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Oskar (Friedrich Heinrich) Obier (* 23. August 1876 in Militsch/Schlesien; † 8. August 1952 in Stuttgart), mit Künstlername Oscar Obier, war ein deutscher spätimpressionistischer Maler der Stuttgarter Schule von Reiniger und Pleuer. Er schuf Ölbilder nach Werken alter Meister, Porträts, Landschaftsbilder und Elfenbeinmalerei in Miniaturformat.

Biografie

Obier fand im Schulalter zur Malerei. Er wurde im Konfirmandenunterricht vom Superintendenten Daechsel entdeckt und vom Militscher Grafen und Kunstmäzen Andreas von Maltzan gefördert.

1896 begann Obier das Studium an der Königlichen Kunst- und Gewerbeschule in Breslau bei Eduard Kaempffer. 1899 belegte er an der Akademie der Bildenden Künste in München zuerst die Malschule von Carl von Marr und wurde anschließend von Ludwig von Herterich ausgebildet. 1902 und 1903 unternahm er eine Studienreise nach Italien, insbesondere nach Florenz. 1904 setzte er sein Studium an der Kunstakademie Stuttgart unter Robert von Haug (1857–1922) fort und beendete es 1908. Seit 1906 lebte und arbeitete Obier in Stuttgart.

Früh entstanden Ölgemälde seiner Heimat Militsch. Seine Werke wurden in Breslau ausgestellt.

Während seines Studiums begann Obier, sich intensiv mit alten Meistern zu beschäftigen, u.a. mit Rembrandt, Rubens und Velasquez. 1906 entstand nach mehreren Vorstudien das bedeutende Triptychon „Die große Anatomiestunde“, heute im Kunstmuseum Stuttgart.

In dieser Zeit entstanden zahlreiche Porträts, Kohle-, -Feder-, Bleistiftzeichnungen und Radierungen.

1909 veranstaltete der Württembergische Kunstverein Stuttgart eine erste Ausstellung des Künstlers.

Das 1912 entstandene Ölgemälde „Das Modell“ machten Kunstfreunde in den Ländern am Rhein dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt zum Geschenk.

1912 heiratete Obier die Kasseler Kinderbuchautorin und Sängerin Friederike Goßmann. Sein einziges Kind wurde 1915 geboren. Nach Rückkehr aus dem Krieg 1918 ließ er sich scheiden.

1913 nahm er an der „Großen Kunstausstellung Stuttgart“ anlässlich der Einweihung des neuen Kunstgebäudes des Stuttgarter Künstlerbundes teil und fand in Kunstbüchern von Julius Baum und Wilhelm Schäfer Erwähnung.

Erstmals beschäftigte sich der Künstler 1921 mit der Elfenbein–Miniaturmalerei, einer mit Lupe zu erledigenden Aquarellmalerei, bei der dünne, zumeist oval geformte Elfenbeinplättchen als Bildträger dienen.

Zu Märchen (Manfred Kyber, Die drei Lichter der kleinen Veronika) und Erzählungen (B. Ris, Herbstzeitlose) entstanden ab 1929 „farbige Illustrationsgedanken“, zarte Aquarell–Serien.

Oskar Obier war Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[1] Er nahm regelmäßig an Kunstausstellungen im Stuttgarter Raum teil. Viele seiner Gemälde wurden an Stuttgarter Museen verkauft. Er wurde Mitglied im Württembergischen Kunstverein Stuttgart, im Ausstellerverband Künstlerbund Stuttgart und im Verband Bildender Künstler Württemberg.

Nach 1944 lebte er in Heumaden und Sillenbuch, wo er 1952 nach längerer Krankheit starb.
Werke (Auswahl)

1900, „Blick auf den Staffelsee“, Öl/Leinwand, Privatbesitz
1902, „Selbst – Tirol. Eppan-Girlan“, Öl/Leinwand
1905, „Der alte Schneidermeister“, Öl/Leinwand, Kunstmuseum Stuttgart
1905, „Josephine Bock. Seemos – Bodensee“, Federzeichnung
1906, „Die große Anatomiestunde“, Triptychon, Öl/Leinwand, Kunstmuseum Stuttgart
1906, „Junges Mädchen (Frl. Weller)“, Federzeichnung
1908, „Selbst vor der Staffelei“, Bleistiftzeichnung, Privatbesitz
1909, „Der Phantast“, Öl/Leinwand, Kunstmuseum Stuttgart
1909, „Isaaks Opferung“, Öl/Leinwand
1911, „Das Modell“, Öl/Leinwand, Hessisches Landesmuseum Darmstadt
1913, „Die Engländerin“, Federzeichnung, Privatbesitz
1913, „Friederike mit Strohhut“, Öl/Leinwand
1920, „Bildnis der Mutter“, Öl/Leinwand, Privatbesitz
1921, „Mein Töchterchen mit 7 Jahren“, Miniatur auf Elfenbein
1929, „Krasper – Ferner“, Kohlezeichnung, Staatsgalerie Stuttgart Graph. Sammlung
1930, „Die kleine Anatomiestunde“, Öl/Leinwand, Staatsgalerie Stuttgart
1930, „Wilhelm Blos (Staatspräsident a.D.)“, Öl/Leinwand, Staatsgalerie Stuttgart/Villa Reitzenstein
1931, „Die drei Lichter der kleinen Veronika“, 16 Aquarelle (nach dem gleichnamigen Roman von M. Kyber), z.T. Privatbesitz, z.T. Kunstmuseum Stuttgart
1931, „Die Herbstzeitlose“, 5 Aquarelle (nach der Erzählung von B. Ris, Die Herbstzeitlose), Privatbesitz
1931, „Junges Mädchen im gelben Kleid“, Öl/Leinwand, Privatbesitz
1933, „Frühling am Bodensee (Überlinger See)“, Öl/Leinwand, Privatbesitz
1934, „Besonntes Haus“, Aquarell, Privatbesitz
1937, „Selbstbildnis“, Öl/Leinwand, Privatbesitz
1939, „Stilleben Pfirsiche“, Öl/Leinwand, Kunstmuseum Stuttgart
1939, „Mozart – Trio“, Öl/Leinwand, Privatbesitz
1940, „Hornschuch“, Miniatur auf Elfenbein
1941, „Der Netzflicker“, Öl/Leinwand, Kunstmuseum Stuttgart
1946, „Die Gundel“, Rötelzeichnung, Privatbesitz
1948, „Herbstbäume“, Aquarell, Privatbesitz
1949, „Meine Zimmerecke“, Öl/Leinwand, Privatbesitz
1949, „Mondschein“, Aquarell, Privatbesitz
o.J., „In den Voralpen bei Mondschein“, Öl/Leinwand, Kunstmuseum Stuttgart
o.J., „Magnolienblüte in der Wilhelma“, Öl/Leinwand, Privatbesitz

Ausstellungen
Einzelausstellungen

1909 Oskar Obier Württ. Kunstverein Stuttgart
1915 „Christoph H. Drexel und Oskar Obier“ Folkwang Museum Essen

Beteiligung an wichtigen Ausstellungen

1913 Große Kunstausstellung Stuttgart zur Einweihung des Kunstgebäudes des Stuttgarter Künstlerbundes
1914 Kunstausstellung des Württ. Kunstvereins Stuttgart
1914 Internationale Ausstellung in der Kunsthalle Bremen 1914 (01.02.–31.03.1914)
1927 Jubiläumsausstellung des Württ. Kunstvereins Stuttgart anlässlich seines hundertjährigen Bestehens
1932 Ausstellung Stuttgarter Künstlerbund
1938 Schlesische Kunstausstellung des Württ. Kunstvereins Stuttgart
1948 Weihnachtsausstellung Württ. Kunstverein Stuttgart
1949 Ausstellerverband Künstlerbund Stuttgart
1949 Ausstellung Württ. Kunstverein Stuttgart
1949, 1950, 1951 Wanderausstellungen Verband bild. Künstler Stuttgart
2009 Drei. Das Triptychon in der Moderne. Kunstmuseum Stuttgart
2015 Die Schärfe der Bilder. Die Radierung im Umkreis der Stuttgarter Akademie. Städt. Galerie Bietigheim-Bissingen

Literatur
Bücher, Lexika, Verzeichnisse

Back, F.: Verzeichnis der Gemälde. Großherzoglich Hessisches Landesmuseum in Darmstadt., Darmstadt 1914, S. 233
Baum, Julius: Die Stuttgarter Kunst der Gegenwart, Stuttgart 1913, S. 59–60, 300
Bénézit, Emmanuel: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs...,: 8 T., Paris 1955, S. 402
Bénézit, Emmanuel: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs..., Nouv. Ed. T.I., 10 T., Paris 1976, T 7, S. 774
Bénézit, Emmanuel: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs... : 14 T., Paris 1999, T 10, S. 313
J. Busse: Internationales Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts. – Busse – Verzeichnis -, Verlag Busse Kunst Dokumentation GmbH, Wiesbaden 1977, S. 916
Gorenflo, R.M.: Verzeichnis der Bildenden Künstler von 1880 bis heute. Ein biographisch - bibliograph. Nachschlagewerk zur Kunst der Gegenwart. Rüsselsheim 1988, Bd. 2, S. 604
Malerei 1800 bis um 1900. Teil 1. Bearb. v. Gabriele Howaldt. Hrsgb: Hess. Landesmuseum Darmstadt u. Dr. Hans Peters Verlag, Hanau 1979, S. 78 und Foto Nr. 76
Nagel, Gert K.: Schwäbische Maler, Bildhauer und andere Künstler – Ein illustriertes Künstlerlexikon der letzten 200 Jahre. Stuttgart 1975, S. 116
Nagel, Gert K.: Schwäbisches Künstlerlexikon. Vom Barock bis zur Gegenwart. Kunst & Antiquitäten Verlag München 1986, S. 90
Schäfer, Wilhelm: Bildhauer und Maler in den Ländern am Rhein, Düsseldorf 1913, S. 71, 84 und 168
Schweers, Hans F.: Gemälde in deutschen Museen. Katalog der ausgestellten und depotgelagerten Werke, 3. Ausgabe, Saur München 2002, Teil I, Bd. 3, S. 1447
Oskar Obier. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 25, E. A. Seemann, Leipzig 1931, S. 551.

Ausstellungskataloge

Zeichner im südwestdeutschen Raum von 1900 bis 1945. Aus eigenem Besitz. Ausstellung 30. Juni bis 22. August 1976. Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, Stuttgart 1976, Nr. 89
Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts in Baden-Württemberg. 25 Jahre Galerie der Stadt Stuttgart im Kunstgebäude. Erwerbungen seit 1961. Ausstellung 6. Februar bis 9. März 1986. Galerie der Stadt Stuttgart, Stuttgart 1986, S. 99
Drei. Das Triptychon in der Moderne. Ausstellung 7. Februar bis 14. Juni 2009. Kunstmuseum Stuttgart. S. 66–69, 311
Die Schärfe der Bilder. Die Radierung im Umkreis der Stuttgarter Akademie. Ausstellung 24. Juli bis 11. Oktober 2015. Städt. Galerie Bietigheim-Bissingen. S. 054-055

Zeitungen, Zeitschriften

„Oskar Obier im Württ. Kunstverein“. Deutsches Volksblatt, Stuttgart, Jg. 61, Nr. 231 vom 11. Oktober 1909, S. ?
„Württembergischer Kunstverein: Oskar Obier und Martin Nicolaus“. Schwäb. Merkur 15. Oktober 1938
„Schlesische Kunstausstellung. Eine Betrachtung zur Ausstellung im Württ. Kunstverein.“ Völkischer Beobachter 10. Oktober 1938
„Zu den Bildern von Obier, Planck, von Heider, Hoffmann und H.E. Braun-Kirchberg.“ Das Bild 1939, S. 114–118
„Zwei bekannte Maler gestorben.“ Stuttgarter Nachrichten 11. August 1952, Nr. 183, S. 5
„Oscar Obier gestorben.“ Stuttgarter Zeitung 11. August 1952
NN, „Kunstmaler Oskar Obier“. Militsch-Trachenberger Kreis- u. Stadtblatt 1954, Nr. 7, S. 2
Bärbel Röhricht, „Oskar Obier – ein Militscher Kind. Zu seinem 25. Todestag am 8.8.1977.“ Militsch-Trachenberger Kreis- u. Stadtblatt 1977, Nr. 287, S. 4
NN, Zum 40. Mal jährte sich am... Militsch–Trachenberger Kreis- u. Stadtblatt 1992, Nr. 9, S. ?
Chr. E. Palmer/T. John: Drei Staatspräsidentenporträts in der Villa Reitzenstein. Schwäbische Heimat 2005/2, S. 202-213

Einzelnachweise
kuenstlerbund.de: Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes seit der Gründung 1903 / Obier, Oskar (abgerufen am 30. November 2015)

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