Leben
Symmachus stammte aus einer hochangesehenen senatorischen Familie, galt als der größte lateinische Redner seiner Zeit und bekleidete mehrere wichtige Ämter. Als prominenter Heide war Symmachus ein Gegner des Ambrosius, des Erzbischofs von Mailand. Seine Relationes gegen die Entfernung des Victoriaaltars aus dem Senat unter Kaiser Gratian sind erhalten (siehe Streit um den Victoriaaltar). Aufgrund seines Protestes wurde Symmachus 382 zunächst der Stadt verwiesen, doch 384, als Stadtpräfekt, wandte er sich in dieser Sache an den neuen Kaiser Valentinian II.: In einer Zeit, in der alle religiösen Gemeinschaften darin übereinstimmten, dass die göttliche Macht sich direkt in menschliche Angelegenheiten einschalte, argumentierte Symmachus, dass die Entfernung des Altars eine Hungersnot erzeugt habe und seine Wiederaufrichtung auch in anderer Weise nützlich sei. Subtil und vorsichtig plädierte er für Toleranz den traditionellen Kulten gegenüber – so dürfe sich kein Mensch anmaßen, den einzigen Weg zur Wahrheit zu kennen – und hoffte vergebens, dass der Kaiser bereit sei, seinem Ersuchen statt zu geben: Symmachus konnte sich nicht gegen den Einfluss des Ambrosius von Mailand durchsetzen, der geschickt dagegen argumentierte.
Allerdings sollte die Weigerung des Kaisers, den Altar zurückzuführen, nicht unbedingt mit christlicher Intoleranz oder einer anti-heidnischen Einstellung verwechselt werden. Auch ein Kaiser wie Theodosius I., der schließlich die heidnischen Kulte faktisch verbot, ging nicht hart gegen Heiden vor und suchte immer wieder die Annäherung an die heidnischen Senatskreise. So wurde etwa Virius Nicomachus Flavianus, ein Verwandter und enger Freund des Symmachus, von Theodosius 390 zum praefectus praetorio ernannt, dem höchsten Zivilposten im spätrömischen Reich. Die christlichen Kaiser wie Gratian, Valentinian II. und Theodosius I. musste jedoch Wert darauf legen, dass ihre Position nicht durch den Senat, in dem noch immer viele Heiden vertreten waren, geschwächt würde. Zudem ging es auch um die finanziellen Zuwendungen, die den Heiden gestrichen wurden, wogegen sich nun Widerstand formierte. Letztendlich handelte es sich also nicht nur um einen ideologisch-symbolischer Streit zwischen Christentum und Heidentum, sondern um einen, in dem auch materielle Aspekte eine Rolle spielten. Allerdings sollte auch nicht eine teilweise vorhandene und wachsende christliche Intoleranz übersehen werden: Auch wenn etwa Ambrosius privat gute Kontakte zu Heiden pflegte, kannte er im Grundsatz kein Nachgeben gegenüber dem Heidentum.
Symmachus sollte sich später für den Usurpator Magnus Maximus engagieren und ihm zu Ehren 388 sogar eine Lobrede halten. Als Theodosius den Usurpator kurz darauf vernichtete, konnte Symmachus sich nur mit Not verteidigen. Bald aber genoss er wieder die Gunst des Kaisers und durfte 391 sogar das Konsulat bekleiden. Als im Jahr darauf Valentinian II. verstarb (vielleicht wurde er von seinem heidnischen Heermeister Arbogast ermordet, aber auch Selbstmord ist möglich) und Eugenius zum Kaiser erhoben wurde, schien es so, als würden die Hoffnungen der Heiden wahr werden: Eugenius war ein lauer Christ und stand den Heiden mit Wohlwollen gegenüber. Der bereits oben angesprochene Flavianus engagierte sich stark für Eugenius, und für kurze Zeit entfalteten sich ein letztes Mal im Westen die alten Götterkulte. Symmachus hielt sich jedoch sehr zurück, wohl das Scheitern von Magnus Maximus vor Augen. Und er sollte Recht behalten: Anfang September 394 schlug Theodosius das Heer des Eugenius in der Schlacht am Frigidus. Damit triumphierte endgültig das Christentum, wenn sich Theodosius auch nach der Niederschlagung der Usurpation milde verhielt; es wurde bald schon eine Amnestie für die Eugeniusanhänger erlassen. Symmachus behielt bis zu seinem Tod die Stellung eines princeps senatus.
Symmachus war auch beteiligt an den Vorbereitungen zu einer Ausgabe von Titus Livius’ „Ab urbe condita“. Diese Ausgabe ist die Quelle einer Reihe von Abschriften mit seinem Namen, die in einigen der erhaltenen Texte der ersten Dekade gefunden wurde. Es wird angenommen, dass sie die gemeinsame Quelle einer Texttradition ist. Der so genannten Symmachuskreis, in dem sich mehrere gebildete Heiden wie Flavianus oder Vettius Agorius Praetextatus versammelten, pflegte die alte heidnische Bildung und gab mehrere bedeutende Texte (neben Livius auch etwa die Aeneis des Vergil) in verbesserten Neuausgaben heraus; einen eindrucksvollen Einblick in diesen Kreis bieten die Saturnalien des Macrobius.
Nach dem Modell des jüngeren Plinius wurden die Briefe, die er an seine zahl- und einflussreichen Freunde schrieb, in zehn Büchern gesammelt, die eine wertvolle Quelle historischer Informationen zum römischen Reich des späten 4. Jahrhunderts sind. Diese Sammlung brachte Sidonius Apollinaris dazu, eine ähnliche Sammlung zu erstellen.
Nachfahren
Sein Sohn war Quintus Fabius Memmius Symmachus, der im Jahr 401 Prätor gewesen war. Weitere Verwandte waren Aurelius Anicius Symmachus, der von 418 bis 420 Stadtpräfekt von Rom war, und der gleichfalls berühmte Großenkel Quintus Aurelius Memmius Symmachus.
Literatur
Ausgaben
Angela Pabst (Hrsg.): Reden. Orationes. Wiss. Buchges., Darmstadt 1989 (Texte zur Forschung, 53), ISBN 3-534-02247-5.
Sekundärliteratur [Bearbeiten]Herbert Bloch: The Pagan Revival in the West at the End of the Fourth Century, in: Arnaldo Momigliano (Hrsg.), The Conflict Between Paganism and Christianity in the Fourth Century, Oxford 1963, S. 193–218.
Richard Klein: Symmachus. Eine tragische Gestalt des ausgehenden Heidentums. Wiss. Buchges., Darmstadt 1971 (Impulse der Forschung, 2), ISBN 3-534-04928-4.
Jelle Wytzes: Der letzte Kampf des Heidentums in Rom. Brill, Leiden 1977 (Études préliminaires aux religions orientales dans l’Empire romain, 56), ISBN 90-04-04786-7.
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