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Pannonien (lat. Pannonia) war von 9 bis 433 eine Provinz des Römischen Reiches und wurde bis Mitte des 1. Jahrhunderts Illyricum inferius genannt. Die Provinz umfasste die westliche Hälfte des heutigen Ungarn, das Burgenland, Teile des Wiener Beckens, Syrmien in Serbien sowie das zwischen Drau und Save gelegene Gebiet des heutigen Slowenien und Kroatien. 103 wurde die Provinz zweigeteilt, um 300 viergeteilt und 433 an Attila abgetreten.

Bevölkerung

In den letzten vorchristlichen Jahrhunderten war das Gebiet der Siedlungsraum der Illyrer, die die Römer Pannonier nannten und namensgebend für die Provinz waren. Die Illyrer standen zeitgenössischen Schriften zufolge in keinem großen Ansehen bei den Römern, sie wurden als Räuber und Diebe beschrieben.

Um die Zeitenwende war ihr Einfluss bereits zurückgegangen. In Pannonien hatten die keltischen Noriker, Volcae, Eravisker, Cytni und Boier im Norden und die Latobiker, Skordisker, Daker und Bastarner im Süden große Siedlungsgebiete übernommen. Aber auch vordringende germanische Völker wie die Quaden, Markomannen und Langobarden besiedelten bereits die Region.


Römische Provinz

Eroberung durch das Römische Reich

Die Dakerkriege 29 v. Chr. bis 107 verwüsteten große Teile Pannoniens. Die römischen Legionen eroberten im Zuge der Auseinandersetzungen erst die dalmatinische Küste und später das illyrische Hinterland bis zur Drau. Pannonien wurde von 12 bis 9 v. Chr. im Pannonischen Krieg in drei Kampagnen von Tiberius erobert. Ursache war einerseits die militärische Notwendigkeit, die Grenzen des Reiches gegen Daker und Germanen zu sichern, andererseits wirtschaftlich bedingt, da die Region bekannt für ihre Eisenproduktion und den Ertrag ihrer Landwirtschaft war.

Nach der Niederschlagung des pannonischen Aufstandes 6 bis 9 n. Chr. durch Tiberius wurde Pannonien römische Provinz. Zur Hauptstadt wurde Carnuntum.


Aufbau

Die Donaugrenze Pannoniens wurde durch foederati und je eine Legion in Vindobona (Wien), Carnuntum (Petronell), Brigetio (Szöny) und Aquincum (Budapest) verteidigt. Um 103 wurde die Provinz zweigeteilt, in Pannonia superior mit der Hauptstadt Carnuntum und Pannonia inferior mit der Hauptstadt Aquincum (heute Budapest). Bedeutende Städte in Pannonia superior waren neben Vindobona und Carnuntum auch Scarbantia (Ödenburg) und Savaria (Steinamanger). In den Markomannenkriegen unter Kaiser Mark Aurel wurde die Provinz 166 bis 180 schwer in Mitleidenschaft gezogen. Am 9. April 193 wurde in Carnuntum Septimius Severus, der Statthalter von Pannonia Superior, zum Kaiser ausgerufen. Zu dieser Zeit verehren die Pannonier laut Maximos von Tyrus den Sonnengott Helios, symbolisiert durch eine runde Scheibe auf einem Holzpfahl. Es sind auch Artefakte des Mithraskultes, der römischen Götter und des Christentums gefunden worden.

Eine Blütezeit erlebte die Provinz in der 1. Hälfte des 3. Jh., die Städte wurden ausgebaut. Als Händler und Unternehmer lebten hier auch Orientalen. Die Pannonier und Kelten waren zu dieser Zeit bereits romanisiert. Der Historiker und pannonische Prokonsul Cassius Dio beschreibt die Pannonier um 205 als tapfere und etwas jähzornige Menschen. Er bedauert das Volk, das weder Öl noch Wein kennt. Was so aber nicht stimmen muss, da archäologische Funde den Weinbau im heutigen Burgenland auf 650 v. Chr. datieren. Er hielt auch fest, dass Pannonia von dem Wort panni (lateinisch für Lumpen, Tuch) abgeleitet ist, weil die Leute ihre mit Ärmeln versehenen Unterkleider aus Stoffen und Tüchern zusammenfügen, die sie nach ihrer Landessitte zuschneiden. Die ersten Christen sind als Märtyrer um 250 im Süden der Provinz bezeugt.


Kriegerische Zeiten

Der Gotensturm überrannte die Legionen der Decius im Jahr 251. Erst in der Schlacht bei Naissus 269 und 270 konnten die Goten durch Claudius Gothicus und Aurelian für etwa 100 Jahre hinter die Donau gedrängt werden. Aber die Stämme der Juthungen, Markomannen und Vandalen versuchten ständig über die Donau überzusetzen, was teilweise gelang. Einige dieser Invasionen reichten bis nach Italien, wurden aber von Aurelian abgefangen und zerschlagen.

308 fand in Carnuntum unter Vorsitz von Diokletian ein Kaiserkongress statt, um Streitigkeiten seiner Nachfolger zu schlichten. Er hat außerdem die Provinz in 4 Teile aufgeteilt und Teile des heutigen Slowenien in die Provinz Noricum übertragen:

  • Pannonia Prima im Nordwesten, Hauptstadt Sabaria (Szombathely),
  • Pannonia Valeria im Zentrum, Hauptstadt Sopianae (Pécs),
  • Pannonia Savia im Südwesten, Hauptstadt Siscia (Sisak),
  • Pannonia Secunda im Südosten, Hauptstadt Sirmium (Sremska Mitrovica)

Niedergang

316/317 kommt der heilige Martin von Tours im pannonischen Sabaria zur Welt. 310 und 323 fallen die Markomannen in die Provinz ein, um 330 die Vandalen. Kaiser Konstantin I. siedelte einige davon auf römischem Gebiet an. 357 und 374 kommt es erneut zu Markomanneneinfällen. Auch vom Krieg des Kaisers Valentinian I. (364–375) gegen die Sarmaten und die Quaden war die Provinz betroffen. Die ständigen Kriege wirkten sich negativ auf die Provinz aus, das Land wurde entvölkert und die Städte der Provinz verfielen. Der Historiker Ammianus Marcellinus beschrieb Carnuntum 375 als verfallenes, schmutziges Nest.

Nach 376 wurden alanische, germanische und hunnische Verbündete, als zunehmend romanisierten foederati, in Pannonien angesiedelt. 395 wurden Vindobona und Carnuntum von den Markomannen zerstört. Um 396 wurden durch Stilicho Teile der Markomannen unter Königin Fritigil im heutigen Burgenland als foederati angesiedelt und christianisiert bzw. romanisiert. Die expositio totius mundi beschreibt die Gegend als reich an Frucht, Vieh und Handel.


Eroberung durch die Hunnen

405 überfielen die Goten die Provinz, die römischen Legionen weichen zurück. 406 erheben sich Bauern und Sklaven (siehe auch Bagauden). Bis 410 wird die römische Herrschaft wiederhergestellt und mit dem Bau von Befestigungsanlagen gegen die Hunnen begonnen. Bereits 420 haben die Hunnen jedoch den größten Teil Pannoniens erobert, die römische Verwaltung bricht zusammen. 433 wurde Pannonien an die Hunnen abgetreten, die bis zum Tod Attilas 453 von dort aus Mitteleuropa weitgehend beherrschten. Goten und andere germanische Stämme der Provinz wurden unterworfen.


Zeit Karls des Großen

Zur Bekämpfung der Awaren wurde von Karl dem Großen die Awarenmark eingerichtet, die nach der Vernichtung ersterer um 800 auch Pannonien umfasste:

  • Oberpannonien reichte vom Wienerwald bis zur Raab,
  • Unterpannonien von der Raab bis zur Drau.

Die nördliche und östliche Begrenzung beider Pannonien war die Donau, die Westgrenze war die Linie Wienerwald - Semmering - Fischbacher Alpen und die weitere Wasserscheide zwischen Raab und Mur (Hügelzug Mons Predel) und nach Süden weiter bis zur Drau.

  • Nachbargebiete:

Westlich des Wienerwalds lag die marchia orientalis, an die sich südlich Karantanien anschloss. Südlich der Drau lag schließlich die Mark Friaul. Die Awarenmark wurde um 900 mit der magyarischen Landnahme von den Ungarn erobert.


Die heutige Bedeutung des Begriffes Pannonien

Der Begriff Pannonien blieb der Region bis heute erhalten ( Pannonisches Klima, Pannonisches Becken, Pannonische Tiefebene, Pannonhalma, Pannon).


In Ungarn

Heute wird das Wort Pannonien im Ungarischen, zwar selten, aber im Bezug Transdanubiens gebraucht. Im Mittelalter bedeutete wohl Pannonien oft das ganze Königreich und es gab sogar einen Dichter, der sich einen Künstlernamen aus dem Namen Pannonien bildete, nämlich Janus Pannonius.

Das Wort Pannon taucht oft in Firmennamen auf, wie z.B. Pannon GSM, einer der landesweiten Handy-Serviceanbieter Ungarns oder im "Pannonia Sajt", (deutsch "Pannonia Käse"), dem Markennamen eines zeitgenössischen ungarischen Hartkäseproduktes. Auch andere Referenzen zu diesem historischen Abschnitt findet man bisweilen in Produktnamen wieder. So trägt z.B. eine populäre ungarische Zigarettenmarke den damaligen Namen der einstigen Hauptstadt Pannonia Valerias' Pécs: "Sopianae". Der Komponist Josef Karl Lom verfasste eine bei Anton Diabelli et Comp. erschienene "Hommage À Panonie (sic!)" mit dem Untertitel "Divertissement hongrois". Die Partitur findet sich in der Boije Sammlung der "Music Library of Sweden" (http://www.muslib.se/ebibliotek/boije/pdf/Boije%20330.pdf).


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