ART

Maison Carrée

Maison Carrée, Nîmes (Quelle)

Die Maison Carrée (frz. Rechteckiges Haus) in Nîmes, Frankreich, ist einer der am besten erhaltenen Tempel auf dem Gebiet des früheren römischen Reiches.

Er wurde um 19 v. Chr auf Geheiß des Marcus Vipsanius Agrippa errichtet, der auch der ursprüngliche Stifter des Pantheons war. Es war seinen zwei Söhnen, Gaius und Lucius gewidmet, den adoptierten Erben des Augustus, die beide jung starben. Die Originalinschrift mit dieser Widmung wurde im Mittelalter entfernt. Es war jedoch einem ortsansässigen Gelehrten namens Jean-François Séguier möglich, die Inschrift 1758 zu rekonstruieren. Dies gelang ihm mit Hilfe der Zahl der Löcher in der Fassade des Säulengangs, wo die bronzenen Buchstaben befestigt gewesen waren. Der Widmungstext lautet übersetzt:

Dem Gaius Caesar, Sohn des Augustus, Konsul; dem Lucius Caesar, Sohn des Augustus, gewählter Konsul; den Prinzen der Jugend.

Der Tempel ist erhalten, weil er im vierten Jahrhundert zu einer Kirche geweiht wurde. Dadurch entging er der weitverbreiteten Zerstörung der Tempel, die auf die Übernahme des Christentums als Staatsreligion folgte. Später wurde er zum Versammlungsort der städtischen Senatoren, ein Stall während der französischen Revolution und darauf ein Lagerort des Stadtarchivs. Im Jahr 1823 wurde er zum Museum. Der französische Name leitet sich von der carré für lang ab, langes Rechteck. Es bezieht sich also auf seine Form.

Die Maison Carrée ist ein hervorragendes Beispiel eines klassischen augusteischen Tempels. Sie erhebt sich auf einem 2,85 m hohen Podium, der das Forum der römischen Stadt überragte. Die rechteckige Grundfläche ist beinahe zweimal so lang wie breit (26,42 m mal 13,54 m). Die Vorderseite wird dominiert von einem tiefen Säulengang oder Pronaos, der ein Drittel der Länge des Gebäudes umspannt. Zehn Säulen besitzen korinthische Kapitelle, und weitere 20 Halbsäulen umgeben das übrige Gebäude. Der Architraph über den Säulen verfügt über feine Reliefsteinmetzarbeiten, die Rosetten und Acanthusblätter zeigen. Eine große Tür (6,87 m hoch und 3,27 m breit) führt in einen erstaunlich kleinen und fensterlosen Innenraum, wo die Cella untergebracht war. Dieser Raum wird nun gelegentlich für Kunstausstellungen genutzt. Es sind keine Reste der antiken Innendekoration erhalten.

Das Gebäude hat über die Jahrhunderte eine Vielzahl von Umbauten erfahren. Bis zum 19. Jahrhundert war es Teil eines größeren Komplexes von angrenzenden Gebäuden. Diese wurden abgerissen, als die Maison Carrée zum Museum umgewandelt wurde. Dadurch wurde dem Gebäude seine prominente Stellung wiedergegeben, die es zu römischen Zeiten genoss. Der Pronaos wurde wiederhergestellt, als zu Beginn des letzten Jahrhunderts das Dach erneuert wurde. Die gegenwärtige Tür wurde 1824 angefertigt.

Eine weitere Renovierung wurde zwischen 1988 und 1992 durchgeführt, als das Dach wiederum erneuert wurde, und der Platz darum freigelegt wurde. Dabei kamen die Außenseiten des römischen Forums zum Vorschein. Sir Norman Foster wurde damit beauftragt, eine moderne Kunstgalerie zu errichten, das Carrée d'Art, an der gegenüberliegenden Seite des Platzes. Diese stellt einen überraschenden Kontrast zur Maison Carrée dar, entleiht sich jedoch viele architektonische Elemente des römischen Tempels, wie den Portikus und die Säulen (allerdings aus Stahl und Glas angefertigt). Der Gegensatz zwischen Moderne und Antike wird so etwas abgemildert durch eine Vielzahl von Zitaten.

Die Maison Carrée inspirierte die neoklassische Kirche der Madeleine in Paris.

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