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Rhodopis (griechisch 'Ροδωπις, übersetzt „von rosigem Aussehen“; Alternativ-Namen: Rhadopis, Rodope, Rhodopa, Doricha, Dorija, Dórica) ist der Name einer bei Herodot erwähnten Hetäre in Ägypten um die erste Hälfte des 6. Jh. v. Chr. Ihre legendäre Schönheit machte sie bereits in der Antike zu einem Mythos. Mit ihrem Namen ist eine antike Fabel verbunden, deren Motiv an das Märchen vom Aschenputtel erinnert. Schriftlich überliefert durch den griechischen Geschichtsschreiber Strabon im 1. Jh. v. Chr. kann sie als älteste Variante des Aschenputtel-Motivs gelten.

Die Hetäre Rhodopis bei Herodot

Die bei Herodot (* 490/480 v. Chr.; † um 425 v. Chr.) bezeugte Hetäre Rhodopis war vermutlich Thrakerin und zunächst Sklavin des Iadmon von Samos, dem auch der Dichter Aesop gehört haben soll. Der Samier Xanthos brachte sie nach Ägypten, wo sie Charaxos (griechisch Χάραξος), der Bruder der Sappho, der sich auf einer Handelsreise in Ägypten befand, freigekauft habe. Rhodopis blieb in Ägypten und kam durch ihre Schönheit zu eigenem Vermögen, dessen zehnten Teil sie in Form von eisernen Ochsenbratspießen dem Tempel in Delphi stiftete.[1]

Die Mykerinospyramide in Gizeh wurde ihr von den Griechen fälschlich zugesprochen, hier setzt bereits zur Zeit Herodots die Legendenbildung ein. Ihre Identität mit Doricha, der fatalen Geliebten des Charaxos, wie sie 400 Jahre nach Herodot Strabon annimmt, ist unsicher.[2][3] Da Rhodopis „von rosigem Aussehen“ meint, ist zwar vorstellbar, dass es sich um das professionelle Pseudonym einer hellhäutigen Hetäre handelte, aber ob ihr wahrer Name Doricha war, ist nicht zu sagen. Wahrscheinlicher ist es, dass hier zwei Frauen verwechselt wurden, wie bereits Athenaios annahm.[4]
Die Legende von Rhodopis bei Strabon

Bei Strabon (* 63 v. Chr.; † 26 n. Chr.) wird Rhodopis endgültig zur Märchenfigur.[5] Er erzählt die Legende in der Übersetzung von C. G.Groskurd (1833) wie folgt:

„Man behauptet, sie (die Pyramide) sei das von den Liebhabern errichtete Grabmal einer Buhlin, welche die Liederdichterin Sappho Doricha nennt, und Geliebte ihres Bruders Charaxos, welcher Wein zum Verkauf nach Naukratis brachte. Andere nennen sie Rhodopis, und fabeln, dass, als sie badete, ein Adler einen ihrer Schuhe der Dienerin entriss und nach Memphis trug, und dem im Freien Recht sprechenden Könige, über seinem Haupte schwebend, den Schuh in den Schoss warf. Der König, sowohl die Niedlichkeit des Schuhes als das sonderbare Begebniss bewundernd, sandte umher im Lande zur Erforschung der diesen Schuh tragenden Frau. Endlich aufgefunden in der Stadt der Naukratiten und hergeholt, wurde sie des Königs Gattin, und empfing gestorben das erwähnte Grabmal.“[6]


Nachwirken

Das Motiv des verlorenen Schuhs und die Brautsuche mittels Schuh taucht in späteren Jahrhunderten in zahlreichen Volksmärchen wieder auf. So etwa bei den Römern, in Persien, in China und zuletzt im Märchen vom Aschenputtel.

Quellen

Herodot, Historien, 2, 134–135 (engl.)
Strabon, Geographie, 17, 1, 33
Älian, Varia historia, 13, 33 (engl.)
Athenaios, 13, 593 f., 594 a

Literatur

Hans Wolfgang Helck, Rhodopis, in: Der Kleine Pauly, Band 4, Sp. 1420 f.
Ulf Diederichs: Who’s who im Märchen. Dtv 2002 ISBN 3423325372 (zu Aschenputtel).

Weblinks

Strabon in Übersetzung. Archiviert vom Original am 10. Oktober 2010.

Einzelnachweise

Herodot, Historien, 2, 134 f.
↑ Herodot, Historien, 2, 134.
↑ Herodot, Historien, 2, 135, 5; Strabon, Geographie, 17, 1, 33.
↑ Athenaios 13, 596 b-d
↑ Strabon, Geographie, 17, 1, 33
↑ Strabon in Übersetzung auf chufu.de. (Geographica, 17, 1, 33). Archiviert vom Original am 4. September 2005, abgerufen am 6. Juli 2012.




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