Castra Vetera (oft auch: Vetera Castra) ist der Name zweier ehemaliger römischer Legionslager in der Provinz Germania inferior nahe dem heutigen Xanten am Niederrhein. Vetera I wurde 13/12 v. Chr. errichtet und bis zu seiner Vernichtung im Rahmen des Bataveraufstands im Jahr 70 n. Chr. dauerhaft durch 8.000 bis 10.000 Legionäre besetzt. Das im folgenden Jahr errichtete Vetera II bestand bis zum Ende des 3. Jahrhunderts.
Vetera I
13/12 v. Chr. errichtete Drusus auf dem Südhang des Fürstenbergs nahe dem heutigen Birten, 2 km südöstlich der später entstehenden Colonia Ulpia Traiana, die Castra Vetera als Ausgangsbasis für Feldzüge ins rechtsrheinische Germanien und zur Kontrolle des unteren Rheins sowie der Lippe; zu diesem Zeitpunkt bestand das Umland des Lagers vor allem aus Sumpf- und Moorlandschaften.
Vermutlich war die Legio XVIII Augusta vor ihrer Vernichtung in der Varusschlacht in Vetera stationiert, so konnte zumindest ein Grabstein des Centurio Marcus Caelius dort gefunden werden. Ebenfalls wird vermutet, dass die Legio XVII Augusta hier stationiert gewesen sein könnte. Von diesem noch aus Holz und Erde errichteten Lager sind archäologisch nur 2 Töpfereien und wenige Gräben bekannt. Zudem war Vetera in dieser Zeit der Basishafen der römischen Rheinflotte, der Classis Germanica.
Ab 14 n. Chr. wurde Vetera, inzwischen mit einer drei Meter breiten Mauer sowie einem Doppelgraben befestigt, durch die Legio V Alaudae und die Legio XXI Rapax besetzt. Von hier aus nahmen sie Teil an den Feldzügen des Germanicus. 46 wurde die Legio XXI Rapax durch die Legio XV Primigenia ersetzt. Aus dieser Zeit ist ein Valetudinarium (Lazarett) und das Amphitheater, welches heute rekonstruiert als Freilichtbühne in Birten dient, belegbar. Um 55 soll Plinius der Ältere in Vetera stationiert gewesen sein.
Im Jahr 60 wurde Vetera zum größten bekannten Doppellegionslager mit einer Ausdehnung von 902 m x 621 m. Es besaß einen Doppelgraben und eine 3 m breite Außenmauer, bestehend aus mit Lehm ausgegossenen Fachwerkwänden. Dass auch Türme in der Außenmauer existierten, wird zwar angenommen, konnte bislang jedoch nicht belegt werden. Südlich des Lagers befand sich ein Gräberfeld, östlich die Canabae. Im Rahmen des Bataveraufstands kam es jedoch bereits zehn Jahre später zur Zerstörung Veteras. Die 5.000 Mann von Teilen der Legio XV Primigenia und Legio V Alaudae sowie vermutliche Verstärkungstruppen der Legio XVI Gallica werden im September 69 von aufständischen Bataver-Kohorten unter Iulius Civilis eingeschlossen. Weitere Stämme sagten sich von Rom los und wurden dabei von rechtsrheinischen Germanen unterstützt, die die Gelegenheit zu Plünderungen nutzten. Die Besatzung der Castra Vetera I ergab sich, nachdem die Vorräte aufgezehrt waren, im März 70. Nach dem Abzug aus Vetera wurden die meisten Legionäre von den Belagerern umgebracht. Noch im selben Jahr gewannen römische Truppen mit der „Schlacht bei Vetera“ eine der entscheidenden Schlachten zur Niederschlagung des Bataveraufstandes.
Vetera II
71 wurde als Ersatz für das verlorene Vetera I einen Kilometer weiter östlich das Lager Vetera II als Einzellager der Legio XXII Primigenia auf der Bislicher Insel errichtet; die ehemals zweite hier stationierte Legion wurde nach Noviomagus verlegt. Heute liegt Vetera II in zehn Metern Tiefe unter einem See, wurde jedoch von Tauchern untersucht. 104/105 wurde Vetera II Lager der Legio VI Victrix, 120 der Legio XXX Ulpia Victrix, die bis ins Jahr 275/276 nachgewiesen werden kann. Zu dieser Zeit zerstörten Franken die Colonia Ulpia Traiana. Auf deren Ruinen wurde daraufhin mit der Siedlung Tricensimae das bedeutendste Festungswerk am Niederrhein errichtet und die verbliebenen Truppen dorthin verlegt.
Literatur
- Norbert Hahnel: Vetera I. Die Funde aus den römischen Lagern auf dem Fürstenberg bei Xanten (=Rheinische Ausgrabungen 35). Rheinland-Verlag, Köln 1995; Habelt, Bonn 1995. ISBN 3792712482
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