Ioannis Zelepos (griechisch Ιωάννης Ζελεπός, * 1967 in Hamburg) ist ein griechischer Historiker und Neogräzist.
Leben
Zelepos studierte von 1988 bis 1995 Geschichte, Byzantinistik und Neugriechische Philologie an den Universitäten Thessaloniki und Hamburg. Das Studium schloss er mit einer Magisterarbeit über den Erzbischof Makarios III. und die Vereinigung Zyperns mit Griechenland ab. Neben einer Tätigkeit als Sprachlehrer und freier Übersetzer erstellte er in einem Promotionsstudium an den Universitäten Hamburg, Berlin und Athen eine Dissertation über die griechische Identitätsbildung im Rahmen der Megali Idea, mit der er im Jahr 2000 an der Freien Universität Berlin in Osteuropäischer Geschichte promoviert wurde. Im Anschluss war Zelepos als Referent für Öffentlichkeitsarbeit am Griechischen Generalkonsulat in Hamburg (2000–2005), dann als Universitätsassistent (2005–2010) am Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien tätig, an der er 2011 für Südosteuropäische Geschichte und Neogräzistik habilitiert wurde.[1] Er ist Mitglied der Forschungsplattform Wiener Osteuropaforum der Universität Wien. 2011/12 arbeitete er als Lehrbeauftragter an der Universität Regensburg und von 2012 bis 2015 als Professor für Neogräzistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er seit Oktober 2015 ein DFG-Forschungsprojekt bearbeitet.
Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte Griechenlands und Zyperns im 19. und 20. Jh., die griechische Popularkultur (Rebetiko) im 20. Jh., die Nationalismusforschung, die südosteuropäische Aufklärung im 18. Jh. und die Orthodoxe Kirche im Osmanischen Reich (insbesondere die Kollyvadenbewegung).
Schriften
Monographien
Erzbischof Makarios III. von Zypern und die ‚Enosis‘. Kontinuität und Wandel in der Politik der Vereinigung Zyperns mit Griechenland von 1950 bis 1974. Magisterarbeit. Hamburg 1994.
Die Ethnisierung griechischer Identität 1870–1912. Staat und private Akteure vor dem Hintergrund der ‚Megali Idea‘. (= Südosteuropäische Arbeiten. Band 113). Dissertation. Oldenbourg Verlag, München 2002. Auszüge online
Rebetiko. Die Karriere einer Subkultur. Romiosini Verlag, Köln 2001.
Die Kollyvadenbewegung. Zu den Auseinandersetzungen um Tradition, Aufklärung und Identität im osmanisch-orthodoxen Kommunikationsraum 1750–1820. (= Balkanologische Veröffentlichungen. Band 56). Habilitationsschrift. Harrassowitz-Verlag, Wiesbaden 2012.
Kleine Geschichte Griechenlands. Von der Staatsgründung bis heute. Verlag C.H. Beck, München 2014. ISBN 978-3-406-65343-8
Herausgeberschaften
Maria A. Stassinopoulou, Ioannis Zelepos (Hrsg.): Griechische Kultur in Südosteuropa in der Neuzeit. Beiträge zum Symposium in memoriam Gunnar Hering (Wien, 16.–18. Dezember 2004). (= Byzantina et Neograeca Vindobonensia. Band XXVI). ÖAW-Verlag, Wien 2008.
Ulrike Tischler, Ioannis Zelepos (Hrsg.): Bilderwelten – Weltbilder. Die Gegenwart der Vergangenheit in postosmanischen Metropolen Südosteuropas. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2010.
Maria Oikonomou, Maria A. Stassinopoulou, Ioannis Zelepos (Hrsg.): Griechische Dimensionen südosteuropäischer Kultur seit dem 18. Jahrhundert. Verortung, Bewegung, Grenzüberschreitung. (= Studien zur Geschichte Südosteuropas. Band 17). Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2011.
Artikel
Die Insel Ikaria vom Juli bis November 1912. Der Aufstand gegen die osmanische Herrschaft und der „Freistaat Ikaria“ bis zur Vereinigung mit Griechenland. In: Ioannis Vassis, Günther S. Henrich, Diether R. Reinsch (Hrsg.): Lesarten. Festschrift für Athanasios Kambylis zum 70. Geburtstag. de Gruyter, Berlin u. a. 1998, ISBN 3-11-015894-9, S. 338–350.
‚Phoenix ohne Asche’. Konstantinos Paparrigopoulos und die Entstehung einer griechischen Nationalhistoriographie im 19. Jahrhundert. In: Markus Krzoska, Hans-Christian Maner (Hrsg.): Beruf und Berufung. Geschichtswissenschaft und Nationsbildung in Ostmittel- und Südosteuropa im 19. und 20. Jahrhundert. (= Studien zur Geschichte, Kultur und Gesellschaft Südosteuropas. Band 4). LIT-Verlag, Münster 2005.
Amateurs as nation builders? On the significance of associations for the formation and nationalization of the greek society in the 19th century. In: Hannes Grandits, Natalie Clayer, Robert Pichler (Hrsg.): Conflicting Loyalties in the Balkans. The Great Powers, the Ottoman Empire and Nation Building. Tauris-Verlag, London 2011.
Im Südosten nichts Neues? Ein historischer Blick auf die griechische Finanzkrise. In: Südosteuropa. Jahrgang 60, Heft 3, 2013.
Multi-denominational interaction in the Ottoman Balkans from a legal point of view: the institution of kiambin-marriages. In: Eliezer Papo, Nenad Makuljević (Hrsg.): El Prezente. (= Studies in Sephardic Culture. vol. 7; Menorah. Collection of Papers. vol. 3; Common Culture and Particular Identities: Christians, Jews and Muslims in the Ottoman Balkans). Beer-Sheva 2013.
Kulturtransfer und europäische Identität. Zur Bedeutung des Griechischen im vornationalen Südosteuropa, in: Christian Voss / Wolfgang Dahmen (Hrsg.), Babel Balkan? Politische und soziokulturelle Kontexte von Sprache in Südosteuropa. Südosteuropa-Jahrbuch Bd. 40, München u. a. 2014, S. 19–28.
Vampirglaube und Orthodoxe Kirche im osmanischen Südosteuropa. In: Andreas Helmedach, Markus Koller u. a. (Hrsg.): Das osmanische Europa. Methoden und Perspektiven der Frühneuzeitforschung zu Südosteuropa. Eudora-Verlag, Leipzig 2014.
Weblinks
Persönliche Seite an der Ludwig-Maximilians-Universität München (Memento vom 20. Januar 2015 im Internet Archive)
Persönliche Seite auf der Website des Wiener Osteuropaforums (Memento vom 14. Januar 2013 im Webarchiv archive.is)
Einzelnachweise
Universität Wien, Erteilung der Lehrbefugnis an Ioannis Zelepos (PDF; 53 kB)
Antikes Griechenland
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