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Taxiles einheimischer Fürst des westlichen Indien zur Alexanderzeit.

1. Name. Sein Individualname soll Mophis (Diod. XVII 86, 4), Mot(h)is (Epit. Mett. p. 104, 6, 11, 22f.) oder Omphis (Curt. VIII 12, 5. 14) gewesen sein. Als Alexander d. Gr. ihn in seiner Herrschaft beließ, nahm er nach einheimischer Sitte den Namen T. an, wie sein Vater geheißen hatte und die Bevölkerung den jeweiligen Herrscher nach der Hauptstadt Taxila zu nennen pflegte (Curt. a. O. Epit. Mett. 54; nach Diod. XVII 86, 7 gab ihm Alexander diesen Namen, was eine ungenaue Angabe ist. T. auch bei Ailian. var. hist. V 6. Taxiades bei Iul. Val. III 59, 97). Die Namen Mophis und Omphis glaubte Tod (Annals and Antiquities of Rajasthan, ed. by W. Crooke, Oxford 1920, I 110, 3. II 782, 2) als Ophis, ‚Schlange‘, eine Übersetzung des indischen Tāk, das im indischen Stadtnamen Takṣašilā enthalten sein soll, erklären zu können; die indischen Legenden bringen den Namen der Stadt mit Takṣa, einem Schlangenfürsten, in Verbindung, der aber richtig Takṣaka heißt, während der Gründer von Takṣašilā der Sohn Bharatas, Takṣa, sein soll; nebstdem werden noch andere Gründungssagen in der indischen Literatur angeführt, so daß Tods Vermutung nur richtig sein könnte, wenn man den eindringenden Griechen die Kenntnis der Sprache und die jener Schlangensage zuschreiben dürfte. Da die bei Diodor überlieferte Form, teilweise auch die sonst entstellte der Epit. Mett. eine Metathese der Anfangssilbe jener bei Curtius darstellt, muß der indische Name einen m-Laut enthalten haben; zudem sind die übrigen Städte-, Länder- und Personennamen Indiens niemals übersetzt worden, sondern haben nur griechische Umformungen erlitten; vielleicht wäre auch in der Alexander-Literatur und -Sage ein Hinweis auf die autochthone Legende zu erwarten. S. Lévi (Journal Asiatique sér. VIII, t. 15, 1890, 234f.) beruft sich auf den Gaṇapāṭha 163, 53 zu Pāṇinis [79] Grammatik IV 1, 96, aus welcher Stelle er einen Namen Āmbhi erschließen will; nicht nur, daß keineswegs aus dieser Konstruktion ein Herrschername Āmbhi hervorgeht, ist auch die versuchte lautgesetzliche Ableitung nicht über alle Zweifel erhaben. (Die Endung -phis kehrt wieder in den Fürstennamen Akuphis und Kleophis s. Berve Das Alexanderreich II nr. 36, 435; verwiesen sei noch auf den anderen Namen des Osiris, Omphis ‚der Wohltäter‘, nach Plut. de Is. et Os. 42.)

2. Sein Gebiet. Die Hauptstadt des Reiches des T. hieß bei den Griechen (τὰ) Τάξιλα (s. o. Taxila), sie war groß und fruchtbar, von Ebenen umgeben. Das Herrschaftsgebiet des T., nach Plut. Alex. 59, 1, nicht kleiner als Ägypten, mit gutem Weideland und fruchtbarem Boden ausgestattet, nach anderen (Strab. p. 698) größer als dieses, lag zwischen Indos und Hydaspes (Strab. a. O. Arrian. anab. V 3, 6. 8, 2; 2 vgl. Iul. Val. III 59 (97); Ps.-Kallisth. ed. Kroll I p. 143, 11. III 33), d. i. zwischen Indus und Jhelam. Begrenzt war es im Norden und Nordosten von dem Reiche des Abisares (Onesikr. FGrHist 134 F 16 a), dem heutigen Hazāra-Distrikt, wie die Cambridge History of India I, 1922, 349 annimmt, den Distrikten von Pūnch und Naoshera in Kašmīr entsprechend. Aus Arrian. Ind. IV 12 ergibt sich, daß das Quellgebiet des heutigen So(h)an zum Reich des Abisares gehörte, somit der Hazāra-Distrikt, im östlichen Teile kamen etwa die oben genannten Distrikte dazu. Ebenso geht das aus Strab. XV 1, 28 p. 698, heriör, wo des Abisares Reich als nördlich von Taxila gelegen erscheint; das ist das oben genannte Fragment des Onesikritos; daß das Gebiet des Abisares auch über das jenseitige Ufer des Hydaspes reichte, behaupten Curt. VIII 12, 13 und Epit Mett. 53. (Über die geographische Lage des Abisares-Reiches, das in 4 indischen Quellen Abhisāra heißt, s. M. A. Stein Rājataranginī transl. zu I 180. V 217; vgl. dessen On Alexander’s Track to the Indus, Oxford 1929, 59. 123. 158; danach erstreckte sich das Gebiet im Westen bis an das linke Indusufer, gegenüber dem oberen Swāt-Gebiet.) Die Grenze im Osten bildete das Reich des Poros, im Westen der Indos, im Süden, wo die ‚autonomen‘ Völker saßen, ist die Abgrenzung nicht bestimmbar. Als Alexander den T. in seinem Besitz beließ und ihm einiges Gebiet an den Grenzen zuwies (Arrian. anab. V 8, 2. Curt. VIII 12, 6. 14. Diod. XVII 86, 7), unterstellte er ihn dem als Satrapen eingesetzten Philippos (Arrian. anab. V 8, 3. VI 2, 3; Ind. XIX 4. Plut. Alex. 60, 8). Dessen Satrapie wurde nach Niederwerfung der Maller und Oxydraken auf deren Gebiet erweitert (Arrian. anab. VI 14, 3) und schließlich im Süden bis zum Zusammenfluß von Indos und Akesines erweitert (VI 15, 2); im Norden war dem Philippos wahrscheinlich auch noch Abisares und Arsakes unterstellt (Curt. X 1, 20. Arrian. V 29, 4f.). Die Annahme, daß Philippos auch das Westindosland nach Ermordung des Nikanor zugewiesen erhielt (Niese I 501. Julien Zur Verwaltung der Satrapien unter Alexander d. Gr. 45. Berve II nr. 780), ist nicht wahrscheinlich; es handelt sich offenbar um jenen Philippos, der bei Arrian. anab. V 20, [80] 7 zur Unterdrückung des Assakeneraufstandes entsendet wurde (s. auch Anspach I 29 n. 83. II 27 n. 200. Berve II nr. 783). Denn Philippos, der Satrap des T.-Reiches, kommt schwerlich in Betracht, da er sich am Hydaspes befindet (Arrian. anab. VI 2, 3); er soll nach dem Auftrage Alexanders im Abstand von 3 Tagen dem Heere mit seinem Satrapie-Kontingent nachfolgen, was kaum möglich wäre, wenn er nach der Schlacht am Hydaspes ins Reich der Assakener entsandt worden wäre. Nach Vereinigung mit den anderen Truppenteilen erhält er neuerlichen Befehl (Arrian. anab. VI 4, 1. 5, 5; Ind. XIX 4), bis zum Zusammenfluß von Akesines und Hydaspes zu marschieren. In der Stelle anab. VI 2, 3, wo er als Satrap τῆς ἐπέκεινα τοῦ Ἰνδοῦ ὡς ἐπὶ Βaκτρίους γῆς erscheint, hat Anspach II 27 n. 200 ὡς ἐπὶ Βaκτρίους als auf einem Mißverständnis beruhenden Einschub gestrichen, in Ind. XIX 4 heißt Philippos nur σατράπης τῆς χώρης ταύτης. Als Nikanor, wie Niese I 501 vermutete, ermordet wurde (Arrian. anab. V 20, 7), fällt dem Tyriespis und Philippos die Wiederherstellung der Ordnung zu; Tyriespis ist der Satrap der Parapamisaden (Arrian. anab. IV 22, 5), der Nachbar des Nikanor, des Satrapen der Peukelaotis; dessen Phrurarch ist Philippos. Daher ist es wahrscheinlich, daß dieser Philippos zum Nachfolger des Nikanor bestellt wurde, und nicht der Satrap des T.-Reiches. Als Philippos, der Satrap des Gebietes von Taxila bis zur Vereinigung des Akesines mit dem Indos (s. o.), ermordet wurde (Arrian. anab. VI 27, 2), wurden T. und Eudamos provisorisch mit der Satrapie betraut, wobei letzterer als militärischer Kommandant fungierte, zumal er schon unter Philippos Führer der Thraker war (Curt. X 1, 21). Das Gebiet südlich des Zusammenflusses von Indos und Akesines erhielt Peithon (Arrian. anab. VI 15, 4. 17, 1); 323 figurieren T. und Poros als ,Satrapen‘ ihrer Gebiete (Diod. XVIII 3, 2. Iustin. XIII 4, 20f.; wie in Alexanders angeblichem Testament: Iul. Val. III 59, 97. Ps.-Kallisth. III 33), das übrige Gebiet, also westlich vom Indos, scheint Peithon besessen zu haben (Iustin. a. O.; verkehrt Dexippos bei Arrian. succ. ed. Roos 1 b, 5f.), mit Ausnahme der Parapamisaden, wo Oxyartes als Satrap regierte. Diese Verhältnisse dauerten auch bei der Satrapienverteilung von Triparadeisos an (Arrian. succ. I 36. Diod. XVIII 39, 6), wo ausdrücklich Peithon als Nachbar der Parapamisaden genannt ist; aber in beiden Quellen ist T. und Poros vertauscht. Ehe Eudamos 318/7 Indien verließ, ermordete er, wie es bei Diod. XIX 14, 8 heißt, den Poros; da aber die Herrschaftsgebiete beider, des T. und Poros, verkehrt angegeben werden, und da im Reiche des Poros keine makedonischen Besatzungen sich befanden (vgl. Arrian. anab. V 24, 8), ist es wahrscheinlicher, daß Eudamos seinen einheimischen Mitherrscher, den T., ermordete, bevor er sich auf den westlichen Kriegsschauplatz begab, zumal in dessen Reich makedonische Besatzungen stationiert waren, die den griechischen Besitzstand bei der folgenden Verwirrung aufrecht zu erhalten befähigt gewesen wären (Arrian. anab. V 8, 3; vgl. Curt. X 1, 21). Nicht nur, daß der Zweck einer Ermordung des Poros, abgesehen von der Schwierigkeit [81] eines Meuchelmordes im fremden Machtbereich, nicht klar wäre, läßt sich noch auf die große Zahl der Elefanten, 120 Tiere nach Diod. XIX 14, 8, verweisen; und die Elefanten im Reiche des T. standen in gutem Rufe (s. u.. vgl. auch Stein Archiv Orientální I 1929, 366). T. besaß also sein eigenes Gebiet, seit 326 vergrößert, seit 325 bis zum Zusammenfluß des Indos mit dem Akesines, bis zum Abgang des Eudamos aber nie allein, sondern unter makedonischer Satrapen- bzw. Militärkontrolle, während Poros so gut wie unabhängig war.

3. Geschichte. Im J. 329, als Alexander in Sogdiana war, kam angeblich eine Gesandtschaft von T., der nach seinem kurz vorher verstorbenen Vater die Herrschaft übernommen hatte, durch die er dem siegreichen Makedonen seine Bereitschaft zur Heeresfolge gegen die Widerstand leistenden Inder anbot (falsch Niese I 127) und ihm schon damals seine Herrschaft zu übergeben willens war (Diod. XVII 86, 4); nach Curt. VIII 12, 4f. und Epit. Mett. 49 hätte er, nach der Freundschaft des von ihm bewunderten Alexander begehrend, schon seinem Vater zur Unterwerfung unter Alexander geraten. Sobald Alexander von Nikaia im Parapamisadenlande gegen den Kophen (Kābul) vorrückte, entbot er dem T. wie anderen Fürsten des Indosgebietes (z. B. Sangaios), also ohne einen Unterschied zwischen T. und den übrigen zu machen (vorhergehende Verhandlungen nimmt Droysen I 99, 1 an) durch Herolde, ihm mit Hilfsmitteln, wie sie den Verhältnissen eines jeden entsprachen, entgegenzukommen; die einheimischen Fürsten erschienen mit reichen Geschenken und versprachen 25 Elefanten, die sie mit sich geführt hatten, gleichfalls als Geschenk und wohl eine Art Tribut zu übergeben (Arrian. IV 22, 6. Curt. VIII 10, 1). Dem nach der Peukelaotis entsandten Heeresteil unter Führung des Hephaistion und Perdikkas, dessen Aufgabe es war, das Land am Wege vom Kophen bis zum Indos mit Waffengewalt zu erobern oder durch Verhandlungen zur Kapitulation zu bringen, sowie die Vorbereitungen zum Übergang über den Indos zu treffen, wurde auch T. mit den übrigen Fürsten beigegeben; ihre Funktion erschöpfte sich nicht nur in der als landeskundige Berater (Curt. VIII 10, 2), vielmehr wird man in ihnen eine Art Geiseln zu sehen haben (Arrian. anab. IV 22, 7. Itin. Alex. 104). Als sie schon am Indos anlangten, empörte sich Astis, der indische ,Hyparch‘ der Peukelaotis, der Fürst des Stammes der Astakenoi (Arrian. Ind. I 1; s. o. Bd. II S. 1773f.); er hatte den Sangaios vertrieben, der sich zu T. geflüchtet hatte und mit ihm wahrscheinlich Alexander an den Kophen entgegengezogen war. Orobatis, die Feste des Astis, wird nach 30tägiger Belagerung erobert, er selbst getötet, Sangaios, als Dank für seine Alexander gegenüber an den Tag gelegte Treue, zum Fürsten eingesetzt, muß aber eine makedonische Besatzung aufnehmen (Arrian. anab. IV 22, 7f. 28, 5). Nach siegreicher Durchdringung des nördlich vom Kābul gelegenen Gebietes kam Alexander an den Indos und fand die von Hephaistion und Perdikkas vorbereitete Brücke vor, ferner kleinere Fahrzeuge, darunter 2 Triakonteren; von T., der unterdes in sein [82] Reich zurückgekehrt sein mußte, da er dem Hephaistion Proviant zuschickte (Curt. VIII 12, 6. 15), kamen Gesandte mit Geschenken von 200 Talenten Silber, sie brachten ferner 3000 Rinder zu Opferzwecken, über 10 000 Stück Vieh als Schlachttiere, 30 Elefanten zu Kriegszwecken; endlich sandte T. eine Hilfstruppe von 700 Reitern und bot seine Stadt Taxila zur Übergabe an (Arrian. V 3, 5f.). Wahrscheinlich ist dies die einzige historisch zu wertende Gesandtschaft des T., während jene in Sogdiana eine Dublette darstellt, die das unterwürfige Verhalten des T., ein angenehmes Pendant zum starren Poros, vorwegnehmen soll; denn die Entfernung und Schwierigkeit des Weges und die wiederholte Anbietung der Herrschaft bzw. der Stadt, kennzeichnen die erste Gesandtschaft ebenso als Erfindung, wie die in nichts bevorzugte Behandlung des T. vor den anderen einheimischen Fürsten durch Alexander. Seine Person und seine Begegnung mit Alexander ist der romanhaften Ausschmückung ein willkommener Gegenstand geworden, in höherem Grade ist es bei Poros der Fall. Nach Überschreitung des Indos kam Alexander nach der Hauptstadt des T., Taxila (Arrian. anab. V 8, 2f. Diod. XVII 86, 5f. Curt. VIII 12, 7-12. Epit. Mett. 51f.). Als die Makedonen noch 40 Stadien von der Stadt entfernt waren, zieht ihnen T. mit seiner Heeresmacht und den Kriegselefanten entgegen; Alexander glaubt, T. habe seine Gesinnung geändert, stellt die Infanterie und Kavallerie in Schlachtordnung auf und läßt das Zeichen zum Angriff geben. Da bemerkt T. das Mißverständnis, reitet allein, nach Diodor mit wenigen Begleitern, auf den ihm nun gleichfalls allein entgegenkommenden Alexander zu und bietet sich und sein Heer dem Oberherrn an. Mittels eines Dolmetschers findet die Unterredung statt, dessen stoisch-kynisch beeinflußter Inhalt aus Strab. XV 1, 65, besonders aus Plut. Alex. 59, 1f.; apophth. 24, hervorgeht; vgl. auch Curt. VIII 12, 12. Erst hier übergibt T. dem Alexander 56 (nach Epit. Mett.: 58) Elefanten, 3000 Stiere, prächtiges Vieh und 600 Talente (Curt. VIII 12, 11. Epit. Mett. 52). Alexander wird in der Stadt freundlich aufgenommen, was angeblich auch die dort von den Griechen zum erstenmal beobachteten Büßer dem T. geraten haben (Onesikr. FGrHist 134 F 17 a); über deren Sitten und Lehren haben besonders Onesikritos und Aristobulos berichtet (s. FGrHist 134 F 17. 139 F 41f.). Drei Tage bewirtete T. den Alexander und die φίλοι, denen er am vierten Tage goldene Kränze verlieh und 80 Talente gemünzten Silbers schenkte; er verschwieg auch nicht, was er an Proviantierung des Hephaistion geleistet hatte. Alexander, der in Taxila nach seiner Gepflogenheit Opfer darbrachte, gymnische und hippische Wettkämpfe veranstaltete (Arrian. anab. V 8, 3), zeigte sich nicht weniger freigebig; aus der Beute gab er dem T. 1000 Talente, goldene und silberne Tafelgeräte, persische Kleider und 30 auserlesene Pferde aus seinem eigenen Marstall, mit den königlichen Abzeichen versehen. Diese Verschwendung, die als diplomatisches Gegengewicht gegen die von den Orientalen entfaltete Pracht und als politisches Mittel zur Kennzeichnung der Freundschaft (so richtig [83] auch Anspach I 36 n. 108; vgl. Plut. Alex. 59, 3) zu verstehen ist, rief, trotz der Beschenkung durch T., die Erbitterung der Hetairoi hervor. Deren Sprecher war Meleagros, ähnlich wie Kleitos, wohl vom Weingenuß dazu ermutigt: Alexander habe vor Überschreitung des Indos scheinbar keinen solcher Geschenke Würdigen gefunden; in weiser Mäßigung, eingedenk der Kleitos-Episode, habe Alexander geantwortet, daß neidische Menschen sich selbst zur Qual seien (Curt. VIII 12, 15-18. Plut. Alex. 59, 3. Strab. XV 1, 28 p. 698). Am 5. Tage (Curt. VIII 13, 1. Epit. Mett. 55) kamen die Gesandten des Abisares, und zwar sein Bruder mit den angesehensten Männern des Landes, ferner Abgesandte des Doxares, eines Nomarchen, die Geschenke überreichten; erstere überbrachten die Versicherung der Unterwerfung, wie sie Alexander gefordert hatte (vgl. Arrian. anab. IV 27, 7. 30, 7. V 20, 5). Nun nimmt Alexander auch eine Regelung der Verwaltung in der Weise vor, daß er den Philippos, Sohn des Machatas, als Satrapen des Landes östlich vom Indos bis zum Hydaspes einsetzt, unter dessen militärischem Kommando T. im Besitz seines vergrößerten Gebietes bleibt; eine Besatzung wird in Taxila stationiert und die Kranken werden zurückgelassen (Arrian. anab. V 8, 3). Die Nachricht (Diod. XVII 86, 7. Curt. VIII 12, 14. Epit. Mett. 52. 54. Arrian bringt sie bezeiclmenderweise nicht), daß Alexander dem bisher mit seinem Individualnamen genannten Herrscher die Annahme des erblichen Namens T. gestattete, ist unsinnig und wohl nur so zu verstehen, daß ihn Alexander als Herrscher anerkannte. Vor seinem Aufbruch fertigte Alexander durch Kleochares eine Gesandtschaft an Poros ab (Curt. VIII 12, 2. Epit. Mett. 55; nach dieser Quelle wird angeblich auch Nikokles mit dem Bruder des Abisares abgeschickt) mit der Aufforderung, Tribut zu leisten und ihn an den Grenzen seines Gebietes, also am linken Ufer des Hydaspes, zu erwarten. Mit Poros war T. ebenso wie mit Abisares verfeindet (Arrian. anab. V 18, 7. Curt. IX 3, 22. Epit. Mett. 53). An dem sich entwickelnden Kampfe mit Poros nimmt T. an der Seite Alexanders teil; es ist wahrscheinlich, daß sich Alexander die Kenntnisse des T. über die Stärke des Feindes schon vor der Schlacht zunutze gemacht hat. (Die Zahlenangaben der Epit. Mett. 54, angeblich auf des T. Information beruhend, 85 Elefanten, 300 Streitwagen, 30 000 Mann zu Fuß, ebenso bei Curt. VIII 13, 6, aber ohne sich auf T. zu berufen, sind bezüglich der Elefanten durch Arrian. anab. V 15, 4. Diod. XVII 87, 2 als zu gering erwiesen.) T. wurde nach Curt. VIII 13, 5 mit der Führung der 30 Elefanten betraut, die Barsaentes, der zu den Indern geflohen und mit Samaxus dem Alexander ausgeliefert worden war, mitgebracht hatte; die Angabe Droysens I 2, 126, daß Alexander die Elefanten zurückgelassen habe, weil seine Pferde durch ihren Anblick scheuten, findet in den Quellen keine Stütze. Sie blieben wahrscheinlich mit T. und den anderen indischen Fürsten, die sich ihm bisher unterworfen hatten, mit dem Kontingent der 5000 Inder, das die Fürsten beigestellt hatten, bei der Reiterei unter der Führung des Krateros am rechten [84] Hydaspesufer zurück (Arrian. anab. V 8, 5. 11, 3f. Als Inder war T. um so eher zur Führung der Elefanten berufen, als sein Land, nach Ailian. nat. an. XIII 8, die zweitbesten Elefanten Indiens besaß). Anspach II 7 vermutet, daß Alexander den T. und dessen Bruder zur Ausführung des Übergangsmanövers mitnahm; die Verwendung des T. als Parlamentär ist jedoch auch bei seinem Zurückbleiben erklärlich, da Krateros und die anderen am rechten Hydaspesufer zurückgelassenen Führer, unter denen sich auch T. befunden haben mag, auftragsgemäß (Arrian. anab. V 11, 4) erst bei Einsetzen der Flucht des geschlagenen Feindes über den Fluß gingen (Arrian. anab. V 18, 1). Als Poros schon besiegt war, entsandte Alexander den T., nach Curt. VIII 14, 35f. dessen Bruder, zu Poros, um ihn zur Übergabe aufzufordern; durch eine geschickte Wendung seines Pferdes entging T. dem Speerangriff des erzürnten Poros (Arrian. anab. V 18, 6f.; diese Episode bildet vielleicht den Gegenstand der auf einer attischen Silber-Dekadrachme, die aus Khullum in Bukhara stammt und sich im British Museum befindet, abgebildeten Szene; s. Gardner Numism. Chron. 1887, 117. Head ebd. ser. IV vol. 8, 1906, 8f., pl. I 8; HN² 833; The Cambridge History of India I 389f., pl. I 16). Nach siegreich beendeter Schlacht und nach Abschluß des Friedens, in dem das staatsrechtliche Verhältnis in einer für Poros günstigeren Weise als für T. festgelegt wurde, zog Alexander, offenbar um gegen jede Verratsmöglichkeit im Rücken gedeckt zu sein, aber auch im Hinblick auf die bevorstehenden Kämpfe die Unterwerfung der zwei mächtigsten Fürsten des Westgangeslandes zum Ausdruck zu bringen, mit T. und Poros ins Gebiet der Glaukanikai oder Glausai (Arrian. anab. V 20, 2f.), deren Territorium nach Eroberung dem Reiche des Poros einverleibt wurde. T. wird nach Hause entlassen, nachdem er mit Poros versöhnt, nach Curt. IX 3, 22. Epit. Mett. 70 sogar verschwägert worden war (Arrian. anab. V 20, 4; die Ansetzung dieser Aussöhnung anläßlich der Rückkehr an den Akesines, wie sie Curtius und die Epit. Mett. bringen, ist deswegen abzulehnen, weil T. nicht am Akesines anwesend war und Poros, der zuletzt bei Arrian. anab. VI 2, 1 erwähnt wird, mit T. nicht mehr bei Alexander zusammentrifft). Die Entlassung des T. wird sich mit der Vorbereitung des Schiffbaues erklären lassen (wieder falsch datiert bei Curt. IX 3, 22. Epit. Mett. 70), wie auch Poros diesen Auftrag später erhalten haben dürfte, womit sich Strab. XV 1, 29 p. 698. Diod. XVII 89, 4. Epit. Mett. 63; vgl. Arrian. anab. VI 2, 4; Ind. XVIII 1. Diod. XVII 95, 3 in Verbindung bringen lassen. Denn gerade am Hydaspes zogen sich bis an den Hemodos ausgedehnte Wälder hin, die zum Schiffbau geeignete Hölzer lieferten; in diesem Wald hausten Affen, die Alexander auf dem Marsch vor der Schlacht am Hydaspes für ein feindliches Heer gehalten hatte, durch T. wurde Alexander über den Sachverhalt unterrichtet (Strab. XV 1, 29 p. 699; vgl. 37 p. 703 nach Megasthenes; ferner Diod. XVIII 90, 1-3. Ailian. nat. an. XVII 25). T. und Poros berichteten dem nach Karmanien sich bewegenden Alexander, daß der Satrap Philippos [85] von seinen Söldnern ermordet worden sei; daraufhin schickt Alexander einen Brief ab, durch den er T. und Eudamos, den Führer der Thraker, mit der provisorischen Verwaltung der erledigten Satrapie des Philippos betraut und ihnen die Einsetzung des Sohnes des Abisares, der 325 gestorben sein muß (seine Krankheit war also echt: Arrian. anab. V 29, 4) auftrug (Arrian. anab. VI 27, 2. Curt. X 1, 20f.). Eudamos wurde, entsprechend dem Regierungssystem der von Alexander eingerichteten Satrapien, zum Militärkommandanten ernannt, während der einheimische T. die administrative Regierung behielt. Über die Ausdehnung des Reiches und die vermutete Ermordung des T. durch Eudamos s. o.

4. Zeittafel. T. muß gegen 329/28 zur Regierung gelangt sein; Sommer 327 kommt er auf Aufforderung Alexanders mit anderen Fürsten des Indosgebietes an den Kophen; bald darauf beteiligt er sich am Brückenbau über den Indos. Nach der Winterrast 327/26 überschreitet Alexander Frühjahr 326 den Indos und kommt nach Taxila (Aristob. FGrHist 139 F 35 bei Strab. XV 1, 17 p. 691); hier beginnt es zum erstenmal zu regnen: ,starke Winterregen von Januar bis März sind für diesen [Rāwalpindi-] Distrikt charakteristisch‘ (Imperial Gazetteer of India, Punjab II 160f.). Die Schlacht am Hydaspes fand im Monat Munychion statt (Arrian. anab. V 19, 3), also Ende April 326, so daß Alexander im Anfang des Monats in Taxila geweilt hat. Dann begleitete T. das makedonische Heer noch einige Zeit, nach Niederwerfung der Glausen, etwa Juni 326 wurde er in seine Heimat entlassen; von einer nochmaligen Zusammenkunft mit Alexander sprechen die Quellen nicht, gegen Ende 318 oder Anfang 317 dürfte T. von Eudamos ermordet worden sein.

Literatur. Zusammenfassend: Berve Das Alexanderreich II nr. 739. Smith The Early History of India⁴, Oxford 1924, 63ff. und über den Ort und das Datum der Schlacht am Hydaspes in den Beilage D und E, 82ff.; The Cambridge History of India I, 345ff. Louis de la Vallée-Poussin L’Inde aux temps des Mauryas, Paris 1930, 25ff.
[O. Stein.]

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