2) Ort im Gebiete der Nemetes, heute Rheinzabern (Pfalz), Tab. Peut. und Itin. Ant. 355 Tabernis, nördlich von Saletio (Selz) und südlich von Noviomagus (Speier); Amm. Marc. XVI 2, 12 [1874] setzt Tabernas bei der Aufzählung der 356 im Besitz der Alamannen befindlichen Gebiete versehentlich südlich von Selz an. Nach Not. dign. Oc. XLI 16 ist Tabernis Sitz eines praefectus militum Menapiorum; vgl. dazu E. Stein 18. Ber. d. Röm.-Germ. Komm. 1928 (1929) 106f.
Der Ort gelangte durch die von Ritterling Röm.-Germ. Korr.Bl. IV (1911) 37ff. (vgl. auch CIL XIII 6 p. VII) behandelten Legionsziegeleien aus der Zeit von Claudius und Nero (Legio IV Macedonica, Legio XXII Primigenia) bis Vespasian (Legio I Adiutrix, Legio XIV Gemina; vorübergehend Legio VII Gemina) zu Bedeutung. Im Zusammenhang mit dem Chattenkrieg Domitians von 83 wurden die Ziegeleien der obergermanischen Legionen nach Nied-Höchst a. M. vorverlegt. Die Vorschiebung der Grenze veranlaßte das Nachrücken der Sigillataindustrie, welche in Rheinzabern durch Töpfer aus Heiligenberg und Ittenweiler um 120 n. Chr. begründet wurde (Forrer) und dank ihrer günstigen Lage zum Absatzgebiet östlich des Rheins die Konkurrenz überflügelte (Vgl. u. Art. Terra Sigillata). Nach dem Verlust des Limes zog sich das Töpfergewerbe von der gefährdeten Rheingrenze in die geschützten Argonnen zurück; dafür ziegelten hier nunmehr Truppen des Grenzheeres (darunter auch die obenerwähnten Menapier), wie Funde von Ziegeln mit Stempeln der valentinianischen Zeit annehmen lassen. Ziegelöfen der Spätzeit sind noch nicht festgestellt, dagegen solche der Frühzeit und Töpferöfen.
Kultbauten sind nur durch Inschriften (CIL XIII 6081-6088) und Skulpturen (Espérandieu Rec. 5893-5895. 5897-5899. 5901-5903. 5909. 5910) bezeugt, von Wohnbauten nur spärliche Reste (Sprater I 106ff.), eine spätrömische Befestigung ist bisher nicht nachgewiesen. Mehrere Grabfelder sind untersucht und auch andere zahlreiche Funde gemacht worden, unter denen die Münzen bis Honorius reichen. Ein großes Bronzedepot (Sprater I 84. 89ff.) ist während der germanischen Einfälle des 3. Jhdts. versteckt worden, welche die Blütezeit des Ortes abschlossen. Die Siedlung hat, wie der Name beweist, die Zeit der Römerherrschaft überdauert, aber im frühen Mittelalter keine besondere Bedeutung besessen.
Literatur. Friedr. Sprater Die Pfalz unter den Römern, 2 Teile, Speier 1929/30. – Zur Sigillataindustrie: Dragendorff Bonn. Jahrb. XCVI/XCVII (1895) 103ff. Wilh. Ludovici Kataloge I–V meiner Ausgrabungen in Rheinzabern. München 1904-1927. Rob. Forrer Die römischen Terrasigillata-Töpfereien von Heiligenberg-Dinsheim und Ittenweiler im Elsaß, Stuttgart 1911. Günther Reubel Römische Töpfer in Rheinzabern, Speier 1912.
[Zeiss.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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