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Megasthenes (* um 350 v. Chr.; † um 290 v. Chr.) war ein antiker griechischer Diplomat, Geschichtsschreiber und Geograph.
Leben und Werk

Geboren in Kleinasien, lebte er laut Arrian im Gebiet des seleukidischen Teilreichs Gedrosien-Arachosien (heute Grenzgebiet Süd-Afghanistan/Ostiran/Westpakistan):

„Megasthenes lebte bei Sibyrtius, dem Satrapen von Arachosien, und sprach oft von seinem Besuch bei Sandrakottos, dem König der Inder.“[1]

Wie im Zitat erwähnt, ging er (vermutlich 302 v. Chr.) als Gesandter des Seleukidenkönigs Seleukos I. Nikator zu dem indischen König Sandrakottos (Chandragupta Maurya) an dessen Hof in Pataliputra und sammelte dort Material für sein vierbändiges Werk Indika, aus dem Arrian, Diodor und Strabon viel entlehnt haben. Welche genaue Rolle er in den diplomatischen Beziehungen zwischen Seleukiden und Mauyra-Reich spielte, die nach dem Friedensschluss von 303 v. Chr. etabliert worden waren (vgl. Informationen dazu im Artikel Chandragupta Maurya), ist nicht geklärt. Er war damit jedenfalls einer der (sehr) wenigen Griechen seiner Zeit, die Indien auch in seinen östlichen Teilen aus eigener Anschauung kennengelernt haben. Seine Indika basierten dementsprechend auf Informationen, die er selbst aus eigenen Beobachtungen und Erkundungen (vor allem aus dem Gespräch mit brahmanischen Priestern) bezogen hatte, und nur zu einem geringen Teil auf früheren Darstellungen Indiens bei Herodot, Onesikritos und Ktesias. Im ersten Buch werden Geographie, Flora, Fauna und Ethnographie Indiens behandelt: inklusive z. B. einer genauen Beschreibung der Flusssysteme des Indus und Ganges, einem 118 Namen umfassenden Völkerkatalog, Beschreibungen des Himalayas und Sri Lankas. Das zweite Buch widmet sich der Beschreibung der lokalen Sitten, auch (erstmals bei griechischen Autoren) des indischen Kastensystems und schließlich des Beamtenwesens - mit Konzentration auf das am mittleren Ganges gelegene Maurya-Reich, in dessen Hauptstadt Palimbothra/Pataliputra er lebte. Im dritten Buch beschäftigt er sich mit den indischen gesellschaftlichen Verhältnissen und der indischen Philosophie, im vierten mit der Archäologie, den Mythen und der Geschichte Indiens bis hin zu Sandrakottos.

Natürlich sind spezifisch griechische Vorstellungen in das Indienbild des Megasthenes mit eingegangen, wie z. B. über das indische Beamtenwesen (F31); außerdem führt er die Entwicklung der indischen Religion auf Dionysos zurück, der aus dem Westen kommend das Land mit seinen Truppen erobert, die Menschen zivilisiert und wegen dieser Leistungen schließlich Unsterblichkeit erlangt habe (F12 [7.2-8.3], F4 [38.3-6]). Zweiter Kulturbringer sei Herakles gewesen (F13, F4 [39.1-4]). Megasthenes verklärt die indische Gesellschaft an verschiedenen Stellen: er rühmt ihre angebliche Ehrlichkeit, Wahrheitsliebe, Gerechtigkeit, Einfachheit, Enthaltsamkeit, etc. (F32) und leugnet die Existenz von Sklaven (F4 [39.5], F16, F32 [54]). Auch tradiert er traditionell in der griechischen Indien-Beschreibung verwendete Klischees wie von den „Einäugigen“, erweitert sie sogar um die sog. „Mundlosen“ (ein Volk, dass sich angeblich nur von Gerüchen ernährte - wahrscheinlich gemeint waren Fakire, die als „Rauchtrinker“ die höchste Stufe der Askese erreicht hatten).

Die noch vorhandenen Fragmente sammelten Schwanbeck (Bonn 1846) und C. Müller in Fragmenta historicorum graecorum, Bd. 2 (Paris 1848). Eine neue Edition mit englischer Übersetzung und Kommentar bietet Brill’s New Jacoby.
Literatur

Albert Brian Bosworth: The historical setting of Megasthenes’ Indica. In: Classical Philology 91 (1996), S. 113–127.
Otto Lendle: Einführung in die griechische Geschichtsschreibung. Von Hekataios bis Zosimos. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1992, S. 272f., ISBN 3-534-10122-7.

Einzelnachweise

↑ Arrian, Anabasis, 5,6; Übersetzung nach engl.-spr. Ausgabe:[1]

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