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Plotin
Plotin (griechisch Plotinos, * um 205 in Lykopolis in Ägypten; † um 270 in Minturnae, Kampanien) war ein griechischer Philosoph; er gilt als der Hauptvertreter des Neuplatonismus.
Leben
Nahezu alle biographischen Einzelheiten über Plotin stammen aus der Lebensbeschreibung, die die Einleitung von Porphyrios' Ausgabe von Plotins Enneaden bildet. Danach war Plotin 66 Jahre alt, als er um 270 im zweiten Jahr der Herrschaft des Kaisers Claudius II. starb. Plotin, der "sich schämte, im Körper zu sein", sprach nie über seine Vorfahren, seinen Geburtsort oder sein Geburtsdatum. Eunapius überliefert jedoch, er sei in Lyko (eine Kurzform von Lykopolis) in Ägypten geboren. Diese Angabe ist glaubwürdig. Die aus einer grundsätzlichen Skepsis gegenüber nicht auf Porphyrios zurückgehende Angaben über Plotins Leben erwachsene Behauptung, Plotins Herkunft sei unbekannt, gilt als unhaltbar.
Plotin begann das Studium der Philosophie mit 27 Jahren um 232 in Alexandria. Da kein Lehrer ihn zufrieden stellte, wandte er sich auf Anraten eines Freundes Ammonios Sakkas zu. Nach einem Vortrag des Ammonios erklärte er seinem Freund, dies ist der Mann, den ich suchte und begann ein intensives Studium unter diesem Lehrer, der darum als "Vater" des Neuplatonismus gelten kann.
In Alexandria blieb Plotin bis zum 38. Lebensjahr, als er beschloss, die philosophischen Lehren der Perser und Inder zu erforschen. Er nutzte eine Gelegenheit, die Armee von Gordian III. nach Persien zu begleiten. Jedoch fand er nach dem Tod Gordians nur mit Schwierigkeiten den Rückweg aus dem feindlichen Land in das sichere Antiochien.
Mit 40 Jahren, während des Herrschaft Philipps des Arabers, übersiedelte er nach Rom, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Er zog eine Anzahl von Schülern dieser Stadt an. Sein innerster Kreis umfasste Porphyrios, Gentilianus Amelius von Toskana, den Senator Castricius Firmus und Eustochios von Alexandria - einen Arzt, der ihn bis zu seinem Tod versorgte.
Weitere Schüler waren: Zethos, ein gebürtiger Araber, der vor Plotin starb und ihm ein Erbe und etwas Land hinterließ; Zoticus, ein Kritiker und Dichter; Paulinus, ein Arzt von Scythopolis; und Serapion von Alexandria. Er hatte Schüler aus dem römischen Senat neben Castricius, Marcellus Orontius, Sabinillus und Rogantianus. Auch Frauen zählten zu seinen Schülern, so Gemina und ihre Tochter, in deren Haus er während seines Aufenthaltes in Rom lebte; sowie Amphiklea, die Frau von Ariston dem Sohn des Iamblichos. Er war ein Partner des Philosophen Cassius Longinus.
Plotin genoss auch das Ansehen des Kaisers Gallienus und seiner Frau Salonica. Er suchte Gallienus für die Sanierung der verlassenen Siedlung Campania zu gewinnen, die als Stadt der Philosophen bekannt war, in der die Einwohner unter dem Gesetz Platons leben sollten. Die kaiserliche Unterstützung kam jedoch nicht zustande.
Nachdem Porphyrios nach Sizilien gegangen war, vernahm er die Nachricht vom Tod Plotins. Der Philosoph verbrachte seine letzten Tage zurückgezogen auf dem Gut in Campanien, das sein Freund Zethos ihm vermacht hatte. Nach der Überlieferung des Eustochios waren Plotins letzte Worte: Erstrebe, das Göttliche in dir selbst dem Göttlichen in Allem zurück zu geben. In diesem Moment kroch eine Schlange unter das Bett Plotins und verschwand durch ein Loch in der Wand; im selben Moment starb Plotin.
Außer durch Ammonios Sakkas wurde Plotin wesentlich durch die Arbeiten des Alexander von Aphrodisias und Numenius beeinflusst.
Werk
Plotin verfasste die Schriften, die als „Enneaden“ bekannt wurden, von 253 bis wenige Monate vor seinem Tod. Er war wegen seines schlechten Sehvermögens (wohl Alterssichtigkeit) jedoch nicht imstande, seine eigene Arbeit zu korrigieren. Seine Schriften bedurften daher der Assistenz des Porphyrios: Die Handschrift Plotins war zitterig, er trennte Wörter nicht richtig und interessierte sich nicht für Ausdruck und Orthographie. Auch lehnte er den Aufwand des Neuschreibens ab. Deshalb überließ er die Redaktions- und Editionsarbeit Porphyrios, der die Schriften nicht nur stilistisch überarbeitete, sondern sie auch so in Gruppen zu neun Traktaten („Enneaden“) anordnete, wie wir sie jetzt haben. Porphyrios verfasste, wie in der Antike bei Textausgaben üblich, auch eine Lebensbeschreibung Plotins, der sich fast alles verdankt, was man über Plotins Leben weiß. Diese Lebensbeschreibung enthält auch eine chronologisch nach Entstehungszeit geordnete Liste seiner Schriften.
Trotz der Überarbeitung durch Porphyrios merkt man den Schriften an, dass sie nicht als Werk für die Öffentlichkeit sondern als Studienunterlagen für Plotins Schüler konzipiert wurden. Der Stil ist knapp und setzt an manchen Stellen sogar philosophisches Vorwissen voraus. Es ist offensichtlich, dass der Verfasser, als er mit etwa 50 Jahren die Niederschrift begann, aus gefestigten Überzeugungen heraus schrieb.
Lehre
Plotin lehrte das Bestehen eines unbeschreiblichen Einen und als dessen Emanation ("Ausströmung") das Universum (wörtlich: zum Einen Gewendetes) als Abfolge von Wesen, die dem Einen mehr oder weniger nahe sind. Spätere Neuplatoniker schmückten das vergleichsweise einfache System Plotins polytheistisch aus, indem sie hunderte von Gottheiten zwischen dem Einen und dem Menschen platzierten.
Der Neuplatonismus diente häufig als philosophische Grundlage des Paganismus und als Mittel der Verteidigung des Paganismus gegen das Christentum; aber auch viele Christen wurden vom Neuplatonismus beeinflusst.
Besonders orginell ist Plotins Konzept der menschlichen Seelen. Diese entstehen mittels Vermittlung durch den Geist aus dem göttlichen Einen und sind dem göttlichen wesensgleich. Der Eigensinn der Seelen, die durch ihre Wahlfreiheit zwischen Gut und Böse bedingt ist, verursacht jedoch dass sich die Seelen vom Göttlichen wegbewegen und das Göttliche dadurch nicht mehr erkennen können.
Literatur
- Plotin, Ausgewählte Schriften, Reclam, Ditzingen 2001, ISBN 3150181534
- Plotin und der Neuplatonismus, C.H.Beck
- Die innere Sonne - Plotins Lehre vom Einen, Frick
Antikes Griechenland
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