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Senona (Holder Altcelt. Sprachsch. II 1484f.) und ähnliche Ortsnamen sind keltischen Ursprungs und verwandt mit dem Namen der in Italien um Sena Gallica und in Gallien in der nach ihnen noch heute benannten Landschaft Sénonais = Senone(n)se, um Agedincum-Sens, seßhaften Senŏnes (Gröhler Urspr. u. Bedeut. d. franz. Ortsn. I 82).

Senon(...) findet sich als Heimatangabe in einem Verzeichnis von Cohortes praetoriae zu Rom, J. 143 n. Chr., CIL VI 23796b[1] (5, 20): ... Successus Senon.; vgl. Mommsen Herm. XIX 24.

Senona heißt eine Curtis (Gehöft) in einer merowingischen Urkunde um J. 705 n. Chr., Pertz Diplom. nr. 74 (p. 65, 44), heute Senonnes im Départ. Mayenne, Arrond. Château-Gontiers, nordwestlich von Angers, also im ehemaligen Gebiet der Andecavi (Anjou). Die von Holder und Gröhler auf diesen Ort bezogene merowingische Münze mit Angabe der Prägestätte Senonas, Prou Monn. mérov. Bibl. nat. nr. 529 = Belfort Monn. mérov. nr. 4054 ist wohl vielmehr in Senones = Sens geschlagen [zum Accusativus -as vgl. die Beischriften merowingischer Münzen Santonas oder Sanctonas = Saintes, Lingonas = Langres, Carnotas = Chartres, Betoregas (= Biturigas) = Bourges und o. Bd. I A S. 2291], wenn auch die Beischriften der merowingischen Geldstücke von Sens sonst anders lauten (Holder II 1498). Der heutige Ortsname Senonnes geht allerdings auf einen Pluralis zurück, vgl. Savonnières - Saponarias - Saponaria, ebenso der Name der Stadt Senones [Andree Handatlas6 90 FG 4] in den Vogesen, nördlich von St. Dié (als Senonae im J. 661 n. Chr. urkundlich bezeugt, Gröhler 82).

In einer abschriftlich erhaltenen Urkunde Karls d. Gr. vom Dez. 774, Mon. Germ. Dipl. Karolin. I p. 126 (Urkunde nr. 87) steht: inde ad Longum Lucum et Senone valle (so) super Nivigellam, d. i. Senantes (bei Saint-Martin-de-Nigelles) im französischen Départ. Eure-et-Loir, Arrond. Dreux. [In Itin. Hieros. (J. 333 n. Chr.) heißt der erste Rastort an dem von Burdigala-Bordeaux ausgehenden Reiseweg in der Hs. von Verona, nach Tobler Itin. et descr. Terr. Sanct. I p. 3: mutatio Serione, wie Tab. Peut. und in gleichwertiger Schreibung Sirione Itin. Ant. nebst Pariser Hs. des Itin. Hieros. bieten, s. Corpus Script. Eccles. Lat. XXXVIIII p. 3 und den Art. Serio].

Von sonstigen gleichlautenden Ortsnamen sei noch Senon, nördlich von Etain im französischen Départ. Meuse genannt [Andree6 90 E 3], eine alte Siedelung und Kreuzungspunkt vorrömischer Verkehrswege, römischer Kunststraßen, wo bereits früher viele Reste und Fundstücke aus römischer Zeit zutage gekommen sind (Liénard Archéologie de la Meuse, bes. III 59–65 mit Tafelabbildungen III Pl. III 2f. VIII. IX 3–6. XI 4. XIX 5. XXIII 1. 5. XXIV 6. Espérandieu Recueil VI p. 67ff.) und wo im J. 1917 unter sachkundiger Leitung von Drexel im Auftrage des zuständigen Armeeoberkommandos von deutschen Kriegern Ausgrabungen durchgeführt wurden, welchen französische Granaten ein Ende setzten (Reiners Eine Römersiedlung vor Verdun, herausgegeben im Auftrag des O.A.K. 5, 1918, mit 17 Tafeln). Von den älteren Funden (Liénard III 61f.) [1473] seien genannt die folgenden Steinbilder: dreiköpfiger (?) Gott mit Hahn (Lienard Pl. VIII 3. Esperandieu nr. 4640), reitende Epona (Lienard VIII 2. Espérandieu nr. 4636), sog. Gigantenreiter (Lienard VIII 4. Esperandieu nr. 4639), Diana (Lienard VIII 1. Esperandieu nr. 4641), Kopf des Iuppiter? (Lienard XI 4. Esperandieu nr. 4644), mythologische Darstellung von einem Fries (Liénard IX 3–4. Espérandieu nr. 4635). Die Ausgrabungen im J. 1917 legten außer Grundmauern eines öffentlichen Baues (,Rathaus‘) und außer einer Badeanlage (a. a. O. Abb. 3 S. 19), welche bereits im J. 1850 aufgedeckt war (Lienard Text III 60), ein Kastell frei, eine militärische Anlage von 50✕50 m, abseits von der alten bürgerlichen Siedelung, auf einer Bodenerhebung gelegen (nach Liénard ,Le Bourge‘ benannt). Dieses Kastell gehört jedoch erst der spätrömischen Zeit (2. Hälfte 3. Jhdts.) an, gleich den Kastellen von Kreuznach und Alzei, s. den Art. Kreuznach. Diese Kastelle dienten der Sicherung der Straßen, ebenso wie die (davon zu unterscheidenden) Ortsbefestigungen der Spätzeit, und wie bei letzteren, so waren auch hier insbesondere Blöcke und Bruchstücke von abgebrochenen Grabdenkmälern in der Grundmauer verbaut. Das Bildwerk der in S. gefundenen Bauteile von Grabmälern ist verwandt den gleichartigen Funden in Metz, zu Arlon, zu Neumagen und anderswo; es sind, teilweise in vorzüglicher Ausführung, Bildnisse der Verstorbenen, Darstellungen aus dem Leben, auch ein Satyr mit Traube als Seitenbild eines Grabmals. Einmal ist der Name eines Verstorbenen genannt: [? ..et] | Caraddounus | Sanua[ci] fili(i): sowohl der Name des Vaters wie der des Sohnes sind keltischen Ursprungs (Holder Altcelt. Sprachsch. I 765. 771. 773. II 1356. III 1090. 1096f.), und Caraddounus, -a = Caras(s)ounus, -a = Carathounus, -a sind gerade im Lande der Mediomatriker, zu welchem S. gehört hatte, besonders beliebte Namen (Lothr. Jahrb. XV 1903, 425 [Metz und Umgebung]; Tres Tabernae-Zabern: CIL XIII 11653.[2] 11656). Auch ein Grabhausblock ohne Bildschmuck und ohne Inschrift befindet sich unter den Fundstücken, ebenso eine geschuppte Säule (wohl Bestandteil einer ,Juppitergigantensäule‘). Abseits vom Kastell, bei Resten der bürgerlichen Siedelung, wurde ein kleiner Denkstein mit dem verstümmelten Bild des Schmiedegottes Vulcanus gefunden. Die den deutschen Ausgrabungen zu S. verdankten Steindenkmäler wurden von der obersten Heeresleitung dem Museum zu Metz überwiesen; die von uns vorbereitete Zusammensetzung der teilweise sehr zerstückelten Bildwerke ist infolge der mir widerfahrenen sinn- und rechtswidrigen vorzeitigen, gewalttätigen Vertreibung von meiner Arbeitsstätte (Nov. 1918) verhindert worden. – Von den vielen alten Münzen, welche auf dem Bann von Senon und von Amel, dem nächsten Dorf in südlicher Richtung, insbesondere im Raume zwischen beiden Orten, gefunden sind, zählt Lienard III 64 die im Museum zu Verdun gesammelten Stücke auf, nämlich wenige keltische, ein römisches Geldstück der Zeit der Republik und eine größere Zahl Kaisermünzen von Augustus bis Valentinianus II. († 392 n. Chr.). – Der römische Vicus zu Senon lag im Bereich der Civitas Mediomatricorum [1474] (um Metz), wurde aber nach Abtrennung der Civitas Verodunensium (um Verdun) im J. 297 n. Chr. wohl der letzteren zugeteilt. – Der Name Senon geht, gleich anderen Ortsnamen mit derselben Endung, zurück auf Seno (Senon-) oder auf Senonum, Senonnum.

Schließlich wird Senona auch angenommen als alter Name der Selune, eines Küstenflusses, der südlich von Avranches im Départ. Manche, an der Südwestecke der Halbinsel der Normandie mündet, indem in der ungenauen Angabe des Ptolem. II 8, 8: μέχρι τοῦ Σηκοάνα ποταμοῦ Ἀβρινκάτουοι καὶ πόλις Ἴνγενα mit Valesius Not. Gall. 1 (Abrincatui) statt der Sequana - Seine die Selune eingesetzt wird durch die Änderung Σηνοάνα oder Σηνόνα (Gtv. von Σηνόνας = Senona; zur Verwandlung n-l vgl. Diez Gramm. d. roman. Spr.5 179 = I3 217f.); doch findet sich übrigens ein ähnlicher Irrtum bei Ammian. XV 11, 3: Matrona (Marne) ... et Sequana (Seine) prope castra Constantia (Coutances) funduntur in mare (vgl. Valesius a. a. O. 518 Col. I). Desjardins Géogr. de la Gaule rom. I 329f., 4 verteidigt die Überlieferung des Ptolemaios (μέχρι = en deça, diesseits der Seine); ders. I 330 führt eine Stelle an aus Guillaume le Breton (Guillelmus Britonus † 1356 n. Chr.): Abrincas (Avranches) colle sitas inter Sevam Senunamque supino (d. h. am Zusammenfluß von Sée und Sélune, Andree6. 7 100 E 4).
[Keune.]
Anmerkungen (Wikisource)
Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 23796.
Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 11653.

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