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Chairephon (* um 469 v. Chr.; † um 402 v. Chr.) aus dem Athener Demos Sphettos, der Bruder des Chairekrates, war ein Altersgenosse, Jugendfreund, Weggefährte und Schüler des Philosophen Sokrates.
Der Geschichtsschreiber Xenophon berichtet, dass Chairephon den Unterricht des Sokrates wegen der moralischen Wegweisungen besucht hat, die aus diesem zu beziehen waren und welche er auch fleißig befolgte. Er scheint wirtschaftlich so weit unabhängig gewesen zu sein, dass er sich seinen geistigen Interessen hingeben konnte. Neben den Vorträgen des Sokrates hörte er auch den Redner Gorgias, mit dem er – wie der Philosoph und Sokrates-Schüler Platon (Dialog Gorgias, p. 447b) berichtet – befreundet war. Aus den zahlreichen Stellen, an denen Chairephon bei Xenophon und Platon erwähnt wird, lässt sich schließen, dass er ein Mann mit einer stark ausgeprägten Emotionalität gewesen sein muss, der sich leicht erregte und alle Dinge, die ihn interessierten mit großer Energie anpackte. Sokrates bezeichnet ihn als einen „edelmütigen und ehrliebenden“ Mann.
Mit seinem Bruder Chairekrates scheint er eine Zeit lang wegen finanzieller Fragen, verbunden mit einem Temperamentsunterschied, in Streit geraten zu sein, so dass Sokrates – wie uns Xenophon in seinen Erinnerungen an Sokrates (Memorabilia) berichtet – sich aufgerufen fühlte, zwischen den beiden Brüdern zu vermitteln, um eine Versöhnung zu erreichen. Aus Xenophons Darstellung dieses Streits geht hervor, dass Chairekrates sich gegenüber Chairephon zurückgesetzt und zugleich von diesem schlecht behandelt fühlte. Sokrates bemüht sich darum, Chairekrates den Wert menschlicher Beziehungen und den relativen Unwert materieller Dinge zu verdeutlichen.
Als sich Chairephon in Delphi aufhielt, fragte er kühn das Orakel, ob wohl jemand weiser wäre als sein Freund Sokrates, was von der Pythia abgestritten wurde.
Die Stücke des Komödienschreibers Aristophanes enthalten Anspielungen auf Chairephons körperliche Schwäche und seine blässliche Gesichtsfarbe, wobei angedeutet wird, dass er seine Gesundheit durch übermäßiges Studieren geschädigt hätte. In den 423 v. Chr. uraufgeführten Wolken wird er als „blasser windiger Barfüßer“ mit einem Aussehen wie „ein lebendiger Leichnam“ bezeichnet und in den Vögeln (uraufgeführt 414 v. Chr.) – auch nicht schmeichelhaft – mit einer Fledermaus verglichen.
Chairephon engagierte sich in der athenischen Politik auf seiten der demokratischen Bewegung und wurde von den Dreißig Tyrannen 404 v. Chr. ins Exil getrieben. Nach dem Ende der Tyrannis kehrte er 403 v. Chr. nach Athen zurück und scheint kurz danach (etwa um 402 v. Chr.) gestorben zu sein, da er beim Prozess des Sokrates im Jahr 399 v. Chr. als bereits verstorben beschrieben wird. Sein jüngerer Bruder Chairekrates lebte dagegen zum Zeitpunkt des Prozesses noch und wurde auch von Sokrates aufgefordert, für ihn den Spruch der delphischen Pythia über ihn als Zeuge zu bestätigen.
Quellen
Aristophanes: Die Wolken, Zeilen 105, 145, 157, 821, 1448; Die Vögel 1296, 1564.
Platon: Charmides (p. 153), Gorgias (pp. 447, 448), Apologie (p. 21a).
Xenophon: Erinnerungen an Sokrates (Memorabilia), Buch I. 2. § 48, II. 3.
Literatur
Joachim Dalfen (Hg.): Platon Werke, Band 6,3: Gorgias. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004. Darin: Abschnitt Chairephon, S. 138-139. ISBN 978-3-525-30422-8.
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