Friedrich Overbeck
Gemälde
The Adoration of the Magi
The Selling of Joseph
The Way to Calvary
The Banishment of Hagar
Der Triumph der Religion in den Künsten
Hl. Gabriel gebietet Gottfried die Befreiung Jerusalems
Italia und Germania (Sulamith und Maria)
Porträt des Malers Franz Pforr
Selbstporträt mit Frau und Sohn
Zeichnungen
Christ in the Garden of Gethsemane
Saint Philip Neri
Praying Monk
Aus dem römischen Leben (Familienbild)
Das Kloster Santi Quattro Coronati auf dem Monte Caelio
Frau Nina Overbeck mit Sohn Alfons
Männliche Figur im weiten Mantel
Stehender männlicher Akt im Profil
Stehender männlicher Akt, Rückenfigur
Johann Friedrich Overbeck (* 3. Juli 1789 in Lübeck; † 12. November 1869 in Rom) war ein deutscher Maler, Zeichner und Illustrator. Er gilt als Protagonist der nazarenischen Kunst.
Familiärer Hintergrund
Friedrich Overbeck war ein Sohn des Lübecker Bürgermeisters, Senators, Domherrn, Juristen und Dichters („Komm, lieber Mai, und mache“) Christian Adolph Overbeck (1755–1821) und Enkel des Juristen Georg Christian Overbeck (1713–1786) und dessen Frau Eleonora Maria Jauch (1732–1797).
Ausbildung
Overbeck hatte von jeher gerne gezeichnet, und ein alter Artillerieunteroffizier namens Mau, der auch Zeichenunterricht erteilte, war sein erster Lehrer.[1] Michaelis 1803 war er in die Prima des Lübecker Katharineums gekommen.[2]
Im Jahre 1804, das als das Jahr der künstlerischen Geburt Overbecks betrachtet werden darf, hatte er es, noch nicht fünfzehnjährig, durchgesetzt, dass sein Vater ihn als Schüler zu dem zu jener Zeit in Lübeck lebenden Maler Joseph Nicolaus Peroux brachte. Dieser war es, der in ihm das erste Liebesfeuer zur göttlichen Kunst entfachte.[3] Als er von diesem gelernt hatte, was dieser lehren konnte, [4]
Am 6. März 1806 sein Elternhaus und damit Lübeck für immer verlassend, zog er zur Fortführung seines Studiums an die Akademie der bildenden Künste nach Wien. Dort lehrte Heinrich Friedrich Füger. Aus Unzufriedenheit mit dem an der Akademie gelehrten Klassizismus brach Overbeck 1810 sein dortiges Studium ab und zog gemeinsam mit Franz Pforr und Ludwig Vogel nach Rom.
Wirken in Rom
Schon in Wien hatten die Freunde 1809 nach dem Vorbild der mittelalterlichen Lukasgilden den Lukasbund gegründet, eine Gruppe von Künstlern, die sich der Erneuerung der Kunst im Geist des Christentums aus der Wiederentdeckung alter italienischer und deutscher Kunst heraus widmete. Zu ihnen stießen Philipp Veit und Peter Cornelius.[5] Sie lebten in klösterlicher Gemeinschaft in Sant’Isidoro am Pincio in Rom. Im April 1813 konvertierte Overbeck zur römisch-katholischen Kirche. Ihre Bezeichnung als Nazarener wegen ihrer Haartracht war zunächst spöttisch gemeint, die Bezeichnung „nazarenische Kunst“ wurde aber allgemein gebräuchlich. 1816/17 Durchbruch mit der Ausmalung der Casa Bartholdy, der Residenz des preußischen Gesandten Jakob Ludwig Salomon Bartholdy, durch Overbeck, Cornelius, Veit und Friedrich Wilhelm von Schadow mit Fresken zur Josephslegende (jetzt in der Alten Nationalgalerie, Berlin). 1817–1828 Ausgestaltung des Casino Massimo[6] durch Overbeck, Cornelius, Veit und Julius Schnorr von Carolsfeld. 1826 lehnte Overbeck das Angebot des bayerischen Königs Ludwig I. ab, eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste München zu übernehmen, ebenso wie ein entsprechendes Angebot der Kunstakademie Düsseldorf. 1829 lehnte er auch das Angebot der Leitung des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt am Main ab. Als patriarchalische Gestalt von Freunden und zahlreichen Schülern verehrt, erfüllt von tiefem Glauben, hielt der „katholische Internationalist“ (Jens Christian Jensen) bis zu seinem Tod am konservativen Ideal der frühen Jahre fest, selbst als die religiöse Malerei der Spätnazarener längst durch Nachromantik und Realismus überholt war. Seine Wertschätzung in kirchlichen Kreisen belegt ein persönlicher Besuch Papst Pius IX. in Overbecks Haus in Rom. Darüber hinaus gehörte Overbeck neben dem Maler Johann Michael Wittmer, dem Arzt Clemens August Alertz und anderen dem Vorstand der Erzbruderschaft „Campo Santo Teutonico“ in Rom an. Sein Firm-Patenkind und gleichzeitiger Schwiegersohn,[7] der römische Bildhauer Karl Hoffmann (1816–1872), schuf den Epitaph Overbecks in der Kirche San Bernardo alle Terme in Rom.
Unter Anton de Waal versuchte die Erzbruderschaft, den Leichnam auf den Campo Santo zu überführen, wo auch Overbecks Ehefrau Anna (um 1790–1853), ihre beiden früh verstorbenen Töchter und der Sohn († 1840) bestattet wurden.[8]
Nachwirkung und Bedeutung
Mit Peter Cornelius zählt Overbeck zu den bedeutsamsten Vertretern des Versuchs einer Erneuerung der deutschen Malerei aus religiösem Geist im 19. Jahrhundert. Overbecks Werk und seiner Rolle als Führer der Nazarener hat sich das Interesse in den letzten Jahrzehnten verstärkt wieder zugewandt, erkennbar in einer Reihe von Publikationen und größeren Ausstellungen in Frankfurt 1977, Rom 1981, München 1984 und Lübeck 1989. Sein Werk ist einer der Sammlungsschwerpunkte des Lübecker Museums Behnhaus.
Zitate
„Von Cornelius und Overbeck haben mir Schlossers stupende Dinge geschickt. Der Fall tritt in der Kunstgeschichte zum ersten Mal ein, daß bedeutende Talente Lust haben, sich rückwärts zu bilden, in den Schoß der Mutter zurückzukehren und so eine neue Kunstepoche zu begründen.“
– Johann Wolfgang von Goethe[9]
Pius IX.
„Equiti Federico Overbeckio. Dilecto filio salutem et Apostolicam Benedictionem. Cum haud ignoramus, quae tue sit pietas, quaeque excellens picturae scientia, … Etsi non dubitamus, quin pro egregia tua religione, et peritia, omnes ingenii tui vires in ejusmodi opus perficiendum intentissimo studio sis collatturus, tamen cum nobis summopere cordi sint ea omnia, quae ad hominum pietatem fovendam conducere possunt, has tibi scribimus litteras, qui tibi stimulos addimus, ut omni alacritate in hoc suspecto labore persistens, … Atque interim a clementissimo bonorum omnium largitore Deo humiliter exposcimus, ut in abundnatia divinae suae gratiae tibi semper propitius adesse dignetur, acque praecipue paternae Nostrae in te caritatem testem Apostolicam Benedictionem Tibi ipsi, Delecte Filii, amanter impertimur. (Deutsch: Ritter Friedrich Overbeck! Dem geliebten Sohne Gruß und den Apostolischen Segen. Wir wissen, wie pflichtbewusst Du bist, wie ausgezeichnet in der Kunst des Malens, … Nicht weniger wissen wir um Deinen außerordentlichen Glauben und Dein Können, all Deine Talente, die zusammenkommen mögen, wenn Du den Entwurf des Werkes vollendest. Am meisten liegt all das uns am Herzen, was den Glauben der Menschen befördert. Dies schreiben wir Dir, damit Du angespornt wirst, die Begeisterung für das Werk aufrecht zu erhalten ... In der Zwischenzeit erbitten wir demütig von Gott, dem Ursprung aller guten Gaben, dass er in seiner göttlichen Gnade Dir stets gnädig nahe sei. Wir versichern Dich unserer väterlichen Liebe und erteilen Dir, geliebter Sohn, unseren Apostolischen Segen.)“
– Papst Pius IX., Breve an den Enkel der Eleonora Maria Jauch vom 2. September 1850[10]
Schriften
Der Maler und das Mädchen, um 1810–20, auf Wikisource
Hauptwerke
1810 Bildnis des Malers Franz Pforr, Alte Nationalgalerie, Berlin
1821 Vittoria Caldoni, Neue Pinakothek, München
1824 Einzug Jesu in Jerusalem, in der Lübecker Marienkirche aufgestellt und dort beim Luftangriff auf Lübeck am Palmsonntag 1942 verbrannt – Sohn Alphons Maria (1), Ehefrau Anna (2), Vater Christian Adolph (3), Mutter Elisabeth (4), Schwester Charlotte (5) und der Künstler (6) im Kreis seiner Freunde
1827/33 Christus am Ölberg, für die Kapelle des Krankenhauses in Hamburg-St. Georg, im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, heute in der Hamburger Kunsthalle
1828 Italia und Germania, Neue Pinakothek, München; Staatliche Kunstsammlung Dresden (Kopie von Theodor Rehbenitz)
1829 Fresko auf der Außenwand der Portiunkula-Kapelle in der Kirche Maria degli Angeli bei Assisi
1834-36 Sposalizio, Muzeum Narodowe, Poznań (Posen)
1840 Triumph der Religion in den Künsten Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt am Main; Skizze in der Hamburger Kunsthalle
1841 Verstoßung von Hagar und Ismael, Auftragsarbeit für Senator Jenisch, heute im Altonaer Museum
1846 Beweinung Christi (in der Lübecker Marienkirche aufgestellt), Karton in der Kunsthalle Karlsruhe
1848-57 Christus entzieht sich den Verfolgern, Auftragswerk von Pius IX. für den Quirinalspalast, später dort verdeckt, heute im Vorraum der Aula delle Benedizione im Petersdom, Karton im Museum Behnhaus
1866 zweite Fassung für die Antwerpener Akademie der Künste
1857 Himmelfahrt Mariä (im Kölner Dom aufgestellt)
1861 Sieben Sakramente (Kartonentwürfe für den Dom von Orvieto), davon ausgeführt:
1862-64 Die Taufe, Neue Pinakothek, München
Illustrationen (Auswahl)
In: Sammlung von Original-Radirungen Düsseldorfer Künstler. Schulgen, Düsseldorf 1850.[11]
Ehrungen
Orden
1839 Ritter des bayerischen Ordens vom Heiligen Michael
1850 Goldene päpstliche Verdienstmedaille Benemerenti[10]
1854 Ritter des Bayerischen Maximiliansordens
1855 Ritter des preußischen Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste
1860 Komtur des Kaiserlich-Österreichischen Franz-Joseph-Ordens
1865 Großoffizier des mexikanischen Ordens unserer lieben Frau von Guadalupe
1866 Kommandeur des belgischen Leopoldsordens
Mitgliedschaften
1828 Korrespondierendes Mitglied der Accademia Properziana del Subiaso in Assisi
1829 Ehrenmitglied der Kunstakademie München
1830 Ehrenmitglied des Breslauer Künstlervereins
1831 Ehrenmitglied und Professor der Accademia di San Luca in Rom, 1837 Ratsmitglied
1836 Ehrenmitglied der Akademie der schönen Künste in Wien
1841 Ehrenmitglied der Akademie der schönen Künste in Ravenna
1841 Ehrenmitglied der Gesellschaft Arti et Amicitiae in Amsterdam
1843 Freies Mitglied des Instituts der schönen Künste in London
1844 Korrespondierendes Mitglied des französischen Instituts
1844 Mitglied der Akademie in Florenz
1845 Mitglied der Königlichen Akademie der Künste in Berlin
1849 Ehrenmitglied der Ecclesiological Society von Irland
1850 Ehrenmitglied der Accademia Ligustica di Belle Arti in Genua
1851 Mitglied der Accademia Etrusca in Cortona
1853 Ehrenpräsident der Société universelle pour l’encouragement des arts de l’industrie in London
1856 Ehrenmitglied der Akademie der Künste in Perugia
1859 Ehrenmitglied des Dürervereins in Wien
1860 Mitglied der Accademia dei Quiriti in Rom
1861 Außerordentliches Mitglied der Akademie der Künste Antwerpen, 1863 wirkliches Mitglied
1862 Ehrenmitglied der Akademie der Künste in Mailand
1864 Auswärtiges Ehrenmitglied der amerikanischen Academy of Arts and Sciences in Boston
1864 Ehrenmitglied und Meister des Freien deutschen Hochstifts für Wissenschaften, Künste und allgemeine Bildung in Frankfurt
1867 Korrespondierendes Mitglied der Société Royale pour l’encouragement des Beaux-Arts in Antwerpen
(Jahr?) Vorstandsmitglied der Erzbruderschaft des Campo Santo Teutonico
Benennungen
Overbeck-Gesellschaft
Overbeckstraße, Lübeck
Friedrich-Overbeck-Straße, Nürnberg
1904 Overbeckstraße, Dresden-Mickten
1938 Overbeckgasse, Wien-Hietzing
1939 Overbeckstraße, Berlin-Schöneberg
1988 Overbeck-Preis für Bildende Kunst
Siehe auch
Familienkreis Overbeck
Literatur
Ausstellungskataloge
Die Nazarener, Ausstellungskatalog, Frankfurt am Main 1977.
Johann Friedrich Overbeck (1789–1869). Gemälde und Zeichnungen. Katalog der Ausstellung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, hrsg. von Andreas Blühm und Gerhard Gerkens, Lübeck 1989
Friedrich Overbeck – Italia und Germania Informationen über das grafische Vorwerk zum Gemälde sowie den Intentionen des Künstlers. Katalog der Ausstellung 20. Februar – 14. April 2002. Verlag: Staatliche Graphische Sammlung, München
Religion, Macht, Kunst: die Nazarener; [anlässlich der Ausstellung „Religion, Macht, Kunst. Die Nazarener“, Schirn-Kunsthalle Frankfurt, 15. April – 24. Juli 2005], hrsg. von Max Hollein und Christa Steinle. Köln: König 2005 ISBN 3-88375-940-6
Museumskataloge
Wulf Schadendorf: Museum Behnhaus. Das Haus und seine Räume. Malerei, Skulptur, Kunsthandwerk (= Lübecker Museumskataloge 3). 2. erweiterte und veränderte Auflage. Museum für Kunst u. Kulturgeschichte d. Hansestadt, Lübeck 1976, S. 97 - 104
Studien
Keith Andrews: I Nazareni, Mailand 1967
R. Bachleitner: Die Nazarener, München 1976
Brigitte Heise: Johann Friedrich Overbeck. Das künstlerische Werk und seine literarischen und autobiographischen Quellen. Böhlau Verlag, Köln 1999
Paul Hagen: Friedrich Overbecks handschriftlicher Nachlaß in der Lübeckischen Stadtbibliothek. Lübeck: Schmidt-Römhild 1926 (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek der Freien und Hansestadt Lübeck 2)
Karl Georg Heise: Overbeck und sein Kreis, München 1928
Margaret Howitt: Friedrich Overbeck sein Leben und Schaffen; nach seinen Briefen und andern Documenten des handschriftlichen Nachlasses geschildert. Herder, Freiburg i. B. 1886 (Band 1: 1789–1833, Digitalisat; Band 2: 1833–1869 Digitalisat)
Isabel Sellheim: Die Familie des Malers Friedrich Overbeck (1789–1896) in genealogischen Übersichten, Band 104 des Deutschen Familienarchivs, Neustadt an der Aisch 1989 ISBN 3-7686-5091-X, GW ISSN 0012-1266
Michael Thimann: Hieroglyphen der Trauer. Johann Friedrich Overbecks 'Beweinung Christi'. In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 28 (2001), S. 191–234
Michael Thimann: Friedrich Overbeck und die Bildkonzepte des 19. Jahrhunderts. (= Studien zur christlichen Kunst; Bd. 8). Schnell und Steiner, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7954-2728-3
Peter Vignau-Wilberg: Die Lukasbrüder um Johann Friedrich Overbeck und die Erneuerung der Freskomalerei in Rom, Deutscher Kunstverlag, Berlin-München 2011, ISBN 978-3-422-07061-5
Einträge in Nachschlagewerken
Ekkehard Mai: Overbeck, Johann Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 721–723 .
Friedrich Pecht: Overbeck, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 7–14.
P. F. Schmidt: Overbeck, Friedrich. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 26, E. A. Seemann, Leipzig 1932, S. 104–106.
Norbert Werner: Overbeck, Johann Friedrich. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 6, Bautz, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-044-1, Sp. 1391–1392.
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