Spintria (lat.: „Strichjunge“) waren zumeist in die Zeit des römischen Kaisers Tiberius zu datierende münzähnliche tesserae aus Bronze oder Messing. Auf der einen Seite waren Bilddarstellungen aus einem 15 verschiedene Bildformen umfassenden Repertoire von Kopulations- und Fellatio-Szenen zu finden, auf der anderen Seite Zahlen von I bis XVI. Vor den Zahlen II, IIII und VIII findet sich manchmal ein A. Es ist anzunehmen, dass die Zahlen einen Gegenwert in As bezeichnen, womit auch das A erklärt würde. Die Zahl XVI entspräche dann einem As. Das ist auch die Preisspanne, in der die Preise der normalen Prostituierten anzusiedeln sind. Exemplare mit den Zahlen XVII und XXV, die je nur einmal belegt sind, waren wohl Fehlprägungen.
In der Forschung interpretiert man diese spintriae unterschiedlich. Sie werden als Rechenjetons, Bordell,- Theater- und Speisemarken, oder als Verleumdung des Kaisers Tiberius angesehen. Allerdings legt die Darstellung der sexuellen Szenen eine Verbindung ins Bordellmillieu nahe. Die Annahme, es seien Gutscheine für Bordellbesuche ist sehr wahrscheinlich und in der Forschung am gängigsten.
Quellen
Tacitus, ann., 6.1
Sueton, Tiberius, 43
Literatur
Luciana Jacobelli: Spintriae e ritratti Giulio-Claudii. Bd. 1. Spintriae e scene diverse. L'impianto iconografico. Centro Culturale Numismatico Milanese, Milano 2000.
Bono Simonetta, Renzo Riva: Le tessere erotiche romane (spintriae). Quando ed a che scopo sono state coniate. Chiesa, Lugano 1981
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