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Giorgos Seferis (griechisch Γιώργος Σεφέρης, eigentlich Giorgos Stylianos Seferiadis; * 29. Februarjul./ 13. März 1900greg. in Vourla, heute Urla bei İzmir; † 20. September 1971 in Athen) war ein griechischer Schriftsteller und Diplomat, der 1963 den Literatur-Nobelpreis erhielt. Er gilt als Hauptinitiator der Generation der 30er-Jahre, die in der Dichtung die Wende zur Moderne vollzog.
Leben
Seferis zählt zu den bedeutendsten Dichtern und Essayisten neugriechischer Sprache. Er wurde nach dem damals von der griechischen Kirche noch benutzten Julianischen Kalender am 29. Februar bzw. nach moderner Rechnung am 13. März 1900 in Vourla geboren, dem heutigen türkischen Urla. Sein Vater Stylianos Seferiadis war Rechtsanwalt, verfasste Gedichte und übersetzte antike sowie ausländische Dichter. Seine Mutter hieß Despo (Kurzform von Despoina; geborene Tenekidi), seine beiden jüngeren Geschwister Ioanna (1902–2000, sie heiratete den späteren griechischen Präsidenten Konstantinos Tsatsos) und Angelos (1905–1950).
Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs siedelte Seferis’ Familie 1914 nach Athen über, wo er ein Gymnasium besuchte und 1917 das Abitur bestand. Seferis studierte 1918 bis 1924 Rechtswissenschaft in Paris, verbrachte 1924 ein Jahr in England, um seine Englischkenntnisse zu verbessern, kehrte 1925 nach Griechenland zurück und trat 1926 in den diplomatischen Dienst Griechenlands. Seine erste Gedichtsammlung Wende erschien 1931. Nach seiner Arbeit 1931 bis 1934 in der griechischen Botschaft in London vertrat er seine Heimat 1936 bis 1938 als Konsul in Koritza (Albanien). 1941 heiratete Seferis nach langjähriger Beziehung Maro Zannou und teilte seit diesem Jahr bis 1944 das Schicksal der griechischen Exilregierung, das ihn u. a. nach Kreta, Ägypten und Südafrika führte.
Nach der Befreiung Griechenlands 1944 kehrte er nach Athen zurück und stand ab 1948 erneut in diplomatischen Diensten; insbesondere war er 1953 bis 1956 Botschafter im Libanon sowie 1957 bis 1962 in Großbritannien. Während der Militärdiktatur der Obristen 1967–1974 veröffentlichte er eine auf den 29. März 1969 datierte Erklärung gegen das Regime. Seine letzten Lebensmonate verbrachte er zurückgezogen. Nach dem Tod des Dichters am 20. September 1971 wurde seine Beerdigung zu einem Demonstrationszug gegen die Diktatur.
Werk
Seferis’ literarisches Werk, das ihm 1963 als erstem Griechen den Nobelpreis für Literatur einbrachte, umfasst Gedichte, Essays, einen Roman und Tagebücher. Einige seiner Gedichte aus den dreißiger Jahren wurden von Mikis Theodorakis vertont (z.B. aus den Zyklen "Epiphania" und "Mythologie"), was mit zu ihrer politischen Bedeutung für die Bewegung gegen die Junta-Diktatur (1967–74) beitrug.
Gedichtbände
Wende (Στροφή), 1931
Die Zisterne (Στέρνα), 1932
Mythischer Lebensbericht (Μυθιστόρημα), 1935
Übungsheft (Τετράδιο Γυμνασμάτων), 1940
Logbuch I (Ημερολόγιο καταστρώματος Α΄), 1940
Logbuch II (Ημερολόγιο καταστρώματος Β΄), 1944
Drossel (Κίχλη), 1947
Logbuch III – Zypern, wohin mich das Orakel wies (Ημερολόγιο καταστρώματος Γ΄), 1955
Drei geheime Gedichte (Τρία κρυφά ποιήματα), 1966
Übungsheft II (Τετράδιο Γυμνασμάτων Β΄), 1976
Prosa
Essays (Δοκιμές), Band I (1936–1947), 1974
Essays (Δοκιμές), Band II (1948–1971), 1974
Essays (Δοκιμές), Band III, nachgelassene Schriften (1932–1971), 1992
Sechs Nächte auf der Akropolis, Roman, 1974
Das violette Heft. Windbuch – Wörter – Heilkräuter und Orthographisches, 1987
Tagebücher
Tage, Band I, 16. Februar 1925–17. August 1931, 1975
Tage, Band II, 24. August 1931–12. Februar 1934, 1975
Tage, Band III, 16. April 1934–14. Dezember 1940, 1977
Tage, Band IV, 1. Januar 1941–31. Dezember 1941, 1977
Tage, Band V, 1. Januar 1945–19. April 1951, 1973
Tage, Band VI, 20. April 1951–4. August 1956, 1986
Politisches Tagebuch, Band I, 25. November 1935–7. Oktober 1944, 1979
Politisches Tagebuch, Band II, 13. Januar 1945–5. Mai 1952, 1985
Deutsche Übersetzungen (in Buchform)
Gedichte. Deutsch, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Hans-Christian Günther, Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2000, ISBN 3-8300-0152-5
Logbücher. Griechisch und deutsch, übersetzt und mit einem Nachwort von Gisela von der Trenck, Schwiftinger Galerie-Verlag, Schwifting 1981, ISBN 3-922087-65-5
Logbuch III. ...Zypern, wohin das Orakel mich wies. Griechisch und deutsch, übersetzt von Evtichios Vamvas, Waldgut Verlag, Frauenfeld 2011, ISBN 978-3-03740-397-6
Poesiealbum. Ausgewählt von Asteris Kutulas, übertragen von Asteris Kutulas und Steffen Mensching. Verlag Neues Leben, Berlin 1988
Geheime Gedichte. Griechisch und deutsch, übersetzt von Timon Koulmassis und Danae Coulmas. Romiosini-Verlag, ISBN 978-3-923728-22-0
Drossel. Herausgegeben und übertragen von Asteris Kutulas, mit Siebdrucken von Gottfried Bräunling. editions phi, Echternach 1990
Alles voller Götter. Essays. Herausgegeben, aus dem Griechischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Asteris Kutulas. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1990
Sechs Nächte auf der Akropolis. Roman. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Asteris Kutulas, übersetzt von Asteris und Ina Kutulas. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1995. ISBN 978-3-518-22147-1
Edmund Keeley, Giorgos Seferis: Ein Gespräch, übersetzt von Fred Kurer, Clemens Müller und Evtichios Vamvas, Frauenfeld 2004. ISBN 3-7294-0330-3.
Poesie. Griechisch und deutsch, übersetzt von Christian Enzensberger. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 4. Aufl. 2005. ISBN 978-3-518-01962-7
Ionische Reise. Übersetzt von Gerhard Emrich. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006. ISBN 978-3-518-22403-8
Siehe auch
George Seferis Professor of Modern Greek Studies
Antikes Griechenland
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