Münzbild des Hannibalianus
Hannibalianus († 337), mit vollem Namen Flavius Hannibalianus (auf Münzen: Hanniballianus), war von 335 bis zu seinem Tod als König der Könige (Rex Regum) für den Osten des römischen Reiches zuständig.
Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Das römische Reich durchlief zu Beginn des 4. Jahrhunderts einen tiefgreifenden Wandel. Hannibalianus’ Onkel Konstantin der Große hatte sich in den Nachfolgekämpfen, die mit dem Ende der von Kaiser Diokletian begründeten Tetrarchie ausbrachen, durchgesetzt und begründete so die konstantinische Dynastie, der auch Hannibalianus angehörte.
Bedeutsam war seine Regierungszeit vor allem aus zwei Gründen: Zum einen verlagerte Konstantin die Zentralmacht mit der neuen Hauptstadt Konstantinopel in den Ostteil des Reiches, der ohnehin immer mehr an Bedeutung gewonnen hatte. Zum anderen förderte er das Christentum und leitete somit die Christianisierung des römischen Reiches ein. Auch wenn die traditionellen Götterkulte nicht abgeschafft wurden, verloren sie doch an Kraft und Einfluss.
Konstantin hatte sich nicht zuletzt aus außenpolitischen Erwägungen für die neue Hauptstadt entschieden, denn Konstantinopel lag etwa gleich weit entfernt von den bedrohten Grenzen des Reiches an Donau und Euphrat. Während jedoch an der Donau die Lage am Vorabend von Hunnensturm und Völkerwanderung noch weitgehend gesichert war, blieb die Lage im Osten gefährlich, da die Perser nach einem unruhigen Frieden gegen Ende der Regierungszeit Konstantins unter Schapur II. wieder in die Offensive gingen.
Leben
Hannibalianus war der Sohn des Flavius Dalmatius, des Halbbruders Konstantins, und der Bruder des Dalmatius. Er wurde gemeinsam mit seinem Bruder in Tolosa (heute Toulouse) vom Rhetor Exsuperius erzogen. In den 330er Jahren zog er zusammen mit seiner Familie nach Konstantinopel an den Hof seines Onkels Konstantin.
Dieser ernannte Hannibalianus zum vir nobilissimus und gab ihm seine Tochter Constantina zur Frau. Konstantin verlieh Hannibalianus zudem die neu geschaffene Würde eines rex regum et Ponticarum gentium. Als solcher war er römischer Klientelkönig im Klientelstaat Armenien. Möglicherweise sollte Hannibalianus dadurch als Anwärter auf den persischen Thron aufgebaut werden und im Falle eines Sieges über die Perser formal die Macht in Ktesiphon übernehmen.
Nach dem Tod Konstantins im Mai 337 verliert sich die Spur des Hannibalianus. Allem Anschein nach fiel er wie sein Bruder, sein Vater und die beiden anderen Halbbrüder Konstantins der von dessen Söhnen organisierten Säuberung von 337 zum Opfer. Seine Gattin Constantia heiratete später seinen Cousin Constantius Gallus.
Literatur
- Arnold Hugh Martin Jones, John R. Martindale, John Morris: Hannibalianus 2. In: The Prosopography of the Later Roman Empire. Cambridge 1971, S. 1407.
- Dietmar Kienast: Römische Kaisertabelle: Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie. Darmstadt 1990, S. 304.
- Klaus Rosen: Julian. Kaiser, Gott und Christenhasser. Klett-Cotta, Stuttgart 2006, S. 37, 47, 50, 182, ISBN 3-608-94296-3.
- Otto Seeck: Hannibalianus (3). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Band 7.2, Sp. 2350ff.
- Gerhard Wirth: Hannibalian. Anmerkungen zur Geschichte eines überflüssigen Königs. In: Bonner Jahrbücher 190 (1990), S. 201–232.
Weblinks
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