Carl Christian Vogel von Vogelstein
Zeichnungen
Porträt des Ernst Ferdinand Oehme
Porträt des Friedrich Overbeck
Carl Christian Vogel, seit 1831 Vogel von Vogelstein (* 26. Juni 1788 in Wildenfels, Kursachsen; † 4. März 1868 in München), war ein deutscher Maler.
Leben
Der Sohn des durch Porträts und Kinderbilder bekannt gewordenen Malers Christian Leberecht Vogel wurde schon früh vom Vater unterrichtet. Ab 1804 besuchte er die Kunstakademie in Dresden, wo er viele Bilder der Gemäldegalerie kopierte und auch mit ersten eigenen Porträts hervortrat.
1807 zog er auf Einladung des Barons Carl Otto von Löwenstern, dessen Kindern er in Dresden Zeichenunterricht gegeben hatte, nach Dorpat in Livland. 1808 zog er nach Sankt Petersburg, wo er im fürstlich Gagarin'schen Palais ein Atelier einrichtete und erfolgreich Adlige und Diplomaten porträtierte.
1812 hatte Vogel genug Mittel beisammen, um eine lang ersehnte Reise nach Italien antreten zu können. Auf dem Weg dorthin machte er in Berlin und Dresden Station, wo er unter anderem seine Eltern und Franz Pettrich porträtierte.
Von 1813 bis 1820 wohnte Vogel in Rom, wo zu dieser Zeit viele deutsche Künstler tätig waren. Zwischen den dort vorherrschenden antikisierenden und romantisierenden Schulen versuchte er einen Mittelweg zu finden. Sein Stil lehnte sich stark den des Malers Raphael Mengs an. In Italien kopierte er eine große Zahl von Gemälden und Wandgemälden alter Meister. Auch bei späteren Reisen vermehrte er seine Sammlung von Kopien und veröffentlichte 1860 dazu sogar einen Katalog.
Neben religiösen Bildern, Landschaftszeichnungen und anatomischen Studien schuf Vogel auch in Rom hauptsächlich Porträts, unter anderem von Bertel Thorvaldsen, Lucien Bonaparte und – im Auftrag des sächsischen Königs – Papst Pius VII. Bei den deutschen Künstlern in Rom war Vogel sehr beliebt, wie eine von Ringseis überlieferte Geschichte illustriert: 1818 erhielt er nach einstimmigen Beschluss seiner Kollegen eine Flasche Rheinwein von 1634, die der bayerische Kronprinz Ludwig der Künstlerschaft als Dank für die künstlerische Ausstattung eines Festsaals gestiftet hatte.
Schon in Petersburg hatte Vogel begonnen, eine Sammlung von Bildnissen zeitgenössischer Berühmtheiten anzulegen. Bis zum Ende seines Lebens entstanden so über 700 Porträts zunächst als Kreidezeichnung, später meist als Bleistiftzeichnung. Da die Porträts dieser Sammlung alle nach dem Leben gezeichnet sind und meist sogar vom Porträtierten mit einem Autogramm versehen wurden, sind sie auch eine bedeutende Quelle für die ikonografische und biografische Forschung zu den porträtierten Personen, zu denen sogar der 75-jährige Goethe gehörte. Für seine Sammlung zeichnet er in Rom u.a. Antonio Canova, Christian Daniel Rauch, Peter von Cornelius, Friedrich Overbeck, Johann Christian Reinhart, Philipp Veit, Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld und Friedrich Rückert. Auch von seiner Sammlung ließ Vogel einen Katalog drucken. Später überließ er sie gegen eine lebenslange Pension König Johann I. von Sachsen. Heute befindet sie sich im Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
1820 wurde Vogel als Nachfolger des ermordeten Gerhard von Kügelgens Professor der Dresdner Kunstakademie. Dort blieb er über 30 Jahre lang ansässig, ging jedoch wiederholt innerhalb Deutschlands und auch international (Paris 1830, London 1835) auf Reisen. In Dresden schuf er neben seiner Lehrtätigkeit weiterhin Porträts (unter anderem von Ludwig Tieck und Friedrich von Raumer), aber auch repräsentative Bilder wie die Deckengemälde für den Speisesaal von Schloss Pillnitz sowie zahlreiche religiöse Bilder (darunter Altarbilder für die Dresdner Hofkirche, im Auftrage des Domherrn von Ampach die Kreuzigung für den Christus-Zyklus im Naumburger Dom und eine Serie von Gemälden zum Leben Mariens in der Schlosskapelle Pillnitz). Nachdem er alle Mitglieder des sächsischen Königshauses porträtiert hatte, wurde ihm 1824 der Ehrentitel „Hofmaler“ verliehen, 1831 wurde er mit dem Namensprädikat „von Vogelstein“ geadelt. Er wurde zum Ehrenmitglied der Akademien von Berlin (seit 1832) und Sankt Petersburg (seit 1833) ernannt; viele weitere Ehrenmitgliedschaften im In- und Ausland folgten.
Von 1842 bis 1844 unternahm er eine zweite längere Italienreise, die ihn nach Rom, Neapel und Pompeii führte. Aus seiner Beschäftigung mit Dante Alighieri entstand das monumentale Bild Dante in seiner Beziehung zur Divina Commedia, das in Italien große Bewunderung erregte und vom Großherzog von Toskana für dessen Palazzo della Crocetta in Florenz angekauft wurde. Ein ähnliches Bild schuf Vogel 1847–1852 zu Goethes Faust, später ein weiteres zu Vergils Aeneis. Das theatralische Pathos dieser Bilder wurde jedoch insbesondere in Deutschland vielfach kritisiert.
1853 wurde Vogel von Vogelstein in den Ruhestand versetzt. Er verließ Dresden und zog nach München. Dort schuf er weiterhin neue Gemälde und Nachschöpfungen eigener, früherer Gemälde. Von München aus reiste er 1856–1857 nochmals nach Rom. 1868 starb er in München.
Vogel hatte 1826 Julie Gensiken, eine Tochter der Schriftstellerin Wilhelmine Gensicken geheiratet. Seine Frau verstarb am 14. April 1828. Vogel hinterließ nur seinen Sohn Johannes Arnolf Leo Vogel von Vogelstein (1827–1889), Dr. jur., K. b. BezGerAss. a.D.
Veröffentlichungen
Verzeichnis der in den Jahren 1814 bis 1857 in Italien von C. Vogel v. V. teils selbst gemachten, teils gesammelten Abzeichnungen und Durchzeichnungen nach altitalienischen Meistern. München 1860
Die Hauptmomente von Goethe's Faust, Dante's Divina Commedia und Virgil's Aeneïs. Bildlich darstellt und nach ihrem innern Zusammenhange erläutert. Fleischmann, München 1861
Literatur
Hyacinth Holland: Vogel von Vogelstein, Karl Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 40, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 135–139.
Rainer G. Richter: Carl Christian Vogel von Vogelstein – Ein Nazarener in Sachsen in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Bd. 15, Dresden 1983
Rainer G. Richter: Sein letzter Aufenthalt war in Dresden-Joseph Rebell zum 200. Geburtstag in: Sächsische Heimatblätter, Zeitschrift für sächsische Geschichte, Denkmalpflege Natur und Umwelt, Heft 2/1988, S. 61–63
Rainer G. Richter: Carl Christian Vogel von Vogelstein. Eine Ausstellung zum 200. Geburtstag. Staatl. Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Neue Meister, Dresden 1988
Rainer [G.] Richter: Carl Christian Vogel von Vogelstein und sein Verhältnis zu Johann von Sachsen. In: Sächsische Heimatblätter, Zeitschrift für sächsische Geschichte, Denkmalpflege Natur und Umwelt. Heft 1/1992, S. 38–44.
Rainer G. Richter: Der Kunst- und Künstlerfreund Johann Gottlob von Quandt und der Maler Carl Christian Vogel von Vogelstein, in: Sächsische Heimatblätter, Zeitschrift für sächsische Geschichte, Denkmalpflege Natur und Umwelt, Heft 6/2002, S. 343–355
Rainer [G.] Richter: Carl Christian Vogel von Vogelstein (1788–1868) und „Die Mitglieder der Dresdener Conferenzen 1850/51“, in: Jonas Flöter, Günther Wartenberg (Hrsg.) Die Dresdener Konferenz 1850/51. Föderalisierung des Deutschen Bundes versus Machtinteressen der Einzelstaaten, Leipzig 2002, ISBN 978-3-935693-70-7
Rainer G. Richter: Die Beziehungen zwischen dem Kunst- und Künstlerfreund Johann Gottlob von Quandt und dem Sächsischen Hofmaler Carl Christian von Vogelstein, in: In: Johann Gottlob von Quandt - Goetheverehrer und Förderer der Künste. Eine Sammlung von Beiträgen. Anläßlich der Grundsteinlegung 1831 auf der „Schönhöhe“ bei Dittersbach vor 170 Jahren und der Wiedereinweihung des restaurierten Freskensaale im Bevedere Schöne Höhe 2001.
Gerd-Helge Vogel: Zwischen erzgebirgischem Musenhof, russischem Zarensitz und deutschrömischer Künstlerrepublik. Carl Christian Vogel (von Vogelstein) und seine Beziehungen nach Rußland. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Berlin und Nürnberg 2001, S. 93–122 (Zusammenfassung)
Ina Weinrautner: Die Sammlung von Porträts von Carl Christian Vogel von Vogelstein in Dresden. Magisterarbeit der Universität Bonn, 1990
Vogel von Vogelstein, Carl Christian. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 34, E. A. Seemann, Leipzig 1940, S. 488–489.
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