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Diogenes von Babylon (* ca. 240 in Seleukia am Tigris, † kurz vor 150 v. Chr.) war ein griechischer Philosoph und der wichtigste Leiter der stoischen Schule nach Chrysipp.

Leben

Diogenes' Lebensdaten können nur aus ungefähren Angaben erschlossen werden: laut Cicero (Cato maior de senectute § 23) war Diogenes 150 v. Chr. bereits tot (terminus ante quem). Da er laut Lukian (Makrobios § 20) im Alter von 88 Jahren starb, muss er um 240 v. Chr. geboren sein.

Diogenes studierte bei Chrysippos von Soli und Zenon von Tarsos, zu seinen bekanntesten Schülern zählten ihrerseits Antipatros von Tarsos und Panaitios von Rhodos. Bei Diogenes studierte auch der Begründer der Neuen Akademie, Karneades von Kyrene. Später verteidigte Diogenes die stoische Ethik gegen Karneades' Einwände. Beide nahmen zusammen an der berühmten 'Philosophengesandtschaft' (155/156 v. Chr.) nach Rom teil. Diogenes' dortige Vorträge bilden die erste öffentliche Vorstellung stoischen Denkens durch ein Schuloberhaupt in Rom, auch wenn deren Inhalt dort schon zuvor ungefähr bekannt war.

Schriften und Lehre

Diogenes' zahlreiche Schriften zu allen Themen der Philosophie, besonders aber zu Rhetorik und Musik sind leider ausnahmslos verloren, so dass wir für die Kenntnis seiner Lehre auf Fragmente und Berichte (etwa bei Cicero) angewiesen sind. Am ausführlichsten berichtet über Diogenes' Lehrmeinungen die ihrerseits nur fragmentarisch erhaltene Abhandlung Über Musik des Philodemos von Gadara.

Diogenes entwickelte das stoische Lehrsystem in vielen Einzelfragen weiter. Prägend für die Stoa wurden insbesondere seine Aussagen über das Lebensziel (griech. télos), über ethische Grundsätze und praktisches Handeln (vgl. Cicero, De officiis III 50–56. 91) sowie über die Götter. Im Bereich der Dialektik entfaltete Diogenes die zuvor wohl erst grob angelegte stoische Bedeutungslehre zur ersten Semiotik. Seine Abhandlung über die Sprache (τέχνη περὶ τῆς φωνῆς) wurde vermutlich zum Vorbild späterer Grammatiken.

Literatur

  • Fragmente gesammelt bei Arnim, Stoicorum veterum fragmenta (SVF) Bd. 3, 210–243.
  • Keimpe Algra, Jonathan Barnes, Jaap Maansfeld, Malcolm Schofield (Hrsg.): The Cambridge Companion to Hellenistic Philosophy. Cambridge University Press, 2. Aufl. 1999.
  • Brad Inwood: Art. Diogenes [15] von Babylon. In: Der Neue Pauly Bd. 3, Stuttgart/Weimar 1997, Sp. 600.
  • M. Pohlenz: Die Stoa. Geschichte einer geistigen Bewegung. 4. Aufl. Göttingen 1970/72, Bd. 1, 180–190.
  • M. Schäfer: Diogenes als Mittelstoiker. In: Philologus 91 (1936) 174–196.
  • R. T. Schmidt: Die Grammatik der Stoiker. Einführung, Übersetzung und Bearbeitung von K. Hülser. Mit einer Bibliographie zur stoischen Sprachwissenschaft (Dialektik) von U. Egli. Braunschweig 1979.
  • D. Sohlberg: Aelius Aristides und Diogenes von Babylon. Zur Geschichte des rednerischen Ideals. In: Museum Helveticum 29 (1972), S. 177–200 und 256–277.

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