5) Arsakide, Enkel Phraates’ IV., der wohl bald nach 20 v. Chr. dem Legaten Syriens M. Titius vier Söhne und vier Enkel als Geiseln übergeben hatte, weil er vor jeder Erhebung gesichert sein wollte: Strab. XVI 748. Einer dieser Enkel war T.; die Vermutung Rawlinsons 231, 3, von den dort genannten Söhnen sei Seraspadanes oder Rhodaspes sein Vater, ist ziemlich müßig. Als nun 36 n. Chr. Tiberius dem Partherkönig Artabanos III., der immer wieder sich Armeniens zu bemächtigen suchte, in Verbindung mit einer Partei unter den parthischen Adligen einen Nebenbuhler entgegenstellen wollte, erkor er dazu aus den in Rom lebenden arsakidischen Prinzen zunächst Phraates, und da dieser in Syrien starb, den T. Der Legat Syriens L. Vitellius erhielt die Oberleitung dieses Unternehmens: Tac. ann. VI 31f. Cass. Dio LVIII 26, 2f. Petr. Patr. frg. 2 (FHG IV 184). Der parthischen Unternehmung [1441] ging ein Angriff des Ibererkönigs Pharasmanes gegen Armenien parallel (vgl. Geyer o. Bd. XV S. 2214f. Nr. 33). Als Artabanos Armenien verloren hatte (Tac. ann. VI 33ff.), griff unter den Parthern der Abfall um sich, und der König floh in den Nordosten seines Reiches. Diesen Augenblick glaubte Vitellius benutzen zu müssen und führte T. mit dem Kern seiner Legionen an den Euphrat. Jenseits des Stromes fanden sich die parthischen Großen bei T. ein, und Vitellius, der nur die römischen Waffen hatte zeigen wollen, zog sich nach Syrien zurück: Tac. ann. VI 37. T. nahm die Städte Nikephorion, Anthemusias und die übrigen griechischen Siedlungen sowie die parthischen Städte Halus und Artemita in Besitz. Besonders umschmeichelte ihn die größte Griechenstadt im Osten, Seleukeia am Tigris; sie überhäufte ihn mit Ehrungen und schmähte Artabanos. Hatte dieser Seleukeia mit Hilfe der Reichen an sich gekettet, so übergab T. die Regierung dem Volke. Dann erfolgte in Ktesiphon die Krönung mit dem königlichen Diadem nach parthischer Sitte. Statt nun sofort in das Innere des Reiches vorzustoßen, verbrachte T. seine Zeit mit der Belagerung eines Kastells, in dem sich die Kasse und die Frauen des Artabanos befanden, und gab so den Großen, die sich nicht bei der Krönung eingefunden hatten und den Haß des neuen Königs fürchteten, auch den jetzt allmächtigen Abdageses beneideten, die Möglichkeit, sich dem alten Könige wieder zuzuwenden. Man fand ihn in Hyrkanien, und durch die kluge Handlungsweise des Artabanos den Schwankenden gegenüber vergrößerte sich die Schar seiner Anhänger immer mehr, bis er gegen Seleukeia vorrücken konnte. Nach Cass. Dio LVIII 26, 3 gewann er auch die Skythen für sich. T. wußte nicht, ob er ihm entgegentreten oder den Krieg hinziehen sollte. Endlich wurde der Rat des Abdageses, sich über den Tigris zurückzuziehen und die Hilfe der Römer anzurufen, während die Völkerschaften im Rücken des Artabanos aufgeboten werden sollten, angenommen, weil er der feigen Sinnesart des T. entsprach. Der Abzug glich aber mehr einer Flucht, und seine Anhänger entwichen in ganzen Scharen, so daß T. schließlich alle der Treupflicht entband und mit wenigen Reitern nach Syrien zurückkehrte: Tac. ann. VI 41ff.
[Fritz Geyer.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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