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Antipatros, auch Antipas genannt, (altgriechisch Ἀντίπατρος, latinisiert. Antipater; * 398 v. Chr. in Paliura, Makedonien; † 319 v. Chr.), Sohn des Iolaos, war ein makedonischer Feldherr unter Philipp von Makedonien und Alexander dem Großen. Nach dem Tod des Letzteren war er einer der wichtigsten Diadochen. Er ist der Stammvater des zweiten makedonischen Königshauses der Antipatriden.

Leben
Aufstieg

Antipatros gehörte der Altersgeneration König Philipps II. an, dem er als einer der engsten Vertrauten (Hetairoi) diente. Er wirkte beim Philokratesfrieden 346 v. Chr. als Unterhändler mit und erhielt zusammen mit Parmenion nach dem Sieg in der Schlacht bei Chaironeia 338 v. Chr. das attische Bürgerrecht verliehen. Für den König übernahm Antipatros auch, aufgrund dessen kriegsbedingter Abwesenheit, zeitweise die Regentschaft in Makedonien.

Unmittelbar nach der Ermordung Philipps 336 v. Chr. führte Antipatros in voller Rüstung den jungen Alexander in das Theater von Aigai, wo er ihn zum König ausrief. Als Alexander 334 v. Chr. zu seinem Asienfeldzug aufbrach, wurde Antipatros als Verweser für Makedonien zurückgelassen. In dieser Funktion verdrängte er die Königinmutter Olympias, die er sich damit zur Todfeindin machte. Bis 331 v. Chr. eroberte Alexander nach der Einnahme Syriens auch Ägypten. Wahrscheinlich wollte er zuerst der persischen Flotte ihre Stützpunkte entreißen, da es gleichzeitig zu Aufständen in Griechenland gekommen war, die mit persischem Geld finanziert wurden. Antipatros konnte als Alexanders Stratege diese Aufstände unterdrücken. So besiegte er die Spartaner in einer von Alexander abwertend als „Mäusekrieg“ titulierten militärischen Auseinandersetzung 330 v. Chr. bei Megalopolis, wobei der spartanische König Agis III. fiel. Darauf berief er einen Synhedrion des korinthischen Bundes ein, auf dem die weitere Hegemonie Makedoniens bekräftigt wurde. Auf eine Eroberung Spartas verzichtete Antipatros, erzwang aber die Stellung von Geiseln und eine Bußgesandtschaft zu Alexander nach Asien.

Trotz seines kriegerisch-makedonischen Charakters galt Antipatros als gebildeter Mann. In seiner Zeit als Regent stand er in Briefkontakt mit den Philosophen Aristippos dem Jüngeren und Diogenes von Sinope. Von dem attischen Redner Isokrates, den er persönlich kannte, ließ er sich in der Kunst der Rhetorik unterweisen. Freundschaftlich nah stand er Aristoteles, der ihn zum Vollstrecker seines Testaments bestimmte.

Im Jahr 324 v. Chr. bestimmte Alexander in Asien den Feldherrn Krateros zur Übernahme der Regentschaft in Makedonien, während Antipatros neu ausgehobene Truppen nach Babylon führen sollte. Bevor Krateros aber in Makedonien ankam, starb Alexander 323 v. Chr. in Babylon.
Alexanders Tod

Der Alexanderhistoriker Arrian berichtete von dem umgehenden Gerücht, dass die Abberufung des Antipatros in der Regentschaft durch andauernde Verleumdungen seitens der Olympias bei ihrem Sohn erfolgt war. Darauf habe Antipater die Ermordung Alexanders durch Gift geplant. Plutarch will sogar vernommen haben, dass Aristoteles dieses Gift eigens dem todbringenden Wasser des Styx entnommen habe, um Rache für den Tod seines Neffen Kallisthenes nehmen zu können. Allerdings berichtete Plutarch auch, dass die meisten der ihm bekannten Historiker den Mord für reine Fiktion hielten. Trotzdem bildete sich, ausgehend von der Wiedergabe solcher Gerüchte in der antiken Geschichtsschreibung, die These von einem Mordkomplott der Familie des Antipatros gegen Alexander heraus, die spätestens in der christlichen Geschichtsschreibung und der Verbreitung des Alexanderromans im Mittelalter in den allgemeinen Kanon aufgenommen wurde.[1]

Demnach habe Antipatros durch seinen Sieg bei Megalopolis gegen die Spartaner zuerst den Neid und durch die Intrigen der Olympias schließlich den Zorn Alexanders auf sich gezogen. Auf die Nachricht von seiner Ablösung durch Krateros habe Antipatros seinen Sohn Kassander mit einem Gift nach Babylon entsandt. Dort angekommen, habe dieser das Gift seinem Bruder Iolaos übergeben, der als Mundschenk des Königs diente und diesem das Gift verabreichen konnte. Zusätzlich habe Iolaos dem im Sterben liegenden Alexander eine vergiftete Feder gereicht, um ihm vorgeblich das Erbrechen zu erleichtern, was aber letztlich zum Tod geführt haben soll.[2]

Nach der christlich-orthodoxen Geschichtsschreibung sei der erzwungene Tod Alexanders just an einem 14. September im viertausendneunhundertsten Jahr nach der Erschaffung Adams eingetreten, jenem Tag, an dem die Orthodoxen auch die Kreuzerhöhung Christi feiern.[3]
Diadoche

Durch den Tod Alexanders konnte sich Antipatros wieder unbestritten als Regent Makedoniens behaupten, denn Krateros und die von ihm heimgeführten Veteranen erkannten ihn augenblicklich in diesem Amt an, um ihm gegen die revoltierenden Griechen im Lamischen Krieg beizustehen. Auch der Regent des Alexanderreichs, Perdikkas, erkannte ihn als Verwalter des europäischen Reichsteils (stratēgós tēs Eúrōpēs) an. Bis zum Jahr 322 v. Chr. konnten die Griechen wieder unterworfen werden, in Athen beendete Antipatros die Demokratie und installierte eine oligarchische Regierung unter Phokion, worauf der alte Makedonenfeind Demosthenes Selbstmord beging.

Danach verschlechterte sich Antipatros’ Verhältnis zu Perdikkas, da dieser seine Tochter als Ehefrau verstoßen hatte und sich mit Olympias zusammentat. Nachdem auch Antigonos Monophthalmos aus Asien nach Europa geflohen war, formierte Antipatros zusammen mit Krateros und Ptolemaios eine Koalition gegen den Reichsregenten, wodurch der erste Diadochenkrieg ausgelöst wurde. Antipatros und Krateros versuchten, den Krieg in Kleinasien zu gewinnen, mussten dort aber im Frühjahr 320 v. Chr. eine vernichtende Niederlage am Hellespont gegen Eumenes von Kardia hinnehmen, bei der Krateros fiel. Dennoch wurde der Krieg wenig später gewonnen, da Perdikkas am Nil gegen Ptolemaios scheiterte und anschließend von den eigenen Männern ermordet wurde. Antipatros zog daraufhin nach Asien, um eine neue Reichsordnung zu schaffen, denn Ptolemaios hatte sich der Gunst des Reichsheeres versichert und so die Erhebung von Arrhidaios und Peithon als neue Reichsregenten manipuliert. Im Juli 320 v. Chr. beendete Antipatros auf der Konferenz von Triparadeisos in Syrien diese Zustände. Bedingt durch seine Autorität als einer der ältesten Generäle wurde er von der Heeresversammlung zum neuen Reichsregenten ernannt. Die Satrapenien wurden neu besetzt und die beiden Anhänger Perdikkas’, Eumenes und Alketas, geächtet.

Bei seiner Rückkehr nach Makedonien führte Antipatros die Könige Philipp III. Arrhidaios und Alexander IV. Aigos samt deren familiärem Anhang mit sich. Zudem ließ er das Reichsheer teilen: Eine Hälfte wurde Antigonos Monophthalmos, dem Strategen von Asien, unterstellt, die andere zog mit nach Makedonien. In diesem Tross befanden sich auch mehrere Kriegselefanten, wodurch dieses Tier erstmals nach Europa gebracht wurde. Nachkommen dieser Elefanten wurden noch von Pyrrhos in dessen Krieg gegen Rom genutzt.

Antipatros starb 319 v. Chr., kurz nach seiner Ankunft in Makedonien. Zu seinem Nachfolger als Reichsregent hatte er seinen Altersfreund Polyperchon bestellt. Sein übergangener Sohn Kassander aber bestritt diese Regelung und löste damit den zweiten Diadochenkrieg aus.
Familie

Aus seiner Ehe mit einer namentlich nicht mehr bekannten Frau hatte er mehrere Kinder:

  • Kassander († 297 v. Chr.), König von Makedonien
  • Iolaos († um 318 v. Chr.)
  • Phila († 287 v. Chr.)
    • ∞ mit Balakros († um 323 v. Chr.)
    • ∞ mit Krateros († 320 v. Chr.)
    • ∞ mit Demetrios Poliorketes († 283 v. Chr.)
  • Eurydike († nach 280 v. Chr.), ∞ mit Ptolemaios I. († 283/82 v. Chr.)
  • Nikanor († 317 v. Chr. von Olympias ermordet)
  • Philippos († nach 312 v. Chr.), Vater von Antipatros II.
  • Alexarchos († ?), Gründer von Uranopolis
  • Pleistarchos († nach 295 v. Chr.)
  • Nikaia († vor 302 v. Chr.)
    • ∞ mit Perdikkas († 320 v. Chr.)
    • ∞ mit Lysimachos († 281 v. Chr.)
  • unbekannte Tochter, ∞ mit Alexander dem Lynkesten († 330 v. Chr.)

Literatur

Julius Kaerst: Antipatros 12. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,2, Stuttgart 1894, Sp. 2501–2508.
Helmut Berve: Das Alexanderreich auf prosopographischer Grundlage. Band 2: Prosopographie. C. H. Beck, München 1926 (Αντίπατρος: Nr. 94).
Alexander Demandt: Alexander der Große. Leben und Legende. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59085-6.

Weblinks

Jona Lendering: Antipater. In: Livius.org (englisch)

Anmerkung
Arrian, Anabasis 7.12.7, 7.27.1-2; Plutarch, Alexander 77; Justin, 12.13.6; Curtius Rufus, 10.10.14-19; Diodor, 17.118.1-2
Zur Beschreibung des vermeintlichen Mordes im Alexanderroman des Pseudo-Kallisthenes siehe 3.27-30

Pseudo-Kallisthenes 3.31; Orosius 3.20; Otto von Freising Chronica 2.25

Vorgänger Amt Nachfolger
Regent von Makedonien
334–319 v. Chr.
Polyperchon
Arrhidaios und Peithon Regent des Alexanderreichs
321–319 v. Chr.
Polyperchon
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