellen seiner früheren Werke zehnmal übertrifft. Das sollte seine Rache an jener grausamen Witwe sein; allein der Dichter tat damit, wie wir es oft sich ereignen sehen, nur einen Schnitt ins eigene Fleisch.
Eine späte Ehre ward ihm zuteil, indem er nach mannigfachen Studien und Reisen im Jahre 1373 zum öffentlichen Ausleger der göttlichen Komödie des Dante zu Florenz ernannt wurde, wofür er jährlich hundert Goldgulden bezog. Diese Vorlesungen hielt er unter grossem Zulaufe in der Kirche Santo Stefano bis kurz vor seinem Tode. Er starb am 21. Dezember 1375, zweiundsechzig Jahre alt, und wurde ehrenvoll bestattet. Die Liebe zu der grossen Dichtung des Dante verlieh seinen späteren Tagen, trotz des bösen Corbaccio, noch eine gewisse ehrwürdige Glorie. Für die nachfolgenden Jahrhunderte aber ist er wieder der Geschichtenerzähler mit der Schelmenmiene geworden, und dem heutigen Geschlecht ist an einem einzigen Witz aus einer seiner Novellen mehr gelegen als an der ganzen Gelehrsamkeit und Ehrbarkeit seines ehrenvollen Alters.
Über die Dichtergrösse des Boccaccio, welchen man gerne den dritten unter den grossen italienischen Poeten nennt, steht in vielen Büchern viel geschrieben, was alles zu wiederholen nicht vonnöten ist. Er war unter denen, welche jemals kunstgerechte Novellen verfasst haben, nicht nur der Erste, sondern indem er diese scheinbar geringe Kunst früher als irgend ein anderer betrieben, ja eigentlich erfunden hat, übte er sie sogleich mit einer solchen Vollendung aus, dass er von keinem seiner unzähligen Nachfolger übertroffen oder auch nur erreicht werden konnte. Nicht weniger gross ist aber sein Verdienst um die italienische Sprache, welche er nicht etwa nur verschönert und ausgeschmückt, sondern in gewissem Sinne eigentlich neu geschaffen hat. Denn obwohl schon lange vor ihm der Florentiner Dante das grösste und schönste italienische Gedicht verfasst hat, war doch das Gebiet der Erzählung und die Prosasprache überhaupt noch von keinem mit einiger Kunst gepflegt worden, indem die Gelehrten häufig lateinisch geschrieben hatten. Die mündliche Sprache des Volks, welche in Florenz mit besonderer Schönheit und Reinheit gebraucht wird, hat Boccaccio als der Erste in seinen Erzählungen mit ihrer natürlichen Anmut und Mannigfaltigkeit verwendet und zugleich mit so grosser Kunst gepflegt, dass sie in seinen Händen sich in etwas ganz neues und herrliches verwandelte.
In den Büchern des Dekameron zu lesen, ist für einen, welcher seine Lust an einer schönen und lebendigen Sprache hat, nicht anders als ein Wandeln unter blühenden Bäumen und als ein Baden in einem reinen Gewässer. Die Worte klingen so frisch, als wären sie soeben erschaffen und vorher noch in keinem Munde gewesen; in jedem kleinen Satze springen klare, lachende Quellen auf, und die Sätze tanzen bald leicht und zierlich, bald rollen sie tönend und wohllaut hin. Vielen will es scheinen, es habe Boccaccio zuweilen seiner Sprache Gewalt angetan, und es mag ein wenig Wahrheit daran sein. Während er die Worte aus der Sprache des Volkes von Gassen und Märkten nahm, bildete er hinwieder den Bau seiner Perioden vornehmlich nach dem Muster der römischen Redner und Autoren, zumal des Cicero, den er ungemein verehrte.
Dadurch mag vielen, auch wenn sie der heutigen italienischen Sprache mächtig sind, das Lesen des Dekameron ein schweres und mühsames Werk erscheinen. Allein es ist nicht nur der Anfang dieses Buches der langen Perioden wegen schwieriger zu lesen als die Folge, sondern es pflegen ohnehin nach einigen Versuchen die meisten an dieser Sprache ein solches Gefallen zu finden, dass sie schnell einige Übung darin erlangen. Und vornehmlich darf derjenige, welchem etwa das Lesen des Dante zu schwerster Mühsal gereichte, so dass er ermüdet davon abliess, durchaus nicht fürchten, hier auf dieselben Schwierigkeiten zu stossen. Kurzum, wer einigermassen italienisch versteht, möge sich nicht scheuen, das Dekameron im originalen Texte zu lesen.* Sobald er nur einige Übung erlangt hat, wird ihm über den Seiten dieses Buches sein, als höre er Vögel zwitschern, Kinder lachen und Wasser rauschen, eine solche innere Kraft und freudige Lebensfülle ist in dieser Sprache verborgen.
Was das Dekameron als Dichtung anbelangt, so ist es überaus merkwürdig zu sehen, wie alle Kräfte und Vorzüge des Dichters, welcher ja auch eine nicht geringe Zahl von anderen Werken geschrieben hat, in diesem einen Hauptwerke sich schön und harmonisch vereinigen. Die früheren, allmeist in Neapel entstandenen Dichtungen des Meisters handeln fast ohne eine einzige Ausnahme von der Liebe, und die Erzählung „Fiammetta“ ist bei weitem die schönste unter ihnen. Jedoch weiss in allen diesen Dichtungen Boccaccio nichts anderes darzustellen als seine eigenen Gefühle und Liebesgedanken, ohne genügende Mannigfaltigkeit, und die Verse, soweit es sich um solche handelt, sind mit grossem Fleisse, aber geringer Erfindungskraft dem Muster des Petrarca nachgeformt, wie denn stets die jungen Poeten solche Berühmtere nachzuahmen bestrebt waren. Von diesen Dichtungen erwecken mehrere eine Ahnung von seinem späteren Werke, als habe die Idee desselben ihm schon längere Jahre am Herzen gelegen.
Aber wie ein frischer und tüchtiger Mann erst in den Jahren der völligen Reife die schwere Kunst des Lebens lernt, die darin besteht, dass der einzelne Mensch seine Schicksale und Gefühle gleich der Welle im Meer ansehen und mit heiterer Bescheidenheit im grösseren Leben der Gesamtheit verbergen kann, so besann sich auch dieser Boccaccio erst in späteren Jahren, als schon die Leidenschaft seiner Jugendzeit verglommen war, auf alle seine Kräfte. Was er von Kind auf, aus seiner Bastardkindschaft her, und alsdann in Florenz und Neapel und auf manchen Reisen erfahren hatte, wurde nun zu plötzlicher Klarheit erhoben und im stillen entbunden. Nicht weniger die Leiden und die Wollust der Frauenliebe als der Zauber des Reisens und Schauens, die Erlebnisse und Sitten der Studenten ebenso wie die Sorgen und Plagen der Kaufleute, die Gebräuche, Tugenden und Laster derer, die bei Hofe und die in der Wechselbank und die auf den Märkten oder zu Schiffe leben und ihr Brot zu erwerben suchen, die Eigenschaften der Narren wie der Weisen, die Lebensart der Priester, der Richter, der Soldaten, der Seefahrer, der Frauen, der Dirnen sowie alles Ernste, Schöne, Seltsame, Lächerliche und Traurige des menschlichen Lebens, soweit nur jemals ein Mensch es erfahren und beobachtet hat — dieses alles zog er nun aus seinem Gedächtnisse hervor.
Gewisslich sind von den hundert Erzählungen des Buches Dekameron nur sehr wenige von Boccaccio selbst erfunden worden. Vielmehr hatte er die einen erzählen hören, die anderen selbst erlebt oder sich zutragen sehen, andere auch aus alten Sagen und Liedern und Fabeln genommen. Nur ein Tor möchte wünschen, er hätte sie alle selbst sich ausgedacht. Im Gegenteil ist es einer der grössten Vorzüge des Dekameron, dass es gleich einem Speicher oder Juwelenschrank die Erfahrungen und Schicksale unzähliger Menschen und Zeiten in sich beschlossen hält. Viele von den Geschichten kamen aus dem Morgenlande, aus Griechenland und aus Frankreich, Spanien und Germanien her, viele sind schon sehr alt gewesen, andere wieder erst von gestern. Dass aber ein einzelner Mann diese zahllosen kleinen Stücke in seinem Gedächtnis gesammelt, alsdann geordnet und verbessert und am Ende zu einem grossen, wundervollen Ganzen zusammengesetzt hat, dazu in einer von ihm selbst geschaffenen, vollkommenen Sprache — und das Ganze so ebenmässig, rein und klar und in sich selber einig, als wäre alles am selben Tag und aus demselben Geist entstanden — dieses ist, so oft man es auch betrachte, ein fast unbegreifliches Wunder. Begebenheiten und Lehren, Spässe und weise Erfahrungen, die eine uralt, die andere frisch von der Gasse, die eine von Hofe, die andre aus dem Bettelvolk, die eine arabischen, die andre deutschen, die dritte französischen Ursprungs, lustige und klägliche, edle und gemeine, diese alle zusammen zu einem einzigen prächtigen Werk vereinigt, aneinander gefügt und wie die Steine eines Geschmeides jede die Nachbarin hebend und verzierend, und dennoch jede einzelne bis in die geringsten Teile mit aller Kunst und Sorgfalt ausgebaut und zur Vollkommenheit gebracht! Wahrlich, wenn Boccaccio in seinem Leben eine grosse Torheit und Sünde begangen hat, so war es, als er sein unsterbliches Werk selber als eine müssige und leichtfertige Jugendarbeit und Verirrung verleumdete.
Allerdings genoss er zu seinen Lebzeiten den meisten Ruhm nicht um der Novellen, sondern um seiner gelehrten Werke willen, von welchen heute nur noch die Vita di Dante einigen Wert hat. Dennoch zählte er zu den unterrichtetsten Männern seiner Zeit, und indem er einen schönen lateinischen Stil schrieb, sich sehr um die alten Autoren bemühte und auch die damals nur wenig gepflegte Kenntnis des Griechischen auszubreiten bestrebt war, hat er ebenso wie Petrarca einen ruhmvollen Anteil an der Begründung des italienischen rinascimento.
Von der Beschaffenheit, Einrichtung und Konstruktion des Dekameron will ich später sprechen. Über das Schicksal desselben ist wenig zu sagen, als dass es — unendlichen Anklagen und Verleumdungen zum Trotze — schon nach kurzer Zeit über mehrere Länder verbreitet war, auch seither in vielen Übersetzungen und hunderten von Ausgaben immer wieder gedruckt worden ist. Unglücklicherweise ist keine Handschrift der Novellen von der eigenen Hand des Boccaccio erhalten geblieben, und lange Zeit wurde mit dem Texte so nach Willkür umgesprungen, dass es erst später fleissigen Gelehrten gelang, ihn so ziemlich wieder auf den status quo ante zu bringen.
Das Dekameron hat häufige Wiedergeburten im Geiste anderer grosser Dichter und Künstler gefeiert. Gleichwie in dem Schauspiel „Nathan der Weise“ die dritte Novelle, von den drei Ringen, eine neue Gestalt annahm und wieder Tausende erfreute, so haben früher und später viele andere, vor allem Shakespeare, aus dem Schatze des Florentiners geschöpft, dessen Spuren in zahlreichen Dichtungen aller Völker zu finden sind. Nicht weniger haben die Zeichner und Maler sich an ihm vergnügt und viele seiner Novellen in Bildern dargestellt; und noch im Jahre 1849 hat der britische Malermeister Millais aus der Novelle vom Basilikumtopf (Tag 4, Novelle 5) eine Szene in einem berühmten Gemälde abgebildet.
Der vielen anstössigen Stellen wegen hat man schon früher des öfteren sogenannte verbesserte und purgierte Ausgaben veranstaltet. Was in solchen Fällen, zumeist von geistlichen Herren, am Text verballhornt und geschändet worden ist, lässt sich leicht denken. Dabei kümmerte man sich übrigens wenig um die derben und heiklen Stellen, sondern vor allem um jene, in welchen Boccaccio der Geistlichkeit unliebsame Wahrheiten gesagt hat. Einmal, ums Jahr 1570, wurden zu Florenz vier Herren ernannt zu der Aufgabe, das Dekameron endgültig von allen gegen die Satzungen der Kirche verstossenden Stellen zu säubern. Da wurden, wo immer es nötig schien, aus den Mönchen Bürger und Ritter, aus den Nonnen Edeldamen gemacht, zwei von den Novellen wurden zu einem mysteriösen Unsinn verbessert, und als nach langer Mühe die Ausgabe vollendet war, zeigte es sich, dass den Herren eine der heitersten Geschichten durch die Finger geschlüpft war, und jenes Dekameron hatte statt hundert nur neunundneunzig Novellen. Ausserdem ist das Buch häufige Male „für die Jugend“ ediert worden und wird es in Italien „per giovani modesti“ heute noch.
Besonders schlimm erging es ihm mehr als hundert Jahre nach seines Verfassers Tod, zur Zeit des wohlbekannten oder übelbekannten Savonarola. Dieser wütende und vermutlich geisteskranke Mönch, welcher nach Kräften dazu beitrug, Florenz und Italien dem Untergang näher zu bringen, hat ausser einer Menge von anderen schönen Dingen auch sehr viele Exemplare des Dekameron öffentlich verbrennen lassen.
Wo jedoch eine kräftige Quelle aus der Erde gebrochen ist, hat das Verbauen und das Exorzieren niemals viel geholfen, und es ist schwerer, etwas geistig Lebendiges zu ertöten, als etwas Totes wieder zum Leben zu bringen. So hat denn auch Boccaccio manche Zeitgenossen und Nachfolger gehabt, deren erloschenen Ruhm die Gelehrten mit unsäglichen Mühen bis auf heute herüber geschleppt haben, indessen er selber inmitten aller Keulenschläge am Leben blieb und heute noch den gleichen Glanz und Zauber hat wie seinerzeit.
Indem ich dieses schreibe, träumt mir von einem Cypressenbaum am Hügelabhang zwischen Vincigliata und Settignano, wo ich vor Zeiten zum erstenmal, im Grase liegend, das köstliche Buch genoss. Es lief ein lauer Wind talab, mit Blütenduft von Limonen und Mandeln beladen, es lag ein süsses Licht über Florenz und allen Bergen, und es sang aus einem fernen Garten eine welsche Laute herüber, allein ich sah es nicht und hörte es nicht; ein süsserer Duft und ein viel köstlicherer Klang stieg mir aus den gelben Blättern des alten Buches zu Häupten.
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Wodurch aber niemand von der Lektüre einer Übersetzung abgeschreckt werden soll! Vor den zahlreichen verkürzten und verstümmelten Ausgaben aber sei dringend gewarnt! Das Dekameron muss notwendig unverkürzt gelesen werden. Zur Zeit ist die einzige vollständige, übrigens ganz vortreffliche deutsche Übersetzung die von Schaum, deren neue Ausgabe in drei Bänden 1903 im Insel-Verlag in Leipzig erschienen ist. |
Das Buch Dekameron ist auf eine solche Art eingerichtet, dass seine hundert Novellen an zehn Tagen von zehn jungen und edlen Leuten erzählt werden, und darunter sind sieben Mädchen und drei Jünglinge. Auf diese Weise kommt daher jede Novelle nicht aus unbestimmter Ferne, sondern frisch aus dem Munde eines jungen Erzählenden zu uns her geklungen. Und überdies ist also diese Zahl von hundert Geschichten und Schwänken von einer lebendigen Erzählung umflochten, hat auch jeder von den zehn Tagen seine besondere Art und Färbung.
Die Erfindung des Boccaccio ist diese: Zur Zeit des schwarzen Todes, welcher die Stadt Florenz im Jahre 1348 heimsuchte, waren in dieser Stadt alle früheren Ordnungen und Gewohnheiten vollkommen aufgelöst. Es lagen in den Häusern, auf den Treppen und vor den Türen, ja in allen Gassen da und dort teils Tote, teils Todkranke umher, und die Gefahr der Ansteckung war so gross, dass Eltern und Kinder, Brüder und Schwestern einander flohen und die Erkrankten einsam und ohne Pflege dahinsterben liessen, welche Zustände Herr Boccaccio im Beginn seines Buches mit der grössten Genauigkeit und Sichtbarkeit uns schildert. Bei solcher grausamen Verwirrung und Schrecknis trafen sich eines Morgens sieben junge Damen in der herrlichen Kirche Santa Maria Novella, welche zwar damals noch der berühmten Wandmalereien des Ghirlandajo entbehrte, aber auch schon zu jener Zeit eine der schönsten Kirchen von Florenz gewesen ist.
Diese Sieben, da sie sich unter gemeldeten Umständen nicht allein in beständiger Todesgefahr, sondern auch jeglicher Freude und Lustbarkeit durchaus beraubt sahen, beschlossen auf den Rat der Pampinea, welche die Älteste von ihnen war, sich in Gesellschaft auf das Land zu begeben und dort einige Zeit in Ruhe und heiteren Gesprächen zu verweilen, wobei sie die gegenwärtige Trauer und Bangnis ein wenig vergessen könnten. Und siehe, während sie noch über einige etwa passende Begleiter und über den Ort ihres Aufenthaltes beratschlagten, traten drei edle Jünglinge in dieselbe Kirche, von welchen jeder in eine unter diesen Damen verliebt war. Ihnen eröffnete Pampinea, welche mit einem derselben verwandt war, ihr Vorhaben und forderte sie auf, als Führer und Kavaliere mit ihnen zu kommen; und sogleich waren die jungen Herren, wie man sich denken kann, von Herzen gern dazu bereit. Auch diejenigen von den Mädchen, welche anfänglich einige Scheu gehabt hatten, freuten sich nun darüber, denn es war sogleich vereinbart worden, dass Sitte und Ehrbarkeit in jeder Weise gewahrt blieben.
Also begab sich diese hübsche und fröhliche Gesellschaft edler junger Leute aus der Stadt und hatte die Wahl des Aufenthaltes zwischen gar vielen Landsitzen, denn infolge der Pest stand auch auf dem Lande alles leer und verlassen. Nur zwei Meilen weit vor den Toren fand sie denn auch auf einem Hügel gelegen einen Palast in der schönsten Umgebung, von Blumenmatten, wohlriechenden Gebüschen und Bäumen und fliessendem Wasser umkränzt, mit Garten, Hof und Brunnen; auch waren Säle, Kammern und Keller wohl versehen. Hier liessen sie sich mit grossem Vergnügen samt ihrer mitgebrachten Dienerschaft nieder, und der Jüngling Dioneus war der Erste, welcher allen vorschlug, die Sorgen in der Stadt dahinten zu lassen und sich, so lange es ihnen gefiele, heitere Tage zu machen.
Alsbald schien es ihnen, auf den Rat der Pampinea, gut, dass an jedem Tage einer aus der Gesellschaft zum Könige ernannt würde, welcher die übrigen samt der Dienerschaft zu beherrschen und alles zum Wohlbehagen und zu guter Unterhaltung dienliche anzuordnen habe. Und es wurde für diesen ersten Tag als Königin die Pampinea gewählt. Diese wieder bestimmte einen aus der Dienerschaft zum Seneschall, andere zum Aufwarten, zum Kochen und zu sonstigen Diensten, wie in einem wohleingerichteten Hofstaat. Hierauf begab sich jedermann, wohin er wollte, und betrachtete die schönen Gärten, Säle, Lauben, Wiesen, Brunnen und Quellen, bis es Zeit zu Tische war. Die Tafel war voll von trefflichen Speisen und ganz mit Ginsterblüten bestreut, es fehlte nicht an blanken Gläsern noch an Handwasser und weissem Linnengedeck. Nach der Mahlzeit aber suchte jeder sich einen Ort zur Ruhe und schlief eine Weile, bis die Königin aufs neue alle zusammen berief und auf einen schattigen Rasenanger führte. Nachdem sie ein wenig getanzt und gesungen hatten, standen wohl Schach- und Damenbretter und genug andere Spiele bereit, allein der Königin und auch allen anderen schien es unterhaltsamer und erfreulicher, dass jeder eine Geschichte, die er wisse, vortrage. So erzählte also jeder eine nach seinem Belieben, und am Ende der zehn Novellen war es Abend geworden, und sie beschlossen diesen ersten Tag damit, dass Emilia eine schöne Canzone sang, während Lauretta einen Tanz dazu aufführte, von Musikinstrumenten begleitet.
Darauf übertrug die Königin ihr Regiment an Philomena, und diese hübsche und kluge junge Dame ordnete an, es sollten am Tage ihrer Regierung solche Geschichten erzählt werden, in welchen einer aus grossem Unheil unerwartet doch noch entrinnt und ein glückliches Ziel erreicht. In einer ähnlichen Weise verliefen alle zehn Tage und zwar in dieser Ordnung:
Erster Tag: Unter der Königin Pampinea erzählt ein jeder, was ihm beliebt und einfällt.
Zweiter Tag: Unter der Königin Philomena werden die Schicksale solcher vorgetragen, welche unerwartet aus grossem Unheil zu neuem Glücke hervorgingen.
Dritter Tag: Unter der Königin Neiphile spricht man davon, wie einer durch Scharfsinn ein ersehntes Ziel erreichte oder etwas Verlorenes zurück gewann.
Vierter Tag: Unter dem König Philostratus redet man von Verliebten, deren Liebe ein tragisches Ende nahm.
Fünfter Tag: Unter der Königin Fiammetta werden Geschichten erzählt, in welchen Liebende nach allerlei Hindernissen und Unfällen doch noch zum Glücke gelangen.
Sechster Tag: Unter der Königin Elisa ist die Rede von schnellen und witzigen Aussprüchen, Antworten und Neckereien.
Siebenter Tag: Unter dem Könige Dioneus werden Streiche erzählt, welche Ehemännern von ihren Weibern gespielt wurden.
Achter Tag: Unter der Königin Lauretta spricht man von Streichen und Possen, welche so wohl Eheleute wie beliebige andere Personen einander gespielt haben.
Neunter Tag: Unter der Königin Emilia trägt ein jeder vor, was ihm behagt.
Zehnter Tag: Unter dem König Pamphilus ist die Rede ausschliesslich von Taten des Edelmutes und der Hochherzigkeit.
Ausserdem dass jede dieser hundert Novellen durch die Art und Person dessen, der sie erzählt, einen besonderen Ton und eine eigene Art von Anmut gewinnt, sind die Erzählungen unter einander noch auf vielfache und zierliche Weise verbunden. Denn indem zumeist über die soeben vorgetragene Novelle sich ein kürzeres oder längeres Gespräch in der Gesellschaft entspinnt, knüpft alsdann der nachfolgende Erzähler fast immer an dieselbe an und bringt eine Historie zum Vortrag, welche das angeschlagene Thema von einer neuen Seite beleuchtet und deutlicher macht, jedoch ohne dass hierdurch jemals der Anschein der Eintönigkeit erweckt würde. Denn bei mancher Ähnlichkeit des Themas ist dennoch jede von diesen Novellen von allen anderen scharf unterschieden, und es gibt keine zwei darunter, die man so leicht mit einander verwechseln könnte. Nächstdem aber ist jeder Schatten von Gleichförmigkeit auch noch durch andere feine Künste vermieden worden, indem z. B. Dioneus, welcher der Hauptspassvogel der Gesellschaft ist, stets mit völlig unerwarteten neuen Einfällen dazwischen tritt, auch allerlei Anspielungen und Neckereien zwischen den Erzählenden vorfallen.
Dazu kommt, dass jeder von den zehn Tagen seine eigene Geschichte hat, mit allerlei kleinen Zwischenfällen, so dass wir ausser den täglich erzählten zehn Geschichten auch die übrigen Beschäftigungen und Lustbarkeiten der Gesellschaft erfahren. Daneben ist der Ort, an welchem sie sich aufhält und welchen sie zwischenein auch wechselt, mit Hainen, Teichen, Bächen, Blumen, Wild und Fischen stets auf das Anmutigste und Lebhafteste geschildert, wodurch im Gemüt des Lesenden teils ein fortwährendes Behagen, teils auch eine milde, angenehme Sehnsucht nach solchen auserlesen köstlichen Gegenden erregt wird. Denn der Dichter hat dieselben zwar einigen Örtern ähnlich gebildet, welche man in der Nähe von Florenz und namentlich im Tal des Mugnone antrifft, allein dennoch hat er sie in solcher Art geschmückt und dargestellt, wie es nur ein wahrer Künstler vermag, so dass sie alle etwas Verschöntes und wahrhaft Paradiesisches an sich tragen.
So ist denn unter den zahlreichen Büchern, in welchen ein Einzelner viele verstreute Erzählungen gesammelt hat, in aller Welt kein einziges, welches irgendwie an Schönheit und Kunst dem Dekameron vergleichbar wäre. Der es seinerzeit geschrieben hat, tat es zum Trost der unglücklichen Liebenden und vornehmlich zur Erfreuung der Frauen, welchen denn auch das ganze Werk in einem vortrefflichen Prologe zugeeignet ist.
Man hört gar häufig sagen, das Dekameron sei ein unanständiges und verwerfliches Buch. Und diejenigen, welche dies sagen und gerne predigen, sagen es zum Teil nach dem blossen Hörensagen, zum Teil aber kennen sie das verwerfliche Buch sehr gut und lesen es in der Stille häufig. Was nun die Unanständigkeit betrifft, welche stets in Büchern viel heftiger als im Leben bekämpft wird, so kann und mag ich sie keineswegs leugnen. Als ich einstmals in demselben Tal des Mugnone, wo es seinen Schauplatz hat, das Dekameron in einem schönen Frühlingsmonat ganz durchlas, pflegte ich der Wärme wegen frische Limonen dazu zu speisen. Und nun hatte ich die Gewohnheit, dass ich bei jeder Novelle, die mir unanständig erschien, einen Limonenkern in meine Tasche steckte, und als ich ganz zu Ende gelesen hatte, zählte ich neununddreissig solche Kerne. Hiernach wäre denn etwas mehr als ein Dritteil des Dekameron von unanständiger Beschaffenheit.
Obwohl ich glaube, dass gerade diese neununddreissig Novellen zu den schönsten und ergötzlichsten gehören, will ich doch den Inhalt derselben nicht zu verteidigen unternehmen. Es ist eine Ordnung der Natur, dass die Menschen gleich anderen lebenden Geschöpfen ihre Art nicht (wie manche Pflanzen tun) sich durch Knollen fortsetzen, sondern in zwei Geschlechter zerfallen, woraus beiden Teilen ebenso wohl viel Vergnügen als häufiger Kummer entsteht. Und es ist eine andere Ordnung (diese jedoch nicht von der Natur), dass die meisten wohlgesitteten Menschen diese natürlichen Dinge zwar billigen und ihren Gesetzen folgen, aber durchaus nicht davon gesprochen wissen wollen. Und auch noch viele, welche mündlich nicht selten davon zu sprechen und zu hören pflegen, sehen es doch in gedruckten Büchern nicht gerne.
Unser Novellenbuch hat das Bestreben und die Eigenschaft, ein Spiegel des wirklichen Lebens zu sein. Wie ich für sicher glaube, hat wohl an der Hälfte aller wichtigen menschlichen Begebnisse, Leidenschaften, Schicksale, Freuden und Leiden das Verhältnis der Geschlechter grossen Anteil. Wenn nun das Geschichtenbuch des Boccaccio nur zu einem Dritteil von solchen Stoffen handelt, ist es also doch immer noch um ein Erkleckliches anständiger und schamhafter als das Leben selber. Ausserdem sind diese Stoffe von den Erzählern teils so zart und mit guten Nutzanwendungen vorgetragen, teils so fein und erheiternd mit Witz und Wortspiel verziert, teils auch so burlesk und drollig, dass ihnen die natürliche Gemeinheit zum guten Teil genommen ist und dass sie bei gesunden und vernünftigen Lesern gewiss keinen Schaden anzurichten vermögen. Dazu kommt, dass neben diesen anderen so viele Geschichten voll Reinheit und Edelsinn stehen, ja auch unter denen, welche ausschliesslich von der Liebe handeln, finden sich nicht wenige Beispiele von seltener Keuschheit, Treue und Ehrbarkeit. Überdies war der Meister ehrlich genug, jeder Geschichte ihren kurzen Inhalt in Überschriften voranzustellen, so dass, wer gewisse Dinge verabscheut, die davon handelnden Novellen ungelesen überschlagen kann.
Ein besonderer Vorwurf wird ungerechter Weise dem Dekameron darüber gemacht, dass die einzelnen Geschichten von Erzählern beiderlei Geschlechts berichtet werden und dass die jungen Damen nicht nur manche derbe Posse mit anhören, sondern auch selbst solche erzählen. Mir ist zwar nicht bekannt, weshalb die Frauen so viel mehr als die Männer vor jenen Dingen Scheu haben sollten, auch kann man jeden Tag sehen, dass dem in Wirklichkeit nicht so ist; dennoch hat auch hierfür der Meister sich fein und deutlich entschuldigt, indem fast jede Novelle im Beginn oder am Schlusse einleuchtend erklärt, warum und in welcher Absicht sie erzählt sei. Die Einführung der Erzählungen heiklen Inhalts hat Boccaccio auf eine ungemein heitere und kluge Weise gegeben. Unter den drei Jünglingen der Gesellschaft befindet sich einer namens Dioneus, ein Witzemacher, Spötter und Schalk vom reinsten Wasser. Dieser nun ist der erste, welcher am ersten Tage es wagt, eine sogenannte saftige Geschichte vorzutragen, und er behält sich das Recht vor, ohne Zwang jedesmal gerade das zu erzählen, was er im Augenblick besonders unterhaltend fände. Dieser Dioneus fährt denn auch stets, ohne sich sonderlich an das vorgeschlagene Thema zu halten, in der begonnenen Art fort, und unter den zehn von ihm erzählten Novellen sind nur zwei, die nicht anstössig wären, und auch von diesen beiden ist noch die eine, obwohl frei von Liebesabenteuern, voll von anderen kräftigen Scherzen und Spöttereien.
Die erste von Dioneus erzählte Posse, worin ein Mönch sich in die Liebe einer Dirne mit dem Abte teilt, erregt bei den Damen Erröten und Schelten. Allmählich wagen es nun auch die beiden anderen Jünglinge, Ähnliches vorzutragen, bei den Mädchen überwiegt bald das Gelächter den Unwillen, und nach und nach entschlüpft auch ihnen da und dort eine derbe Historie, bis am Ende die Scheu ganz überwunden ist und alle ihren natürlichen Eingebungen folgen, so dass zuletzt auch von den Damen jede wenigstens eine oder zwei derartige Anekdoten zum Besten gegeben hat. Dioneus freilich bleibt hierin obenan, nicht nur was die Anzahl, sondern auch was die Stärke seiner Possen betrifft. Welcher Novelle in dieser schlimmen Hinsicht der Vorrang gebühre, mag jeder für sich entscheiden. Aber auch davon abgesehen, dass alle diese von der sinnlichen Liebe handelnden Stoffe mit vieler Schönheit und Kunst vorgetragen werden, sind Reden und Benehmen der zehn jungen Leute im übrigen so ehrbar und tadelfrei, dass man wohl sehen kann, wie Reden und Tun zweierlei Dinge sind und wie Freimütigkeit sich mit guter Sitte sehr wohl verträgt. Darin könnte sogar mancher von den Erzählern der hundert Novellen viel Nützliches lernen.
Im Ernst möchte ich keinem klugen Leser raten, die unanständigeren Novellen des Dekameron völlig zu überschlagen. Wer selbst von guter und reinlicher Natur ist, wird gewiss das wirklich Unsäuberliche von selber liegen lassen. Davon abgesehen, offenbart sich aber gerade in einigen der derberen Geschichten die Art des Boccaccio am besten, so dass man in ihnen ebenso die grosse Anschaulichkeit und Wahrheit der Darstellung wie die Lebendigkeit der Sprache bewundern muss. Es sind von Alters her die Florentiner in Witzworten, Anspielungen und schalkhaften Wendungen der Rede sehr geübt gewesen und sind es auch heute noch in hohem Grade. Da nun Boccaccio in jenen Anekdoten und Possen durchaus dieselbe Sprache redet wie das florentinische Volk auf der Gasse, zeigen dieselben ihrem Inhalte zum Trotz häufig eine Anmut und Natürlichkeit, welche fast nie von anderen Schriftstellern erreicht wurde.
Wer noch weiteres zur Verteidigung des armen Giovanni gegen fromme Vorwürfe für notwendig hält, möge seine eigenen Rechtfertigungen lesen, welche am ausführlichsten in der Einleitung, sowie in der Vorrede zum vierten Tage und im Epilog sich finden. Wohl dem, der dessen nicht bedarf und sich frohen Herzens des dargebotenen reichen Genusses erfreut!
Übrigens sind die Novellen des Boccaccio vor Zeiten keineswegs vornehmlich deshalb so getadelt worden, weil sie öfters in freimütiger Weise von den Vergnügungen der Liebe handeln; denn von diesen Dingen wurde in jenen Zeiten viel natürlicher und freier gesprochen, als es heute Sitte ist, wo man zwar in allen Verderbtheiten grosse Übung hat, aber davon zu reden sich gewaltig scheut. Auch ist sowohl die deutsche wie die englische Literatur der älteren Zeit reich an Unflätereien, neben welchen die bösesten Stellen des Boccaccio noch wie Gebete klingen.
Vielmehr zielten die vielen Anklagen damaliger Zensoren fast ausschliesslich darauf, dass im Dekameron häufig, wie man meinte, die heilige Religion und Kirche angetastet und verhöhnt werde. In dieser Hinsicht ist nun freilich die heutige Zeit weniger eilig zum Verdammen geneigt.
In Wirklichkeit findet man in dem ganzen Werke keine noch so kleine Stelle, welche wider die Religion gerichtet wäre oder die Absicht hätte, sie zu verspotten. Im Gegenteil ist öfters von göttlichen Gesetzen und vom christlichen Glauben in den aufrichtigsten und gläubigsten Ausdrücken die Rede. So wird auch von der Gesellschaft der Zehne jedesmal der Freitag und Samstag mit Strenge gefeiert, und an diesen Tagen hören wir weder von Geschichtenerzählen noch von sonstigen Lustbarkeiten. Was aber uns heute billig und gerecht erscheint, damals jedoch zu grosser Verdammung gereichte, das ist der Umstand, dass Boccaccio bei jeder Gelegenheit von Priestern, Mönchen und Nonnen, auch von Äbten, Bischöfen, Prioren und hohen geistlichen Herren mit der kühnsten Freimütigkeit gesprochen hat. Er tat dieses teils, indem er die unanständigen und lasterhaften Handlungen, wenn er solche berichtet, fast immer solchen Klerikern in die Schuhe schob, teils redete er aber auch unverhüllt in den strengsten und heftigsten Ausdrücken über Priester und Mönche. Von diesen sagt er, ausser an vielen anderen Orten, in der siebenten Novelle des dritten Tages:
„Sie schreien über die Üppigkeit gegen die Männer, damit, wenn sie diese sich vom Halse geschafft haben, die Weiber für die Schreier zurückbleiben. Sie verdammen den Wucher, damit sie, wenn der Sünder durch ihre Hände den ungerechten Gewinst zurückerstattet, sich vorher daraus die weitesten Kutten machen lassen und Bistümer und Prälaturen kaufen können. Sie predigen lauter Gutes — aber warum? Damit sie selbst das tun können, was, wenn sie es den Weltlichen nicht verböten, sie nicht tun könnten! Wenn du den Weibern nachläufst, so kann der Frater nicht bei ihnen ankommen. Wenn du nicht geduldig bist und Beleidigungen vergibst, so darf der Frater es nicht wagen, dir in's Haus zu dringen und deine Familie zu beschmutzen. Ich habe in meinem Leben tausende von ihnen gesehen, welche nicht allein weltliche Frauen, sondern auch solche aus den Klöstern liebten, verführten und besuchten, und das waren jene, die den meisten Lärm auf den Kanzeln machten.“
Von den allerhöchsten Kirchenfürsten aber handelt die von Neiphile erzählte zweite Novelle des ersten Tages. Nämlich einem reichen und redlichen jüdischen Kaufmann zu Paris, namens Abraham, liegt sein Herzensfreund dringlich an, er möchte doch die Taufe nehmen und Christ werden, um nicht der ewigen Seligkeit dereinst ledig zu bleiben. Der Jude, als ein sehr verständiger Mann, sieht dessen Richtigkeit wohl ein und beschliesst, nach Rom zu reisen und daselbst des Papstes und der Kardinale Art und Sitten wohl zu beobachten, ob sie wirklich als die Hüter und Verkündiger eines so erhabenen Glaubens zu schätzen seien. Vergebens sucht der erschrockene Freund, welcher allzuwohl weiss, wie es in Rom aussieht und zugeht, ihn abzuhalten. Abraham besteht auf seinem Entschluss und zieht nach Rom, und was er dort zu sehen bekommt, ist Laster über Laster, Habgier, Herrschsucht, Neid, Wollust, Unflat und derlei mehr. Allein der kluge Jude, da er endlich wieder nach Paris heimkehrte, lässt sich zum unendlichen Erstaunen seines Freundes trotzdem taufen. Denn, sagt er, wenn der Papst und alle seine Oberhirten und Unterhirten seit langer Zeit alle statt Gotte dem Teufel dienen und sich Mühe geben, Christi Lehre in den Kot zu treten, diese aber dennoch besteht und lebt und sich ausbreitet, so muss sie wahrlich von Gott sein, sonst wäre sie längst ertötet und von der Erde verschwunden.
Ich weiss nicht, ob diese Anekdote jemals dem Doktor Luther zu seiner Zeit bekannt worden ist. Wenn er sie aber gehört hat, so weiss ich gewiss, dass er seine grosse Lust daran gehabt hat.
Zum Schönsten und Holdesten, was im Dekameron, ja überhaupt bei irgend einem berühmten Dichter zu finden ist, zählen jene Novellen, in welchen die Schicksale tragischer Liebe, und jene, in welchen Taten des Edelsinns und der Seelengrösse berichtet werden. Schon Petrarca, welcher im übrigen kein grosser Bewunderer des Dekameron war, hat an einer derselben (es ist die letzte Novelle, die zehnte des zehnten Tages) ein solches Gefallen gefunden, dass er sie nicht bloss jedermann und immer wieder erzählte, sondern sie auch, zum Zwecke weiterer Verbreitung, mit eigener Mühe ins Lateinische übersetzt hat. Nicht minder schön und rührend ist jene schon erwähnte Erzählung vom Basilikumtopfe, handelnd von der Liebe und dem Tode zweier unschuldiger junger Leute, welche nicht nur jenes Bild des Malers Millais, sondern auch eine schöne Dichtung, verfasst von dem Engländer Keats, veranlasst hat.
Vielleicht das Zarteste und Edelste aber, das man sich nur ersinnen kann, ist die Geschichte, welche am fünften Tage Fiammetta erzählt, von dem jungen Edelmanne Federigo Alberighi und seinem Falken. Es würde mir eine Sünde scheinen, diese Novelle anders als mit des Boccaccio eigenen Worten wieder zu erzählen, wozu hier nicht der Ort ist. Diese Erzählung stellt, ohne ein einziges überflüssiges Wort, eine edle und treue Liebe dar, welcher kein Opfer je zu gross ist, und ist mit einer so feinen, wehmütigen Einfalt erzählt, dass es schwerlich sonst je einem Dichter gelungen ist, mit so bescheidenen Worten das Herz des Zuhörers so mächtig zu ergreifen.
Ungemein lieblich erscheint mir auch der kleine Traum eines Liebenden, welchen in der sechsten Novelle des vierten Tages Gabriotto träumte. Ihm war im Traum, als wandle er mit seiner Geliebten irgendwo im Freien umher, und diese friedvolle Lust erschien ihm in einem merkwürdigen Bilde, wie er erzählt: „Es kam mir vor, als befände ich mich in einem schönen und reizenden Walde, in welchem ich jagte und eine so schöne, liebliche Hindin gefangen hatte, wie man nur je eine gesehen hat; es schien mir, als wäre sie weisser wie Schnee und mir in kurzer Zeit so zahm geworden, dass sie sich gar nicht von mir trennte. Dagegen kam es mir vor, als wäre sie mir auch so lieb geworden, dass, ob sie gleich nicht von mir ging, sie ein goldenes Halsband um den Hals zu tragen schien, das ich an einer goldenen Kette in den Händen hielt.“ — In eben derselben Erzählung ist es überaus schön und rührend zu lesen, wie ein Mädchen ihren toten Geliebten auf ein feines Tuch aus Seide legt, ihm einen Kranz von Rosen um die Stirne flicht und auch den ganzen Leichnam über und über mit Rosen zudeckt.
Neben solchen Schönheiten findet man aber auch eine Menge von merkwürdigen Schilderungen sowohl aus der Natur, wie aus dem Leben der Menschen. Über die Verpflichtungen und Gewohnheiten der Kaufleute in fremden Seestädten, wie sie ihre Ware im Hafenmagazin unterbringen und versichern, berichtet die Einleitung der Novelle von Salabaetto (achter Tag, zehnte Novelle). In derselben Geschichte erfährt man auch einiges über das Leben und Gebahren der schlauen und betrügerischen Dirnen von Palermo. Von dem so sehr berühmten Maler Giotto kommt eine Anekdote in der fünften Novelle des sechsten Tages vor. Von einem Pfleger und Kenner reiner toskanischer Weine, welche auch heute noch so köstlich munden, hören wir am selben Tage in der zweiten Novelle. Eine prächtige Beschreibung köstlicher Tafelfreuden im Freien, wobei die nötigen Fische unter den Augen der Gäste im Gartenteich von schönen Mädchen mit der Hand gefangen werden, findet man in der sechsten Novelle des zehnten Tages.
Auch von Zauber- und Schlafmitteln, Arzneien und Kuren, sowie von Schwarzkünstlern und Taschenspielern ist hier und dort die Rede, nicht weniger von Reise und Schiffahrt, von Bettlern, von Künstlern, von Spassmachern und Schmarotzern bei Hofe, von Jagd und Tanz, vom Verlieben durch Hörensagen, von Hochzeiten und Festen, von Richtern und Henkern. Wenn einer über die Beschäftigungen und Lebensweise der verschiedensten Menschen und Stände zu jener Zeit Genaues erfahren will, der wird in den sämtlichen Werken der Gelehrten nicht so viel finden und lernen wie in diesem Buche, welches das Treiben und Gebahren der Menschen von damals treuer und deutlicher als ein Spiegel vor unsre Augen stellt. Dazu gehört auch seine Schilderung der schrecklichen Pest, welche mit Recht als ein Meisterstück angesehen wird. Der berühmte Herr Machiavelli, da er am Ende des zweiten Buches seiner Istorie Fiorentine dieser Schreckenszeit, gedenkt, enthält sich einer weiteren Beschreibung und redet nur von „der Pest, welche Messer Boccaccio mit so herrlicher Beredsamkeit geschildert hat und durch welche die Stadt mehr als 96000 Einwohner verlor.“ Und sicherlich hat selten ein so entsetzliches Unglück eine so köstliche Frucht getragen wie die grosse Pest von Florenz, zu deren Andenken das Dekameron geschrieben worden ist.
Nachdem wir betrachtet haben, in welcher Weise Boccaccio von der Liebe, von der Religion, von edlen Taten und vom täglichen Leben aller Stände redet, bleibt übrig, zu einem fröhlichen Schlusse auch noch der Schelmenstücke, Witzworte und Possen des Zehntagebuches zu gedenken. Was diese betrifft, so kann man sagen, dass in den Schwänken des Dekameron der witzige Florentiner Geist sich selber übertroffen habe. Denn wenn schon ohnehin die Florentiner jederzeit Freunde von Schalkspossen als auch wahre Muster im Erzählen derselben und in sonstigen Witzen gewesen sind, so hat Boccaccio diese muntere Kunst wahrhaft unübertrefflich verstanden. Unter denjenigen seiner Nachfolger, welche ihm mit dem grössten Glücke nacheiferten und es ihm in manchem gleichzutun schienen, hat kein einziger in so hohem Masse diese Gabe besessen, komische Dinge in wenigen Worten mit Grazie und feinem Humor vorzutragen.
Auf diesem Gebiete hat es dem Dichter gewiss noch weniger als auf anderen an Stoff gemangelt, denn an Witzbolden, Schelmen, Schalksnarren und ihren Stücklein ist die Stadt Florenz schon von frühen Zeiten her unglaublich reich gewesen, und auch jetzt noch hört man in ganz Italien nirgends so viele drollige oder bissige Scherzworte, Schimpfnamen, Spottreden und Wortspiele wie in Florenz, und es ist gut, dass die Fremden sie nicht alle verstehen. Von zahllosen Beamten, Malern, Gelehrten, Baumeistern, Goldschmieden, Bildhauern und andern hochberühmten Florentinern sind uns aus allen Jahrhunderten eine Menge von Streichen und lustigen Anekdoten überliefert. Man braucht sich nur etwa an Brunelleschi, den Erbauer der Domkuppel, zu erinnern, der die fabelhafte Ulkerei mit dem dicken Tischler anstellte, oder an den grossen Lorenzo dei Medici, genannt il Magnifico, welcher zu seinen Zeiten einer der berühmtesten Fürsten der ganzen Welt gewesen ist und doch noch Zeit und Laune genug hatte, um mit grösster Überlegung dem Arzt Manente einen höchst durchtriebenen und gründlichen Streich zu spielen, wie es uns Herr Antonio Francesco Grazzini, beigenannt il Lasca, erzählt hat.
So gab es auch zu Boccaccios Zeiten manche Streichemacher in seiner Vaterstadt, und unter ihnen standen, neben dem lustigen Witzbold Michele Skalza, obenan die beiden Maler Bruno und Buffalmacco, samt ihrem Freunde Maso del Saggio. Diese haben teils ihrem sehr einfältigen Freunde Calandrino, der gleichfalls ein Maler war, teils dem Arzte Simone, teils anderen, eine Menge Schabernack angetan. Denn kaum hat am achten Tage des Dekameron das Fräulein Elisa ein Stücklein von ihnen erzählt, so fallen sogleich mehreren Zuhörern andere solche Streiche der beiden ein, welche sie unter vielem Gelächter mitteilen. Diesen Kameraden Bruno und Buffalmacco gelang es einst, dem guten Calandrino ein fettes Schwein zu stehlen, ihm weis zu machen, er hätte es sich selber gestohlen, und sich von ihm noch dafür bezahlen zu lassen, dass sie reinen Mund hielten. Damit nicht genug, machten sie ihn ein andermal in eine Dirne verliebt, knöpften ihm Geschenke für dieselbe ab und holten dann, als er endlich sich seiner Liebe erfreuen wollte, im fatalsten Augenblick seine wütende Frau herbei. Was soll man aber dazu sagen, dass sie bei einer anderen Gelegenheit es verstanden, diesem selben Calandrino einzubilden, er sei schwanger, und ihn, nicht ohne ein ordentliches Entgelt dafür zu nehmen, nach einigen Tagen durch eine Schüssel Haferschleim vor der Niederkunft bewahrten?
Ewig unvergesslich und lächerlich aber ist des famosen Dioneus Historie von Bruder Zippolla, die er am sechsten Tag erzählt. Dies Stücklein spielt in Certaldo, der Heimat des Hauses Boccaccio. Der Bruder Zippolla ist, um die guten Einwohner wieder einmal ordentlich zu schröpfen, zum Almosensammeln nach Certaldo gekommen und hat den Bauern versprochen, er werde ihnen in der Kirche eine wunderbare Reliquie zeigen, nämlich eine Feder des Engels Gabriel. Indes er aber die Messe liest, entwenden ihm einige Spassvögel die mitgebrachte Papageienfeder und legen statt derselben ein paar Kohlen in sein Kästchen. Alsdann hält er eine herrliche Predigt zum Preise des Engels Gabriel, wie er aber die Feder nehmen und vorzeigen will, findet er sein Reliquienkästchen voller Kohlen. Sogleich beginnt er eine neue Rede, worin er eine schwindelhafte Reise durch allerlei Schlaraffenländer erzählt, wobei er bis zum Patriarchen von Jerusalem gelangt. Dann fährt er fort:
„Der Patriarch zeigte mir so viele heilige Reliquien, dass ich sie unmöglich alle herzählen kann. Doch um Euch nicht ganz trostlos zu lassen, will ich wenigstens von einigen sagen. Er zeigte mir zuerst die Zehe des heiligen Geistes, so ganz und unversehrt, wie sie nur je gewesen ist, und den Haarbüschel des Seraph, der dem heiligen Franziskus erschien, und einen der Fingernägel der Cherubim, und eine der Rippen des beiläufig zu Fleisch gewordenen Verbum, und etliche der Kleider des allein selig machenden Glaubens, und einige von den Strahlen des Sternes, der den drei Weisen aus Morgenland erschien, und ein Fläschlein voll Schweiss von dem heiligen Michael, als er mit dem Teufel stritt, und noch anderes mehr. Und weil ich ihm einen Gefallen tat, schenkte er mir einen von den Zähnen des heiligen Kreuzes, und in einer kleinen Flasche etwas von dem Tone der Glocken im Tempel Salomonis, die Feder des Engels Gabriel, ausserdem aber gab er mir noch einige Kohlen von denen, auf welchen der allerheiligste Märtyrer Sankt Laurentius gebraten wurde.“
Und so noch lange weiter. Dann zeigt er den ergriffenen Landleuten statt der Papageienfeder die Kohlen und erntet reiche Gaben. Die Leute drängen sich inbrünstig gegen den Altar, um die Reliquie nahe zu sehen, und Bruder Zippolla malt jedem ein grosses, fettes Kohlenkreuz aufs schöne Sonntagskleid.
Weltberühmt ist ja auch der Einfall jenes Kochs, welcher in der Küche das eine Bein eines gebratenen Kranichs wegnimmt, was sein Herr bei Tische mit Zorn bemerkt. Der Koch in seiner Angst behauptet, es sei eine Eigenschaft der Kraniche, dass sie nur ein Bein hätten. Nachher geht der Herr mit ihm ins Freie, wo sie bald einige Kraniche erblicken, die alle auf einem Beine stehen. „Seht Ihr wohl?“ sagt der Koch freudig. Da klatscht der Herr in die Hände, so dass die Vögel flüchten und dabei ihre beiden Beine zeigen. „Schau, dass Du gelogen hast!“ ruft er zornig und will den Koch züchtigen. Der sagt jedoch: „Herr, es ist Euer Fehler. Hättet Ihr vorher bei Tische auch so geklatscht, gewiss hätte dann auch jener Kranich ein zweites Bein herausgestreckt.“ Der Herr muss lachen und kann nicht umhin, ihm zu verzeihen.
Es nimmt kein Ende. Da ist die wunderliche Geschichte von der Priesterhose (Tag IX, Nov. 2), des Skalza Witz von den „Baranci“ (Tag VI, Nov. 6), die tolle Nachtherberge im Mugnone-Tal (Tag IX, Nov. 6) und eine Menge anderer. Wenn man sie liest und sein unendliches Vergnügen daran hat, könnte man wohl zuweilen meinen, es passierten heutzutage niemals mehr so drollige und gepfefferte Geschichten. Aber dem ist freilich nicht so, sondern diese Sorte von Abenteuern ist unsterblich, und ich selber könnte Euch mancherlei von dieser Art, was ich selber erlebt und gesehen habe, erzählen, wenn ich von der herrlichen Kunst und Gabe des grossen Giovanni Boccaccio auch nur den zehnten Teil besässe.
Neue, vollständige Taschenausgabe in drei Bänden unter Zugrundelegung der Schaumschen Übertragung von 1823; durchgesehen und vielfach ergänzt von D. Carl Mehring. Zweifarbiger Titelrahmen und Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Gewöhnliche Ausgabe auf feinem dünnem englischen Papier. Preis brosch. M. 10.—, in drei braune Lederbände gebunden M. 15.—.
Diese, von berufenster Hand durchgesehene und vielfach ergänzte neue Ausgabe ist die einzig vollständige im Handel befindliche. Äusserlich wird dieselbe in handlichster und bequemster Form eine Freude sein für jeden, der ein Bücherherz hat.
Bd. I. Der grosse Schröder von Prf. B. LitzmannBd. II. Bayreuth von Prf. W. GoltherBd. III. Josef Kainz von Ferd. GregoriBd. IV. Albert Niemann von Prf. R. SternfeldBd. V. Das Burgtheater von Dr. Rud. LotharBd. VI. Adalbert Matkowsky von Philipp Stein
Wilhelmine Schröder-Devrient von Dr. C. HagemannGoethe als Theaterleiter von Philipp SteinLudwig Barnay von Dr. Heinr. StümckeLessing als Dramaturg von Prf. B. LitzmannDas Cabaret von Dr. Hanns H. EwersDie Devrients von Dr. H. H. HoubenIffland von Dr. E. A. RegenerLaube und Dingelstedt von Dr. C. HagemannDas Théatre français von A. Moeller-BruckDie Meininger von Karl Grube
Band I-VI und VIII sind von Franz Hermann Meissner, Band VII von Jarno Jessen
Herrosé & Ziemsen, Wittenberg.
Hesse Hermann : Boccaccio , Demian, Knulp, Peter Camenzind, Siddhartha,
Hellenica World Literatur, Deutsch